Merlin von LenaVanTionas (Das Schicksal von Camelot) ================================================================================ Kapitel 32: Eine zweite Chance ------------------------------     Kapitel 32 - Eine zweite Chance     „Die Sicherheitsvorkehrungen sind abgeschlossen, Mylord“, verkündete Sir Leon, woraufhin der König nickte. Leon und die restlichen obersten Ritter, Elyan, Gwaine und Percival, standen vor den Thronen von König Arthur und Königin Gwen und erstattete ihnen Bericht. Außer ihnen standen noch zwei Wachen an der Tür. Ansonsten war der vom Licht der Morgensonne durchflutete Raum leer. Bis auf eine Person, welche direkt neben dem Thron des Königs stand und somit beinahe die gleiche Gewichtung hatte wie das Königspaar.   Merlin hatte endlich seinen Platz im Königreich gefunden. Er war zwar noch immer der persönliche Diener von König Arthur, doch keiner von beiden würde diese Tatsache ändern wollen. Zu sehr genossen die Beiden die Nähe des Anderen und ihre unkomplizierte Art, miteinander umzugehen. Von den Sticheleien und Rumalbereien der beiden ganz zu schweigen. Bei manchen Angelegenheiten wie Feiern, Festen oder Treffen mit anderen Herrschern sprang jedoch George als Diener ein. Bei solchen Anliegen sollte Merlin ganz als Arthurs Berater fungieren. Denn vor allem das war Merlin nun. Er war der persönliche Berater von Arthur. Immer, wenn der Blonde einmal nicht weiter wusste oder einen Rat brauchte, kam er zu Merlin. Nicht nur, dass der Schwarzhaarige für den König seit vielen Jahren ein treuer Freund und Wegbegleiter war. Nein. Seit Arthur wusste, dass Merlin ein Zauberer war, dieser ihm unter Einsatz seines eigenen Lebens das Seinige gerettet und Merlin ihnen alles berichtet hatte, was er in den letzten Jahren alles geleistet hatte, vertraute Arthur dem jungen Mann mehr als jemals zuvor. Besonders in Fällen von Fragen über magische Vorkommnisse war Arthur mehr als froh, an Merlin herantreten zu können. Auch Druiden oder Zauberer, die auf der Durchreise waren, baten ihn gerne einmal um Rat. So war ein weiterer Titel, den Merlin verliehen wurde, der des Obersten Hofzauberers in Camelot.   Es war unglaublich viel passiert. Ein weiteres Jahr war vergangen, seid Merlin wieder in Camelot verweilte. Und an diesem Abend sollte ein Fest stattfinden. Um an die gewonnene Schlacht in Camlann und den endgültigen Sieg über Morgana zu feiern. Und indirekt war das Fest auch zu Ehren von Merlin. Merlin lauschte ebenfalls den Worten von Leon, doch da ihm die Einzelheiten größtenteils bereits bekannt waren, schweiften seine Gedanken langsam ab. Wie er da stand, zur rechten Seite des Thrones seines Herrn, da erinnerte sich Merlin noch gut daran, wie Arthur ihn in diesen Stand erhoben hatte.       Flashback     Ein paar Tage nach ihrer Rückkehr stand eine wichtige Ratsversammlung an. Arthur hatte sie einberufen, um endlich alle ungeklärten Fragen zu beantworten. Und er hatte noch eine Überraschung für seinen Freund. Deswegen rief Arthur Merlin zuerst in seine Gemächer.   Merlin schien nervös zu sein. Es war immer noch ein höchst befreiendes Gefühl, dass seine Freunde endlich die Wahrheit kannten und ihn nicht verstießen. Ihn noch immer als ihren Freund ansahen und ihn in Camelot wissen wollten. Ein Gefühl, von dem Merlin so viele Jahre nur träumen konnte. Und es nun zu erleben, ließ seine Freude beinahe ins Unermessliche steigern. Es war Merlin nicht wichtig, dass seine Taten vor dem Volk präsentiert wurden. Das er ein Zauberer war, dass sollten sie erfahren, genauso wie der Rat. Und es hoffentlich akzeptieren. Alles andere war für Merlin nicht wichtig. Doch Arthur bestand darauf.   Merlin straffte die Schultern und wollte sich mit Arthur auf den Weg zu dem Ratssaal machen, als er aufgehalten wurde. Warm lag eine Hand auf seiner Schulter. Verwirrt sah Merlin seinen König an. Arthur lächelte. Er drückte Merlin wortlos etwas in die Hand. Verblüfft sah Merlin hinunter und seine Augen weiteten sich. Einen Moment brauchte der Zauberer, um die Situation zu verstehen. Er hielt erneut das Siegel von Arthurs Mutter in der Hand. Mit großen Augen betrachtete Merlin das Siegel, als er wieder Arthurs Blick begegnete. Er hätte nie gedacht, dass Arthur es ihm je wieder anvertrauen würde. „Arthur, ich…“ Er wusste nicht, was er sagen sollte. Seid langer Zeit war der Zauberer einmal sprachlos. Arthur lächelte nachsichtig. „Es war seinerzeit eine Art Botschaft. Für den Fall, dass ich unseren Einsatz damals nicht überlebt hätte. Nun ist es ein Geschenk. An den tapfersten und loyalsten Freund, den ich mir hätte wünschen können. Ein Symbol für unsere Freundschaft. Es gehört dir, Merlin.“ Merlin war noch immer stumm. Sein Kopf war wie leergefegt. Diese Geste bedeutete ihm mehr, als er jemals in der Lage wäre, auszusprechen. Arthur holte unterdessen noch etwas anderes aus einem kleinen Lederbeutel an seiner Seite heraus und Merlin erkannte es sofort. Es war die kleine Drachenfigur, welche ihm sein Vater einst geschenkt hatte und welche er an Arthur weitergegeben hatte. Kurz bevor Merlin selbst in die Schlacht zog. Und für ihn waren es damals die gleichen Beweggründe wie die von Arthur. Merlin wollte seinem König und besten Freund damals ebenfalls ein Geschenk machen, welches zeigte, wie wichtig er ihm war. Innerlich grinste Merlin. Sie waren sich beide wirklich ähnlicher, als sie selbst manchmal glauben konnten. „Der hier gehört wohl auch dir.“ Arthur hielt Merlin die Figur in seiner flachen Hand hin. Merlin streckte seine Hand aus, doch nur, um Arthurs Finger zu umschlingen und sanft seine Hand um die Figur zu schließen. Verwundert sah Arthur seinen Diener an, welcher lächelte. „Nicht nur du kannst Geschenke machen, Arthur. Dieser Drache war ein Geschenk von mir an dich. Er sollte dir zeigen, wie wichtig du mir wichtig bist und das sich nichts an unserer Freundschaft ändern würde. Und es würde mich freuen, wenn du ihn annehmen und behalten würdest.“ Arthur schien gerührt zu sein, denn auch er lächelte und schloss seine Faust nun fest um die kleine Figur. Sie sahen sich beide in die Augen und keiner sagte etwas, aber das war in Ordnung. Sie brauchten in diesem Moment keine Worte.   „Dann komm. Stellen wir dem Rat und dem Volk endlich unseren Retter und meinen neuen Berater vor.“     Flashback Ende       Erst hatte Merlin den letzten Satz seitens Arthur gar nicht richtig realisiert, bis sie vor dem Rat standen und Arthur verkündete, dass Merlin ab diesem Zeitpunkt sein persönlicher Berater war. Während sich in Merlins Kopf die Gedanken überschlugen, waren Proteste zu hören. Der Rat war zuerst empört, wie Arthur nur einen einfachen Diener, einen Bauern, wie sie ihn teils nannte, zu seinem Berater ernennen konnte. Allerdings waren nicht alle Anwesenden dieser Meinung. Die Hochrangigen Ritter nahmen es lächelnd und mit einem Kopfnicken zur Kenntnis, ebenso Gaius und der Hofbibliothekar Geoffrey. Arthur berichtete ihnen allen, was auch ihm so viele Jahre verborgen geblieben war und was sie Merlin alles zu verdanken hatten. Es gab noch einige im Rat, die lieber dem Weg von Uther folgen wollten und schon gegen die Gesetzesänderung bezüglich Zauberei protestiert hatten, doch der überwiegende Teil war mit dieser Idee im Nachhinein einverstanden. Sowohl Arthur als auch Merlin, der sich langsam wieder gefangen hatte, wussten, dass sie die anderen Männer nur mit der Zeit überzeugen konnten. Merlin würde seinen Job mehr als gut machen, da war sich Arthur sicher.   Das Volk hingegen feierte Merlin. Arthur erzählte ihnen endlich, was genau in der Schlacht in Camlann passiert war und was Merlin alles für Camelot getan hatte. Es war für den König eine ungeheure Erleichterung, endlich allen mitteilen zu können, wer Merlin wirklich war und wie wichtig er ihm war. Für seinen Geschmack viel zu lange tappten sie bereits alle im Dunkeln. Arthur ließ es natürlich auch nicht aus, viele Heldentaten auch mit Merlin in Einklang zu bringen. Merlin bat ihn allerdings darum, es möglichst klein zu halten. Das Volk von Camelot sollte nicht denken, dass ihr König unnütz war und alleine keine Herausforderung meistern konnte. Arthur hatte widerwillig zugestimmt. Er verstand den Einwand seines Freundes. Doch Arthur würde niemals zulassen, dass nicht jeder in Camelot wusste, dass sie alle schon längst verloren gewesen wären, wenn es Merlin nicht gegeben hätte. Erst waren die meisten Menschen verwirrt oder auch verblüfft, aber als das erste Klatschen zu hören war, stimmten immer mehr Leute mit ein, bis alle Menschen auf dem Hof in Jubel ausgebrochen waren. Arthur schien die richtige Entscheidung getroffen zu haben, die Wahrheit zuvor noch nicht offen gelegt zu haben. Sie alle gewöhnten sich an den Gedanken, Zauberei in ihrer Nähe zu zulassen. So schien es keinen zu stören, dass auch ein jahrelanger Bekannter wie Merlin sich als Zauberer entpuppte. Niemand verlor ein schlechtes Wort gegen Merlin. Sie alle feierten ihren Helden, der so lange im Verborgenen war und nun endlich sagen und zeigen konnte, wer er war. Der Dank, der Merlin dadurch zuteil wurde, war überwältigend. Als Arthur die Ernennung Merlins zu seinem persönlichen Berater ansprach, hatte das Volk nur noch lauter gejubelt. Arthur hatte seine Hand auf Merlins Schulter gelegt und ihm zugenickt, während er dem Volk winkte. Auch Merlin winkte, noch immer leicht überfordert mit der puren Freude, die ihm entgegenschlug, doch das verhinderte nicht, dass sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht zeigte.   