Seelenverwandt von Couscous (2026 - 1979) ================================================================================ Kapitel 5: 20. September 1979: Auf in den Kampf ----------------------------------------------- Sie landeten hart und bevor Molly Zeit fand, sich zu orientieren, rief Sirius: „James!“ und stürmte davon. Sie wollte ihm hinterher rufen, ihn anschreien, er solle sie nicht alleine lassen, doch ihr Stolz verhinderte es. Es war ihre Entscheidung gewesen. Sie musste handeln. Um sie herum herrschte Chaos. Flüche und Zauber zischten an ihr vorbei, Menschen rannten an ihr vorbei, riefen sich gegenseitig Anweisungen zu. Sie sah einen Maskierten, der eine ältere Frau entwaffnet und buchstäblich in die Ecke gedrängt hatte, und reagierte instinktiv. „Stupor!“, rief sie und er klappte zusammen. Die Frau sah sich nach ihrer Retterin um, nickte ihr dankbar zu und disapparierte, um ihre Verletzungen behandeln zu lassen. Zufrieden sah sich Molly um, auf der Suche nach jemandem, dem sie helfen konnte. Dann spürte sie etwas Heißes an ihrem Hinterkopf und alles wurde schwarz. Als nächstes spürte sie, wie sie jemand schüttelte. Sie war benommen, sie hörte ihn nicht, doch als sie die Augen öffnete, erkannte sie Remus. Er sah panisch aus, was für Molly auf den ersten Blick keinen Sinn ergab. Erst nach und nach fiel ihr alles wieder ein. Die Longbottoms ... Angriff ... helfen... Sie war von einem Schockzauber getroffen worden. „Verhext nochmal, Mol... Katrien, sag was! Wo ist der Kerl? Ich bring ihn um! Wie kann er dich hierher bringen?“ „Nicht wütend sein“, murmelte Molly, „ich wollte mitkommen. Er hat mir nur einen Gefallen getan.“ Remus sah nicht beruhigt aus, eher im Gegenteil. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurden Mollys Verstand und Sinne wieder klarer. Sie wollte weiter suchen, wollte Lukes Verwandte finden und ihnen helfen. „Lass mich los, Remus, ich muss die Longbottoms suchen“, sagte sie und versuchte sich von ihm zu befreien. „Lily und James helfen ihnen bereits. Du hast hier noch nichts zu suchen. Und das weiß er auch, beim Hippogreif! Wo ist er? Er soll dich sofort wieder nach Hause bringen!“, antwortete Remus und sah sich suchend um. Im selben Moment tauchte eine jüngere Version ihres Großvaters auf. „Remus, komm schon, wir brauchen Hilfe!“ Dieser sah abwechselnd zu Molly und ihrem Großvater, dann nickte er Arthur zu. „Ich bin gleich da!“ Zu Molly gewandt fügte er hinzu: „Finde Sirius und dann bleib bei ihm. Versuch dich rauszuhalten, verstehst du?“ Sie nickte ungeduldig und rannte sofort los, nachdem er sie freigegeben hatte. Sie duckte sich unter Zaubern hindurch, rannten an Duellanten vorbei und hielt stets ihre Augen offen. Wenn sie Sirius nicht fand, bevor Remus mit der Notsituation fertig war, würde sie niemals den Longbottoms helfen können. Sie kam nur langsam voran, zu langsam für ihren Geschmack, da sie andauernd Haken schlagen musste. Sie überlegte kurze Zeit, ob sie es wagen sollte, eine Schutzkugel um sie herum zu zaubern, verwarf diese Idee jedoch sofort wieder, weil sie nicht sicher war, ob der Zauber standhalten würde. Er musste doch hier irgendwo sein! Gerade in dem Moment, in dem sie meinte, einen Blick auf seine Hinterkopf hatte erhaschen können, feuerte jemand einen Fluch auf sie ab und sie tauchte darunter weg. Als sie sich wieder aufrichtete, war Sirius erneut verschwunden. Sie rannte weiter und hielt beharrlich die Augen auf. Zweimal wäre sie beinahe getroffen worden, doch dreimal hatte auch sie beinahe jemanden