Chaos im OP von Redgrave (Sweet Doctor Life) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4: Unter Freunden ------------------------------------ Kapitel 4: Unter Freunden Amy ließ sich von ihrem Großvater bis vor die Haustür bringen. „Soll ich noch mit hochkommen, falls dein Bruder wieder seine Launen hat?“, fragte Newgate und klang leicht besorgt. „Nicht nötig, Opa. Mit dem komme ich schon klar.“, erwiderte sie. So sehr sie ihren Großvater auch liebte, sie wollte ihn gerade nur loswerden, denn eigentlich hatte sie noch andere Pläne, von denen er nichts wissen musste. Zum Glück verabschiedete sich Newgate nun und versprach, sie am nächsten Morgen wieder abzuholen. Amy wartete bis er weg war, als sich auch schon ihr Handy meldete. Sie warf einen Blick auf die Nachricht. ‚Bin quasi auf dem Weg.‘ tippte sie schnell als Antwort und betrat das Haus. „Hey, wie war die Arbeit?“, wollte Ecki wissen, der mit einem Bier auf dem Sofa lag. „Ganz toll.“, murmelte sie nur und verschwand in ihrem Zimmer. Sie wollte nicht über die Arbeit reden- zumindest nicht jetzt, und nicht mit Ecki. Das lag nicht mal daran, dass Law so unverschämt und so widerlich selbstüberzeugt war. Sie wurmte etwas ganz anderes. Dieser Idiot ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. So sehr sie es auch versuchte, sie bekam sein Bild nicht aus dem Kopf. Genauso wenig wie seine Stimme, und das machte sie richtig krank. So etwas war ihr noch nie passiert. In ihrem Zimmer schlüpfte sie in eine helle Jeans mit ausgefransten Löchern und ihr Lieblingsshirt, dazu hohe beige Stiefeletten, fertig. Nachdem sie sich noch etwas zurecht gemacht hatte, schlüpfte sie in ihre beige Lederjacke und verließ das Zimmer mit ihrer Handtasche wieder. „Ich geh nochmal weg.“, sagte sie schnell, bevor Ecki irgendetwas erwidern konnte. „Wann kommst du wieder?“ „Weiß ich noch nicht.“ „Wo gehst du hin?“ „Herrgott Ecki, reg dich ab, ich habe mein Handy mit.“ Damit war sie aus der Wohnung. Zehn Minuten später erreichte Amy ihr Ziel. Eine kleine Bar, in der ihr bester Freund seinen Lebensunterhalt als Barkeeper bestritt. Wenn es einen Menschen gab, mit dem sie über ihr momentanes Problem reden konnte und der ihr helfen konnte, dann er. Als sie sich an die Bar setzte, lächelte er und stellte sofort einen Whiskey on the Rocks für sie hin. „Geht aufs Haus.“ „Was würde ich nur ohne dich tun, Ace?“, seufzte sie und nahm einen Schluck. „Dein gesamtes Gehalt versaufen.“, antwortete er trocken. „Vermutlich.“ Weder ihr Großvater, noch ihr Bruder wussten von ihren Getränkevorlieben. Amy fand allerdings, dass sie alt genug war um zu entscheiden was sie trank, und um ihre kleinen Geheimnisse zu haben. Es war ja nicht so, dass sie Alkoholikerin war. „Also, was beschäftigt dich, Kleine?“, fragte Ace geduldig. Er kannte Amy schon lange und sie war wie eine kleine Schwester für ihn. Er merkte sofort, wenn etwas sie beschäftigte. „Das würdest du mir nicht glauben.“ „Ich glaube dir alles, das weißt du.“ Er beobachtete sie einen Moment. „Es hat was mit diesem Arzt zu tun, da geh ich jede Wette ein.“ „Klopf gefälligst an, bevor du in meinen Gedanken rumtrampelst.“ „Jetzt rück schon mit der Sprache raus und erzähl mir wie dein erster Tag war. Wie ist dieser Typ denn jetzt so, dem du Händchen halten sollst?“ „Er ist ein totaler Arsch.“, seufzte sie und nahm noch einen Schluck. „Ach ja?“ Amy holte tief Luft und berichtete Ace alles, was an diesem Tag so passiert war. „Was sagst du dazu?“, fragte sie als sie geendet hatte. „Unter uns? Er ist ein Arsch.“, entgegnete er. „Aber für gewöhnlich geht dir so was doch nicht so nah.“, fuhr er fort und polierte dabei Gläser. An diesem Abend war nicht besonders viel los, aber Amy war das nur recht, denn wenn mehr los war hätte Ace nicht so viel Zeit für sie. „Dass er sich wie ein Idiot benimmt, ist nicht das Problem.“, murmelte sie düster. „Ach nein? Was denn dann?“ Sie seufzte. „Ich krieg ihn nicht aus dem Kopf.“ Gab sie zu. „Ich finde diesen Typen und sein Verhalten absolut widerlich und es geht mir total auf die Nerven, aber ich kriege ihn einfach nicht aus dem Kopf.“ Sie sah von ihrem Glas auf. „Was hat das zu bedeuten, Ace?“, fragte sie leicht verzweifelt. „Amy, mal unter Freunden; ich fürchte du findest ihn gar nicht so widerlich, wie du gerne würdest.“, seufzte der Barkeeper und lächelt mitleidig. „Ich fürchte, du hast dich ein bisschen verknallt, meine Kleine.“ Zur gleichen Zeit saß Law in einer anderen Bar mit zwei Freunden zusammen. „Also komm schon, erzähl es uns.“, lachte Shachi und klopfte ihm ermutigend auf den Rücken. „Was hat sich dein Chef für eine Strafe ausgedacht? Der Alte muss doch stocksauer gewesen sein, dass du schon wieder eine vergrault hast.