Es änderte sich mit einem Mal so viel für Merlin und doch blieb es gleich. Er bekam nun einen festen Platz an der Tafelrunde, an der Seite von Arthur. Er bezog andere Gemächer, die, nach Arthurs Aussage, zu seinem Stand passen sollten. Sie waren nicht so groß wie die des Königs, doch schon größer als die Kammer des Arztes und Merlins ehemaliger Kammer zusammen und sehr schön eingerichtet. Allerdings verzichtete Merlin vehement auf einen Diener. Egal, welches Argument Arthur ihm diesbezüglich entgegenbringen wollte, er stieß bei Merlin auf taube Ohren. Und da der König wusste, wie engstirnig und stur sein Diner sein konnte, ließ er ihn in diesem Punkt seinen Willen. In Camelot verlief alles wieder normal. Nach einiger Zeit verhielten sich die Leute und vor allem Merlin selbst so, als wenn das Jahr ohne Merlin ohne Bedeutung gewesen und nie passiert wäre. Als hätten alle schon lange von seiner Gabe der Zauberei gewusst. Merlin wurde nun nur behandelt wie ein Adliger. Die Menschen grüßten ihn freundlich und zeigten ihm ihre Anerkennung.   Natürlich, es freute Merlin und ehrte ihn ungemein, dass er endlich Anerkennung für seine Taten erhielt und die Menschen wussten, dass er ihnen stets nur helfen wollte. Manchmal behagte es Merlin allerdings nicht, dass nun viele so taten, als wäre er ein anderer Mensch. Diener und Mägde, mit denen er früher völlig zwanglos gesprochen hatte, weil sie alle auf einer Stufe standen, behandelten ihn nun beinahe so, als wäre er der König persönlich. Oft genug hatte Merlin versucht, ihnen zu erklären, sie müssten sich ihm gegenüber nicht anders benehmen. Manche hatten es verstanden und versuchten es zumindest, andere waren einfach hoffnungslose Fälle. An eines dieser Gespräch konnte sich Merlin ziemlich gut erinnern.       Flashback     Merlin schlenderte gerade ein wenig durch die Stadt. Er hatte Arthur um ein wenig freie Zeit gebeten, um sich in der Stadt ein wenig umzusehen und sich die Fortschritte, welche Camelot gegenüber Zauberern machte, selber ansehen zu können. Merlin wollte ein wenig den Frieden genießen, der endlich in Camelot Einzug hielt. Arthur gewährte ihm diesen Wunsch natürlich ohne jeglichen Widerspruch und wünschte ihm viel Spaß.   Es war anders als früher. Früher war Merlin beinahe wie ein Schatten, der zwar wahrgenommen wurde, dem man allerdings kaum Beachtung schenkte. Wenn er durch die Stadt zog war Merlin nur ein Mensch unter vielen. Manche Leute, die ihn als Arthurs Diener kannten, grüßten ihn freundlich, oder Menschen, die Merlin als Gaius Gehilfe medizinisch behandelt hatte, unterhielten sich kurz mit ihm Nach seiner Ernennung zu Arthurs persönlichen Berater waren die Menschen von Camelot ihm gegenüber jedoch beinahe unterwürfig. Sie verbeugten sich, wenn sie ihn sahen. Sprachen ihn mit `Sir´ oder `Mylord´ an. Oft musste Merlin bekannten Gesichtern sagen, dass das nicht nötig war. Auch, wenn es zur Etikette gehörte, Merlin mochte es nicht. Etwas in Merlin sträubte sich immer noch gegen all das. Vielleicht war es die Angst, dass die Menschen in Camelot nicht mehr Merlin selbst sahen, sondern nur seine Macht. Seinen Einfluss. Nicht einmal seine sogenannten Heldentaten, sondern was er mit seinem Rang alles tun könnte. Vielleicht reagierten die Menschen von Camelot nur so auf ihn, weil sie Angst hatten, ein falsches Wort oder eine falsche Geste könnte ihnen den Pranger einbringen. Oder Schlimmeres. Natürlich würde Merlin so etwas niemals tun (nicht ohne einen besonders triftigen Grund, den sich Merlin jedoch nicht einmal vorstellen konnte), doch wussten die Leute das auch? Jahrzehntelang unter Uther zu leben musste dieses Denken in den Köpfen der Menschen gefestigt haben, auch wenn es unter der Herrschaft von Arthur schon lange anders war. Das es auch bei Merlin so war, mussten die Menschen vielleicht erst noch verinnerlichen. Jedenfalls hoffte Merlin darauf.   So in Gedanken bemerkte Merlin nicht, wohin ihn seine Beine getragen hatten. Als er aufblickte stand er doch tatsächlich vor den Stallungen. Innerlich musste Merlin über sich selber lachen. Es ist einiges passiert und es hatte sich vieles verändert, aber dass er manche Pflichten nicht mehr erledigen musste, so weit war sein Unterbewusstsein scheinbar noch nicht. Andererseits waren die Stallungen früher auch immer ein guter Ort zum Nachdenken. Während Merlin arbeitete waren nur die Pferde anwesend. Und mit Tieren konnte Merlin als Zauberer schon immer sehr gut umgehen und diese Ruhe wirkte sich auch immer auf Merlin selbst aus. So ungern er die Arbeiten in den Stallungen erledigt hatte, so sehr genoss er die Ruhe und den Frieden dabei.   Aus dem Augenwinkel bemerkte Merlin eine Bewegung und er drehte den Kopf. Da sah Merlin den Stallmeister Tyr, welcher gerade das Fell eines Pferdes bürstete. Es war Gwens Stute. Merlin grinste. Ein kleines Gespräch mit dem guten Tyr würde seine Laune mit Sicherheit heben. „Meister Merlin“, sagte Tyr, als er Merlin bemerkte und verbeugte sich leicht vor dem Schwarzhaarigen, welcher daraufhin die Augen verdrehte. Das war wieder das, was Merlin überhaupt nicht mochte. So viel also dazu, seine Laune zu verbessern. Er konnte schon nicht mehr zählen, wie oft er es Tyr bereits gesagt hatte. „Komm schon Tyr, wer bin ich? Ich bin weder ein Adliger, noch ein Heiliger. Wir kannten uns schon vor dieser Schlacht und haben uns dementsprechend auch angesprochen. Also hör schon auf mit diesem Unsinn.“ Vor anderen wäre Merlin niemals so offen und würde dieses gewisse Thema so rüde ansprechen, doch Tyr war ein guter Kerl. Er würde niemals mit etwas hausieren gehen oder angeben. Und er stand treu zu Arthur und Gwen und kümmerte sich liebevoll um alle Pferde von Camelot. Wenn jemand das Recht hatte, Merlin wie gewohnt anzusprechen, dann war es der Stallmeister. Kurz schien Tyr noch unsicher. Er drehte die Bürste nervös in seinen Händen, doch die strenge Miene von Merlin ließ ihn schlucken. „Wie Ihr - ich meine, wie du meinst, Merlin.“ Der Schwarzhaarige schaute noch kurz finster, bevor er grinste. „So ist das schon besser.“ Tyr lächelte ebenfalls, auf seine eigene freundliche und etwas dümmliche Art. „Ich habe schon immer gewusst, dass du anders bist, Merlin.“ Kurz schien der Schwarzhaarige verwirrt, doch schnell lächelte er wieder. Es gefiel ihm sehr, dass Tyr ihm scheinbar wieder offener wurde. „Du wusstest also, dass ich ein Zauberer bin?“, riet Merlin jetzt einfach mal, obwohl es Unsinn war. Er traute einigen Leuten zu, dass sie hätten herausfinden können, dass er ein Zauberer war, wenn sie genau hingesehen hätten. Tyr gehörte allerdings ganz sicher nicht dazu. Lächelnd schüttelte Tyr den Kopf. „Nein. Ich glaube, darauf wäre ich nie gekommen.“ Merlin lachte. Das glaubte er ihm aufs Wort. „Und ich meine eigentlich etwas anderes.“ Merlins Lachen endete und er sah Tyr erstaunt an. „Was meinst du dann?“, wollte er wissen. „Ich meine dich.“ Nun war Merlin gänzlich verwirrt und da sah man ihm auch an. Nun war es an Tyr zu lachen. „Du sprichst mit dem König, wie es kein Anderer wagen würde. Du beleidigst ihn und bietest ihm die Stirn. Du ziehst ihn ebenso auf, wie er es mit dir tut. Ich stehe schon mein ganzes Leben lang direkt in den Diensten von Arthur, doch nie habe ich ihn so ausgelassen und fröhlich wie mit dir erlebt. Mit deiner eigenen besonderen Art hast du ihm schon als Prinz gezeigt, dass er auch von seinem Volk anerkannt wird, wenn er sich nicht immer mit seinen Heldentaten brüstet. Vielleicht sogar besonders dann, wenn er es nicht tut.