Askaban’s Child von BlackRose520 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Askaban’s Child Hallo, mein Name ist Maria Elisabetha Sophie Black, kurz Mary, aber den Meisten bin ich wohl eher als „Kind von Askaban“ bekannt. Ob dieser „Titel“ nun rühmlich ist, bezweifle ich doch sehr, aber los werde ich ihn wohl Zeit meines Lebens nicht mehr. Die ganze Geschichte ist wohl etwas kompliziert, also fange ich am Besten ganz am Anfang an. Ich wurde am 03.September 1977, als Tochter von Sirius Black und Sophia Black, geb. Green, in London geboren. Die ersten vier Jahre meines Lebens könnte man fast als Familienidyll bezeichnen. Ich lebte mit meinen Eltern in einem Londoner Vorort, in einem kleinen Häuschen mit Garten. Mein Vater war Mitglied im Orden des Phönix und meine Mutter Grundschullehrerin. Ja, ganz genau, meine Mutter war ein Muggel und ich bin folglich ein Halbblut, doch das ist doch egal, der Blutstatus ändert schließlich nichts daran, wer man ist oder was das Schicksal mit einem vor hat. Jedenfalls war alles, zumindest in meinen Augen, wie es sein sollte. Zu meinem dritten Geburtstag bekam ich, nach langem Drängen und diversen, auf unerklärliche Weise, zerborstenen Gläsern und Lampen, meinen eigenen Zauberstab. Zumindest sollte ich einen bekommen, denn die Auswahl des passenden Stabes gestaltete sich doch schwieriger als gedacht. Denn entweder reagierten die Stäbe nicht auf mich oder aber es gab einen lauten Knall und eine Rauchwolke. Nach langem hin und her und etlichen fehlgeschlagenen Versuchen, zweifelte mein Vater doch stark daran, dass ich schon mit einem Zauberstab umgehen könne. Allerdings war Mister Ollivander, zu meinem Glück, anderer Meinung. Er glaubte, dass ein Kern aus Einhornhaar für mich passend wäre, da ja alle Stäbe mit einem solchen Kern auf mich reagiert hätten, aber dass für mich wohl ein anderes Holz nötig wäre. Ich verstand nicht ganz, was er damit meinte, bis er mir sagte, ich solle ihm das Holz von einem Baum oder Strauch mitbringen, den ich besonders mag und er würde dann versuchen, mir einen Zauberstab daraus zu machen. Der Ast, den ich ihm am Tag danach brachte, stammte von dem Busch, den mein Vater am Tag meiner Geburt gepflanzt hatte und unter dem ich mich, seit ich denken kann, verkrochen hatte, wenn ich angst hatte oder schmollte – einem Holunderbusch. So kam ich also zu meinem Zauberstab – Holunder mit Einhornhaar, 10 Zoll – sehr zum Missfallen des Zaubereiministeriums. Jaja, des Öfteren stand einer der Auroren vor unserer Haustür, wegen einem Verstoß gegen Paragraph was weiß ich oder kurz Minderjährigenzauberei, jedoch ohne wirklichen Erfolg. Ich ließ mir meinen Zauberstab nicht wegnehmen und solange ich meine Zauberübungen auf Haus und Garten beschränkte, wo mich niemand sehen konnte, konnte das Ministerium auch nicht viel machen. Mit der Zeit beruhigte sich die ganze Sache auch wieder, sodass aus den anfangs fast täglichen „Besuchen“ nur noch Stichproben, alle ein bis zwei Monate, wurden. Doch eines Tages oder besser eines Nachts herrschte Unruhe. Es war Halloween und noch vor ein paar Stunden war ich mit meiner Mutter und ein paar anderen Kindern aus der Nachbarschaft um die Häuser gezogen. Doch nun war es fast Mitternacht und meine Mutter lief aufgeregt im Flur auf und ab. Sie machte sich Sorgen, denn mein Vater war noch nicht nach Hause gekommen und das obwohl er nicht lange wegbleiben wollte. Kurz nachdem die Uhr Zwölf geschlagen hatte, läutete es an der Tür, doch als meine Mutter öffnete, war es nicht mein Vater, der davorstand. Es war die Zaubereiministerin – Millicent Bagnold – höchstpersönlich, das konnte ich von der Treppe aus erkennen, aber ich verstand nicht, was sie zu meiner Mutter sagte. Heute weiß ich, dass meinem Vater der Mord an Peter Pettigrew und zwölf Muggeln vorgeworfen wurde und man ihn dafür nach Askaban sperrte, doch damals verstand ich nicht, warum meine Mutter in Tränen ausbrach. Sie sagte mir nie, was mit meinem Vater geschehen war oder wo er war, ich weiß nicht, ob sie sich dafür schämte, dass ihr Mann ein Mörder sein sollte oder ob sie mir einfach keine Angst machen wollte, doch alles, was sie mir immer wieder sagte, war, das es nicht seine Schuld wäre und er bestimmt bald nach Hause käme. Doch dem war nicht so. Zwei Jahre zogen dahin, zwei Jahre, in denen ich mich immer wieder fragte, warum mein Vater uns allein gelassen hatte, in denen ich mir die Schuld gab, dass er weg war und in denen meine Mutter vor Kummer immer kränker wurde. Am 12. Dezember 1983 starb meine Mutter, an einer Lungenentzündung und gebrochenem Herzen. Ich verkroch mich daraufhin weinend unter dem Holunderbusch im Garten, drei Tage lang fand mich dort niemand, weder die Freundin meiner Mutter, die gekommen war, um nach uns zu sehen, noch die Ärzte und Helfer, die den leblosen Körper meiner Mutter fortbrachten. Erst am vierten Tag, nach ihrem Tod, stand jemand im Garten unseres Hauses und rief nach mir. Ich reagierte nicht, wollte niemanden sehn, blieb einfach zusammengerollt auf der kalten Erden liegen. Doch irgendwann schien er mich gefunden zu haben, er ging vor dem Holunderbusch in die Knie und sah mich durch die dornigen Äste hindurch an. Er – ein junger Auror, in einer blauen Robe, mit dunkler Haut und einem seltsamen blauen Hut – versuchte auf mich einzureden und mich zu bewegen, unter dem Busch hervorzukommen. Doch ich wollte nicht. Erst als er sagte, dass er mich zu meinem Vater bringen würde, horchte ich auf. Er erzählte mir, dass mein Vater mit vermissen würde und dass er bestimmt nicht wollen würde, dass ich hier erfror. Nachdem er schließlich über eine Stunde auf mich