Mr. Petersson von Maliondarin ("Eine gescheite Urlaubsgeschichte") ================================================================================ Kapitel 1: Mr. Petersson ------------------------ "Hi Arne, hier in der Zentrale ist es so ruhig ohne dich.", der schwarzhaarige Mann mit den grünen Augen sah über den Rand der Postkarte und schmunzelte vor sich hin. Vor seinen Augen erstreckte sich ein See und um das Holzhaus herum, war Wald, einfach nur ein düsterer, dichter Wald aus dunkelgrünen Tannen. Er sorgte dafür, dass sie alle immer ihren Spaß hatten, er war der norwegische Clown in der Einheit, er hatte immer einen flotten Spruch auf den Lippen, selbst wenn die Situation noch so ausweglos erschien. Seine Abgebrühtheit und die Ruhe die in ihm wohnte legten sich oft auf diese Weise auf seine Kollegen. Ihre Aufgabe konnte man nur mit einem klaren Kopf erledigen, sie waren eine Sondereinheit, darauf spezialisiert, Angriffe auf biochemischer Basis oder Katastrophenfälle zu verhindern. Jeder seiner Mitarbeiter war körperlich fit und hoch intelligent, andernfalls wären viele ihrer Missionen bereits schief gegangen! Die Organisation war streng geheim und ihre Dienstmarke glich der eines normalen Detectivs, schon allein, damit die örtlichen Behörden nicht jedes Mal nachfragten, was die merkwürdige Abkürzung auf ihrem Ausweis zu bedeuten hatte. Arne seufzte, eigentlich vermisste er all das nicht, es gefiel ihm hier, in Alaska. Es glich seiner Heimat, mehr als die sonnige Gegend um Los Angeles, dort war es immer so heiß und unerträglich. Der Stoff seines schwarzen Anzuges klebte ihm immer an der Haut und die Krawatte saß so eng, dass er sich abgeschnürt vorkam, als bekäme er kaum noch Luft! Zögerlich stand er auf und ging mit der Karte in der Hand an das große Fenster. Vor seinem Haus, das er vor drei Jahren gekauft hatte, lag eine kleine Terrasse mit Gartenmöbeln, alles hier war aus Holz gebaut und duftete nach Harz und Wald. Sein Blick ruhte auf dem See, an dem er so gern angelte oder sich in ein Kajak setzte und auf den See hinaus paddelte. Mit der freien Hand berührte er das Fensterbrett und las weiter. "Wir hoffen, dir geht es gut in Alaska und du vergisst uns nicht.", wie sollte er diese Truppe vergessen? Die blonde Schönheit Mirja, eine eiskalte Frau, bereit, in jeder Situation genau nach Vorschrift zu handeln, man konnte sie einfach nicht aus der Fassung bringen und wenn man sich nicht beherrschte, hatte man schneller eine Verwarnung von ganz oben auf dem Tisch, als man Mirja's Namen auch nur denken konnte. Sie war für die Gewalt zuständig, jeder Widerstand wurde von ihr abgewendet, sie hatte den wohl besten Draht zu ihren Vorgesetzten. Ben, ein braunhaarige Typ mit Brille, eigentlich waren 'seebehinderte' Menschen ungern gesehen, er hatte einmal erzählt, dass die IBCC, 'Institution against biochemical Catastrophes', ihn um ein Haar abgelehnt hatte, lediglich seine natürliche Begabung im Umgang mit Zahlen, Daten und dergleichen ihn gerettet hätten. Er war ein hochintelligenter Stratege, der meistens in einem Raum mit dutzenden Computern hockte und die Elitetruppe aus dem Untergrund heraus steuerte, wie Figuren in einem Computerspiel. Oftmals spielte er die nebenbei, wenn man ihn nicht beobachtete. Es war Arne ein Rätsel, wie dieser Mann seine Arbeit bewältigen konnte, ihnen Anweisungen gab und nebenbei noch solche Dinge tun konnte. Letzter im Team war sein Freund Olaf, seine Familie stammte aus Schweden, er war strohblond und hatte blaue Augen, seine natürliche und unkomplizierte Art hatte ihnen schon oft einen beschwipsten Abend bei einigen Bierchen eingehandelt. Oft sahen sie zusammen Basketball, sie waren patriotische Fans der LA Lakers. Sie besaßen beide ihre gelb-violetten Trikots und diese witzigen Schaumhände, mit diesen bewaffnet hatten die Zwei noch nie ein Spiel verpasst. Hier in Alaska hatte er nicht einmal einen Fernseher, gerade ein Telefon und sonst Nichts. Er brauchte das alles nicht, nur mit Olaf zusammen sah er eben Basketball, hier hatte er Besseres zu tun! Wofür lag die Natur hier unter ihm? Warum hatte er sonst einen Nervenzusammenbruch gehabt, war auf unbestimmte Zeit suspendiert worden und hatte sich hier bei einer netten Psychologin angemeldet? Geld hatte er genug, allzu bald musste er nicht zurück. Vorerst war es ein Urlaub, das zumindest hatte er seinen Kollegen gesagt, seid es Sommer war, machte er hier eine kleine Auszeit und wollte die warmen Tage in LA umgehen, die Sonne brannte in dieser kalten Gegend nicht so stark, auf einem Berg hinter dem See konnte er sogar Schnee entdecken! Das hier war ein Paradies und er würde es nie gern verlassen für Los Angeles. "Wir haben da diesen neuen Fall...", Fälle