Ménage-à-trois von Mju ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Titel: Ménage-à-trois   Pairing: YamatoxSora, YamatoxTaichi Autor: (ehemals Hajime) Mju   Genre: Shonen Ai, Hetero, Comedy, Drama   Anm.: Die Charaktere gehören nicht mir.    Gedanken /…………/    Gespräche, Dialoge „…………“     KAPITEL 9   Wenn man versucht sich einzureden, dass etwas, das eindeutig da ist, nicht da ist … war es dann tatsächlich nicht da? Nun, im Halbschlaf konnte man so etwas schwer beurteilen. Taichi schlief nicht mehr richtig, wach war er allerdings auch noch nicht. Obwohl er sich schläfrig fühlte, konnte er nicht mehr einschlafen. Zwei Möglichkeiten schossen ihm durch den Kopf: weiterdösen oder aufstehen. Und während er vor sich hingrübelte, wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Sein Handy vibrierte in der Tasche seiner Hose, die er in der Nacht zuvor neben den Schreibtisch platziert hatte. Murrend wollte er es ignorieren, schließlich konnte es nicht ewig läuten. Just in dem Moment, in dem er das dachte, war das Vibrieren zu Ende und ihm fiel ein, dass es Hikari sein konnte. Geplagt vom schlechten Gewissen, das sofort einsetzte, schälte er sich aus der Decke und setzte sich neben seiner Hose auf den Boden. Taichi holte das Handy aus der Tasche und rieb sich verschlafen die Augen, bevor er auf das Display schaute.   „Urgh …“, entkam es ihm, als er sah, dass Hikari ihm zwar eine Nachricht geschrieben hatte, der Anruf aber von Sora stammte. Gut, Hikari war Frühaufsteherin, aber wann hatte Sora sich diese unnötige Eigenschaft angewöhnt? Es war kurz nach acht. Und was wollte sie eigentlich von ihm?   /Kurz nach acht …? Kurz nach acht?! Scheiße, warum bin ich eigentlich schon wach …?/   Stöhnend ließ er sich auf den weichen Teppich vor Joeys Bett fallen und schloss die Augen.   „Schlechte Nachrichten?“, hörte er leise von oben. Als er widerwillig die Augen öffnete, sah ihm Joey entgegen. Er lehnte sich von der Bettkante zu ihm herunter. Seinen Kopf hatte er auf den verschränkten Armen platziert. „In der Tat … allerdings für dich … bist du immer so bewegungsfreudig? Du hast mich zweimal fast aus dem Bett gekickt.“, fauchte er, „Und vorhin hast du …“, doch hier brach er ab. Unentschlossen schaute er seinem Freund ins Gesicht. „Na jedenfalls … dagegen solltest du echt was machen. So wird nie ein Mädchen bei dir übernachten wollen. Ich hab bestimmt blaue Flecken.“, sagte er, während er langsam aufstand und sich streckte. „Ja? Das tut mir Leid ... soll ich sie mir mal ansehen?“ „Was ansehen…?“, fragte Taichi blinzelnd zurück. Ganz wach war er wohl noch nicht. „Die blauen Flecken.“, gab Joey grinsend zurück. „Musst du mich schon in aller Frühe ärgern…? Warte wenigstens, bis ich wach bin, damit ich mich wehren kann.“ „Meinem Gegner auch noch Zeit zum Gegenschlag lassen? Wohl kaum.“, gähnte er ihm entgegen.   Taichi machte sich daran, den Oberteil seines geliehenen Schlafanzuges auszuziehen.  Unbewusst fuhr er mit seiner linken Hand über die Stelle zwischen Schulter und Ellenbogen seines rechten Armes.   „Joey?“ „Mhm?“ „Warum … bist du so nah an mich rangerückt?“, fragte Taichi, während er sich dem Angesprochenen zuwandte und sein T-Shirt überstreifte.  Eine gewisse Unsicherheit in seiner Stimme konnte er nicht verbergen. „Wann?“ „Im Bett … also, ich hab nur halb geschlafen. Du hast mir über den Arm gestrichen und überhaupt warst du mir einen Tick zu nahe.“   Skeptisch musterte der braunhaarige seinen Freund. Dieser legte sich die Hand in den Nacken und sah ihn nur schief an.   „Naja, du magst ja wach gewesen sein, ich war es eben nicht. Das war wirklich keine Absicht. Und du bist nicht der erste, der mir das sagt ... Mir wird nachgesagt, ich sei ein unruhiger Schläfer. Tut mir leid.“   /Du bist nicht nur ein unruhiger Schläfer, du bist anscheinend auch der Typ Schläfer, der alles an sich krallt, was gerade in Reichweite liegt …/   Seufzend entledigte Taichi sich seiner Schlafhose und tauschte sie gegen die, mit der er in der Nacht angekommen war. Währenddessen kam auch Joey aus dem Bett und begann, sich umzuziehen.   „Ich glaub nicht, dass meine Mutter daheim ist und meine Kochkünste sind nicht überragend, aber wenn du Hunger hast ist genug da, mit dem ich etwas kochen könnte.“, sagte der Ältere mit einem nachdenklichen Blick auf seine Wanduhr, die über seiner Zimmertür hing.   Kurz überlegte Taichi.   „Das ist nett, aber ich werde mich besser auf den Heimweg machen. Wenn Hikari zu lange allein ist, fühlt sie sich unwohl. Sie hat mir auch schon eine Nachricht geschrieben.“, erwiderte Taichi. „Ist gut. Möchtest du noch reden? Später? Oder war das alles?“ „Hm … vielleicht später, gestern war ich nicht mehr ganz wach und ich glaube nicht, dass ich alles gesagt habe, was ich sagen wollte.“ „Heute meinst du wohl…“, erwiderte Joey gähnend. „Tut mir wirklich leid. Leg dich doch nochmal hin, meinetwegen musst du nicht aufstehen.“ „Wenn ich mal wach bin, bin ich wach. Außerdem bin ich das wenige Schlafen ohnehin gewöhnt. Unter dem Studienjahr schlafe ich recht wenig.“ „Du hast aber jetzt Ferien, also ruh dich noch ein bisschen aus. Zu wenig Schlaf ist ungesund.“, gab Taichi zu bedenken. „Zu viel Schlaf ist auch ungesund.“ „Aja?“ „Ja. Und nur, weil ich Ferien habe heisst das nicht, dass ich nichts für die Uni machen muss. Ich habe einen Haufen Präsentationen und Hausaufgaben und Prüfungsvorbereitungen u-“ „Ist ja gut. Du bist ein vielbeschäftigter Mensch.“, unterbrach Taichi Joeys aufkommenden Redeschwall, „Also werde ich dich jetzt mit deinen Lieblingen Block und Stift alleine lassen.“, sagte der Jüngere. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Danke, dass du für mich da warst.“   Leise öffnete der braunhaarige die Zimmertüre und lugte in den Flur. Es war still. Hinter ihm drückte Joey die Türe weiter auf.   „Meine Eltern sind arbeiten, es ist niemand da.“, sagte er lächelnd. „Meintest du nicht, deine Mutter könnte daheim sein?“ „Das hätte ich gehört.“, kam die Erwiderung, „Seit wann gruselst du dich vor meiner Mutter?“, fragte der Ältere grinsend.       „Tai! Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht! Wieso hast du nicht Bescheid gesagt? Hast du meine Nachricht nicht gelesen? Du siehst total fertig aus.“ Kaum, dass er zur Haustüre hineingekommen war, hatte sich seine Schwester vor ihm aufgebaut. Mit in den Hüften gestemmten Händen zwang sie ihm ein Kreuzverhör auf. Taichi fiel auf, dass Hikari große Ähnlichkeit mit seiner Mutter hatte, wenn sie sich aufregte – den gleichen Blick, die gleiche Pose und die gleiche Tonlage. /Die Verwandtschaft ist nicht zu leugnen./ Liebevoll strich er ihr über das glatte braune Haar.   „Entschuldige, ich habe bei einem Freund übernachtet. Ich war so müde, dass ich eingeschlafen bin. Geschrieben habe ich dir aber, gegen 1 Uhr.“ „Du hast nur geschrieben, dass du unterwegs bist.“, anklagenden Blickes verschränkte sie die Arme vor der Brust, „Und das war nicht besonders informativ. Ich habe mir Sorgen gemacht, du sagst doch sonst immer Bescheid wann du kommst und wo du bist.“   Seufzend lenkte er ein. Er hatte keine Lust auf einen Streit. Nicht noch einen.   „Ist ja gut, ich hab eben nicht daran gedacht. Nächstes Mal schreibe ich dir wieder ganz genau, wo ich bin, bei wem ich bin und schicke dir meine Standortkoordinaten inklusive Lageplan.“ „Tai …“   Ohne weiter darauf einzugehen ging er an dem Mädchen vorbei und in sein Zimmer. Hinter sich schloss er die Tür, nur, um keine zwei Sekunden später ein zaghaftes Klopfen daran zu hören. Genervt seufzend ignorierte er es und setzte sich an seinen Schreibtisch. Auf der Tischplatte überkreuzte er seine Arme und bettete seinen Kopf darauf. Ausdruckslos starrte er an die Wand. Er konnte einen Moment danach leise Schritte hören. Hikari hatte sich zurückgezogen.   /War das jetzt ein bisschen zu gemein? Naja, aber ich bin ja wohl nicht dazu verpflichtet, ihr immer zu sagen, wo ich gerade bin. Trotzdem … ich weiß, dass sie nicht gerne alleine ist. Was wird sie nur machen, wenn ich mal ausziehe?/   In seinen Gedanken versunken merkte Taichi nicht, dass es an der Haustür klingelte. Erst das Rufen seines Namens riss ihn aus seiner Trance.   „Tai? Darf ich reinkommen? Hey, schläfst du? Tai?“   Stöhnend stand er auf und öffnete seine Tür. Widerwillig lugte er zwischen den Spalt in den Vorraum. Yamato stand vor ihm.   „Tai? Ich war heute Nacht schon bei dir zu Hause, aber du bist nicht da gewesen. Hast du kurz Zeit?“ „Nein, eigentlich habe ich gerade keine Zeit. Ich bin eben zurückgekommen und noch müde, weil ich nicht viel geschlafen habe.“ Aus dem Augenwinkel konnte er Hikari sehen, die an der gegenüberliegenden Wand lehnte. „Ich wollte dir sagen, dass Yamato nachts noch hier war, aber du bist ja so schnell in dein Zimmer gegangen.“, sagte sie entschuldigend.   Schnell überschlug er seine Gedanken. Wenn er Yamato jetzt wegschickte, würde Hikari ihn nur wieder löchern und selbst, wenn sie das nicht tat, war ersichtlich, dass er sich mit ihm gestritten hatte oder ihm zumindest aus dem Weg ging. Seine Schwester war schlau, sie wusste jetzt schon, dass etwas nicht stimmte. Andererseits, wenn er ihn mit hinein nehmen würde, würden sie nur wieder diskutieren, sich wahrscheinlich sogar richtig streiten, weil Taichi unausgeschlafen war und damit nicht im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten. Er wollte ihm nichts an den Kopf werfen, was er später bereuen könnte, entschloss sich kurzerhand, dass er das auch nicht tun würde. Er konnte sich beherrschen. Er war erwachsen. Daher entschied er sich für Variante zwei, denn zumindest konnte er die Tür zumachen und er wusste genau, dass Hikari nicht lauschen würde. Seltsamerweise war es ihm wichtiger, dass sich seine Schwester keine Sorgen um ihn machte, als die Tatsache, dass er sich eine weitere Fahrt in sein Gefühlschaos gesichert hatte. Wobei … so chaotisch war es mittlerweile nicht mehr. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er genau wusste, was er wollte und was er empfand. Zumindest kam es ihm in diesem Moment so vor.   „Schon gut, danke“, sagte er an Hikari gewandt. Zu seinem Freund sagte er: „Komm rein, ich habe aber nicht aufgeräumt.“ „Wann war dein Zimmer je aufgeräumt…?“, fragte der Angesprochene etwas verdutzt.   Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lies sich Taichi wieder auf seinen Sessel sinken und rieb sich die Augen. Yamato setzte sich im Schneidersitz vor ihm auf den runden hellen Teppich, der vor dem Bett auf dem Boden lag. Sein weißes Hemd war bis über die Ellenbogen nach oben gekrempelt und mit einem Knopf befestigt. Taichi fiel jetzt erst auf, dass sich sein Freund für die Arbeit fertig gemacht hatte.   „Bist du nicht spät dran?