eingeredet und mir mehrmals versichert hatte, dass ich ihm vertrauen könnte, kam ich unter dem Busch hervor gekrochen. Und keine fünf Minuten später waren wir auf dem Weg nach Askaban. Ich war dreckig und mir war kalt, doch das war mir egal, ich wollte nur endlich wissen, wo mein Vater die ganze Zeit war und warum er sich nicht ein einziges Mal gemeldet hatte. Doch all meine Wut verflog schlagartig, als wir ankamen und ich mich umsah. Um mich herum hörte ich Menschen schreien, jammern und klagen, sah verriegelte Türen, die wirkten, als seien sie seit Jahrzehnten nicht mehr geöffnet worden und weit oben, über meinem Kopf, schwebten unheilvoll die Dementoren. Instinktiv umklammerte ich meinen Zauberstab fester, denn das Dementoren gefährlich sein konnten, wusste ich. Doch wie mein Vater in eine solche Lage geraten konnte, verstand ich nicht. Kingsley, wie sich mir der Auror vorgestellt hatte, führte mich zu einer der Zellen. Als er die Tür der Zelle für mich öffnete, war ich nervös, ich sah meinen Vater nach über zwei Jahren endlich wieder, doch als ich in die Zelle trat, traute ich meinen Augen kaum. Dort saß er, – den Rücken an die steinerne Wand gelehnt, in Lumpen gehüllt und die früher immer so ordentlichen braunen Haare zerzaust – blickte mit seinen nun trüben grauen Augen ins Leere und schien mich gar nicht wahr zu nehmen. Erst als ich meine Hand auf seine Schulter legte, sah er mich an und es schien mir als würde der matte Schleier aus seinen Augen verschwinden, als er mich erkannte. „Mary, meine kleine Mary.“, war alles was er sagte, bevor er mich in die Arme schloss und zu weinen begann. Von diesem Tag an blieb ich in Askaban, denn das Ministerium wusste nicht wirklich wohin mit mir. Verwandte, die mich hätten aufnehmen können, hatte ich keine, für ein Muggelwaisenhaus wusste ich schon zu viel über Magie und gegen eine anderweitige Unterbringung sträubte ich mich, mit Händen und Füßen. Vielleicht war es dumm von mir, doch damals wollte ich einfach nur bei meinem Vater bleiben, wo ich ihn doch endlich wieder hatte. So zog die Zeit dahin, mein Vater erklärte mir viele Zauber, die mich vor den Dementoren und den anderen Häftlingen schützen sollten, denn im Gegensatz zu ihm, konnte ich mich frei in Askaban bewegen, solange ich mich an die Regeln hielt. Als ich eines Tages durch die Gänge Askaban’s streifte, hörte ich aus einer der Zellen ein wirres Lachen, was in mir, aus irgendeinem Grund, den Drang weckte nachzusehen, was da los war. Angst hatte ich schon lange nicht mehr, weder vor den Dementoren noch vor den Gefangenen. Ich konnte mich verteidigen, wenn es sein musste. Als ich in die Zelle trat, erblickte ich eine Frau, mit dichten schwarzen Locken, die mit angezogenen Beinen hin und her wippte und dabei hysterisch lachte. Ich befand, für mich selbst, dass ihr wohl nicht zu helfen sei und wollte gerade wieder gehen, als ihr Kopf nach oben ruckte und sie mich aus stechenden schwarzen Augen anstarrte. Wie sie so da hockte und mich anstarrte, wirkte sie fast unheimlich, doch mit einem Mal wurde ihr Blick weich und sie lächelte mich seltsam freundlich an. Diese Frau war komisch und deshalb blieb ich ihr gegenüber misstrauisch und setzte mich im größtmöglichen Abstand, als sie mich bat ihr doch etwas Gesellschaft zu leisten. Es war meine Neugier die siegte, denn das nicht alle, die hier gefangen waren auch schuldig waren, schien mir damals fast offensichtlich, war mein Vater doch das beste Beispiel. Bellatrix oder Bella, wie sie sich mir vorgestellt hatte, erzählte mir viele Geschichten, über ihre Familie, ihr Leben bevor sie nach Askaban kam und über einen mächtigen Zauberer, der die Welt „verändern“ wollte. Sie schmückte ihre Geschichten aus, erzählte und lobte in den höchsten Tönen, doch die eigentliche Wahrheit verschwieg sie, um mich zu ködern. Ich genoss es ihren Geschichten zu lauschen, vermochte nicht zu beurteilen ob sie wahr oder erfunden waren und es kümmerte mich zu diesem Zeitpunkt auch nicht. Vielleicht war es kindliche Naivität, vielleicht auch nur die Tatsache, das ich mich nach einer Mutter sehnte, doch ich glaubte ihre Geschichten, wollte immer mehr wissen und die Zauber lernen, von denen sie sprach. Und das tat ich auch Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Selbst die „Unverzeihlichen Flüche“ schreckten mich nicht, denn ich hatte immer wieder nur einen Satz im Kopf: „Du musst die Zauber beherrschen, damit du dich dagegen wehren kannst, denn auch wenn du sie nicht kennst, kannst du durch sie sterben.“ Ich lernte und lernte und ohne es wirklich zu merken, wurde ich in schwarzer Magie bald schon besser als in weißer. Doch dann, kurz vor meinem zehnten Geburtstag, kam es zum Eklat. Mein Vater erwischte mich, wie ich des Nachts einen der schwarzmagischen Flüche vor mich hin murmelte, den ich noch nicht ganz verstand. Er forderte eine Erklärung, doch was sollte ich ihm sagen; das mir seine verhasste Cousine schon seit Jahren heimlich verbotene Flüche beibrachte?! Das wäre die Wahrheit gewesen, doch sicher nicht das, was er von seiner Tochter hätte hören wollen und lügen war sinnlos, das hatte ich meinen Eltern gegenüber noch nie gekonnt. So blieb nur die unangenehme Wahrheit, welche dazu führte, dass mein Vater seinem aufbrausenden Wesen alle Ehre machte. Die lautstarke Predigt, die er mir hielt, konnte man wahrscheinlich in ganz Askaban hören, denn plötzlich schien es, außerhalb der Zelle, totenstill und das war eine Seltenheit. Die Dinge und vor allem Beschimpfungen, die er mir an den Kopf warf, will ich gar nicht wiederholen, doch „Verräterin“ und „falsche Schlange“ waren noch das Harmloseste. Ja, mein Vater konnte schon ziemlich aus der Haut fahren, aber so wütend, wie an diesem Tag, hatte ich ihn noch nie erlebt. Er ließ mich nicht zu Wort kommen, nicht erklären, tobte einfach weiter, bis ich ihm unter Tränen nur noch „Ich hasse dich!