Never a Hero von cork-tip (FF VII CC / Timetravel / Rebirth) ================================================================================ Kapitel 12: reinterpretation. ----------------------------- Im ersten Augenblick konnte Zack nichts sehen. Weiße Pünktchen flimmerten in der Schwärze, die ihm seine plötzlich seltsam unzuverlässigen Augen zeigten. Anders als nach der Kollision mit Kunsels Koffer spürte er keinen Schmerz, aber ihm war deutlich bewusst, dass ihn gerade jemand gegen eine Betonmauer geworfen hatte und dass eine Menge Kraft dahinter gesteckt hatte. Er hätte nicht darauf gewettet, dass seine Nase noch intakt war und mit ein paar blauen Flecken würde er wohl rechnen müssen. Was bei Odin war passiert? Mit einem leisen Seufzen ließ er sich zu Boden gleiten, bemerkte, dass jemand nach ihm griff, um ihn zu stützen oder aufzufangen. Er konnte noch immer nicht richtig sehen. Die Welt war eine Ansammlung von Farbtupfen auf einer Nebelwand. Farben … Das letzte, was er gesehen hatte, nachdem er guter Dinge den Aufzug verlassen hatte, war rot. Rot. „… einen Arzt rufen müssen“, sagte ein Farbfleck, der ihm recht nahe war. Zack fühlte den Farbfleck nach seiner ID suchen und beschloss, dass es nicht nötig war, sich dagegen zu wehren. Stattdessen blinzelte er ein paar Mal, um wieder klar zu sehen und tatsächlich wurde die Welt mit jedem Augenöffnen schärfer gestellt. Der Farbfleck gewann Konturen und bekam ein Gesicht und einen Namen und keine Sekunde später war Zack – wenn auch schwankend - auf den Beinen, salutierte hastig und wusste vor lauter Scham und Angst und Adrenalin nicht, was in Ilfrits Namen er sagen oder tun konnte, um das wieder gut zu machen. „Kommandant!“, stammelte er, hochrot im Gesicht. „Tut mir – tut mir schrecklich leid, ich - das war - ich – das tut mir so leid! Ich hätte besser aufpassen sollen, ich wollte nicht, ich -“ Es dauerte eine Weile, bis ihm die Schwärze der Uniform seines neuen Idols und die gleichzeitige völlige Abwesenheit von Rot bewusst wurde. Dann aber fügte er etwas kleinlaut hinzu: „Was ist überhaupt passiert?“ Kommandant Hewley hatte ihn loslassen müssen, als er so hastig aufgesprungen war und hatte sich ein Stück von ihm entfernt. Er hielt Zacks ID in Händen und seine Miene war unlesbar. Zacks Gedanken rasten und flatterten durcheinander wie in Panik geratene Hühner. Was hatte er getan, was hatte er nur gesagt? Oh, er hätte das nicht fragen dürfen! Da vor ihm kniete ein Kommandant! Er hatte nicht aufgepasst, nahm dreist die Zeit eines – so hochgestellten, so berühmten, so wunderbaren! - Vorgesetzten in Anspruch und stellte dann auch noch so eine dreiste Frage! Dass er aber auch nie den Mund halten konnte! „Verzeihung! Entschuldigung! Tut mir leid!“ Weil ihm keine weiteren Synonyme mehr einfielen, ging er in die Wiederholung. So lange, bis Kommandant Hewley betont langsam aufstand, ihn sehr direkt und sehr ruhig ansah, ihm beide Hände auf die Schultern legte und ihn zurück auf den Boden drückte. „Bleiben Sie sitzen, Kadett Fair.“ Er sprach sehr ruhig, doch der Befehl war unverkennbar und Zack gehorchte still. „Ich entschuldige mich für Kommandant Rhapsodos. Das muss sehr weh getan haben. Wenn es Ihnen recht ist, hole ich jetzt einen Arzt. Gibt es jemanden, den ich außer Ihrem Ausbilder benachrichtigen soll?“ Falls das überhaupt möglich war, wurde Zack noch ein bisschen röter. Er hätte gerne darauf hingewiesen, wie unnötig, ja unangemessen es war, dass sich der Kommandant entschuldigte – immerhin war alles sein eigener Fehler gewesen – und darauf bestanden, alleine zurück zu den Barracken zu gehen, denn dort sollte er eigentlich sein. Genau genommen hatte er auf dieser Etage nichts zu suchen. Aber er brachte kein Wort heraus. Er war zu überfordert. Also schüttelte er nur schweigend den Kopf, während er sich insgeheim ans andere Ende der Welt wünschte. Was hatte er verbrochen, dass er gleich während der ersten Tage bei Shinra einen so schlechten Eindruck hinterlassen musste? Wenn er wirklich blind in Kommandant Rhapsodos hineingelaufen war, war es dessen gutes Recht, ihn dafür zu bestrafen und im Grunde war ihm das auch lieber als die unverständlich verständnisvolle Freundlichkeit, die Kommandant Hewley ihm entgegen brachte. Er fühlte sich so unglaublich schlecht. Gerade so, als wären alle seine Träume und Hoffnungen von einem Moment auf den anderen unerreichbar geworden. „Na schön“, lenkte der Kommandant ein, musterte ihn wegen seiner allenfalls halbherzigen Kooperationsbereitschaft jedoch ein wenig skeptisch. „Hier haben Sie Ihre ID zurück. Und bleiben Sie ja sitzen. Förmlichkeiten haben ihre Berechtigung, aber ganz bestimmt nicht hier und jetzt.“ Er winkte einen Mann in weißem Kittel heran, an denen auf dieser Etage kein Mangel herrschte, und erklärte knapp, was geschehen war, während Zack nur wie paralysiert sitzen bleiben und starren konnte. ‚Das ist Angeal Hewley‘, versuchte der rational operierende Teil seines Gehirns vergeblich, ihm zu erklären. ‚Der Angeal Hewley, den du so unbedingt treffen wolltest. Du solltest dich glücklich schätzen!‘ Aber Zack konnte nicht. Und dann klingelte sein PHS. Ihm fiel ein, dass Kunsel auf ihn wartete und er wollte den Anruf entgegen nehmen, doch der Kommandant kam ihm zuvor und nahm ihm das Gerät aus der Hand. „Ein Freund von Ihnen?“, erkundigte er sich mit einem Blick auf das Display und Zack nickte. Wie eine Marionette, der keine andere Wahl blieb als zu gehorchen. Der Kommandant nahm ab, wechselte ein paar Worte mit Kunsel und gab Zack dann sein PHS zurück. „Sie hätten mir sagen können, dass Sie verabredet sind“, tadelte er sanft und Zack bekam prompt ein schlechtes Gewissen. Er konnte sich nicht erinnern, sich jemals zuvor in einer dermaßen unangenehmen Situation befunden zu haben und dementsprechend erleichtert konnte er aufatmen, als Kunsel um die Ecke bog und der Kommandant ihn endlich der Fürsorge des Mediziners übergab. „Ich würde mich freuen, wenn Sie sich bei mir melden, sobald es Ihnen besser geht“, sagte er noch und in Zacks Ohren klangen die Worte wie eine Drohung. Wie bitte sollte er das zu Stande bringen? Kunsel schien das ein wenig anders zu sehen, denn nachdem er sich erst einmal ein bisschen über Zacks blutende Nase und geschwollene Augen lustig gemacht hatte, legte er verschwörerisch einen Arm um seine Schultern und flüsterte ihm nur ein einziges Wort ins Ohr: „Strike!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)