“ Sanft tätschelte der Stallmeister der Stute über den Hals. Es wieherte leise und schloss die Augen. Die Streicheleinheiten schienen ihr zu gefallen. Merlin beobachtete ihn und lauschte fasziniert seinen Worten. „Früher, als du noch nicht am Hof warst, war er ganz anders. Nicht so edelmütig und aufopferungsbereit seinem Volk und seinen Freunden gegenüber. Er dachte, er könnte es mit jedem aufnehmen. Er könnte jeden so behandeln, wie es ihm passte. Bis du dich ihm entgegen gestellt hast. Ein junger Mann, welcher ihn nicht so verehrte, wie er es gewohnt war, sondern ihm zeigte, dass auch er nur ein Mensch ist. Und dafür ist dir das Volk von Camelot auch ziemlich dankbar." Tyr blickte nun wieder zu Merlin und lächelte noch immer. Merlin hingegen war völlig sprachlos, doch ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit. Plötzlich wurde Tyr Gesichtsausdruck ängstlich. „Du erzählst dem König doch nicht etwa, was ich alles über ihn erzählt habe, oder?“ Kurz blinzelte Merlin, er wusste im ersten Moment gar nicht zu erwidern, doch dann fing er an zu lachen. Arthur verdiente diese Worte genauso sehr wie Merlin selbst, doch er wollte mal nicht so sein. „Keine Sorge, meine Lippen sind versiegelt!“, schwor der junge Zauberer. Merlin würde Arthur auf seine eigene Art sagen, was Tyr ihm gerade mitgeteilt hatte. Auch, wenn Arthur es bereits wusste. Konnte der König es mit Sicherheit jeden erneuten Tag spüren, wie sehr das Volk ihn verehrte. Die Mimik des Stallmeisters entspannte sich sichtlich, was Merlin ein breites Grinsen entlockte. Es gab keinen Grund Angst zu haben oder sich zu fürchten. Nicht vor Arthur. Nicht vor ihm. „Ich bin wirklich froh, dass es dich hierher verschlagen hat, Merlin. Durch dich wurde Arthur zu einem Herrscher, welcher gerecht über sein Volk und sein Königreich herrscht. Und durch eure gemeinsamen Taten herrscht nun Frieden in Camelot, wie es sich jeder immer gewünscht hat.“   Kurz stutzte der junge Zauberer, bevor sich seine Mundwinkel abermals nach oben zogen. Er hatte sich geirrt. Vielleicht wäre es Tyr doch gelungen, ihn als Zauberer zu erkennen. Denn so wie es aussah, bemerkte der Stallmeister doch mehr, als man ihm zutrauen würde. Und er sprach offen aus, was die Menschen von Camelot dachten. Und auch, wenn er ängstlich schien, dass Merlin Arthur verraten könnte, dass Tyr zuerst ein wenig schlecht über Arthur gesprochen hatte, es war die Wahrheit. Und dafür würde Arthur niemanden bestrafen. So wenig man früher an Arthur glauben konnte, dass er einmal ein vernünftiger Herrscher werden würde, so wussten nun alle, dass Arthur ein großer König geworden war. Und das ein großer Anteil dafür bei Merlin lag.   Und ohne es zu wissen hatte Tyr mit seinen Worten genau das erreicht, was sich Merlin gewünscht hatte.       Flashback Ende       Die Worte von Tyr zeigten Merlin, was die Menschen wirklich dachten. Sie hatten ihn wahrgenommen, als Diener an der Seite des damaligen Prinzen und jetzigen König. Sie hatten gesehen und erlebt, wie Arthur sich verändert hatte, wie er von einem schnöseligen Prinzen zu einem wahren König wurde. Die Unsicherheit in Merlin war verschwunden. Wo er immer dachte, die Menschen würden ihn aus Angst nun anders behandeln, so hatte er durch Tyr erkannt, dass sie ihn respektierten und ihm auf ihre Art dankten. Zu ihm aufsahen, seine Taten schätzen und sich wünschten, dass er immer an Arthurs Seite bleiben und ihn leiten würde. Denn unter der Regenschaft von Arthur erwachte in Camelot wieder das blühende Leben, welches viele Jahre eine Tortur war und Camelot zu einem Hort der Angst machten. Dank Merlin wurde Arthur zu einem angesehenen und gerechten König, den das Volk liebte. Auch die tiefe, freundschaftliche Beziehung zwischen Arthur und Merlin selbst, welche Arthur nach und nach auch in der Öffentlichkeit zeigen wollte, war nur noch stärker geworden. Sie kabbelten sich, beleidigten sich, knufften dem anderen auch mal in die Seite. Nicht bei wichtigen Gesprächen oder Ratsversammlungen. Doch wenn sie mit Gwen oder ihren Freunden oder auch nur sie beide alleine in der Stadt unterwegs waren, dann konnte es jeder sehen. Von außen betrachtet hatte sich an der Freundschaft zwischen Arthur und Merlin nichts geändert, doch jeder in Camelot und dem ganzen Königreich wusste nun, die beiden würden für den anderen sterben. Also benahmen sich König und Berater wie das, was sie waren. Arthur und Merlin waren beste Freunde. Wie zwei Brüder. Wie... zwei Seiten einer Medaille.     „Wir bekommen zu unserem Fest heute Abend übrigens einen Gast“, verkündete der König mit einem Lächeln und holte Merlin damit aus seinen Gedanken. Leon schien seinen Bericht bereits abgeschlossen zu haben, wenn der König nun sein Wort erhob. Verwirrt sah Merlin auf. „Einen Gast?“, hackte der Dunkelhaarige nach. Davon hatte Arthur ihm bisher noch kein Wort gesagt. Auch Gwen wandte sich neugierig zu ihrem Mann. „Und wer ist es?“ Arthur zuckte mit den Schultern. Vor dem Rat und seinen Rittern würde er solch eine Geste niemals wagen, drückte sie doch mehr Unwissenheit aus, als sonst etwas. Und das ziemte sich nach der Meinung vieler für einen König nicht. Doch vor seinen Vertrauten konnte Arthur er selbst sein. Vor seiner Frau Gwen, vor seinen Freunden, den vier Rittern Leon, Percival, Gwaine und Elyan, genauso vor Gaius und vor allem vor Merlin, dem Mann, welchem er am meisten vertraute. Vor diesen Menschen musste Arthur sich nicht verstellen oder so tun, als wüsste und könnte er als König alles. Denn sie wussten es besser. Viel besser. Und sie standen ihm deswegen mit noch mehr Rat und Tat zur Seite.   „Ich weiß es nicht genau“, gab Arthur zu. „Ich weiß nur, dass es sich um eine Frau handelt. Eine Angehörige des Druidenstammes, der sich vor Kurzem in den westlichen Wäldern niedergelassen hat. Vor Kurzem hat sie sich dem Stamm wohl angeschlossen und würde sich nun gerne Camelot ansehen. Die Anführerin, Altyssa, ließ mir ein Schreiben zukommen und hat höflich ihre Einladung für heute Abend abgesagt. Allerdings bat sie mich um die Erlaubnis, das ihr Neuzugang nach Camelot kommen und ein paar Tage hier verbringen darf. Soweit sie mir mitteilte, beherrscht auch sie die Zauberei. Daher habe ich sie eingeladen, heute Abend den Festlichkeiten beizuwohnen.“ Die Ritter nickten, als Zeichen, dass sie ihren König verstanden hatten. Auch wenn sie ein wenig verwirrt waren. Einfach eine völlig Fremde zu ihren Festlichkeiten einzuladen war nicht gewöhnlich, doch sie vertrauten den Entscheidungen ihres Königs. „Und wie ist der Name dieser werten Lady?“, wollte Merlin wissen. Es schien ihn nicht im Geringsten zu stören, dass Arthur jemanden eingeladen hatte, den keiner von ihnen kannte. Doch Merlin wusste auch so, dass Arthur solche Sachen gerne auch nach seinen Gefühlen entschied. Und wenn der König das Gefühl hatte, diese Dame soll bei dem Fest dabei sein, dann hätte Merlin keinerlei Einwände. Er war nur neugierig, welche Zauberin es scheinbar für ein paar Tage nach Camelot verschlagen würde. Natürlich, das Verbot gegen die Zauberei war aufgehoben und es gab auch keine Angriffe mehr von Zauberern gegen Camelot und Ritter rotteten auch keine magisch begabten Menschen mehr aus. Und die öffentliche Bekanntgabe, dass Merlin oder eher Emrys in Camelot verweilte und dort hoch geachtet wurde, hatte die Umstände noch viel mehr begünstigt. Immer wieder wurden Verhandlungen und Abkommen mit verschiedenen Völkern und Druiden geführt. Sie alle wollten an der Seite des legendären König Arthurs und den mächtigen Zauberer Emrys stehen und ihnen helfen. Dadurch war es viel friedlicher geworden und das Misstrauen und die Angst waren beinahe vollständig verschwunden. Auch der angesprochene Druidenclan hatte sich vor einigen Wochen in die Wälder von Camelot begeben, nachdem sie bei dem Königspaar um Erlaubnis gebeten hatten. Anscheinend gab es in den Wäldern herum um Camelot einige Kräuter, die ihr Interesse geweckt hatten. Sie sammelten für sich selbst Heilkräuter und brachten welche ins Schloss. Somit musste Gaius dieser Tätigkeit im Moment nicht nachkommen. Merlin war nur erstaunt, dass Altyssa ihm nichts davon erzählt hatte. Schließlich trafen sie bereits ein paar Mal aufeinander. „Nun, ihr Name ist - “   Plötzlich öffnete sich die große Flügeltür des Thronsaals und eine der Wachen, welche vor der Tür standen, trat ein. „Bitte entschuldigt die Störung, Sir“, sagte der junge Mann, Sir Hendrik, und verbeugte sich leicht. „Aber vor dem Schloss bittet eine junge Dame um eine Audienz bei Euch.“ „Und wer verlangt danach?“, wollte Arthur wissen. Seine Ritter hatten sich bereits seitlich des roten Teppichs platziert, um ihrem König die Sicht zu erleichtern. „Nun, sie hat sich als eine gewisse `Herrin vom See´ vorgestellt.