getroffen. Irgendwo in der Nähe gab es eine große Explosion und, während Molly sich die Arme schützend vor das Gesicht hielt, wurde sie wieder einmal von den Füßen gerissen. Jemand lag auf ihr, der offensichtlich von der Explosion durch die Gegend gewirbelt worden war, und im ersten Moment konnte Molly nicht atmen. Dann rollte sie mit Hilfe ihres Zauberstabes den jungen Mann von sich herunter, der einen Herzschlag später aufsprang und sich gehetzt umsah. In diesem Moment der Gefahr sah er mehr aus wie ein kleiner verängstigter Schuljunge, nicht wie der junge Erwachsene, der er eigentlich sein musste. Er kam Molly seltsam bekannt vor, obwohl der panische Ausdruck in seinen Augen so gar nicht zu seinem Äußeren passen wollte. Er setzte zum Sprint an und sah nicht, wie einer der Todesser auf ihn zielte. Molly überlegte nicht lange. „Pass auf“, schrie sie, und stellte ihm sogleich ein Bein, so dass der grüne Lichtstrahl nur Luft durchstieß, wo gerade eben noch seine Schulter gewesen war. Der Junge rührte sich nicht mehr und hielt auch seine Augen geschlossen, weshalb Molly zuerst dachte, er wäre bewusstlos. Dann atmete er schwer und sie merkte, dass er die Luft angehalten hatte. Erschöpfte graue Augen blinzelten ihr entgegen. „Die bringen mich um, die bringen mich um“, flüsterte er. Sie schüttelte den Kopf, rührte sich jedoch nicht von der Stelle. „Nicht, solange ich hier bin. Disappariere, ich halte dir den Rücken frei.“ Er nickte, so gut das eben ging, während er flach auf dem Boden lag. Molly bot ihm ihre Hand an und zog ihn auf die Beine. Die grauen Augen blitzten und er öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, doch dann schwang er nur seinen Zauberstab und verschwand auf der Stelle. Noch während Molly erleichtert ein- und ausatmete, hörte sie eine bekannte Stimme. „Hättest es dir vorher besser überlegen müssen, Bellatrix, immer wählst du die Seite der Verlierer“, spottete Sirius, während er eine entwaffnete Todesserin bedrohte, die ihn auf äußerst merkwürdige Weise ansah. „Sirius!“, rief Molly erleichtert und zugleich erkannte sie, dass es ein Fehler gewesen war. Irritiert ihre Stimme zu hören, wandte sich Sirius um, und seine Gegnerin nutzte diese Gelegenheit, sich auf ihn zu werfen und zu Boden zu ringen. Just bevor sie den tödlichen Zauber aussprechen und Sirius mit seinem eigenen Zauberstab töten konnte, schrie Molly: „Stupor!“ und die Todesserin kippte zur Seite. Einen Herzschlag später war sie an Sirius’ Seite und sah ihn ebenso besorgt an wie er sie. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie, gerade als er fluchte: „Verdammter Drachenmist, Molly, du hast mir einen Heidenschreck eingejagt! Ich dachte, du wärst in Gefahr!“ Er fuhr sich gestresst durch die im Duell ohnehin zerzausten Haaren. „Verdammt, du hast mir das Leben gerettet!“ Molly wollte aus einem irrationalen Hochgefühl heraus kichern, trotz der überaus ernsten Situation, bis ihr Blick noch einmal auf die geschockte Todesserin fiel, und ihr schlagartig etwas bewusst wurde. Sie hörte, wie ihr Zauberstab auf den Boden fiel, und die Sicht vor ihren Augen verschwamm. Sie spürte, wie Sirius sie am Handgelenk packte und mit sich zog, in eine verhältnismäßige ruhige Ecke, und sie weiterhin besorgt anblickte. Sie lehnte sich gegen eine Wand und rutschte daran hinunter. Sirius folgte ihr in die Hocke. Erst jetzt merkte sie, dass sie nach Luft schnappen musste und ihr Herz raste. „Molly, was ist los? Sag doch was!