Secrets of the past von X-Breakgirl ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Alle 100 Jahre wird ein besonderer Mensch geboren, der über die Kraft verfügt, die Macht des Chaos zu beherrschen. Als in einem kleinen Dorf ein Mädchen geboren wurde, wussten die Dämonen, dass sie diejenige war. Die höheren Dämonen beauftragten jemanden, um das kleine Mädchen zu beobachten und dafür zu sorgen, dass niemand herausfand, wer sie war. Der Dämon hielt sich ständig in ihrer Nähe auf, und viele Jahre passierte nichts. Aber dann erfuhr ein Bund Magier zufällig von ihr und ihren Kräften. Sie schickten einen jungen Mann, der erst kurze Zeit bei ihnen war, damit er das Mädchen ausfindig machte. Nach seiner Rückkehr berichtete er ihnen, dass sie unter dem Namen Serena in dem Dorf lebte. Daraufhin machte sich der Anführer der Magier auf den Weg, um sie zu entführen und ihre Kräfte für seine Zwecke ausnutzen zu können. Serena hatte schon lange bemerkt, dass sich jemand ständig in ihrer Nähe aufhielt. Schließlich erwischte sie den Dämon, als er hier wieder einmal heimlich nachschlich. Er tischte ihr eine überzeugende Ausrede auf, die sie akzeptierte. Und im Laufe der Zeit entstand eine Freundschaft zwischen ihnen. Obwohl der Dämon ihr verschwieg, was er war, wusste sie es irgendwie, es störte sie aber nicht. An dem Tag, als der Anführer der Magier in das Dorf kam, wurde der Dämon von seinem Meister Xellas gerufen. Er erzählte ihm von den Magiern, und befahl ihm, Serena wegzuschaffen. Sollte sie sich weigern, ihr Dorf zu verlassen, müsste er sie töten, damit sie den Magiern nicht in die Hände fiele. Mit diesem neuen Auftrag kehrte der Dämon in das Dorf zurück. Er erzählte Serena alles, über sich und den Magier, der ihretwegen kam. Serena beschloss, das Dorf zu verlassen, um die Einwohner zu schützen. In einem Wald trafen sie und der Dämon auf den Anführer der Magier. Dieser verlangte von dem Dämonen, ihm das Mädchen auszuliefern. Der Dämon weigerte sich und griff an. Der Magier zog sein magisches Schwert und fügte dem Dämonen eine tiefe Wunde zu. Dann hielt er ihn mit der Schwertklinge am Boden und befahl Serena, zu ihm zu kommen. Serena zögerte kurz, dann sah sie dem Dämonen direkt in die Augen. Er begriff, was sie vorhatte. Sie zog ihr eigenes Schwert und rammte es sich in den Körper. Tödlich verwundet sank sie zu Boden. Der Magier brüllte seinen Zorn heraus und verluchte Serena und den Dämonen. Und er versprach, zu warten, bis Serena wiedergeboren wird und sich ihrer dann zu bemächtigen. Kapitel 2: ----------- Etwa 15 Jahre, bevor Lina und ihre Freunde aktiv waren, kam in einem kleinen Dorf ein Mädchen auf die Welt. In dem Moment, als sie geboren wurde, spürte es der Dämon und machte sich auf den Weg, um nach ihr zu sehen. Allerdings wurde das Dorf kurz vor seiner Ankunft von einer Räuberbande überfallen. Sie zerstörten es vollkommen und zogen dann weiter. Nur das kleine Mädchen und ihr älterer Bruder überlebten. Der Junge hatte sich mit ihr versteckt. Der Dämon fand die beiden inmitten der Trümmer und nahm beide mit sich. Er brachte sie zu Weißmagiern, bei denen er die Kinder in Sicherheit dachte. Diese Magier besaßen ein magisches Amulett, von dem Gaav erfuhr und einige Untergebene schickte, um es ihm zu bringen. Die Weißmagier wurden getötet und das ganze Haus durchsucht, fanden aber nichts. Kurz zuvor war das Amulett in zwei Hälften geteilt worden und jedem Kind eine Hälfte gegeben. Der Junge wurde zu einfachen Bauern gebracht, das Mädchen in eine kleine Stadt, zu einem wohlhabenden Mann. Dieser Mann hatte gerade erst seine schwangere Frau kurz vor der Entbindung durch einen Unfall verloren. Er war überglücklich, als ihm das kleine Mädchen anvertraut wurde. Eines Abends bekommt der Mann Besuch, der aus dem Nichts in seinem Arbeitszimmer auftaucht. Bei seinem plötzlichen Erscheinen springt er aus seinem Stuhl auf. "Ich kenne euch, ihr habt mir damals meine Tochter gebracht! Was wollt ihr nach all den Jahren wieder hier?" "Ich bin hier, weil ich dich warnen will. Jemand hat von dem Mädchen erfahren und wird hierher kommen. Deshalb solltest du so schnell wie möglich einige Schreiben anfertigen und an diese Leute schicken." Der Besucher gibt dem Mann eine Liste. "Gib in den Briefen die Gründe an, die hinter den Namen stehen. Dann kannst du sicher sein, dass sie garantiert kommen. Mit ihrer Hilfe wirst du das Problem ganz leicht überstehen." Einige Zeit später sind Lina und Gourry auf dem Weg in eine Stadt. Lina hat vor einigen Tagen einen Brief bekommen, in dem stand, dass es dort eine seltene Spezialität geben würde. Unterwegs treffen sie zufällig Amelia und Zelgadis, die ebenfalls in die Stadt wollen. Es stellt sich heraus, dass die beiden ähnliche Schreiben bekommen haben. Amelia war eingeladen worden, aufgrund ihres Gerechtigkeitsticks, an einem stattfindenden Gerechtigkeitsfestival teilzunehmen. Dort sollte sie in ihrer Stellung als Prinzessin, eine Rede halten. Zelgadis gegenüber war erwähnt worden, dass er hier eine Kopie der Claire-Bibel finden würde. Lina findet das merkwürdig. "Ich frage mich, warum wir alle zur gleichen Zeit in diese Stadt gerufen werden. Das kommt mir sehr seltsam vor." "Ist mir völlig egal, solange ihr mir nicht in die Quere kommt", knurrt Zel. "Ich bin nur wegen der Claire-Bibel hier." "Wir sollten nichts überstürzen. Vielleicht will uns ja jemand in eine Falle locken", gibt Lina zu bedenken. "Wir sollten vorsichtig sein, wenn wir die Stadt erreichen." "Vielleicht wäre es ja vernünftiger, umzukehren, bevor wir in der Stadt ankommen", mischt Gourry sich ein. "Auf keinen Fall! Ich werde mir diese Kopie auf jeden Fall holen!" "Und ich bin öffentlich eingeladen worden! Es gehört sich nicht für eine Prinzessin, eine Einladung einfach auszuschlagen!", schnauzen Zel und Amelia ihn an. Etwa eine Stunde später erreichen sie die Stadt. "So, wir sind also hier. Jetzt muss ich unbedingt rausfinden, wo es diese seltene Spezialität gibt. Warum kommt ihr nicht mit?", schlägt Lina vor. "Ihr könnt ja danach immer noch eure eigenen Wege gehen." "Klingt gut, ich habe nämlich auch großen Hunger", stimmt Amelia zu. "Und das Festival scheint ja noch nicht angefangen zu haben. He, Zelgadis, begleitest du uns? Die Kopie läuft dir ja bestimmt nicht weg." Widerwillig stimmt er zu. Während sie die Stadt durchqueren, werden sie von den Einwohnern neugierig beobachtet. "Warum starren die uns alle so an?", wundert sich Lina. "Hier kommen wohl selten Fremde vorbei." Endlich finden sie die Taverne, davor ist ein großes Schild aufgestellt, auf dem die Spezialität angeboten wird. "Ja, Bingo", freut sich Lina. "Wir haben sie gefunden. Lasst uns schnell reingehen." Drinnen herrscht ein ziemlicher Andrang, es ist kein einziger Tisch mehr frei. "Du liebe Zeit, was für ein Ansturm. Dieses seltene Gericht muss ja wirklich etwas ganz besonderes sein." "Hier muss doch irgendwo noch etwas frei sein. Ich kann unmöglich warten." Lina schaut sich suchend um, als sie an einem Tisch eine bekannte Person entdeckt. Sie steuert direkt auf ihn zu, die anderen folgen ihr. Als sie hinter ihm steht, klopft sie ihm heftig auf den Rücken, was ihn erschrocken zusammenzucken lässt. "Hallo, Xellos. So ein Zufall, was machst du denn hier?" Kapitel 3: ----------- "Du hast doch bestimmt nichts dagegen, wenn wir uns dazusetzen, oder?" Ohne seine Antwort abzuwarten, lässt sich Lina auf den Stuhl neben ihm fallen. Die anderen setzen sich ebenfalls. "Oh. Hallo." Xellos tut überrascht. "Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen. Was führt euch alle denn hierher?" "Wir sind alle wegen verschiedener Gründe hier", erklärt Lina ihm. "Zel wegen der Claire-Bibel und Amelia wegen ihres Gerechtigkeitsticks." "Und aus welchem Grund bist du hier?" Xellos sieht Lina fragend an, während sie sich im Gastraum umsieht. "Das kannst du dir bei ihr doch denken, oder?", meint Zel, als Lina auch schon aufspringt und durch den Raum brüllt: "He, Chef. Wir nehmen 10 Portionen von der Spezialität des Hauses!" Während sie auf das Essen warten, hören sie von den Nachbartischen ein ständiges Flüstern. Genervt springt Lina schließlich auf. "Was soll das eigentlich, dass ihr uns die ganze Zeit so anstarrt?! Und auch noch heimlich über uns herzieht?! Besitzt ihr denn keine Manieren?!" Zel murmelt. "Mach doch hier nicht schon wieder so einen Aufstand." Schließlich beruhigt Lina sich wieder, als das Essen gebracht wird. "Hurra, endlich essen!" Kaum steht es auf dem Tisch, stürzen sich Lina, Amelia und Gourry auch schon darauf. Wie üblich kloppen sie sich, wer dem anderen seine Portion klaut. Zelgadis verdreht nur die Augen, er denkt: "Immer diese Fressorgien." "Also, ich versteh echt nicht, wie ihr immer so viel in euch reinstopfen könnt", meint Xellos. "Diese Mengen würde ich nicht mal in einer Woche essen." "Warum behältst du deine Meinung nicht für dich?", faucht Lina ihn an. Xellos zuckt zusammen und lässt seinen Blick durch den Gastraum wandern. Da bemerkt er ein Mädchen, dass eben die Taverne betreten hat und sich suchend umsieht. Als ihr Blick seinem begegnet, erscheint ein seltsamer Ausdruck in ihren Augen, der aber gleich wieder verschwindet. Dann kommt sie auf ihren Tisch zu. "Guten Tag, mein Name ist Selena. Mein Vater bat mich, nach euch Ausschau zu halten." Die Freunde sehen sich erstaunt an. "Hat man uns hier etwa erwartet?", fragt Lina sie. Gourry nutzt die Gelegenheit und futtert den Rest allein auf. "Du musst uns verwechseln, wir sind nur Reisende, die zufällig in diese Stadt gekommen sind", erklärt Lina. "Aber mein Vater hat ausdrücklich darum gebeten, ich sollte euch nach eurer Ankunft sofort zu ihm bringen. Kommt mit." Selena greift nach Lina´s Arm und zieht sie hinter sich her zum Ausgang. "He, moment mal", protestiert Lina, doch das Mädchen geht einfach weiter. Bis ein Kellner ihr den Weg versperrt. "Diese Gäste haben noch nicht bezahlt." Selena drückt ihm einen Beutel in die Hand. "Das sollte wohl reichen. Mein Vater hat angewiesen, ich sollte das erledigen. Und jetzt werde ich euch zu ihm bringen." Sie zieht Lina durch die Tür auf die Straße. Ihre Freunde haben keine andere Wahl, als hinterher zugehen. Xellos folgt ihnen in einigem Abstand. Selena führt sie durch mehrere kleine Gassen, dann kommen sie zu einem großen Grundstück. "So, wir sind da." Sie lässt Lina endlich los, die sie wütend ansieht. "Was sollte denn der Unsinn?! Erklär mir mal, warum du mich wie einen störrischen Hund an einer Leine hinter dir hergezerrt hast?!" Selena ignoriert ihren Ausbruch. "Geht nur hinein, mein Vater wartet." Sie schiebt Lina durch das Tor, die anderen folgen ihr. Als Xellos als letzter an ihr vorbeigeht, tritt wieder ein seltsamer Ausdruck in ihre Augen. Dann schüttelt sie den Kopf und schließt das Tor hinter sich. Sie führt die Freunde den Weg zum Haus hinauf. Lina und Amelia bleiben mit offenen Mündern davor stehen. "Du liebe Zeit, das ist ja riesig", ruft Amelia aus. "Beinahe wie unser Palast." Selena bleibt ebenfalls stehen und sieht sie neugierig an. "Dann bist du wohl die Prinzessin von Sailune, Amelia. Und ihr seid Gourry Gabriev und Zelgadis, der Chimera. Aber wer ist das dort?" Sie schaut zu Xellos hinüber, der aus einiger Entfernung das Haus betrachtet. "Warum kommt er nicht auch hierher?" "Ach, das ist nur Xellos." Lina ist ihrem Blick gefolgt. "Mach dir um ihn mal keine Gedanken." "Xellos?", murmelt Selena leise. Kapitel 4: ----------- Die Eingangstüren öffnen sich und Selena´s Vater kommt heraus. "Hallo, Vater", begrüßt Selena ihn. "Das hier sind die Leute, die du angefordert hattest. Das ist Lina Inverse, die berühmte Magierin. Und die anderen sind ihre Reisegefährten." "Lina Inverse, ich habe in der Tat schon von gehört. Allerdings hatte ich sie mir, nach den Berichten über sie, anders vorgestellt. Nun, jedenfalls wäre ich froh, wenn ihr uns helfen würdet. Folgt mir bitte." Der Vater führt sie in den Salon, wo ein großer Tisch mit Essen eingedeckt ist. "Bitte, bedient euch. Ich habe die Köche angewiesen, nur das Beste für euch zuzubereiten." "Das wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen, wir haben gerade erst in der Taverne gegessen", lehnt Zelgadis ab. "Dafür scheint es Lina und den anderen aber sehr gut zu schmecken", meint Xellos, der neben ihm steht. Zelgadis zuckt zusammen, er hatte ihn gar nicht bemerkt. "Wo kommst du denn so plötzlich wieder her?" Der Vater dreht sich zu den beiden um. "Wenn es ihnen schmeckt, können sie ruhig soviel essen, wie sie wollen." Nachdem Lina, Gourry und Amelia endlich satt sind, beugt Lina sich vor und sieht den Vater scharf an. "So! Dann erklär uns doch mal, warum du jeden von uns unter einem anderen Vorwand herbestellt hast! Die Kopie der Claire-Bibel und dieses Gerechtigkeits-Festival gibt es gar nicht, hab ich Recht?" Der Vater wirft einen Blick in die Runde, dann antwortet er. "Ich wollte sichergehen, dass ihr auch wirklich alle herkommt und uns helft. Selbstverständlich bezahle ich euch auch für eure Hilfe." "Vielleicht werden wir uns ja noch einig", wirft Lina ein. "Wobei braucht ihr denn unsere Hilfe?" "Seit einiger Zeit treiben sich Monster in der Gegend herum. Sie sind auch schon ein paar Mal in die Stadt gekommen und haben Leute in ihren Häusern überfallen. Anscheinend sind sie auf der Suche nach irgendetwas. Ich möchte euch bitten, dass ihr diese Monster vertreibt, damit wir hier wieder in Frieden leben können." "Na ja, wir könnten den Auftrag schon annehmen, das wird aber nicht billig", erklärt Lina. "Wenn das eure einzige Sorge ist, kein Problem. Wie viel würdet ihr denn dafür verlangen?" "Na ja, ich würde sagen, etwa 500.000 Goldstücke?" Als er das hört, fallen dem Vater beinahe die Augen aus dem Kopf. "Wie bitte?!" "Wir erledigen das für 500 Goldstücke, für jeden von uns", meldet sich Zelgadis. "1000 Goldstücke", verbessert Lina ihn. "Dann sind wir uns ja einig. Wo genau halten sich diese Monster denn auf? Sie haben doch bestimmt irgendwo einen Unterschlupf?" "Etwa eine Meile in nordöstlicher Richtung gibt es eine verfallene Burgruine. Dort haben sie ihr Lager errichtet. Wenn ihr wollt, bringe ich euch dorthin", bietet Selena ihnen an. "Das ist nett gemeint, aber nicht nötig", lehnt Lina ab. "Es wird bestimmt gefährlich, wenn wir auf die Biester treffen. Überlass die Angelegenheit einfach uns." Kurz darauf sind Lina und die anderen schon unterwegs. Niemand bemerkt, dass sie verfolgt werden. Selena hat sich aus dem Haus geschlichen und folgt ihnen in einigem Abstand. Währenddessen haben die Monster Besuch von ihrem Anführer bekommen. Talis erfährt von ihnen, dass Reisende in das Haus von Selena´s Vater gekommen sind. Er befiehlt den Monstern, in der Stadt Unruhe zu stiften, um die Hexe Lina Inverse und ihre Freunde abzulenken, damit er sich ungestört das holen kann, weshalb er gekommen ist. Als Lina und Co. die Stadt verlassen wollen, sehen sie die Monster herankommen. Zwischen Stadtmauer und Waldrand treffen sie aufeinander und liefern sich einen heftigen Kampf. Xellos macht es sich auf einem Baum gemütlich und beobachtet sie. "Hey, Xellos", ruft Lina zu ihm hinauf. "Sitz da nicht so faul rum, sondern hilf uns lieber." "Ich glaube, ich werde euch lieber von hier oben zusehen", antwortet er. "Außerdem bin ich mir sicher, dass ihr auch ohne mich mit ihnen fertig werdet." Lina wirft ihm noch einen bösen Blick zu, den er grinsend erwidert. Dann konzentriert sie sich wieder auf den Kampf. Kapitel 5: ----------- Selena ist mittlerweile auch näher gekommen. Eines der Monster landet genau vor ihren Füßen und bringt sie zum Stolpern. Mit einem kleinen Schrei stürzt sie, dabei rutscht der Anhänger aus ihrem Kragen und blitz in der Sonne auf. Während sie wieder aufsteht, wird eine Gruppe Monster auf sie aufmerksam und kreist sie ein. Entschlossen zieht sie ihr Schwert, als sie von hinten angesprungen und erneut zu Boden geworfen wird. Xellos sieht, in welcher Bedrängnis sie sich befindet und seufzt. "Ich habe wohl keine andere Wahl." Er taucht direkt neben Selena auf und befreit sie von dem Monster, dass auf ihr sitzt. Die anderen stürzen sich jetzt auf ihn, aber dank seiner Schnelligkeit liegen die meisten bald reglos am Boden. Die übrigen weichen zurück, und ergreifen die Flucht. Auch die Monster, die noch gegen Lina und Co kämpfen, folgen ihnen rasch. Xellos beugt sich zu Selena hinunter und hilft ihr beim Aufstehen. Sie sieht ihn verwirrt an. "Danke, dass du mir geholfen hast. Aber wie konntest du dich so schnell bewegen?" Bevor er etwas antworten kann, kommen Lina und Co zu ihnen. "Sag mal, was machst du hier?", faucht Lina sie gleich an. "Ich hatte dir doch