“ Wie ein Blitz durchzuckte es Merlin plötzlich und seine Muskeln spannten sich an. Mit offenem Mund und geweiteten Augen starrte er die Wache an. „Ah ja, natürlich!“, freute sich der König und nickte der Wache zu. „Ich erwarte sie bereits. Geleitet sie herein.“ „Jawohl, Mylord.“ Noch einmal verbeugte sich Sir Hendrik und schloss hinter sich die Tür. „Nun, wie es scheint, lernen wir unseren geheimnisvollen Gast früher kennen, als ich dachte“, sagte Arthur und lächelte seiner Königin zu, welche diese Geste gerne erwiderte, bevor er sich an seinen Berater wandte. „Nun Merlin. Da es sich ebenfalls um eine Zauberin handelt, würde ich dich bitten, - alles in Ordnung, Merlin?“, fragte Arthur plötzlich besorgt. Eigentlich wollte er seinen besten Freund darum bitten, sich während des Aufenthalts der Lady etwas um sie zu kümmern. Schließlich waren sie beide von magischer Natur. Und davon gab es bisher nur eine handvoll Leute in Camelot. Viel zu sehr schienen manche Druidenclans das Herumreisen zu bevorzugen. Da würde es die Dame mit Sicherheit noch zusätzlich beruhigen, wenn sie jemanden an ihrer Seite hätte. Doch irgendetwas schien mit Merlin nicht zu stimmen. Der Angesprochene drehte leicht seinen Kopf zu seinem König. Noch immer waren seine Augen groß und sein Mund leicht geöffnet. Ein seltsames Funkeln war in seinen Augen zu sehen. Es erinnerte den König an Schmerz und Trauer. Und… Bildete sich Arthur das nur ein oder war Merlin plötzlich blasser als sonst?   „Merlin? Was ist denn los?“, wollte der König wissen. Merlin blinzelte, doch noch immer antwortete er nicht. Der besorgte Ausdruck in den blauen Augen des Königs verstärkte sich. „Machst du dir Sorgen um diese `Herrin vom See´? Vielleicht - “ „Schon gut“, unterbrach Merlin seinen Herrn. Es tat ihm weh, so zu reagieren, doch alles in ihm bebte. Zwar machte er sich wirklich Gedanken, doch in eine ganz andere Richtung, als der König oder sonst einer der Anwesenden auch nur ahnen konnte. „Es geht mir gut. Das ist wahrscheinlich nur… die Anspannung. Und die Vorfreude.“ Schnell verschränkte Merlin seine Hände hinter seinem Rücken, damit niemand sehen konnte, wie sie sich zu Fäusten ballten. In ihm brodelte es. Wie konnte es sich jemand nur anmaßen, den Titel seiner geliebten Freya zu stehlen? Sie war die Herrin vom See und sie würde es wohl auch immer bleiben. Schließlich… gab es keinen Weg, dass sie den See verlassen konnte. Jedenfalls keiner, der Merlin bekannt wäre. So sehr er auch auf ihre Worte vertraute, dass sie sich wiedersehen würden. Eines Tages...   Merlin schloss die Augen und holte tief Luft. Er musste sich beruhigen, bevor die Dame eintrat, sonst könnte es ein schlechtes Licht auf Camelot werfen. Kurz war der Dunkelhaarige in trübseligen Gedanken gefangen und bemerkte so auch nicht die besorgten und verwirrten Blicke seiner Freunde. Leon und Elyan hatten sich nahe Gwens Thron positioniert, Percival und Gwaine rückten ein Stück weiter weg. Somit hatten der König und die Königin einen freien Blick auf den Gast. Doch nun konnte auch ein jeder von ihnen Merlin anschauen. Keiner von ihnen konnte die Besorgnis verleumden. Aber weiter konnte sich niemand darüber Gedanken machen, denn schon öffnete sich die Tür erneut und Sir Hendrick trat abermals ein und verkündete mit lauter Stimme „Es gibt sich die Ehre: Lady Freya, die Herrin vom See!“   Die Tür wurde nun gänzlich geöffnet und die Wachen verbeugten sich leicht vor der eintretenden Person. Es war wie angekündigt eine Frau. Als Merlin leicht den Kopf drehte um sie anzusehen, schien es, als würde sein Herz einfach aufhören zu schlagen - nur um im nächsten Moment zu rasen. Seine Augen weiteten sich, seine Körper erstarrte, seine Hände wurden schwitzig. Sie war schön, keine Frage. Wunderschön. Sie trug ein schlichtes, rotes Kleid. Darüber trug sie ein braunes Fell über den Schultern. Die Frau hatte lange dunkle Haar, die in leichten Wellen ihren Rücken herabflossen und ebenso dunkle Augen. Ihre Haut schien blass, doch dass ließ sie nicht schlecht oder kränklich aussehen, im Gegenteil. Es war ein Teil von ihr und ließ sie noch schöner aussehen. Geradezu strahlend. Sie trat wenige Schritte in den Saal hinein. Jeder Schritt schien vor Selbstsicherheit nur so zu hallen. Es erschien Merlin unglaublich. Sie hatte sich so verändert. Nichts war von dem ängstlichen und schüchternen Mädchen, welches er damals aus dem Käfig befreit hatte, übrig geblieben. Nun stand eine erwachsene und selbstsichere Frau vor ihm. Und doch war es unverkennbar klar. Es war Freya. Seine Freya.   Sein Gehirn schien seinen Dienst langsam zu verweigern, als es diese Information erfasste. Vor ihm stand Freya! Wirklich und wahrhaftig! Doch wie war das möglich? Sie war an den See gebunden, sie konnte den See von Avalon nicht verlassen. Sie war dessen Herrin und die Hüterin, es war schlichtweg unmöglich, dass er sie vor seinem Tod wieder sah. So sehr er auch auf ihre Worte damals gehofft hatte, es war nicht möglich. Und doch… sie war hier. Und das es wirklich Freya war, daran hatte der Zauberer nicht einen Moment Zweifel.   Dieses süße Lächeln, welches sich auf ihre Lippen zauberte, als sie ihn ansah. Die Funkeln in ihren unendlich schönen dunkelbraunen Augen. Ihre Ausstrahlung. Alles an ihr schien ihn anzuziehen. Aber was Merlin am meisten faszinierte und anziehend für ihn war, war ihre Magie. Deutlich spürte Merlin sie in ihr pulsieren, konnte spüren, wie Freya sie fließen ließ. Ihre Magie sang für ihn. Und nur für ihn. Keine andere Frau konnte diese Gefühle in Merlin wachrufen. Über all die Jahre nicht. Ganz gleich, wie viele Damen versuchten, um ihn werben. In diesem Moment wurde es Merlin nur umso deutlicher klar. Sie gehörten zusammen.   Wenn Freya bei ihm war, ja wenn er nur an sie dachte, dann war Merlin kein mächtiger Zauberer, kein königlicher Berater, ja noch nicht einmal ein Diener am Hofe. Er war einfach Merlin - ein junger Mann, der sich Hals über Kopf und unwiderruflich verliebt hatte. Manchmal machte sich Merlin darüber Gedanken, ob die Liebe, welcher er für Freya empfand, wirklich echt war. Schließlich waren es damals gefährliche Umstände, für sie beide. Jedes falsche Wort hätte das Letzte sein können und jeden Tag ihrer gemeinsamen Zeit mussten sie mit der Befürchtung leben, dass man sie entdecken könnte. Das es ihr Tod wäre. Was es in Freyas Fall auch war... Merlin schluckte hart. In Wirklichkeit hatten er und Freya so wenig Zeit miteinander gehabt. Aber nun, wo er sie wieder vor sich sah und ihre Magie spüren konnte, da fragte sich Merlin, wie er überhaupt jemals hätte zweifeln können. Sie war für ihn bestimmt. So wie er zu ihr gehörte.   Wie auch die Magie von Freya durch ihren Körper pulsierte, da konnte sich auch Merlin nicht mehr beherrschen. Seine Magie und seine Gefühle durchströmten ihn und drangen nach außen. Der gesamte Thronsaal füllte sich mit seiner Wärme und durchströmte die Anwesenden. Alle seufzten wohlig auf, auch wenn niemand die Ursache kannte. Doch konnte sich auch niemand gegen dieses Gefühl wehren. Arthur seufzte leise. Er konnte sich nicht beherrschen und ergriff Gwens Hand. Lächelnd erwiderte die Königin den Druck an ihrer Hand.   Freya hingegen schloss genießerisch die Augen und atmete tief durch. Sie war nahe den Türen stehen geblieben. Offenbar genoss sie das Gefühl von Merlins Magie ebenso. Denn auch seine Magie sang für sie, nahm sie gefangen und ließ die Schwarzhaarige nicht mehr los.   Freya öffnete wieder ihre Augen und ging noch weitere Schritte vor. Sie stand nun zwei Meter vor den Thronen. Voller Anmut verbeugte sie sich. „Es ist mir eine Freude, Euch endlich begegnen zu dürfen, König Arthur. Und auch Euch grüße ich, Königin Guinevere. Es ist mir eine Ehre, von Euch empfangen zu werden.“ „Die Freude ist ganz meinerseits, Mylady“, sagte Arthur. Mit einer Handbewegung bedeutete er ihr, sich wieder zu erheben. Als sich Freya wieder erhoben hatte grüßte sie auch höflich die anwesenden Ritter, welche davon überrascht waren. Zur Etikette gehörte es jedenfalls nicht.   „Es freut mich, dass magisch begabte Menschen dieses Königreich nicht mehr meiden.“ Freya nickte und lächelte den König dankbar an. „Auch für unsereins ist es eine Wohltat, uns endlich gefahrlos in Eurem Reich bewegen und in Ruhe leben zu können, Majestät. Dafür gebührt Euch der Dank der gesamten magischen Gemeinschaft.“ Arthur nickte erfreut. „Ein außergewöhnlicher Name. `Herrin vom See´. Darf ich fragen, wie Ihr zu diesem Titel kamt?