Karma von Camuii ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Die Tage verschmolzen miteinander in einem dumpfen Sumpf aus Schmerzen, Experimenten und Drogen, die man ihm verabreichte, damit er sich nicht wehren konnte, während man ihm gleichzeitig Fesseln an Händen und Füßen anlegte, sozusagen als Vorsichtsmaßnahme. Oft wußte er nicht einmal mehr, ob er Mensch war oder schon das Monster, das man so offensichtlich aus ihm zu machen versuchte. Von dem was an der Oberfläche vor sich ging, merkte er nie etwas, wußte daher nicht, das eine kleine Gruppe, die sich Avalanche nannte, sich auf den Weg gemacht hatte, die Welt von Shinra Inc. zu befreien und nichts davon, das das etwas, das als Jenova bekannt war, versuchte, ebendiese Welt zu vernichten. Erst nach Tagen, oder waren es Wochen?, merkte Lyras, das etwas nicht stimmte, denn niemand kam, um ihn zu weiteren Experimenten zu holen, keine Wachen, die ihm Essen brachten und auch Hojo, der es sich nie nehmen ließ, ihn zu demütigen, ließ sich nicht mehr sehen. Hatte man etwas anderes gefunden, das interessanter war, als er selbst? Müde und noch immer benebelt von der Wirkung der letzten Dosis der Drogen, ließ er sich auf die kalte Erde sinken, da er sich frei bewegen konnte, seitdem man entschieden hatte, ihm die Fesseln abzunehmen, weil er keine Gefahr mehr darstellte. Nach einer weiteren endlosen Weile, in der er niemanden zu Gesicht bekommen hatte, außer die Ratten, die im Dunkeln seines Gefängnisses auf Nahrungssuche gingen, begriff er allmählich, das wirklich niemand mehr kommen würde und als sich der Nebel, in dem er sich befunden hatte, noch weiter lichtete, erkannte er, das er hier eingeschlossen war, ohne etwas zu essen oder zu trinken zu haben. Schließlich brachte der Mangel an Flüssigkeit Halluzinatonen, die ihn bis in seine Träume verfolgte, sich mit ihnen vermischten, bis er nicht mehr klar erkennen konnte, was Wirklichkeit und was Fantasiegebilde waren. Der Wunsch, er möge mit der Erde verschmelzen können, blieb und wurde immer stärker, bis er sich irgendwann einbildete, bereits gestorben zu sein. Vielleicht war er es und er wußte es nur einfach nicht.. Resigniert schloß er die Augen und wartete auf das Ende, das unvermeidlich irgendwann eintreten mußte. Gleich darauf riß er sie wieder auf, als er glaubte Stimmen gehört zu haben, die sich seinem Gefängnis näherten, was er zuerst für ein weiteres Hirngespinst abtat, doch dann rüttelte jemand an der verschlossenen Tür und ihm wurde klar, das dort wirklich jemand sein mußte. Vermutlich waren die Wissenschaftler am Ende doch zurückgekehrt und die Hölle würde von vorne beginnen. Der Gedanke verflüchtigte sich sofort als die Tür aufsprang und zwei Männer den Raum betraten, die er nie zuvor gesehen hatte. In seiner Panik angesichts dessen, was er jetzt auf sich zukommen sah, kroch er mit seinen letzten Kräften weg von ihnen, bis er die Wand im Rücken spürte. "Was war das für ein Geräusch?" hörte er einen von ihnen fragen und die Tatsache, das die Unbekannten ihn scheinbar noch nicht entdeckt hatten, hätte ihn beinahe deutlich hörbar erleichtert aufatmen lassen. In dem Moment, als er sich entschlossen hatte, sich so leise wie möglich zu verhalten, flammte eine Lampe auf und vertrieb mit einem Schlag all die Dunkelheit. Geblendet hob er eine Hand vor sein Gesicht und kauerte sich noch ein wenig mehr zusammen, darauf wartend, das sie das taten, von dem er erwartete, das es passieren würde, doch stattdessen reichte man ihm eine Hand, um ihm aufzuhelfen. Misstrauisch starrte Lyras sie an, ohne sich zu bewegen und nach einer scheinbar endlosen Weile hob er endlich den Kopf, um die fremden Männern besser sehen zu können. Einer von ihnen trug einen langen roten Umhang, der zum Teil sein Gesicht verdeckte und der andere, der mit den etwas zerzausten blonden Haaren, sah ihn mitfühlend an, so als wüsste er, was Lyras durchgemacht hatte. Unsicher und immer noch skeptisch ergriff er dennoch die ihm angebotene Hand und kaum stand er auf den Füßen, wich er wieder vor ihnen zurück, wobei man ihm deutlich angesehen haben mußte, was ihm durch den Kopf ging, denn sie machten keinerlei Anstalten, sich ihm noch weiter zu nähern. "Cloud, wir sollten suchen, weswegen wir hergekommen sind und dann so schnell wie möglich diesen Ort verlassen. Ich fühle mich hier nicht wohl." Ein kurzes Nicken war die Antwort, nachdem der mit Cloud angesprochene einen weiteren Blick in Lyras Richtung geworfen hatte und ihn mit leiser, ruhiger Stimme fragte, ob er ihnen zeigen könnte, wo die Untersuchungsberichte aufbewahrt wurden. Er antwortete ihm nicht, stattdessen verließ er den Ort, an dem er soviele endlose Stunden im Dunkeln verbracht hatte und trat hinaus auf den Flur, wo er sich nach rechts wandte, in Richtung der Labore, wo sie alles finden würden, was sie suchten. Während der Schwarzhaarige, dessen Name er noch nicht erfahren hatte, leise mit Cloud redete, hielt er selbst sich im Hintergrund, den Blick stets auf den Boden gerichtet, darauf wartend, das sie diesen Ort verlassen würden. Es erschien ihm, als wären Stunden vergangen, seit er befreit worden war, als sie endlich den unterirdischen Komplex verliessen und an die Oberfläche zurückkehrten, die er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder betrat, wenn ihn das Gefühl nicht trog. So sehr hatte er sich danach gesehnt, hinauszukommen, das er in diesem Augenblick nicht glauben konnte, das er hier stand und die Sonne auf seinem Gesicht spürte, von der er nicht wußte, ob er sie überhaupt jemals zuvor gesehen hatte. Lyras war so in Gedanken versunken, das er zunächst nicht merkte, das Cloud ihn wiederholt etwas fragte und schrak zusammen, als er plötzlich dessen Hand auf seinem Arm spürte und instinktiv einen Schritt zurückwich. "Keine Angst, von uns hast du nichts zu befürchten." beschwichtigte man ihn und trat ein paar Schritte zurück, um ihm das Gefühl zu vermitteln, das man ihm wirklich nichts tun würde. "Wir bringen dich ins WRO Hauptquartier, wo du zurzeit am besten aufgehoben bist, bis wir mehr wissen." So verließ Lyras Nibelheim, um in einer Welt, die ihm noch vollkommen unbekannt war, das Leben zu erhalten, das man ihm genommen hatte und all das zu tun, was immer er von jetzt an tun wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)