Ein Ende bedeutet immer auch einen Anfang von Fhin (Wenn aus Liebe Freundschaft und aus Freundschaft Liebe wird) ================================================================================ Kapitel 71: Tsuki ----------------- Die Sailorkriegerinnen verwandelten sich zurück. Besorgt blickte Bunny auf das Mädchen, das in sich zusammengesackt vor ihr auf dem Boden hockte und dem stumme Tränen über die blassen Wangen liefen. Sie zitterte am ganzen Körper und noch immer fiel ihr das Atmen schwer. Erinnerungsfetzen stiegen in ihr hoch und ließen in ihr die Galle aufsteigen. Was hatte sie nur getan? Wie ein Parasit hatte sich die Saat des Bösen um ihr Herz gelegt und ihren Verstand infiltriert. Sie konnte sich noch genau an den Tag erinnern, an dem sie auf einmal vor ihr gestanden hatte. Abschätzig hatte Malitia sie angesehen, mit schief gelegtem Kopf. Wie erstarrt hatte sie selbst die unbekannte Frau, die so fremdartig ausgesehen hatte, angesehen. Plötzlich war ein Lächeln auf Malitias Gesicht getreten, ein Lächeln so wunderschön und doch so kalt, dass ihr das Blut in den Adern gefroren war. Mit einen Fingerschnippen dann hatte plötzlich eine kleine schwarze Kugel über ihren Fingern geschwebt. Das war der Anfang gewesen, das erste Mal, dass sie die Saat zu Gesicht bekommen hatte. Malitia war auf sie zugeschritten, langsam und majestätisch. Und obwohl sie Angst gehabt hatte, als die Fremde so auf sie zukam, hatte sie sich nicht bewegen können. Sie hatte sie nur anstarren können. Als Malitia sie erreicht hatte, streckte diese ihren Zeigefinger aus und richtete ihn auf ihr Herz. Die Saat, die von Malitias Fingern geführt worden war, hatte sie berührt und war in sie eingedrungen. Einen Augenblick lang hatte sie gar nichts gespürt, nur die vollkommene Leere. Doch dann war sie gekommen, die Kälte. Sie hatte sich um ihr Herz gelegt und sich in ihr ausgebreitet. Gleichzeitig hatte sie sich unglaublich mächtig gefühlt. Ihr altes Leben hatte von diesem Augenblick an so unwirklich gewirkt. Von diesem Augenblick an, hatte sie an Malitias Seite gedient. Und das war 72 Jahre her… Sie schluchzte auf, als ihr bewusst wurde, womit sie ihr ganzes Leben verbracht hatte. 72 Jahre! 72 Jahre hatte sie dem Bösen gedient und den Menschen Leid zugefügt. Was war mit ihrer Familie? Ihren Freunden? Sie hatte am Anfang noch mitbekommen, dass sie als vermisst gegolten hatte, doch irgendwann hatten sie die Suche eingestellt und sie aufgegeben. Und jetzt… Alle, die sie gekannt hatte, waren vermutlich tot. Sie hielt diese Gedanken nicht aus. Sie vergrub ihre Fingernägel in ihrer Kopfhaut und weinte bitterlich. Hilfesuchend sah Bunny sich nach ihren Freunden um, die jedoch genauso schockiert und gleichzeitig bedrückt dreinsahen wie sie selbst. Seiya trat schließlich neben sie und hockte sich vor ihre ehemalige Feindin. Er hatte eine unglaubliche Wut auf sie gehabt, doch jetzt tat sie ihm einfach nur noch leid. Er legte ihr seine Hände auf die Schultern. Sie zuckte zusammen und sah nach oben. In ihrer Verzweifelung hatte sie ihre Umgebung und die Menschen um sich herum vollkommen vergessen. Doch nun sah sie in dieses freundliche Gesicht. Sie erinnerte sich an ihn und es war ihr