Der falsche Schulreporter von Srna ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Na auf, Naruto! Du schaffst das...!“, sprach meine beste Freundin mir Mut zu. Ja, ich konnte es tun! Ich, Naruto Uzumaki, würde das schaffen. Im nächsten Leben. Ich war gerade dabei zu fliehen, als Sakura mich am Arm zurückhielt und mich bestimmend in den Klassenraum schubste. Einige Augenpaare sahen mich zunächst interessiert an, dann allerdings gelangweilt wieder weg. Ja, so war ich. Keiner interessierte sich wirklich für mich, weswegen ich immer einen auf Clown machte. Aber das sollte mir jetzt egal sein, mein Ziel war es nicht, irgendwen zu unterhalten, sondern… Ich sah mich um. Und dort hinten saß er. In der Ecke und er las etwas. Unsicher ging ich auf ihn zu, nahm mir einen Stuhl von einem anderen Tisch und setzte mich ihm gegenüber. Zum ersten Mal hob er nun seinen Blick und sah mich fragend an. „Hey Sasuke... Ähm... Ich wollte Mal fragen, ob du mir eventuell ein paar Fragen für die Schülerzeitung beantwortest. Immerhin seid ihr ja im Finale des... Kreisdingsda... Wie auch immer.", verlegen räusperte ich mich. Ich war doch wirklich ein Idiot. „Klar, kann ich machen.“, lächelnd schlug er sein Sportmagazin zu und sah mich interessiert an. „Also, es geht weniger um den Fußball, sondern ein bisschen mehr um dich. Halt, um dich besser kennenzulernen. Also die Leser der Zeitung selbstverständlich!“, er lachte leise. „Ja, ist schon klar. Ich gehe Mal davon aus, dass du mich selbst fragen würdest, wenn du etwas wissen wolltest, oder?“, raunte er mir zu. Er lehnte sich etwas nach vorne, sein Arm, der auf den Tisch gelehnt war, hielt seinen Kopf am Kinn, während er mich herausfordernd angrinste. „Natürlich! Ich, Naruto Uzukumaki, würde NIEMALS einen Grund erfinden, um mit jemandem zu sprechen!“ Nie im Leben käme ich dazu, ihn, Sasuke Uchiha anzusprechen. Eher sterbe ich. Dennoch Naruto: Zusammenreißen! „Okay... Also... Geburtstag?“, fing ich erst Mal klein an. Sakura meinte, ich musste rausbekommen, wann und wo er geboren wurde. Dann könnte sie da irgendeinen Schnickschnack mit den Sternzeichen machen und mir sagen, wie wir zusammenpassen und wie ich ihn am besten bekomme. „Am 23. Juli 1993“ „Und Ort? Und weißt du auch die Uhrzeit?“, er betrachtete mich skeptisch aus seinen braunen Augen und lupfte eine Braue in die Höhe. "Um 14:12 in Konoha, mein Aszendent ist Zwillinge. Nur für die ganz Neugierigen.“, er grinste mich an. Er wusste es. Er wusste alles. Ich muss verschwinden! Vorsichtig wandte ich meinen Blick Richtung Tür und sah einen rosa Haarschopf dort stehen. Oh nein! Keine Flucht möglich. Schwer schluckte ich. „Ich...bin Sternzeichen Waage mit Aszendent Löwe... Tschuldigung, das wollte jetzt keiner wissen. Also weiter. Wann und warum hast du mit Fußball angefangen?“ Er überlegte kurz. „Also angefangen... Ich würde sagen, ich wurde mit dem Ball geboren. Ich weiß es nicht genau, es macht mir halt Spaß.“, ich notierte alles und holte tief Luft. „Lieblingsfarbe?“ „Blau“ „Lieblingsessen?“ „Pasta, aber vegetarisch.“, verwundert sah ich ihn an. „Du bist vegetarier?“, als würde ihn diese Frage nicht mehr wundern, nickte er zustimmend. Er wirkte eher wie der Typ, der Tonnenweise Steaks in sich hereinstopfte. Nicht, dass er so aussah. Aber er wirkte auch nicht wie ein Vegetarier. So Ökomäßig halt, wie die nun mal wirken. „Achso, okay. Ähm, wo war ich...? Achja, Lieblingsfach?