Ungewissheit von Centaurea (Sei mein Augenlicht) ================================================================================ Kapitel 3: In letzter Sekunde ----------------------------- „Du hast Recht, sie muss es sein. Aber anscheinend hat ER sie vor kurzem ebenfalls gefunden.“ Einer der drei Männer beugte sich zu Yumi hinab und schnüffelte eingehend an ihr. Von was redeten diese Männer da nur? Wieso waren sie auf der Suche nach ihr? Sie hatte dieses Dorf doch noch niemals zuvor verlassen. Wie also hätte sie sich solch gefährliche Feinde machen können? „Hey, Mädchen! Wo ist er? Antworte, wenn dir dein Leben lieb ist!“ schnauzte der erste Mann sie an. „W…wo ist wer?“ fragte Yumi ängstlich und rutschte unauffällig ein Stück weiter nach hinten. Dies blieb zu ihrem Leidwesen nicht unbemerkt, denn noch ehe sie überhaupt reagieren konnte griff eine starke Hand in ihre Haare und zerrten sie zurück. „Ahh!“ Yumi schrie schmerzerfüllt auf und einige Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Verkauf uns nicht für dumm, Weib, sondern antworte!“ knurrte einer der Fremden, dicht an ihrem Ohr. „I…ich weiß doch überhaupt nicht wovon ihr redet!“ versuchte Yumi sich zu erklären. In ihrem Kopf fuhren die Gedanken Achterbahn. Sie kannte diese Herren nicht und doch trachteten sie nach ihrem Leben. Vielleicht verwechselten sie Yumi ja mit irgendjemand. „Ich glaube sie hat wirklich keine Ahnung, schließlich ist sie nur ein Mensch. Ich denke nicht, dass ER sie auswählen wir.“ Mischte sich nun auch die dritte Person ein. Er hatte eine etwas vernünftiger klingende Stimme, aber das konnte auch täuschen. Schließlich waren die Stillen oftmals die gefährlicheren. „Wir dürfen kein Risiko eingehen Tomoaki. Shinji wird sonst sehr wütend werden.“ Zischte der Mann, der noch immer Yumis Haare fest im Griff hatte. „Ich bin ganz deiner Meinung, schließlich hat ER sie schon getroffen und offenbar verschont.“ Lenkte der Dritte ein. „Wovon zum Teufel redet ihr eigentlich?!“ schrie Yumi jetzt plötzlich auf. Die drei Männer blickten erstaunt zu dem Mädchen, das nun wütend die Zähne zusammenbiss. Wenn sie hier schon sterben sollte, dann wenigstens nicht ohne eine Antwort. „Halt die Klappe, Miststück! Wir stellen hier die Fragen, also wo ist ER?“ Der Fremde riss wieder an ihren Haaren, was Yumi erneut aufkeuchen lies. Er war anscheinend der Hitzköpfigste der Drei. „Ich weiß immer noch nicht von wem ihr redet.“ Antwortete die Schwarzhaarige und versuchte sich aus dem Griff ihres Peinigers zu befreien. „Lass das Guldo, ich glaube die Kleine hat keine Ahnung. Wir töten sie einfach und dann ist die Sache gegessen.“ Der Mann, welcher vorhin als Tomoaki bezeichnet wurde, machte eine wegwerfende Handbewegung und wendete sich anschließend zum Gehen. „Ihr schafft das sicher ohne mich.“ Fast schon gelangweilt lief er davon. „Na gut, ich werde das übernehmen, wenn du nichts dagegen hast.“ Dieser Guldo zerrte wie zur Bestätigung wieder an ihren Haaren. „Von mir aus. Ich seh mich noch etwas im Dorf um. Vielleicht finde ich noch jemanden zum fressen.“ Auch der andere drehte sich weg und ging. „Fressen? I…ihr seid also Dämonen?“ Yumi hatte schon so etwas geahnt, aber in der heutigen Zeit konnte man sich nie sicher sein. Auch Räuber und Banditen machten vor diesem kleinen Dorf nicht halt. „Richtig geraten.“ Flüsterte Guldo in ihr Ohr und seine Miene verzog sich zu einem boshaften Grinsen. „Heißt das, die ganzen Dorfbewohner sind…“ „Tot, ja, ich muss zugeben, das war wirklich ein Spaß.“ Ein sadistisches Lachen entfuhr ihrem Gegenüber, während Yumi mit Müh und Not ein Schluchzen zurückhalten konnte. Alle ihre Freunde und ihre Vertrauten waren einfach nicht mehr da? Das konnte doch nicht sein. Misaki! Ein eiskalter Schauer durchlief die Schwarzhaarige. Hieß das etwas, die Kleine war auch…Nein, diese Vorstellung war zu grausam. Unkontrolliert liefen Tränen über Yumis Gesicht. Es war nun also tatsächlich vorbei. „Kannst du mir wenigstens noch sagen, um was es eigentlich ging, bevor du mich tötest?