Last Night in Vegas von Anemia (What happened?) ================================================================================ Kapitel 1: I'm waking up outside, everybody passed out on the floor. -------------------------------------------------------------------- Scheiße, wo war ich hier gelandet? Als ich durch den milchigen Schleier, den meine Augen beim Auftun umgaben, hindurch blinzelte, fand ich mich mitten auf dem Bürgersteig wieder. Erschrocken versuchte ich mich zu erheben, aber mein brummender Schädel und die weichen Knie zwangen mich zurück auf den harten Asphalt. Noch während ich mich wie ein nasser Sack an die schäbige Hauswand sinken ließ und schließlich hart an dieser mit dem Rücken anstieß, schossen mir Bilder durch den Kopf. Bilder von Menschen, die im flackernden Neonlicht direkt vor meine Füße fielen; lachend, wie im Rausch. Sonst war da nichts mehr. Nichts. Kapitel 2: Last thing I'll remember, is the girl next door. ----------------------------------------------------------- Die an mir vorbei eilenden Menschen starrten mich an. Ich begann mich für meinen sicher sehr jämmerlichen Zustand zu schämen. Meine Haaren sahen bestimmt aus wie ein zerrüttetes Vogelnest und die Schminke befand sich vielleicht noch an den Wangen, aber wahrscheinlich nicht mehr an den Augen, wo sie hingehörte. Das musste eine Nacht gewesen sein. Eine Nacht, für die manche sterben würden, und auf eine gewisse Weise war ich auch gestorben, so wie ich mich fühlte. Die Menschen, die ganzen feiernden Menschen; vom Drogenrausch ergriffen. Dazwischen das Bild einer blonden Frau; ausgelassen. Vergnügt. Und sie tanzte. Sie tanzte mit Jayy. Kapitel 3: Somebody call my phone, So I can figure out the shit I've done. -------------------------------------------------------------------------- Mit fahrigen Bewegungen schob ich meine Hand in die Hosentasche, um mein plötzlich schrillendes Handy ans Tageslicht zu holen. Keine Ahnung, ob ich in dem Zustand noch sprechen konnte, doch als ich Jayys Namen auf dem Display las, entschied ich mich für eine Antwort. Denn vielleicht konnte er mir sagen, was sich letzte Nacht zugetragen hatte. Was zwischen Haley und ihm gelaufen war, denn ich erinnerte mich vage daran, dass sie ziemlich intim geworden waren. "Jayy?", krächzte ich heiser, aber der andere wartete gar nicht erst, bis ich mich fertig geräuspert hatte. "Bro? Wo steckst du? Wir müssen reden. Dringend!" Kapitel 4: Still drunk so why do I stop before the morning comes. ----------------------------------------------------------------- So schnell es ging machte ich mich auf den Heimweg, auch wenn meine Beine sich wie Pudding anfühlten. Jayy klang aufgebracht - etwas Schlimmes musste sich in der Nacht, an deren Geschehen ich mich nur fetzenweise erinnern konnte, passiert sein, dies vermochte sogar mein betrunkenes Gehirn zu konstruieren. Und dieses war noch mächtig blau, ich hatte Glück, dass die Bullen mich nicht in diesem Zustand antrafen; die hätten mich direkt in die Ausnüchterungszelle bugsiert. Doch was kümmerte mich das? Bei irgendjemandem dampfte die Kacke! Vielleicht bei Jayy. Oder bei Haley. Wer weiß, was die beiden für eine Scheiße gemacht hatten... Kapitel 5: Last night we were dancing on the table, swinging from the chandeliers, singing ay-oh. ------------------------------------------------------------------------------------------------- Meine schwere Faust donnerte gegen die Tür unseres Hotelzimmers. "Ich bins", lallte ich unbeholfen, aber mein Freund, der mich bereits erwartete, öffnete schon eilig die Tür. Ich sah in ein gerötetetes Augenpaar und begab mich nach dem ersten Schock in den Raum, in dem sich die Klamotten auf dem Boden stapelten. "Was war los?", wollte ich wissen und ließ meinen Hintern auf das zerwühlte Bett sinken, doch Jayy quiekte plötzlich auf und zog mich schmerzhaft am Arm von der Matratze hoch. Als ich sie verwirrt musterte, stellte ich fest, dass sie sich bewegte. Dann kam ein blonder Haarschopf zum Vorschein. Kapitel 6: Last night I had to shut the whole place down, so we took it to the boulevard. ----------------------------------------------------------------------------------------- "Erinnerst