K einer von den anderen von HiKao ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich bin, was ich bin... ...und das kann mir keiner nehmen Eine Hand auf der glatten Oberfläche des Glases ruhend und die andere in meiner Hosentasche, stehe ich hier. Braune Augen sehen mich an. Umrahmt von langen, dunklen Wimpern sehen sie, in Kombination mit der hellen Haut und dem schmächtigen Körperbau, fast so aus, wie die eines Mädchens. Der Ausdruck in ihnen ist ernst, kalt und traurig. Ich weiß, das es meine Augen sind. Ich weiß, das ich dieser Junge bin, der so verloren zu sein scheint, in dieser Welt. Um mich herum hetzen die Leute, telefonieren und beachten niemanden außer sich selbst. Vielleicht sind sie auf dem Weg zu ihrer Familie, beeilen sich, um nur nicht zu spät zum Familienessen zu kommen. Warten ungeduldig bis die Ampel auf grün umspringen, bis sich die Tür der Bahn endlich öffnet, um schnellstmöglich nach Hause zu können und von ihren Lieben empfangen zu werden. Es kann natürlich auch sein, das sie einen wichtigen Termin, ein Geschäftsessen, haben. Sie wollen in keinem schlechten Licht da stehen und es ist ihre selbstauferlegte Pflicht, vor anderen gut auszusehen. Eine dumme Pflicht, finde ich. Lieber würde ich nun mit meinen Eltern zusammen in der Küche sitzen und zu Abend essen, als mich mit irgendwelchen fremden Leuten, über die Aktien zu unterhalten. Was würde es mich interessieren, wie viel man mit dem Verkauf von Puppen, die aussehen wie eine billige Animefigur, einnehmen kann? Vermutlich säße ich dann nur auf einem dieser Plastik- oder Drehstühle und dächte an meine Mutter, wie sie glücklich lächelnd vor dem Herd stünde und etwas Leckeres zubereitete. Mein Vater würde ihr dabei über die Schulter sehen, seine Arme um ihren Bauch gelegt und genießerisch die Augen schließen, um den Duft des Essen zu inhalieren. Später, wenn das Abendbrot fertig wäre, riefen sie mich und käme ich nicht runter, würde mein Vater mich holen. Dann äßen wir gemeinsam und unterhielten uns über den Tag. Mein Vater würde sich über die Unmöglichkeiten, die der Chef von ihm verlangte beschweren und meine Mutter und ich müssten lachen, ob der Grimassen die er dabei schnitt. Sobald meine Vater fertig damit war, sich aufzuregen, würden meine Eltern mich nach meinem Tag fragen. Wahrscheinlich hätte ich ihnen nur erzählt, wie langweilig es in der Schule gewesen sei und das ich dort einfach unterfordert wäre und meine Mutter hätte gelächelt und sich über ihren intelligenten Sohn gefreut. Ich wünschte, es wäre nun wirklich so, doch die Realität hatte mich wieder eingeholt. Ihre kalten, unbarmherzigen Klauen strecken sich nach mir, ziehen an meiner Kleidung und reißen mich unsanft aus meinen Träumen. Ich werde wieder vor vollendete Tatsachen gestellt und das ich alles andere als glücklich mit eben diesen bin, scheint niemanden etwas auszumachen. Jeder achtet auf sich, andere werden ihrem Schicksal überlassen. In dieser grausamen Welt darf man nicht zu viel erwarten, Ansprüche auf Mitgefühl werden einem zum Verhängnis. Ich mag diese Welt nicht. Ich mag sie nicht nur nicht, ich hasse sie. Es gibt nichts was ich hier tun kann, um mich nicht alleine zu fühlen und erst Recht niemanden, dem ich Vertrauen kann. Ich konnte es früher auch nicht. Vertrauen war etwas, das man als Verbrecher nicht gebrauchen konnte, denn es hieß abhängig zu sein. Wäre ich von meinem Partner abhängig gewesen, hätte mich sein Tod in ein tiefes Loch gestürzt, doch so konnte er ausgetauscht werden. Was war schon ein Menschenleben? Auf jeden