Wenn Liebe dich findet von jane-pride (Chelsea&Vaughn) ================================================================================ Kapitel 11: Der Herbst ---------------------- 11. Der Herbst Der Jahreszeitenwechsel kam so fließend, dass die Natur sich vom prächtigen grün der Blätter verabschiedete und sich durch ein buntes Farbspiel aus rot, gelb, orange ersetzte. Dieses bunte Meer aus Farben direkt vor der eigenen Haustür zu haben, erfüllte Charlie mit unglaublicher Freude. Seit er aufgestanden war, türmte er mehrere Haufen farbiger Blätter, die von den Bäumen gefallen waren. Hatte er genug beisammen, nahm er etwas Anlauf, schmiss sich in die bunten Blätter und sah dabei zu, wie sie auf ihn herabregneten. Es war ein tolles Spiel. Viel lieber würde er es mit Elisa spielen, aber sie hatte dazu heute keine Lust. Sei es drum. Charlie hatte auch so eine Menge Spaß. Er war gerade dabei neue Haufen zu kreieren, als sein Vater auf ihn zukam. „Charlie?“ „Ja, Vater?“ „Ich habe einen Auftrag an dich. Könntest du diesen Korb zu Mirabelle in den Laden bringen? Sie hatte soeben eine telefonische Bestellung abgegeben. Nur, wie du weißt kann ich den Laden nicht unbeaufsichtigt lassen.“ „Ich kann doch auf ihn aufpassen.“ „Das bezweifle ich nicht, mein Sohn.“ Chen musste schmunzeln. „Aber ich habe noch soviel Arbeit vor mir und die kann leider nicht warten. Frag doch Elisa, ob sie dich begleitet.“ „Na gut, wenn es sein muss. Aber die Blätter werden nicht weggefegt, verstanden?“ Drohend hielt Charlie seinen Zeigefinger vor das Gesicht seines Vaters. „In Ordnung. Den Fehler mache ich bestimmt nicht noch einmal.“ Mit diesen Worten nahm Charlie den Korb entgegen und machte sich auf dem Weg zu Elisa. <> Gegen Mittag trafen sich Nathalie und Mark im Diner. Es war eine gute Gelegenheit von der täglichen Arbeit eine Pause zu nehmen, sich zu stärken und sich zu unterhalten. In den letzten Tagen war das junge Paar häufiger hier zu Gast gewesen. Nachdem Mittagessen unternahmen sie oft noch einen Spaziergang bevor sie sich wieder voneinander trennten. Noch war das Diner leer. Die meisten Gäste würden erst in einer Stunde eintreffen. „Dasselbe wie letztes Mal, Nathalie?“, fragte Mark seine Freundin. „Hmm. Ich glaube, ich probiere heute etwas Neues. Bloß, kann ich mich nicht so leicht entscheiden. Es hört sich alles so lecker an auf der Speisekarte.“ „Wie wäre es mit dem Herbsteintopf? Der soll jedes Mal beliebig anders zubereitet werden.“ „Und was ist, wenn da etwas drin ist, was ich nicht mag? Du weißt, das ich Pilze nicht ausstehen kann.“ „Das ist doch kein Problem. Dann umgehst du sie einfach oder ich werde sie für dich essen.“, grinste Mark sie an. „Wie? Du willst von meinem Teller essen? Kommt überhaupt nicht in Frage! Das kann man doch nicht machen.“ „Und warum nicht?“ „Na, weil…weil…“ Nathalie errötete leicht. „Weil es eben nicht geht.“ „Ist schon gut, Nathalie. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Obwohl du ziemlich süß aussiehst, wenn du rot wirst.“ Nach diesen Worten errötete Nathalie noch mehr. Es war ihr zwar unangenehm solche Worte zu hören, gleichzeitig freute sie sich aber, dass sie von Mark kamen. Ihr Herz machte dann jedes Mal einen kleinen Hüpfer und ein angenehmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Als die Bedienung an ihren Tisch trat, wurde doch wieder dasselbe wie letztes Mal bestellt, da Nathalie kein Risiko eingehen wollte. „Sag mal, Mark. Deine Schwester hat doch demnächst Geburtstag. Ist irgendetwas geplant oder möchte sie wieder nicht feiern?