Seelenverwandt von Couscous (2026 - 1979) ================================================================================ Kapitel 4: 20. September 1979: Kein Grund zum Ausruhen ------------------------------------------------------ "Du bist tot ... schon wieder." Molly hörte Sirius´ Stimme wie durch einen Schleier, aber selbst in ihrem geschockten Zustand erkannte sie, dass er mit jedem Schockzauber, der sie traf, aggressiver wurde. Was es für Molly nicht leichter machte. Seit vier Tagen übten sie Duellieren und es lag gewiss nicht an Molly allein, dass sie keine Fortschritte machte. Es ärgerte sie, dass sich Sirius so sehr darüber aufregte, weil es sie ebenso frustrierte und sie sich dennoch zusammenriss und ihre schlechte Laune nicht an ihm ausließ. Sie spürte wie er den Zauber von ihr nahm, doch bevor sie aufstehen konnte, war er bei ihr und zerrte sie auf die Beine. Seine grauen Augen blitzten ärgerlich, jedenfalls das, was von ihnen noch zu erkennen war, denn er hatte sie schon vor einer halben Stunde ärgerlich zusammengekniffen. "Könntest du nicht wenigstens versuchen, dich zur Wehr zu setzen? So überlebst du keine Minute gegen die Todesser!", zischte er und ließ ihren Arm los. Molly starrte ebenso böse zurück, doch nur für eine Sekunde, dann riss sie sich wieder zusammen. "Probieren wir es noch einmal", schlug sie so ruhig wie möglich vor. Sirius schnaubte und entfernte sich ein paar Schritte von ihr. Das gab Molly die Gelegenheit noch einmal tief einzuatmen und sich zu konzentrieren. "Komm schon, Molly, du kannst das. Du hast einen UTZ in Verteidigung gegen die Dunklen Künste, das müsste doch ein Klacks für dich sein." Aber als sie sich umdrehte, hörte sie ein "Stupor!" und bevor sie reagieren konnte, hatte der rote Lichtstrahl sie bereits getroffen und sie fiel zurück in die am Boden liegenden Kissen. Diesmal sprang sie auf, bevor Sirius wieder bei wahr, und rief: "Expelliarmus!" Sirius, der sich gerade noch genervt durch die Haare gefahren hatte, starrte erst sie verwundert an und dann seinen Zauberstab, der jetzt zwei Meter hinter ihm lag. Er stürzte sich darauf und schnellte wieder herum, doch Molly hatte ihren Zauberstab bereits wieder sinken lassen. "Nein, nicht aufhören", stöhnte Sirius, "das war doch gut so. Du kannst dich ja doch wehren." "Und wozu soll das gut sein?", fauchte Molly, überrascht von ihrem plötzlichen Gefühlsausbruch. Sirius sah sie einen Moment irritiert an, dann konterte er: "Du könntest mir zeigen, dass du noch mehr kannst, als mich zu entwaffnen. Könntest dich für die zehn Schockungen rächen, die ich dir heute schon verpasst habe." "Aber wieso sollte ich dich schocken?", schnaubte Molly und erkannte, was eigentlich ihr Problem war, "da draußen gibt es Dutzende Todesser, die ich lieber schocken würde als dich. Das macht doch überhaupt keinen Sinn, wenn wir uns hier verhexen und verzaubern, während die anderen draußen ihr Leben riskieren." Sie war so wütend, wie schon lange nicht mehr, und ihr Zauberstab sprühte Funken. Sirius atmete tief ein und aus, doch Molly war vorbereitet und diesmal würde sie den Schutzzauber ausführen, bevor er auch nur ansetzen konnte. Doch so kam es nicht. Stattdessen steckte er seinen Zauberstab weg und lachte. Molly war sich nicht sicher, ob sie sein Lachen mochte, unabhängig ihres derzeitigen Gemütszustand, denn es klang zwar nahezu hinreißend und verführerisch locker, und dennoch schien es nur eine Nuance von dem Lachen der irren Todesserin entfernt. Trotzdem lockerte es den Knoten ein wenig, der sich seit Tagen in ihrem Bauch befunden hatte, und sie wartete geduldig, bis er sich wieder gefangen hatte. Was lange dauerte. Dann sagte er: "Du hast Recht", ließ sich auf den mit Kissen bedeckten Boden fallen und lachte noch