“ Er griff nach ihrer Hand, doch sie entzog sich seinem Griff und sah ihn mit vor Entsetzen geweiteten Augen an. „Ich habe dir das Leben gerettet“, die Tragweite ihrer eigenen Handlung baute sich bedrohlich vor ihr auf, drohte sie unter sich zu begraben. Da Sirius nicht zu verstehen schien, fügte sie hinzu: „Du hättest sterben sollen, ganz bestimmt. Du hättest heute hier sterben sollen. Und ich habe es verhindert. Ich habe deine Zukunft verändert, meine Zukunft! Vielleicht habe ich alles verändert!“ Molly wurde panisch, sie wollte ... sie wusste, nicht was sie wollte. Sie wandte den Blick ab, um nicht mehr in Sirius’ vorwurfsvolle Augen blicken zu müssen. Sie war so darauf bedacht gewesen, sich nicht verräterisch zu äußern oder den falschen Menschen über den Weg zu laufen, und jetzt? „Bereust du, was du getan hast?“, fragte Sirius leise. Molly sah ihn entsetzt an. „Natürlich nicht!“ Was für eine schreckliche Frage. Er zuckte mit den Schultern. „Dann war es auch nicht falsch. Ich fühle mich auch nicht, als ob ich tot sein müsste.“ Sie schüttelte den Kopf ob seines besonders doofen Witzes, doch er sprach einfach weiter: „Ernsthaft, ich glaube nicht, dass ich heute gestorben wäre. Wer hat mich denn erst in diese Situation gebracht?“ Molly sah ihn einen Moment lang verwirrt an, dann erkannte sie. „Ich“, murmelte sie und senkte den Blick, damit er die Tränen der Erleichterung nicht sah. „Ganz genau. Ohne dich hätte Bellatrix auch nie die Chance gehabt, mich zu überrumpeln.“ Sie tastete nach seiner Hand und er hielt sie fest, während ihre Tränen stumm zu Boden fielen. Und obwohl um sie herum noch immer Duelle stattfanden und Flüche knapp an ihnen vorbeisausten, rührten sie sich nicht von der Stelle, als ob sie in keiner größeren Gefahr schwebten als beim sonntäglichen Familienessen. Und hätte nicht in diesem Moment James’ Stimme Sirius aus seinen Gedanken gerissen, hätten sie bestimmt noch mehr Zeit verschwendet. „Hilf ihr! Jetzt sofort! Bei Merlin, sie braucht Hilfe, Tatze!“ Bevor Molly überhaupt die Situation erfassen konnte, war Sirius bereit aufgesprungen, um dem Todesser, dem Lily gerade zu unterliegen drohte, einen Schockzauber in die Seite zu jagen. James, der fünf Meter weiter gegen einen riesigen Gegner kämpfte, nickte Sirius ernst zu, wohl noch immer nicht ganz versöhnt, da sein bester Freund nicht sofort reagiert hatte. Molly rappelte sich auf und folgte Sirius zu Lily, die sich von ihm sichtlich dankbar auf die Beine ziehen ließ. Molly sah das schlechte Gewissen in seinen Augen und noch etwas anderes, das viel tiefer ging, und sie musste nicht ihre Hand auf seinen Rücken legen, um zu wissen, dass er vor Wut zitterte. Das Chaos, das vor ein paar Minuten noch vorgeherrscht hatte, schien sich langsam aufzulösen, denn klare Zweikämpfe hatten sich herausgebildet. Immer mehr Todesser gaben auf und disapparierten. Zur Bestätigung ihrer Beobachtungen eilten zwei Männer herbei und der eine, der ältere der beiden, strahlte sie an: „Es ist vorbei! Wir haben’s fast geschafft!“ Er umarmte Lily und nickte Sirius anerkennend zu, bevor er auch Molly umarmen wollte. Sein Partner hielt sich geschickt zurück, nickte allen Beteiligten nur kurz zu, obwohl auch auf seinem Gesicht ein kleines Lächeln stand. „Hey, und du bist wohl Katrien?“, fuhr der Ältere fort. Doch Molly antwortete nicht, sie war wie erstarrt und konnte den Blick nicht von seinem Partner wenden. Obwohl sein Gesicht runder und er so verschwitzt und dreckig war, wie es Luke nie sein würde, war die Ähnlichkeit unübersehbar. Das strahlende Lächeln verrutschte etwas, als sie nicht reagierte, weil sie damit beschäftigt war, seinen Partner anzustarren, doch dann fuhr der Ältere einfach fort. „Ich bin Michael Maxton, das ist Frank Longbottom, und ich finde es toll von dir, dass du uns helfen willst.