“ „Natürlich. Doch ich muss gestehen, dass die Reise hierher mich doch mehr aufgewühlt hat, als ich glaubte. Wärt Ihr damit einverstanden, wenn wir diesen Gespräch auf heute Abend verlegen? Dann könnten alle Fragen geklärt werden. Und sehr gerne würde ich mir die Stadt ein wenig genauer ansehen.“ Kurz schien Arthur überrascht zu sein. Andere hätten es mit Sicherheit als unhöflich gefunden, seine Frage einfach so herunter zu spielen, doch Arthur machte es nichts aus. Er selbst hatte die Dame eingeladen. Er wusste nicht warum, aber tief in Arthur war es ein Gefühl, als wäre es richtig, die Dame zu ihrem Fest einzuladen. Erklären konnte es sich Arthur nicht, doch das machte nichts. Er hatte schon oft auf sein Bauchgefühl gehört und es hatte ihn nur selten im Stich gelassen. Schnell fing er sich wieder und nickte höflich. „Ich freue mich schon darauf. Du nicht auch?“, fragte er an seine Gemahlin gewandt. Glücklich lächelte Gwen ihren Mann an. Wie lange war es her, dass sich die Königin mit einer anderen Dame ohne Fänge unterhalten konnte? „Ich kann es kaum erwarten“, antwortet sie, worauf Arthur nickte. „Sehr gut. Ich habe bereits Gemächer für Euch vorbereiten lassen“, sagte der Blonde an seinen Gast gewandt. Bevor Freya etwas erwidern konnte sprach Arthur schon weiter. „So kurz vor dem Fest noch eine Unterkunft in der Unterstadt zu finden halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Deswegen werdet ihr hier im Schloss bleiben. Seht es als kleines Dankeschön für die Hilfe an, die der Clan von Altyssa bisher geleistet hat.“ Der König machte eine Handbewegung in Richtung der Tür. „Sir Hendrik wird Euch hinführen. Und es freut mich wirklich sehr, dass ihr uns heute Abend beim Fest die Ehre gebt.“ Lächelnd vollführte Freya einen Knicks vor dem Königspaar. „Ich freue mich schon jetzt darauf. Und ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft. Mylord. Mylady.“ Nach diesen Worten erhob sich die Schwarzhaarige, blieb mit ihrem Blick aber noch einmal bei Merlin hängen, bevor sie sich abwandte und in Richtung der Tür ging, an der Sir Hendrik wartete, als Merlin es nicht mehr aushielt. „Wartet!“, rief er laut. Als Freya vor der Tür stehen blieb und sich umdrehte hatte auch Merlin seinen Platz an der Seite des Königs verlassen. Als einfacher Diener wäre es ein Eklat gewesen, sich aus dem Schatten heraus zu begeben und sich dann auch noch von der Seite seines Herrn zu entfernen. So sehr Merlin manchmal die Veränderungen ihm gegenüber verabscheute, so sehr dankte er gerade allen Göttern, dass er sich so etwas erlauben durfte ohne am Pranger zu landen. Seine Augen schienen sich undurchschaubar und undurchdringlich in ihre eigenen zu bohren. Ein heißer Schauer rann langsam Freyas Rücken herab. Es fiel Merlin schwer, sich von ihrem Anblick loszureißen, schließlich war es für ihn gefühlt schon eine Ewigkeit her. Doch er musste es tun, damit er sich seinem König zuwenden konnte.   „Mein König, was haltet Ihr davon, wenn ich die werte Lady ein wenig in Camelot herumführe? Es wird schwierig für sie werden, sich hier alleine überall zurechtzufinden.“ Mit einem breiten Lächeln hatte Merlin diese Worte hervorgebracht, was für einige Verwirrung beim Königspaar und den anwesenden Rittern sorgte. Woher kam wohl dieser plötzliche Sinneswandel? „Nun…“ Kurz haderte Arthur. Er hatte bereits selbst mit dem Gedanken gespielt, der Lady Freya seinen treuen Freund an die Seite zu stellen. Aufgrund seines merkwürdigen Verhaltens von vorhin hatte der König diesen Gedanken allerdings wieder verworfen. Da Merlin nun jedoch selbst diesen Vorschlag machte, was sollte er da noch groß einzuwenden haben? „Nun, wenn Lady Freya nichts dagegen hat, dann wäre es mir Recht. Was meint Ihr, Mylady?“, wandte sich Arthur an seinen Gast. Freya hatte sich nun wieder vollends umgedreht und sah wieder zu dem König. Ein seltsames Funkeln war in ihren Augen zu sehen. „Es würde mich freuen, wenn mich der junge Mann begleiten könnte“, gab die Schwarzhaarige zu und lächelte lieblich.   Plötzlich glitzerte es auch in den Augen von Merlin merkwürdig auf, wie Arthur und Gwen bemerkten. „Merlin?“, erkundigte sich nun Gwen besorgt. Sie fand das Verhalten von ihrem besten Freund recht seltsam. Er war den Morgen über recht gut gelaunt und machte seine Witze. Als Arthur über ihren Gast sprach, war Merlin plötzlich wie aus gewechselt. Es schien ihm nicht gut zu gehen oder irgendetwas belastete ihn. Und jetzt? Sie konnte es nicht ganz zuordnen. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als Merlin der Königin auf ihre ungestellte Frage antwortete „Es könnte nicht besser sein, Mylady.“ Kurz schien Gwen noch besorgt, doch sie sah selbst, dass es Merlin gut ging. Anscheinend sehr gut, so wie sie sein Strahlen einschätzte. „Braucht Ihr mich heute noch?“, erkundigte sich der junge Zauberer nun wieder an seinen König gewandt. „Oder reicht Euch meine Anwesenheit heute Abend beim Fest?“   Kurz war Arthur erstaunt über diese indirekte Bitte. Er kannte Merlin schon lange genug um heraushören zu können, dass es ihm wirklich wichtig war. „Nein Merlin, ich denke, im Moment kannst du dich anderen Dingen zuwenden. Wir sehen uns dann heute Abend beim Fest.“ Dankbar verneigte sich der Schwarzhaarige. „Danke“ sagte Merlin voller Inbrunst und unbändige Freude erschien auf seinem Gesicht. Ein breites Grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Vielen Dank, Sir. Mylady. Bitte verzeiht mir mein ungebührliches Verhalten, welches ich gleich zeigen werde, doch ich kann einfach nicht anders!“ Noch einmal verbeugte sich Merlin rasch vor dem Königspaar, bevor er sich abrupt umdrehte und den Teppich entlang lief, die verwirrten und leicht besorgten Blicke seiner Freunde ignorierend. Freya lächelte ihm zu und streckte bereits ihre Hände nach ihm aus. Der junge Zauberer kam der Frau seiner Träume immer näher. Vor ihr wurde er immer langsamer, bis er genau vor ihr zum Stehen kam. Vorsichtig nahm er ihre Hände in seine. Ihre Hände waren kleiner als seine. Schmal und zart. Und doch perfekt für seine Hände gemacht. Kaum, dass sie sich berührten schien ein Blitz durch Merlins Körper zu jagen und in ihren Augen las er, dass es Freya nicht anders erging. Ein sanftes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Wärme erfüllte ihn. Ebenso liebevoll lächelte Freya den Dunkelhaarigen an. Sie hob ihre Hand und strich Merlin über die Wange. Genussvoll schloss Merlin die Augen.   Verwundert und teilweise auch erstarrt blickten das Königspaar, die Ritter und die Wachen Merlin und Freya an.   Keiner konnte ahnen, wie sehr Merlin die Berührung ihrer Haut genoss. Sie war warm und weich. Liebevoll strich Freya über seine Wange, wovon er nicht genug bekommen konnte. So lange hatte er dieses Gefühl, sie endlich wahrhaftig berühren zu können, vermisst. Merlin konnte ihr so lange nicht nah sein. Außer... Vor einem Jahr, als sie noch eine Gefangene im See von Avalon war. Eine unumstößliche Tatsache. Merlins Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich. Von der ruhigen und genießenden Gesichtszügen zu einem gequälten Verziehen der Augenbrauen und einem Sinken der Mundwinkel. Seine Wange schmiegte er an ihre Hand. Verwirrt legte Freya den Kopf schief. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. „Wenn ich meine Augen öffne…“, begann er mit leiser, trauriger Stimme zu sprechen, ein Ton, der Freya beinahe das Herz brach „…könnte es keinen grausameren Tod durch irgendein Gift oder irgendeine Wunde geben, als die Tatsache, dass du nicht wirklich hier bist.“ Über die Ernsthaftigkeit seiner Worte und deren Inhalt war Freya traurig, doch die Gefühle, welche dadurch unterschwellig ausgedrückt wurde, entlockten ihr ein sanftes Lächeln. „Glaub es ruhig“, sagte die junge Frau leise und strich sanft über seine Wange. „Ich bin hier.“ Blitzschnell schoss Merlins Hand vor und umschlang vorsichtig die ihre. Verwirrt sah die Dunkelhaarige ihn an. Merlin öffnete die Augen und ihr Atem stockte. Seine blauen Augen schimmerten leicht, als wollten sie die Tränen verstecken, welche dort lauerten und jeden Moment überzulaufen drohten. Und doch sah sie darin ein Glitzern. Eines, welches sie so sehr begehrte und so sehr vermisst hatte. „Du bist wirklich hier…“, hauchte der Schwarzhaarige leise und drückte mit seiner Hand leicht die ihre und schloss langsam wieder die Augen.   „Merlin“, murmelte sie dann. Ihre Stimme klang weich und zart, so als wolle sie ihn nicht verschrecken, ihm die Wahrheit aufzeigen. Sie war wirklich da. Zum ersten Mal nach so langer Zeit. Endlich konnte Merlin ihre Stimme wieder hören. Es fühlte sich so gut an. So richtig. So vollkommen. Als würde seine fehlende Hälfte zu ihm zurückkehren. Es war ein ähnliches Gefühl wie damals, als Merlin zurückkehrte. Das gleiche Gefühl, als er am See von Avalon Arthur wieder gegenüberstand. Jetzt wusste Merlin, wie Arthur sich gefühlt hatte. Damals als er aus dem See wieder aufgetaucht war und sein Freund es nicht glauben konnte. Merlin konnte in diesem Augenblick auch nicht glauben, dass es Wirklichkeit sein sollte. Das seine Freya endlich wieder bei ihm war. Doch es war so. Merlin fühlte ihre Wärme, spürte ihre Magie, er hörte ihre Stimme, er roch ihren Duft. Wildblumen.   Merlin drückte ihre Hand an seine Wange. Wie lange war es her, dass er sie sehen, ihre Hand in seine nehmen, ihre seidige Haut berühren konnte? Es kam dem jungen Zauberer wie Ewigkeiten vor. Umso mehr genoss er nun diese Berührung. Und er wünschte sich, dass sie nie wieder aufhören müsste. Vorsichtig nahm er ihre Hand in seine und führte sie zu seinem Mund. Sanft küsste er ihre Fingerknöchel. „Ich bin so froh, dich zu sehen… du weißt nicht, wie sehr ich dich vermisst habe…“, sagte Merlin. Freya nickte. „Ich habe dich auch vermisst“, antwortete sie. Eine unmessbare Zeit lang blieben sie so stehen, genossen die Nähe zueinander, versanken in den Augen des Anderen, versuchten sich alleine mit ihren Blicken zu sagen, wie sie füreinander empfanden. Die anderen Anwesenden hatten sie beide völlig aus ihrer Wahrnehmung verbannt. Im Moment waren nur sie beide wichtig. Doch wagte auch niemand ein Wort zu sagen. Viel zu magisch schien dieser Moment zu sein.   „Damals hatte ich nicht die Gelegenheit dazu…“, unterbrach Merlin die Stille zwischen ihnen. Verdutzt blickte Freya auf und sah den Schwarzhaarigen fragend an. Dieser lächelte nur breit und seine Augen waren voll von diesem einen Gefühl, wonach sie sich so sehr sehnte. „Ich liebe dich“, sagte er leise und doch so voller Hingabe, dass Freyas Herz beinahe stehen blieb. Die Wahrhaftigkeit und die Gefühle in seiner Stimme waren nicht zu überhören. „Ich liebe dich. So sehr.“ Auch ihre Lippen verwandelten sich in ein breites Lächeln. In ihren Augen schwammen glitzernde Tränen. „Ebenso, wie ich dich liebe“ erwiderte sie und entzog ihm ihre Hand, nur um abermals sanft über seine Wange zu streichen. „Mehr als alles andere.“   Bei diesen Worten, ihrer warmen Hand an seiner Wange und den unendlich schönen Gefühlen, welche in seinem Inneren tobten und er in ihren Augen sah… da konnte Merlin sich nicht mehr zurückhalten. Merlin legte seine Hände an ihr Gesicht, beugte sich zu ihr herunter, spürte ihren Atem auf seinem Gesicht und drückte sanft seine Lippen auf ihre. Ein heißer Schauer durchlief ihn. Wie eine gefühlte Ewigkeit erschien es dem Dunkelhaarigen, das sich ihre Lippen das erste Mal trafen. Umso mehr genoss er es, sie nun endlich wieder spüren und küssen zu dürfen. Ihre sinnlichen Lippen zu schmecken. So warm und weich. Ihre Lippen passten perfekt auf seine. Wie schon damals konnte sich Merlin gegen den Sturm an Gefühlen, welche in ihm tobten, kaum wehren. Die Sehnsucht nach ihr ließ in innerlich beinahe verbrennen. Seine Gefühle für Freya waren nicht abgeschwächt, ganz im Gegenteil. All die Zeit, in der sie getrennt waren, hatten sie nur verstärkt. Freya gab sich vollends diesem Kuss hin. Ihre Hände legten sich sanft um Merlins Hals und sie drückte sich näher an ihn.   Reihenweise klappten die Münder der Anwesenden auf, als sie sahen, wie ihr sonst so trottelig erscheinender Freund diese bildhübsche Frau küsste.   Merlin und Freya trennten sich nach wenigen Augenblicken wieder voneinander. Sie sahen sich mit glänzenden Augen an. Freyas Wangen waren leicht gerötet. Sie wollten sich in diesem Kuss verlieren, aber das Wissen, dass es an diesem Ort ungeeignet war, kämpfte sich durch die tiefen Gefühle, welche wieder an die Oberfläche getreten waren. Zudem... es gab einiges, was sie besprechen mussten.   Merlin zog Freya mit sich in Richtung Tür. Sie brauchten ein ruhiges Plätzchen. „Komm mit mir.“ Lachend ließ sich die Dunkelhaarige mitziehen. „Zeigst du mir Camelot?“, fragte Freya. Breit grinsend legte Merlin seine Hände an die Hüfte seiner Geliebten und wirbelte sie herum. Freya lachte. Hell und heiter. Voller Freude. Noch nie hatte Merlin so ein schönes Geräusch gehört. „Alles“, sagte er ebenfalls lachend und seine Augen funkelten sie wie die hellsten Sterne in einer dunklen wolkenlosen Nacht an. Die grenzenlose Liebe darin war kaum zu übersehen. Freyas Herz hüpfte. Sachte ließ er sie wieder runter. „Ich zeige dir alles was du willst und noch mehr.“ Kurz hielt er inne. Sanft legte er seine Stirn an ihre. „Diese Zeit… dieses Leben gehört uns. Und keiner kann es uns noch nehmen.“ Sanft küsste sie ihren Liebsten. Merlin erwiderte mit größter Freude. „Und das haben wir dir zu verdanken. Ich danke dir, Liebster.“ Breit grinste Merlin. Er nahm erneut ihre Hand, hauchte einen Kuss darauf. Freya kicherte. Dann endlich öffneten sich die Türen und das Paar verschwand lachend aus dem Thronsaal.     Zurück blieben einige sehr verwirrte Freunde Merlins, die dem Schwarzhaarigen mit großen Augen und offenen Mündern hinterher sahen und noch nicht recht verstanden, was genau vor ihnen passiert war.       ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~       Wenn Merlin jemals geglaubt hatte, in der Vergangenheit eine schöne Zeit erlebt zu haben, dann wurde er an diesem Tag eines besseren belehrt.   Es war sowohl ihm als auch Freya völlig bewusst, das die Zeit, ihr Camelot zu zeigen, bis zum Abend nicht ausreichen würde. Merlin wollte Freya zu nichts drängen, wenn sie sich die Stadt ansehen wollte, dann würde Merlin sie herumführen. Er wollte ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen. Das Leuchten in ihren Augen, die sanfte Röte auf ihren Wangen, das süße Kichern, welches sie manchmal ausstieß, die Wärme ihrer Hand, welche er unentwegt in seiner hielt... Noch immer kam es ihm so unwirklich vor.   Merlin und Freya waren ein wenig durch die Stadt geschlendert, bis Freya ihn gebeten hatte, sich ein wenig Zeit zu zweit zu gönnen und außerhalb des Schlosses Ruhe zu finden. Merlin konnte ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. Auch er sehnte sich danach. Die Stadt war für sie im Moment nicht wichtig. Jetzt wollten sie beide erst einmal die Zeit genießen und die Tatsache verarbeiten, dass sie wieder zueinander gefunden hatten. Sie begaben sich durch das Tor vor die Stadt. Merlin kannte die Wälder von Camelot besser als jeder andere und ihm schwebte der perfekte Ort vor. Ein kleiner Teich war nicht weit vom Schloss entfernt zu finden. Dort kamen so gut wie nie Menschen hin. Dieser Ort strahlte Ruhe aus und genau das brauchten Merlin und Freya. Galant breitete Merlin seine Jacke vor einem Baum aus, damit sie sich setzen konnten. Mit einem dankbaren Lächeln setzte sich Freya und bedeutete Merlin, sich zu ihr zu gesellen. Sie genossen die Atmosphäre und den Frieden des Waldes. Das Plätschern des Wassers, das Vogelgezwitscher über ihnen. Sie spürten, wie ihre aufgewühlten Gefühle zur Ruhe kamen, wie die Anwesenheit des Anderen sie einhüllte. Für diesem Augenblick war es perfekt.   „Bist du alleine hierher gekommen?“ Merlin war besorgt. Die Tatsache, dass Freya wieder bei ihm war, war noch nicht vollständig in seinem Gehirn angelangt. Sein Körper und sein Herz hatten diese Tatsache längst akzeptiert, wenn er nach der pulsierenden, wohltuenden Wärme ging, die sich in ihm ausgebreitet hatte. Nur langsam kam auch sein Verstand nach und somit formten sich die ersten Fragen.   Freya lächelte beruhigend. „Keine Sorge. Als ich dem See entsteigen konnte, erwartete mich bereits eine Gruppe von Druiden. Sie sagten, dass sie auf mich gewartet hätten und das sie mich zu dir bringen wollten. Es wurde sich rührend um mich gekümmert, sie gaben mir Kleidung und Essen und erzählten mir, was alles passiert war. Ich konnte es erst selber nicht glauben, dass ich mich wirklich wieder in der Welt bewegen konnte.“ Leicht strich Merlin über Freyas Hand. Er konnte sich vorstellen, wie seltsam und unmöglich es ihr erschienen war. Ihm selbst kam es damals merkwürdig vor, als er wieder im Diesseits war. Hätte sie ihm nicht den Weg gewiesen, wäre seine Verwirrung wahrscheinlich größer gewesen. „Nach zwei Tagen machten wir uns dann auf nach Camelot. Die Anführerin der Druiden, Altyssa, eine etwas ältere, zauberhafte Dame, hatte wohl bereits ein Schreiben aufgesetzt, um den König zu informieren und eine Einladung zu den Festlichkeiten heute Abend von ihm erhalten. Ich war zuerst ein wenig skeptisch, doch andererseits konnte ich es kaum erwarten, dich endlich zu sehen.