Black von ShuuShuu ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Drei Wochen waren es nun. Rivaille starrte auf das Kalenderblatt vor ihm. Zahl um Zahl fuhr er mit den Augen ab, begonnen am heutigen Tag, zurück bis zu einem dicken schwarzen Fleck Tinte. Sein bester Füllfederhalter lag noch immer völlig verbogen neben dem Tischkalender. Tausendmal hatte er damit vor Wut auf jenen Tag eingestochen, so als könne er ihn damit einfach vernichten. Ihn rückgängig machen. Er hatte solange auf ihn eingestochen, dass sogar der Tisch Spuren behalten würde. Genau wie er selbst. Genau wie alle die überlebt hatten. Erwin... Ruckartig wandte er sich ab und stand auf. Leicht humpelnd bewegte er sich durch den Raum zur Türe – gepackt von einer plötzlichen Notwendigkeit. Wie ein Zwang gegen den er sich nicht wehren konnte, einer der vielen Zwänge die sein Leben bestimmten. Kurz streifte sein Blick den Gehstock, den Hanji ihm aufgezwungen hatte. Er hatte abgelehnt. Sicher 10 oder 15 Mal. Schließlich hatte sie ihn einfach in die Ecke neben der Türe gestellt und war gegangen. Rivaille ließ ihn stehen. Im Kampf verletzt zu werden war schon genug der Schmach – also biss er die Zähne zusammen und ertrug die Schmerzen, die jeder Schritt verursachte. Insgeheim genoss er den Schmerz sogar. Er erinnerte ihn an jenen Tag... Es erschien ihm wie eine Ewigkeit. Die langen Flure waren ihm noch nie so endlos vorgekommen. Draußen hatte es zu regnen begonnen, es war beinahe dunkel, als er sein Ziel erreichte. Rivaille hob die Hand um zu klopfen – und ließ es. Leise trat er ein. Das Zimmer war vom Zwielicht der Abenddämmerung erleuchtet. Gerade hell genug um die Gestalt des Kommandeurs zu erkennen, der bewegungslos auf dem Bett lag. Sein Körper war nur mit einem dünnen, schneeweißen Leinentuch bedeckt und verlieh der Szene eine merkwürdige Geisterhaftigkeit, die ihn erschaudern ließ. Drei Wochen lang hatte er Angst gehabt vor jenem Anblick. Rivaille kam langsam näher, vermied es trotz Schmerzen noch mehr als zuvor, zu humpeln. Stärke zeigen. Stolz und aufrecht. So sollte Erwin ihn sehen. Keinen humpelnden Veteranen. Als hätte Erwin seine Präsenz gespürt blinzelte er und drehte langsam den Kopf. Ihre Blicke trafen sich n völliger Stille. Allein das gleichmäßige Prasseln des Regens gegen die Scheibe war zu hören. Es gab keinen Anlass zu sprechen. Sie sahen sich an und wussten bereits alles. Rivaille war es, der den Blick schließlich löste. Er sah zu Boden und biss sich auf die Lippe. Erwin so zu sehen tat weh, mehr als jeder physische Schmerz es könnte. „Ich werde deine rechte Hand sein.. das.. hab ich dir schon vor langer Zeit geschworen..“, wisperte er leise. Nur vor Erwin zeigte er diese Seite von sich. Nur er durfte ihn so sehen... Und doch schaffte er es nicht, dem Kommandeur nochmal in die Augen zu sehen, auch nicht, als dieser nach seiner Hand tastete und sie sanft umschlang. Erwin lächelte sanft, doch unübersehbar schmerzlich. „...weinst du?“ Rivaille schnaubte verächtlich. „Tzk! Als würde ich wegen einem Arschloch wie dir weinen...“, entgegnete er hart und emotionslos, doch als er sich Sekunden später an ihn schmiegte, spürte Erwin heiße Tränen auf seiner Brust. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)