Fight with me von Mitsunari_Ishida ================================================================================ Kapitel 4 --------- Okami war wie erstarrt. Motochika schob Amaterasus Kopf aus seinem Schoss und erhob sich. Er sah den Ninja erwartungsvoll an. Nach einigen weiteren Augenblicken löste sich Okami langsam aus der Starre. Er ging auf Motochika zu, an ihm vorbei und blieb vor dem Fenster stehen, welchs den Raum vom Balkon trennte. Motochika drehte sich um, Okami hatte ihm den Rücken zugewandt, die Arme vor der Brust verschränkt. Es herrschte eine erwartungsvolle Stille zwischen ihnen. Motochika wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu sagen, als ein dumpfes Geräusch ertönte. Okami hatte seine Maske vom Gesicht gestreift und zu Boden fallen lassen. „Wie hast du es gemerkt? Nur wegen Amaterasu?“, wurde der Pirat leise gefragt. Noch immer hatte Okami ihm den Rücken zugewandt. „Nicht nur“, antwortete Motochika mit einem strahlenden Lächeln. Das war gerade die Bestätigung seiner Vermutung gewesen. „Die Art, wie du Mitsunari gegenüber trittst und dich ihm gegenüber verhältst. Das machst nur du, nein, das traust nur du dich. Ausserdem dein Lachen, das würde ich überall wiedererkennen.“ Ein leises Seufzen kam vom Fenster. „Mir hätte klar sein sollen, dass ich dich nicht täuschen kann.“ Motochika antwortete nicht, stattdessen trat er neben die Person am Fenster. Sie sah weg. „Ach komm schon Tsuki, sieh mich an.“ Zögerlich sah sie an. Zwei orange Augen blickten ihm entgegen. Ihr herzförmiges Gesicht sah im schwachen Licht recht bleich aus. Die junge Frau, die neben dem Piraten stand, war eigentlich recht hübsch. Wenn da nicht die hässliche Narbe wäre, die sich über ihr Gesicht erstreckte. Sie begann über dem linken Auge, erstreckte sich quer darüber, ging weiter über ihre Wange, ihren Hals und verschwand schliesslich unter ihrer Kleidung. Das Auge selbst war glücklicherweise heil geblieben. Motochika musterte die junge Frau. „Tsukiko. Was soll das traurige Gesicht?“ Er lächelte sie aufmunternd an. Sie sah von ihm weg und aus dem Fenster. „Wenn es dich beruhigt, ich sage keiner Menschenseele was.“ „Danke“, sagte sie darauf. Er hatte sie schneller durchschaut als ihr lieb war. „Bin ich der Einzige, der dein Geheimnis weiss?“, wollte Motochika neugierig wissen. Okami, nein, Tsukiko, schüttelte den Kopf. „Nein, Mitsunari weiss es natürlich. Ansonsten aber niemand.“ Wieder Schweigen. Irgendwann legte Motochika Tsukiko eine Hand auf die Schulter. Sie blickte darauf. „Was soll das ganze eigentlich?“, fragte er etwas ernster. „Was meinst du?“ „Na eben die Maske, die neue Identität. Warum machst du das?“ „Das verstehst du nicht“, sagte sie scharf. Er nahm seine Hand vorsichtshalber wieder Weg. „Tsukiko, wir verstehen uns doch eigentlich so gut, sind doch gute Freunde. Warum sollte ich es nicht verstehen, was auch immer es ist?“ Sie seufzte. „Ein anderes Mal, in Ordnung?“ Widerwillig nickte er. Sie hatte einen ziemlich sturen Kopf, es würde nicht bringen, jetzt noch lange zu diskutieren. Es herrschte eine unangenehme Stille zwischen ihnen. „Also dann“, fing Motochika an. „Bis morgen.