Fünf von Jo_chan (Der schwere Weg) ================================================================================ Kapitel 3: Depression - There is no tomorrow -------------------------------------------- Zwei Monate später. Die Schnapsflaschen und Bierdosen stapelten und türmten sich rund um den Couchtisch in Uruhas Wohnung. Er kam nicht dazu sie weg zu räumen. Sobald er langsam wieder klar wurde und der Nebel der Lüge, den er versuchte sich aufzubauen, sich verzog, musste er schnell neuen Alkohol hinterher kippen nur um die Wahrheit zu ertränken, so wie er des Nachts das Gefühl bekam in seinen eignen Tränen ertrinken zu müssen. Irgendwann hatte er dann abends soviel getrunken, dass da nur noch diese allseits bekannte und erschwerende Müdigkeit blieb. Erst dann schleppte er sich spät in der Nacht in sein Bett, schlief und stand wieder auf. Und weil er, wenn er morgens aufstand sich nicht ertragen konnte, kotzte er sich selber sprichwörtlich nur noch selber an. Uruha hatte sich verändert. Seine glänzenden Haare, schienen stumpf, sein Lächeln war verschwunden und der Tod von Ruki hatte tiefe Wunden hinterlassen die er versuchte zu füllen. Er vermisste den Kleineren sehr. Das Leben war viel zu ruhig geworden ohne den Anderen und ohne die Band, ohne die Musik war Uruha in ein schwarzes Loch gefallen. Er krebste darin herum, krüppelte den Anderen mehr oder weniger hinterher und blieb dann doch wie tot liegen. Alles was ihn derzeitig tröstete war der Alkohol. Essen und Co. war zu einer reinen Nebensache geworden. Er tat es, weil er es eben musste, wenn er nicht auch sterben wollte. Darüber nachgedacht hatte er, doch bis dato hatte er noch nie den Mut dazu gefunden sein trostloses Dasein zu beenden. Dieses Dasein seines Ichs, war einfach bedeutungslos geworden. Da war kein Licht mehr, nur noch Schatten der sich stetig weiter über Uruha zog und ihn sanft und liebevoll umhüllte, wie ein Kokon. Doch aus diesem würde kein neuer Schmetterling schlüpfen, höchstens eine Fliege… ein Schmarotzer der Gesellschaft. Ein Glucksen entfuhr Uruhas Lippen, bevor er verzweifelt durch seine Haare strich und feste daran zu ziehen begann. „Dummer Kouyou… Dumm, dumm, dumm!“, schollt er sich, bevor er doch nach der Whiskeyflasche griff. Schluck für Schluck glitt seine Kehle hinab und irgendwann spürte er den Schleier des Vergessens wieder. Ja, das war der Zustand in dem ihm einfach alles egal wurde und er schwankend den Weg durch seine Wohnung fand. Nachschub, er brauchte diesen so dringend. Vorsichtig versuchte er in die Küche zu kommen in der er über Nacht meistens das Licht brennen ließ, dort durchwühlte er die Schränke… „Scheiße.“, fluchend knallte er die Kühlschranktüre wieder zu und ging in den Flur. Die unwichtigen Dinge ließ er natürlich liegen, stattdessen zog er sich irgendwelche Schuhe an, griff nach seiner Geldbörse und schlurfte in die Kälte hinaus. Es war wirklich bitter kalt und wenn er noch etwas zu trinken gehabt hätte, wäre er sicher nicht vor die Türe gegangen. Müde, schwankend und zitternd war er auf der Suche nach noch mehr Alkohol. Menschen kamen ihm entgegen und blickten schier auf ihn hinab. Früher war das nicht so gewesen, da hatten die Leute zu ihm aufgeschaut… Früher, das war doch noch gar nicht so lange her und dennoch hatte Uruha das Gefühl es wären schon Jahre ins Land gegangen. „Penner!“, eine junge Frau keifte ihn an und rannte auch schon weiter. Erschrocken sah Uruha ihr nach. Ein Penner? Müde blickte er in die spiegelnde Oberfläche von Glas, ein Schaufenster, vor dem er stehen geblieben war. Seine schönen Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht, seine Wangen wirkten eingefallen, seine Mundwinkel schienen an Elastizität verloren zu haben, seine Augen blicken trüb, glasig und müde in die Welt. Das war nicht mehr er… ’Schneid deine Haare nicht wieder so ab, das sah komisch aus Uruha…’, hatte das Ruki zu ihm gesagt? Langsam versuchte sich Uruha zu erinnern. Aber alles was ihm dazu noch einfiel war, das er den Sänger mit einer schnippischen Handbewegung abgewiesen hatte. „Ich schneide meine Haare wie ich es für richtig halte…“, hauchte er leise und zupfte vorsichtig an seinen Haarspitzen. Ruki hatte Recht gehabt. Sein Haarschnitt war zum fürchten und sein Äußeres glich wirklich dem eines Penners. Sein Blick haftete sich äußerst konzentriert auf sein Spiegelbild, bevor er nach seinem Portemonnaie griff, was er in der Hosentasche trug, er öffnete es mit zittrigen Fingern und holte ein altes Foto raus. Fünf junge Männer schauten ihn von dort aus an, sie lachten und waren glücklich. Sein Arm lag freundschaftlich um Rukis Schultern und von rechts wurde er von Kai und Reita flankiert, während Ruki von Aoi auf der Anderen Seite eingekreist zu werden schien. „Genau so... So sollte es wieder sein, so sollte ich wieder sein.", die Erkenntnis war über ihn herein gebrochen, wie ein warmer, frecher Regenschauer im Sommer. Ein Kribbeln jagte durch ihn hindurch und für einen Augenblick, konnte er spüren das er nicht so alleine war, wie er in den letzten zwei Monaten gedacht hatte. Tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)