“, fragte er deshalb. „Wofür? Für die Arbeit? Nein, ich muss erst am Nachmittag ins Institut, weil ich mit einer Kollegin getauscht habe.“ „Achso. Hast du dich schon eingelebt? Macht dir der Job Spaß?“, versuchte Taichi ein Gespräch zustande zu bringen. „Es ist ok, aber definitiv nicht das, was ich auf lange Zeit machen möchte. Dass ich eigentlich lieber an einer Sprachschule arbeiten möchte, habe ich ja schon mal erwähnt. Das hier ist eher … naja, Nachhilfe auf tiefem Niveau.“ „Wieso auf tiefem Niveau? Weil du im Moment nur Grundschüler hast? Sieh es als Einstieg, in deinem Lebenslauf macht sich das sicher gut.“ „Ja, es ist besser als nichts, aber ich möchte lieber mit Erwachsenen arbeiten. Ich möchte richtig arbeiten. Mit Kindern ist das eher ein Spiel-Lernen und damit tu ich mir schwer. Ich stelle lieber Texte zusammen und erarbeite Problemstellungen mit Erwachsenen, die Englisch für ihren späteren Werdegang brauchen. Die Kinder vergessen das ohnehin bald wieder.“ „Das kann ich verstehen… trotzdem kann ich mir die Arbeit mit den Kindern lustig vorstellen. Was genau machst du bei dem Spiel-Lernen?“, hakte Taichi nach. „Tai. Ich bin nicht gekommen, um mich über meinen Job zu unterhalten. Du bist doch sonst auch nicht so interessiert daran, warum jetzt?“ /Weil ich gehofft hatte, dich mitziehen zu können und die Zeit, bis du wieder gehen musst irgendwie rüber zu bringen./ „Weswegen bist du denn gekommen?“, fragte er vorsichtig. „Weil ich dich sehen wollte. Und … einfach, weil ich dich sehen wollte. Ich wollte bei dir sein.“, gab Yamato schulterzuckend zurück. „Ist Sora noch bei dir?“ „Nein, wir sind gemeinsam aus der Wohnung gegangen. Vermutlich ist sie schon daheim.“, antwortete er, während er Taichis Blick auswich. „Was habt ihr gemacht, nachdem ich weg war?“ „Nichts. Was-“ „Lüg doch nicht!“, entkam es Taichi genervt. „Ich lüge nicht! Schön, du willst wissen, was wir gemacht haben? Ich sag es dir! Nachdem du die Tür ins Schloss fallen hast lassen habe ich mindestens eine Stunde geheult, bevor ich mich zum Schlafen auf die Bank gelegt habe! Sora hat mich irgendwann nachts geweckt, weil sie sich Sorgen gemacht hatte, hat mich gefragt, ob alles in Ordnung ist. Nein, es war nicht alles in Ordnung! Sie hat mich in den Arm genommen und … sie war einfach nur da. Du läufst ständig davon! Du hast mich doch früher immer umarmt, du hättest nicht zugelassen, dass ich deinetwegen weine - wieso tust du es jetzt nicht mehr?“, brach es aus Yamato heraus.   Egoismus. Das Wort, welches sich gerade in Taichis Gedanken breit machte, war Egoismus. Wieso ging es Yamato nur um sich selbst? Unverständnis war der zweite Begriff, der sich dazugesellte. Er hatte kein Verständnis für Taichis Situation. Waren diese Eigenschaften schon immer da? Oder entstanden sie im Laufe ihrer Beziehung und waren sozusagen hausgemacht? Er konnte sich kaum an die Zeit davor erinnern. Es stimmte schon, dass es hauptsächlich Taichi war, der Yamato in den Arm genommen hatte, weil er oft das Gefühl hatte, er müsse über ihn wachen oder ihn beschützen. Er sah ihn als den Schwächeren von ihnen beiden an und ja, er hatte seinen Freund immerzu verhätschelt. Außerdem mochte er das Gefühl, wenn sein Freund sich an ihn schmiegte lieber, als wenn er selbst in den Arm genommen wurde. Vermutlich wurde es für Yamato im Laufe der Zeit zu einer Selbstverständlichkeit, daher war es nur natürlich, dass er es jetzt nicht verstand. Seufzend kam Taichi auf die Knie, um mit seinem Gegenüber auf Augenhöhe zu sein.   