Miscast von Rockryu (Wenn die Prinzessin den Prinzen retten soll) ================================================================================ Prolog: Eine männliche Prinzessin? ---------------------------------- Ich habe mich entschlossen, eine neue, kürzere und weniger makabere Version des Prologs hochzuladen. Ich hoffe, er gefällt. *** Der König von Großwaldreich saß in seiner Kammer und rieb sich die Schläfen. Es war gerade mal Mittag und es war heute schon alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte. Die zweite Schwangerschaft seiner Frau hatte ihren Tribut gefordert: Ihr Leben. Nun würden seine Kinder ohne Mutter aufwachsen. Sein ältester Sohn Taiji war mit knapp zwei Jahren zu jung, um sich je an sie erinnern zu können und die Zwillinge… Er machte sich Vorwürfe. Die Hexe, die mit der Überprüfung der Signaturen betraut gewesen war, hatte schon ab dem fünften Monat immer wieder gewarnt, dass die zierliche Frau weder dafür gebaut war, Zwillinge auszutragen, noch gesundheitlich im besten Zustand war, aber niemand, auch nicht er, hatte auf sie gehört. Und nun war seine Frau tot. „Du wirst nicht ewig in Schuldgefühlen versinken können. Du wirst gebraucht.“ Er hatte gar nicht mitbekommen, dass die alte Hexe sein Gemach betreten hatte. Wie immer war sie gnadenlos ehrlich und legte nicht den geringsten Wert auf Formalitäten. Im Moment war er sehr dankbar dafür, denn er fühlte sich nicht gerade majestätisch. „Machst du dir Sorgen um deinen Sohn?“ Ah, da war sie, die andere Sache. Bei der Geburt jedes Königskindes wurden die magischen Signaturen geprüft, eigentlich eine reine Routinesache. Jeder Mensch hatte eine magische Signatur, sie beeinflusste die eigenen magischen Fähigkeiten und die Wirksamkeit von Zauberei auf die Person. Diese Signatur wurde nach einem nicht allzu einfachen Muster vererbt und die meisten Menschen waren „Volk“. Einige Leute wurden als Schelme geboren, sie verfügten über Humor und Glück und beherrschten einige interessant Illusionstricks, außerdem waren sie gegen viele Zauber immun. „Gesinde“ waren Leute, die sich durch Treue und praktische Veranlagung, oft auch durch Expertise auszeichneten und mehr oder weniger zum Dienen geboren waren. Hexen und Zauberer verfügten über starke eigene Magie, in der sie sich allerdings voneinander unterschieden, ganz blickte der König da nicht durch. Die meisten adeligen Männer wurden als Ritter geboren, die Frauen als Damen. Und schließlich gab es da noch die königlichen Signaturen, Prinzen und Prinzessinnen. Diese waren im Bezug auf ihre magischen Eigenschaften auch automatisch Ritter und Damen, aber unter diesen etwas Besonderes. Königskinder wurden immer Prinzen oder Prinzessinnen. Wenn nun allerdings… „Ich verstehe immer noch nicht, wie das passieren konnte“, sagte der König zur Hexe. Sie grinste. Das hatte sie auch getan, als sie die Signaturen seiner Zwillinge geprüft hatte. Zwei prächtige blonde Jungen, sahen sich ansonsten aber absolut nicht ähnlich. „Tja, so was kommt vor. Oder was glaubt ihr, warum die Signaturen überprüft werden müssen? Weil eine Königin Gesinde zur Welt bringen könnte, oder wie?“ „Aber… Prinzessinnen sollten doch Frauen sein, oder etwa nicht?“ Sie hatte ihm feixend verkündet, dass der Erstgeborene der beiden Jungen eine Prinzessin war. Er hatte es für einen schlechten Scherz halten wollen, aber das war nicht ihre Art. „Ja, eigentlich sollten Prinzessinnen Frauen sein und Prinzen Männer. Aber in einem von 800 Fällen sind sie es nicht.“ „Und was bedeutet das jetzt? Was soll ich denn jetzt mit ihm machen?“ „Er ist eine Prinzessin. Seine Aufgabe ist es, dem Land seine Liebe zu schenken und irgendwann einen Prinzen, Ritter oder verdienten Helden zu heiraten. Da diese in den wenigsten Fällen weiblich sind, musst du ihn von der Thronfolge ausschließen. Aber du darfst ihn nicht verstoßen, das Geschick des Landes ist auf subtile Weise mit denen seiner Prinzen und Prinzessinnen verbunden. Und was sie jeweils sind, spielt durchaus eine Rolle. Du musst ihn zur Prinzessin erziehen.“ Lassen, fügte sie im Stillen hinzu. „Und nun soll ich ihn erziehen wie eine Frau?“ „Nein, wie eine Prinzessin, aber er soll sich im Klaren sein, dass er ein Mann ist. Mach dir darüber nicht zu viele Gedanken. Lass ihm einfach ein paar Freiheiten und er wird seinen Weg selbst finden. Die königlichen Signaturen sind stark.“ Als sie seinen sorgenvollen Gesichtsausdruck sah, sprach sie weiter. „Natürlich ist Yoshiki keine gewöhnliche Prinzessin. Er ist etwas Besonderes. Und das prädestiniert ihn dafür, schwere Aufgaben zu meistern. Also hab keine Angst.“ „Das sagst du so leicht. Wie soll ich das nur den Leuten erklären?“ Ihre Augen verengten sich vor Wut. „Ach, DAS ist es was dir Sorgen macht! Liebst du ihn?“ „Was? Warum…“ „Liebst du deinen Sohn, König?“ „Ja, ich liebe ihn. Ich weiß nur nicht, wie ich ihn beschützen soll.“ Sofort wurde ihr Gesicht wieder sanft. „Sei für ihn da und gib ihm einen Erzieher zur Seite, den es nicht stört. Ich rate zu einer Hexe, die wissen, dass so was einfach vorkommt.“ Der König überlegte eine Weile. „Würdest du ihn erziehen?“ „Wenn ihr dies wünscht.“ Auch wenn die Hexe ihre Überraschung gut verbarg, entging sie dem König nicht. „Es würde mich sehr erleichtern“, sagte er ehrlich und fügte nach kurzer Pause hinzu: „Du hattest von Anfang an Recht, wir hätten auf dich hören sollen.“ „Lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern“, brummte sie nur. „Willst du der Prinzessin einen Namen geben?“, fragte er. „Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage bin.“ „Es sind deine Kinder“, ermahnte sie, schlug dann aber vor: „Sag mir, wie du ihn nennen würdest und ich sage, ob das geht.“ „Den Prinzen wollte ich Toshi nennen“, sagte er zögernd und sie nickte. Das war ein sehr positiver Name. Er bedeutete soviel wie Vorteil, oder Gewinn. „…Yoshiki?“ Er zögerte, aber sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Ein exzellenter Name, der kein Geschlecht initiierte und mit der Bedeutung „exzellentes Holz“ eine wahre Anerkennung für eine männliche Prinzessin darstellte. „Nun denn, feiern wir die Geburt der Königskinder Prinzessin Yoshiki und Prinz Toshi“, beschloss die Hexe und zog eine Flasche Wein unter ihrem Umhang hervor. *** Also, mir gefällt es so besser. LG, Dragon Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)