One night changed us von Carameldream (NaLu) ================================================================================ Kapitel 2: Chapter 2 -------------------- Ein unangenehmes Schweigen erfüllte den Raum. Lucy und Loke saßen auf dem Sofa seines Wohnzimmers. Er wohnte alleine in seinem Apartment, das hatte er alles von seinen Eltern vererbt bekommen, denn diese waren bereits vor fünf Jahren verstorben. Seine Tante, Karen Lilica, hatte sich aus dem Staub gemacht, sobald er 18 geworden war, denn sie hatte nicht mehr auf einen „Bengel“ aufpassen wollen. Doch hatte sie sich dazu verpflichtet gesehen, da sie im Ausland gewesen war, als ihre geliebte Schwester, die Mutter Lokes, in einem Autounfall ums Leben gekommen war. Mehr als ihm die Wohnung zu bezahlen, tat sie aber auch nicht. Kontakt hatte er zu ihr nicht, aber er beschwerte sich auch nicht. Ihre Augen richteten sich auf die seine. Sie hatte schon immer die dunkelblaue Farbe darin bewundert, die sie an die Tiefe der Meere stets erinnert hatte und ihr Herz höher schlagen gelassen hatte. Doch nun fühlte sie nicht mehr dieses Glück. Stattdessen schien diese Tiefe nun unergründbar und nicht mehr faszinierend. Sie zogen sie hinein. Ins Verderben. Und sie erinnerten sie an ihr eigenes Verbrechen, von welchem er wahrscheinlich nicht einmal ahnte. Warum sollte auch ausgerechnet sie ihn betrügen? „Loke, es ist so…ich kann mich kaum an etwas erinnern, was gestern vorgefallen ist“, fing die Blondine an und versuchte seinem Blick Stand zu halten. Sie musste die Wahrheit erfahren, egal, wie unerträglich sie auch sein mochte. „Ich verstehe nicht, warum wir so auseinander gegangen sind.“ Mit einem Mal wirkte er schuldbewusst. Wahrscheinlich hatte er nicht erwartet, dass sie deswegen hergekommen war. Vielleicht hatte er erwartet, dass sie ihn anschreien würde. War er deshalb nicht an sein Handy gegangen? So wirkte es zu mindestens. Aber warum sollte sie das denn? „Ich wiederhole mich so ungern, Lucy, es tut mir wirklich leid, dir das ein weiteres Mal erzählen zu müssen…“ Er bereute es tatsächlich. Sie kannte ihn doch, deshalb wusste sie auch, worauf sie zu achten hatte. Seine Augen zeigten eindeutig Anzeichen von Reue. Und dann erzählte er ihr, dass er sie einige Male betrogen hatte. Es war einfach passiert, er war in sein altes Verhaltensmuster verfallen und war da nicht mehr heraus gekommen. Er hatte einsehen müssen, nicht bereit für etwas Festes zu sein, er konnte sich noch keinem so wirklich anvertrauen. Das alles hatte er ihr an ihrem Geburtstag gestanden, da er das schlechte Gewissen nicht mehr hatte ertragen können. Ihr kamen schon fast die Tränen, als sie das hörte. Es tat wirklich verdammt noch einmal weh. Am liebsten würde sie ihn jetzt schlagen, sie erhob auch ihre Hand und wollte zu einer Ohrfeige ausholen, als ihr eine Erinnerung durch den Kopf schoss und sie mit einem Mal schockiert wirkte. Was hatte sie denn gerade tun wollen? Sie hatte nicht das Recht, ihm etwas vorzuwerfen. Immerhin hatte sie ausgerechnet mit Natsu geschlafen. Wie konnte sie das Loke denn beibringen? Am besten gar nicht. „Also ist es vorbei…“, hauchte sie stattdessen und versuchte sich die Tränen zurückzuhalten. Es war eine schöne Zeit gewesen, dass konnte und würde sie nicht bestreiten. Sie stand auf und wollte gehen. Sie konnte an diesem Ort nicht mehr länger verweilen. Sie wollte nicht jetzt vor Loke in Tränen ausbrechen. Nicht schon wieder. War es