“ entgegen schrie und aus der Zelle rannte. Das er so schlecht von mir dachte, tat weh. Ich hatte mir nie etwas Böses bei allem, was ich in Askaban gelernt hatte, gedacht, sondern nur aus blanker Neugier und Wissbegier gehandelt. Doch das schien mein Vater nicht zu verstehen, nicht verstehen zu wollen. Ab diesem Tag ging ich ihm mehr oder weniger aus dem Weg oder besser gesagt, hielt ich mich überall auf, nur nicht bei meinem Vater. Ich war verletzt und in dieser Situation war mir selbst die Gesellschaft der Dementoren lieber als seine. Die Tage verbrachte ich zumeist weiter bei „Tante Bella“, die sich doch recht schwer tat, ihre Freude über die Tatsache, dass ich mich mit meinem Vater zerstritten hatte, zu verbergen. Doch wunderte ich mich nicht wirklich darüber, war doch recht bald klar gewesen, wie die beiden zueinander standen. Ja, Bellatrix wusste wer ich war; was ich war, wusste sie allerdings nicht, sonst wäre sie mir wohl kaum so freundlich begegnet. Nachts hingegen verkroch ich mich irgendwo allein, war es doch sicherer, niemandem den Rücken zuzudrehen oder sich ihm wehrlos zu zeigen. Das war es zumindest, was mein Vater mir immer gesagt hatte, doch der sprach ja nicht mehr mit mir, ignorierte mich vollends und so wunderte es mich auch nicht, dass es ihn nicht interessierte, als mein Brief von Hogwarts kam. Am Morgen des 01. September 1988, kurz vor meinem Aufbruch nach Hogwarts, beschloss ich daher, dass es wohl besser wäre, keinen Vater zu haben, als einen der mich hasst. Der „Obliviate“ tat das Übrige und so verschwanden sowohl ich als auch meine Mutter aus der Erinnerung meines Vaters, so als hätten wir für ihn nie existiert. Ich hätte bis dahin nie gedacht, dass es so weit gehen würde, doch ich wusste ja damals auch noch nicht, auf welchem Weg ich war und was mal aus mir werden würde. Die Fahrt im Hogwarts-Express verging recht schnell, auch wenn ich nicht wirklich auf die Gespräche der anderen Erstklässler in meinem Abteil einging. Ich studierte lieber meine Schulbücher, die ich mir, unter Aurorenaufsicht, in der Winkelgasse gekauft hatte. Als der Zug hielt, wurden wir von einem ziemlich großen, leicht zerzaust wirkenden Mann, der sich uns als Hagrid der Wildhüter vorstellte, in Vierergruppen in kleine Boote verfrachtet und zur Schule geschippert, wo wir von einer recht streng aber doch freundlich wirkenden, älteren Dame in Empfang genommen und in die Große Halle geführt wurden, wo der Rest der Schüler schon auf uns zu warten schien. Als wir alle eingetreten waren, wurde ein alter Spitzhut herein getragen, der, kaum hatte sein Träger ihn abgesetzt, anfing, ein Lied über die Schule und die vier Häuser zu singen. Ich hörte allerdings nicht wirklich zu, war ich doch viel zu beschäftigt damit, mich umzusehen, sodass ich auch recht auffällig zusammenzuckte, als ich aufgerufen wurde. Ich nahm auf dem Hocker, wie geheißen, platz und im nächsten Moment war meine Sicht auf die restlichen Schüler durch die Krempe des Hutes verdeckt. Alles was ich noch wahrnahm, war das Murmeln des Hutes auf meinem Kopf, der scheinbar sehr genau zu überlegen schien, wo er mich hin stecken sollte. Er meinte ich wäre klug und mutig und somit sowohl in Ravenclaw als auch in Gryffindor gut aufgehoben, doch wäre ich auch sehr ehrgeizig, in gewisser Weise listig und hätte einen Hang zur schwarzen Magie, wobei „Hang“ meiner Meinung nach wohl etwas untertrieben war, hatte ich doch schwarzmagisch schon einiges durch. Ich weiß nicht genau, wie lange der „Sprechende Hut“ vor sich hin philosophierte, doch plötzlich rief er „SLYTHERIN“ und man entließ mich an meinen Haustisch, wo mich die anderen Slytherins begrüßten. Ich hatte keine Einwände gegen mein neues Haus, die gesamte Familie Black, von meinem Vater mal abgesehen, war in Slytherin gewesen, also warum sollte es dann nicht passen. Als alle Erstklässler zugeteilt waren, gab es Essen; ich wusste gar nicht, wo ich bei der reichlich gedeckten Tafel anfangen sollte, so viel Essen auf einmal hatte ich noch nie gesehen. Nach dem Essen hielt Professor Dumbledore noch eine Begrüßungsrede und stellte uns unsere Lehrer vor, bevor wir, die Erstklässler, von unserem Hauslehrer, Professor Snape, zu unserem Gemeinschaftsraum, unten in den Kerkern, geführt wurden. Meine erste Nacht in Hogwarts war kurz und ziemlich unruhig, war ich doch viel zu aufgeregt um zu schlafen. Doch meine Aufregung legte sich recht schnell wieder. Mit den anderen Schülern konnte ich nicht wirklich etwas anfangen, war ich doch so viele Gleichaltrige gar nicht gewohnt und waren sie doch viel zu albern und kindisch. Vielleicht war ich ja weltfremd, aber fast fünf Jahre in der Gegenwart der Dementoren gingen nicht spurlos an einem vorbei, auch wenn sie einem nicht zu nahe kamen. So zog ich mich meistens in die Bibliothek zurück oder spazierte allein über das Gelände. Mit meinen Mitschülern redete ich nur das Nötigste, weshalb mich die meisten auch für eingebildet hielten, doch das kümmerte mich nicht. Ein anderes Problem war der Unterricht, denn leider langweilte ich mich bei den Grundsätzen fast zu Tode und das ich fast alles, vom Besenfliegen mal abgesehen, schon konnte, machte mich bei meinen Mitschülern auch nicht unbedingt beliebter. Gegen Ende des ersten Trimesters wurde ich diesbezüglich dann zum Schulleiter bestellt; da Professor Dumbledore der Meinung war, dass es keinen Sinn machen würde, wenn ich mich