Travel Splinter von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Prolog Kei - Verloren in Erinnerung ---------------------------------------------- write by Kei visit our homepage http://www.travel-splinter.de.vu Stetig plätscherten Regentropfen auf die betonierten Straßen der Stadt. Statt der üblichen Dürrezeit die der Sommer mit sich brachte, begannen diese Ferien mit Regen. Der warme Niederschlag passte zwar zu der Temperatur zu der schönen Jahreszeit, doch als die Menschen bemerkten, dass dies nicht ein gewöhnlicher, zur Abkühlung dienender Sommerregen war, waren die Ferien wortwörtlich ins Wasser gefallen. Wegen dem andauernden Wetter waren die Straßen wie leer gefegt und die Bewohner der Stadt zogen es vor im Trockenen zu bleiben. So tat es auch Kei. Der Blondschopf lehnte sich an eine der Fensterscheiben, an denen die Regentropfen ihre Bahnen zogen, und schaute gelangweilt hinaus. Seine braunen Augen ließ er über den Vorgarten wandern, hinüber auf die Straße, zu den benachbarten Häusern und schließlich den Weg runter zum Bahnhof. Überall spiegelten die Pfützen den grauen Himmel wieder. Einst weißer Beton verfärbte sich durch das Wasser in einen dunkeln Grauton. Zum entlichen Mal an diesem Tag seufzte Kei. Aber das tat er nicht ganz normal, nein. Der Junge seufzte theatralisch mit betont lauter Stimme und legte seinen Kopf in den Nacken. Sein Blick wanderte über seine Schulter zu einem Ebendbild seiner Selbst. Aber nein. Diese Person war ganz anders als er. Nicht nur Äußerlich hatte er kürzere, glattere Haare und eine Brille. Der Andere ignorierte Kei gekonnt und war in einem Buch vertieft, dessen Titel Kei nicht aussprechen konnte. Rei, der Zwillingsbruder des Ersteren, hatte kein Verständnis für die Langeweile seines Bruders. Dieser wurde sich diesem Fakt bewusst und entschied sich für härtere Mittel. Kei schmiss sich auf die Couch, auf der Rei sich niedergelassen hatte, und wiederholte sein Seufzen und setzte seinen besten „wehleidiges Hündchen“-Blick auf. Trotz dieser Maßnahmen kam keine Reaktion seines Bruders. „Reeeeeiiii!“ Die Gesichtszüge des Angesprochenen versteiften sich. „Rei-kuuuun!“ Seine Zähne knirschten. „Rei-chaaaaaan!“ Eine Ader an seiner Schläfe begann sich deutlich hervorzuheben und zu Pulsieren. Aber er blieb ruhig. Rei Sanada bleib immer ruhig. Er handelte nicht, bevor er nicht alles durchdacht hatte. Er- In diesem Moment riss Kei seinem Bruder das Stück Literatur aus der Hand, warf es mit genialer Präzession gegen den Fernseher, wobei er elegant eines der geliebten Schattengewächse seiner Mutter streifte, und mit seiner voluminösen Stimme seinem Zwilling unmissverständlich ins Gesicht seufzte. „HAU AB VERDAMMT NOCHMAL! GEH MIR EINFACH AUS DEN AUGEN, DU VERDAMMTE NERVENSÄGE!“, schrie Rei, nun vollkommen seinen Emotionen freien Lauf lassend. Er stieß seinen Bruder von der Couch, zog ihm am Kragen seines Tshirts zur Haustür und schmiss ihn raus. Kei drehte sich noch um um etwas zu sagen, doch da wurde die Tür vor seiner Nase zugeschlagen. Der Blonde schloss seinen Mund und murmelte: „So war das nicht geplant…“ Allmählich durchnässte der Regen seine Kleidung und er beschloss durch die Nachbarschaft zu spazieren. Er kratzte sich am Hinterkopf und lächelte traurig. „Mir war nur langweilig. Aber ich hab es wohl übertrieben. Mal wieder.“ Bei jedem seiner Schritte plätscherten die Pfützen unter seinen Turnschuhen. Er hatte Glück, dass er seit heute Morgen seine neuen, neongrünen Turnschuhe anhatte. Ansonsten hätte Kei nun nasse Füße. Dem feuchten Strubbelkopf schossen unzählige Gedanken durch den Kopf, doch keinen davon blieb ihm lang genug im Gedächtnis, als dass er sich darin erinnern konnte. Ehe er es überhaupt bemerkte, fand er sich auf einem kleinen, menschenleeren Spielplatz wieder. Plötzlich schienen sich die Gedanken in Kei zu ordnen, bei dem Anblick des Schauplatzes von so vielen seiner Erinnerungen. Als er im Kindesalter mit seinem Bruder auf dem Klettergerüst turnte. Oder als er seinen ersten Milchzahn verloren hatte, als er von seiner Sandkastenfreundin einen Fußball in sein Gesicht bekommen hatte. Ein leises, tiefes Lachen ertönte aus seiner Kehle, doch wurde zu einem Krächzen. //Anscheinend tut mir der Regen nicht so gut. Heh…//, dachte Kei sich und setzte sich auf eine der Schaukeln. Langsam stieß er sich vom sandigen