When The Sun Goes Down von Medieval ================================================================================ Kapitel 1: Das beste kommt immer zum Schluss -------------------------------------------- Der Lärm der Straßen drang nur langsam zu mir durch, während der Wind durch meine Haare wehte. Ich öffnete meine Augen, die ich bisher geschlossen hatte und sah nach unten. Wie tief ging es wohl dort runter? 20 Meter? 30 Meter? Oder vielleicht doch mehr? Ich wusste es nicht, aber was ich wusste war, dass wenn ich dort unten aufschlagen würde, mit Sicherheit Tod sein würde. Meine Zehenspitzen ragten ein bisschen über die Brüstung hinaus. Ich wendete meinen Blick von unten ab und sah gerade aus, in Richtung des Horizonts. Die Sonne ging gerade unter und ließ den Himmel in unterschiedlichen Gelb und Orange Tönen erstrahlen. Ein fantastischer Ausblick. Langsam drehte ich mich um, damit ich einen letzten Blick auf die Tür werfen konnte, welche ins Innere des Hochhauses führte. Vielleicht kam er ja doch noch. Eine wahnwitzige Vorstellung, warum sollte er auch kommen und mich davon abhalten? Woher sollte er denn wissen was ich vorhatte oder eher warum sollte er sich für mich interessieren? Ich streckte meine Arme aus und spürte wie der Wind an mir lang wehte und leicht an meinen Körper zog. Es fühlte sich gut an, irgendwie befreiend. Schließlich lehnte ich mich nach hinten. Im selben Moment wurde die Tür aufgerissen und Mike sah mich erschrocken und zugleich panisch an, ehe er nach vorne rannte... Das schrille piepen meines Weckers weckte mich am frühen Morgen. Es war kurz vor Sieben. Zeit zum aufstehen. Eigentlich war es recht sinnlos, denn wir hatten morgen schon Sommerferien. Keiner der Lehrer machte mit uns noch Unterricht, aber wer die Woche schwänzte, konnte nicht zur Anschlussfeier und sein Zeugnis abholen. Träge hievte ich mich aus meinem Bett und ging ins Bad, um mich fertig zu machen. Kurze Zeit später betrat ich auch schon die Küche. Ausnahmsweise hatte ich nämlich mal Zeit morgens zu Frühstücken, da die erste Stunde ausfiel. Der Lehrer, den wir eigentlich hätten, war heute auf einem Ausflug mit einer der Parallelklassen. Nachdem ich schließlich fertig gegessen hatte, holte ich meine Tasche aus meinem Zimmer und machte mich auf den Weg zum Bus. Mit ein paar Minuten Verspätung hielt er dann auch endlich an der Haltestelle und ich stieg ein. Ich ließ mich in die erste freie Reihe fallen und kramte meinen iPod raus. Sofort drang 'Asking Alexandria' in meine Ohren. Nach einer viertel Stunde Fahrt kam ich dann auch an meiner Schule an. Schnell versteckte ich noch die Kabel meiner Kopfhörer unter meinem Shirt, ehe ich das Schulgebäude betrat. Neben der Tür zu unserem Raum, blieb ich stehen und lehnte mich an die Wand. Nach und nach kamen auch schon die anderen aus meiner Klasse und schließlich auch unser Lehrer. Nachdem jeder an seinem Platz war, sagte unser Englisch Lehrer das wir einen Film sehen würden. Innerlich stöhnte ich auf. Seit letzter Woche sahen wir uns im Unterricht einen Film nach dem andern an. Und da wir schließlich in der Schule waren, waren es auch keine wirklich interessanten. Ich verschränkte meine Arme auf dem Tisch und legte meinen Kopf darauf. Ich bekam am Rand mit wie der Film anlief. Da ich keine Lust mehr auf Filme gucken hatte machte ich die Musik meines iPod etwas lauter. Da selbst mein Lehrer auf dem Film achtete und sich nicht mehr groß für uns interessierte, viel das eh nicht auf. Ich ließ meinen Blick durch die Klasse wandern und sah, dass ich nicht der