Ein Ende bedeutet immer auch einen Anfang von Fhin (Wenn aus Liebe Freundschaft und aus Freundschaft Liebe wird) ================================================================================ Kapitel 83: Die Mission ----------------------- Mamoru lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Sofa und starrte an die Decke. Bis auf den Straßenlärm, der durch die geschlossenen Fenster nur leise in seine Wohnung drang, war es vollkommen still. Er genoss die Ruhe, brauchte sie auch, um nachdenken zu können. Bunny und die anderen waren vor etwas mehr als einem Tag nach Euphe aufgebrochen und er hatte sich sowohl am Freitagabend als auch den Samstag über mit Tsuki getroffen. Er hatte sie von Rei abgeholt und sie hinterher wieder dort abgeliefert. Sie waren im Kino gewesen und hatten einen Tag in der Stadt verbracht. Die Three Lights hatten ihnen Geld dagelassen und obwohl es ihm widerstrebte, hatte er es zugelassen, dass Tsuki sich noch einige Sachen damit gekauft hatte. Das Kino hatte allerdings er selbst bezahlt. Auch alles andere hätte er gern selbst bezahlt, doch erlaubte seine finanzielle Lage dies nicht. Dass das Geld ausgerechnet von Seiya und den anderen beiden kam, missfiel ihm, doch blieb ihm kaum eine andere Wahl, als es Tsuki nehmen zu lassen. Mehr als nur einmal hatte er sich gefragt, warum er sich überhaupt so viele Gedanken um dieses Mädchen machte. Sie faszinierte ihn, ihr Schicksal faszinierte ihn. Doch war das alles? Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass da noch mehr war, konnte es jedoch beim besten Willen nicht zuordnen. Seine Gedanken schweiften zu Bunny, die zurzeit mit ihrem Freund auf dessen Heimatplaneten war. Es fiel ihm immer noch schwer, Seiya als Bunnys Freund zu akzeptieren, aber da schien er der einzige zu sein. Nicht mal von Haruka hatte er eine so abwehrende Reaktion gesehen, wie er es erwartet hatte. Okay, sie schien Seiya nicht besonders zu mögen, wie Mamoru durchaus zufrieden festgestellt hatte, und dennoch… Er hatte eine heftigere Reaktion von ihr erwartet. Er raufte sich die Haare. Was war in letzter Zeit nur mit ihm los? Wieso konnte er nicht einfach mit Bunny abschließen und sich auf die Zukunft konzentrieren? Genau das war doch sein Plan gewesen, als sie sich damals getrennt hatten. Er hatte diese Zukunft nie gewollt, hatte immer das Gefühl gehabt, dass sie ihm auferlegt worden war. Er hatte Bunny geliebt und Chibiusa auch, aber durch diesen Zwang, die Beziehung aufrecht zu erhalten, war sie kaputt gegangen, genauso wie seine Gefühle. Und trotzdem fiel es ihm schwer, die Beziehung zwischen Bunny und Seiya zu akzeptieren. Er hatte sich in letzter Zeit des Öfteren ernsthaft gefragt, ob er sie noch liebte. Er hatte keine Antwort gefunden. Einerseits war es nicht so, dass er ständig das Verlangen hatte, sie zu sehen, sie zu küssen, in den Arm zu nehmen und einfach mit ihr zusammen zu sein. Aber andererseits fiel es ihm schwer, sie in den Armen eines anderen Mannes zu sehen und zu wissen, dass dieser seinen Platz eingenommen hatte. War das normal? Bei seinen bisherigen Exfreundinnen hatte er sich nie so gefühlt. Aber mit ihnen verband ihn auch nicht so viel wie mit Bunny. Seufzend sah er auf die Uhr. Es ging stark auf Mitternacht zu und er fühlte die Müdigkeit in seinen Knochen. Er beschloss, das Sofa zu verlassen und ins Bett zu gehen, auch wenn ihn dort vermutlich dieselben Gedanken quälen würden. Sowohl die Trennung von Bunny, bzw. deren neue Beziehung, als auch Tsuki verwirrten ihn. Er hoffte, dass er sich seine eigenen Gefühle irgendwann erklären konnte und sich dann wieder auf das konzentrieren konnte, was vor ihm lag, was auch immer dies sein würde. Auf Euphe hatten sich mittlerweile wieder alle in der Bibliothek des Palastes eingefunden, um ihre nächsten Schritte zu besprechen. „Wie haben herausgefunden, dass Tsuki Prinzessin Lumina ist, die Tochter von Königin Purity und die Schwester von Serenity, Bunnys Mutter. Damit ist Tsuki Bunnys Tante aus dem Mondkönigreich. Auf der Erde ist sie Bunnys Urgroßtante.