Scare me von Reid (Criminal Minds) ================================================================================ Kapitel 2: Alles beim Alten --------------------------- Mit einem bittersüßen Lächeln auf den Lippen erhob er sich, blickte auf sein Werk und seufzte wohlig auf. Der Rausch hatte ihn erfasst, mit sich gerissen, so wie er es immer tat. Stärker diesmal, leidenschaftlicher. Der Geruch von frischem Blut hatte etwas unglaublich befriedigendes und er gönnte sich einen Moment der Ruhe, während er den geliebten Duft inhalierte. Er war perfekt geworden Ein Kunstwerk. Wunderschöner, armer Junge. Es war Zeit sich zu verabschieden. Er verbeugte sich, und warf seiner Kreation einen Handkuss zu, so wie er es immer tat. „Gute Nacht, kleiner Prinz.“ Missmutig und übermüdet stapfte Spencer die Treppen herauf. Aufzüge waren ihm seit jeher nicht ganz geheuer gewesen, und die Tatsache, dass der Lift des FBI Gebäudes in den letzten 3 Wochen bereits zweimal stecken geblieben war, veranlasste ihn dazu, sich widerwillig dieser sportlichen Betätigung zu unterziehen. Er war früh dran, und hoffte sich noch einen Moment lang auf den Tag einstellen zu können. In der Regel funktionierte dies am besten, mit einem monströsen Kaffee und einer übertriebenen Menge an Zucker. Der Gedanke daran beflügelte ihn und er ließ ein paar Kollegen passieren, murmelte einen leisen Gruß und drückte sich die Tasche, die er fast immer bei sich trug, enger an den Körper. Der Bereich der Behavioural Analysis Unit war bereits vollkommen beleuchtet. Offenbar gab es noch andere Frühaufsteher, die, wie es schien, kaum erwarten konnten, sich in die Arbeit zu stürzen. Spencer begegnete dieser Tatsache mit leichtem Wehmut. So wohl er sich auch mittlerweile in seiner Einheit fühlte, seinen Augenblick der Ruhe konnte er nun vermutlich vergessen. Automatisch wanderte sein Blick zu Aaron Hotchners Büro, doch die geschlossenen Jalousien ließen nicht darauf deuten, ob sein Teamleiter bereits dort war, oder nicht. Er trat an seinen Schreibtisch und runzelte erstaunt die Stirn, als er eine schwarze Röhre aus Leichtmetall, und einem Durchmesser von ca. zweieinhalb Zentimetern darauf ausmachte. Erstaunt ließ er seine Tasche auf den Stuhl sinken, und nahm das Röhrchen in die Hand. „Das ist ein Zielfernrohr für Revolver.“ Der junge Statistiker zuckte zusammen, drehte sich um und blickte direkt in Dereks amüsiertes Grinsen. „Ich weiß was das ist.“ gab er gepresst zurück und schenkte seinem Kollegen einen finsteren Blick. „Was machst du überhaupt hier? Ich dachte, du kommst erst in einer Woche aus der Reha.“ „Ich kann eben nicht lange ohne euch, Pretty Boy. Ausserdem bin ich wieder topfit.“ Um seine Aussage zu unterstreichen, spannte der Dunkelhäutige seinen linken Arm an, und ließ die Muskeln spielen. Reid zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, drängelte sich an seinem Kollegen vorbei und marschierte direkt in die Teeküche. Ein leises, resigniertes Seufzen kam über seine Lippen, und er schaufelte missmutig Zucker in seine Tasse, ehe er die dampfend heiße Brühe aus der Kaffeemaschine daraufgoß, und länger als nötig in ihr herumrührte. „Scheint nicht so, als würdest du dich sonderlich freuen, mich zu sehen.“ Morgan hatte einen leichten Schmollmund gezogen, lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen, und bedachte Spencer dann mit einem kritischen Blick. Dieser seufzte erneut, lehnte sich an die Arbeitsplatte und umschloss die heiße Tasse mit seinen schlanken Fingern. Natürlich freute er sich. Es war schon schlimm genug mit einem Teammitglied weniger auszukommen, ohne dass einen ständig Schulgefühle plagten. Er hatte sich oft genug dabei ertappt, wie seine Blicke zu Derek Morgans leerem Schreibtisch gewandert waren, und sich das schlechte Gewissen in seine Eingeweide fraß, wie ein ausgehungerter Parasit. „Ich bin wirklich froh, dass du zurück bist, Morgan. Aber ganz ehrlich, findest du das besonders witzig?