Die Geschichte des Shinigami Will von undyne ================================================================================ Abschied -------- Der Himmel des 16. Dezembers schien zu pulsieren. Der Schnee fiel in dicken Flocken. Will und Grell standen auf einem Dach und beobachteten Thomas Wallis, wie er durch die Straße lief, mit einem Stapel Papier in den Händen und einem Gesicht, das so fröhlich war, dass alle Menschen sich nach ihm umdrehten. „Die Seele eines talentierten Schriftstellers also...“, murmelte Grell vor sich hin, „ob man ihn am Leben lassen sollte? Wir könnten die Gesellschaft informieren... „Das wird nicht nötig sein“, unterbrach ihn Will. „Wir werden seine Seele einsameln.“ Grell sah ihn überrascht an. „Was soll das?! Schon vergessen? Die Seelen von Menschen, die der Welt von Nutzen sind, werden von der Liste gestrichen.“ „Von Nutzen?“, fragte Will. „Dieser Junge Mann?“ „Du hast es doch selbst gesagt! Du hast gesagt, seine Geschichte sei ein Meisterwerk!“ „Wollen Sie mir damit sagen, dass man diesen Mann eventuell am Leben lassen sollte?“, fragte Will verächtlich. „Ist es so, Grell Sutcliff?“ „Ja“, gab Grell ruhig zurück und wirkte ziemlich gefährlich. „Und wenn es so wäre?“ „Also wirklich“, seufzte Will. „Was denn? Hast du was dagegen?“ „Nein, habe ich nicht. Aber“, er rückte seine Brille zurecht, „Sie irren sich.“ „Ich soll mich irren?“, fragte Grell grinsend. „Ich soll mich irren? Ausgerechnet ich?! Du bist ganz schön vorlaut.“ Damit zog er seine Sense und stürzte sich auf Will, der einen Schritt zur Seite machte, um ihm auszuweichen. Dann schlug er mit seiner Sense gegen Grells, was den rothaarigen Shinigami zurücktaumeln ließ. „Du...“ „Den Partner zu verletzen wirkt sich negativ auf die Bewertung aus“, tadelte Will mit ruhiger Stimme. „Willst du damit sagen, dass du nur nachsichtig mit mir bist?“, zischte Grell. „Mich mich einem Dreifach-A will so ein B-Typ wie du fertigmachen?!“ „Das Dreifach-A gab es nur für Ihre praktischen Fähigkeiten“, gab Will zu bedenken. „Außerdem ist ein Notendurchschnitt von B völlig ausreichend, um in die Gesellschaft aufgenommen zu werden.“ Grell knurrte und schrie dann: „Jetzt bist du fällig!“ Er rannte mit gezückter Sense auf Will zu, aber der wich aus und stieß ihm den Griff seiner Sense in den Bauch, so kämpften sie einige Augenblicke lang miteinander. Am Ende versetzte Will Grell einen Fußkick in den Rücken. „Ja, in der Tat. Er könnte einer der berühmtesten Schriftsteller werden, die in die Geschichte eingehen. Aber ob... “ Er hielt kurz inne. „Aber ob er nun lebt oder nicht, wird die Welt nicht verändern!“ Er ignorierte Grell, der plötzlich angefangen hatte zu stöhnen und dem die Beine ihren Dienst versagt zu haben schienen, und sagte: „Es ist an der Zeit. Wir müssen jetzt gehen.“ Damit sprang er vom Dach und machte sich auf den Weg. * „Bitte! Nur noch ein einziges Mal!“ „Es tut mir leid. Nein.“ „Ich will mich doch nur von dem Menschen verabschieden, den ich liebe!“ „Du sollst bestraft werden.“ „Ist es nicht schon Strafe genug, dass ich sterbe?“ „... Wenn es dein letzter Wunsch ist, geh.“ * Sie hätte er hier am wenigsten erwartet. „Will“, flüsterte sie und ging auf ihn zu, um ihre dünnen Arme um ihn zu schlingen. Ihre Haut war noch weißer als zuvor geworden. Die Schneeflocken blieben in der Luft stehen. Nichts bewegte sich mehr, nichts außer ihnen. Will, der völlig überwältigt war, zog ihren Körper an sich und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Das durfte nicht passieren. Er hatte es sich geschworen, von dem Tag an, an dem er die beiden Menschen verloren hatte, die ihm am meisten bedeutet hatten. „Ich...“ Sie löste sich aus der Umarmung. Jetzt konnten sie sich in die Augen sehen. „Ich kann... Ich kann bald nicht mehr hier sein.“ Will starrte sie an. Was sagte sie da? „Das ist das letzte Mal, dass wir uns sehen, Will.“ Sie legte den Kopf an seine Brust und schluchzte. „Es... tut mir so leid...“ „Was... meinst du damit?“, fragte er voller Angst. „Ich... werde... “ Sie schaute ihm wieder in die Augen. „Ich werde sterben.“ Sie... Sterben? Warum...? „Ich liebe dich, Will.“ Will hob ihren Kopf und küsste sie sanft und lang. „Ich liebe dich auch“, flüsterte er dann. Das war der Abschied. Er spürte es. Endgültig. „Ich liebe dich, Will. Mein geliebter Will.“ Wie versteinert blieb er alleine auf dem Dach stehen. Er bemerkte nicht, wie die Schneeflocken wieder in der Luft wirbelten, die Wolken weiterzogen, Menschen unten auf den Straßen ihr Leben lebten. Lebten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)