interessierten Arne nicht, er übersprang den Absatz und las nur die letzte Zeile, "Pass auf dich auf und komm bald wieder, Olaf.", wer wusste schon, wann und ob er zurück kam? Unbefristet suspendiert bedeutete, er hatte keinerlei Verpflichtungen, die Dienstmarke und die Pistole lagen in seinem Nachtschrank und waren seit zwei Wochen nicht angerührt worden. Dafür aber seine Angel, welche gleich neben der Tür zur Terrasse stand. Der Norweger liebte Fisch und Fisch essen umso mehr! Deswegen war es auch jetzt an der Zeit, die Karte seines Freundes, der ihn wohl eh in einer Woche besuchen würde, weg zu legen und die Angelrute zu schultern. Unten am Wasser war ein herrliches Fanggebiet, an dem man herrlich Lachse angeln konnte. Der erfahrene Angler hatte seine Ausrüstung immer griffbereit und präpariert, damit er nicht viel Zeit verlor. Die Köder befanden sich in einer kleinen Kühlbox neben seiner Angel, allzu viele davon hatte er nicht, dafür fuhr er gerne mit seinem Pick-up in die Stadt, wo auch seine Psychologin war, kaufte dort neue Köder und fuhr dann wieder heim. Das Angeln war seine große Freude hier oben, es war angenehm warm, vielleicht gerade 20°C, wenn es wirklich so viel war, möglicherweise auch etwas darunter. Seine Angelkluft hatte er bereits angezogen und mit schnellem Schritt ging er hinüber, griff nach der Rute und schulterte sie, mit der anderen Hand griff er beherzt nach der Box mit Haken, Köder und allem, was man so brauchte an Werkzeug, öffnete mit dem Fuß die Tür, welche glücklicher Weise nach außen auf ging und schloss sie mit einem achtlosen Tritt hinter sich. Hier gab es keine Einbrecher, nicht so wie in der großen Stadt, da hätte er seine Wohnung nie unabgeschlossen gelassen, aber hier ... wer kam da schon? Die Menschen aus dem Dorf hatten ihre eigenen Probleme und würden ihn sicher nicht belästigen, Flüchtlinge oder Verbrecher verirrten sich nicht in diese abgelegene Gegend, was hätte man hier schon fürchten müssen? "Arne!", drang plötzlich eine aufgebrachte Frauenstimme an sein Ohr. Was ging denn nun vor sich? Er drehte erstaunt den Kopf und sah eine hochgewachsene, schlanke Frau vor sich. Ihre braunen Haare fielen ihr strähnig über die Schultern und ihre Augen waren vom Entsetzen geweitet. "Wir brauchen Ihre Hilfe!", rief sie weiter und der Agent runzelte kurz die Stirn, ehe er die Augenbrauen nach oben zog und seine Angelausrüstung erst einmal an die Hauswand stellte. Seine Pläne wurden gerade ganz schön durcheinander gewirbelt! Bisher hatte er jeden Tag so verbracht, dass er etwas am, im oder auf dem Wasser getan hatte und nur selten hatte ihn hier jemand außer dem Briefträger besucht, der ab und an kam, wenn er etwas abzuliefern hatte und sonst gleich gar nicht her fuhr. Als er sich der Frau näherte, verstärkte sich sein Verdacht, diese grauen Augen gehörten einzig seiner Psychologin, bisher hatte er sie immer nur in einem mausgrauen Kostüm gesehen, mit streng nach hinten gekämmten Zopf, oft zu einem Dutt frisiert. "Was ist denn mit Ihnen passiert, Miss Lakewood?", seine Gegenüber sah ein wenig unvorbereitet und verstrubbelt aus. "Als ich mit dem Auto zu ihnen kommen wollte, hat mich dieses ... Ding überrascht.", stotterte die Frau aufgeregt. "Was für ein Ding?", fragte er verwundert und machte eine einladende Geste in Richtung seiner Hintertür. "Kommen sie erst einmal rein, da können sie sich frisch machen.", doch seine Gegenüber schüttelte aufgebracht den Kopf. "Mein Auto liegt dort noch!", fuhr sie ihm dazwischen. "Ich hole ihr Auto, sie ruhen sich kurz aus!", wies er sie mit forschen Worten und einem strengen Blick an. Diese Frau wusste, zu was er in der Lage war und welchen Beruf er normalerweise ausübte. Er war nicht der Kerl, mit dem man scherzte oder mit dem man sich anlegen wollte. Nicht, wenn er sich zu seiner vollen Größe von gut 1,90m aufbaute und seine Muskeln anspannte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er lief mit federnden Schritten los. Nach gut 10 Minuten erreichte er das Wrack im Wald. Cathrin musste die Straße genommen haben, breite Reifenspuren führten ins Geäst und zeigten, dass sie wohl eine Vollbremsung gemacht hatte. Vor den nach links, in Richtung See, führenden Spuren, befanden sich zwei riesige Abdrücke, vielleicht von einem Bären, mindestens 90 Kilo schwer, denn sie waren tief in den weichen Boden eingesunken. Das Auto war mit der Motorhaube gegen den nächsten Baum geprallt und völlig fahrunfähig. Eine Reparatur war nicht ausgeschlossen, aber ob es sich noch rentierte, wusste er nicht. Er würde es abschleppen müssen oder gleich einen Pannendienst im Dorf anrufen, der es richtig abschleppte und sich ansah, ob die Werkstatt noch etwas ausrichten konnte. Der Agent wollte sich