“ „Sport“ grinste er. „Aber wenn man das Mal rauslässt, Mathe und Chemie.“, er begann locker zu kippeln und stützte sich an dem Schrank hinter sich ab. Dieser Junge überraschte mich immer mehr. „Hassfach?“ „Englisch und Französisch.", ich notierte alles und warf einen Blick auf die Uhr. In 5 Minuten würde die Mittagspause um sein. „Single oder vergeben? Für die Damen da draußen.“, sagte ich mit einem versucht lockeren Augenzwinkern und einem Herzen, das drohte zu kollabieren. Das ging alles in die Hose. Ich wollte weg von hier. Er sah mich schälmisch grinsend an. „Sag Mal, du stehst auf Überraschungen, oder?“, verwirrt sah ich ihn an. „Ich bin Single und Bi-Sexuell.“, nun war er derjenige, der mir zuzwinkerte. Wie skurril das wirkte, konnte man sich kaum vorstellen. Ich war wirklich überrascht. Vor allem, dass er es so offen zugab, Bi zu sein. Ich dachte es war ein absolutes Tabu im Fußball auch nur annähernd an Männern interessiert zu sein. „Und was mehr?“, war das einzige was mir dazu einfiel. Er musste breit grinsen. „Jungs.“, mein Herzschlag beschleunigte sich. „Und... und wie stellst du dir dann deinen Traum...mann vor?“, es war merkwürdig so etwas zu Sasuke zu sagen. Ich war der festen Überzeugung gewesen, er wäre hetero. Aber selbst wenn ich eh schon masochistisch genug veranlagt war, weil ich an einem 'Hetero' festhielt, musste ich einfach mehr über ihn wissen. „Vom Aussehen oder Charakter?“, war seine simple Gegenfrage. Wow, er war wirklich unglaublich offen. Sonst sprach er doch nie mit jemandem. „Ähm...Aussehen?“ Der Schwarzhaarige überlegte kurz, ehe er sich mir schälmisch grinsend zuwandte. „Du bist schon ganz niedlich.“, war seine simple Antwort, begleitet von seinem berühmten Grinsen, dass die Herzen der Mädchen und einiger Jungs dahinschmelzen lies. „Aber sonst...Ich leg mich da nicht fest. Was mir gefällt, gefällt mir. Und Charakter... Naja, da habe ich auch nicht viele Ansprüche. Es muss einfach passen... Aber auf jeden Fall muss die Person intelligent sein, damit wir uns unterhalten können. Und die Person muss mir Freiraum lassen mit meinem Fußball. Selbst muss sie darauf nicht stehen, es aber nur akzeptieren und mich im besten Fall noch unterstützen. Und die Person muss locker sein, ich hasse so arrogante Menschen - und Lügner.“, ich biss mir auf die Lippe. War ich eigentlich ein Lügner, wenn ich sagte, ich interviewte ihn für die Schülerzeitung? So ganz war es ja noch nicht Mal gelogen. Einige Informationen davon würden bestimmt in einem Bericht verwendet. Irgendwann. Eines Tages. Wenn ich der Schülerzeitung beitreten würde. „O...okay... und...“ „Oh, die Pause ist vorbei...“, stellte der Schwarzhaarige nüchtern fest. Gerade hätte ich ihn über ALLES ausfragen können, was ich schon immer wissen wollte. Zumindest hatte ich den Eindruck. Schwerfällig erhob ich mich von meinem Stuhl. „Naja.. Vielleicht komm ich morgen noch Mal vorbei für die restlichen Fragen... Aber Danke soweit...", sagte ich matt lächelnd und lief aus dem Klassenraum. Sakura wartete bereits gespannt auf mich und lief ganz neugierig auf mich zu. „Und...? Was hast du alles rausgefu-", sie brach abrupt ab, als sie sah, wie der Fußballer aus der Tür auf den Flur trat und sich umsah. Sakura deutete mir an, mich umzudrehen. Er begann zu grinsen, als er mich entdeckte hatte. „Ach, und Naruto?", begann er zu sprechen, als er dicht vor mir zum Stehen kam und grinste. „Du bist der miserabelste Lügner auf der ganzen Schule.