“ „Tja, eine gute Frage. Ich habe gestern erst wieder versucht sie zu überreden eine kleine Feier wenigsten zu geben, aber sie lehnt ab. Es ist einfach nicht ihre Art, dass soviel Wirbel um sie gemacht wird. Das möchte sie nicht. Sie denkt viel zu sehr an andere und möchte niemandem unnötige Arbeit auferlegen.“ „Aber, man hat doch schließlich nur einmal im Jahr Geburtstag.“ „Das habe ich ihr auch gesagt.“ Mark seufzte. „Meine Schwester kann manchmal ganz schön stur sein.“ „So wie du.“ „Was meinst du denn damit?“ Neugierig beugte sich Mark über den Tisch, um Nathalie näher zu betrachten. „Du weißt schon, was ich meine.“ Verlegen senkte Nathalie ihren Blick. Beide mussten an den Liebesbrief von Mark denken und an ihr Gespräch im Wald, wo sich Mark ihr offenbart hatte, welche Gefühle er für sie hegte. So gerne würde auch Nathalie ihm sagen, was sie für ihn empfindet, doch zum jetzigen Zeitpunkt traute sie sich noch nicht. Das, was sie für Mark empfand, hatte sie zuvor noch nie für jemanden gefühlt. Es war ihr alles noch so fremd und neu. Zugleich hatte sie aber auch Angst, Mark damit zu verletzten, geschweige denn zu verlieren, wenn sie noch länger schwieg. Und das wollte sie auf keinen Fall. Sie wusste selber nicht, was sie davon abhielt, ihm ihre Gefühle zu offenbaren. Würde Mark ewig auf sie warten? Oder würde er irgendwann genug von ihr haben und sich von ihr trennen? Nathalie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Schnell fasste sie sich wieder. Vor Mark wollte sie jetzt nicht in Tränen ausbrechen. Er würde sich nur Sorgen machen. Zum Glück kam in diesem Moment das Essen, sodass es Mark nicht auffiel, da er kurzzeitig abgelenkt wurde. „Zurück zu Chelseas Geburtstag.“, lenkte Mark Nathalie von ihren trübsinnigen Gedanken ab. „Hast du nicht eine Idee, was wir da machen können, um meine Schwester zu überreden?“ „Hmm. Also feiern sollte sie ihren Geburtstag auf jeden Fall, ob sie nun will oder nicht. Zur Not zwingen wir sie einfach.“ „Ist das nicht ein wenig zu hart?“ „Nein!“, bestimmte das junge Mädchen entschieden. „Manche Leute muss man eben zu seinem Glück zwingen. Und ich habe auch schon eine Idee.“ Kurz erläuterte Nathalie ihrem Freund ihren Plan. Er war sofort begeistert. „Das ist absolut genial! So machen wir das. Wenn ich dich nicht hätte, Nathalie, wüsste ich gar nicht mehr, was ich tun sollte.“ Schon wieder errötete Nathalie. Mit aller Kraft versuchte sie sich aufs Essen zu konzentrieren, was ihr nicht all zu gut gelang, da ihr Herz der Meinung war, während dessen einen Walzer zu tanzen. <> In Mirabelles Laden befand sich zum ersten Mal Vaughn hinter der Verkaufstheke. Seit einer halben Stunde fragte er sich nach wie vor noch, wie es dazu gekommen war. Nachdem er seine Arbeit im Viehstall erledigt hatte, hatte er nur einen kurzen Blick in den Laden geworfen, um zu fragen, ob noch was zu erledigen sei. Kurz darauf wurde er von seiner Tante überredet den Laden zu übernehmen, da sie etwas Dringendes zu erledigen hätte und seine Kusine außer Haus war. Insgeheim war Vaughn allerdings froh, dass noch kein einziger Kunde erschienen war. Das war das letzte, was er gerade bräuchte. Zumal er sowieso nicht wüsste, wie er mit ihnen umgehen sollte. Normale Konversation zu betreiben, war ihm schon zu viel. Er genoss die Ruhe und Stille. Alles was darüber hinausging