weiter langweilte, wurde ich, nach einiger Überlegung, im zweiten Trimester kurzerhand in die dritte Klasse gesetzt, damit ich dort, laut Professor Dumbledore, etwas lernte, was ich noch nicht beherrschte. Einen Versuch war es wert, aber das hieß auch, dass ich neue Schulbücher brauchte und das bedeutete einkaufen zu gehen. Also machte ich mich in den Weihnachtsferien, zusammen mit Kingsley, der seit meiner Zeit in Askaban so etwas wie mein vom Ministerium bestimmter Vormund war, auf in die Winkelgasse um neue Schulbücher zu kaufen. Zwei Wahlfächer hatte ich mir auch ausgesucht „Pflege magischer Geschöpfe“ und „Muggelkunde“, jedoch wählte ich Zweiteres bereits nach den ersten drei Stunden wieder ab, da der Lehrer, Professor Quirrell, überhaupt keine Ahnung von Muggeln zu haben schien und nur irgendwelche Vermutungen und Klischees zum Besten gab. Doch ansonsten war der Unterricht recht interessant, bis auf „Verteidigung“, aber das lag wohl daran, dass mich „die dunklen Künste“ doch mehr interessierten als die Möglichkeiten, sich dagegen zu verteidigen. So verging das Schuljahr, eigentlich viel zu schnell für meinen Geschmack, und als die anderen Mädchen in meinem Schlafsaal ihre Koffer zusammen packten und sich darauf freuten nach Hause zu fahren, wurde mir beim Gedanken an meine „Sommerferien“ schlecht. Ich wollte nicht zurück nach Askaban, doch was blieb mir anderes übrig; die Ferien hatte ich bis jetzt immer in Hogwarts verbracht, doch das ging im Sommer nicht, Freunde bei denen ich bleiben konnte, hatte ich keine und allein irgendwo bleiben ließ mich das Ministerium nicht. Ich musste also gezwungenermaßen zurück. In Askaban angekommen, musste ich jedoch feststellen, dass ich vermisst worden war. Meine „Tante Bella“ begrüßte mich mit einem diabolischen Lächeln auf den Lippen und dem Satz „Ich wusste, dass eine echte Slytherin in dir steckt, meine Kleine.“ Doch nicht nur Bellatrix, auch andere Gefangene suchten meine Nähe, was wohl in erster Linie daran lag, dass sich die Dementoren sehr weit von mir fernhielten. Denn in mein Amulett war, bei meiner Ankunft damals, mein Patronus, ein Tiger, gebunden worden, der mich vor den Dementoren schützen sollte, seit diesem Tag war das Amulett in gewisser Weise so etwas wie meine Lebensversicherung in Askaban, da es die Dementoren auf Abstand hielt. Die Ferien verliefen genau wie die Zeit vor Hogwarts, nur mit dem Unterschied, dass mein Vater mich nicht mehr kannte und ich deshalb auch nicht versuchen musste, mich mit ihm zu versöhnen. Wahrscheinlich hätte er sowieso nur noch mehr getobt, hätte er erfahren, dass ich in Slytherin bin. Als endlich der 01. September gekommen war, war ich heil froh, wieder im Zug Richtung Hogwarts zu sitzen, denn, bis auf einen kurzen Ausflug in die Winkelgasse, um neue Schulsachen zu kaufen, war ich den ganzen Sommer nicht aus Askaban heraus gekommen. Die Abläufe der Schuljahre waren, bis auf ein paar Kleinigkeiten, immer gleich. Bis auf die Sommerferien blieb ich in Hogwarts und verbrachte die unterrichtsfreie Zeit meist in der Bibliothek oder am See; jedoch am 01. September 1991, für mich begann die sechste Klasse, kam ein neuer Schüler nach Hogwarts, der, ohne es zu wissen, in der magischen Welt berühmt war und für ordentlich Aufregung sorgte, ohne das er es wollte. Harry Potter. „Der Junge der lebt“ wurde er genannt und konnte doch eigentlich gar nichts mit diesem Titel anfangen. Ja, wir waren uns damals ziemlich ähnlich, wir hatten beide keine Eltern mehr und einen Titel, auf den wir gut verzichten konnten, doch hatte der kleine Gryffindor noch einen Feind, der ihm nach dem Leben trachtete und wusste es nicht mal. Doch auch mit unserem berühmten Junghelden an der Schule änderte sich nicht viel. Der Schulalltag blieb der Selbe, auch wenn der neue Verteidigungs- und vormals Muggelkundelehrer, Professor Quirrell, plötzlich von einer merkwürdigen Aura umgeben war, doch das schien den meisten gar nicht aufzufallen. Die größte Aufregung verursachte aber ohnehin nicht Quirrell, sondern der Troll, der eines Abends durch die Schule stapfte und der Meinung war, alles kurz und klein schlagen zu müssen. Doch wie sich zeigte, war er nicht einmal für drei Erstklässler ein würdiger Gegner, was ich allerdings nicht wirklich verwunderlich fand, da Trolle einfach zu dämlich sind, um eine ernsthafte Gefahr darzustellen. Am Ende des Schuljahres war Quirrell verschwunden und mit ihm die schwarzmagische Aura um ihn, doch wieso und wohin er verschwunden war, erläuterte Dumbledore nicht. Das darauffolgende Schuljahr, mein „siebtes“ und somit Letztes, erwies sich schon bald als das spannendste meiner Schulzeit. Der „Erbe Slytherins“ war nach Hogwarts zurückgekehrt und hatte die „Kammer des Schreckens“ geöffnet; die Feinde des Erben sollten sich in Acht nehmen, denn der Basilisk würde Jagd auf sie, Muggelstämmige, machen. Die Lehrer versuchten uns zu beruhigen, uns glauben zu machen, dass uns nichts passieren könne, doch ich wusste es besser. Ich hörte den Basilisken zischeln, wenn er sich durch die Rohrleitungen der Schule schlängelte und ich verstand jedes Wort. Und schon bald erfüllten sich die gezischten Drohungen der Riesenschlange. Die erste, die es erwischte war Mrs. Norris, die Katze von Filch, sie sah den Basilisken in einer Pfütze am Boden und wurde versteinert. So wie der armen Katze erging es vielen, sodass der Krankenflügel der Schule voll von versteinerten Schülern war, die darauf warten mussten, das die Alraunen von Professor Sprout reif zur Ernte wurden, um einen Entsteinerungstrank herzustellen. Die Letzte, die versteinert wurde, war Hermine Granger; etwas Mitleid