ein wenig mehr. Molly setzte sich behutsam neben ihn, als er ihr bedeutete, ebenfalls den Zauberstab wegzustecken. "Du hast absolut Recht", sagte er noch einmal, "es ist absolut nicht nachvollziehbar, was wir hier tun. Ich meine, wir sollten dort draußen sein und verhindern, dass Leute sterben oder so. Das hier", er deutete auf den Raum, in dem sie sich befanden, "das ist absolut lächerlich. Wir verschwenden hier nur unsere Zeit." "Und ich dachte, du hasst es, Zeit mit mir verbringen zu müssen", stellte Molly fest. Tatsächlich war dies etwas, das ihr seit Tagen auf dem Herzen lag. Während alle Molly/Katrien im Hauptquartier des Ordens äußerst freundlich aufgenommen hatten, war Sirius die ganzen Tage regelrecht unverschämt zu ihr gewesen. Ganz im Gegensatz zu seinem charmanten, draufgängerischen Selbst, wenn er nicht in ihrer Nähe war. Sirius schüttelte den Kopf. "Tue ich ja auch. Aber nicht wegen dir, ich könnte mir keine hübschere Partnerin für sinnlose Duellierstunden vorstellen", sagte er. Molly errötete leicht. "Selbst wenn, du dich manchmal echt dämlich anstellst", fuhr er fort und Molly verspürte sofort wieder den Drang, ihn zu schlagen. Stattdessen fragte sie: "Und was machen wir jetzt?" "Pause", war die simple Antwort und er ließ sich mit über dem Kopf verschränkten Armen in die Kissen fallen. Wie immer, wenn Molly nichts hatte, das sie ablenken konnte, wie ihre Wut auf Sirius zu unterdrücken, schweiften ihre Gedanken zu ihrer Familie, vor allem aber zu Luke. Sie fragte sich, was er wohl gerade tat, und, ob er sie genauso sehr vermisste wie sie ihn. Sie hatte ihm zwar in ihrem Brief alles erklärt, aber dennoch ... sollte sie nicht wieder zurückkommen können, wäre es besser, er würde sein eigenes Leben weiterleben. „Meinst du, Dumbledore findet bald einen Weg zurück für mich?”, fragte Molly, eher sich selbst als Sirius, doch der antwortete trotzdem: „Wieso? Vermisst du etwa deine Familie?” Es klang irgendwie ironisch, wie er das sagte, und Molly drehte den Kopf verwundert zu ihm: „Natürlich tue ich das.” Sirius sah verlegen aus, als er merkte, dass seine Antwort sie verletzt hatte. „Sorry, aber manchmal vergesse ich, dass man seine Familie vermissen kann.” Obwohl Molly wirklich keine Lust hatte, seinen Familiengeschichten zu lauschen, sah er sie so erwartungsvoll an, dass es ihre Erziehung verbot, nicht nachzufragen: „Ist mit deiner Familie alles in Ordnung?” Er seufzte theatralisch. „Wo soll ich anfangen? Der Vater ist bereits tot, die Mutter eine Wahnsinnige und der Bruder ein Todesser. Ich habe sie seit vier Jahren nicht mehr gesehen und ehrlich gesagt, finde ich das auch gut so. Ich gehöre nicht mehr zur Familie Black, hab die Tradition gebrochen und bin nach Gryffindor eingeteilt worden. Seitdem ging es bergab und mit 16 bin ich schließlich ausgezogen.” Er zuckte mit den Schultern, als wäre ihm das alles egal. Molly wusste nicht, was sie sagen sollte, für diese Situation hatte sie eindeutig keine Antwort programmiert, und fragte stattdessen: „Wohin bist du denn gegangen mit 16?” Sirius lachte: „Ich hätte mich auch alleine durchgeschlagen, aber James bestand darauf, dass ich zu ihm und seinen Eltern ziehe. Mittlerweile bin ich mehr Potter als Black.” Er sagte auch das in einem locker-flockigen Tonfall, doch Molly fragte sich, wie es ihm wohl wirklich dabei gegangen war. Es war niemals leicht, sich von seiner Familie zu trennen, selbst wenn es eine der extrem radikalen Reinblüterfamilien wie die der Blacks war. Sie stellte die Frage jedoch nicht, hatte es doch den Anschein, als wolle er nicht tiefer in die Materie eindringen. Die nächste Frage Sirius' überraschte sie allerdings sehr und es klang, als hätte er schon lange vorgehabt, sie zu fragen: „Wie ist eigentlich die