gesagt, du sollst zu Hause bleiben, weil es hier gefährlich für dich werden kann!" "Ist doch egal, sie sind doch geflüchtet", wirft Gourry ein. "Kommt, lasst uns zurückgehen und unsere Belohnung abholen." "He, seht mal", ruft Amelia laut. "Da hinten steigt Rauch auf. Liegt dort nicht euer Haus?" Sofort laufen sie zurück in die Stadt. Xellos sieht ihnen nach und durchquert den Raum, er taucht in dem Salon auf, neben der Tür. "Sieh mal an, der Angriff der Monster war also nur eine Ablenkung." Auf dem Flur nähern sich eilige Schritte und laute Stimmen. "Oho, Lina und ihre Freunde haben es aber schnell hierher geschafft." "Xellos! Komm mir bloß nicht in die Quere! Das Amulett gehört uns! Los, rück raus mit der Sprache! Wo ist es? Du wärst doch nicht hier, wenn du es dir nicht selbst holen wolltest!" "Du glaubst doch nicht, dass ich dir das so einfach verraten würde?" "Dann lässt du mir keine andere Wahl!" Talis schleudert einen Blitz auf Xellos, den dieser spielend abwehrt und selbst eine Energiekugel abfeuert. Talis wird voll erwischt und stolpert stöhnend rückwärts zum Fenster. In diesem Moment wird die Tür aufgebrochen, sie verbirgt Xellos vor den Blicken der hereinstürzenden Freunde. Er verschwindet in aller Ruhe. Kurz vorher: Als Lina und ihre Freunde das Haus erreichen, hat sich das Feuer schon ziemlich ausgebreitet. "Nein!" Selena rennt in das brennende Haus hinein, bevor die anderen sie aufhalten können. "Halt, warte! Komm zurück, das ist zu gefährlich!" Sie folgen ihr und holen sie im hinteren Teil des Hauses ein, dass von den Flammen noch unberührt ist. Selena steht vor der verschlossenen Tür des Salons. "Vater, bist du da drin? Antworte doch!" Von drinnen sind Stimmen zu hören. "Komm mir bloß...Quere! Das...gehört uns! Los,...raus mit...Sprache! Du wärst...hier, wenn...nicht selbst..." "Du glaubst..., ich werde dir...verraten." "Dann lässt...Wahl!" Wegen der immer näherrückenden Flammen verstehen sie nur Bruchstücke, doch dann ist deutlich ein lautes Aufstöhnen zu hören. Selena hämmert mit beiden Händen gegen die Tür. "Vater!" Gourry drängt sie zur Seite und wirft sich mit aller Kraft gegen die Tür. Sie springt auf und die Freunde stürzen in den Salon. Talis flüchtet rasch durch das Fenster, Selena kann aber noch einen kurzen Blick auf ihn werfen. Kapitel 6: ----------- Selena´s Vater liegt reglos am Boden. "Wir können nicht lang hier drin bleiben. Die Flammen kommen immer näher und werden auch bald diesen Raum erreicht haben", warnt Lina die anderen. Selena ist zu ihrem Vater gelaufen und kniet neben ihm. Er öffnet mühsam die Augen und sieht sie an. "Selena, hör mir zu. In Wahrheit bin ich nicht dein richtiger Vater. Du wurdest als kleines Mädchen zu mir gebracht. Man bat mich, dich wie meine eigene Tochter aufzuziehen. Niemand sollte erfahren, dass du nicht meine Tochter bist. In meinem Arbeitszimmer, in der rechten Schublade des Schreibtisches ist ein Geheimfach. Dort findest du einen Brief von deinen richtigen Eltern. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht eher gesagt habe und du es unter solchen Umständen erfahren musst." Er schließt die Augen, sein Kopf sinkt zur Seite. Selena fängt an zu weinen, Lina geht zu ihr. "Mach dir keine Sorgen, dein Vater lebt noch. Wir müssen ihn schnell hier rausbringen, bevor das ganze Haus zusammenbricht." Gourry nimmt den Verletzen auf seine Arme und läuft zum Fenster, springt heraus. Draußen läuft er ein Stück den Weg entlang und legt ihn in sicherer Entfernung vom Haus auf den Boden. "Mist, Lina und die anderen sind immer noch drin. Wo bleiben sie denn so lang?" "Geh ruhig zu ihnen, wenn du dir Sorgen um sie machst." Während Gourry zurückläuft und wieder ins Haus klettert, taucht neben dem Vater eine Gestalt auf. Er öffnet die Augen und schaut zu ihm auf. "Alles ist so eingetroffen, wie du es vorhergesagt hast. Wie geht es jetzt weiter, was hast du als nächstes vor?" "Ich werde Selena von hier wegbringen, bevor sie herausfinden, dass sich der von ihnen gesuchte Gegenstand in ihrem Besitz befindet. Eigentlich hatte ich es ja so geplant, dass Lina und ihre Freunde diese Angelegenheit erledigen. Jetzt ist es aber leider anders gekommen." "Was ist mit Selena, willst du ihr alles erzählen?" "Das halte ich noch für zu früh. Ehrlich gesagt, wäre es am besten, wenn sie es nie erfährt. Aber es kann passieren, dass mir am Ende keine andere Wahl bleibt." Selena ist noch schnell in das Arbeitszimmer gelaufen, um den Brief zu holen. Nachdem sie ihn gefunden hat, folgt sie den anderen nach draußen. Während sie zu ihrem Vater gehen, öffnet sie ihn und liest den anderen vor. "Liebe Selena Ich hoffe, du bekommst die Chance, ein langes und glückliches Leben zu führen. Wie gerne hätten wir dich aufwachsen sehen, und alles an dich weitergegeben, was wir selbst von unseren Eltern gelernt haben. Aber leider ist es anders gekommen. Auch wenn du jetzt von unseren Schicksal erfährst, bleibe wie du bist. Lebe immer im Licht und lass dein Herz nicht mit Rache oder Hass füllen. Wir übergeben dir unseren wertvollsten Besitz, er wird dich leiten und dir den richtigen Weg zeigen. Egal, was dein Leben für dich bereithält, wenn du dir treu bleibst, wirst du immer die richtigen Entscheidungen treffen." "So wie der Brief geschrieben wurde, klingt es, als hätten sie gewusst, dass sie sterben werden", meint Amelia. "Ich frage mich bloß, was sie mit ihrem wertvollsten Besitz gemeint haben?" "Vielleicht weiß dein Vater dir etwas darüber verraten?", überlegt Lina. "Er muss doch wissen, ob du etwas bei dir hattest, als du zu ihm gekommen bist." "Aber selbst, wenn er mir das kann, bleiben noch eine Menge Fragen offen, auf die ich eine Antwort finden will. Deshalb werde ich mich auf die Suche machen, bis ich die ganze Wahrheit erfahren habe. Mein Gefühl sagt mir, dass ich es einfach tun muss. Ich bitte euch nicht, mich zu begleiten, denn ihr habt mit der ganzen Sache nichts zu tun." "Ich habe aber beschlossen, dich auf deiner Reise zu begleiten", erwidert Lina, die neben ihr geht. "Diese ganze Sache hat mich unheimlich neugierig gemacht. Ich will wissen, wie es ausgeht. Was meint ihr denn dazu?" Sie blickt ihre Freunde an, die zustimmend nicken. Bei dem Vater angekommen, setzt sich Selena neben ihn. "Vater? Kannst du mir sagen, ob ich damals etwas bei mir hatte, als ich zu dir kam?" "Ja, dein Anhänger." Ihr Vater berührt mit seiner Hand ihr Gesicht. "Der Fremde, der dich zu mir brachte, sagte, du sollst ihn immer bei dir tragen." Nachdem er ausgesprochen hat, schließt er die Augen und seine Hand fällt kraftlos zur Seite. Selena beugt sich über ihn und beginnt wieder zu weinen. Lina legt ihr eine Hand auf die Schulter. "Ich weiß, dass du traurig bist, aber wir können nicht hier bleiben. Derjenige, der das getan hat, wird vielleicht noch mal zurückkommen. Gibt es einen Ort, wo wir heute Nacht unterkommen können?" "Ja, bei meinem Onkel." Selena wischt sich über die Augen und steht auf. "Er wohnt ein paar Straßen weiter von hier. Ich bin sicher, dass er uns aufnimmt. Aber ich will meinen Vater nicht hier liegen lassen, er verdient ein richtiges Grab." Sie legen den Toten auf einen Karren, den sie in dem Schuppen neben dem Haus finden. Selena deckt ihn mit einer Plane ab. Das Feuer ist niedergebrannt und schon fast erloschen, als sie das Grundstück verlassen. Von dem Haus bleibt nur eine verkohlte Ruine übrig. Kapitel 7: ----------- Selena führt die Freunde zum Haus ihres Onkels. Sie teilt ihm mit, was passiert ist und bittet ihn, sie aufzunehmen. "Natürlich könnt ihr hier schlafen." Der Onkel führt sie in den Salon. "Ich lasse euch gleich Zimmer herrichten. Und mach dir keine Sorgen wegen der Kosten für die Beerdigung. Das werde ich übernehmen, ich war schließlich sein bester Freund. Er verdient es, angemessen bestattet zu werden." Nach einem ausgiebigen Essen gehen Lina und die anderen schließlich ins Bett. Spät in der Nacht wird Selena von einem Geräusch geweckt. Sie setzt sich auf und sieht einen dunklen Schatten neben dem weit geöffneten Fenster. Erschrocken schreit sie auf. Die anderen laufen alarmiert zu ihrem Zimmer.Als sie durch die Tür brechen, sehen sie Talis, der Selena in seiner Gewalt hat. "Richtet Xellos aus, wenn er mir nicht verrät, wo das Amulett ist, werde ich dieses Mädchen töten." Er bewegt sich langsam rückwärts zum Fenster. "Du glaubst doch nicht, dass ich das zulasse." Xellos steht plötzlich hinter Talis und hält ihm seinen Stab an die Kehle. "Ich würde vorschlagen, du lässt sie jetzt los und verschwindest einfach." "Du Mistkerl!" Talis lockert seinen Griff, Selena reißt sich los und läuft zu Lina hinüber. Xellos lässt seinen Stab sinken und erscheint dann neben den anderen. Talis starrt ihn finster an. "Warte nur ab, wir werden das Amulett früher oder später schon bekommen!" In diesem Moment betritt auch der Onkel das Zimmer und schaltet das Licht ein. "Was ist hier los?" "Du!" Selena hat Talis jetzt wiedererkannt. "Du hast meinen Vater getötet!", schreit sie ihm entgegen und will sich auf ihn stürzen. Aber Xellos hindert sie daran. "Du kannst nichts gegen ihn ausrichten." "Geh mir aus dem Weg!" "Nein. Hast du vergessen, was in dem Brief stand? Du sollst niemals aus Hass oder Rache handeln. Willst du etwa gegen den Wunsch deiner Eltern handeln?" Talis beobachtet die beiden, er fängt an zu lachen. "Interessant, so ist das also. Dieses Mädchen..." Weiter kommt er nicht, Xellos schleudert einen Energieball auf ihn. Er entkommt mit einem Sprung durch das Fenster. "Was hat das alles nur zu bedeuten?" Selena blickt zu Xellos auf, Tränen laufen über ihre Wangen. "Du bist doch ein Dämon, nicht wahr? Warum bist du hier, was hast du mit diesem Kerl zu tun? Antworte mir bitte, ich muss es wissen." Xellos erwidert ihren Blick ein paar Minuten, dann wendet er sich ab. "Ich kann dir deine Fragen jetzt noch nicht beantworten. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wirst du alles erfahren." "Selena." Der Onkel legt ihr den Arm um die Schultern. "Komm, ich gebe dir ein anderes Zimmer." "Da sich die Aufregung jetzt gelegt hat, können wir ja alle wieder schlafen gehen", schlägt Lina vor und gähnt. Während die anderen in ihre Zimmer zurückkehren, bleibt sie aber noch stehen. "Hältst du es wirklich für richtig, nichts zu sagen? Dir ist doch klar, dass Selena in Gefahr geraten könnte, wenn der Kerl noch einmal hierher kommt. Und das wird er bestimmt." "Ja, das könnte sein. Ich muss wohl einiges schon jetzt preisgeben. Komm mit." Die beiden gehen ein Stück vom Haus weg. An einem Baum bleibt Xellos stehen und dreht sich um. "Ich schätze, hier wird uns niemand hören." "Ok, dann schieß mal los", fordert Lina ihn auf. "Ich soll im Namen meines Masters eine Gruppe dunkler Magier aufspüren und an die höheren Dämonen ausliefern. Sie haben früher Gaav gedient. Vor fünfzehn Jahren hat er ihnen befohlen, um ein mächtiges magisches Amulett zu beschaffen. Es wurde von Generation zu Generation in einer Familie von Weißmagiern weitergegeben." "Stammt Selena von ihnen ab?", unterbricht Lina seine Erklärungen. "Ist der kostbare Besitz, der in dem Brief erwähnt wurde, das Amulett?" "Das stimmt. Aber Selena besitzt nur eine Hälfte, die andere ist schon seit Jahren unauffindbar, selbst für uns Dämonen." "Gut, soweit verstehe ich es. Jetzt erklär mich doch noch, woher du wissen konntest, was in dem Brief stand. Du warst nicht bei uns, als Selena ihn vorgelesen hat." "Oh, du hast es also bemerkt?" Xellos lehnt seinen Stab gegen den Baumstamm und setzt sich daneben. "Ich weiß es, weil ich sie hierher gebracht habe. Und ich habe dem Mann, der sie aufgenommen hat, den Brief übergeben. Ich dachte, hier wäre sie sicher und nicht aufzuspüren. Bis heute war es ja auch so." "Und dieser Kerl? Er hat doch nach dem Amulett gesucht. Bedeutet das nicht, dass er Bescheid weiß?" "Das weiß ich nicht", gibt Xellos zu. "Vielleicht ist er nur einem Verdacht nachgegangen, weil ich auch hier bin." "Wie auch immer." Lina streckt sich, da hört sie auf der anderen Seite des Baumes einen Zweig knacken. Als ob jemand darauf getreten wäre. "Ich werde jetzt wirklich langsam müde. Es war sehr anstrengend heute. Gute Nacht." Kapitel 8: ----------- Als die beiden verschwunden sind, kommt eine schattenhafte Gestalt hinter dem Baum hervor. Er bewegt sich auf das Haus zu, und will durch ein Fenster klettern. Da kriegt er von hinten einen Tritt verpasst, der ihn regelrecht ins Zimmer katapultiert. "Hallo, Zel. Na, hast du genug gelauscht?", fragt eine spöttische Stimme über ihm. "Das war keine Absicht", verteidigt er sich. "Ich konnte einfach nicht schlafen und wollte einen kurzen Spaziergang machen." "Und was hältst du davon, was Xellos erzählt hat? Glaubst du, dass es stimmt?" "Das schon, schließlich hat dieser Kerl auch davon gesprochen. Aber ich denke, da steckt noch mehr dahinter. Xellos verschweigt uns garantiert wieder etwas." "Ach, es bringt doch nichts, sich jetzt noch den Kopf darüber zu zerbrechen. Lass uns die Sache auf später verschieben, ich brauche jetzt meinen Schlaf." Lina geht in ihr Zimmer. Talis hat sich zu der Festung aufgemacht, wo sie ihren Unterschlupf haben und berichtet dem Anführer, was passiert ist. "Dieses Mädchen trägt einen Anhänger, der eine Hälfte des Amulettes sein könnte. Wenn Xellos mir nicht in die Quere gekommen wäre, hätte ich es in meinen Besitz bringen können. Außerdem scheint ihm das Mädchen auch etwas zu bedeuten. Ihr hättet sehen sollen, wie er sich um sie gekümmert hat. So habe ich ihn früher nie erlebt." "Das ist wirklich interessant. Wenn du Recht hast, könnten wir diesen verfluchten Dämon mit diesem Mädchen als Köder in eine Falle locken. So bekommen wir auch ihre Hälfte des Amulettes. Du wirst dich mit Norix wieder auf den Weg machen. MIt seinem magischen Spiegel sollte es einfach sein, sie in unsere Gewalt zu bringen." Am nächsten Morgen betritt Selena den Salon, wo die anderen sich aufhalten. "Guten Morgen." Sie hat sich wieder beruhigt und eingesehen, dass ihr Verhalten falsch gewesen ist. "Könnt ihr mir sagen, wo ich Xellos finde? Ich will mich bei ihm entschuldigen, weil ich heute Nacht doch ein bisschen unfair zu ihm war." "Ich glaube, er treibt sich irgendwo in der Gegend rum", gibt Lina Auskunft. "Vielleicht versuchst du es einfach mal im Garten." Selena verlässt das Haus und sieht sich suchend im Garten um. "Xellos, bist du hier irgendwo? Ich will mich für mein unfaires Verhalten von heute Nacht entschuldigen. Ich habe es nicht so gemeint, was ich gesagt habe." "Das weiß ich. Vergessen wir es einfach, ok?" Xellos ist hinter ihr aufgetaucht. Sie dreht sich zu ihm um und schaut zu ihm hoch. Während sie sein Gesicht betrachtet, spürt sie eine seltsame Vertrautheit zu ihm. Sie beschließt aber, es vorläufig zu ignorieren. "Einverstanden. Lass uns zu den anderen gehen." Der Onkel sitzt mittlerweile auch im Salon. Selena geht zu ihm. "Ich habe beschlossen, mit Lina und ihren Freunden zu gehen, um die Wahrheit herauszufinden. Ich muss wissen, wer meine richtigen Eltern getötet hat. Und auch meinen Vater." "Ich verstehe und akzeptiere deinen Entschluss. Aber versprich mir, dass du zurückkommst, wenn deine Suche beendet ist." "Ja, ich verspreche es dir." Nach der Beerdigung einige Tage später reisen sie ab. Zum Abschied bekommt Selena von den Einwohnern noch einige Sachen geschenkt, weil ihre eigenen ja im Haus verbrannt sind. Sie verlassen den Ort in westlicher Richtung. Am Abend erreichen sie eine unbewohnte Hütte im Wald und entschließen sich, die Nacht dort zu verbringen. "Es ist immer noch besser, als im Freien zu schlafen." Nachdem sie an einem See in der Nähe einen riesigen Berg Fische gefangen haben, genießen sie ihr Abendessen. Als sie sich gerade schlafen legen wollen, hören sie draußen Schritte näherkommen. Lina, Gourry und Zelgadis postieren sich rechts und links neben der Tür. Amelia und Xellos ziehen sich mit Selena zur hinteren Wand zurück. Langsam öffnet sich die Tür und eine Gestalt betritt die Hütte. Lina wartet, bis sie einige Schritte gemacht hat und verpasst ihr einen Stoß in den Rücken. Die Gestalt stolpert und stürzt mit einem erstickten Schrei nach vorn. Die Freunde tauschen einen erstaunten Blick und Lina ruft einen Lichtzauber, während Gourry sich hinkniet und der Gestalt mit ihrem Umhang hilft. Bei ihrem Sturz ist er über ihren Kopf gefallen. Zum Vorschein kommt eine alte Bekannte. "Sylphiel! Tut mir leid, dass ich dich gestoßen habe", entschuldigt sich Lina bei ihr. "Ich wusste ja nicht, dass du es bist." "Lina, Gourry, Amelia, Zelgadis...Schön, euch wiederzusehen. Oh, dich kenne ich doch auch. Du bist damals in Sairaag aufgetaucht, nachdem