Darauf achtend, ihn nicht zu berühren antwortete er: „Ich möchte nicht, dass du traurig bist. Aber fällt dir nicht auf, dass ich genauso traurig bin? Nur eben aus anderen Gründen. Ich bin es leid, mit dir zu streiten und ich möchte, dass du dich entscheidest. Du tust mir weh, ist dir das so egal? Ist es dir viel wichtiger, dass es dir gut geht, bevor du daran denkst, wie es mir geht?“   Kurz herrschte Stille zwischen den beiden, dann senkte Yamato den Kopf, schüttelte ihn leicht.   „Nein, es ist mir nicht egal, wie es dir geht. Es tut mir Leid. Ich möchte, dass es dir gut geht. Was soll ich denn deiner Ansicht nach tun?“ /Schon wieder die gleiche Laier!/ „Was du tun sollst? Tust du tatsächlich, was ich mir von dir wünsche oder fragst du nur höflichkeitshalber beziehungsweise, weil du selbst keine Antwort hast?“, entgegnete Taichi bemüht sanft.   Yamato zum Weinen zu bringen war nicht schwer, nur war es leider auch Taichis größter Schwachpunkt – und er war sich sicher, dass sein Freund das wusste und daraufhin arbeitete. Wenn es dann soweit war, hatte er definitiv verloren. Nur hatte Taichi beschlossen, sich nicht dorthin lenken zu lassen. Er würde die Zügel für dieses Gespräch in der Hand behalten. Er würde sich nicht von Yamato manipulieren lassen. Es war an der Zeit, dass er anfing, auch auf seine eigenen Gefühle und seine Wünsche Rücksicht zu nehmen. Soviel wollte Taichi sich selbst wert sein, das hatte er sich vorgenommen. Es brachte nichts, weiterhin in einer Beziehung gefangen zu sein, die ihn innerlich zerfraß, weil Unsicherheit, Trauer und Eifersucht sich um den ersten Platz prügelten. Und dann war da auch noch die Liebe, die sich all das aus der Entfernung ansehen musste. Der braunhaarige hob das Kinn seines Gegenübers an, sodass dieser ihm in die Augen schauen musste.   „Ich sage dir, was du meiner Ansicht nach tun sollst. Ich sage es dir zum letzten Mal, weil ich es leid bin. Halte dich von Sora fern, solange, bis ihr wieder normaler miteinander umgehen könnt. Sag ihr, dass du nur mit ihr befreundet sein möchtest. Ich will nicht, dass du dich weiterhin mit ihr triffst. Ich habe zwar gesagt, ich teile dich, bevor ich dich verliere, aber mittlerweile bin ich bei dem Punkt angelangt, dass ich dich nicht mehr teilen will. Ich will dich ganz … oder gar nicht.“ „Gar nicht? Du würdest dich von mir trennen?“, entgegnete Yamato unsicher. Eine kurze Pause entstand, dann antwortete Taichi: „Bevor ich noch tiefer hinunter gezogen werde, muss ich das. Du bist mir wichtig und ich liebe dich, aber ich mache mich nicht für dich kaputt.“ „Das habe ich nie verlangt.“, sagte der Blonde leise. „Nicht direkt, nein. Aber indem du mich hin hältst kommt es aufs Gleiche hinaus.“   Taichi lies seinen Freund los, blieb aber bei ihm auf dem Boden.   „Überleg dir, mit wem von uns beiden du zusammen sein willst, überleg es dir gut. Du sagst, du liebst uns beide, aber wen von uns liebst du mehr? Wer ist wichtiger für dich? Du weißt, dass ich dich liebe, dass ich immer für dich da bin, auch jetzt, obwohl du dich mir gegenüber einfach nur noch Scheiße verhältst mit deinem Egoismus und deinem Hinhalten. Ich höre dir trotzdem zu.“   /Wankelmütigkeit…/ War es nicht Yamatos Wankelmütigkeit, vor der Joey ihn gewarnt hatte? Wenn nicht Sora, dann vielleicht ein anderes Mädchen? Wenn Yamato sich tatsächlich auch für Mädchen interessierte, was dann? Oder war es nur das Interesse an Sora? Obwohl sie inzwischen kein burschikoses Äußeres mehr hatte, sondern sich immer mehr zu einer Frau entwickelte, war da doch etwas an ihr, das anders war. Oder sah nur Taichi das so?   „Was, wenn Sora dich nicht liebt, sondern dich einfach nur süß findet?“   Er wusste selbst, dass er Blödsinn redete, denn er hatte ihre Blicke gesehen. Ihre Blicke allein sprachen Bände, wenn man dann noch ihren Umgang mit Yamato bedachte, war es für jeden klar, dass sie ihn nicht nur süß fand.   „Sie findet mich nicht nur süß.“, antwortete Yamato leise.   Taichi ging etwas auf Distanz und lehnte sich mit dem Rücken an seinem Schreibtisch an.   „Woher willst du das wissen?“, fragte er vorsichtig.   Schweigen.   „Yamato? Was hat Sora zu dir gesagt?“, fragte Taichi nun drängender.   Der Angesprochene biss sich auf seine Unterlippe und sah auf den Teppich vor sich, als ob er die Farbe plötzlich äußerst interessant fand.   „Es ist nicht nur das, was sie gesagt hat, es ist auch das, was sie tut, wie sie sich benimmt… sie verhält sich genauso wie du, bevor wir zusammen kamen. Du fandest mich auch nicht nur süß. Sora ist zwar etwas zurückhaltender, aber sie … benimmt sich wie du damals. Und sie hat mir gesagt, dass sie mich gern … hat.“, sagte Yamato. „Und was hast du darauf geantwortet?“ „Na … ich hab dir doch gesagt, dass ich sie auch liebe. Ich hab mich nun mal in sie verliebt, dagegen kann ich nichts mehr machen. Deswegen habe ich ihr gesagt, dass ich sie auch gern habe.“   Mühsam atmete Taichi ein, nur, um die Luft so ruhig wie möglich wieder aus seinen Lungen zu pressen. Als er aufstand, sah er seinen Freund nicht an.   „Yamato, tu mir den Gefallen und geh jetzt, ich hab noch zu tun.“   Als ob er ein System darin hätte, begann er, sich seine Unterlagen auf dem Schreibtisch auszubreiten. Als er hörte, wie Yamato hinter ihm aufstand spannte er die Muskeln an. Seine Vernunft sagte ihm, er solle sich beherrschen und ruhig bleiben, schreien würde nichts bringen. Sein Zorn piepste, er solle sich richtig austoben, denn er hätte das Recht dazu. Nun lag es an Taichi, sich zu entscheiden, welcher Seite er nachgeben wollte.   „Tai-“, begann der Blonde, doch der Angesprochene schnitt ihm scharf das Wort ab. „GEH jetzt bitte. Geh einfach.“   Einige Augenblicke vergingen, dann konnte Taichi hören, wie sein Freund aus dem Zimmer verschwand und sich vom Flur aus von Hikari verabschiedete. Als die Wohnungstür endlich ins Schloss fiel, atmete Taichi laut aus, legte die geballten Fäuste auf die Tischplatte und hatte kaum noch Zeit zu blinzeln, bevor ihm die ersten Tränen kamen. Er fühlte sich verloren, besiegt und leer. Kraftlos schleppte er sich zu seinem Bett, nahm sich seinen Polster und weinte stumm hinein, während er sich auf der Bettkante niederlies. Dieser Gefühlsausbruch war etwas Neues für ihn, weil er ihm in der Brust wehtat. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte, was er tun sollte, um dieses beklemmende, brennende Druckgefühl in den Griff zu bekommen.     -.-.-.-.-.-.-.-.-.-   Hallo!   Ich bin zurück! Es tut mir leid, dass es so elend lange gedauert hat, aber ich hatte ja versprochen, sie fertig zu schreiben und das werde ich jetzt auch tun.   Ich weiß nicht mal, ob das hier überhaupt noch jemand liest ;_; Ich wollte nur eine kurze Pause einlegen, weil ich soviel zu tun hatte, dass daraus mehr als zwei Jahre werden, damit habe ich selbst nicht gerechnet. Andererseits wollte ich auch nicht irgendein Wischi-Waschi-Ende schreiben, sondern ein richtiges. Bezüglich dem Ende war ich mir auch lange Zeit nicht sicher, mittlerweile weiß ich aber, wie es ausgehen soll. Das nächste Kapitel wird das letzte und es wird definitiv noch dieses Jahr hochgeladen!   Lg, Mju Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)