One night changed us von Carameldream (NaLu) ================================================================================ Kapitel 11: Chapter 11 ---------------------- Seufzend und mit einem skeptischen Gesichtsausdruck machte Lucy sich gefühlt zum hundertsten Mal die Haare. Sie wollten einfach nicht so liegen, wie es ihren Vorstellungen entsprach. Das perfekte Outfit hatte sie bereits. An ihrem Aussehen hatte sie nichts auszusetzen. Wären bloß nicht ihre Haare, die ihr recht langweilig vorkamen. Sie wollte strahlen! Aber ihre Haare wollten ihr einfach nicht den Gefallen tun. Da konnte sie machen, was sie wollte. Es frustrierte sie ungemein. Wozu der Aufwand war? Nun, Natsu hatte sich angekündigt. Nach einer langen Woche hatte er ihr eine Nachricht geschrieben, in welcher er ihr mitgeteilt hatte, dass er nun bereit wäre, ihr alles zu erklären, was auch immer es sein sollte. Da ihm bewusst war, was sie für ihn empfand, konnte es doch nicht schaden, sich für ihn hübsch zu machen. Warum ihr danach war, konnte sie sich nicht so recht beantworten. Vielleicht erhoffte sie sich etwas davon? Falls er Zweifel hätte, wären sie hiermit sicherlich schnell aus dem Weg geräumt. Das war irgendwie erbärmlich, aber sie war nahezu am Verzweifeln und vor allem immer noch hoffnungslos in ihn verliebt. „Lucy, du bist doch bescheuert…“, seufzte sie ein weiteres Mal und beschloss es einfach bei ihrem seitlichen Zopf zu belassen. Immerhin wirkte es doch recht süß kombiniert mit ihrem Sommerkleid, welches teilweise mit Rüschen verziert war. Notfalls würde sie eben ihr Dekolletee ihm besser präsentieren. Halt! Sie wollte ihn doch gar nicht verführen! Was trieb sie nur? Aber das war auch nur seine Schuld! Letzten Endes hatte sie sich doch etwas aus seinen Worten erhofft, die er an sie gerichtet hatte. Natürlich dachte sie nun daran, dass er die Sache mit Lisanna ein für alle Mal hatte klären wollen, damit ihrer Beziehung nichts mehr im Weg stand. Aber es sprach nur eine Sache gegen ihre ach so schöne Theorie: er hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er sie liebte. Vielleicht wollte er auch nur Freundschaft Plus? Wobei wenn er damit käme, würde sie ihn hochkant aus der Wohnung werfen. Das würde sie. „Ich hatte dir doch gesagt, dass ich nicht wüsste, ob ich etwas an unserer Beziehung etwas ändern wollen würde…das war gelogen…“ Konnte man diese Worte denn noch anders deuten, als diese zwei Möglichkeiten? Nun, rein theoretisch gäbe es noch eine weitere Option, aber sie ging mal optimistisch ran, weswegen sie nicht daran denken wollte, dass er die Freundschaft gar beenden wollte. Wieso sollte er auch? Sie waren stets unzertrennlich gewesen und hatten zusammen so viel durchgestanden. Das konnte man nicht einfach vergessen, ob man wollte oder nicht. Ihre derzeitige Lage würden sie irgendwann überstehen. Das Läuten der Tür brachte ihr Herz zum Rasen. Die Blondine warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, ehe sie durch die Wohnung hastete. Was auch immer er ihr sagen würde, es würde nicht nur wichtig sein, sondern auch ihre Beziehung wohl ändern, oder? Aber wie sollte sie am besten reagieren? Sie wusste es nicht. Bei der Eingangstür hielt sie inne. Konnte sie all das Geschehene einfach aus ihren Erinnerungen verbannen? Sie wollte es wirklich können, doch etwas schien sie daran zu hindern. Es war ja seine Schuld, oder? ‚Was denkst du da, Lucy? Du hast es doch alles damals einfach passieren lassen, du hättest nicht so feige sein sollen und um ihn kämpfen sollen, als du die Möglichkeit gehabt hattest. Durch dein Verhalten hast du deine Gefühle echt heruntergespielt. Du bist nicht unschuldig, suche nicht die völlige Schuld bei Natsu!