Phibrizzo vom Herrn der Alpträume vernichtet wurde." "Mein Name ist Xellos." "Und das hier ist Selena", stellt Amelia sie vor. "Sie wird uns eine Weile auf unserer Reise begleiten." "Was machst du denn hier?", fragt Zel Sylphiel. "Ich habe ein Schreiben bekommen, mit der Bitte, einen Auftrag anzunehmen. In einer Stadt hier in der Nähe sollen Monster aufgetaucht sein, die ich vertreiben soll." Als sie die vielsagenden Blicke der anderen bemerkt, hakt sie nach. "Was ist los? Was hast du wieder angestellt, Lina? Du hast doch wohl nicht die Stadt mit einem Dragon-Slave dem Erdboden gleichgemacht." "Sag mal, wofür hältst du mich denn? So etwas würde ich doch nie tun!" "Doch, das würdest du", wiederspricht Gourry. "Als wir uns kennengelernt haben, hast du ja auch ein ganzes Dorf zerstört. Dann war da noch das zerstörte Schloss von Xoana. Und vergiss nicht den Schaden, den du in Sailune angerichtet hast." Lina verpasst ihm eine saftige Kopfnuss. "Aua, wofür war das denn jetzt schon wieder?" "Das war für deine Dämlichkeit! Sonst vergisst du immer alles, was irgendwie wichtig ist! Aber an solche Nebensächlichkeiten erinnerst du dich!" "Das nennst du Nebensächlichkeiten, wenn du ganze Städte zerstörst?", fragt Selena mit entgleisten Gesichtszügen. Kapitel 9: ----------- "Ich finde es wirklich merkwürdig, dass Sylphiel auch ein Schreiben bekommen hat", kommt Zel auf das eigentliche Thema zurück. "Diese ganze Geschichte wird immer verrückter." "Ja", stimmt Lina zu. "Ich glaube auch allmählich, dein Vater hat die Briefe gar nicht an uns geschickt. Er konnte unmöglich wissen, mit welchen Gründen er uns herlocken könnte." "Zum Beispiel deine Verfressenheit", mischt Gourry sich ein. "Halt den Mund! Du bist doch genauso verfressen! Jedenfalls, ich denke, es steckt jemand dahinter, der genauestens über uns Bescheid weiß." "Da fällt mir ein, vor etwa drei Wochen hat mein Vater Besuch bekommen. Als ich ihm sein Abendessen bringen wollte, hörte ich ihn mit jemandem sprechen. Ich habe den Besucher aber nicht gesehen, die Tür war verschlossen. Am nächsten Morgen hat er dann eilig das Haus verlassen." "Das passt doch, wenn er zu dem Zeitpunkt die Briefe abgeschickt hat." "Aber die Monster sind erst einige Tage danach das erste Mal in unsere Stadt eingedrungen, Zel", wiederspricht Selena. "Es ging wohl auch gar nicht darum, nur die Monster zu vertreiben", überlegt Lina. "Dafür wäre es nicht nötig gewesen, uns alle zu rufen." Sie schaut zu Xellos, der damit beschäftigt ist, Holzscheite auf das Feuer zu legen. Sie steht auf und geht zu ihm hinüber, bleibt direkt vor ihm stehen. Mit einem völlig harmlosen Gesicht schaut er auf. "Oh, Lina. Ist irgendwas?" "Du weißt nicht zufällig Bescheid, oder?" "Warum sollte ich denn etwas wissen?", spielt er weiter den Unschuldigen. Zel platzt der Kragen, er steht auf und geht ebenfalls auf Xellos zu. "Weil das typisch für dich wäre! Du hast uns ja früher auch schon einige Male hereingelegt. Als wir auf der Suche nach der Claire-Bibel waren!" Er packt Xellos am Kragen und schüttelt ihn. "Los, raus damit! Warum sollten wir in diese Stadt kommen?!" "Ok, ok." Xellos hebt abwehrend die Hände. "Ich dachte, ihr könntet Talis von meiner Anwesenheit ablenken, damit ich ungestört arbeiten kann." "Sonst noch was?! Wir sind doch keine Marionetten, die dir ständig zur Verfügung stehen für deine Spielchen!" "Jetzt wisst ihr es, reicht das nicht?", mischt Selena sich ein. "Lasst uns schlafen legen, dann können wir morgen so früh wie möglich weiter." Wiederstrebend lässt Zel Xellos los. "Wir sollten aber abwechselnd Wache halten, falls uns jemand verfolgt. Ich übernehme die erste Wache." Er verlässt die Hütte. Am nächsten Morgen wird Lina wach und weckt die anderen. Dabei bemerkt sie, dass jemand fehlt. Stirnrunzelnd geht sie nach draußen, um Gourry Bescheid zu sagen. Er ist aber fest am Schlafen, weshalb sie ihm einen Tritt verpasst. Gourry fällt auf die Seite, schläft aber friedlich weiter. Sauer katapultiert sie ihn mit einem Zauber in die Luft. Bei seiner Landung schaut er verwirrt zu ihr auf. "Lina? Ist es etwa schon morgen?" "Du bist ja eine schöne Wache. Sylphiel und Xellos sind weg, sie waren aber noch da, als du mich abgelöst hast." "Sollten wir sie nicht suchen?", fragt Selena besorgt. Lina schüttelt den Kopf. "Warten wir erst mal, vielleicht erkunden sie ja nur die Gegend und kommen gleich wieder." Aber nach einer Stunde sind die beiden immer noch nicht zurück und die anderen beschließen, nun doch auf die Suche zu gehen. Sie sind schon eine ganze Weile gegangen, ohne die beiden zu finden. Mittlerweile machen sich doch alle ein wenig Sorgen. "Ich frage mich, wo sie stecken könnten", meint Amelia schließlich. "Bei Xellos bin ich mir sicher, dass er ganz in unserer Nähe ist. Vielleicht beobachtet er uns sogar gerade jetzt. Aber Sylphiel kann doch nicht einfach verschwunden sein." Kurz darauf entdecken sie eine Höhle, die etwas versteckt liegt. Vor dem Eingang ist ein Schild aufgestellt, darauf steht geschrieben: Warnung! Diese Höhle ist ein endloses Labyrinth, aus dem man nie wieder herausfindet, wenn man sich verläuft. Außerdem treibt sich ein furchterregendes Monster in der Höhle herum. Wer es allerdings schafft, durch das Labyrinth bis zum Ausgang zu gelangen, erhält den verborgenen Schatz. Lina dreht sich zu den anderen um. "Klingt doch wirklich spannend, meint ihr nicht auch? Also, lasst uns reingehen." Gourry stimmt ihr zu, weil er mal wieder nicht zugehört hat. Amelia und Zel dagegen sind skeptisch. "Aber Lina, wenn wir uns verlaufen und nicht wieder herausfinden? Ich will nicht für den Rest meines Lebens da drin herumirren." "Außerdem haben wir wirklich wichtigeres zu tun", fügt Zel hinzu. "Ach, nun kommt schon, stellt euch doch nicht so an. Wenn wir uns verlaufen, kann ich ja einfach die Höhle in die Luft jagen. Außerdem kann es doch sein, dass wir Xellos oder Sylphiel da drin finden. Und bestimmt fällt es möglichen Verfolgern schwerer, da drin unseren Spuren zu folgen." "Ich finde, Lina hat Recht", stimmt Selena ihr zu. "In der Höhle können wir mögliche Verfolger sicher leicht abhängen." Kapitel 10: ------------ In der Höhle ist es finster, Lina setzt daher einen Lichtzauber ein. Aber auch mit der leuchtenden Kugel können sie nicht besonders weit sehen. Amelia klammert sich ängstlich an Zelgadis. "Glaubt ihr, dass es hier Geister gibt?", fragt sie mit zitternder Stimme. "Ich habe irgendwie das Gefühl, dass uns jemand beobachtet." "So ein Unsinn", schimpft Zel. "Lass mich los." Als er es geschafft hat, sich von ihr zu befreien, beschleunigt er seine Schritte und schließt zu Lina und Gourry auf. Nachdem sie eine Weile gelaufen sind, kommen sie an eine Abzweigung und bleiben stehen. "Wo sollen wir denn jetzt langgehen?" Lina schaut ratlos in beide Richtungen. "Beide Gänge sehen genau gleich aus." "Warum teilen wir uns nicht auf, dann können wir beide Seiten erkunden", schlägt Gourry vor. "Du Holzkopf", schimpft Lina. "Wenn wir uns trennen, verlieren wir uns komplett aus den Augen. Hast du vergessen, dass wir in einem Labyrinth sind?" "Ach so, stimmt ja." "Wir müssen rechts weitergehen, links ist eine Sackgasse." Xellos taucht aus den Schatten auf. "Ich kenne jetzt den Weg durch das Labyrinth und kann ihn euch zeigen." "Und warum bist du heute morgen einfach verschwunden, ohne uns Bescheid zu sagen?" "Entschuldige, Lina." Sylphiel steht einige Schritte hinter Xellos. "Ich habe gesehen, wie er aufgebrochen ist und bin ihm gefolgt. Und dann sind wir eben hier gelandet." "Kommt, folgt mir." Xellos dreht sich um und macht einen Schritt, als Zel ihm den Weg versperrt. "Du willst uns doch nicht ernsthaft erzählen, dass du nur rein zufällig diese Höhle betreten hast. Los, sag uns die Wahrheit." "Kannst du ihn nicht einfach mal in Ruhe lassen?" "Warum hältst du dich nicht da raus", meckert Zel Selena an. "Du weißt doch gar nichts über diesen Mistkerl." "Ich bin doch nicht blöd, ich ahne schon eine Weile, dass er ein Dämon ist", erwidert Selena. "Aber das ist kein Grund, dass du immer wieder auf ihn losgehst." "Hört auf", geht Lina dazwischen. "Wenn wir hier rumstehen und streiten, bringt uns das nicht weiter. "Xellos, bring uns durch das Labyrinth. Aber ich warne dich: Versuch nicht, uns irgendwie reinzulegen." Während sie weitergehen, läuft Lina neben Xellos. "Zel hat Recht, oder? Du bist aus einem bestimmten Grund in diese Höhle gegangen." Xellos wirft einen Blick über die Schulter, ehe er antwortet. "Es kann sein, dass wir hier drin einen der dunklen Magier treffen. Ich habe Spuren gefunden, die darauf hinweisen." "Ich verstehe. Wenn das hier also ein Versteck von ihnen ist, haben sie das Schild vor dem Eingang aus einem guten Grund aufgestellt", überlegt Lina. Hinter ihnen bleibt Amelia plötzlich stehen. Selena stößt beinahe mit ihr zusammen, weil sie es nicht schnell genug bemerkt. "Was ist los?" Zel dreht sich zu ihnen um, auch Xellos und Lina bleiben stehen. Nur Gourry, der nichts mitbekommen hat, geht einfach weiter. Lina rennt ihm hinterher und zerrt ihn an seinen langen Haaren zurück. "Au, was hab ich denn jetzt wieder falsch gemacht?" "Seid mal ruhig, ich glaub ich hab was gehört", erklärt Amelia. Zel schließt die Augen und lauscht. "Stimmt, irgendwas kommt auf uns zu, von dort." Er zeigt auf eine Abzweigung, an der sie gerade vorbeigekommen sind. Alle schauen angestrengt in den dunklen Gang, aus dem ein riesiges, katzenähnliches Ungetüm herausgestapft kommt. Alle gehen schnell in Kampfposition. Lina wirft einen Feuerball auf das Monster, das ihn aber spielend abwehrt. "Mist! Ich muss wohl stärkere Sprüche anwenden!" Währenddessen hat Xellos seinen Stab nach vorn gestreckt und zielt. Als das Monster das bemerkt, zieht es sich zurück und verschwindet durch den Raum. "Was ist das denn für ein seltsames Vieh", wundert sich Gourry, während er sein neues Schwert in die Scheide zurückschiebt. "Keine Ahnung, aber ich wette, du weißt es." Zel geht wieder auf Xellos zu. "Das ist ein Geheimnis." "Los, raus damit!" Zel packt ihn am Kragen und schüttelt ihn kräftig. "Was ist das für ein Monster?" "Ich habe dir doch gesagt, du sollst ihn mal in Ruhe lassen!" Wütend haut Selena Zel ihre Schwertscheide über den Kopf. Er lässt den Dämon los und presst seine Hände gegen die Stelle. "Danke vielmals", bedankt Xellos sich bei ihr. "Aber du musst ihm doch nicht gleich den Schädel einschlagen. Zum Glück ist er ein Chimera, da dürfte er ja kaum etwas gespürt haben." Das Katzenmonster ist zu seinem Herrn Talis gelaufen und berichtet ihm von den Eindringlingen. "Ah, ich verstehe. Anscheinend hat er mich hier aufgespürt. Es wird wohl das beste sein, wenn ich mich selbst um ihn kümmere. Du kannst mit den anderen ein bisschen spielen. Achte nur darauf, in meiner Nähe zu bleiben, dann kann kein Zauber dir etwas anhaben." "Ich werde auch mit euch gehen." Norix tritt aus einem kleinen Seitentunnel. "Das ist meine Gelegenheit, unseren alten Freund zu begrüßen." Kapitel 11: ------------ "Wie nett, dass du hierher gekommen bist, Xellos." "Hallo, Norix." Xellos dreht sich zu ihm um. "Dich hier anzutreffen, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Aber das erleichtert mich auch, dann kann ich ja gleich zwei von euch erledigen." "So einfach, wie du dir das vorstellst, wird es nicht." Talis tritt hinter Norix aus der Dunkelheit, mit seinem Haustier neben sich. "Sieh mal, Neko, da ist jede Menge Futter für dich. Lass es dir schmecken." Das Biest springt gleich auf Lina und ihre Freunde zu. "Passt auf!", ruft Xellos ihnen warnend zu. "Magische Angriffe können ihn nicht verletzen! Ihr müsst erst sein Halsband zerstören, um ihn zu vernichten!" "Schluss damit! Konzentriere dich lieber auf uns!" Talis schleudert einen magischen Blitz auf den Dämon, dem er gerade noch ausweichen kann. Lina, Amelia, Zel und Gourry verteilen sich um Neko und greifen ihn mit allen Mitteln an. Selena war von Sylphiel hinter einen Felsen gezogen worden. Neko gelingt es immer wieder, den Attacken der Freunde auszuweichen und dann blitzschnell eigene Angriffe zu starten. "Mist! Wenn das so weitergeht, kriegen wir dieses Biest nie zu fassen", schimpft Lina, während sie erneut ausweichen muss. "Amelia, du kannst doch den Spruch "magische Fesseln". Setz ihn ein, wenn ich dir das Zeichen gebe." Sie springt auf und rennt direkt auf Neko zu. Im letzten Moment wechselt sie die Richtung und wirft sich nach links. Das Katzenvieh hat ihren Weg mit den Blicken verfolgt und setzt zum Sprung an. "Jetzt!" Amelia lässt ihren Zauber los und fesselt Neko die Pfoten. Es prallt krachend gegen die Höhlenwand und geht zu Boden. "Sehr gut, es hat geklappt. Jetzt lasst uns dem Biest das Halsband abnehmen." Während Gourry sein Schwert zieht, treten auch Selena und Sylphiel hinter dem Felsen hervor, wo sie Schutz gesucht haben. Als sie sich den anderen nähern, zerreißt Neko die Fesseln und springt zur Seite. Es landet direkt vor Selena, mit weit aufgerissenem Maul. "Los, Gourry!" Der Blonde durchtrennt das Halsband mit einem einzigen Hieb, es fällt zu Boden. Lina schleudert noch einen Feuerball auf Neko, das Biest wird getroffen und geht in Flammen auf. "Das war´s, es ist erledigt." "Lina, pass auf!" Neko hat zu einem letzten Sprung auf die rothaarige Magierin angesetzt. Bevor es sie aber erwischt, stößt Selena sie zur Seite und wird selbst selbst unter der Bestie begraben. "Selena!" Xellos hört den erschrockenen Aufschrei und schaut zu den anderen hinüber. Als er sieht, dass Selena in der Klemme steckt, wechselt er blitzschnell zu ihr und nimmt ihren Arm. Er durchquert mit ihr wieder den Raum und setzt sie an der Höhlenwand ab. Talis nutzt seine Ablenkung und stürzt sich mit einem magischen Blitz auf den Dämon. Genau in diesem Moment öffnet Selena wieder die Augen. "Vorsicht!" Xellos reagiert und reißt seinen Stab hoch. Da greift Norix ein, mit einem Energieball schleudert er ihm den Stab aus den Händen und quer durch die Höhle. "Was für ein Pech, jetzt kannst du dich nicht mehr verteidigen. Das war es dann wohl mit dir." Talis verstärkt den Blitz noch und hebt den Arm. Als über dem Dämon ein magischer Schutzschild erscheint. Sylphiel hatte ihn erschaffen, als sie ihn in Gefahr sah. "Nein, das war es für dich." Lina treibt Talis ihr Laguna-Schwert in den Rücken. Mit einem erstickten Schrei fällt er nach vorn und bleibt reglos liegen. "So, diesen Kerl und sein Haustier sind wir los. Aber der andere ist leider abgehauen." "Das macht nichts, ich werde eine andere Gelegenheit bekommen, mich um ihn zu kümmern." Xellos hilft Selena beim Aufstehen und die beiden gehen zu den anderen. "Jetzt werde ich die Überreste von Talis mal entsorgen und meinem Master einen kurzen Bericht liefern. Bin bald wieder da." "Halt, warte", ruft Lina, als er verschwindet. "Wie sollen wir denn ohne dich durch das Labyrinth finden?" "Oh ja, keine Sorge." Aus dem Nichts flattert ein Blatt Papier auf den Boden. "Wenn ihr diesem Plan folgt, werdet ihr den Ausgang auch ohne mich finden." Tatsächlich gelangen sie kurze Zeit später wieder ins Tageslicht. Kapitel 12: ------------ "Wir sind also erfolgreich durch die Höhle gekommen. Und wo ist jetzt der versprochene Schatz?" "Lina, sieh mal, da kommt jemand." Sylphiel zeigt auf einen alten Mann, der sich ihnen nähert. Er reicht Lina ein eingewickeltes Päckchen. "Das soll ich denen geben, die ich vor dieser Höhle stehen sehe." Während er sich umdreht und zurück in die Richtung geht, aus der er kam, öffnet Lina das Päckchen. Darin befindet sich eine Karte, auf der ein Weg durch das Labyrinth eingezeichnet ist. Und ein paar Fackeln. "Das sieht ja genauso aus wie der Plan von Xellos", wundert sich Amelia. "Wenn das nur ein dummer Scherz sein soll, wird der alte Knacker mich kennenlernen!" "Lina, warte auf uns." Ihre Freunde folgen ihr, als die rothaarige Magierin losrennt, dem alten Mann hinterher. Als sie um einen Felsvorsprung biegt, sieht sie vor sich einen Bekannten mit einer Tasse Tee in der Hand auf einer Felskante sitzen. "Ihr habt ja ziemlich lange gebraucht, um aus dieser Seite aus der Höhle zu kommen." "Xellos. Hast du zufällig hier einen alten Mann vorbeikommen sehen?", fragt Lina ihn beiläufig. "Ach, ich habe ihn bezahlt und nach Hause geschickt." "Ich wusste es! Jetzt kannst du was erleben!" "Oh, äh, Lina...Warte." Xellos flüchtet hastig in die Luft, als Lina den Zauber für ihren Dragon-Slave zu sprechen. "Was ist dunkler als Zwielicht, was ist röter als Blut..." "Lina, nimm das doch bitte nicht so ernst." "Es ist ein verfluchtes, gigantisches Wesen. Hilf mir, denn du bist auserlesen..." "Wollt ihr sie nicht aufhalten?", fleht er die anderen