peinlich, wenn sie sich an ihr Benehmen ihm gegenüber erinnerte. Ihre Wangen röteten sich, als sie ihm in die saphirblauen Augen sah. Er war begehrenswert gewesen, weil er berühmt war und gut aussah. Doch nie hatte sie die Freundlichkeit in seinen Augen bemerkt. Nie hatte sie daran gedacht, dass er ein Mensch war. Eine Person mit menschlichen Gefühlen. Nicht so wie sie selbst… Nur langsam dämmerte ihr, dass auch er wohl zum Sailorteam gehören musste, so wie die anderen, die um sie herumstanden und sie betrachteten. Sie erkannte sie… Sailor Moon, Sailor Venus… Der Mann dort musste Tuxedo Mask sein. Und die anderen zwei…? Sie kniff ihre Augen zusammen und riss sie wieder auf, als ihr klar wurde, um wen es sich handeln musste… Sailor Star Fighter und Sailor Star Healer. Sie waren jetzt Männer, aber sie mussten es sein. Und sie hatte in den letzten 72 Jahren so viel gesehen… „Beruhige Dich.“, sagte Seiya sanft und versuchte es mit einem Lächeln. Er war sich nicht sicher, was er hier tat. Er wollte helfen. Ihr helfen und Bunny helfen. Doch es schien zu wirken. Sie sah ihm nun wieder in die Augen. Sie schluckte und langsam versiegten ihre Tränen. Sie atmete tief durch und nach und nach hörte auch das Zittern auf. „Wie heißt Du?“, fragte er nun, weil er nicht wusste, ob sie ihnen jemals ihren richtigen Namen genannt hatte. „Ich… Tsuki…“, antwortete sie. Dann hatte sie also zumindest einmal die Wahrheit gesagt. „In Ordnung, Tsuki.“, fuhr er fort. „Wie wäre es, wenn Du mit uns kommst? Wir möchten Dir gerne helfen.“ Dankbar sah sie ihn an, doch dann hörte sie die Stimme eines anderen jungen Mannes. „Seiya!“, zischte Yaten. „Wir wissen gar nichts über sie, außer dass wir bis eben noch gegen sie gekämpft haben. Sie könnte uns genauso gut etwas vorspielen.“ Schützend stellte Bunny sich vor sie. „Nein! Das tut sie bestimmt nicht. Sie wurde von der Saat kontrolliert, aber jetzt ist sie befreit.“ „Wie kannst Du das wissen?“, fuhr Yaten sie an. „Ich weiß es einfach!“, antwortete Bunny bestimmt. Tsuki verfolgte mit großen Augen das Wortgefecht zwischen dem Jungen und dem Mädchen. Wieso setzte sie sich für sie ein? Sie kannten sich gar nicht und bis eben waren sie noch Feinde gewesen. Der Junge hatte vollkommen Recht. Sie könnte ihnen ebenso etwas vorspielen. Sie und Merou waren sogar dafür verantwortlich, dass sie beinahe gestorben wäre. Merou… Bunny lächelte nun. „Vertrau mir, Yaten. Ich weiß, dass sie nicht mehr unser Feind ist.“ „Sie hat Recht. Du musst ihr vertrauen, Yaten.“ Minako stand ihrer Freundin bei. „Sie ist unsere Prinzessin.“ Bunny lächelte ihre Freundin dankbar an. Minako jedoch erhob nun den Zeigefinger und ihr Tonfall veränderte sich leicht. „Auch wenn sie ein echter Tollpatsch und ein Schussel ist…“ „Hey!“, protestierte Bunny, während Minako sie mit einem breiten Grinsen besah. „Trotzdem lag sie bisher bei so etwas immer richtig. Wenn Du Dich erinnerst, auch euch gegenüber hat sie stets Vertrauen gezeigt, obwohl so viele gegen sie waren. Und sie hat sich nicht getäuscht.“ Minako schenkte ihrer Freundin ein Lächeln, bevor sie zu Yaten sah. Dieser verschränkte die Arme und sah von Minako über Bunny hinunter zu Tsuki. „Na schön.“, grummelte er. „Ich vertraue ihr.