hatte ich schon mit ihr, denn für eine Gryffindor war sie eigentlich ganz okay. Ich hatte sie schon oft in der Bibliothek getroffen, als ich für meine UTZ gelernt oder einfach nur gelesen hatte. Doch wie heißt es so schön „Neugier ist der Katze Tod“ und Miss Granger war für ihre Verhältnisse viel zu neugierig und hatte sich wohl einen Schritt zu weit gewagt. Der Rest der Schülerschaft wagte sich außer in Begleitung von Lehrern oder Vertrauensschülern kaum noch aus ihren Gemeinschaftsräumen, aus Angst dem Monster zu begegnen. Und als dann auch noch Ginny Weasley in die „Kammer des Schreckens“ entführt wurde, brach vollends Panik aus; obwohl entführt wohl der falsche Ausdruck war, war es doch sie selbst, konnte man den Worten der Schlange Glauben schenken, die den Basilisken befehligte oder zumindest als Mittel zum Zweck diente. Doch das blieb natürlich geheim und Harry Potter wurde als Held gefeiert, weil er die „arme“ kleine Ginny gerettet und den Basilisken getötet hatte. Nachdem ich meine UTZ bestanden und Hofwarts mit einem „Ohnegleichen“ abgeschlossen hatte, zog ich, weiterhin unter der Vormundschaft und Aufsicht, ich war ja erst fünfzehn, des Auroren Kingsley Shacklebott, wieder in das Haus meiner Mutter in Bromley. Doch magischer Vormund oder nicht, die magische Welt ging mich ab diesem Tag nicht mehr viel an. Ich wollte, zumindest für eine Weile, nichts mehr mit Magie und Zauberei zu tun haben, hatte es mir doch soviel Unglück im Leben gebracht. Aber leider wird man seine Vergangenheit nicht los, egal wie weit man sie wegschiebt, sie holt einen immer wieder ein. Und so kam es, das kurz nach meinem „Wiedereinzug zu Hause“ zwei Auroren vor meiner Tür standen, die sich mir als John Dawlish und Mr. Savage vorstellten. Sie sagten, sie seien auf der Suche nach meinem Vater, der vor einigen Tagen aus Askaban geflohen sei, und gingen davon aus, dass er sich bei mir aufhalten könnte. Ich hielt das Ganze zwar für schwachsinnig, da es erstens ziemlich dämlich von meinem Vater gewesen wäre, sich in seinem alten Haus zu verstecken und er sich zweitens gar nicht daran erinnern konnte, hier einmal gelebt zu haben, aber da Kingsley leider nach wie vor Bestimmungsrecht hatte, musste ich die beiden, gezwungenermaßen, einlassen. Finden konnten sie allerdings wie erwartet nichts. Doch die Tatsache, dass mein Vater ausgebrochen war, gab mir zu denken. Was konnte ihn nach fast zwölf Jahren so plötzlich dazu bewegt haben? Aus heutiger Sicht ist die Antwort einfach – Rache – doch damals rätselte ich vergebens, denn ich kannte ja die Geschichte um seine Inhaftierung nicht oder zumindest nicht wirklich. Doch was sollten mich die Gründe auch kümmern, hatten sie mit mir doch nichts mehr zutun. Auch war das, das Einzige, was ich von meinem Vater hörte, wenn ich von den Artikeln, in Muggel- und Magierzeitungen, absah. Von da an verlief mein Leben relativ unspektakulär, ich verbrachte meine Tage meist allein zu hause, hantierte im Garten oder überlegte mir, was ich nun eigentlich mit meinem Leben anfangen sollte. Meine Noten hätten locker für eine Ausbildung zur Aurorin gereicht und Kingsley war der Meinung, das ich dafür auch gut geeignet wäre, aber für das Ministerium arbeiten, niemals. Ich mochte Kingsley, sehr sogar, immerhin hatte er sich all die Jahre wie ein Vater um mich gekümmert, wenn ich Sorgen hatte, aber trotzdem war ich irgendwie froh, als er mich an meinem siebzehnten Geburtstag „verließ“, da ich ja nun offiziell erwachsen war und keinen Aufpasser mehr brauchte. Das Kingsley fort war, war ab diesem Tag aber auch die einzige Veränderung in meinem Leben, zumindest bis zum Abend der 24. Juni 1994. Es war ein angenehm warmer Tag gewesen, weshalb ich ihn großteils im Garten verbracht hatte, doch als ich am Abend auf der Terrasse saß und in einem Buch blätterte, verfinsterte sich auf einmal der Himmel. Es waren keine Gewitterwolken, viel mehr war es ein schwarzer Schleier, der sich über die Gegend zu legen schien. Bis plötzlich ein grünes Licht, wie ein Blitz, den Himmel erleuchtet und die Gestalt eines Totenkopfes an den Himmel zeichnete, aus dessen Mund sich eine Schlange hervor wand. Ich kannte dieses Zeichen. Es zierte den linken Unterarm meiner Tante Bellatrix. Dieses „Dunkle Mal“, wie sie es genannt hatte, war ihre Verbindung, und auch die aller anderen Todesser, zu ihrem „Lord“. Ich hatte die Geschichte damals als Märchen abgetan, denn an Zauberer, die nach ihrem Tod wieder auferstanden, außer als Geister, hatte ich nicht geglaubt. Doch ich hatte in den letzten zehn Jahren viel dazu gelernt und wusste nun, dass so etwas möglich war, doch „Bellas Geschichte“ hatte ich darüber vollends vergessen. Ich fragte mich, wo genau das Zeichen herkam und ob meine Tante auch dort wäre, aber noch bevor ich etwas hätte herausfinden können, war das Zeichen wieder verschwunden. Aber in einem war ich mir sicher, Bellatrix hatte Recht gehabt, der „Dunkle Lord“ war zurückgekehrt. In der darauffolgenden Zeit recherchierte ich alles, was ich über den „Dunklen Lord“ und „Todesser“ fand, unter anderem auch einen Bericht über Frank und Alice Longbottom, zwei Auroren, die von vier Todessern mit dem Cruciatus-Fluch gefoltert wurden, bis sie den Verstand verloren. Doch wirklich brauchbar war das alles, für mich, nicht. Darum suchte ich weiter, bis sich die Ereignisse überschlugen und der entscheidende Artikel, in Form der Schlagzeile des Tagespropheten, direkt vor meiner Nase landete. „Massenausbruch aus Askaban“ Zehn inhaftierte Todesser waren aus Askaban geflohen, darunter auch meine Tante Bellatrix. Ich war begeistert, einfacher ging es eigentlich gar nicht. Ich