an. "Das war doch wirklich nicht der Rede wert, ich habe mir nur einen kleinen Scherz erlaubt. "Verglühe das Böse, das vor mir steht, dann verglüht auch meine Wut..." "Das hast du dir selbst zuzuschreiben", meint Zel ungerührt. "Du weißt doch genau, dass man Lina besser nicht ärgern sollte." "Hilf mir, denn zu zweit sind wir gut..." "Das reicht jetzt, Lina." Gourry packt sie an den Armen und festhält. "Du kannst doch nicht alles hier in die Luft sprengen, nur weil du sauer bist." "Lass mich los!", zetert sie. "Ich lasse mich von dem Kerl nicht mehr gefallen, dass er uns immer nur veralbert!" "Nein, halt sie bloß weiter gut fest." "Von wegen!" Lina verpasst Gourry eine Kopfnuss und lässt ihren Zauber los. Aber Xellos weicht aus, indem er einfach den Raum durchquert. Außer sich vor Wut bombardiert sie ihn noch eine ganze Weile mit Feuerbällen, die er spielend abwehrt. Die anderen sehen sich das Schauspiel aus sicherer Entfernung an. Sie haben es sich auf den Felsen bequem gemacht und warten darauf, dass Lina sich beruhigt und sie endlich ihre Reise fortsetzen können. Norix war in die Festung zurückgekehrt und berichtet dem Anführer, dass Talis in dem Höhlenlabyrinth besiegt worden war. "Ich hielt es für besser, erst einmal zu verschwinden. Aber ich habe einen Plan, wie ich weiter vorgehe." "Gut. Ich verlasse mich darauf, dass du deinen Auftrag besser ausführst als Talis." Die Freunde haben wieder eine Stadt erreicht und wollen die Nacht hier verbringen. Auf dem großen Marktplatz sind viele Stände aufgebaut und eine Theatertruppe gibt gerade Vorführungen. "Ich liebe Theaterstücke", schwärmt Amelia. "Ich werde mir das heute Abend nicht entgehen lassen." "Ich werde es mir auch ansehen", stimmt Sylphiel ihr zu. "Ich nicht", lehnt Lina ab. "Seit wir damals selbst so etwas mitgemacht haben, habe ich die Nase voll davon." "Und ich werde mir das auch nicht antun", fügt Zel hinzu. Selena schließt sich Amelia und Sylphiel an, während Gourry sich an Lina hängt. "Na gut, dann treffen wir uns eben später in unserem Gasthaus", beschließen sie, bevor sie sich trennen. Lina und Gourry wandern an den Verkaufsständen entlang. Plötzlich hören sie einen lauten Ruf, irgendwo vor ihnen. "Ein super Schnäppchen! Für nur eine Silbermünze erlangen sie dank dieser magischen Anhänger ewiges Glück! Das ist doch beinahe geschenkt!" "He, die Stimme kennen wir doch. Los, lass uns mal hingehen", schlägt Gourry vor und setzt sich auch gleich in Bewegung. "Nein, halt warte", versucht Lina ihn noch aufzuhalten. "Sieh mal an, ich hätte nicht gedacht, Martina jemals wiederzusehen. Komm, lass sie uns begrüßen." Xellos ist hinter Lina aufgetaucht und zieht sie einfach mit sich. "He, was soll das? Lass mich sofort los", protestiert sie. "Gorry?" Martina blickt überrascht zu ihm auf, als er vor ihrem Stand stehen bleibt. "Was für eine Überraschung. Dann ist Lina bestimmt auch nicht weit weg, oder?" Sie schaut neugierig nach rechts und links und entdeckt die Rothaarige - und Xellos neben ihr. "Du verlogener Dämon! Wie kannst du es nur wagen, hier vor meinen Augen zu erscheinen!" Lina zuckt zusammen und springt hastig über den Tisch, hält Martina den Mund zu. "Schrei hier nicht so rum. Es muss doch nicht jeder erfahren, was Xellos ist." "Zu spät, da hinten ist schon die Kavallerie." Gourry zeigt auf ein paar Männer auf Pferden, die angeritten kommen. Sie bilden einen Halbkreis um den Stand. "Wo ist hier ein Dämon, Liebste? Zeige ihn mir und ich mache ihm den Garaus." "Zangulus?!" Kapitel 13: ------------ "Lina! Und mein alter Rivale Gourry!" Zangulus steigt von seinem Pferd. "Was macht ihr denn hier?" "Was machst du denn hier?", fragen Lina und Gourry gleichzeitig. "He, ihr!" Einer der Männer hat sein Schwert gezogen. "Seid nich so respektlos dem König gegenüber!" "König?!" "Das ist in Ordnung, ihr könnt euch zurückziehen", befiehlt Zangulus den Reitern, woraufhin sie sich entfernen. "Nun ja", wendet er sich dann wieder an Lina und Gourry. "Martinas Vater hat sich offiziell zurückgezogen und mir die Herrschaft über Xoana überlassen." "Aber warum verkauft Martina dann hier diese komischen Anhänger?" "Sie wollte einfach mal wieder für eine Weile durch die Welt reisen, so wie mit euch früher. Aber da sie jetzt Königin ist, habe ich entschieden, sie zu ihrem Schutz zu begleiten." "Ich habe eine Bitte an euch", meldet sich Martina zu Wort. "Könnt ihr dafür sorgen, dass dieser Dämon aus meiner Gegenwart verschwindet? Ich will seinen Anblick nicht länger ertragen." "Ist er wirklich ein Dämon?" Zangulus schaut skeptisch zu Xellos. "Ich gebe zu, er sieht ein bisschen eigenartig aus, aber..." "Natürlich ist er ein Dämon!", unterbricht Martina ihn. "Ich habe dir doch damals erzählt, wie er mich belogen und betrogen hat!" "Ach, können wir das nicht einfach vergessen? Ich musste doch damals so handeln, weil mein Master mir das befohlen hat", verteidigt sich Xellos. "Ja", stimmt Lina ihm zu. "Und es ist doch schließlich niemand zu Schaden gekommen." "Und was ist mit mir?", fängt Martina wieder an. "Er hat mich hintergangen und mir das Herz gebrochen." "Jetzt hör schon auf, dich zu beschweren", seufzt Lina. "Ich will einfach nur ein bisschen Ruhe haben und einen gemütlichen Abend verbringen." Zangulus wird hellhörig. "Sag bloß, ihr habt schon wieder Ärger mit irgendwelchen Dämonen?" "Nein, keine Dämonen", erwidert Lina. "Diesmal sind es nur ein paar fiese Magier." "Naja, eigentlich sind sie ja hinter mir her", mischt Xellos sich ein. "Die anderen sind nur zufällig da hineingeraten." Zangulus und Martina wechseln einen Blick. "Also hat sich bei euch überhaupt nichts verändert." Amelia, Sylphiel und Selena haben sich den Theater-Wettbewerb angesehen. Als die Gewinnertruppe feststeht, wandern sie noch an den Ständen entlang. Schließlich kommen sie zu einem Händler, der außergewöhnliche Schmuckstücke anbietet. "Oh, seht mal, was für schöne Sachen." "Ja, wirklich." Sylphiel nimmt eine Kette in die Hand, die ihr gefällt. "Sie können sich gerne in meinem Spiegel betrachten", bietet der Händler an. Er zeigt auf das Zelt hinter seinem Stand. "Er hängt dort drinnen." Während die beiden Magierinnen ihre Spiegelbilder anstarren, schaut Selena sich in dem kleinen Zelt um. Dabei spielt sie mit ihrem Anhänger. "Da hast du aber einen schönen Anhänger. Würdest du ihn mir verkaufen? Ich biete dir 2500 Goldstücke dafür." "Was?" Selena dreht sich um, der Händler steht dicht hinter ihr. "Tut mir leid, das ist ein Erbstück. Ich werde ihn nicht weggeben." "Du kleine Göre! Ich verlange, dass du ihn mir gibst! Na los!" Er grabscht danach, aber Selena weicht hastig zurück. Er folgt ihr und drängt sie in eine Ecke. "Amelia! Sylphiel! Helft mir, bitte!" Die beiden reagieren nicht auf ihre Rufe. "Hahaha, das ist sinnlos." Das Gesicht des Händlers verändert sich, er wird zu Norix. "Sie können dich nicht hören. Als sie in den Spiegel gesehen haben, wurden sie hypnotisiert. Gib mir deinen Anhänger und ich werde sie freilassen." Da sie keine andere Wahl hat, löst Selena die Kette, hält sie aber noch in der Hand. "Versprochen?" "Ja! Jetzt gib endlich her!", fordert Norix ungeduldig. "Was ist denn hier los?" Zel ist in dem Zelteingang erschienen. "Zelgadis! Er ist einer von den Magiern! Er hat uns eine Falle gestellt!" "Du Mistkerl! Na warte!" "Verdammt." Blitzschnell weicht Norix dem Angriff aus und verschwindet aus dem Zelt. "Bleib gefälligst hier!" "Lass ihn gehen. Hilf mir lieber, er hat die beiden dort verhext. Wir müssen sie wieder aufwecken." "Da weiß ich schon eine Lösung." Zel geht zu den beiden, hebt die Hand und klatscht erst Amelia und dann Sylphiel eine. "Bist du verrückt? Du kannst sie doch nicht einfach ins Gesicht schlagen!" "Du wolltest doch, dass ich sie aufwecke", verteidigt er sich. "Aber doch nicht so!" "Was soll´s, es hat jedenfalls funktioniert." Kapitel 14: ------------ "Was ist passiert? Zelgadis, was machst du denn auf einmal hier?" "Und wo ist der Händler geblieben?" Amelia macht ein nachdenkliches Gesicht. "Ich weiß nur noch, dass wir vor dem Spiegel gestanden haben." "Das war einer von den Magiern, er hat euch mit dem Ding in eine Falle gelockt." Zel deutet auf den Spiegel. "Konnen wir jetzt gehen?", bittet Selena "Ich will nur noch hier raus." Gemeinsam verlassen sie das Zelt und gehen die Straße entlang, als Zel stehenbleibt. "Ich geh nochmal zurück. Es ist zu gefährlich, den Spiegel einfach dort hängen zu lassen." Er kehrt um und erreicht das Zelt, als Norix es gerade verlässt. Der Magier bemerkt ihn, erhebt sich in die Luft und fliegt davon. Zel nimmt sofort die Verfolgung auf. Amelia, Sylphiel und Selena treffen Lina, Gourry und Xellos im Hotel. Martina und Zangulus sind noch bei ihnen. "Oh, hallo. Und gratulation zu deiner Krönung, Zangulus." "Von mir auch", fügt Sylphiel zu Amelias Worten hinzu. "Wer sind denn die beiden?" "Martina und Zangulus, alte Freunde von uns", beantwortet Lina Selenas Frage. "Ach so. Nun, freut mich euch kennenzulernen. Ich bin Selena. Übrigens, gerade sind wir wieder dem Magier begegnet, der uns in der Höhle entkommen ist. Er hat Amelia und Sylphiel mit einem Spiegel hypnotisiert und wollte mich zwingen, ihm meinen Anhänger zu geben. Zum Glück ist Zelgadis aufgetaucht und er ist geflohen." "Und wo ist Zel jetzt?" "Er wollte noch einmal zurück und den Spiegel holen", erklärt Amelia. "Er hält es für zu gefährlich, ihn einfach dort hängen zu lassen." In dem Moment kommt Zel an ihren Tisch. "Hey. Der Magier ist ebenfalls zurückgekehrt und hat den Spiegel mitgenommen. Ich habe ihn verfolgt, aber aus den Augen verloren." "Ich hätte wissen müssen, dass Norix nicht einfach aufgeben würde. In welche Richtung ist Norix verschwunden?" "Er ist nach Nordwesten geflogen." "Dann werde ich jetzt versuchen, ihn einzuholen. Er ist bestimmt noch nicht sehr weit gekommen." "Warte, ich begleite dich." Die anderen sehen Lina und Xellos nach, als die beiden das Hotel verlassen. "Sagt mal, meint ihr nicht auch, dass Xellos irgendwie zu ernst wirkt?", meint Amelia. "Es scheint ihm unheimlich wichtig zu sein, diese Magier zu erwischen." "Ist wahrscheinlich sein Auftrag, sie zur Strecke zu bringen. Aber natürlich erzählt er uns nichts davon." "Was genau ist eigentlich los?", mischt Martina sich ein. "Wollt ihr uns das nicht erklären?" "Hä?" Zel bemerkt die beiden erst jetzt. "Was macht ihr denn hier?" "Ach, und ich dachte schon, du würdest uns bewusst ignorieren. Dabei scheint dein Gedächtnis wohl nur genauso lahm zu sein wie das von Gourry." "Wie bitte?!" "Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt zum Streiten. Also, alles hat damit angefangen, als Lina und ihre Freunde in meine Heimatstadt gekommen sind." Selena und die anderen erzählen die ganze Geschichte. Lina und Xellos sind in die Richtung unterwegs, die Zelgadis angegeben hat. Dank Xellos dämonischer Kräfte sind sie recht schnell, finden aber keine Spur von Norix. Schließlich machen sie auf einer Lichtung in einem Wald eine Pause. "Das hat doch keinen Sinn. Vielleicht ist er gar nicht in diese Richtung geflohen, sondern hat sie nur als Ablenkungsmanöver benutzt. Und er ist längst weg." "Nein, ich bin mir sicher, dass er noch irgendwo in der Nähe ist", erwidert Xellos. "Ich werde allein weitersuchen. Kehre du ruhig in die Stadt zurück, wenn du willst." "Warum bist du so verbissen darauf, ihn zu kriegen? Ich kriege langsam immer mehr den Eindruck, dass es gar nicht nur um das Amulett geht. Du hast mir noch nicht alles erzählt, oder?" "Nein, Lina. Es ist einfach so, dass mein Boss langsam ungeduldig wird, weil ich erst einen der Magier zur Strecke gebracht habe." Kapitel 15: ------------ "So ein verdammter Mist!" Norix schlägt sich durch die Büsche. "Wenn Xellos und die kleine Hexe mich nicht suchen würden, könnte ich einfach fliegen. Aber wenigstens scheine ich sie abgehängt zu haben." "Darauf würde ich an deiner Stelle nicht wetten." Xellos erscheint direkt hinter ihm. "Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, du könntest mir entkommen?" "Eigentlich war das gar nicht wirklich seine Absicht." "Dariz." Xellos wendet sich zu dem Mann um, der rechts von ihm zwischen den Bäumen hervortritt. "Dann steht es jetzt zwei gegen zwei." Lina schwebt neben dem Dämon zu Boden. "Und wie geht es nun weiter?" "Ach, sieh mal an, der mächtige Dämon braucht die Hilfe einer kleinen Hexe, um gegen uns anzutreten", grinst Dariz spöttisch. "Hey! Ihr solltet mich nicht unterschätzen!", faucht Lina. "Sei vorsichtig, Dariz kann seine Feinde einer Gehirnwäsche unterziehen und sie auf seine Seite bringen", warnt Xellos. "Eine sehr gute Idee, dann werde ich das doch gleich mal bei deiner Freundin anwenden." Dariz streckt eine Hand Lina entgegen, die sich plötzlich nicht mehr bewegen kann. "Was zum Teufel ist jetzt los?" "Lina!" Xellos greift nach ihrem Arm, als eine junge Frau sich von einem Baum herunterfallen lässt und mit einem Schwert nach ihm schlägt. In der Stadt machen sich die anderen inzwischen große Sorgen, weil Lina und Xellos immer noch nicht zurückgekehrt sind. "Ich werde noch wahnsinnig." Gourry läuft wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her. "Wo bleiben die beiden denn bloß?" "Jetzt hör doch endlich mal auf mit dem Herumgerenne", stöhnt Zel. "Damit machst du mich ganz nervös. Setz dich hin und beruhige dich. Sie werden bestimmt schon bald wieder da sein." Xellos wehrt den Angriff mit seinem Stab ab und packt Lina´s Arm, um mit ihr auf die Astralebene zu entkommen. Aber die Schwertkämpferin reagiert blitzschnell und durchschneidet den Raum an der Stelle, wo die beiden verschwunden sind. Als die Klinge wieder sichtbar wird, ist sie blutbeschmiert. "Sieht aus, als hätte ich getroffen." "Und was glaubst du, wen du verletzt hast, Kira? Die kleine Hexe oder Xellos?" "Wahrscheinlich sie", meint Kira, während sie das Blut abwischt und das Schwert in die Scheide schiebt. "Ich glaube nicht, dass der Dämon rotes Blut hat. Allerdings weiß ich nicht, wo ich sie erwischt habe." "Das spielt keine Rolle. Wenigstens einen kleinen Erfolg konnten wir heute erzielen. Da ich bei der kleinen Hexe meine Magie anwenden kann, können wir sie benutzen, um Xellos ein für alle Mal zu erledigen. Und dann wird es ein Kinderspiel, das Amulett in die Finger zu bekommen." Gourry ist mittlerweile drauf und dran, sich selbst auf die Suche zu machen. "Ich halte es einfach nicht mehr aus, nur hier herumzusitzen und zu warten." Er springt auf, stürzt aus dem Gastraum und hinaus auf die Straße. Dort findet er Xellos mit Lina in den Armen an der Hauswand sitzend. Ihre Kleidung ist an ihrer Taille blutgetränkt. "Lina! Was ist mit ihr passiert? Wieso ist sie verletzt worden?" "Das kann warten, Gourry." Sylphiel beugt sich über die verletzte Freundin und betrachtet die Wunde. Sie und die anderen sind Gourry nach draußen gefolgt. "Sie braucht jetzt sofort einen Heilzauber. Bring sie bitte in mein Zimmer, ich kümmere mich um sie." Gourry nickt und nimmt Lina auf seine Arme. Während er hinter Sylphiel wieder ins Gasthaus geht, bleiben die anderen bei Xellos stehen. "Also, sag uns, was passiert ist", verlangt Zelgadis. "Nun, wir sind Norix gefolgt und haben ihn im Wald entdeckt. Aber dann kam Dariz, der dritte der Magier, dazu. Und eine junge Schwertkämpferin, die ich noch nicht kannte. Sie hat ein magisches Schwert, das den Raum durchschneiden kann. Als wir geflohen sind, hat sie uns angegriffen und Lina diese Verletzung zugefügt." "Warum hast du nicht besser aufgepasst?", schaltet Amelia sich ein. "Wenn du von dieser Frau und ihrem magischen Schwert gewusst hast..." "Ich wusste nichts von ihr", erwidert Xellos. "Sie ist etwas jünger als Gourry, also war sie damals noch ein Kind." "Erzähl uns doch einfach, welche Kräfte diese Magier besitzen, Xellos", bittet Selena. "Damit wir wissen, womit wir rechnen müssen, wenn wir es wieder mit ihnen zu tun bekommen." "Nun gut. Ihr wisst ja bereits, dass Norix mit seinem magischen Spiegel den Menschen ihren Willen rauben kann. Dariz kann mit seinem magischen Gegenstand einen Menschen unter seine Kontrolle bringen. Und jetzt gehört auch diese junge Frau zu ihnen." "Auf jeden Fall wird es sehr schwer, gegen sie zu kämpfen", überlegt Zel. "Wir müssen einen Plan machen, wie wir am besten gegen sie vorgehen können." Kapitel 16: ------------ "Hey, du Schlafmütze." Gourry wird unsanft geweckt, als sein Stuhl umgeworfen wird. "Lina." Verblüfft schaut er zu ihr auf. "Dir geht es ja wieder besser." "Los, steh auf, wir müssen mit den anderen sprechen." Als die beiden das Zimmer verlassen, werden sie gleich von den anderen umringt, die auf dem Flur gewartet haben. Amelia fällt Lina