Zukunft?” Molly zögerte. Sie hatte geahnt, dass diese Frage früher oder später kommen würde, doch sie hatte damit gerechnet, dass es Remus oder Lily sein würde, die ihr diese Frage stellten. Sirius schien nie auch nur im Geringsten an irgendetwas interessiert gewesen zu sein, das mit Molly in Verbindung stand. Dennoch erwartete er eine Antwort und Molly zog es in Erwägung, ihm irgendwelche allgemeinen Details zu erzählen, zum Beispiel die neuesten Verordnungen des Ministeriums oder dass es friedlichere Zeiten waren, doch zwei Dinge hinderten sie daran: Zum einen wusste sie nicht, wie sich selbst diese unwichtigen Informationen die Zukunft verändern würden, zum anderen wusste sie, dass es nicht das war, was er hören wollte. Schließlich seufzte sie. „Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, dir das zu erzählen.” „Du glaubst, es hätte Auswirkungen auf deine Zukunft ...oder Gegenwart?” Molly nickte und sagte: „Ehrlich gesagt, gibt es, glaube ich, zwei Möglichkeiten”, als sie merkte, dass er immer noch aufmerksam zuhörte, fuhr sie fort: „Entweder meine Reise hierher war keine Anomalie, sondern immer schon so vorgesehen, dann wird sich hier alles, was ich tue, zum richtigen Ausgang fügen. Dann sind alle meine Handlungen, und alles, was ich dir erzähle, ungefährlich und sogar notwendig, damit es zu derselben Zukunft kommt. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass eine Katrien van de Bovenkamp in keinem der Geschichtsbücher erwähnt wird. Das wiederum führt uns zur zweiten Möglichkeit, denn wenn die Zeitreise reiner Zufall war und niemals für mein Leben vorgesehen war, dann verändere ich mit jeder Handlung hier meine Zukunft. Das wiederum würde bedeuten, dass ich so wenig wie möglich erzählen und tun sollte, denn sonst wird die Zukunft, in die ich zurückkehre, eine komplett andere sein”, schloss sie und sah ihn erwartungsvoll an. Nach einer Weile breitete sich das typische Sirius-Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Na dann, wollen wir mal hoffen, dass Vermutung Nummer 1 stimmt.” Sie schnaubte und musste trotzdem lächeln. Mit einem Mal sprang die Tür auf und zwei kleine Kinder, sie konnten nicht viel älter als eineinhalb Jahre sein, stürmten das Duellier- alias ehemaliges Esszimmer. Bevor Molly sich fragen konnte, wie bei Merlins Bart diese beiden die Zimmertür aufgekriegt hatten, eilte ihre Mutter ihn hinterher, um sie wieder einzufangen. Molly erkannte sie sofort, obwohl sie deutlich jünger und ihre Haare nicht mehr grau, sondern wieder karottenrot waren. Damit klärte sich auch die Identität der beiden Baby-Zwillinge und Molly musste gar nicht erst ihre Großmutter „Fred! George! Bleibt sofort stehen!” rufen hören, um zu wissen, dass es sich um ihren Onkel George und dessen verstorbenen Zwillingsbruder handeln musste. Sie sprang auf die Beine, entschlossen ihrer Großmutter unter die Arme zu greifen, und mühte sich unter den amüsierten Blicken Sirius' ab, einen der beiden zu fassen zu kommen und dann auch festzuhalten. Nach geschlagenen 15 Minuten konnte sie endlich Fred (oder war es George?) seiner Mutter überreichen, die ihr erleichtert zulächelte. Molly entging nicht, dass ihre Großmutter bereits wieder schwanger war, diesmal mit ihrem Onkel Ron. „Vielen Dank, manchmal habe ich das Gefühl...Diese beiden sind einfach die schlimmsten... Vielen Dank!”, schnappte Molly sen. nach Luft. Ihre zukünftige Enkeltochter lächelte nur, hatte sie doch Angst, sich durch eine unbedachte Bemerkung zu verraten. „Sie müssen Ms. van de Bovenkamp sein. Dumbledore hat uns von Ihnen erzählt”, sagte Molly sen., während sie einen der Zwillinge einem älteren Jungen an die Hand drückte, der entweder Onkel Charlie oder Onkel Bill sein musste. Molly, der es komisch vorkam, wenn ihre