wusste, was ihr erster Weg außerhalb von Askaban sein würde, nämlich hin zu ihrem geliebten „Dunklen Lord“, und Bellatrix aufzuspüren war eine Kleinigkeit. Dachte ich zumindest, jedoch gestaltete sich die Sache etwas schwieriger als gedacht, ich konnte sie erst eine ganze Zeit später aufspüren und das seltsamerweise im Zaubereiministerium. Ich hatte schon die arge Befürchtung, das sie von den Auroren gefangen genommen worden sei, doch als ich ins Ministerium apparierte, befand ich mich plötzlich inmitten eines Kampfes zwischen Todessern, Zauberschülern und Auroren. Auch mein Vater war unter den Kämpfenden, doch weder er noch einer der anderen Kämpfer schien mich wahrzunehmen. Ich mischte mich nicht ein, ich hatte keinen Grund dazu, wusste ich ja nicht einmal worum es in diesem Kampf ging. Ich ließ meinen Blick über das Geschehen wandern, suchte nach Bella, doch als ich sie endlich ausgemacht hatte, hörte ich sie nur noch, über den Kampfeslärm hinweg „Avada Kedavra“ schreien und sah im nächsten Moment, wie mein Vater getroffen rückwärts taumelte und durch einen steinernen Torbogen verschwand. Die Szene, die sich vor mir abspielte, traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Wieso hatte sie das getan? Sie hatten sich gehasst, das war mir bekannt und auch ich hatte ihn gehasst, nach allem was geschehen war, aber so etwas hätte ich nie gekonnt. Oder etwa doch? Bellatrix hatte einmal gesagt, dass ich ihr sehr ähnlich wäre, doch konnte ich so etwas fertigbringen, einen Menschen töten, ich wusste es nicht. Ich wollte es gar nicht wissen. Ich disapparierte, bevor mich jemand zur Rede stellen konnte, und verkroch mich, doch ziemlich bedrückt, zuhause. Die Auroren hatten mich gesehen, das war klar, aber ich war weder eine Todesserin noch war ich an dem Kampf beteiligt gewesen, also warum sollten sie mich behelligen? Doch Kingsley schien die „Vaterrolle“ noch nicht ganz abgelegt zu haben, denn keine Stunde nach dem ich verschwunden war, stand er vor meiner Tür. Einfach ins Haus oder den Garten apparieren war, für „Fremde“, nicht, das war das erste wofür ich gesorgt hatte, denn ich hasste ungebetene Gäste. Als er mich ansah, wich die Frage, die ich ihm im Gesicht ablesen konnte, bloßer Sorge; er hatte schon immer gewusst, dass ich nicht so kalt war, wie ich tat, doch da war er einer der wenigen. Doch ich wollte nicht mit ihm reden, ich wollte allein sein und in Ruhe über alles nachdenken, also schickte ich ihn fort. Ich saß allein im Dunkeln, keine Ahnung wie lange, jonglierte die Situation gedanklich hin und her, doch egal, wie ich es auch drehte und wendetet, es änderte nichts. Der Tod meines Vaters versetzte mir einen Stich, doch richtig weh tat es mir nicht, dafür war er in den letzten Jahren schon zu weit aus meinem Leben gewichen. Das klingt vielleicht hart, war aber nun einmal die Wahrheit und erlöste mich, zumindest fürs erste, von meiner Melancholie. Wieder halbwegs ruhig machte ich mich wieder an mein ursprüngliches Vorhaben, ich wollte schließlich meine Tante ausfindig machen, bevor der Vorfall im Ministerium alles zunichte gemacht hatte. Glücklicherweise fand ich sie diesmal recht schnell. Ich apparierte und fand mich vor einem großen Herrenhaus, irgendwo in Wiltshire, wieder, doch nun war die Frage, wie ich hinein kam. Meine Frage beantwortete sich allerdings blitzartig, als die Gesuchte auch schon vor mir stand. Ich musste, mit meinem Erscheinen vor dem Tor, wohl eine Art Alarm ausgelöst haben, denn nicht nur Bellatrix, sondern noch drei weitere maskierte Todesser standen, mit erhobenem Zauberstab, um mich herum. Die Situation entschärfte sich jedoch, als Bellatrix mich erkannte. Sie ließ den Zauberstab sinken, schenkte mir ein diabolisches Lächeln und bedeutete mir ihr zu folgen. Das innere des Hauses war riesig, allein in die Eingangshalle hätte wahrscheinlich schon mein halbes Zuhause gepasst und überall, an den Wänden, hingen Portraits, wahrscheinlich von den Ahnen der Familie. Bella führte mich in eine Art Salon, wo sie mich erst einmal einem Kreuzverhör unterzog, ganz nach dem Motto: „Was tust du hier?“ „Wo warst du die letzten Jahre?“ usw. Nachdem ich ihr alles erzählt hatte, auch das ich im Ministerium gewesen war und alles mit angesehen hatte, begann sie zu lachen. Sie sagte, das sie schon immer gewusst hätte, das ich dem Namen Black alle Ehre machen würde, nicht so wie mein wertloser Vater und das ihr schon bei unserer ersten Begegnung, damals in Askaban, klar gewesen wäre, das ich mich eines Tages dem „Dunklen Lord“ anschließen würde. Sie wirkte richtiggehend euphorisch, doch mir war nicht ganz wohl dabei. Ich hatte Bellatrix gesucht, weil ich Antworten wollte, nicht weil ich vorgehabt hatte, mich Voldemort anzuschließen. Nein, ich hatte und habe keine Angst seinen Namen auszusprechen, doch erfuhr ich ihn erst viel später, da sich niemand sonst wirklich wagte, den „Dunklen Lord“ beim Namen zu nennen. Bei der Versammlung am Abend wollte sie mich den anderen Todessern vorstellen, denn bis auf mein „Empfangskomitee“ hatte mich ja noch keiner im Haus gesehen, und den „Dunklen Lord“ bitten, mich in die Riege der Todesser aufzunehmen. Doch ihr „Lord“ schien andere Pläne zu haben, denn noch vor der Abenddämmerung beorderte er Bellatrix zu sich und ich musste, in ihrem Schlepptau, gleich mit. In Voldemorts Zimmer fiel Bellatrix vor ihrem „Lord“ auf die Knie und begann den Saum seines Umhangs zu küssen, während ich, stumm und mit gesenktem Blick, in der Tür stehen blieb. Mir war in dieser Situation überhaupt nicht wohl und das Verhalten meiner Tante war mir einfach nur peinlich. Zugegeben, der Mann, sofern man ihn als