schon abwenden, als ihm eine rote Lache auffiel, der Geruch war schwach, doch es war eindeutig Blut, getrocknete Blut und ganz sicher kein tierisches, dieser natürliche Geruch, den beispielsweise Fische aufwiesen und der sie als Bewohner des Wassers auswies, fehlte. Er zuckte kurz mit der Nase und wusste, dieses unterbewusste Zucken bedeutete nie etwas Gutes! Er zog sein Handy heraus und rief den örtlichen Sheriff herbei. Bis dieser kam, würde er sich umsehen, um dem Beamten alle Informationen zukommen zu lassen, die er ihm geben konnte. Die Äste im Wald waren ausnahmslos bis auf einen Meter und gut 70 Zentimeter abgeknickt. Entweder dieses Vieh hatte eine Schulterhöhe von gut 1,70m oder eine solche Rückenhöhe im gebeugten Laufen. Arne raufte sich die Haare. Warum machte er sich schon wieder solche Gedanken? Früher wäre er jetzt direkt losgelaufen, hätte alles abgesucht, Spuren gesichert, hätte die nächste Verschwörung und die nächste Katastrophe vorausgeahnt, aber er war doch hier um all diesen Stress zu vergessen! Er wollte nicht mehr so weiter machen! Nach ein paar Minuten hörte er die bekannte Sirene des Blaulichts. Der Sheriff war eingetroffen und konnte sich jetzt ein Bild machen. Der Braunhaarige berichtete noch schnell, dann ging er zurück in sein Heim. Das hier war nicht seine Aufgabe! Er hatte Nichts, absolut Nichts, damit zu tun! Das schöne Holzhaus stand strahlend vor ihm, das hellbraune Holz hatte ihn schon immer fasziniert. Der Norweger seufzte. Er durfte sich nicht immer direkt in alles einmischen! Egal wie spannend oder gefährlich es auch klang. Schon immer hatte er die Neigung gehabt, bei allen Situationen nach außen hin ruhig zu bleiben, aber innerlich war er fasziniert davon. Gefahr zog ihn an und sein Beschützerinstinkt und auch der natürliche Spürsinn waren ein Grund, warum das IBCC direkt auf ihn zugekommen waren. Er hatte sich bei der Polizei beworben, beim CIA und doch hatte man ihn angesprochen, abgeworben könnte man sagen. Er hatte den Schritt nie bereut, das IBCC zahlte bestens und die Gefahren die man dort erleben konnte, waren unvergleichlich. Ein falscher Schritt und er und seine Team, teilweise ganze Landstriche hätten vernichtet oder verpestet werden können! Der Agent fühlte, wie das Blut in seinen Adern zu kochen begann, diese Vorfreude kannte er. Arne schüttelte den Kopf und versuchte, diese Gedankenwelt loszuwerden. Wofür zahlte er das Geld an Miss Lakewood, wenn er sich dann selbst wieder anstachelte? Sollte er nicht schlau genug sein, aus seinen Fehlern zu lernen? Er hatte sich schlichtweg überarbeitet, hatte bis spät in die Nacht an seinen Fällen gesessen und manchen Tag nur drei Stunden geschlafen, nur um am nächsten Tag völlig übermüdet, dafür hoch motiviert, wieder an die Arbeit zu gehen. Sein letzter Fall war ebenso Einer gewesen und es war der Erste, den er versaut hatte – weil er völlig unkonzentriert und unzurechnungsfähig gewesen war, als er den Sprengkörper hätte entschärfen und sicher von der Plattform des Hochhauses entfernen sollen. Alle Ausbildung hatte nicht geholfen, das Haus war dem Erdboden gleich gemacht worden und er hatte eine unschöne Narbe am rechten Bein davon getragen. Gerade noch so hatte man ihn per Hubschrauber aus dem Einsatzort retten können, er war augenblicklich suspendiert worden und hatte sich bei einem Psychologen anmelden müssen. Diese Zeit hier, die er als Urlaub ansah, waren nichts weiter als Zwangsurlaub, seine letzte Chance, irgendwann wieder in den Beruf einsteigen zu dürfen. Schulterzuckend stieß er die schwere Tür auf, schloss sie hinter sich und sah sich im Zimmer um. Cathrin saß auf seinem Sofa und sah immer noch mitgenommen aus. "Miss Lakewood, darf ich ihnen einen Kaffee anbieten?", fragte der Agent höflich, ging einen Schritt auf sie zu und bekam ein Kopfschütteln als Antwort. "Ein Wasser wäre völlig ausreichend!", entgegnete sie und der Norweger ging in die Küche. Dort zog er aus einem Schrank über der Spüle ein Glas heraus, füllte es mit sprudelndem Nass aus einer der Flaschen aus dem Kühlschrank und schenkte sich selbst ein Glas Whisky in ein etwas flacheres, breites Glas, gab zwei Eiswürfel dazu und hoffte, der Alkohol würde ihn beruhigen. Gekonnt trug er die Getränke zu seinem Gast hinüber und reichte das Hohe zu seiner Gegenüber. Ein misstrauischer Blick streifte sein Glas und verwandelte sich dann in einen Tadelnden. "Sie wissen, dass Alkohol ihnen schadet. Sie dürfen nicht die Besinnung und ihre Nerven verlieren!", schollt sie ihn. "Ach und wer genau hat mich zu diesem Tatort geschickt?", konterte er und Cathrin war still. Sie wusste wohl genauso, wie ihn das beeinflusst hatte. "Entschuldigen Sie, aber ich bin mir immer noch nicht selbst im