Heroes II von Tricksy ================================================================================ Prolog: 0 --------- Karyu „Wenn du das tust dann- HERRGOTT, jetzt setz dich doch endlich wieder hin! Das ist ja gar nicht auszuhalten!“ Karyu starrte Tsukasa an, der sich auf seinen Befehl hin wieder vorsichtig in den Sessel sinken ließ. Seine Krücken fielen scheppernd zu Boden, Ankouru miaute erschrocken und sprang aus dem Raum. „Beine hochlegen!“ Mit einem gekonntem Stoß schob Karyu ihm einen Hocker zu, auf den Tsukasa mit seiner Hilfe seine Beine hob. Karyu schnaubte leise und griff nach dem Staubsauger, mit dem Tsukasa gerade noch kläglich hantiert hatte. „Und das Teil schminkst du dir am besten gleich wieder ab!“ „Du wärst ein beschissener Krankenpfleger geworden.“ „Ich ziehe Leuten eben lieber eins mit nem Gewehr über. Wie kommst du bitte auf die Idee, dass es total klug wäre mit einer Krücke unter jedem Arm die Bude zu putzen?!“ „Ich bin die Krücke“, entgegnete Tsukasa mit verzogenem Mund. „Diese Dinger sind bloß meine Gehhilfen.“ „Und den Spruch kann ich auch nicht mehr hören!“ „Du gibst mir immer wieder den Anlass dazu, ihn aufzusagen.“ Karyu öffnete den Mund, schloss ihn aber sogleich wieder als er merkte, dass Tsukasa recht hatte. Und er wollte im Augenblick alles andere als eine unnötige Diskussion darüber, wann und warum wer was sagen sollte oder nicht. Ohne es wirklich zu wollen warf er einen Blick an sich herunter, direkt auf die vollkommen verdreckte Schürze, die er immer trug, wenn er versuchte Tsukasa irgendetwas zu kochen, was nichts mit Fertigsuppen oder anderem Instantfraß zu tun hatte. Einmal hatte er sich an einer Misosuppe mit frittiertem Kürbis versucht, was in einem totalen Desaster geendet hatte. „Du könntest mal wieder waschen.“ Karyu blinzelte und sah wieder zu Tsukasa auf, dessen Blick ebenfalls auf der Schürze lag. Ein kleines Lächeln war in seinem Mundwinkel zu erkennen. „Ich wasche auch noch!“ „Das kann auch ich machen, wenn du willst.“ „Du bleibst schön hier, mein Freund! Ich kapiers nicht, zwei Wochen aus dem Krankenhaus und schon glaubst du hier direkt die heftige Kugel schieben zu können!“ „Ich werfe Sachen in die Maschine rein, drücke ein paar Knöpfe und hole sie später wieder raus. Besonders heftig ist das eigentlich nicht, wenn du mich fragst.“ Karyu erwischte sich erneut dabei wie er antworten wollte, ihm aber nichts Gescheites einfiel. Und mit einem Mal fiel ihm wieder ein, wie verdammt froh er sein konnte, dass Tsukasa hier nur auf Krücken und mit Verbänden vor ihm saß. Dass er überhaupt vor ihm saß. Die Kugel, die Katashi eigentlich auf ihn selbst abgeschossen hatte, hatte Tsukasa mitten in den Brustkorb getroffen, war knapp an seinem Herz vorbeigeschrammt. Die Aorta war vollkommen unverletzt, nur zerrissene kleinere Arterien und Venen hatten innere Blutungen hervorgerufen, die Tsukasa nicht lange in Lebensgefahr hatten schweben lassen. Da war dann noch der Schuss durch sein Bein, der aber nur Muskelgewebe getroffen hatte und harmloser war, als er aussah. Nach nur ein wenig mehr als einem Monat konnte er wieder nachhause gehen. Es war alles beinahe ein Wunder. „Du hast vergessen, dass noch Waschpulver rein muss“, antwortete Karyu schließlich zerknirscht. „Das wäre total in die Hose gegangen.“ Tsukasa erbarmte sich dazu, Karyus Retourkutsche nicht zu kommentieren, wofür er sehr dankbar war. Langsam gingen ihm nämlich die Argumente dafür aus, dass Tsukasa sich gefälligst auszuruhen hatte. Mit einem letzten warnenden Blick verließ er das Wohnzimmer in Richtung Küche, stolperte auf seinem Weg beinahe über die Katze und kam schließlich mit einem leisen Fluch auf den Lippen an. Völlig davon vereinnahmt, dass er es noch immer nicht glauben konnte Tsukasa dabei erwischt zu haben, wie er heimlich staubsaugen wollte, tigerte er ein paar Mal quer durch den Raum. Erst nach einer knappen Minute schenkte er diesem eigenartigen, brodelnden Geräusch seine Aufmerksamkeit, das er dann als den Kochtopf identifizierte, der gerade den Herd überschwemmte. Mit einem großen Satz und vor die Stirn geschlagenen Händen stürzte er hinüber, wickelte sich wahllos ein paar Handtücher um die Hände und zog ihn von der heißen Platte herunter, wobei ihm ein kleiner Schub kochenden Wassers beinahe auf die Brust geschwappt wäre. Er fluchte wieder und schaltete den Herd runter. „Alles in Ordnung da drüben?