bereitete ihm Unbehagen. Obwohl er zugeben musste, dass ihm in Gegenwart einer gewissen Person, dem nicht so war. In Chelseas Nähe fühlte er sich unerklärlicherweise wohl. Ihre Gesellschaft überforderte ihn nicht, im Gegenteil, sie bereicherte ihn. Es machte ihm keineswegs etwas aus, sie in seiner Nähe zu haben. Sogar jetzt schweiften seine Gedanken zu ihr. Nostalgisch, wie er gerade war, konnte er ihr fröhliches Lachen hören, das ihn jedes Mal aufs Neue zutiefst berührte. Es war so voller Wärme, genauso wie ihr Lächeln. Es bewegte etwas in ihm, auch wenn er nicht genau sagen konnte, was es war. Ihm fiel auf, dass er in letzter Zeit häufiger an Chelsea denken musste. Unwillkürlich wanderten seine Gedanken zu ihr, egal was er tat. Ohne es zu merken, war sie ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens geworden. Hin und wieder überkam ihm eine Sehnsucht nach ihr, die er sich ebenfalls nicht erklären konnte. Was war nur los mit ihm? Was hatte Chelsea nur an sich, das ihn so durcheinander brachte? Immer noch in seine Gedanken vertieft, nahm er seinen Hut und legte ihn auf den Tresen ab. Er fuhr sich mit beiden Händen gerade durchs Haar, als die Türklingel ertönte. Kurz darauf stürmten zwei kleine Kinder herein. „Guten Tag. Wir wollen zu Mirabelle. Wir haben ihr was mitgebracht.“ „Wie? Mirabelle ist nicht da. Worum geht es denn?“ „Sie ist nicht da?“, fragte Charlie erstaunt. „Dabei hatte sie doch extra bei uns im Laden angerufen, weil sie etwas braucht.“ „Davon weiß ich nichts. Bist du dir auch sicher?“ „Na, hör mal! Natürlich bin ich das. Oder willst du mir unterstellen, dass ich lüge?“ herausfordernd sah Charlie zu Vaughn auf. Dieser wiederum verstand nun gar nichts mehr. Was wollte das Kind nur von ihm? „Genau. Was fällt dir eigentlich ein?“, mischte sich jetzt auch Elisa ein, die ihre Hände an ihre Hüpften gestemmt hat. „Für wen hältst du dich? Nur weil wir noch Kinder sind?“ „Wie? Ich… Das habe ich doch gar nicht gesagt. Es ist nur das…“ „Jetzt versuch dich nicht auch noch rauszureden.“, unterbrach ihn das kleine Mädchen. „Sag uns lieber wo Mirabelle ist, damit wir ihr ihre Sachen geben können.“ „Genau.“, bestätigte Charlie. „Raus mit der Sprache.“ „Wie bereits gesagt, ist sie zu Zeit nicht da. Wenn ihr mir sagen würdet, worum es geht, kann ich euch bestimmt helfen.“, versuchte Vaughn erneut zu erfahren, worum es eigentlich ging. Er verstand die Kinder nicht, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass er mit Kindern nichts anfangen konnte. Sie waren für ihn ein ganz andere Spezies von Mensch. Irgendwie gruselig. „Warum sollten wir dir trauen? Vermutlich hast du Mirabelle selber etwas angetan. Mit deinem grimmigen Gesicht, mit dem du immer rumläufst, würde mich das nicht wundern.“ Wie jetzt? Wollte der kleine Junge Vaughn provozieren? Er wurde sichtlich ungeduldiger und hätte die Gören am liebsten rausgeschmissen. „Komm, Charlie. Wir werden Mirabelle einfach im Haus suchen gehen.“ „Gute Idee, Elisa. Das machen wir.“ „Moment mal…“ Vaughn versuchte die Kinder zu stoppen, doch es gelang ihm nicht. Beide waren zu flink und liefen einfach an ihm vorbei, um im Laden nach seiner Tante zu rufen. Es war so laut, durch das viele Rufen von den Kindern und Vaughns verzweifelten Einsprüchen, dass keiner von ihnen bemerkte, wie die Türklingel erneut ertönte. Chelsea staunte nicht schlecht über dem Lärmpegel im Laden. Sie sah, wie Vaughn anscheinend versuchte, Charlie und Elisa einzufangen. Spielen sie Fangen, war Chelseas erster Gedanke. Das hätte ich Vaughn gar nicht zugetraut. „Jetzt bleibt doch endlich stehen. Das ist hier kein Spielplatz.