nicht schon genug gewesen, dass sie sich wegen Natsu bereits die Augen ausgeheult hatte? Musste jetzt noch ein weiterer Kerl dafür verantwortlich gemacht werden? Ihr war nicht danach. „Du kommst aber trotzdem nächste Woche mit, oder? Ohne dich wäre es nicht dasselbe…“ Sie drehte sich zu ihm um und nickte mit einem schwachen Lächeln. Sie hatten vorgehabt alle zusammen in den Urlaub zu fahren. Das konnte sie vielleicht wirklich gut gebrauchen, wobei es nicht von Vorteil war, das der Exfreund dabei wäre, aber daran konnte sie jetzt auch nichts ändern. Was redete sie sich ein? Es würde furchtbar werden! Hastig verabschiedete sie sich noch von ihm, ehe sie in Eile die Wohnung verließ. Was sollte sie nun machen? Sie musste diesen Stress abbauen. Aber wie? Von Alkohol wollte sie gerade nichts mehr wissen, mit Rauchen wollte sie gar nicht erst anfangen, Sport trieb sie keinen. Also hatte sie nur noch eine Möglichkeit: shoppen. Und das tat sie auch bis sie nichts mehr tragen konnte. Der Fullbuster konnte sich wohl nicht entscheiden, wie er das ganze aufnehmen sollte. Die Situation, in welche der Dragneel geraten war, war alles andere als schön. Mit der besten Freundin zu schlafen, war schon eine heftige Sache, besonders war da noch zu beachten, dass sie beide noch vergeben waren, was ihn ja schon von Anfang an eigentlich verwundert hatte, denn er hatte im Gefühl gehabt, dass die beiden Beziehungen ohnehin nicht von Dauer sein würden. Beide Beziehungen hatten bisher um die zwei Jahre mehr oder weniger gehalten. Denn während Natsus Beziehung stabil gewesen war, hatte Lucy schon fast eine On-Off-Beziehung geführt. „Ich bin so richtig am Arsch…“, merkte Natsu nach einer Weile an und griff sich frustriert in sein Haar. Wieso hatte er auch in so eine Situation gelangen müssen? Das war nicht fair. So etwas hatte er nicht verdient. „Oi, beruhige dich, du Idiot. Gestern hat es doch keiner mitbekommen. Das ist doch schon einmal etwas!“, versuchte Gray ihn zu beruhigen, „es ist nicht das Ende der Welt.“ Die Situation erschien natürlich aussichtslos. Aber Natsu war doch nicht der Typ fürs Aufgeben! Wo war sein Optimismus geblieben? Es würde sich irgendwann schon legen. Dass er keine Antwort bekam, hieß wohl, dass sein Versuch gescheitert war. Natsu glaubte wohl nicht daran. „Aber du kommst doch mit?“, hakte er weiter nach vom Thema ablenkend, worauf er einen irritierten Blick zugeworfen bekam. Der Rosahaarige verstand die Frage zunächst nicht. Erst später fiel ihm ein, dass sie ja vorgehabt hatten, alle zusammen in den Urlaub zu fahren. Da konnte er schlecht absagen. Das wäre viel zu auffällig. Doch konnte er Lucy gegenüber treten? Wahrscheinlich nicht. An diesem Morgen hatte es ja bereits nicht wirklich funktioniert. Die Lust nach Urlaub mit allen anderen war ihm vergangen. Er wollte sich verkriechen und all das einfach vergessen. Jedoch war er kein feiger Hund. Er stellte sich seinen Problemen. Diese Eigenschaft von ihm war noch nie zuvor so nervig gewesen wie jetzt. „Ich komme schon mit, keine Sorge…“ Er schielte zu dem Schwarzhaarigen. Dieser würde es keinem weiter erzählen. Davon war er überzeugt. „Meinst du ich sollte es Lisanna beichten?“, fragte er noch etwas unsicher. Er war verwirrt. Gray blickte ihn ungläubig an. „Auf gar keinen Fall, Alter. Es wäre das Richtige, aber nicht das Beste für dich.