“ „Ja!“ „Soll ich-“ „Bleib doch einfach da wo du bist, Herrgott nochmal!“ Er rührte mit einem Löffel wild im Topf herum, und stellte dabei fest, dass beinahe die Hälfte vom Reis nicht mehr essbar war. Mit verzogenem Mund suchte er nach einer Schüssel, um zu retten, was er noch retten konnte. Er musste jäh daran denken, wie Tsukasa ihn tagelang bei sich zuhause gesund gepflegt hatte, als er mit angebrochenen Rippen und einer Gehirnerschütterung ans Bett gefesselt gewesen war – und an einen Eimer zum übergeben. Zu der Zeit hatte er seinen eigenen und Karyus Haushalt geschmissen, hatte seine eigene Katze und die von Karyu gepflegt. Mal ganz abgesehen von seinem Hund, den er zweimal am Tag ausgeführt hatte. Nebenbei hatte er noch Eins A gekocht und es war ihm gar nicht anzumerken gewesen, dass er vielleicht Stress mit alldem hätte. Er war lediglich sehr still und in sich gekehrt gewesen, und über das, worin seine Umsorgung hatte gipfeln müssen, wollte Karyu nicht nachdenken. Am besten nie wieder. Es war alles wieder gut. Karyus Stress fing schon mit einer vollkommen simplen Sache an. „Ich kann einfach nicht kochen.“ Kapitel 1: 1 ------------ Tsukasa Tsukasa wusste, dass Karyu ihn für das, was er tat, höchstwahrscheinlich eine Keule über den Kopf ziehen, an einen Stuhl fesseln und in irgendeinen schalldichten Raum sperren würde. Oder irgend so etwas in der Art. Sein Blick schweifte über Fushimasus verkommenden Wagen und blieb an einer rostigen Stelle direkt an der Beifahrertür hängen, und einen Moment war er sich nicht ganz sicher, ob sie einfach abfallen würde, wenn er sie öffnete. „Doktor Oota!“ Sich überschlagend stürzte Fushimasu aus seinem Auto, kam auf Tsukasa zu gestolpert und streckte ihm die Hand hin. „Hallo. Ich würde ja gern zupacken.“ Tsukasa nickte seinen Gehhilfen entgegen und zuckte mit den Schultern. „Aber naja. Wie das eben so ist.“ „Oh Gott, ja! Verzeihen Sie!“ Einen Augenblick lang schien Fushimasu nicht zu wissen, was er machen sollte, dann verbeugte er sich einmal tief vor ihm. Tsukasa verdrehte die Augen, jedoch mit einem Lächeln im Mundwinkel. „Eigentlich müsste ich mich vor Ihnen verbeugen“, sagte er und ging auf die Beifahrertür zu. „Sie haben mir den Hals gerettet, schon vergessen?“ „Ach. Das! Ich meine, das ist doch- also, das war selbstverständlich!“ „So etwas ist nicht selbstverständlich.“ Tsukasa zuckte zurück, als sein Kollege die Autotür mit einem überschwänglichen Ruck öffnete, damit er einsteigen konnte. Dankbar reichte er ihm die Krücken und kroch etwas schwerfällig in das Innere des Wagens. „Oh doch, ist es!“ Die Tür wurde zugeschlagen, dann der Kofferraum aufgerissen, worin Tsukasas Gehhilfen verschwanden. Dann ging Fushimasu um das Auto herum und ließ sich neben Tsukasa sinken. „Habe ich Ihnen dafür eigentlich schon gedankt?“, fragte der. „Nein Doktor, aber um ehrlich zu sein waren Sie wohl zu sehr damit beschäftigt, im Koma zu liegen.“ „Ich hätte Sie längst anrufen sollen.“ Er überlegte einen Moment ob er 'Aber der äußerst hilfsbereite Polizist, der mich zur Zeit pflegt, hätte mir wahrscheinlich eindringlich erklärt, dass Telefonieren viel zu anstrengend für mich ist' hinzuzufügen, ließ es aber bleiben. „Wirklich, Doktor, es gibt nichts zu Danken.“ „Sie sind bescheiden, Fushimasu.“ Mit einem leisen Seufzen rückte Tsukasa sich zurecht und hielt sich fest, als das Auto ruckartig anfuhr. „Verdammt bescheiden. Aber bitte fahren Sie nicht wie eine besengte Sau.“ „Ich werde es versuchen, Doktor. Was ist eigentlich- also... wo ist Ihr Freund abgeblieben?“ Tsukasa musste bei der Art und Weise, wie sein Kollege 'Freund' heraus drückte tatsächlich einen Moment lang grinsen. Dann seufzte er wieder, dieses Mal jedoch lauter. „Keine Sorge, er kommt uns nicht in die Quere. Er hat heute Arbeit ohne Ende.