“, fasste Amy zusammen. „Den Generationenunterschied erkläre ich mir durch die Langlebigkeit der königlichen Familie. Der Altersunterschied zwischen Tante und Nichte kann im Kontext des Mondkönigreichs theoretisch unendlich groß sein, genauso wie zwischen Mutter und Tochter. Vermutlich ist Lumina im Mondkönigreich deutlich früher gestorben und deshalb auch deutlich früher wiedergeboren worden als Bunny und wir anderen.“ Setsuna nickte nachdenklich und auch die anderen schienen Amys Erklärungen nachvollziehen zu können. Bunny hatte ihren Blick gesenkt und dachte über Amys Worte nach. Sie gab ihr bestes, die Zusammenhänge alle zu verstehen und doch schwirrte ihr der Kopf. So viele Informationen auf einmal hatte sie schon lange nicht mehr verabeiten müssen. „Die Frage ist nun, wie wir weiter vorgehen.“, warf Setsuna ein. „Da wir schon mal hier sind, würde ich vorschlagen, weiterhin nach Informationen zu suchen.“, erwiderte Amy. „Wir wissen nicht, ob wir noch etwas finden. Wahrscheinlich war das, was wir gefunden haben, schon ein absoluter Glückstreffer. Aber trotzdem. Wir sollten uns die Chance nicht entgehen lassen.“ „Ich bin derselben Meinung.“, stimmte Setsuna zu. „Aber ich würde gerne mit der Prinzessin auf eine andere Mission gehen.“ Während sich erstaunte Blicke auf sie richteten, sah sie Bunny eindringlich an. „Eine Mission?“, fragte Bunny verwirrt. Setsuna nickte zur Antwort. „Was für eine Mission?“, fragte Seiya scharf nach. Unwillkürlich zog er sein Schätzchen an sich heran. Dass sie von ihm getrennt werden sollte, gefiel ihm nicht, egal was Setsuna vorhatte. „Da ich nicht weiß, ob diese Mission Früchte tragen wird, würde ich dies gern zunächst für mich behalten.“, sagte Setsuna und erntete einen missbilligenden Blick von Seiya. „Keine Sorge.“, warf Setsuna ein. „Es ist nicht gefährlich. Ich möchte am liebsten jetzt aufbrechen und noch heute Abend zurückkehren. Ich kann es auch alleine erledigen, aber es wäre mir lieber, die Prinzessin mitzunehmen. Noch bevor Seiya widersprechen konnte, machte Bunny den Mund auf. „Ich gehe mit.“, sagte sie entschlossen. „Schätzchen!“ Besorgt griff Seiya nach ihrer Hand und sah sie eindringlich und mit leicht gequältem Gesichtsausdruck an. Sie versuchte ihm ein beruhigendes Lächeln zu schenken. „Ist schon gut, Seiya.“, sagte sie. „Setsuna hat gesagt, dass es nicht gefährlich ist, und wenn sie das sagt, dann ist es auch so. Ich vertraue ihr. Und es hat sicherlich einen Grund, warum ich mitgehen soll.“ Für einige Sekunden sah Seiya sie noch eindringlich an, sah ihr in die Augen, die entschlossen zurückblickten, bevor er schließlich seinen Blick senkte. „In Ordnung.“, sagte er schließlich. Er wollte sich nicht gegen die Entscheidung seiner Freundin stellen. Wenn sie sagte, dass sie gehen wollte, dann sollte sie gehen, auch wenn er sich große Sorgen machen würde. „Danke, Seiya.“, sagte Bunny und schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln, bevor sie ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen gab. „Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen, Prinzessin, damit wir es möglichst noch heute Abend zurück schaffen“, sagte Setsuna nun. „Gut.“, stimmte Bunny zu und stand auf. „Brechen wir auf.“ Begleitet von Kakyuu und Seiya verließen Setsuna und Bunny das Schloss und suchten dieselbe Lichtung auf, auf welcher sie am vorigen Tag angekommen waren. „Macht der Plutonebel, mach auf!“, rief Setsuna aus, als sie ihr Ziel erreicht hatten. Bunny folgte ihrem Beispiel. „Macht der Sterne, mach auf!