“ Eine halbe Stunde später saßen sie zusammen mit einer verschüchterten und noch immer sehr blassen Tsuki in Reis Tempel und warteten, dass Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru eintrafen. Nachdem sie sich entschieden hatten, Tsuki zu helfen, hatten sie beschlossen, sich versammelt bei Rei zu treffen und dort die neuesten Ereignisse zu besprechen. Makoto ist an diesem Nachmittag bereits bei Rei gewesenund Amy und Taiki hatten sich zu dem Zeitpunkt beide in der Bibliothek aufgehalten. Über ihren Kommunikator war es ein Leichtes, alle zu benachrichtigen. Auch Luna und Artemis waren anwesend. Als sie zusammen mit Tsuki den Tempel betreten hatten, waren alle Blicke direkt auf das schüchterne Mädchen gerichtet, was sie unwillkürlich hatte zusammenzucken lassen. Glücklicherweise waren jedoch alle sehr freundlich zu ihr und langsam entspannte sie sich sogar etwas. Ihr wurde Tee angeboten, den sie dankend annahm. „Jetzt erzählt endlich, was passiert ist!“, verlangte Rei, die ihre Ungeduld und ihre Neugier kaum noch zügeln konnte. Da brachten sie dieses Mädchen mit, welches vormals ihre Feindin gewesen ist, und dann rückten ihre Freunde nicht mit der Sprache heraus. Bunny schüttelte den Kopf. „Wir warten noch auf die Anderen.“ Ungeduldig seufzte Rei auf und trommelte mit ihren Fingern auf den Tisch. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich endlich die Tür und die vier Sailorkriegerinnen traten ein. „Hallo!“, begrüßte Michiru sie mit einem Lächeln. Auch Hotaru lächelte ihren älteren Freunden zu, während Setsuna und Haruka sich auf ein grüßendes Nicken beschränkten. „Da seid ihr ja!“, rief Rei erleichtert aus, während die anderen die Neuankömmlinge freundlich begrüßten. Harukas Blick verhärtete sich augenblicklich, als sie das blasse Mädchen am Tisch sitzen sah. „Was tut sie hier?“, fragte sie zornig und auch Michirus und Setsunas Blicke veränderten sich bei ihrem Anblick. Tsuki wurde, wenn das überhaupt möglich war, noch blasser und schien unter den strengen Blicken der Frauen zu schrumpfen. „Es ist ok!“, mischte Bunny sich sofort ein und sah Haruka eindringlich an. „Sie ist nicht mehr die, die sie einmal war. Sie ist geheilt.“ „Wie kannst Du das wissen?“, fragte Haruka streng. Sie kannte die Vertrauensseligkeit des Mondgesichts nur zu gut. Immer glaubte sie an das Gute in jedem Menschen. Das würde ihr eines Tages noch zum Verhängnis werden. „Ich weiß es.“, sagte Bunny entschlossen. „Und ich möchte, dass ihr mir vertraut.“ Haruka biss sich auf die Unterlippe. Dieses Mal ergriff jedoch Michiru das Wort. „Bunny, Du weißt, dass es unsere Aufgabe ist, diesen Planeten und unsere Prinzessin zu schützen. Wir können nicht jedem Fremden vertrauen, ohne Gefahr zu laufen, dass wir eines Tages ins Messer rennen.“ Bunny lächelte. „Das weiß ich und ich bin euch auch sehr dankbar, dass ihr euch solche Sorgen um mich macht. Aber ihr müsst mir vertrauen. Ich bin mir sicher, dass ich Recht habe.“ „Hören wir uns an, was sie zu erzählen haben.“, sagte nun Setsuna und setzte sich entschlossen zu den anderen. Hotaru folgte ihr ohne zu zögern und auch Haruka und Michiru setzten sich schließlich, auch wenn sie noch immer so aussahen, als würde ihnen das Ganze nicht gefallen. „Also?