“ Fushimasu schaffte es, relativ anständig zu fahren, wirkte die ganze Zeit über jedoch angespannt. Tsukasa wusste nicht, ob er das eigenartig oder vollkommen normal finden sollte. Immerhin sah er ihn heute das erste Mal seit dieser riesigen Katastrophe. Wer wusste schon, ob er seitdem noch immer nicht diesen Schreck verdaut hatte? Er selbst spürte es immer wieder in seinem Inneren ziehen, und ihm wurde von jetzt auf gleich schlecht, wenn er daran zurückdachte. Er hätte mehr als einmal sterben können. Alle hätten sterben können. Karyu hätte sterben können. Sie hatten unverschämtes Glück gehabt, anders konnte er es nicht bezeichnen. Während der restlichen Fahrt versank Tsukasa in seinen Gedanken, und schreckte wieder hoch, als Fushimasu langsamer wurde und auf den großen Parkplatz des Krankenhauses fuhr. Seine Hand zitterte, als er in den ersten Gang schaltete, und als er merkte, dass Tsukasa das gesehen hatte, zuckte er entschuldigend mit den Achseln. „Das muss ich mir noch abgewöhnen“, sagte er und klang ein wenig angespannt. „Jedes Mal, wenn ich hierher komme denke ich- Sie wissen schon.“ „Ja, ich weiß was Sie meinen.“ „So etwas macht Angst.“ „Eine verdammte Angst. Die haben nicht nur Sie.“ Fushimasu nickte abgehackt und Tsukasa erachtete es als das Beste, ihm einmal flüchtig die Schulter zu klopfen. Während sie einparkten, fuhren zwei große Vans vorbei, denen beide mit den Augen folgten. Einen Moment lang hatte Tsukasa Angst, in einem von ihn würde Karyu sitzen und ihn hier entdecken. Das wäre sein Ende. „Erneute Polizeiüberwachung“, sagte Fushimasu und zog die Handbremse. „Keine schlechte Idee, wenn Sie mich fragen.“ „Ich frage mich, ob dieses Krankenhaus jemals wieder ohne Polizisten zurecht kommt.“ Fushimasu antwortete nicht, was Tsukasa auch nicht erwartet hatte. Schweigend sah er dabei zu, wie sein Kollege wieder um den Wagen herum rannte und ihm die Gehhilfen brachte. Mit einem Ächzen schälte er sich aus dem Auto, zuckte zusammen, als die Tür zugeknallt wurde und drehte sich dem großen, verglasten Eingang des Hauptgebäudes zu. Es war für ihn wie ein Schlag ins Gesicht, dass alles so aussah, als wäre nie etwas geschehen. „Kommen Sie?“ Sein Blick wanderte weiter zu Fushimasu, der nun neben ihm aufgetaucht war und sogar ein wenig gelassener als vorher wirkte. Er nickte dem Eingang entgegen und Tsukasa ging los. Karyu „Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, und ich hoffe das wissen Sie auch, ich meine, was für einen Grund hätte ich schon dafür, immerhin sind Sie bisher immer für mich da gewesen und dieses ganze Hallalieh, aber – und verdammt nochmal, antworten Sie ehrlich – WIESO haben Sie noch nichts in die Wege geleitet, um dieser verdammten Scheiße auf den Grund zu gehen?!“ Tanako Hayashima seufzte leise, und ließ die Akte, in die er vertieft gewesen war, langsam auf seinen Schreibtisch sinken. In seinen Blickfeld tauchte ein großer, dünner Mann auf, dessen Haare vom stetigen Raufen bereits zerzaust waren. Er war viel blasser, als er ihn sonst kannte, und als er unter den Augen leichte Ringe erkannte, seufzte er noch einmal. „Yoshitaka“, sagte er dann ruhig und faltete seine Hände. „Ich könnte Sie für diesen Ton feuern.“ „Das machen Sie aber nicht!“, entgegnete Karyu hitzig. „Könnte ich aber.“ „Herrgott, Vorgesetzter hin oder her, wir wissen beide, dass Sie mich nicht einmal feuern würden, wenn ich Ihnen vor Wut ein blaues Auge schlage!“ „Richtig, aber bloß weil Sie der Beste im Umkreis von ungefähr... sagen wir ganz Japan sind.“ Er hob eine Hand um Karyu Einhalt zu gebieten, als der seinen Mund öffnete. „Sie sehen fertig aus“, stellte er fest. „Ich bin fertig. Fix und fertig! Und Sie tragen nicht gerade zu meinem Wohlbefinden bei!“ „Anscheinend ist es noch viel anstrengender, Ihren Freund vom staubsaugen abzuhalten, als man sich es vorstellen mag.“ „Was zum- woher wissen Sie, dass ich-“ „Nun, lassen Sie mich überlegen.“ Hayashima schüttelte seinen Ärmel hoch und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Das haben Sie mir innerhalb Ihres Vortrages mitgeteilt, der vor genau siebzehn Minuten begonnen und mit den Worten ' um dieser verdammten Scheiße auf den Grund zu gehen' geendet hat.