Klaren, was genau ich getan habe ... geschweige denn, was ich gesehen habe!", Arne schüttelte den Kopf. "Es muss ein Bär gewesen sein, hat er sie angegriffen?", ein wenig zu eindringlich ging er auf die Braunhaarige ein, konnte jedoch den Blick nicht von ihr wenden und stützte seine Ellenbogen auf die Knie. Eine Hand hatte er unter seinem Kinn, mit der Anderen schwenkte er das Glas hin und her. Sein fragender, bohrender Blick musste für Miss Lakewood unerträglich sein, zumindest hatten sich Angeklagte unter seinem Gesichtsausdruck nur selten wohl gefühlt. So nett und witzig er auch zu seinen Kollegen war, so düster konnte er mit seinen Gegnern umgehen. Er hatte die Angewohnheit, sich in sie hinein zu graben, langsam, gemütlich, mit scharfer Zunge und stechendem Blick. Die Frau ihm gegenüber drückte sich immer tiefer in die Polster der Couch und schien mehr und mehr seinem Blick auszuweichen. "Ich bin sicher, Mister Petersson, dass ich keinen Bären gesehen habe.", wich sei ihm aus und spielte nun ebenso mit ihrem Glas herum. "Keinen Bären?", hakte der Schwarzhaarige nach und runzelte die Stirn. "Was könnte es dann gewesen sein?", wollte er wissen, denn wer wusste, dass es kein Bär war, wusste sicher auch, was genau es dann sein könnte. "Ich bin nicht sicher, Agent, aber ich weiß, dass es kein Bär war. Es hatte kein Fell und leuchtend grüne Augen.", diese Beschreibung wurde deutlicher, als ihr entsetztes Gestammel von einem 'Ding', wie zu ihrer Begrüßung! Der Norweger seufzte. "Beruhigen sie sich, ich fahre sie dann später Heim, erst einmal können sie sich ein wenig beruhigen.", es war ihm durchaus bekannt, dass man einen Verstörten nicht sofort wieder dorthin lassen sollte, wo er sich unwohl fühlte. Cathrin würde sicher nicht ruhig bleiben, wenn sie an diesem Ort erneut vorbei kam innerhalb weniger Stunden. Arne sah auf seinen Whisky, damit hatte er seine Nerven oft beruhigt, doch gerade jetzt fühlte er sich ruhig, gefasst und so, als ob ihn nichts erschüttern könnte. Seine Arbeit hatte ihn immer erfüllt, wenn er es nicht übertrieb, könnte er sich durchaus vorstellen, dass das IBCC ihn wieder zu sich rufen würde. Einzig seine Aufregung, der Tatendrang und die Vorfreude auf ein Abenteuer könnten da hinderlich sein. Miss Lakewood blieb bis zum Abendessen, Arne holte geräucherten Lachs aus der Vorratskammer im Keller und der Nachmittag verlief ruhig. Es gab keinerlei Gespräche mehr, der norwegische Auswanderer hatte sich entschlossen, die Zeit auf der Terrasse zu verbringen, den Wald zu beobachten und von den Bergen am Horizont zu träumen. Was Cathrin im Inneren des Hauses machte war nicht wichtig. Erst zum Essen bemerkte er, dass die Psychologin seinen gesamten Alkohol vernichtet hatte. Im ersten Moment wollte er aufbrausen, sie verbal angreifen und sie fragen, was sie sich dabei gedacht hätte, doch er tat es nicht. Vermutlich war es besser so und die Frau mit den mausgrauen Augen wusste, was sie da tat. Sie war seine Ärztin und wollte wahrlich nur sein Bestes. Nach dem Essen, als die Dämmerung einsetzte, fuhr der Agent mit seinem Wagen vor und ließ die Dame einsteigen. Der Schein der Scheinwerfer erhellte einen Streifen direkt vor dem Auto, jeder Ast der unter den Reifen des Autos zerbrach, jedes Steinchen das zur Seite rollte war zu hören und natürlich auch das Rauschen des Windes. Der Pick-up hatte keine Rückwand, dafür gab es ein Stoffdach, dass man wie bei einem Cabrio manuell über die Ablage und die Überrollbügel hinter den Sitzen stülpen konnte. Über ihren Köpfen war ein Schiebedach, dass er aber gerade geschlossen hatte. Das allein dämpfte die Geräusche jedoch nicht und Miss Lakewood zuckte ständig zusammen. Was hatte sie nur gesehen? Der Agent runzelte die Stirn und musste sich dann wieder auf die Straße konzentrieren, denn gerade hatte er sein Gefährt unsicher durch ein Schlagloch manövriert, Miss Lakewood hatte es ordentlich durchgeschüttelt und nun hielt sie sich verkrampft an der Überrollstange des Pick-up fest. Man konnte fast meinen, sie habe Angst, hier durch den Wald zu fahren. Der Mond schien hell über ihnen und ein Waldkauz schrie in der Nacht. Noch einmal beschleunigte der Fahrer und beobachtete die Umgebung. Als neben ihm zwei leuchtende, grüne Punkte auftauchten, riss er die Augen auf und mit einem Mal geriet das Auto ins Schlingern. Der Agent hatte Mühe, das Fahrzeug unter Kontrolle zu halten, das Vieh neben ihm holte mit einer Pranke aus, die den Krallen eines Panthers glich, doch Arne duckte sich schnell genug und so wurde lediglich das Rad auf der Motorhaube herunter gerissen, vermutlich auch dank seines ungleichmäßigen, kurvigen Fahrstiles. "HEY!", der Pick-up war der ganze Stolz des Norwegers und er verzog verärgert