“ Denn sollte sie davon erfahren, würde sie die Beziehung beenden, der Schwarzhaarige kannte die Weißhaarige immerhin. Außerdem würde es ihr das Herz brechen. Das konnte Natsu nicht wollen. Und würde er sie auch noch verlieren, dann wäre er ein Wrack. Wer dürfte es dann ausbaden? Richtig! Er, Gray Fullbuster - der beste Freund! Der Freitag kam viel zu schnell. So empfand es Natsu zu mindestens. Er hatte seit dem vergangenen Samstag nichts mehr von Lucy gehört, was ihn auch nicht weiter verwunderte. Er hatte sie immerhin auch nicht kontaktiert, dennoch fühlte er sich bereits einsamer ohne den Kontakt zu seiner besten Freundin. Das bekam auch Lisanna zu spüren. Er war aber nicht anhänglicher. Im Gegenteil, er verhielt sich ihr gegenüber abweisender und wollte ihr einfach nicht erklären, warum dem so war. Egal, wie oft sie ihn darum bat, er rückte nicht mit der Sprache raus. Wie konnte er auch? Es würde ihr das Herz brechen und das brachte er einfach nicht fertig. Nun stiegen sie aus einem Taxi. Sie hatten sich mit Gray ein Taxi bestellt, um zum Flughafen zu gelangen. Die öffentlichen Verkehrsmittel wollten sie – wenn möglich – umgehen. Lustlos zog er den seinen Koffer mit sich. Lisanna summte fröhlich neben ihm, schielte jedoch ab und zu besorgt in seine Richtung. Seinem Gesicht war deutlich abzulesen, dass er keine Lust hatte. Gray hätte sich am liebsten an die Stirn geklatscht. Das Verhalten war so auffällig! Ein Wunder war es dass die Freundin Natsus nichts ahnte! Seine dunklen Augen richteten sich nach vorne. Er machte Lucy aus, diese stand mit Gajeel und Levy bereits am Treffpunkt. Sie unterhielten sich. Er brauchte kein Genie zu sein, der Blonden war auch anzusehen, wie es ihr in Wahrheit ging. Ihr Lächeln wirkte so falsch. Sie tat ihm Leid. „Hey, Leute!“, grüßte Lisanna die Gruppe strahlend. Sie wirkte wirklich enthusiastisch im Gegensatz zum Rest. Die Blondine wandte ihren Kopf in die Richtung der Neuankömmlinge. Beim Erblicken des Rosahaarigen zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Sie setzte ein Lächeln auf, grüßte zurück und sah wieder weg. Sie konnte ihn nicht ansehen. Es tat so weh. Warum schmerzte ihr Herz so? Lag es daran, dass sie keinen mehr hatte, wem sie sich anvertrauen konnte? Loke hatte sie verloren und Natsu war auch nicht mehr da. Dabei hatte er ihr doch versprochen, immer für sie da zu sein! Verübeln konnte sie es ihm nicht. Seine Nähe würde sie jetzt auch nicht ertragen können. Wieder einmal wünschte sie sich einfach die Zeit zurück zu drehen. Wäre dann alles anders gewesen? Hätte sie ihm damals vor zwei Jahren einfach die Wahrheit sagen sollen? Nein, er hätte sie mit Sicherheit abgewiesen. Er war doch in Lisanna verliebt gewesen. Das brach ihr Herz ein weiteres Mal. „Hey, Leute!“, ertönte gleich die nächste Stimme. Es war Loke. Dieser kam wie immer charmant lächelnd auf die Gruppe zu. Er blieb bei Gray zum Stehen. Doch seine Augen richteten sich gleich auf eine Gruppe von Mädchen, auf welche er auch gleich zuging sich dabei lässig durch sein Haar fahrend und einen Anmachspruch bereits zu Recht legend. „Entschuldigt mich…ich muss kurz aufs Klo“, entschuldigte Lucy sich und verließ die Gruppe auch schon. Tatsächlich steuerte sie die nächste Damentoilette an, doch lehnte sie sich nur gegen die Wand, sie betrat diese nicht. Sie versuchte sich die Tränen zurückzuhalten. Sie durfte jetzt nicht weinen. Jetzt hatte ihr Exfreund ihr den Rest gegeben. Es war doch nicht so, als hätten sich ihre Gefühle für ihn in Luft aufgelöst! Wie konnte er ihr