Darf es Liebe sein? von TohiAkaya ================================================================================ Kapitel 1: Darf es Liebe sein? ------------------------------ Der volle Mond erstrahlte über unseren Köpfen als wir in dem verlassenen Park spazieren gingen. Leise raschelte der Wind durch die Äste der Bäume die unseren Weg säumten. Ich konnte es nicht glauben, es war das erste Mal seid Wochen, das erste Mal das wir alleine unterwegs waren. Nur er und ich. Neben mir lief Ryuzaki in seiner üblichen gekrümmten Haltung, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. An was er wohl gerade denken mochte? Ob er wenigstens für diesen Moment den Fall Kira aus seinem Kopf verbannen konnte? Niemals würde diese Frage über meine Lippen kommen, es würde auch nicht allzu lange dauern bis wir wieder zurück in der Ermittlungszentrale waren, wozu sollte ich also diesen Moment zerstören? Er und ich, allein, mitten in der Nacht. Keiner von uns sagte ein Wort, doch allein diese Nähe und das Wissen, dass er in diesem Moment ganz mir gehörte, reichte aus um mein Herz zu erwärmen. Auch wenn ich ihn nicht berühren konnte, dieser Spaziergang allein war schon mehr als ich mir jemals zu erhoffen gewagt hatte. Damit musste ich mich begnügen. Ihn, den weltbesten Ermittler L, durfte ich nicht für mich beanspruchen oder ihn von seiner Arbeit ablenken. Es wäre selbstsüchtig gewesen, doch ich wusste, dass ich dies in diesem Moment schon tat. Doch es war nicht meine Schuld, immerhin hatte er mich gefragt ob ich ihn begleiten würde. Und so liefen wir jetzt, langsam und schweigend, in der Dunkelheit. Sein unsicheres Seufzen riss mich aus meinen Gedanken, besorgt wand ich meinen Kopf in seine Richtung und sah ihn an. Der Boden schien seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben, doch während ich seinem Blick folgte, spürte ich wie er langsam näher kam. Er hatte seine Hände aus den Taschen genommen und verringerte den Abstand zwischen uns, bis sich unsere Arme fast berührten. Unsicher machte mein Herz einen Hopser. Wieso kam er mir jetzt so nahe, was für einen Grund konnte es dafür geben? Noch während ich wieder in Gedanken versank streifte etwas meine Hand und als ich realisierte, dass sich seine Hand in die meine Wand, durchzogen elektrische Wellen meinen ganzen Körper. Seine Finger umschlossen meine Haut und ich spürte einen kurzen Druck. Leicht verwirrt erwiderte ich diese Geste, doch er zog sich nicht zurück. Wir setzten unseren Weg fort und immer noch verweilten unsere Hände ineinander. Mein Gesicht kribbelte, mein ganzer Körper stand unter Strom. Dieses Verhalten passte so gar nicht zu dem schwarzhaarigen jungen Mann an meiner Seite, doch erklären konnte ich es mir auch nicht. Eine Frage hämmerte immer und immer wieder durch meinen Kopf: Warum? Immer noch dauerte dieses Schweigen an, in der Ferne konnte ich schon die Lichter der Straßenlaternen wahrnehmen und mein Körper spannte sich unwillkürlich an. Es konnte noch nicht vorbei sein, so durfte dieser Spaziergang doch nicht enden! Und aus vollem Herzen begann ich mir zu wünschen er würde meine Hand nie wieder loslassen. Ryuzaki schien die Veränderung meiner Haltung bemerkt zu haben denn er blieb stehen. Schnell nahm ich einen tiefen Atemzug um meine Unsicherheit zu überspielen, und während ich ihm in die Augen sah hoffte ich, dass er in meinem Gesicht nicht ablesen konnte wie nah mir diese körperliche Nähe ging. Sein Blick wirkte traurig. Er sah mir direkt in die Augen und mir war als würde ich mich in ihnen verlieren. Was um alles in der Welt konnte in ihm diese unendliche Trauer verursachen? „Sag mal“ – er räusperte sich bevor er weiter sprach – „glaubst du man darf lieben, wenn man weiß das man sterben wird?“ Mein Gesicht schien in Flammen zu stehen, während in meinem inneren alles zu Eis gefror. Hatte er diese Frage eben wirklich gestellt? Natürlich. Mit wem, wenn nicht mit mir, sollte er auch über so etwas reden? Natürlich liebte er mich nicht, er liebte jemand Anderes. Unfähig zu sprechen sah ich ihm in die Augen, der Schock musste mir ins Gesicht geschrieben stehen, denn er verzog schmerzlich das Gesicht. „Bitte… bitte Antworte mir.“ – „I-ich verstehe deine Frage nicht ganz, was meinst du damit?“ Lüge! Ich wusste genau worauf er hinaus wollte. – „Sag mir, darf es Liebe sein? Darf man lieben, wenn man stirbt? Ich weiß das ich bald sterben werde, aber darf ich dennoch… lieben?