in die Arme. "Ich bin so froh, dass du wieder gesund bist." "Natürlich, dank deinem Heilzauber, Sylphiel. Danke. So und jetzt lasst uns überlegen, wie es weitergeht." "Xellos hat uns erzählt, welche Kräfte diese Magier haben", informiert Zel sie. "Es wird schwierig, gegen sie zu kämpfen, wenn einer von ihnen uns jederzeit einer Gehirnwäsche unterziehen kann." "Ja, da hast du Recht. Aber er scheint sich immer nur auf einen konzentrieren zu können, das wäre ein entscheidender Vorteil für uns. Auf jeden Fall sollten wir aber so bald wie möglich diese Stadt verlassen." "Ihr könntet doch mit uns nach Xoana kommen", schlägt Martina vor. "Es liegt entgegengesetzt der Richtung, in die ihr bisher gereist seid." "Ihr seid noch hier?", stellt Lina erstaunt fest. "Nun, deine Idee klingt gar nicht schlecht. Vielleicht können sie so in die Irre führen. Allerdings solltet ihr auch bedenken, dass ihr dann in die Sache verwickelt werden könntet." "Ach, darüber mache ich mir keine Gedanken", winkt Martina ab. "Wir stehen schließlich unter dem Schutz des großen Zoamelgusta, uns wird schon nichts passieren. Und solange du nicht wieder unseren Palast zerstörst, seid ihr auch willkommen." "Na gut, wie du meinst. Aber jetzt will ich erst mal etwas essen, ich bin am Verhungern. Wer schließt sich mir an?" Amelia geht mit Martina und Zangulus, sie will mit den beiden über Regierungsgeschäfte reden. Zelgadis zieht allein los, um sich in der Stadt ein wenig umzuhören. Und Sylphiel fragt Lina, ob sie sich Gourry für eine Weile ausleihen kann. "Dafür brauchst du doch nicht meine Erlaubnis. Wenn du etwas mit ihm unternehmen willst, geh ruhig." Gourry zögert, er sieht Lina besorgt an. Bis sie ihm einen Schlag auf den Rücken gibt. "Hör auf, mich so anzusehen! Geh und amüsier dich, na los!" Selena schließt sich ihm und Sylphiel an. Als sie allein ist, geht Lina zu Xellos, der ein Stück entfernt an der Wand gelehnt sitzt. "Was macht dein Arm?" "Lina?" Er schaut fragend zu ihr auf. "Stell dich nicht dumm. Ich weiß, dass du auch von dem Schwerthieb getroffen wurdest. Sonst wäre ich wohl noch viel schlimmer verletzt worden. Als Dank lade ich dich zum Essen ein. Los, steh auf." In dem gut gefüllten Gastraum ist in der Ecke noch ein kleiner Tisch frei. Auf den in diesem Moment ein Pärchen zusteuert. Lina beeilt sich und kommt knapp vor ihnen an. Sie lässt sich auf einen Stuhl fallen und beginnt gleich, die Karte zu studieren. Den bösen Blick der Frau, der sie den Platz weggeschnappt hat, bemerkt sie nicht. "Hier." Sie reicht Xellos die Karte, als er sich ihr gegenüber setzt. "Ich weiß schon, was ich nehme. Such du dir auch etwas aus." Er wirft einen kurzen Blick auf die Karte und legt sie dann zur Seite. "He, wir wollen bestellen", ruft Lina einem Kellner zu. "Ich nehme eine 5-fache Portion des Tagesgerichts." "Und für mich bitte die Tagessuppe." Kurze Zeit später steht das Essen auf dem Tisch, Lina beginnt gleich in sich reinzuschaufeln. Aber der Dämon rührt nur in seiner Suppe. "Was ist, hast du keinen Hunger?", fragt Lina schließlich nach dem letzten Bissen. "Kann ich vielleicht...?" Wortlos schiebt er ihr den Teller rüber. "Was ist bloß los mit dir, du benimmst dich wirklich eigenartig." "Ich hätte damit rechnen müssen, dass es eine Falle ist. Nachdem wir Talis in der Höhle besiegt haben, wurde ihnen damit nur ein Grund mehr geliefert, uns zu verfolgen und seinen Tod zu rächen." "Das lässt sich nun nicht mehr ändern, also bringt es auch nichts, sich darüber Gedanken zu machen. Aber da ist etwas anderes, was mich beschäftigt. Du hast gesagt, die Magier wären hinter dem Amulett her, das Selena besitzt. Aber was ist mit dem zweiten Stück?" "Ich habe lange danach gesucht, aber keine Spur gefunden", erklärt er. "Das ergibt aber keinen Sinn", überlegt Lina. "Warum sollten sie sich soviel Mühe machen, eine Hälfte in die Hände zu bekomme, wenn die andere verschollen ist?" "Hey." Selena kommt an ihren Tisch. "Habt ihr was dagegen, wenn ich euch Gesellschaft leiste? Ich bin auch inzwischen ziemlich hungrig. Bringen mir bitte das Tagesmenü." "Für mich auch noch einmal eine doppelte Portion davon", fügt Lina der Bestellung hinzu. Kopfschüttelnd verschwindet der Kellner in der Küche. "Und, worüber habt ihr gesprochen? Habt ihr beide etwa Geheimnisse, die wir nicht erfahren dürfen?" "W-was? W-wie kommst du denn auf so eine Idee?" "Na ja, es hat irgendwie den Eindruck gemacht, als wäre da etwas zwischen euch. Wie ihr hier so zusammen am Tisch gesessen habt." Selena zuckt leicht zusammen, als sie einen dumpfen Laut hört. Lina ist bei ihren Vorstellungen buchstäblich zu Boden gegangen. "Du liebe Güte, was reimst du dir da bloß zusammen?" Kapitel 17: ------------ Ein lauter Knall ist aus der Küche zu hören, dann kommen alle Köche durch die Türen gestürmt. "Was ist da los?" Lina, Xellos und Selena springen von ihren Stühlen auf, wie auch alle anderen Gäste in dem Gastraum. "He, du." Lina hält einen jungen Küchenhelfer, der an ihrem Tisch vorbeiläuft, am Arm fest. "Was ist da drin passiert? Und was ist mit meinem Essen?" Er schaut sie nur mit ängstlichem Blick an, reißt sich los und rennt den anderen hinterher. "Na schön, dann werde ich eben selbst nachsehen. Ihr beide bleibt hier." In der Küche ist es so neblig, dass Lina kaum etwas sehen kann. Mit langsamen Schritten geht sie vorwärts, bis vor ihr eine undeutliche Gestalt auftaucht. "Wer ist da? Bist du hierfür verantwortlich?" "Oh, hast du mich etwa schon vergessen? Dann werde ich dir mal auf die Sprünge helfen." Ehe Lina etwas tun kann, wird sie von seinem Zauber getroffen und kann sich nicht mehr bewegen. "Das war einfacher, als ich gedacht hätte. Heute Morgen hattest du Glück, aber jetzt wird Xellos dir nicht helfen können." Dariz beginnt, fremde Worte zu murmeln. "Was für ein Zauber ist das?" "Wir haben ihn in einer Kopie der Claire-Bibel gefunden", erklärt Dariz und fährt mit dem Spruch fort. Lina spürt, wie es dunkel um sie wird, als würde sie in einen Traum eintauchen. Zelgadis kommt zurück zum Gasthaus, als Xellos und Selena gerade die anderen Gäste bitten, den Gastraum zu verlassen. Auf seine Frage erzählen sie ihm, was passiert ist. "Und warum hast du Lina allein da reingehen lassen?" Er packt Xellos am Arm. "Los, komm mit." "Wartet, da ist sie." Selena zeigt auf Lina, die in der Küchentür erschienen ist. "Lina." Die drei gehen auf sie zu. "Was war denn da drin los? Hast du..." "Feuerball." Zel wird getroffen und geht zu Boden. "Was soll der Quatsch?" "Feuerpfeil." Xellos und Selena suchen eilig Schutz hinter einem Tisch. "Hör auf, Lina." Zel ist wieder aufgestanden. "Was ist in dich gefahren?" "Windstoß." Der Zauber befördert ihn quer durch den Raum, bis er von einer Wand gestoppt wird. "Ich fürchte, Lina wurde von Dariz´s magischem Stein verzaubert." Xellos schaut vorsichtig über den Rand des Tisches. Er zieht den Kopf aber schnell wieder ein, als ein weiterer Feuerball auf ihn zugeflogen kommt. "Pass auf, Selena, du läufst so schnell du kannst zu Zelgadis. Und dann macht ihr beide euch auf die Suche nach Sylphiel, sie kann den Bann vielleicht aufheben. Ich werde Lina solange hier beschäftigen." Selena nickt, springt auf und rennt zu Zelgadis, der direkt vor der Tür hinter einem umgestürzten Tisch in Deckung gegangen ist. Sie lässt sich neben ihn fallen und erzählt ihm von Xellos Idee. "Das scheint ja mal ein vernünftiger Vorschlag von diesem Dämon zu sein. Hoffen wir nur, dass es auch funktioniert. Los, komm mit." Zel zieht Selena mit sich in die Höhe und gibt ihr einen Stoß, der sie durch die Tür stolpern lässt. Xellos wehrt Lina´s Angriffe mit seinem Stab ab, während er langsam zurückweicht. Sie folgt ihm Schritt für Schritt. "Na, warum erledigst du dieses Mädchen nicht einfach?" Dariz ist durch die Küchentür getreten, mit Kiras magischem Schwert in der Hand. "Ich an deiner Stelle würde keine Minute länger zögern. Sonst lasse ich sie dich vernichten, und dann alle ihre Freunde." "Dazu wird es nicht kommen." Xellos wechselt seinen Standort und erscheint neben dem Magier. "Wenn ich dich töte, ist sie von deinem Bann befreit." "Denkst du wirklich, dass es so einfach wird?" Dariz wendet sich dem Dämon zu. "Das wird leider eine Enttäuschung für dich geben." Blitzschnell schlägt er ihm seinen Stab aus der Hand - mit Kiras magischem Schwert. Dann richtet er die Spitze der Waffe auf ihn. "Unsere neue Verbündete war so freundlich, es mir auszuleihen. Damit kann ich dafür sorgen, dass du uns niemals wieder in die Quere kommen wirst. Aber eigentlich fände ich es viel interessanter, wenn ich es ihr überlasse, dich auszulöschen." Dariz geht ein paar Schritte zur Seite, um Lina Platz zu machen. Sie hält jetzt das Laguna-Schwert in den Händen. "Sylphiel!" Zel und Selena haben sie auf dem Marktplatz gefunden. "Lina steht unter einem Bannzauber, du musst sie davon befreien!" "Beeilen wir uns!" Selena packt Sylphiels Handgelenk und zieht sie mit sich in die Richtung, aus der sie gekommen sind. "Xellos ist noch dort! Er wollte Lina ablenken, damit wir heil aus dem Gasthaus kommen!" Kapitel 18: ------------ Zurück im Gasthaus sehen sie Xellos mit dem Rücken an einer Wand stehen. Vor ihm sind Dariz und Lina, sie hält ihr Laguna-Schwert in den Händen. "Windstoß!" Zel fegt Dariz von den Füßen, der Magier wird zur schräg gegenüberliegenden Wand katapultiert. Aber Lina hebt ihre magische Waffe und lässt sie auf den Dämonen heruntersausen. Bei dem Versuch, ihren Angriff abzuwehren, wird ihm sein Stab aus den Händen geschleudert. Und sie holt auch gleich zu einem weiteren Angriff aus. "Sie wird ihn umbringen!" Selena rennt unvermittelt los und wirft sich zwischen Lina und Xellos. "Was machst du denn? Verdammt!" Zel stürmt ebenfalls los und schlägt Lina seinen Schwertgriff über den Kopf. Sie sackt ohnmächtig zusammen. "Sylphiel, sprich jetzt deinen Gegenzauber. Ich kümmere mich um den da hinten." Er geht auf Dariz zu, der sich gerade benommen wieder aufrichtet. Nur noch wenige Schritte liegen zwischen Zel und dem Magier, als der von einem Energieball getroffen wird. Zum zweiten Mal wird er zu Boden geschleudert und bleibt reglos liegen. Alle Blicke richten sich auf die Küchentür, wo eine vermummte Gestalt mit einer Maske vor dem Gesicht erschienen ist. Sein ausgestreckter Arm ist noch auf Dariz gerichtet. "Wer bist du?" Der Vermummte reagiert nicht auf die Frage, sondern macht ein kompliziert aussehendes Zeichen. Das Schwert, das neben Dariz liegt, fliegt zu ihm und landet in seiner Hand. Dann dreht er sich einfach um und verschwindet. "Was war das jetzt? Warum hat dieser Kerl den Magier getötet? Hast du eine Ahnung?" Zel schaut fragend Xellos an, der neben ihn getreten ist und auf Dariz hinunterschaut. Der Dämon schüttelt den Kopf. "Wer er auch ist, er hat jetzt das Schwert und wird uns möglicherweise irgendwann angreifen. Wir sollten darauf vorbereitet sein." "Worauf?" Lina kommt langsam wieder zu sich, den Bann, den Dariz auf sie gelegt hat, ist bei seinem Tod erloschen. "Au, mein Schädel", stöhnt sie, während sie sich aufsetzt. Dann entdeckt sie Zel und Sylphiel und den völlig zerstörten Gastraum. "Liebe Güte, was ist denn hier passiert? Und was macht ihr beide hier?" "Dariz hat dich mit einem Bann belegt und gegen uns kämpfen lassen", erklärt Selena. "Du hast das hier angerichtet." "Schande. Aber es ist doch keiner von euch verletzt worden, oder?" "Nein, mach dir keine Sorgen", beruhigt Sylphiel Lina. "Na gut, dann lasst uns jetzt die anderen suchen und uns aus dieser Stadt verschwinden. Ich meine, schließlich habt ihr einen Mann umgebracht, wie sollen wir das erklären?" "Das waren wir nicht. Hier war gerade ein Mann mit einer Maske, der hat das getan." Mit seinem Stab in der linken Hand, kommt Xellos heran. "Na, das ist ja noch ein Grund mehr, so schnell wie möglich weiterzureisen. Los, lasst uns keine Zeit mehr verlieren." Lina läuft bereits eilig durch die Tür aus dem Gastraum. "Warum hat sie es denn plötzlich so eilig?" Selena schaut ihr verwundert nach. "Du brauchst dich doch nur hier umzusehen." Zel macht eine ausholende Handbewegung. "Aber Lina hat auch irgendwo Recht. Es könnte zu gefährlich sein, noch länger in dieser Stadt zu bleiben. Also folgen wir ihr besser." Draußen steht Lina mit Amelia und Gourry zusammen. "Ich habe den beiden hier schon erzählt, dass wir auf der Stelle die Stadt verlassen werden." "Aber was ist mit Martina und Zangulus?", wirft Amelia ein. "Sollten wir ihnen nicht auch Bescheid sagen?" "Nein, unter diesen Umständen ist es für die beiden wohl sicherer, wenn sie nicht mit uns kommen. Wer weiß, wann wir wieder von Norix oder dieser Schwertkämpferin angegriffen werden? Oder dieser Maskenonkel, von dem wir nichts wissen, taucht auf." Einige Zeit, nachdem Lina und ihre Freunde aus der Stadt geflohen sind, kommen Martina und Zangulus zum Gasthaus. "Ich frage mich, wo die anderen geblieben sind", überlegt Martina. "Wir haben sie schon seit Stunden nicht mehr gesehen." "Wahrscheinlich sind sie gerade am essen", meint Zangulus. In der Tür zum Gastraum bleiben sie erschrocken stehen. "Was ist denn hier passiert?" "He, ihr beiden!" Eine wütend klingende Stimme ertönt hinter ihnen. "Ihr seid doch Freunde von denen, die das hier angerichtet haben! Ich verlange, dass mir der Schaden ersetzt wird!" "Wie bitte?" "Ihr werdet dafür bezahlen, dass ihr hier alles zerstört habt!", wiederholt der Besitzer des Gasthauses. "500.000 Goldstücke! Sonst werde ich euch nicht gehen lassen!" "Schon gut, hier haben sie es." Zangulus drückt ihm einen Beutel in die Hand und drängt sich an ihm vorbei, Martina mit sich ziehend. Draußen fängt er an zu rennen. "Komm, beeil dich. Ich habe ihm nur 200.000 Goldstücke geben können. Wenn er das herausfindet, wird er uns glatt lynchen." Kaum sitzen die beiden auf ihren Pferden, kommen ihnen der Gasthaus-Besitzer und seine Bediensteten nach. "Ihr Betrüger! Es fehlen immer noch 300.000 Goldstücke! Lasst sie nicht entkommen!" "Bloß weg hier!" Zangulus nimmt Martinas Pferd an den Zügeln und treibt sein eigenes Tier an. Mit wildem Galopp brechen sie durch die Menge und jagen die Straße hinunter. Kapitel 19: ------------ Im Quartier der Magier. "Talis und Dariz haben versagt und mussten mit dem Tode bezahlen. Jetzt habt ihr beide die Möglichkeit, euch zu beweisen. Aber ich warne euch, wenn ihr auch versagt, habe ich keine Verwendung mehr für euch und ihr werdet euren Freunden folgen. Also, bringt mir das Mädchen, dass eine Hälfte des Amuletts trägt." Kira und Norix verneigen sich vor ihrem Anführer und verlassen den Saal. "Sag mal, kommt dir das nicht auch komisch vor? Dass er uns beaufragt hat, ihm das Mädchen zu bringen und ihr nicht nur das Amulett abzunehmen. Irgendwie habe ich das Gefühl, er hat ein persönliches Interesse an ihr." "Ja, vielleicht hast du Recht." Norix bleibt stehen. "Pass auf, ich werde versuchen, etwas in Erfahrung zu bringen. Wenn er nach mir fragt, überleg dir eine Ausrede. Und lass dir nichts anmerken, dass er nicht misstrauisch wird. Ich bin so bald wie möglich wieder zurück." Die beiden ahnen nicht, dass sie von dem Anführer belauscht werden. "So, sie kriegen also langsam Zweifel. Dann muss ich mich wohl auch bald von ihnen trennen." Lina und ihre Freunde verbingen die Nacht im Wald. "Hätten wir nicht noch ein bisschen weitergehen können?", mault Lina. "Dann könnten wir jetzt gemütlich in einem Gasthaus in warmen Betten schlafen und nicht hier auf dem kalten Boden." "Wir waren uns doch einig, dass wir uns in nächster Zeit von allen Städten und Dörfern fernhalten, solange diese Typen hinter uns her sind", erinnert Zel sie. "Ja, ich weiß. Weil es zu gefährlich ist, deshalb sind wir ja auch ohne Martina und Zangulus weitergezogen." "Wir sind aber nicht deshalb so überstürzt aufgebrochen, sondern weil du die gesamte Einrichtung zu Kleinholz verarbeitet hast", ärgert Selena Lina. "Das war nicht meine Schuld", verteidigt sich die rothaarige Magierin. "Wenn der Kerl mir keine Gehirnwäsche verpasst hätte, wäre das nicht passiert." "Hat einer von euch eine Idee, wer dieser Mann mit der Maske ist?" Sylphiel schaut nachdenklich ins Feuer. "Keine Ahnung, er wird wohl einen guten Grund dafür haben, dass er sein Gesicht verbirgt", meint Amelia. "Aber er muss doch auch ein Feind dieser Magier sein, sonst hätte er nicht einen von ihnen getötet, oder?" "Das wissen wir nicht, deshalb sollten wir vorsichtig sein, wenn wir ihm wieder begegnen." Eine Weile später legen sich alle schlafen. In der Nacht wird Selena wach, sie hört Schritte und sieht Lina und Xellos zwischen den Bäumen verschwinden. Neugierig steht sie auf und folgt ihnen. "Also, was ist los?", fragt