Fall nichts, was man nicht ersetzen konnte. Auch mich konnten sie ersetzen. Eine Puppe, ohne jegliche Emotionen hatte sich gut gemacht, in ihrer Organisation. Nie zeigte sie Gefühlsregungen und war nicht verletzlich, eine praktische Angewohnheit. Die Aufträge wurden schnell, präzise und fehlerfrei erfüllt. Ohne Frage, diese Puppe war nützlich gewesen, aber nicht unersetzbar. Es gab so viele Menschen auf der Welt und wenn einer starb, dann machte das niemanden etwas aus. Es ist sein Pech und nicht mein Problem. Tod ist Tod und wenn man meine Berufung ausübte, musste man sich den Konsequenzen bewusst gewesen sein. Mir war es bewusst. Es war klar gewesen, das ich jeder Zeit sterben konnte. Natürlich, aber ich dachte nicht daran. Meine Kunst war für die Ewigkeit und ich, ich war meine Kunst. Unsterblich und unzerstörbar, wunderschön. Genau das war ich gewesen. Ich war es, bin es. Meine Kunst hatte  ewig gehalten, ich hatte Recht. Dennoch gibt es viele Momente, in denen ich mich frage, ob ich wirklich Kunst bin. Ich war ewig, bin ewig, aber auch allein. Diejenigen, die so etwas wie Freunde für mich waren, starben und das schon vor langer Zeit. Alle sind sie gestorben und jeder einzelne auf seine Weise ehrenhaft. Mag sein, das nicht alle ihr Lebensziel erreichten. Sie waren dennoch alle besonders. Nicht besonders hübsch, nicht besonders schlau, aber sie waren insgesamt besonders. Es kann sein, das es das gewesen ist, was mich dort hielt. Vielleicht habe ich mich wohl gefühlt, in Mitten von solch abstrakten Personen. Vielleicht auch ein wenige geborgen. Wir waren nie eine Familie gewesen, hatten nie etwas anderes, außer vielleicht Missionen, zusammen unternommen, doch es gab Augenblicke, in denen wir einfach nebeneinander standen und nichts sagten. Wir mochten uns vielleicht nicht einmal, aber wir akzeptierten uns. Keine Fragen, wieso wir das gemacht hatten, weshalb wir nun hier standen und nicht in unserem Dorf waren. Es war egal. Jeder einzelne von uns hatte sein Gründe. Es gab unter uns niemanden, der einfach aus einer Laune heraus das geworden ist, was er damals war. Das hatte uns wohl verbunden und, wenn ich heute darüber nachdenke, wünsche ich mir diese Zeiten zurück. Einfach wie früher von Dorf zu Dorf wandern, Missionen erfüllen und gegen diverse feindliche Ninja zu kämpfen, mit meinem Teampartner zu streiten oder einfach nur an meinen Marionetten zu basteln, wäre wunderbar. Niemals machte ich den gleichen Fehler, wie damals, als mich die alte Frau und das kleine Mädchen besiegten. Ich würde gewinnen, weiterhin Missionen erfüllen, aber das wichtigste war; Ich würde nicht hier stehen, vor einer Glasscheibe und mich fragen, weshalb ich überlebt hatte, obwohl mein Herz durchbohrt worden ist. Ich machte mir keine Gedanken um das, was wäre und würde weiterhin glücklich sein. Irgendwo, ganz tief in meinem Herzen, bin ich das wohl damals gewesen. Glücklich. Langsam löse ich meine Hand von der Glasscheibe, sehe wieder nach vorne, auf die schmutzige Straße und mache mich auf den Weg zu dem kleinen Haus am Stadtrand, welches ich mir, als Schauspieler, gegönnt hatte. Natürlich habe ich mich angepasst, an diese, mir so verhasste, Zeit. Ein guter Ninja konnte das und auch, wenn ich nun, mehrere Hundert Jahre nach meiner Zeit mit dem Schauspiel mein Geld verdiente und sicher auch viele Fans hatte, war ich das immer noch; Ein Ninja. Egal, ob früher, heute oder in fünfzig Jahren, ich werde immer das bleiben, was ich bin und das kann mir niemand nehmen. Ich bin Akasuna no Sasori. Kapitel 2: ----------- (K)einer von den anderen Schönheit Ich laufe über die betonierten Wege, an Straßen entlang, deren Namen ich mir immer noch nicht merken kann. Ich bin ein Ninja, der sich keine Straßennamen merken kann, das ist wohl schlecht. Vielleicht bin ich auch einfach kein Ninja mehr. Vielleicht bin ich nicht mehr der Akasuna no Sasori. Vielleicht bin ich nicht einmal mehr Sasori, sondern nur der kleine Möchtegern-Star, auf den die Medien sich so gerne stürzen.   