das nur antun? Auch wenn sie nicht mehr zusammen waren. Das gehörte sich doch nicht! Seine schwarzen Augen folgten der sich weg bewegenden Form seiner besten Freundin. Die Szene verwunderte ihn nicht sonderlich. Ihm war klar gewesen, dass Lucy ihm weiterhin aus dem Weg gehen würde. Ihm passte es nicht, dass sie so einen Gesichtsausdruck aufgesetzt gehabt hatte, als würde sie sich die Tränen zurückhalten. Er wollte sie trösten, aber er konnte nicht. Und das zerriss ihn innerlich. Also warum tröstete Loke sie nicht? Seine Augen hefteten sich auf diesen. Der verhielt sich ja schon so, als hätte er Lucy nicht gesehen. Auch hielt er sich bei einer Gruppe von Mädchen auf. Das war ja eigenartig. „Er und Lu-chan haben auf ihrem Geburtstag Schluss gemacht. Das nimmt sie wohl noch sehr mit…“, erklärte Levy ihm. Überrascht blickte Natsu zu ihr. Sie stand mit einem Mal vor ihm und lächelte wie immer freundlich. Man hatte ihm wohl die Gedanken auf dem Gesicht ablesen können. Er durfte nicht so durchschaubar sein! Die Blauhaarige trat wieder zu ihrem Freund. Natsu hingegen verengte seine Augen. Am liebste hätte er Loke eine reingehauen. Wie konnte er vor Lucys Augen mit einer Horde Mädchen flirten? Das gehörte sich doch nicht! Aber er konnte nicht. Denn er war an ihrem Zustand nicht weniger – wahrscheinlich sogar noch mehr – schuldig. Das störte ihn wirklich sehr. Weswegen sie sich wohl getrennt hatten? Doch nicht deswegen? Nein, das konnte nicht sein. Dann würde er von dem Kerl doch hasserfüllte Blicke zugeworfen bekommen. Sie hatten sich wegen etwas Anderem getrennt. Seltsamerweise erleichterte es ihn ein wenig und das steigerte letzten Endes sein schlechtes Gewissen. Allmählich kam auch Erza an. Juvia brauchte auch nicht lange. Zeitgleich kam auch Lucy wieder. Er traute sich gar nicht, in ihre Richtung zu sehen. Er befürchtete, auf ihren Blick zu treffen und er wollte nicht ihre Gefühle aus ihren Augen herauslesen können. Das würde er nicht ertragen. Dessen war Natsu sich sicher. Die blonde Heartfilia starrte in die Leere. Über ihre derzeitige Situation ließ sich sicherlich ein Bestseller schreiben. Warum sie es nicht tat? Nun, sollte sie es je veröffentlichen, würden alle ihre Freunde sofort wissen, um wen es sich handeln würde und sie wollte nicht, dass das hier ans Licht kam. Das würde sie nicht riskieren. Vielleicht würde alles ja wieder besser werden? Naiv genug war sie ja, um noch daran zu glauben. Warum konnte sie nicht so eine Beziehung wie Gajeel und Levy führen? Die Beiden wirkten meistens nicht wie ein Paar. Nur wenn man genauer hinsah, konnte man ausmachen, dass sie sich durchaus bedeutsame Blicke zuwarfen. Dieser Urlaub wäre für sie wie Flitterwochen. Man spürte die Liebe. Das konnte sie sich nicht mitansehen. Natürlich würden sie ans Meer fahren. Wohin denn auch sonst? Nachdem dem Schulabschluss wollten sie alle reichlich Sonne tanken, bevor sie die nächsten Schritte ihres Lebens antraten. Denn sie würden in verschiedene Richtungen gehen, aber daran wolle sie gerade nicht denken. Ihr fiel der besorgte Blick des Schwarzhaarigen auf. Mit Sicherheit wusste er Bescheid. Wem hätte Natsu es denn sonst erzählen sollen? Wohl kaum ihr. Sie lächelte schwach in seine Richtung. Er sollte sich nicht den Urlaub vermiesen. Damit würde sie schon alleine fertig werden. Und Natsu…er könnte sich mit Lisanna amüsieren. Ihre Beziehung lag ja nicht in Trümmern. Das musste auch nicht passieren. Sie