“ Seine freie Hand kam mir langsam näher, wollte er mich Schlagen? Nein, dafür war die Bewegung zu langsam, doch ein anderer Grund kam mir nicht in den Sinn. Erst als seine Hand mein Gesicht zärtlich umfasste verstand ich den Sinn dieser Bewegung und mir stockte der Atem. Seine Hand wirkte wie Eis auf meiner brennenden Haut, doch war diese Kälte alles andere als unangenehm. Ich versuchte mich daran zu erinnern wie man Atmete, er hatte meinen Kopf völlig leergefegt. Was hatte er mich gefragt? Ob es liebe sein durfte? „Was meinst du damit?“ Zu spät realisierte ich, dass ich diesen Gedanken laut ausgesprochen hatte. Erschrocken zog ich Luft in meine Lungen, wie man Atmete wusste ich jetzt wenigstens wieder. Ängstlich wartete ich die Reaktion des Schwarzhaarigen vor mir ab, noch immer sah er mir tief in die Augen. Als würde er in meine Seele zu blicken versuchen. Ein Seufzen erklang, „du bist heute wirklich begriffsstutzig, weißt du das?“ Liebevoll lächelte er mich an. Das Brennen in meinem Gesicht dehnte sich über meinen ganzen Körper aus, mein Herz begann regelrecht gegen meine Rippen zu hämmern. Dieses Verhalten passte wirklich ganz und gar nicht zu ihm. „Was soll das bedeuten?“ Ja, ich war begriffsstutzig. Denn das wonach ich mich sehnte von ihm zu hören konnte er unmöglich auszusprechen gedenken. Ich musste mich einfach irren, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Also ergaben seine Worte nicht den geringsten Sinn. Als er mein Kinn umfasste und mich ein Stück weiter an sich zog, berührten sich unsere Nasenspitzen fast. „Verstehst du es denn immer noch nicht? Sag es mir, bitte, Sag mir ob ich ein Recht darauf habe jemanden zu lieben. Oder ist es nur selbstsüchtig?“ Sein Gesicht wurde unsicher, dann ernst, er schien jetzt definitiv auf eine Antwort meinerseits zu warten. Über seine Worte dachte ich einen Moment lang nach und antwortete ihm dann mit Unsicherheit in der Stimme. „Ist ein kurzes Glück nicht besser als nie geliebt zu haben? Wie kann ein Gefühl wie Liebe selbstsüchtig sein?“ Mein Herz zog sich zusammen, würde er mir wenigstens verraten wer sein Herz gestohlen hatte? Es erschien mir wie eine Ewigkeit, bevor er mir etwas zuflüsterte. „Ja, du hast Recht. Ein kurzes Glück ist besser als nie geliebt zu haben.“ Er war so nah, viel zu nah. Mein Gehirn war wie benebelt und bevor ich mir über die Bedeutung seiner Worte bewusst werden konnte, spürte ich seine Lippen auf meinen. Die Zeit schien still zu stehen, nicht einmal meinen Herzschlag konnte ich hören. Alles war von diesem brennendheißen Kuss den er auf meine Lippen hauchte ausgelöscht worden. Seine Lippen waren so weich und viel süßer als ich mir sie je hätte ausmalen können. Als er sich von mir löste spürte ich wie meine Beine unter mir nachgaben, doch er fing mich auf und presste an sich. Mir entfloh ein Keuchen, ich war total außer Atem und kraftlos. Hilfe suchend lehnte ich meinen Kopf gegen seine Schulter und hauchte ein Wort. „Warum?“ Bevor er mir antwortete drückte er mich fester an sich und vergrub eine Hand in meinem Haar. „Weil du das Objekt meiner Begierde bist, weil ich dich liebe…“ Er vergrub das Gesicht in meinem Haar und nahm einen tiefen Atemzug. Dies gab mir Zeit seine Worte in mich auf zu nehmen. Mich? Hatte er gerade gesagt, dass er mich liebte? Mir war als würde ich alle Sinne verlieren, jetzt hatte ich nicht mehr die Kraft ihm die Wahrheit zu verschweigen. Vorsichtig beugte ich meinen Kopf etwas nach vorne und küsste sanft seinen Hals. „Ich liebe dich auch, schon lange…“ Jetzt traute ich mich endlich seine Umarmung zu erwidern, fest schlang ich meine Arme um seinen schlanken Körper und zog ihn ebenfalls an mich. „Bitte, lass mich noch nicht los…“ Meine Hände krallten sich in seinem Pullover fest und noch immer war mir kein klarer Gedanke möglich, mein Körper handelte instinktiv. Ryuzaki lachte leise, es war das erste Mal, dass ich ihn lachen hörte. Er zog seinen Kopf aus meinem Haar zurück und veranlasste mich so ihn anzusehen. Liebe und Wärme lagen in seinem Blick, seine Hand fuhr meinen Hinterkopf entlang und stoppte in meinem Nacken. „Noch nicht, wir haben noch ein wenig Zeit.“ Mit diesen Worten verschloss er meine Lippen. Antworten konnte ich ihm nicht mehr, doch ich erwiderte seinen Kuss aus vollem Herzen. Er hatte Recht, noch hatten wir Zeit. Zeit um uns zu lieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)