Ich weiß es nicht, aber ich hoffe. Ich hoffe darauf, das mich die Leute irgendwann wieder den 'no Akasuna' nennen. Den Skorpion. Es würde mich nicht erfreuen. Das bilde ich mir gar nicht ein. Eine Puppe hat keine Gefühle, schließlich ist sie perfekt. Ich bin perfekt. Für die Ewigkeit. Ein Kunstwerk geschaffen um allen Emotionen zu trotzen und die Menschheit zu überleben. Auch wenn das kein Kunststück sein würde. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich selbst zerstören. Ihren Planeten haben sie fast soweit. Ich erinnere mich noch an die vielen Wälder und die glasklaren Flüsse, Bäche, Seen die es hier früher gab. Vögel haben gezwitschert und Insekten sind umher geschwirrt. Deidara hatte sich immer über die Mücken beschwert, das weiß ich noch. Jede Mission im Sommer, die durch einen Wald ging, wurde von Flüchen und Beschimpfungen begleitet. Nicht so radikal wie die von Hidan, aber es reichte um die Mütter dazu zu bringen, ihren Kindern die Ohren zu zuhalten. Es war schon beinahe lustig, wie sie versuchten ihre Kinder vor solchen Wörtern zu beschützen. Hätte ich damals noch lachen können, ich hätte es getan. Die ganzen dummen Menschen ausgelacht, die dachten ihre Lieben vor solchen Kleinigkeiten bewahren zu müssen. Es war schon schlimm, damals wie heute. Heute interessiert sich niemand für die betrunkene vierzehnjährige dort drüben. Auch dem rauchenden Jungen, den ich auf höchstens sechzehn schätze, wird keine Beachtung geschenkt. Früher, da wurden die Kinder in die Akademie geschickt. Gute Ninja sollten sie werden und das Dorf beschützen. Diese Arbeit mochte sich nobel anhören, aber wer hat uns denn gedankt? Niemand, auf jeden Fall zu meiner Zeit nicht. Wie viele starben und wie viele taten das mit einem Lächeln auf den Lippen? Es starben tausende, aber nur wenige die ihre Lüge bis zu diesem Moment aufrecht erhalten konnten. Uns wurde unser Leben lang etwas vorgegaukelt und es gab tatsächlich Idioten, die ihren Eltern geglaubt haben. Sie dachten wirklich, das man sie aus Liebe zum Ninja ausbilden lassen wollte. Verächtlich schnaube ich. Von wegen. Liebe? Was ist das? Das einzige was damals wichtig gewesen war, ist das Geld gewesen. Und wenn die eigenen Kinder ihr Leben lassen mussten; Wen störte das? Es war Krieg und Tote gab es wie Sand in Suna.   Genau so hatte ich damals auch gedacht. Denn; Was war schon ein Menschenleben? In meinen Augen war und ist es nichts. Nichts das man nicht ersetzen kann. Das von dummen Menschen zumindest. Sie gibt es immer und überall, es besteht sicher über 80% der Weltbevölkerung aus dummen oder schlechten Menschen. Die anderen sind gute oder intelligente Menschen. Nur selten traf ich jemanden der gut und intelligent war. Ich selbst bin ja nicht einmal beides. Man kann von mir viel erzählen, aber nicht das ich zu den Guten gehöre. Es mag seltsam klingen, aber um die Ewigkeit zu überdauern halte ich mich an der Vergangenheit fest. An Deidara, Hidan, Kakuzu, Kisame, dem Uchiha, Konan und Pain. Selbst die Erinnerungen an meinen Kampf gegen Chiyo und das Mädchen will ich nicht gehen lassen. Es