einzige war, der lieber schlief oder was anderes machte. Fast ein gutes Dutzend meiner Kassenkameraden waren unterm Tisch oder in ihren Taschen - die sie auf den Tisch oder Schoß gelegt hatten - mit ihren Handys beschäftigt. Nach gefühlten Stunden war die Stunde dann auch endlich vorbei und wir konnten in die Pause gehen. Ich betrat den Schulhof und machte mich auf den Weg zu der Ecke mit der ich immer mit Luke saß. Die Realschule, auf der ich war, und das Gymnasium, auf welches Luke ging, waren direkt nebeneinander und die hinteren Schulhöfe durch einen kleinen Gang miteinander verbunden. Ich setze mich also auf unsere Bank und wartete auf Luke. Ich sah mich auf dem Schulhof um. Vereinzelt standen die Gruppen zusammen und ich hörte sie selbst durch meine Musik lachen und reden. Schlussendlich blieb mein Blick auf Mike hängen, der gerade mit ein paar andern zu seinem typischen Standort ging. Ich folgte ihm mit meinem Blick und musste an meinen Traum denken. Es war nicht das erste Mal das ich so was in der Art träumte. Eigentlich träumte ich so etwas immer wieder, seit ich mich in Mike verliebt hatte. Es war nicht so dass ich immer denselben Traum hatte, nur in zwei Sachen waren sie immer gleich. Erstens, in irgendeiner Art und Weise stand ich immer davor das ich mir was antue und zweitens, Mike rettete mich kurz vorher. Als hätte Mike gewusst dass ich über ihn nachdachte, drehte er seinen Kopf in meine Richtung und sah zu mir rüber. Er lächelte leicht, als er sah dass ich ebenso zu ihm sah. Ich bemerkte wie meine Wangen anfingen zu glühen und sah schnell runter auf meine Füße. Ich linste durch meine Haare nochmal zu Mike und bemerkte dass er immer noch zu mir rüber sah. Warum guckt der denn so? Ich wusste nicht ob ich mich deswegen freuen sollte oder doch lieber beunruhigt. Denn mir hatte es bisher noch nie was Gutes gebracht wenn andere mich beobachteten. Wann kam den endlich Luke? Langsam fühlte ich mich unwohl, hier so allein zu sitzen. Fast so wie auf dem Silbertablett serviert. Kaum hatte ich den Gedanke zu Ende gedacht, tippte mich etwas an der Schulter an. Vor Schreck zuckte ich zusammen und sah mich erschrocken um. Vor mir stand Luke, der sich das Lachen anscheinend nicht verkneifen konnte. „'tschuldige, aber das war gerade einfach zu komisch. Ich wollte dich eigentlich nicht erschrecken.“ „Schon ok.“ sagte ich, konnte ihm aber nicht wirklich glauben, denn er war immer noch am lachen und es war nicht das erste Mal das er mich erschreckte, währen ich hier auf ihn wartete. Ich machte schnell die Musik aus und steckte meinen iPod in meine Tasche. Dabei riskierte ich nochmal einen Blick rüber zu Mike, der zum Glück nicht mehr zu mir Rüber sah. Doch zu früh gefreut. Er sah wieder zu mir rüber, doch diesmal nur kurz. „Und, gibt es irgendwas neues?“ riss mich Lukes frage aus meinen Gedanken. „Ich weiß nicht, aber ich hab ein komisches Gefühl, denn Mike sieht immer wieder zu mir rüber.“ „Sollte es dich nicht eher freuen?“ meinte Luke verwundert. „Endlich bekommst du mal Aufmerksamkeit von deinem Schwarm!“ Obwohl ich anfangs noch etwas Angst hatte, wie Luke darauf reagieren würde, hatte ich ihm schließlich gesagt, dass ich Schwul war und auf Mike stand. Zu meinem Glück hatte es ihn nicht abgeschreckt. Er behandelte mich immer noch wie vorher, worüber ich wirklich glücklich war, denn wenn ich Luke als Freund deswegen verloren hätte, wäre ich wirklich allein. Zwar wurde ich nicht schikaniert oder gemobbt, aber mit meinem Klassenkameraden, oder aus den anderen Leuten aus meinem Jahrgang, kam ich nicht wirklich klar. „Ja, eigentlich schon, aber ich fühle mich dennoch dabei etwas unwohl. Was ist wenn er das macht um mich später fertig machen zu können?