“ „Solange du Mirabelle vor uns versteckst, bleibt uns eben keine andere Wahl.“, erwiderte Elisa herrisch. „So hört mir dich zu!“ Vaughn verlor allmählich seine Geduld. Sein Ton wurde zunehmend aggressiver. In diesem Moment, in dem er Charlie am Arm packte, er wiederum versuchte, sich aus diesem Griff zu befreien, stieß Elisa Vaughn von der Seite an, wodurch er sein Gleichgeweicht verlor und gegen das Regal zu seiner Linken prallte. Das Regal fing daraufhin bedrohlich an zu wackeln, weswegen es schließlich zur Seite kippte. Der gesamte Inhalt verstreute sich über dem Fußboden. Vaughn lag mittendrin. „Jetzt sieh nur, was du angerichtet hast?“, schimpfte Elisa. „Wer ich? Ihr seid es doch gewesen! Wenn ihr nicht rumgerannt wärt, wäre das gar nicht erst passiert. Was fällt dir eigentlich ein, mich einfach so umzustoßen?“ Vaughn brüllte dermaßen auf die Kinder ein, dass diese erschreckt ein paar Schritte von ihm zurück wichen. Als Vaughn sich aufrappeln wollte, spürte er einen Schmerz an seiner linken Schulter. Ein tiefer Kratzer befand sich dort, aus dem es bereits anfing zu bluten. Ein Nagel war nicht richtig ins Holz geschlagen worden. An dem muss er sich während des Falls verletzt haben. Erschrocken rissen die Kinder ihre Augen auf. Sie ahnten Böses. In diesem Moment trat Chelsea auf die drei zu. „Das sah ja schlimm aus. Geht es euch gut?“ Besorgt beugte sich Chelsea zu Vaughn runter. „Chelsea? Was machst du denn hier?“ Vaughn war mehr als überrascht Chelsea so unvermittelt vor ihm zu sehen. Noch dazu in diesem Chaos. „Ich bin vor einer Minute zur Tür herein, als ich den Lärm hörte. Zuerst dachte ich, dass sei eine Art Spiel, welches ihr hier veranstaltet, aber dem war wohl nicht so. Oh Gott, Vaughn! Du blutest.“ „Das geht schon. Es scheint nicht sehr tief zu sein.“ „Trotzdem, lass es mich mal ansehen.“ „Das musst du nicht. Ich…“ Doch Chelsea hatte sich bereits über die Wunde gebeugt und fing vorsichtig an, sie mit einem Taschentuch abzutupfen. Der junge Mann wollte sich gerade von Chelsea wegdrehen, als er die Kinder erblickte. Beide hatten sich aus Angst in die hinterste Ecke zurückgezogen und trauten sich kaum zum Geschehen zu blicken. „Das ist eure Schuld!“ Sofort zuckten Charlie und Elisa bei diesen scharfen Worten zusammen. „Aber Vaughn. Beruhige dich erstmal wieder. Es sind doch Kinder.“ „Ob nun Kinder oder nicht. Sie haben sich unmöglich benommen. Sieh nur wie der Laden aussieht.“ „Das sehe ich. Zuerst werde ich aber deine Wunde versorgen. Der Kratzer ist ziemlich tief. So leicht hört es nicht auf zu bluten.“ „Chelsea, die Kinder haben…“ „Jetzt ist aber Schluss, Vaughn!“, fuhr Chelsea ihn bestimmt an, dass er sofort verstummte. „Wir werden hier schon alles wieder in Ordnung bringen. Überlass die beiden mir. Erstmal brauchen wir einen Verbandskasten.“ Vaughn nickte ergeben. So resolut hatte er Chelsea noch nicht erlebt, dass er das unbestimmte Gefühl bekam, ihr lieber Folge zu leisten. „Während ich Vaughn verarzte, geht ihr doch ins Wohnzimmer und wartet dort auf uns, okay?