“ Ein breites Lächeln erschien auf Freyas Lippen, was Merlin nur erwidern konnte. „Auf einer großen Lichtung unweit des Schlosses trafen wir einen weißen Drachen, Aithusa.“ Merlin nickte verwundert. Er wusste sofort, welche Lichtung seine Geliebte meinte. Die Lichtung auf der er früher immer Kilgharrah getroffen hatte und die jetzt der Treffpunkt für Merlin und Aithusa war. Allerdings überraschte es ihn, dass seine Schwester ihm nichts davon gesagt hatte. Ebenso wenig wie Arthur, wie Merlin auffiel. Er hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er Freya zu dem Fest am Abend eingeladen hatte. Doch der König konnte auch keine Verbindung zwischen seinem Berater und die Herrin vom See herstellen. Bisher jedenfalls noch nicht. Altyssa hingegen schien genau gewusst zu haben, wer Freya war und wie viel sie Merlin bedeutete. Merlin vermutete, dass es eine Überraschung für ihn werden sollte. Er wusste, nicht ob er auf Altyssa wütend sein sollte oder ob er sich bei ihr bedanken sollte, dass sie sich um Freya gekümmert hatte. Das war im Moment allerdings auch nicht wichtig. „Erst war ich ziemlich erschrocken, doch dann verbeugte sie sich vor uns und sagte, sie wolle uns nichts tun. Aithusa erzählte, welche Verbindung zwischen ihr und dir bestehen würde und das sie mich selbst gerne kennenlernen wollte. Sie fragte, ob sie mich weiter bis zu den Stadttoren begleiten dürfte. Altyssa war damit einverstanden und sie und ihr Gefolge verabschiedetes sich. Doch sie versprach, dass wir uns wiedersehen würden. Und sie wünschte uns viel Glück.“ Ein kleines Lachen entfuhr Freya. „Du kannst dir kaum vorstellen, wie seltsam mir das alles erschien. In meinem alten Leben hat sich niemand wirklich für mich interessiert. Nur um mich zu benutzen oder mir zu schaden. Bis du kamst.“ Mit einem liebevollen Lächeln sah Freya Merlin an und er spürte, wie sein Herz schneller schlug. Automatisch wurde der Griff ihrer verschränkten Hände fester. „Und dann plötzlich wurde ich von einer Gruppe Druiden begleitet und von einer Drachendame eskortiert. Und der König von Camelot persönlich hat mich auf eines seiner Feste eingeladen. Es war so befremdlich, aber angesichts deiner Position beinahe selbstverständlich. Ich glaube, sie alle haben gehandelt, um dir eine Freude zu machen. Und dir einen Herzinfarkt zu ersparen.“ Laut lachte Freya auf. Merlin überging die Spitze und seufzte erleichtert. Gedanklich schickte er ein großes Dankeschön zu seiner Schwester und dem Druidenclan. Er wäre mit großer Sicherheit völlig aufgelöst und außer sich gewesen, hätte Freya ihm nun gesagt, sie sei vollkommen alleine vom See nach Camelot gekommen. Er hätte sich sonst was für Sorgen und Vorwürfe gemacht. In Gedanken überlegte Merlin bereits, wie er sich erkenntlich zeigen konnte. Doch noch immer fragte sich Merlin, wie es möglich war. Wie konnte es sein, dass Freya wieder bei ihm war? So sehr er diese Tatsache genoss und allen Göttern von ganzem Herzen dankte, die Befürchtung, dass ihre Zeit begrenzt war, lähmte sein Inneres beinahe vor Angst.   Freya, welche seine Sorge scheinbar spüren konnte, drückte ihn leicht gegen den Baum, wodurch er sie verwundert ansah. Mit einem Lächeln legte sie ihren Kopf auf seine Brust, genau über seinem Herzen. Sie musste das schnelle Klopfen also sowohl hören, als auch spüren. „Mach dir bitte nicht so viele Gedanken. Irgendwann werden wir vielleicht erfahren, wie es möglich ist. Doch im Moment zählen nur du und ich. Du bist wieder zurück und ich konnte dir endlich folgen. Wir sind beide Wirklichkeit. Keine Erscheinungen, keine Einbildungen oder Geister. Wir sind beide aus Fleisch und Blut. Und wir sind endlich wieder zusammen.“ Freya seufzte. Vollkommen ruhig schloss sie den Augen und lauschte dem Klang seines Herzens, welches ihr gehörte. „Das ist alles, was ich je wollte. Einfach nur ein ruhiges Leben. Mit dir an meiner Seite. Mehr brauche ich nicht.“ Merlin, welcher gerührt über ihre Worte war, lächelte selig. Er schlang seine Arme um sie, drückte ihr einen Kuss auf ihr Haar und murmelte „Genauso geht es mir. Mehr als dich brauche ich nicht, um glücklich zu werden.“ Merlin spürte, wie Freya sich noch enger an ihn drückte. Während sie dort sitzen, in vollkommenem Einklang zueinander, die Ruhe des Waldes und erfüllt mit Wärme, schloss Merlin langsam die Augen und widmet sich völlig dem Gefühl, Freya wieder bei sich zu haben.       ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~       Er war eingeschlafen und `träumte´. So viel war Merlin sofort klar, als er seine Augen wieder öffnete. Mit diesem Wissen blieb die Panik aus, welche sich in ihm breit machen wollte, als er erwachte und Freya nicht in seinen Armen lag. Wobei Merlin selber auch nicht mehr lag. Er stand auf einer Lichtung. Ebenjener Lichtung, auf der sich scheinbar so viel abgespielt hatte und immer abspielen wird. Die Bäume am Rand der Lichtung konnte er nur mit Mühe sehen, denn sie wurden von einem dichten Nebel eingehüllt. Die Situation war so surreal und ihm dennoch völlig vertraut. Auch wenn es bisher erst drei Mal passiert war.   Merlin lächelt, als er eine vertraute vermummte Gestalt vor sich erblickte. „Ich danke Euch. Ich habe Euch damals verflucht, als ihr mir einerseits die Hoffnung machtet, dass Freya wieder leben konnte und ich sie dennoch nur in dem See gesehen habe. Ich wollte ihr nahe sein, doch sie war weit weg und ich war tot. Nun lebte ich wieder, worüber ich äußerst froh war, doch es war leer mit dem Wissen, dass ich Freya nicht sehen konnte, wo auch immer sie war. Egal wie man es betrachtete oder wie die Situation war, Freya und ich konnten nicht zusammen sein.“ Erst jetzt erinnerte sich Merlin wieder an das letzte Gespräch mit seinem Gegenüber. An die Hoffnung, die ihm einst gegeben wurde. Die unbändige Freude Freya endlich wieder zu sehen, hatte sein ganzes Denken eingenommen. Merlin schämte sich nicht für diese Tatsache.   Calest verschränkte die Arme vor der Brust. Unter der Kapuze meinte Merlin, ein Lächeln auszumachen. „Es gab viele Möglichkeiten, wie man mit Eurem außergewöhnlichem Fall verfahren sollte“, gestand der Wächter ein. Seine Stimme trug einen Hauch von Ehrfurcht mit sich. „Und es war einstimmig, dass Ihr nicht in das Reich der Toten gehört. Und auch nicht nach Avalon. Jedenfalls jetzt noch nicht. Wenn es nach dem Verlauf der Magie gehen würde, dann würdet Ihr wahrlich niemals sterben. Doch ich kann verstehen, wenn Ihr das nicht wollt.“ Und wie Merlin das nicht wollte. Es war eine grauenhafte Vorstellung, seine Freunde nach und nach zu verlieren, sie sterben zu sehen, während er selbst sich am Leben ergötzen konnte. Sein Herz und seine Seele würden zerreißen, wenn er Freya ein weiteres Mal zu Grabe tragen musste. Kälte erfüllte Merlin. Er schüttelte sich. Nein. Unsterblichkeit war wirklich nichts, was er wollte. Er konnte nur Unverständnis für die Menschen aufbringen, die danach strebten.   „Ihr habt viel für die Magie und die alte Religion getan, Emrys. Selbst Euer Leben gabt Ihr für Euer Schicksal. Auch wenn Eure Gedanken nur das Überleben Eures Freundes erfüllten. Daher waren wir der Meinung, dass es nur gerecht wäre, wenn Ihr die Zukunft miterleben könntet, welche Ihr im Beginn wart, zu formen.“ Merlin nickte überrascht. Es war einer seiner größten Wünsche, die friedliche Welt, die Arthur und er erschaffen wollten, selbst erleben zu können. Merlins größter Wunsch war es, in dieser friedlichen Welt ein Leben mit Freya zu führen. Aber es war Merlin nie in den Sinn gekommen, dass seine Mühen noch von anderen Leuten oder Mächten so wahrgenommen wurden, dass sie fanden, es müsste Gerechtigkeit herrschen. So viel Machenschaften von dunklen Mächten aufzuhalten und nie ein Wort des Dankes zu erhalten, war für Merlin irgendwann zur Gewohnheit geworden, doch tief in seinem Inneren tat es doch weh.   Kurz zuckte Calest mit den Schultern. „Und was die Herrin vom See betrifft… ich fragte Euch einst, ob Ihr eure Unsterblichkeit für ihr Leben eintauschen würdest. Und da Ihr damals zugestimmt habt, soll nun auch sie das Leben genießen. Ebenso wie Ihr. Ihr könnt dieses Leben nun Seite an Seite verbringen.“ Merlins Herzschlag beschleunigte sich. Hoffnung breitete sich in ihm aus, an die er kaum geglaubt hatte. „Freya... sie... also sie... kann bei mir... bleiben?