Wenn er wüsste... von Edphonse15 ================================================================================ Kapitel 2: Zweite Strophe ------------------------- Zweite Strophe Der Frühling nahte und die ersten vorbereitenden Prüfungen standen vor der Tür. Wie immer um diese Jahreszeit wurden die Zimmer neu eingeteilt. Nun waren Azuma und ich nicht mehr in einem Raum untergebracht. Erleichterung und Enttäuschung schwang mit, als ich meine letzte Kiste aus dem Zimmer räumte und es in mein neues brachte. Dort würde ich nun mit drei Mitschülern zusammen wohnen. Ich mochte sie alle sehr und ich hoffte, dass sie auch mit mir klar kommen würden. Die Schule bestimmte nach-wie-vor unseren Alltag. Lernen stand an erster Stelle. Doch immer wenn ich den Kontakt zu Azuma suchte, wich dieser mir aus. Ich hatte so allmählich die Nase voll! Wenn er sich nicht mehr mit mir abgeben wollte, bitte sehr. Konnte er haben. Es war etwa eine Woche vergangen. Gerade hatten wir den Sportunterricht hinter uns gelassen. Das Spiel, Fußball, war unentschieden ausgegangen. Er meinte nur, dass ich mich nicht so leicht ablenken lassen und mehr konzentrieren sollte. Nicht nur den Sport betreffend. Hatte er etwa bemerkt, dass ich die meiste Zeit auf 'ihn' fixiert war? Ich bedanke mich mit einem beschwichtigendem Lächeln und machte mich auf den Weg zur Umkleide, wo längst keiner mehr war. „Nicht einmal warten können die!“, schimpfte ich und zog mein T-Shirt aus, welches ich auf meine Sporttasche warf. Ich griff nach meinem Handtuch und begab mich zur Dusche. Sicherlich würde mich das auf andere Gedanken bringen. Das warme Wasser prasselte auf mich herab. Es war sogar ganz angenehm, jetzt allein zu sein und nicht von allen Seiten bedrängt zu werden – war das hier doch sehr eng. Ich strich mir meine Haare aus dem Gesicht und drehte den Wasserstrahl etwas zurück, ehe ich nach dem Shampoo griff und ein wenig auf meiner Handfläche verteilte. Ich rieb mich dann damit ein und wusch mir den Dreck vom Spielfeld ab. Ganz vertieft und abgelenkt war ich davon, sodass ich nicht bemerkte, dass sich mir jemand von hinten näherte. Ich erschrak, als ich die Tür hörte, als diese aufging. Geschockt blickte ich auf den Jungen vor mir. „Wa...was?“, stammelte ich nur und blickte zu meinem Mitschüler auf. Was wollte er hier? „Takayama...“, murmelte mein Gegenüber mit tiefer Stimme und kam einen Schritt näher. Unbewusst wich ich einen Schritt zurück. Dort tat sich mir jedoch bereits die kalte Wand auf. „Senpai? Was... Was ist los? Ist etwas passiert?“ Warum kam mir der Andere so nahe und wieso sah der mich so seltsam an? „Ich habe dich schon lange im Auge“, raunte der Schwarzhaarige nur und griff nach meinem Arm. Ich versuchte mich zu wehren und ihn von mir zu stoßen, doch sein Griff war zu stark. Ich hatte keine Chance gegen ihn. „Loslassen!“, rief ich ihm wütend entgegen und stemmte mich mit der anderen Hand gegen ihn ab. Doch das hielt ihn nicht auf Abstand. Nein. Stattdessen umfasste er nun auch diesen Arm und drückte nun beide gegen die Wand. Ich war machtlos gegen diese Körperkraft. „Was soll denn das?! Was hast du mit mir vor?“ Alles Schreien brachte nichts, machte der Andere doch einfach weiter. Immer näher kam er mir, bis er mir seine Lippen auf meinen Hals presste und dort einen kleinen, roten Fleck hinterließ. Ich versuchte ihn nun mit den Beinen davon abzuhalten, doch auch dies schien ihm nichts auszumachen. Wenn ich nicht bald hier wegkam, würde sonst noch etwas passieren! 'Nein...!' Ich durfte gar nicht daran denken. 'Aber...!' Nein! Das durfte nicht noch einmal... nicht noch ein weiteres Mal passieren! „Nein!“, schrie ich verzweifelt und kniff meine Augen zusammen, drehte meinen Kopf zur Seite. Ich wusste nicht, was ich jetzt noch tun sollte. Ich hatte keine Kraft, mich gegen diesen Kerl zu wehren. In der Nähe war auch niemand, der mir hätte helfen können... Ich war verzweifelt. Wäre ich doch stärker...! Dann würde ich nicht nur in dieser Situation feststecken... Ich könnte auch 'ihm' ein besseres Gegenüber sein... Und gerade in dem Moment, als er mir seine Erregung gegen meinen Unterleib presste, kamen mir jene Erinnerungen wieder hoch. Erneut versuchte ich mich dagegen zu wehren. Schrie lauthals, dass er mich loslassen solle. Doch niemand schien mich zu hören. Niemand schien mich aus dieser Lage befreien zu wollen. 