würde es ihr nicht erzählen, sie gönnte den beiden das Glück. Außerdem liebten die Beiden sich doch. Es war nicht Lisannas Schuld, dass ihre eigenen Gefühle nun wieder hochzukommen schienen, die sie all die zwei Jahre verdrängt hatte. Es hatte eine gefühlte Ewigkeit gedauert, als sie endlich im Hotel angelangt waren und ihre Zimmer bezogen. Die Aufteilung hatte man etwas abändern müssen, da Lucy und Loke sich nicht mehr das Zimmer teilen würden. Zu ihrem Glück lagen alle Zimmer in nächster Nähe. Das war der Vorteil von recht vorzeitiger Reservierung, die Erza übernommen hatte. So würden Natsu und Lisanna sich ein Zimmer teilen. Rechts von ihnen kamen Gray und Loke unter. Ihnen gegenüber kamen Gajeel und Levy unter. Rechts von ihnen lag das Zimmer Lucys und Juvias. Das letzte Zimmer bezog Erza alleine. Doch bei ihrem vielen Mitgebrachten war das auch kein Wunder. Es war schon fast Abend. An den Strand zu gehen, um zu Baden, war somit zu spät, jedoch hieß das nicht, dass man keinen Spaziergang am Strand machen konnte. Also machte sich jeder in den jeweiligen Zimmern fertig. Sie trafen sich in der Lobby, aus welcher sie sich zusammen auf den Weg zum Strand machten. Am Strand liefen sie selbstverständlich nicht alle nebeneinander. Gajeel und Levy hielten sich ganz vorne auf. Dem Anschein nach neckte der Größere die Kleinere wieder. Das tat er ständig. Ein Stück hinter ihnen liefen Lucy, Erza und Juvia, dich sich über den neusten Klatsch und Tratsch austauschten. Loke und Gray folgten darauf. Und am Ende liefen Natsu und Lisanna Hand in Hand. „Natsu…jetzt sage mir doch endlich, was dich so beschäftigt“, schnitt die Weißhaarige an. Sie wollte endlich Klarheit. Sie musste wissen, warum der Rosahaarige nicht mehr am Lächeln war. Das tat er doch sonst immer. Insbesondere in ihrer Anwesenheit. Jedoch hatte sie ihn nicht dazu bringen können, ihr ein echtes Lächeln zu schenken. Bisher waren alle aufgesetzt gewesen. Was war nur passiert in ihrer Abwesenheit? Sie war am Tag vor der Party ihren Bruder besuchen gewesen. Dieser war mit seiner Freundin zusammengezogen und hatte dabei Hilfe gebraucht. Als sie am Dienstag wiedergekommen war, war er bereits in diesem Zustand gewesen. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass der Nachbar Natsus durchaus Bescheid wusste, doch wollte auch dieser nicht mit der Sprache herausrücken. Nun, sie wollte es ohnehin von ihm selbst erst einmal hören. „Es ist nichts. Wieso fragst du mich das immer wieder?“, hakte er nach und klang bereits genervt. Wieso verstand seine Freundin nicht, dass er ihr alles nur nicht diese Frage beantworten würde? Er musste still schweigen. Verstand sie das etwa nicht? „So sieht es aber nicht aus, Natsu! Ich kenne dich doch. Du bist schon viel zu lange mies gelaunt! Das ist untypisch für dich. Ich mache mir Sorgen um dich…“ Sie versuchte in seine schwarzen Augen zu sehen. Ihre blauen Augen trafen auch kurz auf die seinen, jedoch war in ihnen nichts zu erkennen. Sie waren so unergründlich. Warum nur? Warum verheimlichte er ihr nur so etwas Wichtiges? Sie wollte ihn doch nur aufmuntern! „Mache dir keine Sorgen. Es ist nichts Wichtiges…“, murmelte er und blickte wieder nach vorne. Seine Augen richteten sich auf das blonde Haupt seiner besten Freundin. Lisanna folgte seinem Blick. Lucy. Wahrscheinlich hatten sie Streit gehabt, aber er wollte nicht darüber reden. War es das? „Wieso entschuldigst du dich nicht bei ihr noch