“, ich schluckte schwer, biss mir schuldbewusst auf der Unterlippe herum und sah auf den Boden. „Ich weiß, es tut mir Leid...“, nuschelte ich schuldbewusst und sah verwirrt auf, als Sasuke begann zu lachen. „Macht ja nichts, ich fand‘s lustig. Hast du eventuell Lust dazu, nach der Schule was mit mir zu machen? Dann kannst du mich auch über das ausfragen, was du wirklich wissen willst.“, bot Sasuke bereitwillig an und bekam das unglaubliche Grinsen, das mich derart faszinierte, nicht aus dem Gesicht. Sakuras und mein Mund klappten zusammen auf. Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande und blieb vollkommen perplex stumm, als Sasuke mir einen Kuss auf den Hals setzte und ein „Ich warte dann vor deinem Klassenraum“ sagte, ehe er wieder in sein Klassenzimmer verschwand... Kapitel 2: ----------- Nervöser als ihm lieb war stand der Schwarzhaarige wie verabredet vorm Klassenzimmer des falschen Schulreporters. Ihr Lehrer hatte sie früher gehen lassen, sodass er schon gefühlte 10 Minuten dort stand, obwohl der Blick auf sein Smartphonedisplay ihn eines besseren belehrte. Der Lehrer hatte sie etwa fünf Minuten früher gehen lassen und erst in zwei Minuten würde die Klingel läuten. Was sollten sie gemeinsam unternehmen? Er hatte einfach aus dem Nichts vorgeschlagen, dass sie sich treffen könnten und jetzt war sein Kopf einfach nur leer. Außerdem, warum genau war er so derartig gesprächig gewesen? Nicht, dass er sich für irgendetwas schämen würde was er gesagt hatte. Ihm war klar, dass nichts davon in der Zeitung erscheinen würde, immerhin kannte er alle Mitglieder der Schülerzeitung als Ass des Fußballvereins. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen, während er daran dachte, wie nervös und schlecht Naruto gelogen hatte. Der 18-Jährige zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich die Klingel zum Schulschluss ertönte. Letztlich war die Zeit doch schneller vorbeigegangen, als er erwartet hatte. Er straffte die Schultern und hob seinen schwarzen Eastpack auf seine linke Schulter. Er schielte vorsichtig zum Klassenzimmer des Blonden, dessen Tür regungslos blieb. Während sich der Gang mit Schülern füllte, ging Sasuke in seinem Kopf noch einmal durch, ob Naruto jetzt wirklich hier Unterricht hatte. Es half alles nichts, er ging zwei Schritte auf die Tür zu um auf die Raumliste zu gucken, als er ernüchternd feststellte, dass seit der 4. Stunde in diesem Raum kein Unterricht mehr stattgefunden hatte. Gut, er würde einfach hier warten. Immerhin hatten sie sich vor seinem Klassenzimmer verabredet, also würde der Blonde mit Sicherheit bald kommen. Ganz sicher. Auch die Tatsache, dass der Gang sich langsam wieder leerte und seine Uhr anzeigte, dass der Unterricht vor sechs Minuten beendet wurde, machten den Schwarzhaarigen keines bisschen nervös. Nicht ihn. Niemals ihn. Er begann vor dem Klassenraum in dem mittlerweile leeren Gang auf und ab zu gehen. Natürlich nicht, weil er nervös war, dass er von Naruto versetzt worden wäre. Wenn Naruto verhindert wäre, hätte er doch zumindest seine rosahaarige