'Azu...ma...' Ausgelaugt saß ich unter dem Wasserstrahl auf den kalten, nassen Fließen und blickte auf mich herab. Hatte der Kerl es doch tatsächlich getan. Mühsam richtete ich mich auf, tastete mich an der Wand entlang. Ich spürte deutlich, wie alle Kraft aus mir gewichen war. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Ich drehte das Wasser ab und griff nach dem Handtuch. Grob nur trocknete ich mich ab, ehe ich das feuchte Tuch in die nächste Ecke warf und wieder auf den Boden sank. Wütend schlug ich meine Faust auf den harten Boden. „Verdammt!“, rief ich nur und biss mir auf die Unterlippe, sodass diese zu Bluten begann. „Wie konnte das nur passieren...?!“ Warum hatte ich mich nicht wehren können? Ich war doch kein Weichei. Stark genug, kein Kleinkind mehr. Ich war nicht mehr der kleine Junge von damals, der sich... Ich schüttelte mich heftig, wollte ich doch nicht mehr daran erinnert werden. Nicht noch mehr. „Ha... Haha. Was bin ich doch für ein Schwächling...“, murmelte ich verzweifelt, den Tränen nahe. Langsam wurde es mir bewusst, warum sich Azuma mir gegenüber so verhielt... Nachdem ich mich angezogen hatte, machte ich mich auf den Weg zur Klasse. Doch schnell kam ich nicht voran. Mir schmerzte der Hintern und meine Beine waren auch noch dementsprechend wackelig. Nur langsam kam ich voran, mich dabei sooft nur Möglich an den Wänden abstützend. Ich hoffte sehr, dass mich in diesem Zustand niemand sah. Doch da dies ein Schulgelände war, stand die Chance gleich Null. Dennoch schaffte ich es irgendwie in den Flur unseres Stockwerks. Da auch gerade Unterricht war, waren relativ wenige Leute unterwegs. Beinahe hätte ich es auch geschafft, doch war ich mit meinen Kräften am Ende. Ich musste kurz anhalten. 'Dabei sind es doch nur noch ein paar Schritte...' Tief atmete ich ein, lehnte mich an der Wand hinter mir an. „Nur noch ein bisschen...“, murmelte ich leise und schloss für einen Moment die Augen. „Takayama?“ Ich erstarrte, als ich diese Stimme hörte und sah nach Links. „Kurachi...?“ Es war nur unser Mitschüler mit der lauten Klappe. Ich atmete erleichtert auf. Ein Glück war es nicht 'er' gewesen. „Geht's dir nicht gut? Soll ich jemanden holen?“, fragte mich mein Freund und blickte mich sorgenvoll an. Aber ich wollte ihm keine Sorgen bereiten. „Du siehst mir nicht so aus, als ob es dir gut ginge...“, brachte Kurachi hervor und kam mir noch ein wenig näher. Ein wenig wich ich dabei zurück und sah ihn eindringlich an. „Ich bring dich besser zur Krankenschwester. Sicher ist sicher!“ Gerade wollte er mich an der Hand nehmen, da schlug ich ihm die Hand weg. Es war ein Reflex und doch tat es mir in derselben Sekunde leid. „Ent... Entschuldige... Ich...“ Hätte er mich berührt, wären nur wieder diese grässlichen Bilder in mir hochgekommen. Ich konnte sie nicht mehr ertragen; verfolgten sie mich doch bereits jede Nacht. „...“ „Takayama?“ Mir drehte sich alles. Kaum noch konnte ich klar denken. Was tat ich hier? Warum war ich nur hierhergekommen? „Ich...“ „Ich hol wen!“, rief Kurachi noch und verschwand ums Eck, doch das bekam ich nur am Rande mit. Mein Körper fühlte sich an wie Blei. Meine Beine trugen mich nicht mehr, ich sackte zusammen. Ich umfasste meine Arme, spürte wie ich zitterte. Warum verfolgte mich das so? Ich kannte das doch...? „Jo?!“ Hatte ich mich gerade verhört? Auch wenn es mühsam war, so richtete ich meinen Kopf auf und blickte zur Seite. Und da sah ich ihn dann kommen. „Nein...“, brachte ich kaum hörbar hervor. Was machte er denn ausgerechnet jetzt hier? „A...zuma...“ Dass er mich jetzt hier so sah, gab mir den Rest. Mir wurde es Schwarz vor Augen, mein Gleichgewicht vermochte ich nicht mehr zu halten. Doch auf dem Boden war ich nicht angekommen, hatte mich Azuma doch aufgefangen. Ich spürte seine warmen Hände, die meinen Körper umfassten. Hätte ich die Kraft gehabt, hätte ich ihn von mir gestoßen, aber es war mir nicht Möglich. Wieder einmal war ich hilflos und bereitete allen nichts als Kummer. Warum war ich nur hierhergekommen...? Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)