‘ Mensch, ihr Gewissen konnte echt durchgreifend sein. Schließlich nahm sie ihren Mut zusammen und öffnete die Tür. Es hatte keinen Sinn über Schuld und Unschuld nachzudenken, sie wollte nicht in der Vergangenheit leben müssen. Die Zukunft stand vor ihrer Tür und wartete wahrscheinlich auf eine Chance, von ihr ergriffen zu werden. Das durfte sie sich jetzt nicht vermiesen. „Natsu…“, hauchte sie, als hätte sie ihn nicht erwartet. Da stand er tatsächlich. An ihm wirkte nichts anders. Er trug sein typisches eher weitere, dunkles Paar Hosen und ein grünes T-Shirt mit einer Aufschrift, die mit der Aufschrift „Don’t mess with me“ darauf verwies, dass man sich mit ihm lieber nicht anlegte, wenn einem das Leben etwas wert war. Dass er es nicht ihretwegen trug, war ihr durchaus bewusst. Es war ja nicht so, als achtete er sonderlich groß darauf, was er anzog. Für seine früheren Dates mit Lisanna hatte sie ihn stets hergerichtet, da ihr das Mädchen Leid getan hatte, da ihr Freund sich nicht bewusst war, dass man sich wenigstens etwas schick zu machen hatte. Heute war das auch nicht der Fall, aber da das hier kein Date sein sollte, würde die Heartfilia es ihm noch durchgehen lassen. Natürlich war sein geschuppter, weißer Schal um seinen Hals geschlungen. Diesen trug er seitdem sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Nur beim Schwimmen und Waschen trug er ihn nicht. „Lucy, kann ich reinkommen?“, fragte der Dragneel und lächelte etwas, worauf sie mit einem Nicken die Tür weiter aufmachte und ihn hereinließ. Die Tür schloss sie hinter ihm. Ihre braunen Augen richteten sich erwartungsvoll auf ihn. Selbstverständlich erwartete sie von ihm, dass er als erstes das Thema anschnitt. Sie selbst wusste wirklich nicht, was sie jetzt groß sagen konnte, ohne sonderlich aufdringlich zu wirken. Außerdem hatte er sie sprechen wollen, also war es doch irgendwie seine Aufgabe als erstes das Wort zu erheben! So sah sie es. Dennoch verspürte sie den Drang, ihm einfach nahe zu sein und ihm augenblicklich alle ihre Gedanken mitzuteilen. Sich davon abzuhalten, verlangte Einiges von ihr ab. „Wir sollten uns setzen…“, merkte sie an, da er keine Anstalten machte sich zu bewegen. Sie ergriff seine Hand und zog ihn mit zu dem Sofa ihres Wohnzimmers. In der Regel hielten sie sich immer auf ihrem Zimmer auf, aber wenn man in Betracht zog, was in ihrem Zimmer bereits zwei Male vorgefallen war, wollte sie das lieber vermeiden. Immerhin wollten sie reden, was nicht möglich wäre, wenn sie sich an das Geschehene erinnern würde. Sie wollte möglichst fokussiert bleiben. Beim Sofa angekommen ließ sie seine Hand los und ließ sich darauf nieder. Er zögerte nicht lange, sich neben ihr niederzulassen. Eine fast schon unangenehme Stille umhüllte sie. Scheinbar wusste er nicht, wie er beginnen sollte. Sie selbst wusste von nichts und sie wollte die Stille nicht mit einer dummen Aussage brechen. Doch konnte sie sich nicht davon abhalten zu ihm zu schielen. Seine Stirn war in Falten gelegt, was seine Nachdenklichkeit hervorhob, dir ihm wirklich nicht stand. Er war ein impulsiver Mensch zur Unzufriedenheit der meisten Menschen, aber sie hatte sich damit abgefunden und schätzte ihn des Öfteren deswegen, da er damit auch zeigte, dass er keine Zweifel äußern würde. Er beharrte an seinen Standpunkten. Komplexe Dinge erschienen