solchen bezeichnen konnte, wirkte respekt- und vor allem furchteinflößend, mit seiner großen, dürren Gestalt, dem bleichen, fast schlangenähnlichen Gesicht, mit blutroten Augen, schlitzförmigen Nüstern und dem kahlen Kopf; jedoch Angst machte er mir nicht, hatte ich doch schon Erschreckenderes gesehen. Das ich mich nicht regte und auch keinerlei Anstalten machte, es meiner Tante gleich zutun, brachte mir einen vorwurfsvollen Blick von Bellatrix und einen gefährlich und abschätzend wirkenden Blick Voldemorts ein. Auf Bellas Drängen hin verneigte ich mich schließlich doch noch höflich, fiel allerdings nicht wie gefordert auf die Knie. Mit noch immer gesenktem Blick, bekam ich aus dem Augenwinkel mit, wie Voldemort seinen Zauberstab zog und einen „Cruciatus“ in meine Richtung schickte, mich allerdings nicht traf. Noch bevor mich der Fluch erreichen konnte, blockte ich ihn mit einem „Protego“. Ja, wachsam zu sein war mir in Fleisch und Blut übergegangen, war ich doch unter Mördern und anderen gemeingefährlichen Hexen und Zauberern aufgewachsen. Das ich mich wehrte und vor allem wehren konnte, schien dem „Dunklen Lord“ aber überhaupt nicht zu gefallen. Doch ich war in keinster Weise auf einen Kampf aus und meine „liebe Tante“ war, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, nahe an einem Nervenzusammenbruch, wegen meiner Unverschämtheit, also ergab ich mich meinem Schicksal. Ich sank auf die Knie und bat, mit reumütigem Blick und in bester Büßermanier, um Entschuldigung, denn ich hätte ja nicht gewusst, was ich tat. Unschuldig und/oder zerknirscht und bereuend aussehen konnte ich, ersparte es einem doch manchmal viel Ärger. Zwar auch in diesem Fall, doch das Misstrauen Voldemorts ersparte es mir nicht, wäre ja auch zu schön gewesen. „Aufgenommen“ wurde ich, in gewisser Weise, trotzdem, jedoch unter strickten Bedingungen und Vorschriften und das „Dunkle Mal“ bekam ich auch nicht, ich war quasi so etwas wie „Todesserin auf Probe“, auch wenn es so oder so kein Zurück mehr gab. Versagen oder aufgeben wäre mein Todesurteil gewesen. Was die „Auflagen“ meiner Aufnahme betraf, war die Liste zwar nicht lang, aber in meinen Augen doch ziemlich albern: • absoluter Gehorsam, dem „Dunklen Lord“ gegenüber – also Mund halten und gehorchen • gebührliches und standesgemäßes Verhalten – erklärt sich wohl von selbst – benimm dich, sonst gibt’s ärger • ständige Maskierung – hieß niemand außer meiner Tante und dem „Lord“ selbst wusste, wer ich war oder würde mein Gesicht sehen • angemessene Kleidung – hieß in meinem Fall, ein schwarzes oder dunkelgrünes Kleid statt Jeans und Pullover Gut, mit den letzten beiden Punkten konnte ich, gezwungenermaßen, leben, doch was Gehorsam und Benehmen anging, war die Katastrophe vorprogrammiert, denn bereits am Abend, bei der Versammlung zur Aufnahme Draco Malfoys in die Riege der Todesser, konnte ich mal wieder meine Klappe nicht halten. Ich kannte Draco aus Hogwarts, er hatte schon immer eine große Klappe gehabt, war aber feige wie die Nacht gewesen und so wie er aussah, blass und verängstigt, hatte sich daran auch nichts geändert und das sein Vater in Askaban saß, machte das Ganze für ihn auch nicht leichter. Ihn da noch als Todesser zu deklarieren und ihm aufzutragen, einen Menschen zu töten, noch dazu einen der größten Zauberer dieser Zeit, hielt ich für falsch; ich wusste, er würde es nicht schaffen und diese Bedenken sprach ich auch laut aus. Doch mal wieder bescherte mir meine „Aufmüpfigkeit“ nur vorwurfsvolle und verständnislose Blicke, die Einzige, die wohl genauso dachte wie ich, war Narzissa, das sah ich an ihrem Blick, doch sie wagte wohl nicht diesbezüglich den Mund aufzumachen. Das war also Regelverstoß Nummer eins, aber dabei konnte ich es ja natürlich nicht belassen, irgendetwas machte ich scheinbar immer falsch, selbst wenn ich mein vorlautes Mundwerk nicht aufmachte, gescholten wurde ich trotzdem fast jeden Tag, wenn auch, Gott sei dank, nur von meiner Tante. Auch wenn es mir schon etwas seltsam vorkam, dass alle so eine „Geduld“ mit mir hatten, auch wenn mich die meisten Todesser einfach ignorierten und ich so gut wie möglich versuchte mich „unauffällig“ zu verhalten. Mit meiner Vermutung behielt ich allerdings Recht, denn es war nicht Draco der Dumbledore getötet hatte sondern Snape, nachdem Narzissa ihm den „Unbrechbaren Schwur“ abgenommen hatte, das er Draco helfen würde, was allerdings nicht viel an meiner Situation änderte. Ich durfte mich noch immer nicht demaskiert zeigen und war am besten dran, wenn ich den Mund hielt, doch als Voldemort den Zauberstab von Lucius Malfoy, Ulme mit Drachenherzfaser, forderte, um damit Harry Potter zu töten, da dies mit seinem nicht möglich war, und dann auch noch anfing über die Verbindung zwischen Zauberern und Muggeln herzuziehen, platzte mir fast der Kragen. Ich kam mir bei seinen Worten vor wie im falschen Film, deklarierte er damit doch mich und, objektiv betrachtet, auch sich selbst als unwürdige Kreatur. Doch ich hütete mich, vor allen Anwesenden aus der Haut zu fahren, das hob ich mir für einen späteren Zeitpunkt auf. Dieser „Zeitpunkt“ bot sich mir einige Tage später, gerade einmal eine Stunde vor dem großen Aufbruch. Ich fackelte nicht lange, stürmte, ohne anzuklopfen, mit meinem Zauberstab in der Hand, ins Zimmer des „Dunklen Lords“ und knallte meine Maske vor ihm auf den Boden. Den fast schon tödlichen Blick, der mir seinerseits beschert wurde, ignorierte ich; ich war lange genug „brav“ gewesen und hatte meine Proteste hinunter geschluckt, doch diese Ansprache war der Tropfen gewesen, der das Fass zum überlaufen brachte. Noch bevor er etwas