Freundin geschickt, oder? Er hatte Naruto schon eine Weile beobachtet, warum konnte er gar nicht sagen. Er war selbst eher der ruhige Typ der sich wenig für das interessierte, was andere taten. Aber wenn er Naruto auf dem Pausenhof oder in der Cafeteria sah, war er immer davon beeindruckt, wie er die Leute um sich zu sammeln schien. Und zwar seinetwegen. Nicht, weil er irgendetwas besonders gut konnte und man sich mit ihm rühmen wollte. Einfach nur seinetwegen, weil er war wie er war. Mittlerweile waren 18 Minuten vergangen und ihm war schwer danach, das Handy aus dem Fenster in den Hof zu werfen. Er konnte unmöglich von Naruto versetzt worden sein. Nicht von Naruto. Schnaubend drehte er sich Richtung Treppe und riss die Glastür auf, die das Treppenhaus von dem Gang trennte, und stockte, als er den Blonden die Treppe runterkommen sah, die Mundwinkel nach unten gezogen und die Hände in den Jeanstaschen vergraben. „Na…ruto?“, erschrocken blickte der Blondschopf auf und sein Gesicht färbte sich knallrot, als sich ihre Blicke begegneten. „Wo warst du denn?! Ich hab doch gesagt, ich warte vor deinem Klassenraum auf dich!“ keifte der Schwarzhaarige seine Verabredung an. „Genau da war ich doch!“, verteidigte sich der Blonde, dem die Erleichterung deutlich anzumerken war. „Ich hatte Chemie und war nicht in meinem Klassenraum, bin aber sofort hingerannt als er uns rausgelassen hat!“. „Naruto.“, der 18-Jährige stellte sich schulterbreit hin, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte erzürnt nach oben auf die Treppe, auf der der 17-Jährige stand. „Im 3. Stock sind die 8. Und 9. Klässler. Da kann gar nicht dein Klassenraum sein.“ „Wa..?!“, mit geweiteten Augen sprintete der Blonde die Treppe wieder hinauf und verschwand aus dem Blickfeld des verwirrten Uchiha. Was war denn jetzt in ihn gefahren?! Wenige Augenblicke später erschien der blonde Haarschopf und das dazugehörige Gesicht über dem Treppengeländer. „Du hast Recht! Ich stand die ganze Zeit vor der Klasse der 9B!“ Sasukes Körperhaltung lockerte sich ein wenig, was aber wohl mehr daran lag, dass er viel zu sehr damit beschäftigt war, an Narutos Orientierungssinn zu zweifeln als darauf zu achten, bedrohlich da zu stehen. Kopfschüttelnd lachte er leise. „Du bist ja echt einer. Können wir jetzt los?“ Mit rosaroten Wangen hüpfte der Blonde die letzten Treppenstufen hinab bis er neben dem Älteren zum Stehen kam. „Was… wollen wir machen?“ Das war die Frage. Unsicher biss sich der 18-Jährige auf die Unterlippe. Er mochte es nicht unvorbereitet zu sein und er hatte die ganzen letzten 4 Unterrichtsstunden damit verbracht sich Gedanken darüber zu machen. Seine Eltern waren über die Woche nicht da, weil sie seinen großen Bruder zu einem Wettbewerb begleiteten, der folglicherweise auch nicht zuhause anzutreffen sein würde. Aber konnte er Naruto tatsächlich zu sich nach Hause einladen? Die beiden kannten sich kaum, würde das nicht etwas merkwürdig wirken? Zumal er sich nicht einmal sicher war, was er überhaupt von ihm wollte. Wollte er überhaupt was? Er wusste es nicht. „Ähm… also…“, begann der Blonde, dessen rechte Hand sich in seine Haare verloren hatte. „Ich… wir…könnten zu mir gehen… meine Mutter ist zwar da… aber ich denke nicht, dass sie ein Problem damit hätte…also wenn du willst … und so…“, Sasuke