“ Karyu starrte ihn an, wischte sich schließlich einmal über sein Gesicht. „Setzen Sie sich endlich, Yoshitaka. Sonst kippen Sie mir noch um.“ Er deutete auf einen der Sessel, die ihm gegenüber am Schreibtisch standen, und sah mit Wohlwollen dabei zu, wie Karyu sein Angebot annahm. Mit einem verkrampft unterdrücktem Seufzen versank er im Leder und legte seinen Kopf in den Nacken. „Jetzt sagen Sie schon“, hörte man ihn leise sagen. „Warum haben Sie noch nichts getan?“ „Was genau nicht getan?“ Hayashima warf Karyu einen kurzen Blick zu, griff dann nach einem Blätterhaufen und zog ihn zu sich heran. Als er sich zu den Unterlagen hinab beugte, konnte er noch aus den Augenwinkeln sehen, wie Karyu sich wieder ruckartig aufsetzte. „Shimasa“, sagte er trocken, schon beinahe angeekelt. An seiner Stimme ließ sich erkennen, dass er damit kämpfte seine Fassung zurückzuerlangen. „Souta Katashi. Yuuto Katashi.“ „Sind allesamt tot.“ „Tanako.“ Hayashima blickte auf, als er merkte, dass in der Nennung seines Namens ein eindeutige Drohung mitschwang. Karyu hatte sich nach vorne gebeugt, seine Finger in die Tischplatte gegraben, sodass seine Knöchel weiß hervortraten. In seinen glasigen Augen konnte Hayashima sich dabei zusehen, wie er den Stift beiseite legte, den er eben erst ergriffen hatte. „Dieser Bastard hat meinen Bruder getötet.“ Hayashima musste nicht überlegen um zu wissen, welchen dieser drei Männer Karyu meinte. „Ich weiß.“ „Er wollte mich töten.“ „Ich weiß.“ Karyu beugte sich noch weiter vor, und sein Blick hatte beinahe etwas Flehendes. „Ich muss wissen, wieso. Verstehen Sie das nicht? Es sind so viele Dinge passiert, die keinen Sinn ergeben. Nachdem ich jahrelang keine Antworten hatte, sind sie zum Greifen nahe, und Sie tun nichts.“ „Ich habe nie gesagt, dass ich nichts unternehmen werde.“ „So sieht es für mich aus.“ Mit einem leisen Schnaufen lehnte Hayashima sich zurück, und sie betrachteten sich gegenseitig. Unwillkürlich musste er an den Tag zurückdenken, an dem er Karyu im Sondereinsatzkommando eingestellt hatte. Das war jetzt sechs Jahre her, und doch kam es ihm vor, als wäre es gestern gewesen. Dieser Blick war derselbe wie damals. Genauso hatte er ihn angesehen, zusammen mit den Worten 'Ich weiß genau, was ich tue'. „Yoshitaka“, setzte er ruhig an und musterte ihn eindringlich. „Sie sind vor nicht allzu langer Zeit gleich zweimal gerade so dem Tod entgangen. Sie haben dank falscher Anschuldigungen im Gefängnis gesessen und mehr als einmal beinahe die Person verloren, die Ihnen zur Zeit wohl am meisten bedeutet. Sie wurden mit so viel Input über Ihre und die Vergangenheit Ihres Bruders überschüttet, dass es mich erstaunt, Sie nicht platzen zu sehen. Wahrscheinlich bekommen Sie nachts kaum ein Auge zu, zwischen der Pflege von Herrn Oota und der Angst davor, dass vielleicht doch noch etwas Schreckliches passiert. Und wollen Sie mir allen Ernstes sagen, dass Sie in den letzten Wochen auch nur annähernd die Kraft dazu aufgebracht hätten, emotionale Ermittlungen durchzuführen?“ Hayashima konnte dabei zusehen, wie Karyu sich langsam aber sicher, und mit einem fassungslosen Blick, wieder in den Sessel sinken ließ. „Verstehen Sie mich nicht falsch, Yoshitaka. Wahrscheinlich hätte ich tatsächlich schon in Ihrer Vergangenheit herumwühlen können. In Ihrer. So etwas sollte man niemals anderen überlassen. So etwas müssen Sie selbst tun, und ich wage nicht einmal daran zu denken, mir so eine Befugnis zukommen zu lassen. Alles, was ich tun kann, ist, Ihnen zu helfen.“ Er zog eine Schublade auf, kramte eine Weile darin herum und ließ schließlich eine schwarze Mappe auf seinen Tisch fallen, die er Karyu entgegen schob. „Was ist das?“, fragte er blass. Anscheinend war er immer noch mit dem beschäftigt, was er soeben gehört hatte. „Lizenzen. Lizenzen noch und nöcher, möchte ich behaupten.“ „Für was?“ „Befragungen, Wohnungsdurchsuchungen, Festnahmen – alles, was Sie benötigen werden.“ Karyus Blick wanderte zwischen der Mappe und seinem Vorgesetzten hin und her, der ihn nun breit angrinste. „Bilden Sie sich nichts drauf ein, Yoshitaka“, sagte er salopp. „Ich kann es mir eben nicht leisten, wenn jemand mit Ihrem Können an etwas Schwerem zu nagen hat.