das Gesicht. Mit einer forschen Bewegung riss er das Steuer herum, der Wagen beschrieb eine Kurve und kam mit quietschenden Reifen zum stehen. "Miss Lakewood, es wäre mir am liebsten, wenn sie kurz sitzen bleiben.", ein leises Wimmern war die Antwort, diese verängstigte Frau würde sicher keinen Meter mehr tun! Vorsichtig öffnete er die Tür und duckte sich unter die Höhe der Motorhaube. Er schlich voran und sah sich mit zusammengekniffenen Augen um. Die Scheinwerfer warfen noch spärlich Licht auf die Bäume um sie herum, doch nur ab und an konnten seine scharfsinnigen Ohren ein Geräusch ausmachen. Er spürte die Schritte dieses Wesens und schloss die Augen. Es näherte sich auf der Seite von Miss Lakewood, also hieß es schnell sein, handeln, bevor es zuschlagen konnte! Unachtsam und wohl voller Vorfreude, zerbrach es einen auf dem Boden liegenden Ast, Arne zuckte der Kopf zur Seite und er sprang mit einem grazilen Sprung über die Motorhaube, warf sich dem Tier entgegen und warf es zu Boden. Es entbrannte ein Handgemenge, denn dieses Biest hatte nicht nur Pranken, sondern ein fast schon menschliches Gesicht, entfernt und mit viel Phantasie jedenfalls, denn es glich schon fast eher dem eines Wolfes, zumindest seine Zahnreihen, seine Hinterpfoten sahen denen eines Bären ähnlich und sein Gewicht musste fast zwei Zentner betragen. Er hatte Kräfte, völlig übermenschlich, man konnte die Muskeln unter der Haut spüren und Arne hatte seine Probleme. Er verpasste ihm ein paar kräftige Schläge, musste jedoch auch Einiges einstecken. Die Gegner lösten sich von einander, als das Biest mit einer Pranke ausholte und die Autotür zerkratzte. Miss Lakewood schrie panisch auf und Arne versuchte, die Situation zu retten. Von hinten riss er den Kopf des Tieres herum und musste sich dafür in den Arm beißen lassen. Zuvor hatte er schon einen unglücklichen Schlag gegen seine Schläfe einstecken müssen, jetzt verklebten ihm Blut und Schweiß, vermischt mit Tränen das linke Auge. Er biss die Augen zusammen und rammte dem Angreifer das Knie mit aller Kraft in die Seite. Jaulend ließ Dieses von seinem Arm ab und mit dem gesunden Arm verpasste es ihm einen Schlag mit der Handkante direkt in den Nacken. Ein Winseln war zu hören und das Vieh verkroch sich in die Dunkelheit des Waldes. Schnaufend und einmal Blut spuckend setzte sich der Norweger in seinen Wagen zurück. Die Frau war nun vollends verstört. Mit grimmigem Blick setzte er seine halsbrecherische Fahrt fort und seine Reifen drehten lautstark durch, als sich das Gefährt in Bewegung setzte. Arne preschte durch den Wald, rücksichtlos und am Limit des Tempos, das sein Wagen hergab. Cathrin war völlig weggetreten, halb ohnmächtig lag sie neben ihm, eingebettet zwischen Tür und Sitz. Ihr Kopf schlug bei jedem kleinen Steinchen gegen das Blech der Tür, doch deswegen würde sich Arne nicht zurück halten. Er hatte diese Frau sicher heim zu bringen! An ihrem Haus angekommen, hob er die Frau aus dem Wagen, öffnete ihre Tür mit einem Schlüssel, den er in ihrer Jacke gefunden hatte und legte seine Psychologin auf ihr Sofa. Es galt, jetzt keine Zeit zu verlieren! Eilig donnerte sein Wagen über den Asphalt des Dorfes in Richtung des Büros des Sheriffs. Um diese Zeit konnte er womöglich noch anwesend sein! "Sheriff, zu diesem Unfall Heute im Wald, ich muss noch etwas aussagen.", begann er geschäftig und stemmte sich mit einem lauten Schlag auf seinen Tisch. Seine beiden Hände waren weiß, als er sich über den Schreibtisch beugte und die Augen dieses Büroaffen fixierte. "Ich brauche alles, was nützlich sein könnte zu diesem Fall.", der Cop schien nicht im Geringsten zu verstehen, was der Agent meinte. "Wie bitte? Fall? Miss Lakewood hat ihren Wagen gegen einen Baum gefahren!", stammelte der Mann und fuhr mit seinem Stuhl eingeschüchtert einen Wenig nach hinten. "Das ist sicher kein normaler Unfall. Oder was denken sie, woher ich diese Bisswunde habe?", erbost riss er den Stoff seines Hemdes komplett ab und lautlos fiel der Fetzen auf den Boden. Die Spuren eines Bisses, der durchaus auch zu einem Wolf passte, zeigten sich. "Dieses Tier hat unser Auto angegriffen und sich mit mir geprügelt, als hätte es ein menschliches Bewusstsein!", ereiferte er sich und sein Gesichtsausdruck wurde nun wirklich verärgert. Der Mund des Polizisten klappte auf und Arne seufzte lautstark. "Mit welchem Recht fordern sie eigentlich solche empfindlichen Daten?", fragte er, hatte nun anscheinend seine Fassung wiedergefunden und dachte sich, er sei in einer überlegenen Position. "Schon einmal vom 'Institution against biochemical Catastrophes' gehört?", blaffte er zurück. "Schlagen sie es in ihrem System nach, aber wir haben weit mehr Möglichkeiten, als ihr