Twisted Paradise von Jani-chan (Turn the Page) ================================================================================ Kapitel 6: 6. 2941 ------------------ So, Kapitel 6. Es ist wieder Sonntag Abend geworden, aber durch die Buchmesse war alles ein wenig chaotisch. Trotzdem viel Spaß hiermit. 6. 2941 Mit dem letzten Band der Chronik und dem Buch, das Elrond ihm gegeben hatte - und das nichts anderes als ein Verzeichnis der Namen aller Personen in elbisch und allen anderen Sprachen war, welches ihm beim Lesen einige Verwirrung ersparen würde - hatte er sich auf der oberen Terrasse im Pavillon an einen der Tische gesetzt. Die Wolken hatten sich verzogen und warme Sonnenstrahlen trockneten rasch die Böden und Bänke. Die Luft war klar und warm und das Rauschen des Wassers und die Musik, die leise von drinnen herausdrang, waren so entspannend, dass er für einen Moment alle seine Sorgen vergaß und zufrieden einigen Vögeln nachblickte, die sich vom Wind tragen ließen und einige Zeilen kamen ihm in den Sinn. Wohl dem, der Glück zu schätzen weiß. Der wenn er’s sieht, nicht davor flieht, es greift, wenn es vorüberzieht und ’s hält für einen Augenblick, dann ihm die Freiheit gibt zurück Und eh er ahnt, wie ihm geschieht, gibt es ihm sein Geheimnis preis. Auch wenn er nicht wusste, was diese Worte zu bedeuten hatten, so fand er sie doch durchaus passend und er merkte gar nicht, wie er sie vor sich hinmurmelte, bis ihn jemand darauf ansprach. „Ein sonderbares Gedicht. Stammt es aus Eurer Feder?“ Jeremy blickte auf und wäre beinahe von der Bank gefallen. Neben ihm saß ein kleiner, älterer Mann mit spitzen Ohren und einem freundlichen Gesicht. Er trug ein braunes Wams, und darüber eine dicke, graue Wolldecke. Auch hatte er keine Schuhe an und seine Füße waren groß und behaart.   „Ihr…Ihr seid Bilbo Beutlin aus dem Auenland. Verzeiht mir meine Unhöflichkeit, ich habe schon so vieles von Euch gehört. Mein Name ist Jeremy Hof, zu Euren Diensten. Und um auf Eure Frage zu antworten: Diese Zeilen haben noch keine Feder gesehen, da sie gerade erst entstanden sind. Ich schätze, dieser Ort ist so inspirierend, dass selbst jemand ungebildetes wie ich es bin, nicht umhinkommt, sich als Poet zu versuchen.“ „In der Tat. Bilbo Beutlin, zu Euren Diensten. Es überrascht mich, dass selbst die Menschen abseits von Thal von mir gehört haben sollten, denn Eurer Sprache nach vermute ich, dass Ihr nicht aus dieser Gegend kommt. Oder irre ich mich?“ Jeremy schüttelte den Kopf und lächelte. „Nicht im Geringsten, auch wenn ich mich glücklich schätzen werde, sollte mich mein Weg einmal dorthin führen.“ Der alte Hobbit seufzte leise. „Ich wünschte, ich könnte auch noch einmal hinüberwandern, die Zwerge besuchen und die Düsterwaldelben. Noch einmal das köstliche Bier der Menschen aus dieser Gegend kosten…“ Ein schwärmerischer Ausdruck trat auf sein Gesicht und Jeremy schmunzelte, als sein Blick auf das rote Buch fiel, das Bilbo vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Die Geschichte eines Hobbits von Bilbo Beutlin. Der Hobbit hatte seinen Blick bemerkt und schob es ihm zögernd hinüber. Jeremy schluckte und öffnete es. Da stand der Titel fein säuberlich geschrieben. Lächelnd strich der Junge mit den Fingerspitzen darüber. „Es ist die Geschichte meines Abenteuers. Vor vielen Jahren zog ich mit den Zwergen aus, um ihren Berg von dem furchtbaren Drachen zurückzuerobern. Möchtest Ihr die Geschichte hören?“ Jeremy nickte atemlos. Es war doch um so vieles besser, die Geschichte erzählt zu bekommen, als sie selbst in einer Chronik mühsam nachzulesen, wenn sie überhaupt darin auftauchte. Aber da Bilbo viel Zeit in Bruchtal verbracht hatte, hätte das Jeremy nicht weiter gewundert.       Es war bereits dunkel geworden und Bilbo war in seiner Erzählung in Seestadt angekommen. Zwischendurch hatten sie zu Abend gegessen und waren dann auf die Terrasse zurückgekehrt. Ein heller, abnehmender Mond stand über dem Tal und ein leiser Wind wehte durch die Zweige, während der Hobbit von dem Fest berichtete.  Mit aufgeregt leuchtenden Augen und glühenden Wangen erzählte er seine Geschichte und Jeremy war wie gebannt. Doch gerade, als Bilbo ansetzte, die Abreise zu schildern, trat Elrond zu ihnen. Er lächelte Bilbo freundlich an, der aufgrund der Unterbrechung etwas verdutzt wirkte und einen Moment brauchte, um in die Gegenwart zurückzukehren. „Ich denke, dass eine gute Geschichte auch noch morgen zu Ende erzählt werden kann“, erklärte der Herr des Hauses und Bilbo nickte, auch wenn ihm anzusehen  war, dass ihm dieser Vorschlag nicht sonderlich gefiel. Etwas unverständliches murmelnd erhob er sich von der Bank. Jeremy lächelte und holte seine Bücher und Bilbos Buch, die noch auf dem Tisch gelegen hatten. Er spürte ihr Gewicht in seiner Schulter und verzog leicht das Gesicht. Elrond entging es nicht und im nächsten Moment hatte ihm einer der Zwillinge die Chronik abgenommen. Ein wenig unsicher trat Jeremy zu Bilbo und reichte ihm sein Buch. Erfreut nahm der Hobbit es an sich. „Ich danke dir, mein Junge. Ich schätze wohl, dass wir den einsamen Berg erst morgen aus der Nähe sehen werden.“ Jeremy nickte. „Ich kann es kaum erwarten, bis die Sonne wieder am Himmel steht. Gute Nacht, Bilbo.“ „Gute Nacht, Jeremy.“ Der alte Hobbit lächelte und ließ sich von Elrond hineinführen. Der Zwilling schmunzelte. „Da hat er wohl wieder jemanden gefunden, dem er seine Geschichte erzählen kann.“ Grinsend nickte Jeremy. „Und ich bin sicher nicht die letzte Person, die es hören möchte. Meine Schwester wird sicher keine Ruhe geben, bevor er ihr nicht jede Einzelheit ausführlich berichtet hat.“ Lächelnd blickte er hinauf zum Mond. „Wie kann ein Ort nur so wunderschön sein?“, murmelte er leise vor sich hin. Der Elb nickte langsam und musterte den Jungen schweigend. „Was wird damit geschehen, wenn die Elben Mittelerde verlassen?“ Auch das war mehr eine Frage an ihn selbst, so dass Jeremy überrascht aufblickte, als er eine Antwort erhielt. „Wir werden sehen.“ Die Augen des Elben schimmerten hell. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)