“ Das Grinsen wurde breiter. „Das könnte Ihre Jobleistung beeinträchtigen.“ Wie man sieht, ist in diesem Kapitel so ungefähr NICHTS passiert, aber vielleicht ganz praktisch um wieder in die Welt von Heroes einzuführen 8D Keine Angst, die bahnbrechenden Sachen kommen noch XD Bis zum nächsten Chap! Kapitel 2: 2 ------------ Hizumi Hizumi verschränkte unschlüssig die Arme hinter seinem Rücken und sah sich um. Obwohl er garantiert mehr als einmal danach gefragt hatte, was er hier suchte, war keine Antwort gekommen. Hatte er irgendetwas angestellt? War er negativ aufgefallen? Er hätte das Bier nicht in seinem Spint verstecken sollen! Er zuckte zusammen, als hinter ihm ein Gerumpel auf dem Gang erklang. Doch die Tür zu dem Büro, in dem er nun schon fast eine halbe Stunde wartete, öffnete sich nicht. Mit einem tiefen Seufzen, mit dem versuchte sich selbst zu beruhigen, ließ er wieder seinen Blick schweifen. Direkt auf dem riesigen Schreibpult vor sich verteilten sich mehrere Zettelhaufen, die auf den zweiten Blick aussahen wie ein skurriles Kunstwerk. Hizumi warf einen Blick über die Schulter, ging ein paar Schritte näher an den Tisch heran und beugte sich langsam über die Blätter. Auf mehreren von ihnen verteilten sich Tintenkleckse, die Teile der hektischen Schrift unter sich verbargen. Er versuchte einige Sätze zu entziffern, gab jedoch schnell auf. Es wunderte ihn, dass das alles hier einem bürokratischem Chaos anmutete. Er hatte seinen neuen Vorgesetzten als einen ausgeglichenen Mann kennen gelernt. Die Tür flog auf. Hizumi nahm reflexartig Hab-Acht-Stellung ein, hörte seinen Rücken knacken und tat einen großen Schritt vom Pult weg. Nur kurz darauf erschien ein Mann im Anzug in seinem Blickfeld, musterte ihn skeptisch und ließ sich auf den Ledersessel hinter der Zettelwirtschaft sinken. Er sah ein wenig geschafft aus und fuhr sich ein paar Mal mit dem Ärmel über die Stirn. Einen Augenblick lang glaubte Hizumi sogar, vergessen worden zu sein. „Setzen Sie sich“, kam schließlich der kurz angebundene Befehl. Hizumi tat wie geheißen, wusste nichts mit seinen Händen anzufangen und faltete sie schließlich im Schoß. Das war auch zunächst das einzige, was gesagt wurde. Sein Vorgesetzter widmete sich den Blätterstapeln, richtete sie halbherzig und warf mürrische Blicke auf die Tintenflecken. Es dauerte eine Weile, bis er links und rechts von sich auf dem Tisch zwei hohe Stapel angehäuft hatte, die Hizumi erneut neugierig in Augenschein nahm. „Es gab im letzten Moment ein paar Probleme mit dem Polizeipräsidenten“, wurde ihm erklärt. Sein Blick wanderte wieder zu seinem Gegenüber und musterte es flüchtig. Erst jetzt fiel ihm das kleine Namensschild an dem Jackett auf. Hayashima. „Darf ich fragen, was das ist?“, erkundigte Hizumi sich höflich. „Natürlich – vorab, schön, dass Sie kommen konnten.“ „Gerne.“ Hayashima wischte sich einmal mit beiden Händen über sein Gesicht und ohrfeigte sich leicht. Scheinbar versuchte er wieder zur Besinnung zu kommen. Wo auch immer er vorher gewesen war. „Das hier sind Lizenzen. Für Ihren Partner. Ihren theoretischen Partner, jedenfalls.“ „Partner?“ Hizumi hob eine Augenbraue und sah dabei zu, wie Hayashima ein paar Schubladen aufzog und darin wühlte. Schließlich zog er eine Mappe hervor, in der Hizumi seine Bewerbung wiedererkannte. Nervosität überkam ihn bei dem Anblick, obwohl alles bereits unter Dach und Fach war. Sein Vorgesetzter blätterte darin, nickte ab und an. Einmal sagte er etwas, aber so leise, dass Hizumi nichts verstehen konnte. „Sie sind sehr jung“, stellte Hayashima dann fest. Hizumi wusste nicht, was er antworten sollte, da sie bereits ausführlich darüber gesprochen hatten. Er nickte nur, was Hayashima ihm direkt nach tat. „Verstehen Sie mich nicht falsch“, sagte er dann. „Es ist nicht schlecht. Sondern eher... naja. Ungewöhnlich.“ Hizumi nickte erneut, würde aber lieber fragen, was er mit dem Partner gemeint hatte. „Wir hatten hier erst einen anderen Mann, der es unter ähnlichen Umständen hier herein geschafft hat. Und der war noch jünger als Sie.