mit einem Mal so einfach. ‚Ich sollte aufhören, Dinge aufzuzählen, die mich dazu bringen, ihn zu lieben. Das ist gerade weniger passend…‘ Wie würde das denn auf ihn wirken, wenn sie beginnen würde ihn mit einem gewissen Gesichtsausdruck anzustarren? Das wäre selbst für ihn auffällig. Sie wollte kein Gespräch mit verlegender Miene führen. „Ich habe mich mit Lisanna ausgesprochen. Zwischen uns ist jetzt alles im Reinen. Ich habe mir ihre Reaktion irgendwie anders vorgestellt, wobei sie nie jemand gewesen ist, die leicht wütend zu bekommen ist. Aber ich habe wohl Glück gehabt, da sie wohl bereits dabei ist, von unserer Beziehung los zu lassen und sich jemand anderem zu widmen…“, begann Natsu endlich und lächelte in die Richtung Lucys, welches sie automatisch erwiderte. Es wirkte so unbeschwert wie eh und je. Wie konnte sie es einfach nicht erwidern? Dieses Lächeln – nein, es war eher ein Grinsen – hatte ihr gefehlt. „Das freut mich, Natsu. Ihr habt also alles geklärt.“ Es freute sie wirklich. Das war keine Lüge. Doch auch wenn sie die Nachricht wohl erfreute, so wollte ihr Herz gerade etwas völlig anderes hören. Sie wollte ihn sagen hören, was er ihr gegenüber empfand. Diese Spannung wollte sich einfach nicht aus ihrem Inneren lösen, egal, wie sehr sie sich einredete, dass sie geduldig sein musste. Sie war seine beste Freundin, sie musste ein offenes Ohr für ihn haben und ihre Interessen nach hinten stellen. Doch nach all dem, was sie wohl durchgemacht hatte, war es eine wirklich schwierige Aufgabe, die sie da sich auferlegt hatte. „Könntest du mich ausreden lassen, Luce? Es ist wichtig, dass ich etwas an einem Stück sagen kann“, bat er sie, worauf sie nickte und schluckte. Wieso klopfte ihr Herz auch auf einmal so wild? Erwartete sie jetzt etwa eine Liebeserklärung? War es das? ‚Nein, Lucy, das wird er jetzt nicht tun. Bilde dir jetzt nichts ein! Am Ende wirst du nur enttäuscht!‘, versuchte sie sich zu wappnen. Aber war es so abwegig, dass sie dies erwartete? Das war es wahrscheinlich nicht. Dennoch wusste sie, dass es nicht so ablaufen würde, wie sie es sich wünschte. Er wollte ihr etwas Wichtiges mitteilen, was mit wenigen Worten nicht auszudrücken war. „Ich war feige, als ich Lisanna meine Gefühle gestanden hatte. Es ist nicht so, als hätte ich nichts für sie empfunden. Nur konnten diese Gefühle nicht mit denen mithalten, die ich dir gegenüber empfunden hatte, aber ich habe es wirklich nicht einsehen wollen. Du bist meine beste Freundin gewesen, auf welche ich nicht hatte verzichten wollen. Also hatte ich alle Gefühle auf sie fixiert. Das hat eine Zeit lang auch recht gut funktioniert, wobei mich das mit Loke trotzdem nicht in Ruhe gelassen hatte“, dabei runzelte er genervt seine Stirn, „Aber das an deinem Geburtstag hat mich durcheinander gebracht. Ich habe meine Orientierung verloren. Ich wollte an diesem Gedanken festhalten, einfach so weiter zu machen, wie ich es bisher getan hatte. Ich dachte, dass wir nur ein wenig mehr Zeit bräuchten, um uns wieder auf unseren Weg zu Recht zu finden. Doch als Lisanna mit mir Schluss gemacht hatte, ist mein aufgerichteter Pfeiler in sich gestürzt. Ich wusste nicht mehr, woran ich mich festhalten sollte, also habe ich dich benutzt, als du mir deine Gefühle gestanden hattest. Ich habe es nicht aufhalten können, es ist einfach so über mich gekommen. Das hätte so nicht passieren dürfen.