Familie sie siezte, antwortete schnell: „Nennen Sie mich einfach Katrien.” „Oh, okay. Mein Name ist Molly Weasley und das sind drei meiner Kinder. Die anderen beiden sind hoffentlich noch draußen. Die beiden Kleinen sind Fred und George und der ältere ist William.” Dann wandte sie sich an Sirius, den sie erst jetzt zu bemerken schien: „Arthur ist nicht zufällig im Hause?” Der zuvor unbeteiligte Sirius erhob sich und kam zu ihnen herüber, wo er einen belustigten Blick auf "Katrien" warf, die ihre Augen nicht von den Zwillingen wenden konnte. „Nein, Molly, Arthur ist mit Remus unterwegs, die beiden haben Wachschicht.” Molly sen. seufzte schwer. „Dann werde ich wohl wieder nach Hause reisen müssen, diese Kinder machen einen wirklich müde.” Sie folgten Molly in die Eingangshalle, wo die anderen beiden Kinder brav warteten. Molly hörte kaum noch, wie Sirius fragte: „Schon wieder schwanger, Molly?”, denn in diesem Augenblick entdeckte sie ihren Vater, den sein großer Bruder Charlie fest an der Hand hielt. Sie konnte nicht anders und ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. „Hallo”, sagte sie mit leuchtenden Augen, „wie geht's es dir, Da.... Percy?” Der kleine Junge antwortete nicht, sondern sah sie nur aus großen Augen an. Sie erwartete auch gar nicht, dass er ihr antwortete, doch allein der Anblick ihres Vaters, der um so viel jünger als sie selbst war, raubte ihr schier den Atem. Sie wünschte, sie könnte es ihm sagen, doch was würde ein Vierjähriger mit dieser Information anzufangen? Die Antwort war einfach und dennoch krampfte sich ihr Herz unangenehm zusammen. Sie vermisste ihren Vater. Und sie vermisste ihre Mutter und Lucy und ... Luke. Immer wieder Luke. Und ohne genau zu wissen, was sie versprach, und wie sie es einhalten sollte, sagte sie: „Ich komme wieder, Dad, ganz egal, was ich dafür tun muss. Wir sehen uns wieder.” Mit diesen Worten richtete sie sich wieder auf und sah noch aus den Augenwinkeln, dass ihr Vater lächelte. „Ich hoffe, es wird dieses Mal ein Mädchen. Ich glaube nicht, dass ich noch einen Jungen aushalten könnte”, sagte ihre Großmutter gerade und strich liebevoll über ihren sanft gerundeten Bauch. Mit einer unauffälligen, fragend nach oben gezogenen Augenbraue, wollte Sirius ihr anscheinend eine Antwort entlocken, und Molly hatte gerade noch Zeit, ihm einen warnenden Blick zuzuwerfen, als ein silbriger Wolf sich in ihrer Mitte materialisierte. Um sie herum stürzten Ordensmitglieder aus den anliegenden Zimmern, als hätte eine Alarmglocke sie aus ihrer Beschäftigung gerissen. Doch das laute Stimmengewirr erstarb in dem Moment, in dem der Patronus zu sprechen begann: „Todesser greifen an. Longbottoms sind umzingelt. Brauchen dringend Hilfe.” Es war Remus' Stimme, der offensichtlich nach Verstärkung verlangte, so dass die ersten bereits disapparierten. Sie bemerkte, dass Molly ihre Kinder um sich scharte und, dass Sirius nach seinem Zauberstab suchte. In ihrem Kopf hallte ein einziges Wort nach. Longbottom Unwillkürlich hielt sie Sirius am Umhang fest. „Nimm mich mit”, sagte sie mit fester Stimme. Er schnaubte: „Sicher nicht. Moony reißt mir den Kopf ab, wenn ich das wagen sollte!” Doch Molly ließ nicht locker. „Du hast gesagt, es ist lächerlich. Du musst mich mitnehmen. Du weißt, was es mir bedeutet!” Unsicherheit flackerte in seinen grauen Augen auf, er wusste, wie sich diese Hilflosigkeit anfühlte, und Molly erkannte ihre Chance: „Bitte, Sirius. Die Longbottoms ... ich kenne sie.” Für einen kurzen Moment zögerte er noch, dann gab er sich geschlagen. „Verflucht noch mal, du machst mich fertig. Lass dich ja nicht töten, ja?!”, fluchte er und Molly nickte grimmig. Dann nahm er ihre Hand und disapparierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)