“ „Yoshitaka Matsumura.“ Natürlich wusste Hizumi, von wem da geredet wurde. Dieser Kerl hatte so eine steile Laufbahn hingelegt, dass er schon fast Kletterhaken gebraucht hatte. Im Prinzip konnte man sich nicht davor bewahren, von ihm zu hören, gerade wenn man das Sondereinsatzkommando anstrebte. Und hinzu kam diese Sache mit dem Krankenhaus vor etwa zwei Monaten. Es war überall in den Medien gewesen. Hayashima betrachtete ihn eine Weile überrascht, bis scheinbar auch ihm einfiel, dass das nicht schwer zu erraten gewesen war. Er nickte andächtig und schlug Hizumis Mappe wieder zu. „Darf ich Sie etwas fragen?“ „Nur zu“, entgegnete Hizumi überrascht. „Wie sehr wollen Sie das?“ Es dauerte einen Moment, bis Hizumi klar wurde, was genau er damit meinte. Hayashima hatte seinen Hände auf dem Tisch gefaltet und sich zu ihm hinüber gebeugt. Sein Blick verriet nichts darüber, was er gerade dachte. Dieses Pokerface, das er aufsetzen konnte wann immer er es wollte, war das einzige, was Hizumi an ihm beunruhigend fand. „Es wundert mich, dass Sie das nicht schon früher gefragt haben.“ „Überraschungseffekt. Also, ich höre.“ „Ich will es sehr“, sagte er und kam sich ein wenig blöd vor. „Wie sehr genau?“ „Ich sitze ganz bestimmt nicht hier, weil ich gerade nichts zu tun hatte, finden Sie nicht? Ich weiß schon genau was ich mache. Keine Angst.“ Sie musterten sich eine Weile schweigend. Hizumi wusste genau, dass Hayashima verstanden hatte, wie er das meinte. Immerhin absolvierte man keine Ausbildung zum Sondereinsatzkommando, weil einen gerade die Langeweile plagte. Man würde zu Grunde gehen. Man würde wahrscheinlich bei dem Gedanken an die Anforderungen schon tot umkippen. „Gute Antwort“, sagte Hayashima schließlich und strahlte ihn an. „Gefällt mir!“ Er schlug seine flachen Hände auf den Tisch und Hizumi warf ihm einen verwirrten Blick zu. „Ich vermute, Sie haben Potential.“ „Äh. Danke.“ „Und deswegen werde ich Ihnen ein Angebot machen, um es herauszulocken. Und das Sie nebenbei eigentlich auch gar nicht ablehnen können, wenn Sie sich einen Namen machen wollen.“ Karyu Karyu stieß die Wohnungstür auf. Ihm fiel sofort auf, dass viel zu lange nicht mehr gelüftet worden war. Es hing noch immer der Geruch von angebranntem Reis in der Luft. Reis hatte es das letzte Mal vor vier Tagen gegeben. Erschöpft streckte er sich, schmiss die Tür wieder zu und kämpfte sich aus seinem Parka, während er Ankouru auswich, die nach Futter schreiend um seine Beine strich. „Tsukasa!“, rief er missmutig, wich der Katze aus und entledigte sich der Schuhe. „Ich meine, staubsaugen ist ja eine Sache, aber ich glaube deine Katze hättest du ruhig füttern können.“ Es folgte keine Antwort, weshalb Karyu annahm, dass er schlief. Das hatte er sich seit einer Weile angewöhnt, da ihm ohnehin kaum etwas anderes erlaubt wurde. Einen Moment lang fragte Karyu sich, ob er es vielleicht übertrieb. Sich die Stirn reibend schlurfte er in die Küche, die Katze dicht auf seinen Versen. Er schirmte die Augen gegen die einfallende Sonne ab und suchte geistesabwesend nach dem Futter. Sein Kopf schmerzte. Und er war sich ziemlich sicher, dass er das wegen den ganzen Dingen tat, die noch vor ihm lagen. Man bekam nicht jeden Tag die Erlaubnis dazu, ganz Japan nach denjenigen zu durchkämmen, die einen bereits jahrelang das Leben schwer machen wollten. Seine Gedanken drifteten ab, erst zu der Mappe die Hayashima ihm überreicht hatte, dann zu Shimasas Gesicht. Es war eigenartiger Weise eher unangenehm sich daran zu erinnern so etwas wie Rache genommen zu haben. Karyu hatte geglaubt, es würde ihn mit Genugtuung erfüllen. Doch dieses Gefühl versteckte sich irgendwo hinter der ernüchternden Tatsache, jemanden mit bloßen Händen umgebracht zu haben. Mit den Lizenzen, die er jetzt besaß, musste er niemanden töten, um ihn außer Gefecht zu setzen. Immerhin war er Polizist geworden um Leuten zu helfen, nicht um ein Mörder zu werden. Auch wenn er sich eingestehen musste, dass er in diesem Fall über Leichen gehen würde. Karyu sah eine Weile mit vor der Brust verschränkten Armen