normalen Polizisten. Sie unterstehen hier meinem Befehl, ich bin quasi ihr Vorgesetzter!", seine Stimme zitterte vor Zorn, er ballte eine Hand zur Faust und krallte sich mit der Anderen in die Tischplatte. "Wenn Sie nicht sofort handeln, weiß ich nicht, was noch passieren kann!", in diesem Moment war ein lauter Knall zu hören, ein Geräusch, als wäre die Welt eingebrochen. Der Kopf des Schwarzhaarigen zuckte nach oben, drehte sich dann ruckartig und seine Augen zogen sich zusammen. Ein Zischen war noch zu hören, dann sprintete der Agent hinaus. Ein riesiges Loch hatte sich aufgetan, als sei die Erde an dieser Stelle einfach in die Tiefe gerutscht. Ein Schrei wie von einem wilden Tier war zu hören, es war dumpf, grollend und gefährlich. Arne näherte sich dem Loch und starrte in die Tiefe. Diese Bestie hatte dort gewütet, doch wie war sie unter die Stadt gekommen? Arne drehte sich zornig zu dem Beamten und packte ihn am Kragen. "Was ist da unten?", fragte er knurrend. "Die Katakomben.", presste der Cop atemlos heraus und sah ihn wimmernd an. "Wie komme ich dort hinein?", fragte der Norweger und seine grünen Augen funkelten bedrohlich. "Alle Eingänge in der Stadt wurden vernichtet und verschüttet. Es gibt ein paar im Wald und soweit ich weiß, in diesem Holzhaus draußen soll es ebenso einen Eingang geben.", erklärte der Dickbäuchige und Arne stellte ihn wieder auf seine Füße. "Gut, passen sie hier auf das Loch auf, egal was herauskommt, schießen sie!", waren seine klaren Anweisungen. Das Holzhaus im Wald, das war sein Haus! Im Keller hatte er einmal eine solche Platte gesehen, aus schwerem Metall und vernietet. Egal wie, er würde es zur Not auch aufsprengen, aber wenn das der Eingang war, sollte Nichts unversucht bleiben, dort hinein zu kommen. Er preschte mit seinem Pick-Up zurück durch den Wald, den Weg entlang und vergaß sogar, den Motor abzuschalten, als er aus der Fahrerkabine sprang und so schnell er konnte ins Haus stürmte. Mit lauten Schritten ging er nach oben, holte seine Waffe und danach ging er in den Keller. Dort hatte er nicht nur den Eingang im Visier, sondern dort gab es auch all sein Werkzeug! Er nahm einen Pickel und versuchte, das vernietete und wohl sogar verschweißte Metall aufzubiegen, doch es rührte sich nicht. Mit einem Schweißbrenner brannte er sich ein Loch in die Mitte, riss das weich gewordene Metall mit unbändiger Kraft auf und sprang hinunter. Es roch nach Erde und Verwesung. Sein Herz raste und in seinem Kopf gab es nur noch Eines: dieses Monster vernichten, ehe es noch mehr Schaden anrichten konnte. Seine Schuhe sanken in den weichen Erdboden und seine Augen konnten den Weg vor ihm nicht erblicken. Der Tunnel war gerade so hoch, dass er gebückt hindurch gehen konnte. Hier und da bröckelte ein paar Lehmklumpen auf seine Schulter und bröselten dann über seinen Körper zu Boden. Es roch vermodert hier unten, es war merkwürdig, dass ihm das bisher noch nicht aufgefallen! Ansonsten hätte er das Haus wohl niemals gekauft! Er zog die Augenbrauen zusammen und krallte die Hand um den kalten Schaft der Waffe. Es war ein beruhigendes Gefühl, ihre Schwere wieder zu spüren, zu wissen, dass er sich verteidigen konnte. Es war kein Vergleich zu seiner normalen Ausrüstung, den Westen, der Kleidung, den Waffen, aber es war seine erste Dienstwaffe gewesen, er hatte sie bekommen, als er dem IBCC beigetreten war und er wollte sie immer in Ehren halten. Arne spannte die Muskeln an, immer wieder konnte er Schritte hören, Geräusche und ein Rascheln, einmal neben ihm, dann vor ihm, doch seine Nerven blieben ruhig, er war es gewohnt, gegen Terroristen zu kämpfen und sich Gefahren zu stellen, da würde er ein solches Monster auch noch überleben! Seine Sinne nahmen wieder einmal jedes Detail um ihn herum war, da war nicht nur dieser vermoderte Geruch, sondern auch der Gestank der Bestie, dieser vermischte Duft von verfaultem Menschenfleisch und tierischen Exkrementen. Das konnte einfach nicht real sein! So eine Mischung von Genen gab es doch nicht! Dank seiner geschlossenen Augen prallte Arne gegen etwas Haariges, Zotteliges. Entsetzt riss er die Augen auf, als er merkte, dort hing ein Fell vor ihm, es war also nicht dieses Ungeheuer. Langsam schob er es zur Seite und trat in den Raum dahinter. Ein überwältigender Geruch von Tod schlug ihm entgegen und fast wäre ihm sein Abendessen wieder hoch gekommen. Vor ihm standen auf einigen Holztischen kleine Reagenzgläser, Phiolen mit merkwürdig aussehenden Flüssigkeiten und in Gläsern waren menschliche Organe eingelegt. In der hintersten Ecke lag ein halb-verwestes Skelett, es ließ sich darauf schließen, dass er dieses 'Experiment' durchgeführt und dagegen verloren hatte. Wenn man sich genauer