“ Law brummelte missmutig. „Ich wette, er hat sich was ganz fieses einfallen lassen.“, kicherte Penguin auf der anderen Seite. „Er hat die neue Assistentin für mich ausgesucht.“, gab Law widerwillig preis und trank einen Schluck. „Bestimmt so eine fiese Schabracke mit Haaren auf den Zähnen.“ Shachi konnte sich ein weiteres Lachen nicht verkneifen. „Nein, sie ist sogar jünger als ich.“, erklärte Law betont ruhig. „Dann sicher so eine total hässliche.“, riet Penguin. „Oder so eine Ökotante.“, schlug Shachi vor. „Nein, eigentlich ist sie ziemlich hübsch, das muss man ihr lassen, und sie isst Cookies aus einem Coffeeshop.“, murmelte Law. „Warum stellst du dich dann so an? Werde sie einfach los, so wie immer.“, sagte Shachi, dem es langsam auf die Nerven ging, dass Law noch missmutiger war als sonst. „Das geht nicht…“, murrte der schwarzhaarige und nahm noch einen tiefen Zug von seinem Bier. „Sie ist die Enkelin meines Chefs.“ Shachi prustete los, während Penguin Law mitleidig ansah. „Das ist übel.“, gab Shachi zu. „Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass dich noch was beschäftigt.“ „Sie ist irgendwie…anders.“, gab Law zu. „Anders?“, hakte Penguin nach. „Naja, mir ging es doch immer so auf die Nerven, dass die anderen alle immer vom ersten Tag an gekuscht haben und so, wisst ihr noch?“ „Klar.“ Beide nickten. „Als ich versucht habe sie einzuschüchtern…da hat sie mir einfach gesagt, dass ich sie so einfach nicht loswerde…und im OP da hat sie…“ „Halt, stopp.“, unterbrach Shachi und hob abwehrend die Hände. „Deine blutrünstigen OP-Storys wollen wir gar nicht hören.“ „Sie hat sich gar nicht von mir beeindrucken lassen. Sie ist nicht zusammengezuckt; gar nichts.“ Law knallte sein Glas auf den Tisch. „Die Göre ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen, und das ist nicht mal das schlimmste.“ „Ach nein?“, fragte Penguin, während Shachi ein neues Bier für Law orderte. „Nein.“, stöhnte Law und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. „Ich kann einfach nicht so gemein zu ihr sein, wie zu den anderen. Ich bringe es nicht mal über mich, sie mit Kaffeekochen zu triezen. Und selbst jetzt kriege ich dieses selbstverliebte Miststück nicht aus dem Kopf.“, stöhnte der Chirurg entnervt. „Das ist mir noch nie passiert.“ Shachi und Penguin wechselten einen vielsagenden Blick. „Es wurde mal Zeit, dass dir das passiert.“, meinte Shachi schließlich und unterdrückte ein Kichern. „Ach ja?“, fragte Law verwundert. „Unter Freunden Law. Ich bin sicher, dass du sie gar nicht so schlimm findest.“, seufzte Penguin. „Ich glaube, du hast dich einfach in die Kleine verschossen.“ Amy verschluckte sich heftig und wäre vermutlich an ihrem Whiskey erstickt, wenn Ace ihr nicht auf den Rücken geklopft hätte. „Ich…verliebt ...in ….dieses…Ekel?“, sie sah Ace geschockt an, als die Information dann endlich ganz durchgedrungen war, schüttelte sie heftig den Kopf. „Niemals!“ Ace lachte leise und schüttelte den Kopf. „Du kannst es leugnen so viel du willst, das ändert gar nichts. Es ist ganz klar. Da brauchst du dir nichts vorzumachen.“ „Schwachsinn…“, murmelte sie in ihr Glas, war sich aber plötzlich, zu ihrem eigenen Schrecken, selbst nicht mehr so sicher bei dem, was sie da sagte. Eine kleine penetrante Stimme in ihrem Hinterkopf meldete sich mit der Erinnerung, dass sie nach nicht mal zehn Minuten schon daran gedacht hatte, dass er gar nicht schlecht aussah und durchaus ihrem Typ entsprechen könnte. Und so sehr sie auch versuchte diese Stimme zum Schweigen zu verdammen, wollte dieses kleine Mistvieh nicht still sein. Frustriert knallte sie das leere Glas auf den Tresen. „Noch einen, Ace.“ „Das war wirklich nicht nötig.“ Jammerte Shachi und rieb sich den Kopf. Law hatte ihnen, nachdem sie ihm ihren Verdacht eröffnet hatten, erst mal ein paar Kopfnüsse spendiert. „Wie kommt ihr dazu zu behaupten, ich wäre in dieses kleine Miststück verknallt?“, knurrte er. „Weil alles darauf hindeutet.“, erwiderte Penguin leicht beleidigt. „Du hast selbst gesagt, dass sie gut aussieht. Schon vergessen?“ „Und dass du es nicht über dich bringst, sie zu triezen, wie die anderen.“, fügte Shachi hinzu. In Laws Kopf meldete sich eine Stimme, die ihm leise aber mit penetranter Boshaftigkeit sagte, dass er genau das zu den beiden gesagt, und auch selbst schon gedacht hatte. Und dass er ihr insgeheim auch Respekt für ihre Leistung im OP zollte, auch wenn er das niemals jemandem sagen würde. Law versuchte die Stimme zu verdrängen, doch sie war einfach nicht zum Schweigen zu bringen. Mit einigen, großen Zügen leerte er sein Bier. Danach sah er einen Moment lang das leere Glas an und erhob sich dann. „Ich brauche dringend was Stärkeres.“, murmelte er. „Was sehr viel Stärkeres.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)