dabei zu, wie Ankouru sich über die Mahlzeit hermachte. Ihm fiel schlagartig ein, dass er seine eigene Katze auch noch füttern musste, erinnerte sich dann jedoch daran, dass er das erst eine halbe Stunde zuvor erledigt hatte. Er seufzte einmal und rieb sich wieder die Stirn. Immerhin musste er sich um Micawber keine Sorgen machen. Den hatte er vor rund einem Monat zur Ausbildung an die Akademie abgeben müssen. Jetzt wo er weg war merkte Karyu erst, dass er das Biest irgendwie vermisste. Ankouru gab zu seinen Füßen mit einem Schnurren und einem bettelnden Blick kund, dass ihr die Portion anscheinend noch nicht gereicht hatte. Karyu bückte sich und streichelte sie lediglich, ehe er sich wieder aufrichtete und ausgiebig streckte. „Vergiss es“, sagte er und merkte, dass er ein wenig erschöpft klang. „Du wirst fett. Und anscheinend kannst du im Moment froh sein, dass dich überhaupt jemand füttert.“ Er dachte direkt wieder an Tsukasa, der zwei Zimmer weiter wohl so tief schlief, dass er Karyu hatte weder kommen noch reden hören. Ganz plötzlich überkam ihn das ungute Gefühl, er hantierte wieder heimlich mit etwas herum, was ihm nicht gut bekommen könnte. Etwas zielstrebiger als zuvor machte er sich daran, nachsehen zu gehen. Langsam trat er an die Tür heran, drückte die Klinke herunter und schob sie einen Spalt weit auf, um hindurchsehen zu können. Direkt in seinem Blickfeld erschien Tsukasas Bett – es war leer. Es dauerte einige Sekunden, ehe Karyu das realisiert hatte. Dann stieß er die Tür auf und stürmte beinahe hinein, drehte sich ein paar Mal um sich selbst um sicherzugehen, dass Tsukasa sich keinen dummen Scherz erlaubte. Sich die Haare raufend begann er fieberhaft zu überlegen wie lange er weg gewesen war. Es waren vielleicht fünf oder sechs Stunden gewesen, er hatte sich extra beeilt mit all den Erledigungen, damit er noch in aller Ruhe in seiner eigenen Wohnung nach dem Rechten hatte sehen können. Er machte auf dem Absatz kehrt und durchforstete noch das Wohnzimmer und Tsukasas Kunstraum, doch auch hier war niemand zu finden. Wüste Vorstellungen überkamen ihn, die mit Entführungen und Geiselnahmen zu tun hatten. Wieder im Flur angekommen fiel sein Blick auf die Garderobe. Tsukasas Schuhe und Mantel fehlten. Karyu starrte ungläubig. Dann klopfte es. „Sag mal, was geht eigentlich in deinem Kopf ab?!“, blaffte er, als er die Wohnungstür aufgezogen hatte. „Du kannst doch nicht einfach klammheimlich abhauen! Das geht nicht! Das geht- was zum Geier machen Sie jetzt hier?!“ Karyu musterte Hayashima ungläubig und meinte, ziemlich weiß im Gesicht zu werden. Seine Augen flogen zu der Person neben seinem Vorgesetzten, deren auffälligste Merkmale eine Lederjacke und Bikerboots waren. „Und wer ist der Rockstar da?!“ Der Fremde wollte gerade mit verzogenem Mund zu einer Antwort ansetzen, doch Hayashima kam ihm mit einem deutlichen Räuspern zuvor. „Was ist passiert, Yoshitaka? Sie sehen aufgebracht aus.“ „Ich sehe-“ Karyu unterbrach sich, versuchte einmal tief durchzuatmen und rieb sich übers Gesicht. „Sie haben nicht zufällig eine Ahnung, wo zur Hölle sich mein Freund herumtreibt?“ Hayashimas Blick hellte sich auf, und Karyu rechnete tatsächlich einen Moment lang mit einer Antwort, die ihm weiterhelfe könnte. Doch dann schüttelte er mit dem Kopf. Der Kerl neben ihm warf Karyu eigenartige Blicke zu. „Das ist nicht der Grund, aus dem wir gekommen sind. Aber laut Ihrer eigenen Aussage war er doch ohnehin wieder gut auf dem Damm.“ „Er hätte es mir gesagt, wenn er nicht geglaubt hätte, dass ich was dagegen haben könnte! Er-...scheiße, er ist ins Krankenhaus gefahren!“ Hayashimas Begleiter schaute ein wenig verständnislos und warf Karyus Vorgesetztem einen fragenden Blick zu, doch der deutete nur ein Schulterzucken an. „Halt, nein! Er kann noch gar nicht fahren!“ Karyu machte eine Pause. „Ich bring denjenigen um, der sich von ihm hat breitschlagen lassen!“ „Ich habe Ihnen zwar Lizenzen gegeben, Yoshitaka, aber ich glaube nicht, dass ich solch ein willkürliches Handeln durchgehen lassen könnte. Wo wir gerade von den Lizenzen reden-“ Er deutete auf den Mann neben sich, der sich kaum merklich gerade hinstellte und anscheinend versuchte, einen guten Eindruck zu machen. „Es ist mir ein Vergnügen, Ihnen Ihren Partner vorstellen zu dürfen: Hiroshi Yoshida.