“ fragte die Yumi mit bebenden Lippen. Einerseits wollte sie noch etwas Zeit schinden und andererseits musste sie einfach wissen was hier gespielt wurde, auch wenn ihr dieses Wissen nicht mehr helfen würde. Es hatte anscheinend irgendwas mit ihrem Geruch zu tun, nur was? Sie hatte sich erst heute Morgen gewaschen und auch sonst fiel Yumi kein Grund ein, wieso sie anders riechen sollte als die Dorfbewohner. „Das ist unwichtig. Ein Mensch würde es sowieso nicht verstehen, es ist eine Angelegenheit zwischen Dämonen.“ Gleichgültig zuckte Guldo mit den Schultern und zerdrückte nebenbei ein kleines Insekt, das sich einen Weg über seine Schulter bahnen wollte. „Aber ich bin ein Mensch und kein Dämon.“ Entfuhr es Yumi. Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. „Zerbrich dir darüber nicht deinen Kopf, den wirst du sowieso nicht mehr lange auf deinen Schultern tragen.“ Mit einer fließenden Bewegung erhob sich der Dämon und zerrte Yumi mit nach oben. „So und jetzt Schluss mit der Fragerei, das führt zu nichts. Sieh lieber deinem Ende entgegen.“ Ein leises Schaben war zu hören, als Guldo seine Krallen ausfuhr. Fast schon bedächtig legte er sie an ihre Kehle. „Sobald du tot bist haben wir erst einmal 100 Jahre unsere Ruhe, bevor die Suche erneut von vorne beginnt.“ Obwohl Yumi sowieso nichts sehen konnte kniff sie ängstlich ihre Augen zusammen. Das war es also. Das sollte ihr Leben gewesen sein? Sie war zwanzig Jahre alt und hatte das Dorf nicht einmal verlassen, im Nachhinein bereute sie diese Entscheidung. Schon viel früher hätte sie ihre Hütte verlassen und sich die Welt ein wenig 'ansehen' sollen, aber ihre Angst und ihre Verbundenheit zu den Dorfbewohnen, besonders zu Misaki, hatten das immer Verhindert. Sie war nie übermäßig glücklich gewesen, aber auch nicht unglücklich. Sie hatte eben gute und schlechte Tage, so wie fast alle. „Bitte irgendwer, helft mir.“ Wimmerte sie schon fast. Yumi wollte noch nicht sterben und erst recht nicht durch die Hand von diesem eingebildeten Dämon. Ihr musste etwas einfallen, nur was? „Du kannst flehen so viel du willst. Es wird niemand kommen.“ Dessen war sich die junge Frau bewusst. Wer sollte auch kommen, sie kannte ja niemanden mehr. Ihre Freunde waren bereits tot und eine Familie außerhalb des Dorfes hatte sie nicht. Ja, es war vorbei, endgültig. „Stirb.“ Yumi spürte den Lufthauch der klauenbesetzten Hand, deren Ziel ihre Kehle war, ehe sie urplötzlich zurückgerissen wurde. Verwirrt und übermäßig verwundert fand sie sich auf dem staubigen Boden wieder. „Du?!“ hörte sie die Stimme von Guldo. Er klang ängstlich und erschrocken. „Was hast du denn hier verloren?“ Sie konnte das Zittern in seiner Stimme hören, ehe er ein paar Schritte zurücktrat. Die Schwarzhaarige war immer noch etwas durcheinander, als sie sich wieder aufsetzte. Anscheinend war noch eine Person gekommen und hatte sie gerettet. Vielleicht war es ja einer der Dorfbewohner. Noch ehe sie diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, verwarf sie ihn auch wieder. Keiner der Dorfbewohner würde einem Dämon Angst machen können und dieser Guldo hatte eindeutig Angst. „Das wollte ich dich eigentlich fragen.“ Diese Stimme, diese kalte, emotionslose Stimme. Er war es also. Sesshoumaru war gekommen, aber doch bestimmt nicht ihretwegen, oder? Das konnte nicht sein. Sie kannten sich ja kaum, also wieso sollte er sie retten? „Du weißt genau, wieso wir hier sind.“ Giftete Guldo und trat einen weiteren Schritt zurück. Sein Blick schweifte kurz zu Yumi, ehe er sich wieder auf seinen Feind richtete. Auch Sesshoumaru blickte zurück auf die sitzende Frau hinter ihm. Ehe Guldo auch nur reagieren konnte zischte eine grüne Lichtpeitsche durch die Luft und zerfleischte ihn in Sekundenschnelle. Bedächtig schritt der Lord des Westens auf die Überreste des Dämons zu. Anscheinend steckte in dem Kopf noch ein Hauch von Leben, denn Guldo keuchte schmerzhaft auf und seine zornerfüllten Augen fixierten den Hundedämon. „Was kümmert es dich ob wir sie töten? Sie ist doch nur ein dreckiger Mensch.“ Sesshoumaru schnaubte abfällig. „Ja, aber sie ist mein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)