“ „Bis morgen“, sagte sie und blickte ihn an. Zu seiner Verwunderung lächelte sie. Nur wenige Stunden später erwachte Tsukiko schlagartig. Irgendetwas stimmte nicht, das spürte sie. Schnell erhob sie sich, tastete in der Dunkelheit nach ihrer Maske und streifte sich diese über. Leise verliess sie das Zimmer und schlich sich durch die Gänge. Ihr Gefühl sagte ihr, dass Gefahr in der Nähe war. Doch von was ging diese Gefahr aus? So schnell und leise wie sie nur konnte machte sie sich auf den Weg zu Mitsunaris Zimmer. Sie musste sich erst vergewissern, dass er nicht in Gefahr war, bevor sie sich weiter auf die Suche machte. Bei seinem Zimmer angekommen schob sie lautlos dessen Tür auf. Ihr Herz blieb für den Bruchteil einer Sekunde stehen, als sie eine Gestalt sah, welche sich über den schlafenden Mitsunari gebeugt hatte. Eine Klinge blitzte im schwachen Mondschein auf. Schon in der nächsten Sekunde sprang sie diese Person an und riss diese mit sich zu Boden. Einen halben Meter neben Mitsunari landeten sie mit einem dumpfen Poltern auf dem Boden. Tsukiko war zwar auf dem Anderen gelandet, doch der Ninja warf sie flink von sich runter und floh durch die aufgeschobene Zimmertür. Ohne zu zögern nahm sie die Verfolgung auf. Trotz seines Vorsprunges holte sie ihn schon bald in einem vom Mondschein erhellten Korridor ein. Sie warf ein Kunai nach ihm, welches in zwar nicht direkt traf, aber immerhin seine Schulter streifte, so dass er auf sie aufmerksam wurde. Er sah beim Rennen über die Schulter. Da er dadurch etwas abbremste, wurde dies sein Todesurteil. Nun hatte sie in ganz eingeholt und war nahe genug, ihm ihren Dolch zwischen die Schulterblätter zu rammen. Er sackte leblos zu Boden. Sie ging neben ihm in die Hocke und musterte ihn. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre linke Hand, mit welcher sie ihn erstochen hatte, voller Blut war. Sie wischte es an ihrer Hose ab und überlegte, was sie jetzt mit ihm machen soll. Sie konnte die Leiche nicht einfach hier liegen lassen. Oder sie konnte ihn doch liegen lassen, so dass irgend ein Soldat ihn morgen wegbringen musste. Sie erhob sich. Soll die Drecksarbeit doch ein Anderer für sie erledigen. Sie machte sich auf den Weg zu den Schlafräumen zurück. Sie war überzeugt, dass sich nicht noch weitere Ninja in der Burg aufhielten. Ansonsten hätten sie ihrem Mitstreiter bestimmt geholfen. Und wenn nicht, wären sie mittlerweile bestimmt geflohen. Die Tatsache, dass sie Okami geweckt hatten, hatte mögliche andere Ninja bestimmt erschreckt. Sollte sie nochmals bei Mitsunari vorbeischauen? In ihrem Inneren kämpfen zwei Mächte gegeneinander. Einerseits würde sie sich gerne vergewissern, dass es ihm wirklich gut ging. Andererseits war er bestimmt schon wieder gereizt und würde sie nur anschnauzen, und darauf hatte sie momentan wirklich keine Lust. Das konnte er auch noch morgen früh tun. Sie seufzte. Es war alles so viel komplizierter geworden in letzter Zeit. Tsukiko entschied sich, nicht mehr bei ihm vorbei zu gehen und betrat stattdessen ihr eigenes Zimmer, wo sie von einer besorgt wirkenden Amaterasu stürmisch begrüsst wurde. Sie streichelte der Wölfin einige Male über den Kopf. Wenigstens war sie noch die Selbe geblieben. Am nächsten Morgen wurde Tsukiko von einem stürmischen Klopfen geweckt. „Okami, bist du wach?“, er klang eine genervte Stimme. Schnell zog sie sich die Maske an. Dass sie Yoshitsugu mal genervt erleben würde, hätte sie nicht gedacht. Er war ja sonst immer die Ruhe selbst und liess sich von fast nichts aus der Ruhe bringen. Die Ausnahme schien wohl Mitsunaris Wohlbefinden zu sein. Ein anderer Grund fiel ihr nicht ein, weswegen er hier auftauchen würde. „Was ist denn?“, antwortete sie ebenso gereizt. Unaufgefordert schob Yoshitsugu die Tür auf und schwebte herein. Damit er nicht von Oben auf sie herab sehen konnte, erhob sie sich eilig. „Dieser tote Ninja, den Soldaten heute morgen gefunden habe. Bist du dafür verantwortlich?