gehört zu mir. Zu mir, nicht zu dem Schauspieler, der Kritiker jubeln und Mädchenherzen höher schlagen lässt. Das bin nicht ich. Wahrscheinlich werde ich das auch nie sein, aber das ist nicht schlimm. Es ist nicht schlimm das ich mich verstellen muss. Ich lebe, ich bin Kunst. Die Leute wollen mich sehen, mich bewundern. Sie wollen den rothaarigen Mann sehen, der keinen Tag älter als sechzehn aussieht. Das bin ich. Sie wollen dem jungen Mann zujubeln und bestaunen, der augenscheinlich sein Herzblut in die Schauspielerei investiert und Freude daran hat. Das bin nicht ich. Ich bin kein junger Mann und ich habe keine Freude an meiner Arbeit. Ninja müssen sich verstellen und anpassen können, mehr tue ich nicht. Mich anpassen. Und wenn ich dafür ein Teenie-Idol spielen muss. Es ist mir egal. Dieser Job versichert mein Leben für die nächsten zehn Jahre, danach muss ich woanders hinziehen, weg von Japan, und eine neue Identität annehmen. Es ist nicht leicht Kunst zu sein. Ewig schön zu sein. Ich kann nicht mehr als ein paar Jahre in einem Ort bleiben. Ich alter nicht und das fällt in einer solch oberflächlichen Gesellschaft schnell auf. Und wenn ich mal einen Job habe, bei dem mich ein ganzes Land kennt, dann muss ich dieses früher oder später verlassen. Ich hasse das. Es fühlt sich an wie fliehen und ein Akatsuki flieht nicht. Er stellt sich dem Kampf und besiegt die feindlichen Ninja. Wer überlebt gewinnt. Nach diesem Prinzip hatte ich gelebt. Lebe ich. Nur muss ich nun nicht mehr gegen zweitklassige Shinobi kämpfen. Nein, das hier ist ein Kampf mit der Zeit, mit mir. Mein Haus habe ich auch schon erreicht. Es ist nicht groß, nicht protzig. Unauffällig, so würde ich es beschreiben. Klein, mit Holzverkleidung und rotem Teppich. Ich habe sogar ein Bett, obwohl ich es nicht brauche. Eine Küche, die mehr als Arbeitszimmer dient, ein Bad und das Wohnzimmer. Für Besucher soll es wie ein normales Haus aussehen. Es wäre schwierig zu erklären, weshalb ich weder Bad, noch Küche, noch Schlafzimmer habe. Die Räumlichkeiten sind, wenn auch unbenutzt, keineswegs unnütz. Das Wohnzimmer dient als eine Art Atelier. Ich übe mich seid dreizig Jahren am zeichnen und es wurde, neben dem Marionettenbau, zu meiner liebsten Beschäftigung. Häufig werde ich nach den Motiven auf meinen Bildern gefragt. Meistens etwas wie 'Wer ist das?' und 'Wieso so etwas schreckliches?'. Es mag sein, das ich meistens die anderen Akatsuki zeichne und wegen unserer damaligen Kleidung ist es auch kein Wunder, das man gerne wissen möchte wer das ist. Nur schrecklich nenne ich meine Motive selbst nicht. Eher Realität. Vergangene Realität. Zetsu wie er sich zwei teilt und Hidans zerstückelter Körper machen den leuten am meisten Angst. Gerade das, was alltäglich war finden sie schrecklich. Bilder, auf denen Itachi blutüberströmt auf den Boden liegt und sein kleiner, verunstalteter Bruder weinend über ihm kniet sind abstoßend. Konans auflösen in Papier und Pains Gesicht sind unrealistisch. Niemand stäche sich so viele Piercings. Kakuzu und Deidara werden oftmals als Krüppel bezeichnet. Es ist jedes mal das selbe. Die modernen Menschen haben kein Auge für die Schönheit meiner Kameraden. Sie sehen das ewige in ihnen nicht, die Einzigartigkeit die sie besaßen. Die Menschen wollen lieber kleine, unschuldige Mädchen auf Blumenwiesen anstatt der Wahrheit sehen. Aber das sieht ihnen ähnlich, sie fliehen in ihre eigene kleine Welt und verschließen die Augen vor der Realität. Genau wie ich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)