erkannte, wie der 17-Jährige sich fest auf die Unterlippe biss. Wahrscheinlich war er tierisch nervös. Irgendwie erleichterte ihn das ungemein, dass es nicht nur ihm so zu gehen schien. Immerhin ging es ihm niemals so. Er war niemals nervös. Er würde das solange denken, bis er selbst davon überzeugt sein würde. „Hey, meine Eltern sind diese Woche mit meinem Bruder weg… Wir können auch zu mir gehen, da haben wir dann… unsere Ruhe…“, irgendwie fühlte es sich merkwürdig an, so etwas zu Naruto zu sagen. Er bemerkte ein leichtes Ziehen in seiner Bauchgegend, das er niemals auf seine Nervosität schieben würde. Niemals. Nicht er. Nicht Sasuke Uchiha. Er räusperte sich und aus einem ihm unerfindlichen Grund schämte er sich Naruto ins Gesicht zu schauen. Immerhin trug er wirklich tolle Schuhe heute. Sie waren neu. Weinrote Chucks, die fand man nicht all zu oft. „Okay…“, dann war es beschlossene Sache. Obwohl sich Sasuke innerlich auf diesen Nachmittag gefreut hatte, war er jetzt nicht sicher, worüber sie sprechen sollten. Als Naruto ihn am Vormittag quasi überfallen hatte, wurde er einfach mitgezogen und empfand das als furchtbar erleichternd. Er hatte sich lange nicht mehr so gefühlt. Jetzt saßen sie im Bus nebeneinander und spielten auf ihren Handys. Naruto spielte Flappy Bird, während er sich selbst auch mit Mahjong zufrieden geben konnte. Es war keine Frage, dass sein Spiel weniger stressend war. Aber er musste leicht grinsen, jedes Mal, wenn Naruto den Vogel hat gegen ein grünes Rohr fliegen lassen und dabei einem kleinen Tobsuchtsanfall zum Opfer fiel. Nach gut 15 Minuten waren sie an der richtigen Haltestelle angekommen und Naruto war sichtlich überrascht, dass Sasuke in einer derartig guten Gegend wohnte. Wobei die Gegend jetzt eigentlich nichts Herausragendes war. Sie hatten ein Reihenhaus in einer Neubausiedlung von Konoha mit nettem kleinen Garten. Wenn man nach Naruto ginge, wäre dies der Königspalast von Konoha. „Möchtest du etwas trinken?“, bot der Schwarzhaarige seinem Gast an, der noch ganz angetan war von dem großen Fernseher im Wohnzimmer. Sasuke beschloss, ihnen einfach zwei Gläser und eine Flasche Wasser hinzustellen, das würde es schon tun. Naruto sollte man jetzt am besten nicht aus seiner Trance holen, vielleicht würde er einen Herzinfarkt bekommen und sterben? Naruto saß angespannt auf der beigfarbenen Couch und blickte stur in den Garten, als er aus der Küche wieder ins Wohnzimmer kam und sich mit etwas Abstand neben ihn setzte. „So…“, setzte er selbst an und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. „Du wolltest noch ein paar Fragen für deine Privatzeitung stellen?“ Kapitel 3: ----------- Oh Gott, mein Herz explodierte beinahe. Jetzt saß ich hier. In Sasukes Haus. Auf Sasukes Couch. Neben Sasuke. Und er wollte mir Fragen beantworten. Mit zittrigen Fingern griff ich nach dem Glas Wasser, das er mit mitgebracht hat. Um Gottes Willen, jetzt trinke ich auch noch aus einem Glas, das in Sasukes Haus war, in dem Sasuke lebt und aus dem auch schon Sasuke getrunken hat. Konnte man das als indirekten Kuss bezeichnen? Wenn Sasuke und ich uns… „Naruto!“, vor lauter Schreck ließ ich beinahe das Glas fallen, in dem sich rote Flecken gebildet haben. Moment. Rote Flecken? Noch ehe ich realisieren konnte, was eigentlich passierte, spürte ich, wie Sasuke mir ein Tuch auf die Nase drückte. „Du Spinner! Warum kriegst du Nasenbluten und merkst es nicht einmal?