“ antwortete ich schließlich. „Du siehst die Dinge immer viel zu Schwarz, Jona!“ Womöglich hatte er da recht. „Oder denkst du wirklich dass Mike so was machen würde?“ Nein, das glaubte ich nicht. Soweit ich ihn kannte, würde er eigentlich niemanden was antun. Er war im Gegensatz zu einigen anderen aus der Stufe ziemlich tolerant und freundlich. Meine Meinung gab ich Luke mit einem Kopfschütteln zu erkennen. „Na also! Und jetzt hör auf dir immer alles schlecht zu reden und freu dich das er dir Beachtung schenkt.“ Er boxte mich leicht gegen den Oberarm und ich lachte daraufhin nur. Den Rest der Pause redeten wir über irgendwelche belanglosen Sachen. Ab und zu blickte Mike wieder zu mir rüber, aber diesmal freute ich mich bei jedem Mal etwas mehr. Nun war die dritte Stunde und unsere Lehrer hatte sich dazu überreden lassen nach draußen zu gehen. Also saßen ich und meine Klassenkameraden auf dem Schulhof und genossen unsere verlängerte Pause. Nur war mir im Gegensatz zu vielen anderen ziemlich langweilig. Da ich mir nie die Mühe gemacht hatte im letzten Schuljahr Freunde zu suchen. Ich war nämlich zu Anfang des Schuljahres hier her gezogen, oder eher hier wieder zurück gezogen. Ich war in dieser Stadt schon zur Grundschule gegangen, aber Ende der vierten Klasse sind wir dann wegen der Arbeit meines Dad's Umgezogen. Vor einem Jahr dann wieder dasselbe Spiel. Aber es machte mir nicht groß was aus alleine zu sein. In meiner Freizeit hatte ich schließlich noch Luke, wir waren schon in der Grundschule beste Freunde gewesen, und wir haben uns gefreut, als ich wieder hier war. Aus Richtung des Schulgebäudes hörte ich laute Stimmen und Lachen. Schließlich betrat eine weitere Klasse den Pausenhof. Ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte dass es Mikes Klasse war. Als dann auch noch Mike den Pausenhof betrat, war ich diesbezüglich sicher. Als hätte er schon gewusst das hier sitze, sah er wieder in meine Richtung uns grinste mich an. Mit der Situation leicht überfordert sah ich schnell weg. Schon wieder wich ich seinem Blick aus, wenn das so weiter ging, fällt es ihm noch auf und im schlimmsten Fall könnte er denken ich kann ihn nicht leiden! Diesen Gedanken wollte ich gar nicht erst zu Ende denken. Um auf andere Gedanken zu kommen sah ich hoch und erschrak als ich Mike vor mir stehen sah. Erstaunt sah ich ihm ins Gesicht. Ich wollte was sagen, aber ich bekam einfach kein Wort über die Lippen. „Bist du immer so leicht zu erschrecken?“ fragte er mich mit einem Lachen im Gesicht. Ich zuckte nur mit dem Schultern, da ich immer noch nicht in der Lage war etwas zu sagen. Ich war mir schon sicher mich Mike spätestens jetzt für einen Spinner halten würde und ging, doch stattdessen setzte er sich neben mich auf die Bank. „Warum bist du eigentlich immer alleine? Mal abgesehen von dem Jungen mit dem du die Pause verbringst, aber der geht ja nicht mal auf die gleiche Schule wie wir, also zählt der gerade nicht.“ Ich zuckte wieder nur mit den Schultern und hätte mich im gleichen Moment dafür Ohrfeigen können. Ich muss irgendwas sagen, sonst geht er und wird nie wieder mit mir reden. „Ich hab mir nicht die Mühe gemacht, hier Freunde zu finden.“ brachte ich dann schließlich doch noch zur Stande. Mike sah mich daraufhin verwundert an. „Warum das denn?“ „Für das eine Schuljahr das ich hier bin, wollte ich keine Freundschaften aufbauen, die jetzt eh zerbrechen würden.