“ Seine Augen waren die ganze Zeit über auf die ihren gerichtet. Ihr Mund öffnete sich kurz, ehe sie sich an seine Bitte erinnerte und ihren Mund wieder schloss. Sie sollte ihn zu Ende lassen. Das wäre nur fair. Immerhin hatte sie auch etwas zu sagen, wofür sie sein volles Gehör haben wollte. „Auf jeden Fall habe ich seit gestern überlegt, was ich jetzt eigentlich will. Es ist nicht einfach, seine Gedanken zu ordnen. Besonders für mich war es noch nie eine einfache Tätigkeit gewesen, wenn ich ehrlich sein soll, aber das ist dir ja bewusst“, merkte er grinsend an, „Dennoch bin ich zu einem Schluss gekommen: ich bin noch nicht bereit für eine Beziehung mit dir, Luce. Es ist nicht so, als könnte ich mir keine zwischen uns vorstellen, aber zwischen uns ist alles durcheinander gekommen. Ich fände es gut, wenn wir es langsam angehen lassen könnten. Würdest du damit klar kommen?“ In einem musste sie ihm Recht geben. Zwischen ihnen war so Einiges vorgefallen, was nicht hätte sein dürfen. Sie könnten einen Fehler begehen, wenn sie nun voreilig in eine Beziehung stürzen würden. Das könnte recht schnell außer Kontrolle gerate. Das befürchtete er scheinbar. Sie konnte das nachvollziehen. Eigentlich sollte sie es auch akzeptieren können. Sie hatte so lange bereits gewartet, da konnte doch etwas mehr nicht schaden, oder? Oder? „Nein, würde ich nicht“, wisperte die junge Frau und ergriff seine beiden Hände mit den ihren, „ich kann das nicht mehr, Natsu. Ich verstehe deine Gründe und kann sie wirklich nachvollziehen, aber ich bin nicht in der Lage, weiter zu warten. Ich bin an meinem Limit. Du kannst von mir nicht erwarten, dass ich weiterhin warte. Ich habe schon so lange gewartet, eigentlich sollte das deswegen nichts ausmachen, doch ich kann keine Kraft dazu mehr aufbringen. Lass es uns einfach langsam angehen. Wir müssen uns nicht unbedingt wie ein Paar verhalten, mir würde es bereits ausreichen, wenn wir einfach wieder unsere Zeit miteinander verbringen würden. Ich möchte auf keine Distanz mehr zu dir gehen, Natsu.“ Sie schüttelte dabei ihren Kopf. Auch wenn sie es wollen würde, so konnte sie es trotzdem nicht. Sie war nicht stark genug, um ihm seine Bitte zu erfüllen. „Okay, wenn das so ist, dann lass es uns so machen“, stimmte er ihr zu und grinste wieder. Er drückte ihre Hände, ehe er sich von diesen löste, um seine Arme um ihren Körper legen zu können. Was hatte er auch erwartet? Dass sie es hinnehmen würde? Wie auch immer, so würde das auch gehen. Wenn sie es einfach langsam angehen würden, dann würden sie die noch kommenden Hürden gemeinsam überwinden. Das wäre ohnehin der bessere Weg. Gemeinsam konnte man ohnehin viel mehr bewerkstelligen. Daran hätte er auch denken können. „Wir schaffen das.“ Die Tatsache, dass sie seine Umarmung erwiderte, sollte ihm wohl übermitteln, dass sie mit seinen Worten einverstanden war. Sie würden es schaffen. „Juvia hat sich wirklich gefreut, dass Gray-sama sie sehen möchte, auch wenn Natsu-san ihr das mitgeteilt hat“, freute sich die Blauhaarige, die am Arm des Schwarzhaarigen hing. Er hatte sie dazu überredet raus zu gehen. Wieso sollten sie auch bei ihm in der Wohnung verweilen? Ihm war mit Sicherheit nicht danach. Es war ja nicht so, dass er nicht gerne mit ihr seine Zeit verbrachte, doch mit ihrer Art klar zu kommen, war nicht immer einfach, wenn er ehrlich sein sollte. Manchmal hatte sie so seltsame Gedanken, dass es ihn gar bedrängte oder sogar beängstigte. Manche ihrer Vorlieben waren auch fragwürdig. Solange sie an der Öffentlichkeit waren, fühlte er sich einfach sicherer. Wobei sie das auch nur gering daran hinderte, ihre Liebesbekundungen zu verkünden. „Natsu ist zu Lucy rüber gegangen“, merkte er an dabei ihre Worte übergehend. Darauf warf sie ihm einen leicht überraschten Blick zu. „Dann finden die Beiden zueinander? Das fände Juvia schön. Dann hätte sie mit Sicherheit keine Liebesrivalin mehr.