“ Verwirrt blickte ich in die braunen Seelenspiegel meines Gegenübers, ehe ich merkte, dass er Oberkörperfrei da saß. Warum…? Oh. Klar. Schnell stellte ich das Glas zurück auf den Wohnzimmertisch und griff nach dem schwarzen Stoff, der verhinderte, dass ich die helle Couch einsaue. „Wo ist das Badezimmer?“, fragte ich panisch und lief in die Richtung, die Sasuke mir mit dem Finger andeutete. Ich riss eine große Menge Toilettenpapier ab und drücke es mir auf die Nase, während ich mit einem leichten Ziehen im Bauch das schwarze Shirt in meiner Hand betrachtete. Sasuke hat gerade eben Oberkörperfrei neben mir gesessen und mir sein Shirt ins Gesicht gedrückt. Oh Gott, jetzt fing mein Kopf schon wieder an wie verrückt zu glühen! Vorsichtig drehte ich mich Richtung Spiegel um mir mein Gesicht anzusehen. Überall war Blut. Meine gesamte Nase war verschmiert und auch mein Mundbereich ist leider nicht davon verschont geblieben. „Verdammt…“, murmelte ich, während ich mir eine neue Ladung Toilettenpapier nahm, da mein jetziges bald sein Limit erreichen würde. Unsicher guckte ich auf das schwarze Shirt, das ich auf dem Waschbecken abgelegt hatte. Konnte man sich eigentlich noch mehr bei seinem Schwarm blamieren? Wie zum Teufel sollte ich ihm jetzt noch unter die Augen treten und ihn nach irgendwelchen Sachen fragen, nachdem ich ihm sein Shirt vollgeblutet hatte? Mein Glück war mir wirklich nicht hold. Nachdem der Tag dermaßen gut begonnen hatte musste ja eine Katastrophe folgen. Etwas enttäuscht über die aktuelle Situation strich ich über das Shirt, ehe ich es ganz ins Becken legte und Wasser darüber laufen ließ, um zumindest den Großteil des Blutes herauszuwaschen. „Naruto?“, Sasuke stand im Türrahmen und knüpfte sich gerade ein Blau-Rot Kariertes Hemd von unten nach oben zu, weswegen ich dennoch einen guten Blick auf seinen trainierten Oberkörper erhaschen konnte. Nicht gut. Also Sasukes Körper war sehr gut. Oh ja. Sehr. Sehr sehr gut. Nur schlich sich mir wieder die Röte ins Gesicht und das war bestimmt nicht hilfreich, um dieses verflixte Nasenbluten endlich loszuwerden. „Hey, wird es besser? Mach dir keine Sorgen wegen dem Shirt, das war eh schon alt und wäre bald in der Mülltonne gelandet…“, ein kurzer Blick reichte um zu erkennen, dass das nicht wahr war. Energisch knetete ich den schwarzen Stoff mit meiner linken Hand unter dem Wasserstrahl, während ich weiterhin das Toilettenpapier gegen meine Nase drückte. Ich kannte Sasukes Sachen. Das Shirt war neu. Das hat er erst letzte Woche das erste Mal getragen. Ich hatte ein ernsthaftes Problem, das war mir klar, aber ich merkte mir sowas nicht mit Absicht. Es blieb einfach hängen. „Naruto! Lass gut sein…“, ich spürte eine feste Hand an meinem Handgelenk, die sie aus dem Becken zog. „Ich mein’s ernst. Ist okay. Hier…“, er drückte mir noch einige Lagen Toilettenpapier in die Hand, ehe er mich aus dem kleinen Gästebad rausschob. „Ich kümmere mich darum, setz dich hin und sorg dafür, dass das Nasebluten aufhört.