“, forderte Haruka kurzerhand die Informationen ein. Bunny fing an zu erzählen und mit ein paar Einwürfen von Seiya war nach einigen Minuten die ganze Geschichte erzählt, zumindest was sie betraf. „Ich glaube nicht, dass noch etwas von der Saat in ihr übrig geblieben ist.“, ergriff Amy nun in einem sehr sachlichen Tonfall das Wort. Bunny lächelte und stimmte ihr nickend zu. „Danke Amy.“ Sie war froh, dass ihre Freundin sie unterstützte. Haruka ignorierte Amys Einschätzung augenscheinlich, auch wenn sie sie in Wirklichkeit sehr schätzte und es ihr ein gutes Gefühl verlieh, dass Amy davon ausging, dass das Mädchen tatsächlich vollständig von der Saat befreit war. „Wer bist Du wirklich?“, fragte sie Tsuki direkt und sah sie eindringlich an. Diese schluckte und fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut. „M-mein Name ist Tsuki Araide.“, fing sie leise an zu erzählen. „I-ich bin… 18 Jahre alt… oder… ich war es, als die Saat des Bösen von mir Besitz ergriffen hat.“ „Was meinst Du damit?“, fragte Haruka streng. „Wann war das?“ „1924…“, antwortete sie. Die Gesichtszüge aller Anwesenden entgleisten. 1924? Das Ganze war 72 Jahre her? Das Mädchen, das vor ihnen saß, war in Wirklichkeit… 90 Jahre alt? Das war unmöglich! „Neunzehn…“, Minako schluckte und setzte einen angestrengten und doch immer noch ungläubigen Blick auf. „Dann bist Du… bist Du…“ Sie kam nicht drauf. „90 Jahre alt?“, beendete Makoto mindestens genauso ungläubig den Satz. Auch Tsuki überlegte kurz. „Ich… ja, ich nehme es an. Ich habe nicht mitgezählt. Es war nicht wichtig.“ „Wow, diese Saat muss ja ein ganz schöner Jungbrunnen sein!“, stieß Minako träumerisch aus und erntete sofort einen Stoß von Reis Ellbogen in ihrer Seite. „Minako!“, zischte sie und diese rieb sich ihre Seite. „Ist doch so…“, murmelte sie beleidigt. „Wie ist es passiert, dass die Saat von Dir Besitz ergriffen hat?“, fragte Haruka, die das Gezanke von Minako und Rei ignorierte. „Sie war einfach plötzlich da und hat mich geholt…“, sagte Tsuki und sah betroffen zu Boden. Es war nicht gerade ihre angenehmste Erinnerung. „Sie?“, hakte Setsuna nach. „Malitia… Sie ist… die Königin.“ „Die Königin wovon?“, fragte Haruka scharf. „Die Königin des Dämonenreichs. Früher… früher war sie die Wächterin des Dämonenreichs. Doch die Dunkelheit, die Bösartigkeit, die Tücke der Dämonen… das alles hat sie verändert. Sie strebte nach Macht. So bestieg sie schließlich den Thron des Dämonenreichs. Doch das war ihr nicht genug. Und dann wollte sie ihre Macht auf das Reich der Menschen ausweiten.“ „Das ist es also…“, stellte Seiya fest. „Warum hat sie gerade Dich ausgewählt?“ Haruka war mit ihrem Kreuzverhör noch nicht fertig. „Ich weiß es nicht…“, sagte Tsuki. „Sie sagte, ich hätte diese Ausstrahlung.“ „Ausstrahlung?“, fragte Bunny neugierig. Tsuki sah nun sie an und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht… Das ist, was sie sagte. Sie hat es mir nicht weiter erklärt.“ „Ich spüre es auch.“, mischte Hotaru sich nun ein und sah Tsuki mit einem ruhigen Blick an. „In Dir ruhen Kräfte, die einer Sailorkriegerin ähnlich sind.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)