sagen konnte, platzte auch schon alles aus mir heraus und die Konsequenzen, die mein Handeln hatte, waren mir in diesem Moment scheissegal, ich war vollkommen in Rage. So sehr, dass ich nicht schnell genug reagieren konnte, als er mich plötzlich am Kragen packte, sodass ich in der Luft hing und mit den Füßen strampelte, wie ein kleines Kind. Seine roten Augen schienen Funken zu sprühen, als er mir entgegen zischte, wie ich es wagen könnte, ihn als Halbblut zu bezeichnen. Da hatte ich wohl einen wunden Punkt getroffen und das bekam ich jetzt schmerzlich zu spüren. Er hatte mich so fest am Hals gepackt, dass ich kaum noch Luft bekam und ich hatte wohl Glück, das der Glockenschlag der Uhr zum Aufbruch rief und mir somit das Leben rettete. Er ließ mich unsanft zu Boden fallen und wandte sich, mit den Worten, er würde sich später um mich kümmern, zur Tür. Ich röchelte und rief ihm, noch bevor die Tür ins Schloss fiel, hinterher, das sein Plan nicht funktionieren und der Zauberstab zerbersten würde, doch eine Reaktion bekam ich nicht mehr. Als „Harry Potters Himmelfahrtskommando“ zurückkehrte, war die Laune des „Dunklen Lords“ noch übler als zuvor, was zuerst der arme Mister Ollivander, der im Keller von Malfoy Manor saß und anschließend ich zu spüren bekamen. Doch wurde ich diesmal offiziell zu Voldemort beordert. Er verlangte von mir zu wissen, woher ich wissen konnte, dass sein Plan nicht funktionierte. Aber wie sollte ich ihm diese Frage beantworten? Intuition? Vorahnung? Mehr als das war es nicht gewesen, doch diese Antwort war sicher nicht ausreichend und schon gar nicht zufriedenstellend. Gut ich kannte mich etwas mit Zauberstäben aus, Ollivander hatte mir, auf der Suche nach meinem Zauberstab, viel erklärt, aber das war Jahre her und nicht wirklich etwas auf das ich mich berufen konnte. Doch je länger ich schwieg, umso ungeduldiger und wütender wurde der „Dunkle Lord“. Als ich aber mit den Schultern zuckte und gerade zu einem „Keine Ahnung“ ansetzen wollte, hatte er mich auch schon wieder am Kragen gepackt und gegen die Wand gedrückt. Mein erschrockenes Keuchen entlockte ihm ein fieses Grinsen und seine Worte waren der blanke Hohn. Von wegen nun hätte ich nicht mehr so eine große Klappe und das ich schon noch lernen würde wo mein Platz ist, da es mir ansonsten noch leid tun würde. Mit diesen Worten „entließ“ er mich, doch ich wurde das Gefühl nicht los, das mir noch einiges bevorstand. Als, keine Woche später, das Zaubereiministerium fiel und mit Pius Thickness ein Todesser zum neuen Minister wurde, stand damit fast die ganze Magische Welt unter der Herrschaft Voldemorts. Einzig die Suche nach Harry Potter gestaltete sich schwieriger, da die Greifer nicht in der Lage schienen ihn ausfindig zu machen. Als es ihnen im März 1998 endlich gelang Potter und seine Freunde zu ergreifen und nach Malfoy Manor zubringen, schien der Sieg zum greifen nah, doch leider nicht lange. Als Voldemort erfuhr, dass Potter fliehen konnte, war seine Reaktion absehbar, genau wie die Tatsache, dass ich es wieder war, die seinen Wutausbruch eindämmen durfte. So hatte es sich zumindest eingebürgert, da ich scheinbar eine der Wenigen war, die es überlebte, ihm eine schlechte Nachritt zu überbringen. Doch an diesem Abend war der „Cruciatus“, der mir entgegen flog mein kleinstes Problem, denn mein „Lord“ gedachte sich ausnahmsweise auf andere Art und Weise abzureagieren. Kurze Zeit später bemächtigte er sich des Elderstabes, indem er ihn aus Dumbledore’s Grab stahl. Mit dem mächtigsten Zauberstab der je existiert hatte in seinem Besitz, nahm ich an, konnte ihn nichts und niemand mehr etwas anhaben, doch entgegen aller Vermutungen schien er zunehmend unruhiger und somit gefährlicher zu werden. In seiner Wut, über den Einbruch in Bellatrix’ Verlies, zerstörte er halb Gringotts und tötete sämtliche Kobolde. Doch was er zu Nagini sagte, beunruhigte mich weitaus mehr. Die Anderen schienen ihn nicht zu erstehen, da er in Parsel sprach, aber ich verstand die Worte nur zu deutlich: „Der Junge hat unser Geheimnis enthüllt, Nagini. Das macht uns verwundbar. Wir müssen alle Mächte nutzen, ihn zu finden. Und du, meine Freundin, darfst nicht von meiner Seite weichen.“* Und sie gefielen mir überhaupt nicht. Von welchem Geheimnis sprach er? Was machte ihn verwundbar? Was hatte das alles zu bedeuten? Noch am selben Abend rief er mich zu sich, er übergab mir einen Armreif und den Auftrag, ihn mit meinem Leben zu beschützen, dann schickte er mich fort. Er sagte, wenn der Sieg sein wäre, könnte ich wieder zu ihm stoßen, doch bis dahin sollte ich verschwinden. Gut, um etwas zu verstecken war ich wohl die beste Wahl, es wusste ja schließlich niemand von mir und suchen würde mich im schlimmsten Fall auch niemand, denn offiziell war ich noch immer keine Todesserin. Doch eine Rückkehr zum „Dunklen Lord“ sollte es für mich nicht geben, denn Voldemort fiel am 2. Mai 1998 in der Schlacht von Hogwarts. Getötet durch seinen eigenen zurückgeprallten Fluch. Auch meine Tante fiel im Kampf, so wie viele andere auch. Die, die überlebten zogen sich zurück, sind auf der Flucht oder sitzen in Askaban. Und was mache ich, ich sitze hier und erzähle irgendjemandem meine Geschichte, jemandem, der sie vielleicht gar nicht hören will. Doch das kümmert mich nicht. Meinen Auftrag habe ich erfüllt, der Armreif war und ist in Sicherheit. Heute, fünf Jahre nach der letzten Schlacht des „Dunklen Lords“, gehört er meiner Tochter Viola; noch immer wahrt er sein Geheimnis und vielleicht wird meine Kleine, eines Tages, Zeugin der Wiederkehr ihres Vaters. *HP7 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)