“ Der Jüngere deutete mit dem Kopf auf das Zielfernrohr, neben sich auf der Arbeitsplatte und stellte seine Tasse daneben, ehe er ebenfalls die Arme verschränkte. „Das ist nicht von mir.“ Derek runzelte die Stirn und trat nun ebenfalls in den kleinen, zweckmässig eingerichteten Raum. „Ja, sicher. Es ist ja nicht so, dass ich mir nicht schon genug Vorwürfe wegen dieser... Sache machen würde, aber das ist wirklich geschmacklos.“ „Reid! Hörst du mir zu? Das ist nicht von mir. Es lag bereits auf dem Tisch, als ich hier ankam.“ „Und von wem sollte es dann sein?“ „Ich weiß nicht. Von mir jedenfalls definitiv nicht.“ Nachdenklich an seiner Unterlippe nagend, suchte Spencer Dereks Blick und wand sich dann schließlich doch ab, als er spürte, dass er diesem nicht standhalten konnte. „Du siehst müde aus, Reid. Ist alles in Ordnung?“ Ja, er war tatsächlich müde. Jetzt, wo er darauf angesprochen worden war, spürte er erneut, dass seine Glieder sich träge und ausgelaugt anfühlten, fast so, als hätte er die ganze Nacht hindurch Klimmzüge gemacht. „Ja. Alles okay. Irgendjemand macht sich nur in letzter Zeit einen Spaß daraus, mich Nachts alle halbe Stunde anzurufen. Ich habe schon eine neue Telefonnummer beantragt, aber es wird wohl noch mindestens eine Woche dauern, bis das ganze freigeschaltet wird.“ „Und was will dieser 'Irgendjemand' von dir?“ „Keine Ahnung. Er legt auf, sobald ich mich melde. Ich habe schon oft überlegt, einfach den Stecker zu ziehen, aber da wir ständig erreichbar sein müssen, ist das dann doch keine Option.“ Reids Achseln zuckten und er griff nach seinem Becher, der ihm gleich darauf geschickt von Derek entwendet wurde. Dieser schenkte ihm ein amüsiertes Schmunzeln, und nahm einen tiefen Schluck des schwarzen Getränks, ehe er das Gesicht verzog, als hätte ihm jemand ziemlich übel auf den Fuß getreten. „Herrgott, Reid! Willst du mich vergiften? Das ist ja Zucker pur!“ Der Ältere schüttelte sich übertrieben und drückte ihm die Tasse in die Hand. Spencer wollte gerade zu einem Vortrag darüber ansetzen, dass es sein gutes Recht war, seinen Kaffee so sehr zu süßen, wie es ihm beliebte, als Aaron Hotchners ernstes Gesicht im Türrahmen auftauchte. „In zehn Minuten im Konferenzraum. Wir haben einen neuen Fall. Ach, und schön, dass du wieder da bist, Morgan.“ Der Dunkelhaarige legte Derek kurz die Hand auf den Arm und nickte ihm zu, ehe er sich abwand, und seine beiden Agents zurückließ. „Dir auch einen Guten Morgen, Hotch.“ brummte Spencer resigniert und erntete ein leises Lachen von Derek. „Ich seh schon, hier hat sich nichts verändert. Komm schon, Kleiner. Die Arbeit ruft.“ Er zwinkerte seinem Jungen Kollegen zu und verschwand in Richtung des Büros, wo er sogleich von den übrigen Teammitgliedern freudig begrüßt wurde. Reid begann ein weiteres Mal an seiner Unterlippe zu nagen und fragte sich, ob das zu einer schlechten Angewohnheit werden würde. Er stieß sich von der Arbeitsplatte ab, blickte in die Kaffeetasse, die er zwischen seinen Fingern drehte, und machte sich ebenfalls auf, sich in das nächste Grauen zu stürzen. Was auch immer sie erwartete, es war keine Zeit für Müdigkeit, und er war es den Opfern schuldig, sich nicht von seinen konfusen Gedankengängen ablenken zu lassen. 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