“ Mit einem leichten Nicken trottete ich aus dem Badezimmer um Sasuke wenigstens hier nicht im Weg zu stehen. Wieso ist jetzt alles so dermaßen schief gelaufen? Ich hörte noch, wie das Wasser aus dem Wasserhahn lief, bevor ich mich wieder auf die Couch setzte. Zum Glück ist wenigstens die verschont geblieben. Ich nahm das Glas, in dem einige Tropfen Blut gelandet waren und brachte es in die Küche, um gleichzeitig das benutzte Toilettenpapier wegzuwerfen und gegen das Neue einzutauschen. Meine ganze Laune war am Boden. So richtig am Boden. Im Keller. Ich stützte mich seufzend mit den Ellenbogen auf dem Küchentresen ab und starrte aus dem Fenster. Bestimmt würde Sasuke mich gleich bitten, nachhause zu gehen. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen. Ich zuckte leicht zusammen, als ich eine kalte Hand auf meiner rechten Schulter spürte und sich ein warmer Körper über mich beugte. Sasukes linke Hand legte sich auf mein Kinn und drehte mein Gesicht zu ihm, sodass ich seinen Atem ganz leicht auf meiner Wange spüren konnte. „Du bist ja echt einer…“, gluckst er mir mit skeptisch-prüfendem Blick entgegen. „Hat es denn aufgehört zu bluten? Hast du das öfter? Das war ja wirklich ziemlich viel Blut…“, wow, eigentlich war doch ich derjenige, der Fragen stellen wollte. „Nein, ich hab selten so viel Nasenbluten.“, Sasukes Körperwärme war wirklich angenehm auf meinem Körper, der sich durch den ganzen Schock wirklich kalt anfühlte. Umso kälter fühlte er sich in dem Moment an, in dem Sasuke sich von mir abwandte und nach der Küchenrolle griff um sie zu befeuchten und mir dann vorsichtig die Stellen abzutupfen, die ich gerade nicht noch mit dem Toilettenpapier verdeckte, aber wenigstens schien die Blutung langsam zu stoppen, sodass ich wirklich langsam das Papier wegnehmen konnte. Ich griff nach dem feuchten Tuch, auch wenn ich es auf eine Art und Weise genoss, dass Sasuke sich so um mich kümmerte, dennoch war es mir ebenso unangenehm. „Ich wasche mir eben das Gesicht und dann…“, ich stocke. Ja, was ist dann? Unsicher schielte ich zu Sasuke hinüber um mir einen Eindruck verschaffen zu können. „Ich warte im Wohnzimmer auf dich.“, ein entschuldigendes, kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, bevor er ein neues Glas aus dem Schrank nahm und zurück ins Wohnzimmer ging. Mir fiel wirklich ein Stein vom Herzen, allein, dass er das Glas herausgeholt hat bedeutete doch, dass er mich nicht sofort rausschmeißen wollte, oder? Etwas entspannter eilte ich zurück ins Bad, das gewaschene Shirt lag über der Heizung zum Trocknen. Mit wenigen, vorsichtigen Handgriffen wusch ich mir das gesamte Blut aus dem Gesicht und von den Händen. Ich hatte wirklich Glück gehabt, dass mir nichts auf die Klamotten getropft ist. Am Ende hätte ich noch ohne Hose… Um Gotteswillen, ich holte tief Luft. Eine erneute Nasenblutenattacke konnte niemand gebrauchen. Vor allem nicht ich. Nach einem letzten, kontrollierenden Blick traute ich mich wieder in Richtung Badezimmer und stockte, als ich sah, dass er mit einem angewinkelten Bein auf der Couch saß, ganz locker zurückgelehnt und auf seinem Handy etwas tippte. Als ich mich kurz räusperte, blickte er auf und steckte sein Smartphone schnell in seine Jeans zurück. „Geht’s wieder?“, fragte er mich sofort und sprang auf, nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und begutachtete mich. Mein Herzschlag blieb kurz stehen, als ich die Haut seiner Stirn an meiner spürte. „Fieber hast du keins, auch wenn du etwas warm wirkst.