du dich nicht mehr?" "Nee. Kaum. Nur daran, dass du mit ihr getanzt hast. Eng. Aber das..." Jayy seufzte kurz aber tief und sah zum Fenster, dann zu der noch tief und fest schlafenden Haley, bis ich schließlich an die Reihe kam. Sein Blick war unerwartet scheu und erweckte ein schmerzendes Gefühl in meiner Magengegend, welches sicher nicht nur durch den übermäßigen Alkoholgenuss bedingt war. "Die haben uns rausgeschmissen aus dem Club", sprach Jayy weiter, nun mit monotonen Schritten im Raum auf und ab gehend. "Wir feierten danach auf der Straße weiter und..." "Was 'und'? Du hast Haley gepoppt!" Kapitel 7: Try to remember last night, wish I could remember the time of my life alright. ----------------------------------------------------------------------------------------- "Nein, Dahvie...also..." Ich hasste, wie er die Hände auf meine legte; wie er vor mir auf die Knie ging und mich flehend anfunkelte. Doch ich durfte keine Eifersucht zeigen. Wir waren kein Paar, wir würden nie eines sein, egal, wie viel ich für meinen besten Freund empfand. Er wusste es nicht und es war das Beste. Man sah schließlich, dass er eher bi werden würde, anstatt etwas für mich zu empfinden. Die Tränen, die meine Sicht beeinträchtigten, ignorierte ich, hoffend, ein Außenstehender könnte sie nicht sehen. Und sie ließen Jayys Gesicht verschwimmen. "Erinnere dich, Dahvie! Wir haben geheiratet. In Vegas!" Kapitel 8: I can't wait for tonight to be, like last night. ----------------------------------------------------------- "Was? Aber...wieso ist Haley dann...in deinem Bett?" Jayy schluckte hörbar und richtete seinen Blick zum Boden. "Sie...ist in mich verliebt und hat mich gebeten...nur eine Nacht mit ihr zu verbringen. Sie hat mir so leidgetan. Ich habe es gemacht - nachdem ich deinen Arsch entjungfert habe." Ungläubig schüttelte ich den Kopf, während mein Mund sich nicht mehr schließen lassen wollte. Diese Nacht war die Nacht meines Lebens, die Nacht unserer gemeinsamen Liebe, die sich wahrscheinlich nie wieder ereignen würde, weil Jayy und ich uns sicher nur aus Gag die Ringe angesteckt hatten. Ich wünschte, man hätte die Nacht wiederholen können... Kapitel 9: Last Night was the pretty call, but tonight was the sequel. ---------------------------------------------------------------------- "Komm für mich, schöner Engel. Du zuckst doch schon so." Noch tiefer versenkte Jayy sich in mir, spreizte meine Schenkel und rieb meinen harten Schwanz zwischen seinen rauen Handflächen. "Dieses Mal wirst du dich daran erinnern. An unsere Hochzeitsnacht. Mein Liebster..." Das dunkle Lächeln in seinem Gesicht begleitete mich bei meinem Orgasmus und ich dachte für diese intensiven Sekunden nicht darüber nach, dass er in dieser Nacht nur erneut mit mir schlief, damit ich dieses bereits vergangene Erlebnis in meinen Erinnerungen abspeichern konnte. Ich wusste, morgen würden wir uns wieder scheiden lassen und die goldenen Ringe an unseren Fingern ablegen. Kapitel 10: Getting hot off the lights, this is life, this is what I do. ------------------------------------------------------------------------ Es waren nicht nur die Lichter der Leuchtreklame, die uns umgab, als wir uns küssten; es war die Wärme seiner Lippen, die meinen Körper erhitzte und ein letztes Mal kribbeln ließ. Ich spürte, wie Jayy in den Kuss lächelte, so, als wäre das Ganze nur ein Spiel, eine harmlose Affäre ohne Bedeutung, weil sie erblühte, während wir uns dem Alkohol zugeneigt hatten. Doch mich ließ diese intime Zärtlichkeit erst richtig aufleben. Immer und immer wieder schmiegten sich unsere Zungen aneinander, bis Jayy dem ein jähes Ende setzte. "Lass uns weiter gehen. Je schneller wir diese Hochzeit rückgängig machen, umso besser." Kapitel 11: I'm feeling deja-vu, Strangers telling me that I love you. ---------------------------------------------------------------------- Langsam blitzten neue Erinnerungen an unsere gemeinsame Nacht auf. Es waren nur kurze Sequenzen, die mich jedoch umso mehr ergriffen. Ich meinte, Jayys Hände und Lippen auf meiner Haut spüren zu können, und dann war da etwas, das er mir auf der Tanzfläche mehr ins Ohr geschrien als gesäuselt