Lina, als sie außer Hörweite des Lagers sind. "Was ist denn so wichtig, dass du mich wecken musst?" "Du hast ja gesehen, wie ich von dem Schwert verletzt wurde", béginnt er. "Also, normalerweise heilen solche Wunden bei mir nach einiger Zeit. Aber nicht diesmal." Er holt seinen rechten Arm unter seinem Umhang hervor und hält ihn ins Mondlicht. Von seiner Schulter abwärts zieht sich ein breiter Schnitt. Selena keucht erschrocken auf, als sie das sieht. "Wer ist da?" Lina hat sie gehört und sich umgedreht. "Los, komm raus." "Tut mir leid, ich habe gesehen, wie ihr das Lager verlassen habt." Selena geht zu den beiden. "Und da bist du uns einfach gefolgt und hast uns belauscht?" "Sie war eben neugierig, warum ihr euch heimlich wegschleicht." Zel kommt ebenfalls hinter einem Baum hervor. "Sind vielleicht noch mehr Leute versteckt?" Lina dreht sich demonstrativ im Kreis. "Dann sollen sie sich jetzt zeigen." "Nein, die anderen schlafen noch." Zel wendet sich an den Dämon. "Und, warum hast du uns nichts von deinem Arm erzählt?" "Es hätte doch nichts gebracht, wenn ich es getan hätte", erwidert Xellos. "Die Wunde schließt sich nicht, obwohl schon so viel Zeit vergangen ist." "Das muss an diesem Schwert liegen", vermutet Lina. "Es gibt sicher noch unzählige magische Waffen, deren Wirkung wir nicht kennen. Wie auch immer, ich bin müde und geh jetzt wieder schlafen. Und ihr solltet euch auch wieder hinlegen. Bevor noch einer der anderen unsere Abwesenheit bemerkt." Am nächsten Tag, als sie wieder auf dem Weg sind, geht Selena gedankenverloren einige Schritte hinter den anderen. "Hey." Lina stößt sie leicht an. "Du schaust schon eine ganze Weile so deprimiert, das fällt allmählich auf." "Entschuldige. Ich mache mir einfach Sorgen wegen seiner Verletzung." "Ach was, das bringt doch überhaupt nichts. Mit der Zeit wird das bestimmt wieder in Ordnung kommen, es braucht nur eben länger." "Was habt ihr denn so heimlich zu flüstern?" Amelia hat ihre Schritte verlangsamt und schaut sie neugierig an. "Heckt ihr beide etwas irgendwas aus?" "Nein, wir haben nur überlegt, dass wir noch gar nichts über Selenas Eltern erfahren haben", antwortet Lina ausweichend. "Stimmt!" Amelia schlägt sich mit der Hand gegen die Stirn. "Das habe ich völlig vergessen. Weil wir ja soviel Ärger mit den Magiern hatten." "Wo sind wir eigentlich?" Sylphiel schaut fragend in die Runde. "Ich seh mich mal um." Zel erhebt sich mit Levitation in die Luft, nach einer Weile kommt er wieder herunter. "Da vorn hinter den Hügeln liegt Sailune." "Worauf warten wir, lasst uns schneller gehen", drängt Amelia. "Immer langsam, es gibt keinen Grund zu hetzen. Wir werden schon noch vor Einbruch der Nacht ankommen." Kapitel 20: ------------ Als die Sonne langsam untergeht, betreten sie die Stadt und machen sich auf den Weg zum Palast. "Bist du sicher, dass du hier sein willst, Xellos?", flüstert Lina ihm zu. "Du weißt doch, dass die Stadt von einem schützenden Zauber umgeben ist, der schädlich für Dämonen ist. Und willst du dir das wirklich antun, Prinz Riesenzwerg zu treffen?" Xellos lacht auf. "Ich finde ihn lustig. Und wenn ich es nicht aushalte, kann ich ja verschwinden." Phil empfängt sie im Thronsaal. Als er Amelia erblickt, stürmt er gleich auf sie zu und schließt sie in die Arme. "Wie schön, dass du gesund bist, meine Tochter." "Papa." Sie strahlt mit ihm um die Wette. "Äh, d-das ist Prinz Philionel?" Selena starrt ihn mit großen Augen an. "A-aber ich dachte immer, echte Prinzen würden umwerfend aussehen." Ihre Bemerkung befördert Phil buchstäblich auf den Boden. "Also wirklich! Man darf doch einen Menschen nicht nach seinem Aussehen beurteilen!", beschwert sich Amelia. "Außerdem ist es ziemlich unhöflich, so etwas zu sagen." "Nun ja." Phil räuspert sich und steht wieder auf. "Es ist schön, euch alle wiederzusehen. Und wer ist diese junge Frau?" "Mein Name ist Selena", stellt sie sich vor. "Ich reise jetzt seit einer Weile mit Lina und ihren Freunden." "Majestät." Der Bote, der die Gruppe zu Phil geführt hatte, tritt nahe an den Herrscher heran. "Solltet ihr ihnen nicht von diesem merkwürdigen...Besucher erzählen?" "Was für ein merkwürdiger Besucher?" Lina tauscht einen raschen Blick mit den anderen, allen schießt der gleiche Gedanke durch den Kopf. Mit Ausnahme von Gourry, der verwirrt und völlig ahnungslos schaut. "Doch nicht etwa jemand in einer dunklen Robe und mit einer Maske vor dem Gesicht?" "Nein, es war ein...äh, ein Drache, ein goldener Drache", erklärt Phil. "Er flog vor einigen Tagen über unsere Stadt und landete in den Palastgärten. Zuerst waren wir ziemlich erschrocken, aber dann verwandelte er sich in einen Menschen und verlangte zu erfahren, wo ihr zu finden seid. Sie sagte, sie hätte ein äußerst dringendes Anliegen an euch." "Sie? Hat sie zufällig lange blonde Haare und trägt eine schwere Eisenkeule bei sich?" "Ja, genau", bestätigt Phil Linas Vermutung. "Ihr kennt sie also?" "Filia." Zel stößt einen tiefen Seufzer aus. "Als ob wir noch nicht genug Probleme hätten. Na schön, dann findet mal heraus, was sie will." "He, Zelgadis." Amelia folgt ihm, als er sich umdreht und auf die Türen zugeht. "Wo willst du denn hin?" "In die Stadt. Vielleicht finde ich in den Tempeln oder Büchereien endlich mal einen Weg, wie ich meinen menschlichen Körper zurückbekomme." "Sowas, er macht sich einfach aus dem Staub." "Ach, lass ihn doch, Amelia. Kommt, wir gehen jetzt zu Filia." "Ich würde jetzt aber viel lieber ein Schläfchen halten", meldet sich Gourry gähnend zu Wort. "Weckt mich später einfach, wenn es etwas zu essen gibt." "Na toll! Ist hier vielleicht sonst noch jemand, der was besseres vorhat?!" Herausfordernd blickt Lina in die Runde - und zieht die Augenbrauen zusammen, als Selena zögernd die Hand hebt. "Ich würde mir gern den Palast ein wenig ansehen, wo ich jetzt schon hier bin." "Das ist doch überhaupt kein Problem", versichert Amelia ihr. "Ich könnte dich auch herumführen..." Sie verstummt und zuckt zusammen, als sich eine Hand in ihre Schulter krallt. "O-oder vielleicht gehst du einfach allein los." "Danke, ich werde mich schon zurechtfinden." Selena läuft den Flur hinunter. Der Bote bringt Lina, Amelia, Xellos und Sylphiel zu Filia´s Zimmer. Die blonde Drachenfrau schaut von den alten Schriftrollen auf, die vor ihr ausgebreitet auf dem Bett liegen. "Ihr seid also angekommen. Ich brauche eure Hilfe, um einige unheilbringende magische Gegenstände wiederzufinden. Sie wurden in einer versiegelten Kammer unter dem Tempel der goldenen Drachen aufbewahrt, aber irgendjemandem ist es gelungen, das Siegel zu brechen und sie zu stehlen." "Wäre es nicht deine Aufgabe als Priesterin des Drachenvolkes gewesen, dafür zu sorgen, dass sie eingeschlossen bleiben?" Xellos steht neben der Tür an der Wand. "Du scheinst aber mal wieder versagt zu haben." "Das habe ich nicht!"; verteidigt sich Filia mit beleidigtem Gesicht. "Ich habe erst kürzlich von dieser geheimen Kammer erfahren und wollte sie mir ansehen! Da entdeckte ich, dass das Eingangsportal aufgesprengt worden ist!" "Und was für Gegenstände sind gestohlen worden?" "Äh..." Filia senkt den Blick wieder und zieht ein schon ziemlich altes Schriftstück hervor. "Hier steht es: Ein Spiegel, der jedem, der hineinsieht, den Willen raubt. Und auf der Rückseite ist ein Spruch eingraviert, wenn man ihn liest, während jemand hineinschaut, kann man dem Menschen die Seele entziehen und in den Spiegel einsperren. Dann ein Schwert, dass die Macht hat, einem Dämonen seine Kraft zu entziehen, wenn er damit verletzt wird. Bis nichts mehr von ihm übrig bleibt. Und der dritte Gegenstand ist ein Zepter, dass benutzt werden kann, um von einem Magier seine Macht zu absorbieren. Und derjenige, der das Zepter besitzt, kann dann diese Macht für sich selbst benutzen." Sie schaut wieder auf. "Werdet ihr mir helfen, herauszufinden, wer sie gestohlen hat und zurückbringen?" "Wir wissen bereits, wer sie hat", erklärt Lina. "Zumindest den Spiegel und das Schwert. Und es wäre doch ziemlich unwahrscheinlich, wenn die Typen nicht auch das Zepter haben." Kapitel 21: ------------ "Da hattest du aber Glück, dass du ein Mensch bist, Lina", meint Sylphiel. "Du wurdest ja von diesem magischen Schwert verletzt. Aber es hat offenbar wirklich nur eine Wirkung auf Dämonen." "Naja, wenn du mal richtig loslegst, könnte man dich schon für einen halten", fügt Amelia leise hinzu. "Was war das?", hakt Lina sofort nach. "N-nichts." "Na gut, ausnahmsweise lass ich dir das mal durchgehen. So, Xellos, warum schauen wir nicht mal, wo Selena ist?" Lina packt den Dämon an seinem Mantel und zieht ihn mit sich auf den Flur hinaus. Die Tür fällt hinter ihnen ins Schloß. "Lina...", beginnt er, als sie außer Hörweite des Zimmers sind. "Halt verdammt nochmal den Mund. Erzähl mir nicht, dass du nicht gewusst hast, was mit dir passiert, nachdem du von dem Schwert verletzt wurdest!" "Naja, was soll ich sagen..." Währenddessen wandert Selena durch den Palastgarten. "Was mache ich hier? Ich würde doch jetzt viel lieber bei Xellos sein. Lina hat gesagt, ich müsste mir keine Sorgen um ihn machen, aber..." "Warum so niedergeschlagen?" Ein hochgewachsener Mann in vornehmer Kleidung kommt auf sie zu. "Das passt aber nicht zu einer jungen hübschen Dame. Wenn du Sorgen hast, solltest du mit jemandem darüber reden, Selena." "Wer sind sie? Woher kennen sie meinen Namen?" "Ich bin Duncan, man hat mich gebeten, nach dir zu sehen. Nun, willst du mir nicht erzählen, was dich bedrückt?" "Es geht um einen meiner Freunde, er wurde verletzt. Eigentlich ist das aber gar nicht schlimm, weil..." "Weil?" Als sie nicht weiterspricht, legt er ihr eine Hand auf die Schulter. "Du kannst es mir erzählen, wenn du willst." Selena hebt den Kopf und schaut zu ihm auf. Seine Augen scheinen sie gefangenzunehmen. "Er ist ein Dämon", bringt sie unabsichtlich heraus. "Das ist komisch." Filia schaut auf die geschlossene Tür. "Seine Ausstrahlung ist anders als früher. Irgendwas an diesem Dämon hat sich verändert." "Wie meinst du das?" Amelia blickt sie fragend an. "Ich habe keine Ahnung. Und es ist mir eigentlich auch egal. Erzählt mir doch lieber noch mehr von diesen dunklen Magiern, die hinter euch her sind." "Ok, ok", gibt sich Xellos geschlagen, als Lina ihn in den Schwitzkasten nimmt. "Du hast Recht. Ich habe gespürt, wie meine Kraft allmählich schwächer wird." "Du hättest mir das doch sagen können!" Die rothaarige Magierin verpasst ihm eine saftige Kopfnuss. "Deine ewige Geheimniskrämerei geht mir gewaltig auf die Nerven!" "Au. Es tut mir leid." "Los, komm mit. Wir suchen jetzt Selena und gehen dann in die Stadt. Ich brauche was zu essen." "Aber eigentlich habe ich gar keinen..." "Ein Dämon?" "Ja, ich weiß, was man über sie sagt, aber..." Mit erhobener Hand bringt Duncan Selena zum Schweigen. "Du darfst niemals einem Dämon vertrauen." Er legt ihr beide Hände auf die Schultern. "Glaub mir, Selena. Wenn du jemals einen solchen Fehler machen solltest, wirst du es eines Tages ganz sicher bereuen. Nun, mit diesem Rat muss ich mich leider auch schon wieder verabschieden und weiter meinen Pflichten nachgehen. Aber ich würde mich freuen, dich während deines Besuchs hier noch öfter sehen zu können." "Dann auf wiedersehen." Selena schaut ihm nach, als er sich entfernt. "Duncan." "Selena!" Lina kommt mit Xellos im Schlepptau aus der anderen Richtung. "Da bist du ja. Hast du nicht Lust, mit uns in die Stadt zu kommen? Ich sterbe gerade vor Hunger." "Aber wir bekommen bestimmt auch im Palast etwas, oder? Und wäre das nicht auch sicherer?" "Ich finde, Selena hat Recht", stimmt Xellos zu. "Ach, nun stellt euch mal nicht so an. Bis jetzt wurden wir ja nie an einem öffentlichen Ort angegriffen, wo Unbeteiligte in unserer Nähe waren. Also kann uns doch gar nichts passieren." Kapitel 22: ------------ In der Stadt machen es sich Lina, Xellos und Selena draußen vor einer Gaststube gemütlich und geben ihre Bestellungen auf. Während sie auf das Essen warten, kommt Zel vorbei und setzt sich zu ihnen. "Na, was hast du getrieben? Konntest du etwas herausfinden?" Er schüttelt den Kopf. "Gar nichts. Ich konnte nur einen Tempel besuchen, der noch offen war. Die anderen und die Büchereien waren bereits geschlossen worden für die Nacht." "Es ist ja auch schon ziemlich spät, kein Wunder." "Willst du auch etwas essen?" Selena reicht Zel die Karte, er nimmt sie und entscheidet sich nach kurzem Überlegen für das Spezialgericht. "Und, warum ist Filia hier? Was will sie denn diesmal wieder von uns?" Lina erzählt ihm von den magischen Gegenständen, die aus dem Tempel der goldenen Drachen gestohlen wurden und deren Fähigkeiten. "Mit zwei von den Dingern hatten wir ja auch schon zu tun. Und das Zepter ist höchstwahrscheinlich auch im Besitz von den Typen." "Ja, du hast sicher Recht." Zel macht ein nachdenkliches Gesicht. "Wenn dieses Schwert wirklich die Macht hat, Dämonen zu vernichten, steckst du wohl in großen Schwierigkeiten." Er schaut Xellos direkt an. "Aber dann müssen wir uns wenigstens nicht mehr mit dir rumärgern." "Zel!" Lina verpasst ihm einen kräftigen Tritt unter dem Tisch. "Halt die Klappe!" "Nein, ist schon ok, wenn er Xellos nicht leiden kann." Selena lächelt gezwungen. "Er ist ein Dämon und Dämonen darf man nicht vertrauen, nicht wahr? Aber weißt du was, Zelgadis?" Sie steht langsam auf und funkelt den Chimera an. "Mir ist das völlig egal, weil ich ihn viel netter finde als dich! So und jetzt gehe ich zurück in den Palast! Esst ihr ruhig noch eure Portionen auf!" "Na toll, das hast du ja super hingekriegt!", meckert Lina, nachdem Selena weggerannt ist. "Musstest du unbedingt vor Selena über Xellos herziehen? Los, wir gehen ihr jetzt nach und dann entschuldigst du dich bei ihr!" "Hey, Leute." Als Lina und ihre beiden Begleiter in Palast ankommen, verlassen Amelia und die anderen gerade den Speisesaal. "Habt ihr Selena gesehen? Sie war mit uns in der Stadt, wollte aber schon allein zurückgehen." "Vielleicht ist sie wieder im Garten", meint Xellos. "Dort haben wir sie ja auch gefunden, vor unserem kleinen Ausflug." "Sehen wir nach, kommt mit." Tatsächlich finden sie Selena auf einer Gartenbank sitzend. Lina nimmt neben ihr Platz. "Alles in Ordnung? Zel kann manchmal ein ziemlicher Trottel sein und alles andere als feinfühlig. Und es stimmt, dass er Xellos nicht besonders leiden kann. Aber nicht, weil er ein Dämon ist, sondern weil er uns schon zu oft veralbert und reingelegt hat." "Das stimmt, verglichen mit anderen Dämonen ist er schon ganz in Ordnung", fügt Gourry hinzu. "Ach, wie niedlich. Ist ja richtig herzerwärmend, was ihr da redet", sagt eine spöttische Stimme. "Ehrlich, mir kommen gleich die Tränen." Kira kommt zwischen einigen Büschen hervor und zieht ihr Schwert, richtet die Spitze auf Xellos. "Sag, wie geht es deinem Arm? Die Verletzung macht dir doch sicher sehr zu schaffen, nicht wahr?" "Welche Verletzung?" Amelia, Sylphiel, Gourry und auch Filia schauen Xellos überrascht an. "Wurdest du etwa von ihrem magischen Schwert verletzt? Wann ist das denn passiert?" "Das spielt keine Rolle", antwortet der Dämon. "Wichtig ist jetzt nur, warum sie hier ist. Bestimmt, weil sie den Anhänger von Selena holen will. Aber sie wird ihn nicht bekommen." Ohne Vorwarnung stürzt er sich mit seinem Stab auf Kira. "Nein, Xellos! Nicht!" "Lass das! Es ist viel zu gefährlich!" "Sagt mal, ihr beiden." Sylphiel schaut Selena und Lina an. "Ihr beide wisst doch Bescheid, was mit ihm geschehen ist, oder? Warum habt ihr uns nichts gesagt?" "Können wir das bitte später klären? Wir müssen Xellos doch helfen! Wenn er weiter kämpft, wird er sicher wieder von dem Schwert getroffen werden!" "Beruhige dich, Selena. Gourry wird ihm helfen." Lina gibt dem Blonden einen Schubs. "Na los, worauf wartest du?" "Schon gut, ich mach ja." Gourry zieht sein Schwert und stürmt vorwärts. Genau in dem Moment, wo Kira Xellos den Stab aus den Händen schlägt und zu einem Hieb ausholt, fängt er ihre Klinge mit seiner ab. "Jetzt bin ich dein Gegner." "Gourry Gabriev. Ich habe schon gehört, dass du ein hervorragender Schwertkämpfer bist. Es ist mir wirklich eine Freude, gegen dich anzutreten." Während die beiden aufeinander losgehen, laufen die anderen zu Xellos. Selena gibt ihm seinen Stab zurück, den sie aufgehoben hatte. "Hier." "Du Schwachkopf." Lina verpasst ihm erst mal eine Kopfnuss. "Warum hast du dich bloß auf einen Kampf mit ihr eingelassen? Bist du etwa völlig verblödet, oder was?" "Lina!" Filia schwenkt ihre Eisenkeule. "Sag uns doch jetzt einmal, warum du das mit Xellos nicht erzählt hast! Findest du nicht, dass wir auch ein Recht darauf