“ „Du bist schon ein komischer Vogel.“ lachte Mike und boxte mir gegen den Oberarm. Ich musste auch Grinsen. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich wusste dass Mike mich nicht für meine Einstellung für einen Spinner hielt und mich mied. „Aber in Momenten wie diesen ist es doch viel schöner, zumindest einen zu haben, mit dem man reden könnte.“ „Ich bin dran gewöhnt.“ meinte ich nur. Mike lachte wieder und ich stellte fest dass ich sein Lachen mochte. Es war schön anzuhören. Es war schwer für mich zu erklären, aber das für mich eh Nebensache. Gerade als Mike den Mund aufmachte um etwas zu sagen, klingelte es. Wir standen auf und machten uns auf den Weg ins Gebäude. An der Tür verabschiedeten wir uns kurz, denn wir mussten in unterschiedliche Richtungen weiter gehen. Ich war gerade super Glücklich, Mike hatte mit mir gesprochen und anscheinend mochte er mich. Aber so schnell dieses Hochgefühl gekommen war, war es auch schon wieder verschwunden, denn mir wurde klar, dass morgen schon der letzte Schultag war. Nun wieder deprimiert stand ich vor dem Klassenraum und wartete auf unseren Lehrer. Kaum nachdem er den Flur betreten hatte, wurde er schon von ein paar meiner Klassenkameraden belagert. Nach kurzer Diskussion, die die Schüler anscheinend gewannen, so wie sie sich freuten, kam der Lehrer dann beim Rest der Klasse an. „Auf Wunsch von euch und da es eh eure letzte Stunde ist, gehen wir Eis essen.“ Ab da an hörte ich gar nicht mehr zu. Mir war, um ehrlich zu sein, die Lust auf Eis essen vergangen, zudem hatte ich gar kein Geld dabei. Aber da ich ja nicht alleine zurückbleiben konnte, lief ich meinen Mitschülern träge hinterher. Nach zehn Minütigen laufen, kamen wir dann an der Eisdiele an und meine Klasse stellte sich an. Ich hingegen setzte mich auf einen der Stühle und holte meinen iPod wieder aus meiner Tasche. Mein Lehrer interessierte es allen Anschein nicht, denn schon auf dem Weg hier her, waren einige immer wieder mit ihrem Handy oder iPod beschäftigt. Von meinem iPod abgelenkt, bemerkte ich auch nicht, wie eine weitere Klasse zur Eisdiele kam. Erst nachdem ein Stuhl neben mir verrückt wurde sah ich auf. Neben mir saß Mike, mit einer Eiswaffel in der Hand, und grinste mich an. „Kein Eis?“ fragte er mich und leckte an seinem Eis. Ich schüttelte den Kopf. „Kein Geld.“ sagte ich noch kurz angebunden. Ich sah wieder runter zu meinem iPod, wickelte die Kopfhörer drum und steckte ihn mir in die Hosentasche. Als ich wieder hoch sah, saß Mike nicht mehr auf dem Stuhl neben mir. Ich hatte es also doch geschafft ihn zu vergraulen. Ich sah auf meine Hände und verfluchte mich selber über mein dämliches Verhalten. Doch ehe ich weiter in meinen Gedanken versinken konnte, schob sich eine Eiswaffel in mein Blickfeld. Verwirrt sah ich auf. Es war Mike der mir das Eis unter die Nase hielt. „Nimm schon.“ sagte er. Ich griff nach der Eiswaffel, starrte ihn aber weiterhin an. „Du musst es schon essen, sonst schmilzt es. Bei dem Wetter geht das schnell.“ meinte er noch und setzte sich wieder auf den Stuhl neben mir. „Das hättest du nicht machen müssen.“ meinte ich. „Ich weiß, aber ich wollte es.“ „Danke. Ich gebe dir das Geld morgen wieder.“ „Brauchst du nicht, Freunde machen das so, oder nicht?“ Mein Herz fing an zu rasen und innerlich wurde mir ganz warm. Ich freute mich so sehr darüber, das Mike mich anscheinend als Freund an sah. Ich musste zugeben das war einer der schönsten Tage die ich seit längerem hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)