“ Sirius trat Molly, die Frank immer noch wie eine übernatürliche Erscheinung anstarrte, unauffällig auf den Fuß und warf ihr einen auffordernden Blick zu. Frank fragte zwischenzeitlich Lily, ob sie wüsste, wo seine Frau sei. Das gab Molly die Zeit, sich zu sammeln und Michael und Frank anständig zu begrüßen, indem sie ihnen ihre Hand hinhielt und sich bei Michael für das Lob bedankte. Dennoch konnte sie es nicht verhindern, dass sich ein breites Grinsen auf ihr Gesicht schlich, immer wenn Frank nicht hinsah. „Ich denke, wir können jetzt gehen“, sagte Lily, die unbedingt zu James wollte, und zog vorsichtig an Sirius’ Umhang. Doch kaum setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung, kam ihnen einer der letzten Todesser entgegen, verfolgt von einer Gruppe Ordensmitgliedern, der sich eindeutig in die Ecke gedrängt sah. Als letzten Ausweg wollte er sich eine Lücke zwischen Frank und Molly sprengen. „Aus dem Weg“, brüllte der Todesser und Sirius zog Molly zur Seite. Die schnappte nach Luft und versuchte, Frank mit sich zu ziehen, bevor der grüne Lichtstrahl ihn treffen konnte. Doch das war gar nicht mehr nötig. Franks Partner hatte ihn ebenfalls zu Boden gestoßen, so dass er sich selbst nicht mehr retten konnte. Und noch während alle geschockt auf Michael starrten, der reglos zu Boden fiel, nutzte der Todesser den Moment der Verwirrung und disapparierte. Im Nachhinein wusste Molly nicht mehr genau, was passiert war. Sie erinnerte sich daran, Michael angestarrt zu haben, während sie auf dem Boden saß. Dass Remus gekommen war und beruhigend auf sie eingeredet hatte, auch wenn sie nicht genau wusste, was er gesagt hatte. Wie Sirius sie aufgehoben hatte, um mit ihr apparieren zu können, und sie schließlich zu Hause aufs Sofa verfrachtet hatte. Molly dachte an den toten Mann, den sie nicht gekannt hatte, und wollte weinen. Sie stand auf, um die anderen zu suchen, um zu erfahren, was jetzt geschehen würde. Sie erwartete eine trauernde Runde, die Vorbereitungen für die Trauerfeier traf, und traf stattdessen auf vier Freunde, die zusammen den Tisch deckten, während Lily in der Küche das Abendessen zubereitete. Molly konnte es nicht fassen, sie sammelte geduldig alle Teller wieder ein, um sie wieder aufzuräumen. „Was wird das, Molly?“, fragte Remus und sah sie besorgt an. „Wir können nicht essen“, erklärte Molly seelenruhig, „wir müssen trauern. Ein Mensch ist gestorben!“ Sie sah alle vier durchdringend an. „Wir werden trauern, Molly“, antwortete Remus, ebenso ruhig, „und wir werden es auf die beste Art tun, mit der wir Michael ehren können. Wir kämpfen weiter. Wir geben nicht auf. Und wir lassen uns nicht einschüchtern.“ „Dazu gehört auch essen“, fügte James hinzu und nahm ihr die Teller aus der Hand. Molly ließ es geschehen. Der heutige Tag war ein einziger Reinfall gewesen. Sie war nutzlos gewesen, hatte nicht einmal den Longbottoms helfen können. Und sie hatte mitansehen müssen, wie ein unschuldiges Leben ausgelöscht wurde, um den Großvater ihres Verlobten zu retten. Doch als Sirius neben sie trat, ihre Hand ergriff, um sie zum Tisch zu führen und ihr „Danke“ ins Ohr flüsterte, erinnerte sie sich daran, dass sie heute auch zwei Leben gerettet, und offensichtlich einen Freund gewonnen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)