“, murmelte er und löste sich wieder leicht von mir. „Komm, setz dich hin. Dann können wir reden.“ Reden. Um Himmelswillen, natürlich hatte ich mir keine Gedanken gemacht, was ich ihn fragen würde. Vielleicht sollte ich einfach drauf losfragen? Nein, ich sollte mein Glück nicht auf die Probe stellen. Mit wackeligen Beinen setzte ich mich auf die Couch, Sasuke ließ sich ganz dicht neben mir nieder. „Hey, hör zu…“, begann er, während er sich einmal mit der Hand übers Gesicht strich. „Ich will dich etwas fragen, und wenn das jetzt zu persönlich für dich ist, ist das okay, ja?“, zögerlich schielte er zu mir hinüber und ich könnte schwören, dass sich ein kleiner Rotschimmer auf seinen Wangen breit machte. Ich nickte ebenso vorsichtig. Was wollte er bloß von mir wissen? „Okay, also…ähm…“, die geballte Faust verdeckte seine zusammengepressten Lippen, während er konzentriert auf den Boden schaute. Er schien ganz genau zu überlegen, was er mich nun fragen würde. „Du hast doch dieses Interview mit mir geführt weil… du… auf mich…also…du weißt schon…“, er räusperte sich verlegen, aber auch mir schlich sich die Röte erneut ins Gesicht. Verdammt, ich durfte nicht schon wieder Nasenbluten bekommen! „Ich…äh…“, dabei war es doch eigentlich so offensichtlich. Er war sogar aus dem Klassenraum rausgekommen und hat mir gesagt, dass er mich durchschaut hat. Warum um alles in der Welt wollte er es nochmal hören? „Ich hab einfach meine Schlüsse gezogen, dabei weiß ich nicht mal ob du überhaupt auf Kerle stehst!“, brach es aus ihm heraus, während sein Kopf ganz rot anlief. Dass ich Sasuke Uchiha einmal so erleben würde, hätte ich nicht mal zu träumen gewagt. „Na…natürlich steh ich auf…Männer…“ um Gottes Willen, ich dachte, peinlicher könnte es nicht mehr werden. „Und ich steh vorallem auf di-“, sofort biss ich mir auf die Zunge. Das konnte ich doch jetzt nicht wirklich sagen. „Naruto!“, seine Wangen waren noch immer gerötet, aber der Ton, in dem er sprach war wesentlich fester und wirkte nicht mehr so unsicher. „Ich hatte noch nie etwas mit einem Mann.“ Aha? „Das… ergibt sich halt im Fußball nicht so und…“, jetzt brach seine Stimme wieder etwas ein. „Sorry, ich will einfach nur wissen, wo das heute hier hinführt. Ich hab es nicht so mit Gesprächen und darüber denke ich schon den ganzen Tag nach, weil ich auch einfach nicht weiß…“, er biss sich auf die Unterlippe und errötete wieder. „Sasuke“, mit einem schrägen Grinsen versuchte ich meine eigene Unsicherheit zu überspielen, auch wenn ich die Hitze ganz deutlich in meinem Kopf spüren konnte. „Ich…ähm… ich bin auch nicht gut in sowas… Und das heute Vormittag hat mich echt viel Mut gekostet, weil ich dich schon lange…du weißt schon…wenn ich zu einem Fußballspiel gekommen bin, dann halt, weil du da warst… und ich… ach man! Warum ist das so schwer?!“, fluchend zog ich an meinen blonden Haaren. So werden wir nie vorankommen. Eigentlich wusste ich, was Sasuke mir sagen wollte, aber gleichzeitig wollte ich es einfach nicht glauben. Konnte er wirklich etwas von mir wollen? Was, wenn nicht? Wieder spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und eine andere an meinem Kinn, die mein Gesicht in Sasukes Richtung drehten. Mit geröteten Wangen und durchdringenden Augen sah er mich an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)