“ Auf ihre Worte hin seufzte Gray. Wenn er ehrlich sein sollte, dann war ihre einzige Rivalin sie selbst. Doch das behielt er lieber für sich, da sie es anders verstehen würde, als er es meinte. Natürlich mochte er sie, er war wahrscheinlich mehr an ihr interessiert, als es ihm lieb war. Nein, das war ihm bewusst. Er wusste, dass er in sie verliebt war. Sie hatte ihn stets so akzeptiert, wie er war. Sie überschüttete ihn mit ihrer Liebe und ließ sich nie von seiner kühlen Art entmutigen. Auch war ihr Vertrauen ihm gegenüber unerschütterlich. Sie würde ihm immer zu Seite stehen. Und obwohl eine Beziehung ein Geben und Nehmen war, so gab sie gerne immer mehr. Sie verlangte nicht viel von ihm. Wenn er jemanden wie sie zurückweisen würde, müsste er wahrlich ein Idiot sein. „Gray-sama, wo gehen wir hin?“, fragte sie ihn nach einer Weile, da er sich nicht dazu geäußert hatte. Ja, wo könnten sie jetzt hingehen? Gut, das ihm ein rettender Einfall kam. „Lass uns in unsere Bar gehen. Die anderen werden sich freuen, auch darüber zu hören.“ „Darüber dass Juvia Gray-sama über alles liebt? Das wissen sie doch schon.“ „J-…nein! Ich meinte das mit Natsu und Lucy!“ „Oh…okay!“ So steuerten sie jene Fairy Tail Bar auch an. Seinen Arm ließ sie dabei nicht los. Es war aber auch nicht so, als wollte er sie loswerden. In der Bar angekommen trafen sie auf viele ihnen bekannte Gesichter. Das war eigentlich nicht anders zu erwarten gewesen, dennoch sah man das nicht jeden Tag und dann noch zu dieser Tageszeit. Gray könnte weiterhin seine Zeit damit verbringen, danach zu sehen, wer alles anwesend war, doch entschloss er sich dazu, zuallererst Erza aufzusuchen. Sie war das Alphatier, wenn man das so ausdrücken wollte. Wenn man sie von so etwas nicht zuerst in Kenntnis setzte, konnte sie wirklich unangenehm werden. Das hatte er bereits einige Male erlebt. Er hatte nicht vor, dass erneut so erleben zu müssen. Ihre roten Haare waren recht schnell auszumachen. Sie verspeiste gerade einen Erdbeerkuchen, während sie sich mit Jellal unterhielt. Das war ein noch seltenerer Anblick. Der junge Mann verbrachte seine Freizeit selten hier, da er als Student so Einiges zu bewältigen hatte. Nun, daran würde er sich jetzt nicht groß stören lassen. „Erza, Jellal, wie geht’s?“, fing er an, als er bei ihnen angekommen war. Juvia, die immer noch an seiner Seite hing, grüßte die beiden ebenfalls, jedoch mit einem deutlicheren Enthusiasmus. Ihr Gesicht war immer noch am Strahlen. Das entging den anderen beiden auch nicht. „Oh, Gray, hast du dich endlich mit Juvia deiner Gefühle betreffend ausgesprochen? Wie schön für euch“, merkte die Rothaarige mit einem sanftmütigen Lächeln an. Der Schwarzhaarige wollte gerade ihre Aussage leugnen, da dies keinesfalls der Fall war und zum anderen wollte er mit ihr über etwas völlig anderer sprechen. Zu mindestens nichts ihn persönlich betreffend. „Gut gemacht, Gray“, gab auch Jellal mit einem Lächeln hinzu, worauf der Angesprochene dem Drang widerstand, sich selbst an die Stirn zu klatschen. In welche Traumwelt waren die Beiden denn bitte entflohen, dass sie sich so eigenartig verhielten? Vielleicht war etwas in diesem Kuchen? „Nein, das ist es nicht. Es geht um Natsu und Lucy. Er ist vor kurzem zu ihr rüber, es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich endlich aussprechen.