“ Er wagte es kaum, diese Worte auszusprechen. Ein breites, beinahe sanftes Lächeln erschien auf Calest Lippen. Calest hatte seinen Kopf soweit gehoben, das Merlin es nun ganz deutlich sehen konnte. „Ein solch großes Opfer zu bringen… seine Unsterblichkeit für ein einziges menschliches Leben zu opfern…“ Calest seufzte, als wäre es für ihn nur schwer begreiflich. Als wäre es etwas vollkommen Neues für ihn und er hätte es niemals erwartet. „Die alte Religion ist nicht ohne Dankbarkeit, Merlin. Sie weiß, welch große Opfer du stets brachtest, um ihr den Weg zu ebnen. Und dafür solltest auch du belohnt werden. Und wenn dein größter Wunsch es ist, dass die Herrin vom See an deiner Seite sein soll, so sei es.“ Mit jedem weiteren schnellen Herzschlag wurde pure Wärme durch Merlins Körper gepumpt. Erfüllte jede einzelne Zelle in seinem Körper und ließ seine Seele glühen. Da hatten sie ihre Antwort. Freya konnte bei ihm bleiben. Alles andere, wieso, wie, wer, war ihm völlig gleich. Wichtig war nur eines. Merlin musste seine Freya nicht mehr gehen lassen. Sie konnte bleiben. Sie würden endlich zusammen bleiben können. Ein strahlendes Lächeln zeigte sich plötzlich auf Merlins Lächeln. Und er war sich sicher, dass es nie wieder verblassen würde.   Nur am Rande bekam Merlin mit, das Calest ihn nun wieder bei seinem normalen Namen ansprach. Vorher schien er bedacht darauf gewesen zu sein, mit ihm als Emrys zu sprechen. Es war merkwürdig. Die Caillach hingegen war ganz anders. Sie scherte sich nicht um seine Identität oder seine Macht. Sie sprach ihn an, wie es ihr beliebte. Da fiel Merlin noch etwas anderes ein. Eine Frage bahnte sich ihren Weg durch seine Gedanken, welche von Glück und Freude erfüllt waren. Eine Frage wollte er Calest noch stellen.   „Ihr konntet den Roch nicht besiegen oder aufhalten. Weder Ihr noch Eure Schwester. Wieso nicht?“ Es war ein harter Kampf gegen den Roch gewesen. Ohne die Hilfe von Kilgharrah wäre Merlin mit Sicherheit verloren gewesen. Nicht nur die Gefühle, welche seine Offenbarung vor Arthur und den anderen in ihm ausgelöst hatten, machten ihn zu diesem Zeitpunkt angreifbarer, auch die Macht dieser Bestie war wirklich groß gewesen. Doch dank Kilgharrah konnte sich Merlin auf das Wesentliche konzentrieren und den Roch vernichten. Auch wenn es im Nachhinein ihrer beide Ende war.   Calest riss ihn aus seinen Gedanken, als er ihm eine Erklärung gab. „Wir sind nur Beobachter. Keinem von uns, weder meiner Schwester noch mir, ist es erlaubt einzugreifen und zu wirken, solange wir nicht gerufen werde. So wie es bei meiner Schwester der Fall war, als der Schleier zerstört wurde. Oder bei mir, sobald sich der Tod einer Person nähert.“ Merlin zog verwundert eine Augenbraue hoch. Er war sich ziemlich sicher, dass er sich nicht am Rande des Todes befand. Doch Calest grinste nur geheimnisvoll und schien ihm keine Antwort auf diese offensichtliche Frage geben zu wollen. „Nur ein reines, selbstloses Herz konnte der hinterhältigen Macht des Rochs standhalten. Nur ein Herz, welches so stark und mutig ist wie seine Macht bösartig ist, hatte die Kraft, ihn zu vernichten. Er hatte seine volle Stärke zu unserem Glück noch nicht erreicht. Und mit Kilgharrah, die Alte Religion sei seiner Seele gnädig, und dir waren zwei Wesen gegen ihn, denen er mit seiner verseuchten Macht nichts anhaben konnte. Er konnte euch nicht beeinflussen.“ Merlin atmete tief durch und seufzte leise. Er vermisste seinen alten Freund wirklich. Manchmal wünschte sich Merlin, er könnte noch immer mit diesem alten, sturen Drachen reden. Mehr erfahren, als er sich jemals die Mühe gemacht hatte, zu fragen. Alleine, als er erfahren hatte, dass er ein Drachenmeister war hätte er sich mehr mit der Lebensgeschichte von Kilgharrah befassen müssen. Er war dem Großen Drachen wirklich kein guter Freund gewesen. Das tat ihm sehr Leid. Alles was Merlin tun konnte, war zusammen mit Aithusa zu wachsen und alles in seiner Macht stehende zu versuchen, dass die Drachen nicht ausstarben. Merlin würde alles tun, um Kilgharrahs Vermächtnis zu schützen.   „Denk immer daran, Merlin. Enttäuschung, Verrat und Hass mögen schnell kommen und viel zerstören, doch sie werden niemals so mächtig und stark sein, wie die Gefühle, die wir tief in unseren Herzen tragen. Dein selbstloses Herz in Verbindung mit der Macht und Loyalität von Kilgharrah konnte der Roch nichts entgegenbringen.“ Die Worte, die Calest über Kilgharrah verlor waren voller Lob und Gedenken. Auch er würde diesen mächtigen Drachen mit Sicherheit niemals vergessen. „Zudem… du bist die reine Magie, Merlin. Kein Wesen, mag es noch so stark und mächtig sein, kann es schaffen, dich auf diese Weise zu kontrollieren, wie es der Roch versuchte. Und wenn du eines Tages das volle Potenzial deiner Magie ausschöpfen kannst, dann wird dir niemand, sei es aus dieser Welt oder dem Reich der Toten, je wieder etwas anhaben können.“   Die Worte von Calest beruhigten Merlin auf eine seltsame Art und Weise. Sie zeugten davon, dass selbst er, als solch altes und mächtiges Wesen, Merlin Respekt zollte. Und das bedeutete, seine Macht musste wirklich sehr groß sein. Es würde allerdings mit Sicherheit ziemlich lange dauern, seine Kräfte auf dieses Niveau zu heben. Auch wenn es nicht wirklich Merlins Wunsch war. Wenn diese Macht ihm allerdings helfen konnte, Camelot und seine Freunde zu beschützen, dann würde Merlin alles geben. Doch damit drängte sich dem Zauberer gleichzeitig noch eine andere Frage auf. Eine Frage, deren mögliche Antwort ihm in gewissen Sinne Angst machte.   „Bin ich denn nun noch immer… unsterblich?“ Ein Teil von Merlin wollte die Antwort darauf wirklich nicht wissen. Der Gedanke, mit dem Wissen zu leben, seine Freunde und seine Liebste zu überleben... dabei drehte sich ihm beinahe der Magen um. Doch Merlin hätte all die Jahre nicht überlebt und seine Freunde schützen können, wenn er nicht jede nützliche Information gekannt hätte. Und lieber wusste er Bescheid, als das er sich überraschen ließ. Calest jedoch lächelte nur geheimnisvoll. Diese Antwort wollte er ihm scheinbar nicht geben. „Wer weiß? Nur die Zeit wird es dir zeigen können, Emrys. Bis dahin… genieße das Leben, welches du nun endlich mit deinen Freunden und deiner Liebe in Frieden führen kannst.“   Der Nebel, welche um sie herum lag, wurde immer dichter. Calest verschwand langsam. Merlin seufzte. Jetzt war er nicht wirklich schlauer. Allerdings vertraute er auf die Worte von Calest. Das die Alte Religion ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen würde, wenn er sie sich verdient hatte. Und das Calest es verstehen würde, wenn er die Unsterblichkeit ablehnen würde. Merlin ließ die Schultern hängen. Hoffentlich würde Calest ein gutes Wort für ihn einlegen. Als hätte der Wächter seine Gedanken gehört, schallte ein Lachen durch den Nebel und Merlin hörte nochmal ein letztes Mal seine Stimme, bevor er die Augen schloss. „Tu mir nur einen Gefallen, ja? Grüß doch bitte ganz lieb die Herrin des Sees von mir. Sie mag dem See entstiegen sein, doch die Verbindung wird auf ewig bestehen. Und das sollte sie als Geschenk ansehen, nicht als Strafe.“   Bevor Merlin über diese Worte weiter nachdenken konnte legte sich bereits Dunkelheit über sein Bewusstsein.       ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~       „Merlin?“ Nur langsam kam Merlin wieder zu sich. Der Nebel, welcher auf der Lichtung herrschte, auf der Calest ihn getroffen hatte, schien sich auch in seinen Kopf geschlichen zu haben. Sein Unterbewusstsein, seine Magie, war jedoch durchgehend aktiv und daher wusste Merlin, dass keine Gefahr herrschte. „Merlin.“ Langsam konnte Merlin sich wieder besinnen. Er wusste, wo er war. Er wusste, wer ihn da rief. Diese Stimme würde er überall erkennen. Sein Herz klopfte schneller. Merlin hörte die Stimme seiner Liebsten. Träge öffnete er seine Augen und blinzelte schwach. Nur verschwommen nahm er die Gestalt vor sich wahr. Freya hatte sich vor ihn gesetzt und sich zu ihm gebeugt. Sie schien leicht besorgt zu sein, doch kaum, dass er sie leicht anlächelte, erwiderte Freya sein Lächeln erleichtert. „Langweile ich dich mit meiner Anwesenheit etwa so sehr, dass dir nur die Flucht in das Traumreich bleibt?“, fragte Freya amüsiert und funkelte ihn mit deutlichem Schalk in den Augen an. Merlins Augen funkelten nicht minder, als er sich vorbeugte und sie sanft küsste. Freya legte ihre Arme um Merlins Nacken und drückte sich an ihn. „Es ist für mich noch immer so, als würde ich schlafen und du wärst nur ein wunderschöner Traum. Doch...“ Mit einer Hand strich er ihr sanft über ihre Wange und hauchte einen weiteren sanften Kuss auf ihre Lippen. „Sollte das wirklich ein Traum sein… dann will ich nie wieder erwachen.“         Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)