umsah, bemerkte man auch noch mehr Teile des Puzzles in diesem Raum. Es gab verdorbene Reste von Tieren, ähnlich denen, die der Norweger bereits an seinem Gegner entdeckt hatte. Unzählige Versuchsobjekte musste er sich hier herbestellt haben und Unmengen von Geldern waren vermutlich geflossen. Nur, damit jetzt eine wild gewordene Bestie dieses kleine Dorf in Angst und Schrecken versetzen konnte! Ein Knurren riss den Agent aus seinen Gedanken. Zwei leuchtend grüne Punkte hinter ihm entlarvten den Angreifer. Blitzschnell zog der Elitesoldat seine Waffe und feuerte auf das pelzige Wesen. Ein Jaulen war zu hören, doch eine Kugel würde hier nicht ausreichen. Arne kniff die Augen zusammen und spürte den Boden vibrieren, als das Vieh näher kam. Langsam hatten sich seine Augen an die Dunkelheit hier unten gewöhnt, einzig seine Wunde am Arm machte ihm zu schaffen, das Blut lief ihm den Arm hinunter und vermischte sich mit dem Gestank dieses unterirdischen Labyrinths. Als der Tiermensch auf ihn zusprang, war der Schwarzhaarige ein wenig zu langsam, seine Pranken schlitzten ihm den Rücken auf und zerrissen seine Kleidung vollends. Halbnackt flüchtete der Schwarzhaarige und drang tiefer in diese unterirdischen Gänge. Das Wesen folgte ihm und in regelmäßigen Abständen feuerte der Agent nach hinten. Unausweichlich kam dieses Tier näher, sein heißer Atem saß Arne bereits im Nacken und sein Sabber würde bald schon auf die entblößte Schulter tropfen. Nicht mehr weit vor sich, konnte der Flüchtende einen Lichtschein sehen, wahrscheinlich das Loch, dass diese Bestie vorhin in die Straße gerissen hatte. Auf dem Gesicht des Agents bildete sich ein Grinsen, der Sheriff wartete dort oben mit einer gepfefferten Ladung Blei auf dieses Ungetüm. Ein prasselndes Geräusch ließ den Norweger aufschrecken, es hatte zu regnen begonnen und Matsch und Schlamm tropften auf ihn herab. Die letzten Meter wurden zu einer Qual und dieses Wesen hatte ihn eingeholt, mit eiligen und unpräzisen Schüssen hielt er ihn sich vom Leib und erreichte das Loch mit letzter Kraft. Der Verfolger hielt kurz an, man konnte ein Knurren hören und Arne richtete sich auf, wenigstens waren die Gänge hier ein wenig höher, so konnte er sich bequem hinstellen. Er suchte sicheren Stand und wechselte ein letztes Mal das Magazin seiner Pistole. Das waren die letzten 6 Patronen die er hatte! Er nahm das Visier vor die Augen und machte sich bereit für den Angriff. Ganz genau beobachtete Arne, wie sich dieses Vieh auf ihn zubewegte. Es musste näher kommen, so nah, dass sein Schuss noch genug Durchschlagskraft hatte! Erst als es auf zwei Schritt heran gekommen war, langsam, denn es fühlte sich seiner Beute sicher, schoss der Agent. Genau zwischen seine Augen, doch entgegen der Hoffnung, sackte dieses Monster nicht zu Boden. Es kam unausweichlich näher, auch ein Schuss in seinen Fuß und in sein Bein stoppte es nicht. Arne wurde mit einer großen Pranke nach oben gehoben, als dieses Ding seine Zähne bleckte. Ein Keuchen war zu hören, als es mit seiner zweiten Pranke zum Schlag ausholte. Drei Schuss hatte Arne noch und nur eine Chance. Er schickte ein Stoßgebet gen Himmel und biss die Zähne zusammen. Er riss die Waffe erneut hoch, schoss ihm genau in beide Augen und ließ dann kraftlos die Waffe fallen. Zu seinem Glück jaulte der nun erblindete Gegner und kassierte für seinen leichten Rückzug einen Schlag mit der gesunden Hand. Die Schmerzen in seinem Körper versuchte der Schwarzhaarige zu ignorieren. Mit letzter Kraft schleppte er sich zu diesem Loch und versuchte, hinaus zu klettern. Mit nur einem Arm war es schwer, doch seine Rufe hatten den Sheriff am oberen Ende alarmiert und er streckte ihm bereits seinen Arm entgegen. Arne fühlte sich besser, als er von seinem Retter eine ordentliche Waffe in die Hand gedrückt bekam, steckte seine Dienstwaffe jedoch in den Gürtel seiner Hose. Doch auf den Angriff dieses Wesens waren sie dann doch nicht vorbereitet. Eben hatte er es überrascht, da machte sich der Norweger nichts vor, wäre es nicht unachtsam gewesen, hätten diese Schüsse nicht getroffen und völlig blind war es wohl auch nicht, denn plötzlich war ein lauter Schrei zu hören und mit einem fürchterlich kraftvollen Satz entkam das Unwesen seiner unterirdischen Höhle. Der Sheriff wurde von den Beinen gerissen und sein Kopf rollte blutend über den Asphalt. Arne blieb einfach auf dem Abzug seines Gewehres, feuerte wie ein Wahnsinniger und das Wesen sprang davon. Es rannte zwischen den Häusern davon und hinterließ eine entstellte Leiche. Der Agent wusste, er würde hier nicht mehr helfen können, also nahm er sich die Waffe des Sheriffs und preschte im Streifenwagen hinterher. Praktischer Weise hatte der Polizist die