Boden ab und setzte das Spielgerät in Bewegung. Einige Minuten schaukelte er so für sich hin und betrachtete den trüben mit wolkenbedeckten Himmel. „Es ist schon spät“, stellte Kei fest als sein Blick weiterhin am Himmel hing. Dieser schien hinter seiner Mauer aus Wasserdämpfen schon dunkler geworden zu sein und in einigen freien Stellen am Horizont schimmerten die Sterne auf die Stadt herab. Er strich sich seine blonden, nassen Strähnen aus dem Gesicht, als etwas seinen Blick fing. Sechs bunte Sternschnuppen schienen geradewegs auf die Erde zu zu steuern. In einer Trance, die sich der Junge nicht erklären konnte, sprang Kei auf und sprintete los. Er wusste nicht wohin er ging, er wusste nicht wieso er überhaupt in solch einer Eile war, er handelte einfach aus Instinkt. Und genau dieser Instinkt brachte ihn zu einem verwahrlosten Vorgarten. Dieser Ort war ein beliebter Ort für Mutproben, da, seit dem die alter Besitzerin verstorben war, leer stand und angeblich von dem Geist der Frau heimgesucht wurde. Oder ihrem noch vorher verstorbenen Ehemann. In manchen Geschichten war es auch der Hund des Renterehepaars. Kinder hatten eben eine blühende Fantasie. Kei betrat den Vorgarten des Anwesens, der überwachsen von Sträuchern war und von den unaufhörlichen Regengüssen war der Erdboden aufgeweicht. Der Blondschopf ging, als ob er wusste wieso er hier war, zu einem kleinen Dornenbusch. Er lugte zwischen den Blättern hindurch und erblickte einen glitzernden Gegenstand, der gefangen zwischen dem Gewächs hing. „Was…ist das?“, murmelte Kei neugierig und versuchte an den Spitzen vorbei zu kommen, doch griff prompt in eine hinein. „AU!! Verdammte…“ Jeder normale Mensch hätte es spätestens jetzt sein lassen. Jeder normale Mensch hätte sich nicht darum geschärt was für ein glitzernder Müll sich in einem öden Busch verfangen hat. Doch Kei war nicht unbedingt die Definition von normal. Nein, fernab davon. Außerdem hatte er eine gehörige Portion Neugierde, die er selbst wenn er wollte, nicht unterdrücken konnte. Und genau aus diesem Grund steckte er seinen linken Arm in den Busch und zog das unbekannte Objekt seiner Begierde heraus. Einige frische Kratzer zierten den Arm von ihm, doch mehr als ein paar Bluttropfen schienen nicht vorhanden zu sein. Kei öffnete nun seine Hand um das ominöse Glitzerding zu inspizieren. Dort fand er einen gelblich leuchtenden Edelstein in der Größe seines Daumens. In seinen Ohren pulsierte ein Herzschlag und eine unbekannte und doch wohlige Wärme stieg in dem Körper des Blonden auf. Der Splitter leuchtete noch einmal hell auf. Verwirrt steckte er seinen Fund in seine Hosentasche und streckte sich. Plötzlich fühlte er sich hellwach und rein. Kei streckte sich und schaute sich um, nur um Augenkontakt mit einer Frau zu machen, die mit ihrem Kind unter einem Regenschirm an dem Haus vorbei ging. Sie schickte ihm einen abwertenden Blick und zog ihr Kind davon. „Vielleicht sollte ich auch mal gehen“, meinte Kei zu sich selbst und machte sich auf den Weg nach Hause. Am nächsten Morgen machte sich Kei für seine Einschulung in die Oberschule fertig. Das Wetter hatte sich schlagartig beruhigt und es war keine Spur vom Regen zu sehen. Es war als ob er nie da gewesen wäre. Kei dachte an die Geschehnisse des gestrigen Tages. Rei würde nicht mit ihm zur Schule gehen, da er sich für eine Privatschule qualifiziert hatte. Als er weiter dachte, erinnerte er sich an den Splitter. Neugierig wühlte er ihn aus der Hosentasche, seiner Shorts, die am Boden lagen, heraus. Das Licht war schon längst erloschen, doch die besondere Ader, die das Schmuckstück ausstrahlte, war immer noch vorhanden. Mit einem Lächeln steckte er seine Errungenschaft in die Jackentasche seiner neuen Schuluniform. Er griff seine Tasche und machte sich auf den Weg zum Bahnhof. Mit einem letzten Blick auf sein Handy, verriet ihm die Uhr, dass er schon viel zu spät dran war. Dabei würde er heute seine Sandkastenfreundin wiedersehen. Von nun an, würden sie auf die selbe Schule gehen. Gut für die Beiden, doch ein Schrecken für die Lehrer und Klassenkameraden. An dem Bahngleis entdeckte er schon das rothaarige Mädchen, mit dem er seine Kindheit verbracht hatte. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Das war ein guter Start in ein neues Schuljahr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)