“ Kurze Zeit später standen an der Stelle von Setsuna und Bunny Sailor Pluto und Sailor Moon auf der Lichtung. Etwas wehmütig trat Seiya einen Schritt vor und nahm Sailor Moon in die Arme. „Pass auf Dich auf, Schätzchen.“, sagte er. „Und komm schnell wieder zurück.“ „Mach ich.“, versprach Sailor Moon und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihrem Freund einen Kuss zu geben. „Ich hoffe, eure Mission ist erfolgreich.“, sagte Kakyuu und verneigte sich leicht vor den beiden Kriegerinnen. Sailor Moon strahlte. „Danke.“ antwortete sie und erwiderte die Verneigung Kakyuus. „Bist Du soweit?“, fragte Setsuna und ein entschlossenes Nicken Sailor Moons gab das Startsignal. „Pluto, Wächter des Raumes, Hüter der Zeit,…“, rief sie aus und hob ihren Stab. „…öffne das Tor zu Raum und Zeit.“ Wie schon zuvor, öffnete sich das Tor zu Raum und Zeit, von welchem ein schwaches, mysteriöses Licht ausging. „Bis später!“, rief Sailor Moon aus, bevor sie sich mit entschlossenem Blick dem Tor zuwandt und hindurch trat. Schon war Euphe hinter ihr verschwunden und sie befand sich schon wieder in dieser bedrückenden Zwischendimension. Glücklicherweise vergingen nur wenige Sekunden, bevor Pluto hinter ihr den Raum betrat. „Wohin gehen wir?“, fragte Sailor Moon neugierig. Pluto lächelte. „Das wirst Du gleich sehen.“, antwortete sie, ohne die Frage tatsächlich zu beantworten. Allmählich fragte Sailor Moon sich ernsthaft, was Setsuna wohl vorhatte. Sie konnte sich absolut nicht vorstellen, wohin sie gerade gingen und was sie erreichen wollten. Würde sie wieder einen fremden Planeten betreten, auf dem es eventuell noch mehr Bücher gab? Bei dem Gedanken wurde ihr leicht schlecht. Wenn dem so war, hätten sie lieber Amy mitnehmen sollen. Bevor sie sich weiterhin Gedanken darüber machen konnte, hatten sie bereits das große Tor erreicht, hinter dem ihr Ziel lag. „Bist Du bereit?“, fragte Pluto erneut und Sailor Moon nickte. Jetzt würde sie erfahren, wohin ihre Reise ging. Mit ihrem Stab öffnete Pluto das Tor und die beiden Kriegerinnen traten hindurch. Auf der anderen Seite herrschte eine absolute Stille, die sic h nicht sehr von der Stille in der Zwischendimension unterschied. Auch gab es nicht viel mehr Licht, auch wenn die relative Dunkelheit sich von der in der Zwischendimension unterschied. Während es dort nebelig war und es deshalb dunkel und trist wirkte, war die Sicht hier klar. Die Dunkelheit hier beruhte auf dem Fehlen einer Lichtquelle. Es gab keine Sonne und doch war es nicht Nacht. In weiter Ferne funkelten die Sterne. Nur ein Körper am schimmerte so deutlich und so groß am Himmel, dass er Sailor Moons Blick sofort auf sich zog: die Erde. Ohne sich umsehen zu müssen, wusste sie bereits, wo sie sich befand. Als sie ihren Blick vom blauen Planeten löste, blickte sie auf riesige Säulen und hohe Mauern, die von der einstigen Pracht dieses Ortes zeugten. Viel zu viel von alldem lag jedoch in Trümmern. Große Brocken des Palastgesteins lagen auf der Erde, Säulen waren umgekippt und der einstige Glanz, das ewige Leuchten, welches einst von diesem Ort ausging, war erloschen. „Weißt Du, wo wir sind?“, fragte Pluto nun, die Sailor Moon aufmerksam beobachtet hatte. Diese nickte. „Der Mondpalast.“, brachte sie heraus, während sie mit einem großen Gefühlschaos auf die Trümmer ihres früheren Lebens starrte. Rei saß auf der Treppe, die zu den Zimmern des Tempels führten, und starrte in den Himmel. Es war eine sternenklare Nacht und der Mond schien in voller Größe auf die Erde hinab. Tsuki war bereits ins Bett gegangen, doch sie selbst konnte noch keine Ruhe finden. Sie dachte an ihre Freunde, die Lichtjahre von hier entfernt versuchten, etwas über das Mädchen, welches ruhig in ihrem Gästezimmer schlief, herauszufinden. Bisher war es auf der Erde ruhig geblieben und da Mamoru sehr viel mit Tsuki unternommen hatte, hatte sie selbst von dieser kaum etwas mitbekommen. Sie beneidete ihre Freundinnen, die gerade einen fremden Planeten besuchten, denn diese Ruhe hier war schwer zu ertragen. Sie fühlte sich nutzlos, würde gerne mehr tun, helfen, irgendetwas anderes tun, als nur herumzusitzen. Sie nahm ein Rascheln und Schritte wahr und sah auf. „Yuuichiro.