“ Charlie und Elisa gehorchten. Vaughn wunderte sich, wie schnell sie das doch konnten. Bei ihm war das nicht möglich gewesen. Als sie in der Küche waren, um den Verbandskasten zu holen, fragte er Chelsea, wie sie das gemacht hatte. „Das liegt daran, weil sie mich schon länger kennen. Sie vertrauen mir. Ich habe in den letzten Jahren öfter mit ihnen gespielt. Du bist ihnen einfach noch zu fremd. Aber keine Sorge, das wird sich ändern, wenn sie dich erstmal näher kennen.“ „Das bezweifle ich. Ich kann mit Kindern nicht viel anfangen. Sie nerven einen nur.“ „Hihi. Vielleicht jetzt noch, aber irgendwann gewöhnst du dich dran. Wenn du sie näher kennst, erscheinen sie dir gar nicht mehr so schlimm. Kinder sind eben noch sehr verspielt. Sie können Dinge noch nicht vorausahnen. So und jetzt setzt dich bitte auf einen Stuhl, damit ich mir deine Wunde näher anschauen kann.“ Vaughn legte seine Weste ab bevor er sich auf einen Stuhl niederließ. „Ähm…“ „Was ist?“, fragte Vaughn. „Du müsstest dein Hemd ebenfalls ausziehen.“ Das braunhaarige Mädchen errötete leicht. Es war ihr unangenehm ihn darum zu bitten. „Oh.“ Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er mit nacktem Oberkörper vor Chelsea sitzen würde. Irgendwie wurde es ihm unbehaglich zumute, aber auch Chelsea schien es nicht anders zu gehen. Da die Wunde an seiner linken Schulter nicht aufhören würde zu bluten, ehe sie behandelt wurde, zog er auch sein weißes Hemd aus. Chelsea vermied es Vaughn in die Augen zu sehen. Bis auf ihren Bruder oder ihren Vater hatte sie noch nie einen anderen Mann halbnackt gesehen. Sie genierte sich. Verdrängte so gut es ging diesen Gedanken, um Vaughns Wunde zu behandeln. Zum Glück stand sie dabei hinter ihm. Dennoch konnte sie ein warmes Kribbeln in ihrem Bauch nicht ganz unterdrücken. Ihr Herz pochte wie wild. Was waren das nur wieder für Erregungen, die sie in letzter Zeit häufiger in Vaughns Gegenwart empfand? Es beunruhigte sie etwas, da sie diese Art von Gefühl nicht einordnen konnte. Obgleich sie nicht abschreiten konnte, dass sie ihr auf irgendeine Art und Weise gefielen. Sie fühlten sich gut an. Der junge Mann auf dem Stuhl konnte nicht leugnen, dass ihre Hände auf seiner Haut sich unbeschreiblich gut anfühlten. Er spürte, wie sie zart seine Wunde säuberte. Das es brennte, merkte er kaum. Er konzentrierte sich einzig und allein auf ihre Hände, die sich so angenehm auf seiner nackten Haut anfühlten. Sein Herz schlug während dessen Purzelbäume. Hoffentlich bemerkte sie es nicht. „So. Ich bin fertig.“ Hastig räumte Chelsea sämtliche Utensilien zusammen, damit sie Vaughn nicht anschauen musste. Mit leicht errötetem Gesicht erhob sich Vaughn vom Stuhl. Er wollte sich unbewusst das blutverschmierte Hemd wieder überziehen, als es ihm in letzter Sekunde bewusst wurde. „Ich gehe mir dann ein neues Hemd holen.“ Ohne Chelsea anzusehen, verschwand er aus der Küche. Geistesabwesend schaute Chelsea ihm hinter her. <> Während Vaughn sich ein neues Hemd besorgte, ging Chelsea ins Wohnzimmer, um mit den Kindern zu reden, was deren Benehmen im Laden zu bedeuten hatte. Voller Reue erzählten sie ihr, was geschehen war. Chelsea schimpfte zwar nicht, wie Vaughn es getan hatte, erklärte ihnen aber mit Nachdruck, dass sie sich bei Vaughn entschuldigen mussten. Des Weiteren verlangte sie, dass beide beim Aufräumen im Laden behilflich sind. Keiner der beiden erhob Einwände. „Und wenn wir fertig sind, fragen wir Mirabelle, ob sie Kekse im Haus hat, die wir naschen dürfen.