Schlüssel für dieses ebenfalls dabei gehabt. Der Regen ließ ihn kaum mehr durch die Scheibe blicken, so groß waren die Tropfen, die da auf seine Windschutzscheibe prasselten. Ein weiblicher Schrei und eine aufgerissene Tür jedoch wiesen ihm den Weg. Wild entschlossen stürmte er in das Haus seiner Psychologin, den zweifellos war es Ihres. Dort erwartete ihn der Anblick einer am Boden liegenden Cathrin und dieses Wesen über ihr. "Richard – NICHT!", schrie sie dem Monster entgegen, doch es nützte nichts mehr, diese Kreatur wollte gerade zu einem Angriff ansetzen, da nutzte der Norweger all seine Feuerkraft aus beiden Waffen und schoss auf den Koloss. Mittlerweile tropfte Blut aus vielen kleinen Wunden an dessen Körper, tropfte hinab auf Miss Lakewoods weiße Haut. Eines der Beine dieser Bestie sackte zusammen und Arne nutzte seine Chance, rannte in die Küche und suchte sich dort ein Messer. Lang musste es sein und scharf, er ritzte kurz in die Arbeitsplatte um zu sehen, ob es scharf war. Und dieses Ding war scharf! Es hinterließ einen hauchdünnen, feinen Riss im Granit und war wohl gut gepflegt worden. Der Norweger hetzte ins Wohnzimmer zurück und sah, wie sich sein Gegner langsam wieder aufrappelte. Die Tatzen dieses Unwesens schnitten ihm unzählige Male ins Fleisch, doch auch Arne gab dem Tiermensch ein paar Verletzungen mit. In einem letzten Aufbäumen warf er ihn zu Boden und rammte das Messer in seine Brust, trieb es immer tiefer, bis der Schaft an seinen Körper stieß. Ein lauter Schrei war zu hören, ein Keuchen und das Monster sackte in sich zusammen. Cathrin hielt sich die Augen zu und begann zu weinen. Arne sah sie nur verwundert an. "Ihr kennt dieses Ding?", fragte er ungläubig. "Ja. Es war einmal mein Mann.", gestand sie ihm. "Habt ihr mich absichtlich auf ihn angesetzt?", fragte er seine Psychologin entgeistert und fassungslos. "Ja. Der Professor hat mit ihm dieses Projekt gehabt, doch es ist schief gegangen. Er musste sterben!", Arne würde seine Kollegin Mirja nie wieder als kalt bezeichnen, dieses emotionslose Gesicht dieser Frau brannte sich auf seine Netzhaut. Schnaufend erhob sich der Schwarzhaarige, würdigte sie keines Blickes mehr und verließ das Haus. "Mister Petersson -", hörte er sie noch ansetzen, doch er schüttelte den Kopf. Auch ihre Entschuldigung konnte diese Situation nicht menschlicher machen. Arne lief die verregnete Straße hinauf in Richtung Wald, da hörte er ein lautes Piepsen in seiner Hosentasche. Er zwinkerte zwei Mal und zog das Handy aus seiner Hosentasche. Hatte er es nicht daheim liegenlassen? "Petersson.", meldete er sich knapp. Der Regen übertönte jedes Geräusch und der Norweger hatte Probleme, die Person am anderen Ende der Leitung zu hören. "General Strauß hier. Wir brauchen sie im IBCC, kommen sie auf der Stelle zurück nach LA. Ihre Suspendierung ist hiermit aufgehoben. Wir hoffen, sie haben sich erholt.", na das war mal eine Neuigkeit. Doch trotz der Schmerzen und der Wunden, lächelte Arne und murmelte: "Verstanden.", nichts würde er lieber tun, als diese Hölle zu verlassen! Am Flughafen in LA erwarteten ihn bereits seine Kollegen, Olaf umarmte ihn und schlug ihm beherzt auf die bandagierte Schulter. "Wie mir scheint, hattest du deinen Spaß?", fragte er ihn und grinste breit. Seine blauen Augen jedoch verrieten, dass er sehr wohl besorgt gewesen war. Wahrscheinlich hatte Mirja herausbekommen, warum Arne wirklich im Urlaub gewesen war und hatte ihn verraten. "Und wie! Seht ihr das nicht? Je mehr Bandagen und Gips, umso besser geht es mir!", scherzte er und umarmte nun auch seinerseits den Freund. Olaf und Ben nahmen dem Verwundeten seine Koffer ab und Mirja ging neben ihm, als sie die Halle verließen. "Ich habe nichts verraten, aber sag mal, solltest du dich dort nicht erholen?", fragte sie ihn spitzbübisch. "Naja, ich denke, ich kann nicht ohne meine Arbeit und ich bin froh, wieder im IBCC zu sein.", die Blonde neben ihm lächelte und nickte. "Wir haben dich vermisst, wir alle!", erstaunt legte Arne den Kopf schief und sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Selbst die Sonne, in die sie beim Verlassen des Flughafens traten, fühlte sich gut auf seinen geschundenen Knochen an. Noch einmal würde er wohl sein Ferienhaus nicht betreten, da war ihm selbst die Hitze hier in Los Angeles lieber! Lachend und Witze reißend stiegen die Vier in eine bereitgestellte Limousine und fuhren in Richtung des IBCC davon. Arne wusste, egal wohin es ihn verschlagen würde, sein Wesen und seine Berufung verfolgten ihn bis in die entlegensten Ecken dieses Planeten – ob Urlaub oder nicht – und das hatte auch seine Richtigkeit! Er würde sein Leben nie anders wollen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)