einmal? Sie verzeiht dir sicherlich“, meinte sie lächelnd. Es war doch immer so, dass ihr Freund es schaffte die Blondine auf die Palme zu bringen. Davon wusste sie Bescheid. Eine Entschuldigung seinerseits hatte bisher doch immer gereicht. Lange hatten ihre Streitereien nie angedauert. Das müsste der längste Streit sein, denn sie wohl hatten. „Es lässt sich nicht mit einer Entschuldigung wieder gut machen…“, hauchte er lediglich und ließ sein Kopf nach unten sinken. Lisanna zog verwundert ihre Augenbrauen zusammen. Was sollte das denn bedeuten? Was hatte er ausgefressen? Und warum wirkte er so traurig? Das brach ihr schon fast das Herz. Sie streckte ihre freie Hand nach ihm aus und legte sie auf seiner Wange ab. Vorher hatte sie ihn zum Stehen bewegt. „Natsu…ziehe nicht so ein Gesicht. Alles wird gut. Versprochen.“ Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Das hatte bisher immer seine Wirkung gezeigt. Scheinbar bewirkte es jedoch etwas Anderes. Denn mit einem Mal blickte er sie schon fast blank an. Er schüttelte seinen Kopf und fasste sich. „Du hast Recht…es wird schon…“, stimmte er ihr zu, klang dabei jedoch nicht besonders überzeugt. Darauf zog er sie auch schon weiter. Er wollte nicht mehr darüber reden. Es verwunderte ihn wirklich. Warum hatte der Kuss in nur noch in weitere Unruhe versetzt? Das ergab doch keinen Sinn! Etwas stimmte hier ganz und gar nicht! Aber was war es nur? Vielleicht sollte er später mit Gray darüber reden? Zu seinem Unwissen wurde die Szene von einem braunen Augenpaar mit einem traurigen Ausdruck in ihnen beobachtet. Sie hatten alle zu Abend gegessen. Alle hielten sich auf ihren jeweiligen Zimmern auf. Nur eine junge Frau war nicht auf ihrem Zimmer. Es war Lucy. Diese hatte sich erneut an den Strand gewagt. Dort ließ sie sich auf dem hellen Sand nieder. Sie zog ihre Beine dicht an ihren Körper und umschloss diese mit ihren Armen. Ihre Augen richteten sich gegen den Nachthimmel. So viele Sterne funkelten dort und wollten ihr Trost spenden. Der Mond war auch zu sehen. Er war schon fast voll. Sie lächelte leicht. Es war so ein schöner Anblick. Sie konnte sich nicht sattsehen an dem Nachthimmel. Und hier schienen die Sterne besonders hell zu funkeln. Ob ihre Mutter dafür verantwortlich war? Gerne würde sie daran glauben. Mit einem Mal verschwamm ihre Sicht, was sie verwunderte. Warum war denn alles so verschwommen? Erst dann spürte sie, wie etwas Warmes ihr über die Wange rollte. Überrascht hob sie ihre Hand an und wischte sich mit dieser sanft über die Wange. Sie betrachtete ihre Hand. Sie wies eine feuchte Stelle auf. Sie lachte als Reaktion auf. Das war ja mal wieder typisch. Wieso weinte sie schon wieder? Konnte sie nur noch weinen? „Aber es tut so weh…“, wisperte sie leise und ließ ihren Tränen nun freien Lauf. Es hatte so geschmerzt ihren besten Freund mit Lisanna zu sehen. Da war die Szene mit Loke am Flughafen noch gar nichts. Das tat nicht einmal halb so weh wie das, was sie empfunden hatte, als sie mitangesehen hatte, wie die Weißhaarige ihre Lippen mit denen des Rosahaarigen verbunden hatte. Damit konnte nichts mithalten. Das hatte den Scherbenhaufen, welcher jeder andere wohl als ihr Herz bezeichnen würde, einen weiteren Schlag verpasst. Wieso konnten diese Schmerzen nicht einfach aufhören? Sie wollte nicht mehr. So hatte sie sich diesen Urlaub vor einer guten Woche nicht vorgestellt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)