“ Zugleich waren Charlie und Elisa Feuer und Flamme und freuten sich auf die bevorstehenden Süßigkeiten. Vaughn betrat den Laden und konnte seinen Augen kaum trauen, das sowohl Chelsea als auch die zwei Kleinen dabei waren das Chaos zu beseitigen. Er beobachtete Chelsea, die einfache Anweisungen an die Kinder verteilte und sie diese ohne zu murren ausführten. Offensichtlich hatten sie sogar Spaß. Es gelang ihm einfach nicht, diesen Sinneswandel bei den Kindern nachzuvollziehen. Sie würden ihm auf ewig ein Rätsel bleiben, ebenso wie Chelsea. Obwohl er sie nicht dazu aufgefordert oder um ihre Hilfe gebeten hatte, beteiligte sie sich selbstverständlich daran, die Unordnung mit zu beseitigen. Was sollte mich eigentlich noch an ihr wundern, dachte Vaughn. Sie schafft es immer wieder mich zu überraschen und zu überrumpeln, dass ich keine Ahnung habe, wie ich das auffassen soll. Ich frage mich, was das nur ist, was mich so an ihr fasziniert. Ihr Wesen zieht mich dermaßen in ihren Bann, dass ich mich von Tag zu Tag immer mehr nach ihr sehne. Es ist, als ob ich ohne sie gar nicht mehr leben könnte. Es ist, als ob ich sie bräuchte. An meiner Seite brauche. Nachdem Vaughn aus seinem Gedankenstrudel wieder erwacht war, eilte er den dreien zur Hilfe. Es überraschte ihn, dass die Kinder, sobald sie ihn sahen, sich bei ihm entschuldigten. Chelsea beobachtete Vaughns verblüfftes Gesicht und konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken. Erst da fiel ihr auf, dass Vaughn seinen Hut nicht trug. Wie konnte ihr das solange entgangen sein? Seine silbernen Haare fielen ihm so locker ins Gesicht, nicht wie sonst, so steif durch den Hut. Er sieht gut aus, dachte Chelsea. Zum ersten Mal wird mir bewusst, wie gut Vaughn aussieht. Was ist das nur für ein Gefühl in meiner Brust? Mein Herz schlägt so heftig, als würde es jeden Augenblick explodieren. Was mache ich nur? Wenn ich ihn noch länger ansehe, falle ich wohlmöglich noch in Ohnmacht. Trotz der wirren Gedanken, sowohl bei Chelsea als auch Vaughn, schafften sie es den Laden wieder auf Vordermann zu bringen. Nachdem Mirabelle wieder zurückgekehrt war, staunte sie nicht schlecht über die Geschichte, die sich in ihrer Abwesenheit ereignet hatte. Selbstverständlich bekamen die Kinder ihre ersehnten Kekse. Vaughn atmete erleichtert auf, als sie endlich den Laden verließen. „Du tust ja gerade so, als wäre es eine Strafe gewesen, die Kinder hier zu haben.“, neckte Chelsea ihn. „Das kannst du laut sagen. Noch einmal mache ich das nicht mit, das garantiere ich dir.“ „Hihi.“ „Was ist daran so lustig?“ „Ach, nichts weiter. Ich werde dann auch gehen. Mein Bruder wundert sich bestimmt schon, was ich solange treibe.“ „ Ach so.“ „Stimmt etwas nicht?“ „Doch, es ist alles in Ordnung. Ich war mit meinen Gedanken nur woanders.“ Verlegen wandte sich Vaughn von ihr ab. „Übrigens, Vaughn?“ „Ja?“ „Das ist das erste Mal, dass ich dich ohne deinen Hut sehe. So wirkst du gleich viel freundlicher. Außerdem steht es dir.“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, verließ Chelsea schnell den Laden, nachdem ihr bewusst wurde, was sie gerade zu ihm gesagt hatte. Verdutzt schaute Vaughn die Ladentür an, durch die Chelsea soeben verschwunden war. ================================================================================= Ein langes Kapitel. Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte. Eigentlich war es kürzer geplant, aber was soll´s. Ich bin zufrieden damit. Um auf deren Gefühle einzugehen, musste ich etwas ausschweifen. jane-pride Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)