Iz-Gard von Avis_Callaina (Sie kennen deine Erinnerung) ================================================================================ Kapitel 4: 4.Kapitel: der letzte Knopf -------------------------------------- Nikaran rennt den Hügel hinunter und erreicht die Stadtmauer. Problemlos klettert er hinauf und springt darüber. Das ist einfacher, als alles andere für ihn. Er war gleich nach dem Essen wieder losgedüst, ohne seiner Schwester auch nur Bescheid zu sagen. Sie war bestimmt schon krank vor Sorge. Nikaran seufzt. Vielleicht hätte er ihr Bescheid sagen sollen - vielleicht. Er rennt um die Ecke und rennt in jemanden hinein. Er sieht hoch. Ilain. "UPS!" Er richtet sich ruckartig auf, entschuldigt sich und rennt um sie herum. Ilain hat ihn natürlich erkannt, aber sie hat zu gute Laune, um sich mit ihm zu beschäftigen. Soll er doch sonst wohin laufen! Sie geht ruhig weiter. Plötzlich hat sie aber ein komisches Gefühl und dreht sich um, in die Richtung, wohin Nikaran gelaufen war. Vielleicht sollte sie ihm nachgehen... Nikaran rennt weiter. ,diese blöde Kuh! Das ich auch immer auf sie stossen muss!' Er sieht die Schule vor sich und rennt hinein. Er hält kurz an und verschnauft. ,Hui! Bin ich fertig!' Er richtet sich auf und geht sehlenruhig richtung in der Wand endende Treppe. Er hört einen Schrei. Er erstarrt. Diese Stimme kommt ihm nur allzu bekannt vor. Er erschaudert. Kalte Angst macht sich in seinem inneren breit. Die Stimme schreit nocheinmal - nach "Takuran!" Nikaran rennt wieder los. Er spürt sein Seitenstechen, versucht es aber zu ignorieren. ,Nicht sie! Nicht sie auch noch!' Er rennt um die Treppe und durch die Wand hindurch. Stille. Nichts rührt sich. "Shidara?" Nikaran sieht sich um. Er hätte nicht weggehen dürfen. Er hätte zu Hause bleiben sollen. "Shidara! Sag was! Wo bist du?" Er geht durch die Wohnung und findet ein Loch in der Wand. Es geht direkt zur Strasse. Er steigt über die Trümmer. In dem Augenblick, als er durch das Loch steigt, verschwindet die Inneneinrichtung. Nur noch die dunklen, morschen Mauern sind da. Nikaran bekommt Angst. Er hört ein Lachen und dreht sich um. Hinter ihm steht jemand: Eine Art Mann mit einer dunklen langen Kutte, die Kapuze weit über das Gesicht gezogen. In den Armen hält er eine Person. Ein Mädchen. Shidara! Der Mann lässt sie fallen. Nikaran starrt vor Schreck gefroren auf die leblos da liegende Person, seine geliebte Schwester, sein ein und alles, die Person, die ihm half, weiterzuleben, durchzustehen. Ein Kloss drängt sich seinen Hals hoch und Tränen schiessen ihm in die Augen. "Du...!" Ein dunkles, kaltes Gefühl breitet sich in ihm aus. Der Mann lacht. Seine kalte Stimme spricht: "Die Iz-Gard will den Tod der Takuran-Familie. Jetzt bist nur noch du da. Aber ich will fair sein, du darfst mich angreifen." Der Mann macht einen Schritt vorwärts und Nikaran weicht zurück. Er tastet nach seinem Band und zieht es heraus. Er formt seine Sichel und geht zum Angriff über. Der Mann schlägt ihn mit der Rückhand zur Seite. Nikaran stürzt schmerzhaft auf die Sichel und schneidet sich schwer den Bauch. Starr vor Schmerz versucht er sich aufzurichten. Der Mann lacht: "Du machst mir die Arbeit ja ganz leicht!" Er geht auf ihn zu. Nikaran schlingt seinen linken Arm um den Bauch und versucht immer noch zwecklos aufzustehen. Er krümmt sich vor Schmerz und sieht zum Mann hoch, der nun vor ihm steht. "Tja, du könntest mich besiegen, wäre da nicht der Fluch, der dich zum Kind macht.....hehe!" Nikaran bemerkt etwas, dass aus seinem Ärmel fliesst. Das Ding formt sich zu einer Gestalt und schlussendlich zu einem Anatro. Der Mann lacht. Nikaran ist verzweifelt. ,Verdammt! Ich habe so lange gekämpft, und nun sterbe ich auf diese Weise! Vom Feind besiegt!' der Anatro geht auf Nikaran zu, der verzweifelt versucht sich wegzurollen. Zwecklos. ,Verzeiht mir, Mama, Papa, ich habe jegliches Versprechen gebrochen....' Der Anatro schreit. Nikaran sieht auf. Ein rotes Langschwert rast vom Anatro weg, der gerade zu einem Knopf zerfliesst. Der Mann weicht zurück. Ilain steht da, mit dem drohenden Schwert in der Hand. Sie sieht über die Schulter. "Nikaran, wer ist der Typ?". Nikaran stöhnt: "Ich weiss nicht, aber er hat den Anatro gerufen..." - "Bist du in Ordnung?" - "Nicht sonderlich. Wieso tust du das?" Ilain grinst und greift den Mann an. Dieser weicht aus. Er scheint es mit der Angst zu bekommen und löst sich in Rauch auf. Ilain sieht sich um. Aber er scheint nicht