“ „Na wer denn sonst?“, antwortete sie gelangweilt. Deswegen hätte er sie wirklich nicht wecken müssen. „Er wollte Mitsunari töten, da habe ich kurzen Prozess mit ihm gemacht.“ „Mitsunari war in Gefahr?“, hackte Yoshitsugu nach. „Nicht wirklich, ich war ja rechtzeitig da. Ausserdem, hat er dir das nicht eh schon gesagt? Er ist bestimmt erwacht, als ich den Anderen zu Boden gerissen habe.“ „Ob ich es schon wusste, ist irrelevant. Du bist für seine Sicherheit zuständig, das hätte nicht passieren dürfen.“ Sie streckte sich und gähnte. „Ist ja nichts passiert.“ Natürlich wusste sie selber, das es letzte Nacht äusserst gefährlich gewesen war. Doch das würde sie vor Yoshitsugu ganz bestimmt nicht zugeben. „Sieh zu, dass es nicht mehr vorkommt. Sonst sorge ich dafür, dass du hier nicht mehr lange dienst.“ Ohne eine Antwort abzuwarten verliess er den Raum. Tsukiko lachte laut, was ihre Wölfen aufhorchen liess. War das etwa gerade eine Drohung? Ausserdem fürchtete sie sich nicht davor, rausgeschmissen zu werden. Das war eine Sache, bei der sie sich bei Mitsunari sicher war. Tsukiko verliess gerade das Gebäude, als sie von Motochika eingeholt wurde. Der Pirat schien wie so oft gut gelaunt zu sein. „Okami, kommst du mit in die Stadt?“ „Ich weiss nicht.“ Ihr war nicht danach. Der Vorfall letzte Nacht machte ihr mehr zu schaffen, als sie zugeben wollte. Mitsunari hätte sterben können und es wäre ihre Schuld gewesen. Was sie aber noch viel weniger zugeben wollte war die Tatsache, dass sie ihn offenbar alleine nicht mehr beschützen konnte. Und darauf war sie bis jetzt immer Stolz gewesen, dass er niemand Anderen zum Schutz gebraucht hatte. „Ach komm schon. Dann kommst du wenigstens auf andere Gedanken.“ Er grinste breit. Der Pirat hatte wohl auch schon von dem toten Ninja gehört. Nur das er im Gegensatz zu Yoshitusug wohl mehr verstand, dass dies Tsukiko beschäftigte. Sie seufzte. „Also gut von mir aus.“ Sie folgte ihm aus dem Burghof. „Was ist da letzte Nacht eigentlich passiert? Ich hab alles nur so am Rande erfahren“, fragte der Pirat, als sie durch einen Markt schlenderten. „Irgend ein fremder Ninja hatte versucht, Mitsunari zu töten. Aber wie du ja sicher weisst, ist ihm das nicht gelungen, ich habe ihn erledigt.“ „Ach so. Weisst du, von welcher Armee er kam?“ „Er trug kein Wappen bei sich. Entweder ein Einzelgänger, oder aber der Auftraggeber wollte unerkannt bleiben.“ Nach einer kurzen Pause ergriff sie wieder das Wort. „Ich glaube ich brauche Hilfe. Ich kann ihn nicht mehr alleine Verteidigen.“ „Und was stellst du dir da vor?“, fragte er, um das Gespräch am Laufen zu halten. Tsukiko war viel schweigsamer, als er sie in Erinnerung hatte, und die Maske, die ihr Gesicht verdeckte, machte es unglaublich schwierig für ihn zu erraten, was sie dachte. „Vielleicht einen oder mehrere andere Ninja. Aber die will ich mir auf jeden Fall selbst aussuchen, ich traue nicht je-.“ Sie brach ab. In der Menschenmenge war ihr ein junger Mann aufgefallen, der ihr Interesse geweckt hatte. „Was ist?“, sagte Motochika und sah sie fragend an. „Hast du das eben gesehen?“, fragte sie ihn erwartungsvoll. „Was soll ich gesehen haben?“ Ohne eine Antwort zu geben folgte Tsukiko dem jungen Mann durch die Menge. Dem Piraten blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Ein paar Minuten später betrat der junge Mann ein Wirtshaus. „Kannst du hier draussen bitte auf mich warten?“, fragte sie ihn. „Na wenn's unbedingt sein muss. Aber was ist eigentlich los?“ „Ich glaub ich habe gerade jemanden gefunden, der mir helfen könnte.