“, sagte sie erstaunt, als sie ihn erkannte. Sie hätte ihre Zeit heute gut mit ihm verbringen können, da Tsuki sowieso in guten Händen gewesen war, und dennoch hatte sie es nicht getan. Wieso nicht? Weil sie zu stolz war, ihn zu fragen? Oder weil sie ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, wenn sie sich vergnügt hätte, während ihr und den anderen die Sicherheit der Erde anvertraut worden waren? „Hallo Rei.“, erwiderte Yuuichiro und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Äh… ähm… was machst Du denn hier?“ „Ich kann nicht schlafen.“, antwortete Rei. „Und Du?“ „Ich auch nicht.“, gab er zu und schien im Inneren einen Kampf mit sich zu fechten. „D-darf… ich mich zu Dir setzen?“, fragte er schließlich und wurde unter seinem buschigen Haar schlagartig knallrot. „Klar.“, antwortete Rei sofort, die auch Yuuichiro gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie sich bisher kaum mit ihm unterhalten hatte. „Setz Dich.“ Er tat wie ihm geheißen und setzte sich neben die Miko. Sein Herz klopfte stark gegen seine Brust und er war sich beinahe sicher, dass sie es hören musste. Er traute sich nicht sie anzusehen und wusste auch nicht, was er sagen sollte. Zu gerne würde er sich mit ihr unterhalten, doch war seine Portion Mut schon dafür draufgegangen, sie zu fragen, ob er sich setzen dürfe. „Yuuichiro?“, brach Rei schließlich die Stille. „Ja?“, antwortete er beinahe schon erleichtert. „Hast Du auch manchmal das Gefühl, nicht so nützlich zu sein, wie Du es gern wärst?“, fragte sie, während sie weiterhin nachdenklich in die Sterne blickte. „Eh…“ Er dachte an die Zeit, in der er hier im Tempel gearbeitet hatte und mehr als nur ein paar mal von Rei zusammen zurechtgestutzt worden war, weil er irgendetwas nicht richtig gemacht hatte, obwohl er sich stets Mühe gegeben hatte. Aber das konnte er doch schlecht sagen, oder? Dass sie diejenige gewesen war, die ihn sich hatte nutzlos fühlen lassen? „I-ich denke schon.“, antwortete er schließlich. „Mhm…“ Vermutlich fühlte sich jeder mal so. „Warum fragst Du?“, wollte Yuuichiro wissen. Rei dachte darüber nach, wie sie antworten sollte. Sie konnte ihm nicht alles erzählen, aber war es ok, überhaupt ein wenig zu erzählen? „Hm… also dieses Mädchen, welches grad bei uns wohnt…“, fing sie an, ohne so recht zu wissen, wie sie fortfahren sollte. Sie zögerte. „Was ist mit ihr?“, fragte Yuuichiro neugierig. Er hatte sich sowieso schon gefragt, wer sie war. „Naja, also sie…“, setzte Rei erneut an, bevor sie ruckartig aufblickte. Sie hatte etwas gespürt und es verhieß nichts Gutes. „Rei?“, fragte Yuuichiro, den Reis plötzliche Bewegung unruhig machte. Sie deutete ihm, ruhig zu sein, während sie angestrengt in die Dunkelheit starrte. Langsam konnte sie etwas erkennen. Die Umrisse eines kleinen Menschen wurden immer deutlicher, während die Gestalt auf sie zuschritt. Auch Yuuichiro starrte mittlerweile dorthin. Rei sprang auf und spannte sich an. Sie spürte, dass etwas auf sie zukommen würde, was vermutlich ihre Sailorkräfte erfordern würde. Aber sie konnte sich grad nicht verwandeln. Endlich konnte sie die Gestalt erkennen. Es war das kleine Mädchen mit dem dunklen Haar und dem schlichten, schwarzen Kleid, welches sie einst zusammen mit Tsuki gesehen hatten. Diese ausdruckslosen Augen würde Rei überall wiedererkennen. Merou. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)