mehr da zu sein. ,Er wird zurückkommen, das weiss ich...' Sie dreht sich zu Nikaran um, der stark blutet und sich stöhnend aufrichtet. Wankend geht er zu Shidara und kniet sich hin. Er fasst mit der einen Hand an den Hals, um den Puls zu fühlen. Nichts. Kein Schlag. Einfach gar nichts. Er schüttelt den Kopf. Er will es nicht glauben. Das kann nicht sein. Mit Tränen in den Augen misst er nocheinmal. Absolut garnichts. "nein....warum....ich will nicht...." Ilain kommt angelaufen. Nikaran sitzt da, Shidara fest umschlungen, weint herzzerreissend über das Leid, das über ihn gekommen ist. Ilain kniet sich nieder und legt ihm tröstend die Hand auf die Schulter. Er sieht erschrocken zu ihr. Und dreht sich ab. "Lass mich in Ruhe......Wenn ich doch nur nicht verflucht gewesen wäre....warum sie...." Ilain sieht ihn fragend an. "Was für ein Fluch?" Nikaran sieht sie misstrauisch an. Er zögert kurz und fängt dann an zu erzählen: "Die Iz-Gard....Aus irgendeinem Grund haben sie meine Familie umgebracht. Nur ich und meine Schwester" er nimmt Shidara fester in den Arm " haben überlebt. Sie hat ihr Gedächtnis verloren und ich wurde verflucht, meine Richtige Form nicht halten zu können. Ich bin teils Kind, teils Erwachsen......Hätte ich den Fluch rechtzeitig gebrochen, wär sie noch am Leben....." Nikaran wundert sich, wieso er so frei mit ihr sprechen kann. Er ist doch sonst nicht so. "Wie wird der Fluch gebrochen?" - "Ein Druckknopf noch.. Nur noch einer...." Ilain steht auf und geht einige Schritte in eine Richtung. Sie hebt den Druckknopf auf, welchen sie vorhin hergestellt hatte. Sie geht auf Nikaran zu und reicht ihm den Knopf. Nikaran sieht auf. "...was.....was soll das?" - "Ich kann dich zwar nicht sonderlich leiden. Ich halte dich auf für einen Machtbesessenen kleinen Scheisser. Aber ich kann niemanden weinen sehen. Ich weiss, nun ist es zu spät. Aber, so kannst du dich rächen. Und wenn es sein muss, dann werde ich dir helfen. Ich habe auch alle verloren, die ich gemocht habe...." Nikaran kann nicht ganz glauben, was da abläuft. Er will es einfach nicht glauben. Er streckt zögernd die Hand aus und nimmt den Knopf. Er sieht auf seine Handfläche, wo der glänzende Knopf liegt. Der Wind streicht ihm über die Haare. Er packt das Band und zieht es über den Knopf. Sobald der Knopf befestigt ist, wird der Wind plötzlich stärker, Er wirbelt um Nikaran herum, der nun die Augen zukneift und sich krümmt, weil sein Bauch schmerzt. Plötzlich spürt er es: Es kribbelt. Zuerst ganz leicht, dann immer stärker. Etwas brennt in seinem Herz. Es breitet sich durch seine Adern aus. Nikaran kann genau spüren, wohin die wärme fliesst. Ilain macht einige Schritte zurück, als an Stelle von Nikaran nur noch eine glühende Siluette sitzt, die jegliche Konturen verliert und sich neu formt. Plötzlich sitzt da jemand völlig anderes. Ein junger Mann, so um die 20 Jahre alt in schwarzer Kleidung, mit blauschwarzen Haaren, die in alle Richtungen abstehen. Seine linke Strähne ist zu einem riesigen Haarbüschel mutiert und verdeckt sein linkes, rötliches Auge. Durch das freie Auge zieht sich eine Narbe durch. Nikaran starrt verwirrt auf seine Hände. Plötzlich zuckt er zusammen und starrt auf seinen Bauch. Da ist nichts. Der schwere Schnitt ist vollständig verheilt. Nikaran sieht traurig auf seine Schwester. Dann dreht er sich ab und sieht zu Ilain, die ihn ratlos ansieht. Ein kurzes lächeln huscht ihm übers Gesicht. Er nimmt Shidara in die Arme und steht auf. "Ich werde sie bei meinen Eltern begraben. Ich denke, das wäre ihr Wunsch gewesen..." Selbst erschrocken, wie dunkel seine Stimme nun war dreht er sich um, um zu gehen. "Hey!" Nikaran bleibt stehen und dreht sich nochmals um. "Das heute war ne Ausnahme, klar? Vergiss nicht, wir sind Rivalen!" Nikaran grinst, "Wenn du meinst..." Der Mond ist am untergehen. Jemand klopft auf die frische Erde. Der junge Mann setzt sich aufrecht hin und sieht zum Grabmal seiner Eltern. Nikaran seufzt. Er sieht hoch zum Himmel und betet für seine kleine Schwester. Er hofft, dass sie wenigstens jetzt glücklich ist. Er steht auf und geht, nachdem er sich verabschiedet hat. Ein schwacher Wind bläst über das neue Grabmal und wirbelt einige blättert herum. Ein Blatt landet auf dem Grab des viel zu früh gestorbenem Mädchen. Dann wirbelt der Wind das Blatt nocheinmal in die Luft, welches dann von den ersten Sonnenstrahlen der jungen Sonne getroffen werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)