“ Mit diesen Worten betrat sie nun ebenfalls das Wirtshaus und liess Motochika alleine zurück. Dieser beschloss, nicht wie ein Pferd, dass man draussen angebunden hatte zu warten, das war viel zu langweilig. Stattdessen ging er nun alleine weiter durch die Stadt. Tsukiko sah sich im Wirtshaus um und erblickte schon kurze Zeit später den jungen Mann von vorhin. Er sass in einer Ecke des Raumes. Seine hellgrünen Augen waren auf den Tisch gerichtet, seine schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht. Sie setze sich wortlos ihm gegenüber hin. „Verzieh dich, ich will niemanden-“, er blickte auf und sah wer ihm gegenüber sass. Tsukiko hatte noch kein Wort gesagt, doch die Tatsache, dass Okami ihm gegenüber sass, schien ihn schon etwas einzuschüchtern. Er lenkte schnell ein. „Was verschafft mir die Ehre?“, versuchte er sich zu retten, doch ein höhnischer Unterton konnte er sich dennoch nicht verkneifen. Er fühlte sich in der Öffentlichkeit wohl sicher. „Du hast flinke Finger“, sagte der Angesprochene. „Was willst du mir damit sagen?“ „Ich habe gesehen, wie kinderleicht du dieser Frau auf der Strasse den Geldbeutel geklaut hast, sie hat vermutlich nicht mal wirklich realisiert, dass du so nahe an ihr vorbei gelaufen bist.“ Jetzt schien dem jungen Mann unwohl zu werden. Fürchtete er etwa eine Strafe? „Keine Sorge, du wirst dafür nicht bestraft werden.“ Erleichtert atmete er aus. „Warum bist du mir dann gefolgt?“ „Wie heisst du?“, fragte Tsukiko. Sie bemerkte, dass der junge Mann versuchte, durch die Löcher in der Maske zu sehen, welche für die Augen offen waren. Sie senkte leicht den Kopf, um ihm die Sicht zu verwehren. „Ich habe zuerst gefragt“, beharrte er. „Und ich könnte mir das mit der Strafe doch noch einmal anders überlegen. Dieser Diebstahl war bestimmt nicht dein erster.“ Es dämmerte ihm, dass er am kürzeren Hebel war. „Mein Name ist Asanuma Shuu.“ „Sag mal, Shuu, du arbeitest nirgends, nehme ich an? Sonst müsstest du die anderen nicht bestehlen.“ „Richtig.“ Er antwortete sehr vorsichtig. Sie legte den Kopf schief. „Du hast eine Ninjaausbildung, nicht wahr?“ Er nickte. „Was willst...wollt Ihr eigentlich von mir?“ Er schien sich nicht ganz sicher zu sein, wie er sie ansprechen soll. Ihr Status war eindeutig höher als sein eigener, andererseits hatte sie aber auch nicht den Eindruck gemacht, als erwartete sie auch so behandelt zu werden. „Weisst du, bis jetzt habe ich die Burg alleine bewacht. Das ist aber sehr nervenaufreibend alleine und erlaubt mir nicht viel Schlaf.“ „Ihr wollt, dass ich Euch diene?“, fragte er verunsichert. Das enttäuschte sie fast ein bisschen, sie hätte ihn viel selbstsicherer eingeschätzt. „Genau deswegen bin ich dir gefolgt.“ „Wie viel bekomme ich, wenn ich zusage?“ „Darüber kann man noch verhandeln.“ Sie stand auf. „Wenn du Interesse hast, komm bei Sonnenuntergang zur Burg. Aber nimm den Haupteingang, ansonsten wirst du als Eindringling gesehen und von mir schneller getötet als du blinzeln kannst.“ Mit diesen Worten liess sie Shuu alleine zurück und verliess das Wirtshaus. Sie lächelte siegessicher unter ihrer Maske. Sie war überzeugt, sein Interesse geweckt zu haben. Alles war besser als mit Stehlen über die Runden zu kommen, da war sie sich sicher. Sie verliess das Wirtshaus und sah sich um. Da sie Motochika nirgends erblicken konnte, machte sie sich auf die Suche nach ihm. Sie konnte den Sonnenuntergang jetzt schon nicht mehr erwarten und war gespannt, ob Shuu auftauchen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)