hätten, das zu wissen?" "Das ist doch jetzt wirklich völlig unwichtig", mischt Zel sich ein. "Wir können später in Ruhe darüber reden, wenn wir mit dieser Tussi fertig sind." "Soll das heißen, du wusstest auch schon Bescheid?" Amelia stemmt die Hände in die Hüften. "Ja, na und? Hör auf zu nerven." Währenddessen hat Gourry den Kampf für sich entschieden. Er steht über der am Boden liegenden Kira, ihr Schwert liegt außerhalb ihrer Reichweite. "Gut gemacht." Ausgelassen gibt Lina ihm einen Schlag auf den Rücken, der ihn einen Schritt nach vor stolpern lässt. "Ich wusste, du könntest diese Tussi besiegen. So, und du", sie blickt auf Kira hinunter. "Du hast verloren. Wenn du jetzt ganz friedlich aufstehst und gehst, lassen wir dich am Leben." Kapitel 23: ------------ "Ihr irrt euch, wenn ihr glaubt, dass ich einfach aufgebe." Blitzschnell rollt Kira sich über den Boden, ihre Finger schließen sich fest um den Griff ihres Schwertes. Mit einem Sprung ist sie auf den Beinen und stürmt erneut auf Xellos zu. "Achtung!" Lina wirbelt herum und ruft eine Warnung. "Passt auf!" Doch Kira hat den Dämon bereits erreicht und lässt die Klinge auf ihn heruntersausen, im letzten Augenblick kann er sie noch mit seinem Stab abwehren. "Na? Wie lange kannst du mir mit deinem nutzlosen Arm wohl standhalten?" Kira verstärkt den Druck und drängt ihn langsam zurück. Bis eine andere Schwertklinge sich mit ihrer kreuzt. "Jetzt reicht es, ich werde nicht länger tatenlos zusehen! Wenn du gegen jemanden kämpfen willst, dann gegen mich!" "Geh mir lieber aus dem Weg, Kleine. Sonst mach ich dich als erste fertig und dann ihn." "Versuch´s doch! Ich hab keine Angst vor dir!" Selena schließt beide Hände fester um den Griff. "Du wirst Xellos auf keinen Fall noch mehr antun, das lass ich nicht zu!" Auch Kira hebt ihre Waffe wieder höher, während sie Selena direkt in die Augen schaut. Dann schaut sie über die Schulter zu den anderen - und senkt ihre Schwertklinge zu Boden. "Ich denke, ich verstehe langsam, warum Talis und Dariz euch nicht besiegen konnten. Und auch wenn ich es weiter versuche, wird es mir wohl auch nicht gelingen. Was soll´s, ich habe mein Möglichstes getan." "Aber du hast versagt und damit ist auch dein Leben verwirkt." Eine Energiekugel fliegt auf Kira zu, explodiert beim Aufprall an ihrem Körper und schleudert sie nach hinten. "Warum?", krächzt sie, während sie mühsam den Kopf hebt und zu dem Mann mit der Maske schaut. "Weil ich die Nase voll habe von euch Versagern. Ich nehme die Sache jetzt selbst in die Hand." Er schafft einen weiteren Energieball zwischen seinen Händen. Lina und ihre Freunde gehen in Angriffstellung. "Wir waren dumm, so unglaublich dumm. Er hat uns die ganze Zeit nur für seine Pläne benutzt." Kira gibt ein heiseres Lachen von sich. "Wenigstens werde ich jetzt meine Gefährten wiedersehen." "Nein." Selena lässt sich neben ihr auf die Knie fallen. "Sylphiel kann dich heilen, ich hole sie." "Lass es, Kleine, es ist zu spät. Ich habe nur noch eine Bitte, erledigt diesen verdammten Kerl für uns." Kira führt Selenas Hand zu ihrem Schwert, legt sie auf den Griff. "Und nimm das, dann bekommt er es nicht in seine Finger." "Sie ist tot. Du hast sie umgebracht." Anklagend schaut Selena den Maskierten an. "Warum hast du das getan?" "Ich hatte keine Verwendung mehr für sie." Gelassen erwidert er ihren Blick. "Und du, junges Fräulein, hast nicht die geringste Ahnung, worum es geht. Unser Dämon hier hat dir noch nicht die ganze Wahrheit gesagt, nicht wahr?" Er schaut Xellos an. "Ich habe doch Recht, sie weiß nichts von ihrer wahren Vergangenheit und welche Bedeutung sie hat." "Was meint er damit?" Verwirrt blickt Selena zu Xellos. "Was ist denn an mir so wichtig?" "Ich kann es dir erzählen, alles was du wissen willst", bietet der Maskierte an, hält Selena die Hand hin. "Wenn du mit mir kommst." "Jetzt reicht es aber!", mischt Lina sich ein, mit den Händen an den Hüften. "Ich schlage vor, du verschwindest jetzt von hier. Wer auch immer du bist und was du weißt, es interessiert uns nicht." "Wirklich nicht? Ich hätte angenommen, Selena wüsste gern, wer ihre Eltern getötet hat. Und dass sie auch erfahren wollte, wo sich die andere Hälfte des Amuletts befindet." Seine Worte veranlassen, dass Selena sich ihm wieder zuwendet. "Dann sag es mir, hier und jetzt: Wer hat es getan? Und wo ist das Amulett?" "In meinem Besitz, schon seit fünfzehn Jahren. Seit ich es diesen lästigen Weißmagiern abgenommen habe." Der Maskierte holt etwas unter seinem Gewand hervor und hält es hoch. "Schaut. Falls mir eine von euch nicht glauben will." "Das ist...tatsächlich...Aber wenn du es hast, bedeutet das doch..." Mit einem Aufschrei reißt Selena das Schwert hoch und stürzt auf ihn zu. "Du elender Mörder!" Doch er weicht blitzschnell zur Seite, packt ihr Handgelenk und dreht ihr den Arm auf den Rücken, hält sie eisern fest. "Ganz ruhig, das waren ja nicht wirklich dein Vater und deine Mutter. In Wahrheit bist du in einem kleinen Dorf zur Welt gekommen, dass jedoch schon kurz nach deiner Geburt ausgelöscht wurde. Selbstverständlich hatte ich auch dabei meine Finger im Spiel." "Verfluchter Dreckskerl!" Lina bebt vor Wut. "All das hast du nur getan, um ein blödes Amulett in die Hände zu bekommen! Du bist ja richtig krank im Kopf!" "Du hast mir wohl nicht zugehört, kleine freche Hexe. Es geht mir gar nicht um das Amulett, es ist im Grunde wertlos für mich. Ich wollte einfach verhindern, dass es jemand zusammensetzt und seine Kraft gegen mich richtet. Aber dieses Mädchen hier ist wirklich wertvoll - besser gesagt, die Macht, die sie in sich trägt." "Das kannst du unmöglich wissen. Niemand, der heute lebt, sollte Kenntnisse darüber haben. Wer bist du?" "Hast du mich noch nicht erkannt, Xellos? Das enttäuscht mich jetzt schon ein wenig. Aber gut, dann will ich deinem Gedächtnis mal nachhelfen." Er greift mit seiner freien Hand nach der Maske und löst sie von seinem Gesicht, wirft sie auf den Boden. "Erinnerst du dich jetzt?" "Duncan." Xellos wirkt richtig erschüttert. "Man hat mir berichtet, dass du bereits vor 80 Jahren gestorben wärst." "Eine kleine Lüge, die ich verbreitet habe. Schließlich habe ich doch vor hundert Jahren geschworen, ich würde warten, bis sich mir eine neue Gelegenheit bietet. Und bis ich mich an dir rächen kann, weil du damals meine Pläne durchkreuzt hast." Kapitel 24: ------------ "Ich werde euch jetzt eine kleine Geschichte erzählen. Vor 100 Jahren lebte eine Frau mit Namen Serena, sie sah aus wie ein älteres Abbild dieses Mädchens. Und das aus einem guten Grund - weil es sich um dieselbe Person handelt. Sie ist der einzige Mensch auf der Welt, der die Macht des Herrn der Alpträume in sich trägt." "Was? Nein, unmöglich. Ich müsste es doch wissen, wenn es so wäre." "Es ist wahr, Selena." Xellos schaut sie direkt an. "Und deshalb wollte er dich bereits damals in seine Gewalt bringen. Doch du hast dich selbst getötet, weil du keine andere Möglichkeit mehr gesehen hast..." "Ich verstehe. Dann werde ich jetzt wieder die gleiche Wahl treffen." Selena hebt das Schwert, dass sie noch in der Hand hält. "Ich sterbe lieber, als für seine finsteren Pläne benutzt zu werden." "Das wirst du nicht tun." Mit einem Ruck entwendet Duncan ihr die Waffe. "Dieses Mal wird es nicht geschehen, dass du mit deinem Tod alles zunichte machst." "Wie lange willst du sie eigentlich noch so festhalten?" Lina geht einen Schritt vor und noch einen. Sie hat beobachtet, wie sich hinter Duncan eine dunkle Gestalt näherschleicht - Zangulus. Damit der dunkle Magier nichts bemerkt, will sie ihn ablenken. "Du kannst nirgendwohin - wenn du es versuchst, gibst du uns die Gelegenheit, dich anzugreifen." "Da irrst du dich", erwidert Duncan. "Ich werde gleich verschwinden und sie mit mir nehmen. Und der Kerl hinter mir kann das auch nicht verhindern." Blitzschnell wirbelt er herum und schlägt Zangulus zu Boden. "Jetzt. Greift ihn an! Und du, Xellos, hol Selena!" "Danke, Leute." Xellos durchquert den Raum und fasst Selena am Arm. Er bringt sie aus der Reichweite von Duncan. Doch diese kurze Nutzung seiner Kräfte hatte ihn erschöpft, er sinkt wieder auf die Knie und stützt sich auf seinen Stab. "Selbst so eine Kleinigkeit strengt mich an. Die Auswirkungen durch die Verletzung mit dem magischen Schwert machen sich mittlerweile deutlich bemerkbar." "Eigentlich dauert es aber viel zu lang bis zu deinem endgültigen Ableben." Duncan hatte alle magischen Attacken mit Energiebällen gekontert und war den Schwerthieben von Gourry mit unvorstellbarer Schnelligkeit ausgewichen. Und schließlich gelangt er direkt hinter Xellos und zerrt ihn an seinem Mantel in die Höhe. "Ich werde es jetzt noch ein wenig beschleunigen." Er durchbohrt ihn mit dem magischen Schwert. "Nein!" "Hör gut zu, Selena." Der dunkle Magier erhebt sich mit dem Dämon in die Luft. "Wenn du ihn wiederhaben willst, komm zu meiner Festung. Allein." "Wir müssen etwas tun!" Selena läuft aufgebracht auf und ab, nachdem Duncan mit Xellos verschwunden war. "Wir müssen ihn doch verfolgen, wir können Xellos nicht in seiner Gewalt lassen!" "Beruhige dich", rät Lina ihr. "Es bringt überhaupt nichts, jetzt überstürzt zu handeln. Wir wissen ja gar nicht, wo seine Festung liegt. Lasst uns erst mal reingehen und einen vernünftigen Plan machen." "Was machst du eigentlich hier?", fragt Zel Zangulus, während sie auf dem Weg in den Palast sind. "Martina hat darauf bestanden, hierher zu kommen", erklärt Zangulus. "Sie ist sauer, weil wir eure Hotelrechnung bezahlen mussten und ist jetzt bei Prinz Philionel, sich beschweren und ihr Geld zurückfordern." In der Halle kommt ihnen Christopher entgegen. "Oh, da seid ihr. Mein Bruder hat euch gesucht. Kommt mit." Er führt sie zum Thronsaal und öffnet die Türen. Im Inneren sind Phil und Martina in einen lautstarken Streit verwickelt. "Was soll das heißen, du zahlst uns das Geld nicht zurück?", braust die Prinzessin von Zoana auf. "Sie sind schließlich einfach abgehauen und haben es uns überlassen, 200.000 Goldmünzen zu bezahlen! Und das nur, weil Lina das Hotel verwüstet hat! Ich verlange, dass ich es zurückbekomme!" "Du tickst ja nicht richtig!", erwidert Phil. "Wenn du es zurückhaben willst, musst du dich an Lina wenden! Von mir bekommst du nichts!" "Du bist so ein Sturkopf! Deine Tochter Amelia war schließlich daran beteiligt, also liegt es auch in deiner Verantwortung! Und jetzt rück das Geld raus!" "Meine Güte, das Geschrei ist ja meilenweit zu hören", rutscht es Lina heraus. Mit finsterem Blick dreht Martina sich um und stapft auf sie zu. "Du! Deinetwegen mussten wir die Rechnung bezahlen! Ich will jede einzelne Münze zurückhaben!" "Ist das vielleicht meine Schuld, wenn ihr so blöd gewesen seid? Ihr hättet doch auch einfach abhauen können." "Wie bitte?!" "Hört auf", mischt Filia sich ein. "Wir können uns jetzt nicht mit so einem Unsinn aufhalten. Wir müssen uns überlegen, wie wir vorgehen wollen." Kapitel 25: ------------ "Wer ist die denn?" Filia ignoriert Martina und wendet sich direkt an Selena. "Es ist deine Entscheidung, was du nun unternehmen willst. Duncan will dich unbedingt und er wird alles versuchen, um dich auch zu bekommen." "Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, werde ich mich gegen Xellos austauschen lassen. Ich will auf keinen Fall, dass er wegen mir womöglich sterben muss. Immerhin hat er doch versucht, mich zu beschützen - und jetzt werde ich mich revanchieren und versuchen, ihn zu retten." "Du vergisst aber, dass Duncan ihn hasst und tot sehen will", wirft Lina ein. "Er wird sich sehr wahrscheinlich nicht darauf einlassen, Xellos freizulassen, selbst wenn du dich ihm auslieferst. Ich halte es für das Beste, wenn du uns diese Rettungsmission überlässt." "Lina hat völlig Recht", stimmt Zel zu. "Bleib einfach hier, wo du in Sicherheit bist." "Na gut. Auch wenn es mir schwerfällt, ich werde darauf vertrauen, dass ihr ihn zurückbringt. Und wann wollt ihr aufbrechen?" Lina tauscht einen raschen Blick mit Filia, ehe sie Selena antwortet. "Gleich morgen bei Tagesanbruch. Deshalb sollten wir uns jetzt schlafen legen, damit wir ausgeruht losziehen können." "In Ordnung, dann gute Nacht", verabschiedet sich Selena. "Ich werde auch ins Bett gehen." Eine Stunde, nachdem alle sich zurückgezogen haben, öffnet sich Selenas Zimmertür wieder. Mit leisen Schritten schleicht sie den Flur entlang und kommt bis zu einem Nebeneingang, als sich eine Hand auf ihre Schulter legt. Mit einem erstickten Schrei zuckt Selena zusammen und dreht sich um - Lina und Filia stehen hinter ihr. Sie stößt einen tiefen Seufzer aus. "Ihr habt mich also durchschaut." "Kein Wunder, du hast viel zu schnell zugestimmt", erklärt Lina. "Uns war gleich klar, dass du dich allein auf den Weg würdest machen wollen." "Und ihr wollt mich jetzt bestimmt davon abbringen." "Nein, denn du würdest nicht auf uns hören. Aber wir können auch nicht erlauben, dass du dich allein auf den Weg machst." Filia greift an Selena vorbei und dreht den Türgriff. "Warte...bedeutet das etwa, ihr...?" "Ja, ganz genau", bestätigt Lina. "Also, wir beeilen uns lieber, dann sind wir schon weit weg, wenn die anderen aufwachen." "Aber...wo können wir denn diese Festung finden, von der Duncan gesprochen hat?" "Du musst nach Westen gehen, Selena." Der dunkle Magier war über den drei Frauen in der Luft erschienen. "Dann wirst du sie nicht verfehlen. Ich freue mich schon auf deinen Besuch." Er deutet eine leichte Verbeugung an und verschwindet wieder. "Jetzt kennen wir die Richtung. Aber leider wird er uns erwarten, wenn wir ankommen." "Wieso glaubst du das, Lina?" "Ist doch klar. Er hat ein Hologramm von sich geschickt, Selenas Und das bedeutet, er beobachtet uns." Lina versetzt der Tür einen Tritt. "So ein Mist. Wir werden keinen Überraschungsangriff starten können." "Lasst uns jetzt keine Zeit mehr verlieren", drängt Selena. "Uns wird schon etwas einfallen, bis wir dort sind." Amelia wird am Morgen von hämmerndem Klopfen geweckt. Verschlafen schlurft sie zu ihrer Zimmertür und öffnet sie. Davor stehen Zel und Sylphiel mit ernsten Gesichtern. "Was ist denn los?" "Lina, Selena und Filia sind weg", informiert Sylphiel sie. "Es scheint, sie haben die Nacht gar nicht in ihren Zimmern verbracht, die Betten waren unbenutzt." Bei ihren Worten ist Amelia sofort hellwach. "Wo könnten sie denn sein? Glaubt ihr, dass Duncan sie entführt hat?" "Nein, das denke ich nicht", meint Zel. "Wahrscheinlicher ist es, sie haben sich ohne uns auf den Weg zu diesem miesen Kerl gemacht." "Dann müssen wir ihnen doch sofort folgen!" Amelia stürzt bereits zu ihrem Kleiderschrank und reißt die Türen auf. "Weiß Gourry es schon?" "Wir waren noch nicht bei ihm, ich wollte ihn aber auch gleich aufwecken." Zel wendet sich in die Richtung von Gourrys Zimmer. "Treffen wir uns dann gleich im Speisesaal, in Ordnung?" "Wo ist Zangulus?" Martina kommt angelaufen. "Als ich aufwachte, war er nicht mehr bei mir. Ich habe ihn schon überall gesucht, aber er ist nirgends." "Vielleicht ist er ja nur in die Stadt gegangen", beruhigt Amelia sie. "Bestimmt wird er bald wieder zurück sein." "Ihr müsst mir helfen, ihn zu finden", verlangt Martina aufgebracht. "Wir sind schließlich nur euretwegen hierher gekommen. Also seid ihr dafür verantwortlich, wenn er in Schwierigkeiten geraten ist." "Wir haben keine Zeit für solchen Kinderkram." Zel wendet sich ab. "Ich gehe jetzt zu Gourry und dann überlegen wir, wie wir Lina und die anderen einholen können." Kapitel 26: ------------ "Gourry." Zel schaut stirnrunzelnd auf den blonden Schwertkämpfer herunter, der laute Schnarchgeräusche von sich gibt. "Wenn du nicht aufwachen willst, muss ich wohl dafür sorgen." Er holt die Schüssel Wasser, die eigentlich zum waschen benutzt wird und kippt sie über den Kopf seines Freundes. Gourry setzt sich mit einem Ruck auf, sinkt aber gleich wieder zurück aufs Kissen, um weiterzuschlafen. "Das darf doch nicht wahr sein. Kann man den denn gar nicht wach kriegen?" Zel packt Gourry am Kragen und beginnt ihn zu schütteln. "Wach auf. Lina futtert dir das ganze Frühstück weg." "Schande, mein Essen." Mit einem Sprung ist Gourry aus dem Bett und stößt Zel zur Seite. "Lass mir was übrig, Lina!" Amelia, Sylphiel und Martina schauen überrascht auf, als er mit durchnässtem Schlafanzug in den Speisesaal stürmt. "Friss nicht alles allein weg!" "Was? Gourry, es ist noch jede Menge übrig", erklärt Sylphiel verwirrt. "Du kannst dich erst einmal in Ruhe anziehen." "Gott sei Dank." Sichtlich erleichtert macht sich Gourry auf den Weg zurück in sein Zimmer, gleichzeitig kommt Zel in den Speisesaal und nimmt auf einem freien Stuhl