“ Darauf wurde ihr Gesichtsausdruck ernst. Sie ließ ihre Gabel auf den Teller sinken und blickte eindringlich in seine Richtung. Sie schien noch an etwas zu denken. „So einfach ist das nicht. Ich habe heute etwas aufgeschnappt, was dem ein wenig im Weg stehen dürfte, wobei ich mir nicht sicher bin, ob Lucy bereits Bescheid weiß“, warf Jellal ein. Die anderen drei schenkten ihm darauf ihre volle Aufmerksamkeit. Er schien etwas zu wissen, was ihnen nicht bekannt war. Was konnte es nur sein? Dieser verstand gleich, dass sie eine nähere Erklärung erwarteten, weswegen er in seiner Tasche nach etwas suchte, ehe er ein Wirtschaftsmagazin mit den Worten „Seite 45“ auf den Tisch klatschte. Er trug immer die neuste Wirtschaftszeitschrift mit sich. Als Student der Wirtschaftswissenschaften war das aber auch nicht anders zu erwarten. Seine Freundin suchte nach der genannten Seite. Sobald sie diese aufgeschlagen hatte, wurden sie mit einem Bild Lucys und eines ihnen überwiegend nicht bekannten Kerl konfrontiert. Dieser sah wesentlich älter als sie aus. Mit Sicherheit war er mindestens Anfang 30. Sie konnten es nicht fassen, was dort ihnen offenbart wurde. Sollte es die Wahrheit sein? „Das ist die Ausgabe von heute“, erklärte der Wirtschaftsstudent, „die Quelle ist recht zuversichtlich.“ Dabei tippte er an eine bestimmte Stelle, wo Jude Heartfilia abgebildet war, welcher das erst verkündet hatte. „Verlobung zwischen Lucy Heartfilia und Jose Porla?“, wisperte Juvia und schlug sich eine Hand vor ihren Mund. Der Name weckte schlechte Erinnerungen. Sehr schlechte Erinnerungen. Ihr Kopf füllte sich mit Rückblenden. Sie erinnerte sich an ihre Zeit in Phantom. Sie kniff ihre Augen zusammen. Sie wollte diese Bilder nicht wieder sehen! Diese Bilder der Vergangenheit sollten sie endlich in Ruhe lassen! Sie erinnerte sich an die Hand, die sie aus der Einsamkeit gezogen hatte, aber nur um sie endgültig in die Dunkelheit zu ziehen. „Juvia?“ Mit vor Schreck geweiteten Augen blickte sie zu ihrem geliebten Gray hoch. Er hatte sie aus dieser Dunkelheit herausgezogen, auch wenn es ihm nicht wirklich bewusst war. Sie hatte nur oberflächlich von ihrer Vergangenheit erzählt. Weder sie noch Gajeel sprachen gerne darüber. Das war nicht sonderlich verwunderlich. An ihrer Vergangenheit klebte Blut, Gewalt und Grausamkeit. Es gab nichts, was diese ungeschehen machen könnte. Ihr Griff um den Arm Grays verstärkte sich, während ihre Augen sich mit Tränen füllten. „Juvia kennt diesen Mann…er ist Juvias alter Boss, der Chef Phantoms…“ Die Tür des Apartments öffnete sich ohne jegliche Vorwarnung. Augenblicklich löste Lucy sich von Natsu und starte in die Richtung, in welcher sich die Eingangstür befand. Sie hatte es vergessen. Wie hatte sie es nur vergessen können? Heute war der Tag, an welchem ihr Vater zurückkehren würde. Sie schluckte und ihre Hände begannen zu zittern. Wenn er nach Hause kam, hatte es nie gute Nachrichten zufolge. Schließlich trat er in das Blickfeld der beiden Teenager. Für den Rosahaarigen war es das erste Mal, dass er dem Vater seiner besten Freundin begegnete. Konnte er sie schon als seine feste Freundin bezeichnen? Wie auch immer, das war gerade weniger wichtig. Ihm wurde sofort bewusst, dass er mit diesem alles andere als gut klar kommen würde. Das bestätigten dessen nächste Worte. „Lucy, wer hat es dir erlaubt, diesen Abschaum in mein Zuhause zu lassen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)