hatte, während wir uns innig umarmten, vor Haleys Augen. Hand in Hand schlenderten wir zum Marriage Bureau, bis plötzlich eine Frau so nah an Jayy vorbeiging, dass sie ihn an der Schulter berührte. "Du liebst ihn", stellte sie aus heiterem Himmel fest, während sie dem anderen ernst in die Augen blickte. Kapitel 12: Fuck it I don't know why, but I love you too! --------------------------------------------------------- "Was sollte das?", fragte mich Jayy und runzelte die Stirn, sodass sich eine attraktive Falte zwischen seinen Augenbrauen abzeichnete. "Du liebst ihn. Hat die was genommen?" Ratlos, aber ziemlich nervös zuckte ich mit den Schultern. So, wie er mir gerade in die Augen schaute, wollte ich ihn am liebsten erneut küssen. "Fuck it", sagte ich deswegen bestimmt und legte die freie Hand auf seinen Hals. "Ich weiß nicht warum, aber ich liebe dich auch. Vielleicht ist es nur dein dunkler Sexappeal, vielleicht ist es aber auch mehr." Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm mutig meine Lippen auf. Kapitel 13: Say what you want, say what you want, fuck what you say 'cause, we're havin' fun. --------------------------------------------------------------------------------------------- Ein Schauer fuhr über meinen Rücken, aber es war keiner von dieser warmen, wohligen Sorte; er glich viel mehr einem kalten Wasserfall, der irgendwo in meiner Magengegend versiegte. Schuld daran war der Ausdruck, der in Jayys Gesicht lag, nachdem ich den nicht erwiderten Kuss beendet hatte. Das typische Pokerface wurde mir präsentiert. "Du liebst mich also", fasste Jayy nach einer Pause des Schweigens zusammen und kaute an seinem Piercing. "Aber vielleicht liebe ich dich nicht..." "Sag was du willst", fiel ich ihm hastig ins Wort und griff nach seiner Hand. "Wir haben Spaß miteinander. Sehr viel Spaß. Das genügt doch." Kapitel 14: Everywhere we go, you already know. ----------------------------------------------- Die Leute warfen uns verwirrte Blicke zu - in manchen Bundesstaaten Amerikas war es eben noch nicht üblich, dass zwei Kerle Händchen haltend und glücklich lächelnd wie nach richtig gutem Sex durch die Fußgängerzone liefen. Jayy der alte Spinner wollte mir seine Liebe beinahe nicht gestehen, aber die Herzchen in seinen Augen sagten mehr als tausend Worte. Die Scheidung war nach ein paar Umarmungen und Küssen hinfällig und ich fieberte einer neuen Liebesnacht entgegen; bis es jedoch so weit war verhielten wir uns wie es ein frisch verliebtes Paar eben tat. Alle sollten wissen, dass wir uns endlich gefunden hatten. Kapitel 15: I don't give a fuck and I won't stop, but that won't solve anything. -------------------------------------------------------------------------------- "Schmeckt dein Bananeneis?" "Mal lecken?" Ein spitzbübisches Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, als ich meine Zunge raussteckte und über Jayys Eiskugel leckte. Keck blickte ich zu ihm auf und ich ging jede Wette ein, dass er wusste, an was ich dachte. Auf einmal wurde ich jedoch ernst und blickte an meinem Mann vorbei - Haley war es, die auf uns zulief und nicht sonderlich begeistert dreinblickte. Ich wusste, dass sie starke Gefühle für Jayy hegte, und ich konnte mir vorstellen, wie schmerzhaft dieser Anblick für sie sein musste; doch heute durfte ich egoistisch sein. Unser Glück würde niemand zerstören. Kapitel 16: Run your mouth if you want 'cause we don't care what you say, don't care what you say... ---------------------------------------------------------------------------------------------------- "Du bist ein Arschloch, Monroe. Wieso machst du mir Hoffnungen, wenn du eh Dahvies Stecher sein willst? Also doch von wegen 'Sei mein für immer'. Fick dich." Obwohl Haley so eine Szene machte, konnte ich nur noch an diese magischen Worte denken und auch, wie verheißungsvoll Jayy mir diese in unserer wilden Nacht zuflüsterte. Das war es. Sowas lügt man nicht. "Sorry. Ich hab Scheiße gebaut, aber du musst damit klarkommen. Ich liebe Dahvie." Von einem tiefen Glück erfüllt schmiegte ich mich an Jayy. Es war mir egal, was sie sagte. Was die Leute sagten. Das hier war die Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)