Platz. Die neugierig-fragenden Blicke der drei Frauen ignoriert er zunächst, bis Amelia mit der Faust auf den Tisch schlägt. "Was hast du mit Gourry gemacht? Wieso hat er geglaubt, er würde nichts mehr zu essen bekommen? Wir sind doch nicht wie Lina." "Ich hab nur getan, was ihr gesagt habt", erwidert er. "Als er nicht aufwachen wollte, hab ich die Waschschüssel über ihn gekippt. Und als das nicht geholfen hat, hab ich ihm erzählt, Lina würde das ganze Frühstück allein verputzen." "Ich bin aber wirklich froh, dass es nicht stimmt." Gourry war wieder da und setzt sich ebenfalls. "Aber wo ist Lina eigentlich? Ist sie schon fertig mit ihrem Frühstück?" "Nein. Sie ist verschwunden, genau wie Filia und Selena. Wir glauben, dass die drei losgezogen sind, um Duncan aufzuspüren. Und wir haben beschlossen, ihnen zu folgen." "Zuerst müssen wir einmal herausfinden, wo seine Festung liegt." Zel blickt Sylphiel an. "Du als Schreinmädchen kannst doch einen Suchzauber anwenden, wie du es schon einige Male getan hast." "Ja, aber ich bin nicht sicher, ob ich stark genug bin", gibt Sylphiel zu bedenken. "Wenn die Festung zu weit entfernt ist, reicht meine Kraft vielleicht nicht." "Doch, wir sind hier schließlich in Sailune", erinnert Amelia sie. "Weiße Magie wird hier verstärkt, besonders im Tempel. Dort schaffst d es bestimmt." "Lasst uns eine Pause machen." Lina sinkt am Wegrand ins Gras. "Wir sind schon so lang unterwegs, aber die Festung haben wir immer noch nicht gefunden. Duncan hätte uns ja ruhig mal sagen können, wie weit es zu ihm ist." "Kannst du nicht einfach mal in die Luft fliegen und nachsehen, ob du etwas entdeckst?" Selena liegt ausgestreckt neben der rothaarigen Magierin. "So eine Festung muss doch weithin sichtbar sein." "Das ist eine gute Idee", stimmt Filia zu. "Du solltest es tun, Lina." "Erst werden wir essen, ich bin schon beinahe am Verhungern. Wieviel haben wir mitgenommen?" "Also..." Selena setzt sich auf. "Ich habe nichts dabei. Filia?" Die Drachenfrau schüttelt den Kopf. "Daran hat anscheinend keine von uns gedacht. Vielleicht findest du etwas, wenn du dich in der Luft umsiehst." "Na schön." Seufzend erhebt sich Lina. "Dann mach ich mich mal auf den Weg. Ray Wing." Eine Weile später landet sie wieder bei ihren Gefährtinnen. "Nichts. Nirgendwo ist etwas zu sehen, nicht einmal ein Dorf und erst recht nicht diese verdammte Festung. Nur Felder, meilenweit in allen Richtungen." Sie kickt einen Stein, der vor ihr auf dem Weg liegt. Er fliegt ein Stück, dann gibt es ein Geräusch, als würde er wogegen prallen. "Was war denn das?" Lina geht einen Schritt, noch einen und noch einen - und plotzlich ist sie verschwunden. "Lina!" "Kommt her, ihr beiden, seht euch das an. Die Festung ist von einer Barriere umgeben, die sie für unsere Augen unsichtbar gemacht hat." Kapitel 27: ------------ "Und wo ist der Eingang?" Selena schaut an dem eindrucksvollen Gebäude nach rechts und links. "Es ist nirgendwo so etwas wie ein Tor zu sehen." "Ich habe auch nichts gefunden." Lina war einmal herumgeflogen und kommt jetzt wieder bei den beiden Freundinnen an. "Warum lasst ihr mich nicht versuchen, einen Weg hinein zu schaffen?" Die Stimme, die plötzlich hinter ihnen spricht, lässt sie zusammenzucken. Lina holt aus und verpasst ihm einen Schlag, der ihn ein paar Meter weiter auf den Boden befördert. "Das geschieht dir Recht, wenn du dich einfach an drei unschuldige Frauen heranschleichst." "War das wirklich nötig?" Zangulus richtet sich stöhnend auf. "Ich dachte, ihr hättet längst gemerkt, dass ich euch folge." "Und warum bist du uns gefolgt?" Lina steht mit den Händen an den Hüften vor ihm. "Na los, raus damit." "Schon gut. Ich habe gesehen, wie ihr den Palast und danach die Stadt verlassen habt. Und da bin ich euch einfach nachgegangen, weil ich wissen wollte wo ihr hingeht." "Na gut, dann kannst du dich jetzt auch nützlich machen. Los, mach dich an die Arbeit und finde einen Weg hinein." "Ihr braucht keine Gewalt anzuwenden, um hineinzukommen." Direkt vor ihnen öffnet sich ein Durchlass in der Mauerwand. "Ihr findet mich im obersten Stockwerk. Wenn ihr es bis zu mir schafft, lass ich euch Xellos mitnehmen." "Und wenn wir es nicht schaffen?" "Dann werdet ihr sterben. Aber du musst dir keine Sorgen machen, Selena. Dich werde ich nicht den Tod finden lassen." "Darauf kann ich verzichten." Selena starrt zu dem Hologramm von Duncan hinauf. "Du willst mich doch nur retten, um mich benutzen zu können." Zel, Amelia und die anderen haben sich inzwischen auch ziemlich weit von Sailune entfernt. Bis Martina anfängt zu nörgeln. "Ich kann nicht mehr, können wir nicht eine Pause machen? Mir tun schon die Füße weh." "Stell dich nicht so an, wir müssen Lina und die anderen einholen", widerspricht Zel. "Wer weiß, ob sie den Ort, wo Duncan sich aufhält, nicht schon erreicht haben." "Also ich finde es aber auch nicht falsch, wenn wir kurz rasten." Sylphiel sinkt neben dem Weg auf den Boden. "Sonst werden wir doch völlig erschöpft sein, wenn wir endlich ankommen." "Es wäre auch schön, wenn wir etwas zu essen hätten." Gourry hat sich im Gras ausgestreckt, mit den Armen hinter seinem Kopf verschränkt. "Wenn Lina bei uns wäre, hätte sie sich schon längst aufgemacht, um etwas zu besorgen." "Sie ist aber nicht hier, und ich habe nicht vor, für so etwas meine Zeit zu verschwenden", knurrt Zel. "Also, können wir dann weitergehen?" "Ich bin eigentlich auch dafür", stimmt Amelia ihm zu. "Wir müssen unsere Freunde unterstützen und diesen Verbrecher Duncan zur Rechenschaft ziehen, im Namen der Gerechtigkeit." "Passt gut auf." Lina und ihre Begleiter waren in die Festung eingedrungen und folgen einem Gang, der gewunden leicht nach oben führt. "Ich bin sicher, uns erwarten noch einige unangenehme Überraschungen. Duncan wird es uns bestimmt nicht leicht machen." "Das denke ich auch." Selena blickt angestrengt nach vorn in die Richtung, in die sie gehen. "Er jat es ja angedeutet, dass er uns Fallen gestellt hat." Kaum hat sie es ausgesprochen, erzittert der Boden unter ihren Füßen und irgendwo hinter ihnen ein dumpfes Grollen. "Ist es soweit? Stoßen wir jetzt auf unser erstes Hindernis?" Die drei Frauen und der Schwertkämpfer bleiben stehen und drehen sich um. Das Geräusch wiederholt sich, ein wenig lauter und näher. Und dann spürt Selena, wie etwas ihre Wange streift und schaut nach oben. "Lina... kannst du mal die Decke erleuchten?" "Klar." Die rothaarige Magierin schafft einen Lichtball und wirft ihn in die Luft. Über ihnen haben sich deutliche Risse in der Decke gebildet, Staub rieselt auf sie herunter. "Ach du Schande - Los, rennt!" "Ist das nicht zu einfach?" Zel schaut misstrauisch auf die Türöffnung vor ihnen. Auch er und seine Gruppe haben, dank Sylphiel, die Festung entdeckt. "Wir müssen aber da rein, oder nicht? Und warum sollen wir nicht den Eingang benutzen, der sich uns anbietet?" Martina geht vorwärts und überquert die Schwelle. "Es scheint in Ordnung zu sein, wenn wir hier reingehen." Amelia nähert sich vorsichtig dem Durchgang und Sylphiel schließt sich ihr leicht zögernd an. Auch Zel folgt schließlich, widerstrebend, als letzter - hinter ihm verschließt sich die Tür und verschwindet. Kapitel 28: ------------ "Sehr gut, alle sind gekommen." Duncan hat in seiner sehenden Kugel die Ankunft der 2. Gruppe beobachtet. "Mein besonderer Gast wird sich freuen, das zu hören." Er durchquert den langgestreckten Saal und folgt einer Treppe in die Tiefe, bis zu einer kleinen Kammer. "Wie geht es dir? Ich hoffe, du genießt deinen Aufenthalt - er wird übrigens bald enden. Das Mädchen ist hier, anscheinend liegt ihr sehr viel daran, dich zu retten. Aber sie und die anderen werden keinen Erfolgt haben." "Hahaha." Xellos hebt mühsam den Kopf. "Du ahnst ja nicht, was für ein Fehler es ist, Lina Inverse zu unterschätzen." "Nein, ich habe bereits gesehen, wozu sie fähig ist und mit meinen Kräften kann sie es nicht aufnehmen. Diese vorlaute kleine Hexe und ihre Freunde werden das Ende finden, dass ich für sie geplant habe. Und nun will ich mich noch ein wenig mit ihnen vergnügen." "Was jetzt?" Lina schaut auf die vier Türen vor ihnen. "Nur eine kann richtig sein, hinter den anderen erwarten uns wahrscheinlich weitere Fallen. Also, welche sollen wir nehmen?" "Fangen wir einfach bei dieser an." Zangulus öffnet die Tür ganz links - und ein Pfeilhagel kommt herausgeschossen, die jedoch an einem magischen Schild abprallen. "Das war ganz schön knapp." Lina atmet aus. "Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir die nächsten Türen öffnen. Ganz vorsichtig, verstanden?" Sie schaut Zangulus scharf an. "Schon klar." "Gut, mal sehen." Selena legt ihre Hand auf die zweite Tür - und der Boden unter ihnen bricht ein. Lina rettet sich und Zangulus mit Levitation, Filia teleportiert sich und Selena auf festen Grund. "Das waren schon zwei, und es sind noch zwei übrig. Vorschläge, welche wir jetzt versuchen?" "Also, bisher sind wir der Reihe gefolgt, dann wäre diese die nächste." Selena zeigt auf die dritte Tür. "Wie heißt es in dem Sprichwort? Alle guten Dinge sind drei, also vielleicht haben wir ja Glück und es ist keine Falle dahinter." "Wie bitte? Du willst unser Schicksal von einem Sprichwort abhängig machen?" Lina schaut Selena aus schmalen Augen an. "Wir haben keine Wahl, oder wollt ihr hier noch ewig herumstehen und darüber diskutieren?" Filia steuert die dritte Tür an. "Ich öffne sie jetzt." Selena presst die Augen zusammen und wartet, doch nichts passiert. "Keine Falle?" "Super, das war die richtige. Sehr gut, Selena." Lina klopft ihr anerkennend auf den Rücken, dann geht sie in den Raum hinein. "Daran gewöhne ich mich wohl nie, wie schnell Lina ihre Meinung ändert." "Nimm es nicht so schwer." Filia legt Selena die Hand auf den Arm. "Ich kenne sie schon länger als du, aber auch ich verstehe sie immer noch nicht richtig. Lasst uns einfach weitergehen." "Ja, beeilen wir uns, bevor sie wieder einen Vogel kriegt und ausrastet", fügt Zangulus leise hinzu. Die andere Gruppe war an einer Wendeltreppe angekommen. "Glaubt ihr, dass es sicher ist, da hinauf zu gehen?" Amelia schaut zweifelnd auf das zerbrechlich wirkende Gebilde. "Es sieht nicht besonders stabil aus..." "Zurückgehen können wir aber auch nicht." Zel stellt sich auf die erste Stufe - und das ganze Gerüst beginnt zu schwanken. "Macht einfach keine überflüssigen, hastigen Bewegungen, dann kommen wir schon irgendwie oben an." Amelia und Sylphiel folgen ihm, dann Gourry und Martina als letzte. Sie schaffen es bis zur Hälfte hinauf, dann bleibt Zel stehen. "Das ist zu einfach. Wir sind noch auf keinen Widerstand gestoßen, das finde ich verdächtig. Duncan scheint nicht der Typ zu sein, uns keine Schwierigkeiten zu machen." "Naja, du hast Recht..." Amelia verstummt, als über ihnen ein dumpfer Knall zu hören ist. Dann gibt das ganze Gerüst nach und sackt ein wenig nach unten. "Oh je, das hab ich befürchtet. Los, setzt eure magischen Kräfte ein, bevor das Ding zusammenstürzt." Zel schwebt mit Levitation ein wenig nach unten, damit Martina sich an ihm festhalten kann. Amelia und Sylphiel packen Gourrys Arme und nehmen ihn mit zum obersten Absatz. "Das hätte übel ausgehen können, wenn wir keine Magie einsetzen könnten." Zel tritt nah an den Rand und schaut in die Tiefe. "Er hat uns also tatsächlich eine Falle gestellt. Aber wir haben es geschafft und sollten unseren Weg schnell fortsetzen." "Sie scheinen mehr Glück als Verstand zu haben." Duncan ballt die Hände zu Fäusten. "Aber mein Spiel ist noch nicht vorbei - nur weil sie diese Runde geschafft haben, sind sie noch weit vom Ziel entfernt." "Duncan." Die heisere Stimme am anderen Ende des Saales lässt ihn über die Schulter blicken. "Norix. Sieh mal an, du kannst dich ja noch auf den Beinen halten. Das finde ich ziemlich erstaunlich - du hast es sogar wieder hierher geschafft." "Du wolltest mich umbringen lassen, von ein paar niederträchtigen Söldnern." Mit schleppenden Schritten bewegt sich Norix vorwärts. "Aber wie du sehen kannst, konnten sie ihren Auftrag nicht ausführen." "Dann muss ich das wohl selbst erledigen." Duncan schafft, unbemerkt von Norix, eine Energiekugel und schleudert sie auf ihn. "Leb wohl. Du hast mir gut gedient, aber ich brauche jetzt nur noch eine einzige Person." Kapitel 29: ------------ "Zelgadis, wir wollen weitergehen." Amelia blickt zu Zel, der noch an der Kante steht. Er schaut allerdings nicht mehr nach unten, sondern hat den Kopf nach oben gerichtet. "Was ist denn da?" "Sei mal still." "Wo bleibt ihr denn?" Gourry war mit Sylphiel und Martina bereits ein Stück vorausgegangen, kehrt jedoch mit den beiden Frauen zurück. "Stimmt was nicht?" "Ich hab doch gesagt, ihr sollt die Klappe halten." Zel wirft einen ungeduldigen Blick über die Schulter. "Wartet jetzt einen Moment hier, ich bin gleich wieder da." Mit Levitation schwebt er aufwärts. "Was hat er für ein Problem?" Auf Martinas Frage schüttelt Amelia nur den Kopf. "Er hat nichts weiter gesagt." "Lina und die anderen sind da oben." Zel landet wieder neben ihnen. "Zwei Etagen über uns, lasst uns zu ihnen hinauffliegen." Die Gruppe um Lina erwartet sie bereits. "Bin ich froh, dass wir euch gefunden haben", seufzt Sylphiel erleichtert. Amelia und Gourry nehmen sich Lina vor. "Was hast du dir dabei gedacht, ohne uns loszuziehen?" "Du eigensinnige Hexe, weißt du eigentlich, welche Sorgen ich mir gemacht habe, als du einfach verschwunden bist?!" "He, beruhigt euch, Leute. Das war diesmal wirklich nicht meine Idee, ehrlich", versucht Lina ihre Freunde zu beschwichtigen. "Sie sagt die Wahrheit", erklärt Selena. "Ich wollte mich bei Duncan gegen Xellos austauschen zu lassen. Aber Lina und Filia haben begriffen, was ich vorhabe und mich begleitet. Und inzwischen habe ich auch eingesehen, dass sie Recht hatten. Ohne sie wäre ich wohl bereits umgekommen." "Warum bist du überhaupt allein losgegangen?", wendet sich Sylphiel an Selena. "Wir hatten doch vereinbart, dass wir uns alle gemeinsam auf den Weg machen, und du warst einverstanden." "Ich weiß, das habe ich aber nur gesagt, damit ihr mich in Ruhe lasst", erwidert Selena. "Und warum bist du ihnen gefolgt, ohne mir etwas zu sagen?", meckert Martina Zangulus an. "Ich war krank vor Sorge, dass dir was zustoßen könnte." "Tut mir leid", entschuldigt er sich. "Ich verspreche dir, nie wieder so etwas zu machen. In Ordnung?" "Na schön, lasst uns jetzt weiter gehen", meint Filia. "Wir müssen immer noch dorthin, wo Duncan auf uns wartet." "Bevor wir das machen, sollten wir überlegen, wo es weiter geht. Der Weg, dem wir bisher gefolgt sind, hat uns hierher geführt." Lina macht eine Handbewegung über ihre Schulter. "In dem Gang dahinten gab es Türen auf beiden Seiten, aber das könnten Fallen sein." "So wie die Treppe, die es hier vorher gab", erklärt Zel. "Sie ist zusammengebrochen, nur dank unserer magischen Kräfte konnten wir bis zum nächsten Treppenabsatz hinauffliegen." "Und bei uns waren es verschiedene Türen, die beim Öffnen eine Falle auslösten", berichtet Sylphiel. "Auch wir konnten uns dank unserer magischen Kräfte davor schützen." "Aber natürlich, warum bin ich nicht eher drauf gekommen?" "Was meinst du, Lina?" Gourry schaut die rothaarige Magierin verständnislos an. "Na überleg doch mal, du Trottel. Warum hatten wir bei Duncan´s Fallen wohl eine Möglichkeit, uns zu retten? Wenn es ihm darum gehen würde, uns aufzuhalten, hätte er sicher auch dafür gesorgt." "Willst du damit sagen, das hier ist wie ein Hindernislauf, bei dem wir die Mitspieler sind?" Zel runzelt die Stirn. "Diese Art von schlechtem Humor erinnert mich sehr an Xellos." "Also, was tun wir? Lassen wir uns weiter auf das Spiel ein oder kürzen wir den Weg zu Duncan ab?" "Und wie sollen wir das machen, Lina?" Lina zeigt mit dem Finger zur Decke. "Er hat uns gesagt, er wäre im obersten Stock. Wir schaffen uns einfach unseren eigenen Weg zu ihm, statt weiter herumzuirren. Was meint ihr?" "Einverstanden", stimmt Zel ihr zu. "Aber wenn er nun genau das von uns erwartet?", gibt Amelia zu bedenken. "Das Risiko müssen wir wohl eingehen", erwidert Lina. "Geht jetzt alle ein bisschen zurück.... Feuerball." Die Decke explodiert, als Linas Zauber sie trifft und Steinbrocken fallen auf sie herunter. Mit einem Sprung bringt sich die rothaarige Magierin außer Reichweite. "Das war aber knapp. Egal, auf geht´s." Sie packt Gourry am Arm, als sie mit "Levitation" in die Luft aufsteigt. Die anderen folgen ihr, Amelia und Zelgadis nehmen Zangulus mit und Sylphiel hilft Martina. Gemeinsam fliegen sie durch das von Lina geschaffene Loch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)