“ Hayashima hielt kurz inne und blickte zwischen Karyu und Hizumi hin und her, die sich gegenseitig musterten. Letzterer hielt Karyu die Hand hin, aber der reagierte nicht. „Er kann Sie direkt ins Krankenhaus begleiten“, fuhr er schnell fort, als Karyu scheinbar Anstalten machte sich aufzuregen. „So als eine erste Probe, quasi.“ Es erklang ein zittriges Seufzen. Karyu legte sich einige Sekunden lang die Hände vors Gesicht. Dann griff er nach Hayashimas Ärmel und zog ihn zu sich in die Wohnung. „Nicht weglaufen, Lederjacke“, befahl er noch und knallte die Tür zu. Hayashima schien zu wissen was ihn erwartete, auch wenn er Karyu fragend musterte. Der stand noch einige Sekunden lang vor der geschlossenen Tür und schien mit dem Gedanken zu spielen, sie noch zusätzlich zu verriegeln. „Was soll das?“, zischte er schließlich mit gedämpfter Stimme als er sich zu seinem Vorgesetzten umdrehte. „Es war nie davon die Rede gewesen, dass Sie mir einen Partner geben!“ Hayashima verschränkte die Arme gelassen hinter seinem Rücken und sah dabei zu, wie Karyu einen großen Schritt auf ihn zuging. Es entstand eine zähe Stille, in der er darauf zu warten schien, dass er sich wieder beruhigte. Doch Karyu dachte nicht daran. „Machen wir uns nichts vor, Yoshitaka“, begann er schließlich. „Daraus eine Ein-Mann-Mission zu machen wäre schierer Wahnsinn. Ich dachte es wäre Ihnen tief in Ihrem Inneren klar gewesen, dass Sie dieses Risiko nicht auf sich nehmen dürften.“ Er machte eine Pause und fügte schließlich hinzu: „Wenn Sie das überleben wollen.“ „Wenn ich das über-“ Karyu starrte ihn einige Sekunden an und seufzte schließlich frustriert. Sein Blick schnellte kurz zur Wohnungstür und wieder zurück zu Hayashima. „Wer ist er? Was macht er?“ „Ich hatte gehofft, Sie wären so freundlich ihn das selbst zu fragen. Seinen Namen kennen Sie ja bereits. Er wurde kürzlich ins Sondereinsatzkommando aufgenommen und-“ „Halt, halt, stopp. Kürzlich aufgenommen? Das ist ein Anfänger!“ „Yoshitaka, wenn Sie mich vielleicht ausreden lassen könnten-“ „Verzeihung, aber ich glaube ich weiß bereits alles, was ich wissen muss. Was denken Sie sich dabei? Der Junge macht es nicht lang, wenn ich ihn mitnehme! Sollten Sie mir nicht ohnehin lieber jemanden von der Kriminalpolizei an die Hand geben? Wie alt ist er überhaupt?“ „Vierundzwanzig.“ „Sie wollen mich wirklich verarschen!“ „Yoshitaka, wenn Sie nicht augenblicklich damit anfangen mir gegenüber Respekt zu zeigen werde ich mir Ihre Dienstmarke holen. Haben wir uns verstanden?“ Karyus aufgebrachter Blick wandelte sich ins Überraschte. Eine Weile schien er nachzudenken, bis er schließlich kurz angebunden nickte. „Gut. Hören Sie mir jetzt genau zu. Der junge Mann, den Sie soeben unhöflich ausgesperrt haben, ist ein Wunderkind. So wie Sie damals. Wissen Sie nicht mehr, wie Sie vor mir gestanden haben? Damals hätten Sie alles gegeben für eine Chance, die Yoshida jetzt bekommt. Gönnen Sie es ihm. Er wird weder Sie noch mich enttäuschen, denn er wird genauso gut werden wie Sie. Vielleicht sogar besser, wenn Sie nicht aufpassen.“ Karyu starrte Hayashima eine ganze Weile an und konnte sich gerade davon abhalten, empört nach Luft zu schnappen. Gerade als er den Mund aufriss um etwas zu erwidern, mit dem er sich Luft machen konnte aber immer noch nicht schlimm genug war, um seinem Vorgesetztem die Möglichkeit zu geben seine Drohung wahrzumachen, erklang ein dumpfes Vibrieren. Beide Augenpaare legten sich langsam auf die Brusttasche von Hayashimas Sakko, durch deren dünnen Stoff ein Handydisplay leuchtete. Doch Karyus Vorgesetzter zögerte. Anscheinend hielt er es für unhöflich in dieser Situation einen Anruf entgegenzunehmen. „Nur zu“, meinte Karyu mit einem Nicken zur Tasche. Hayashima blickte wieder zu ihm auf und fummelte blind sein Handy heraus, nur um kurz darauf doch wieder den Blick darauf zu senken. Er stöhnte leise auf. „Der Präsident“, teilte er mit, was beinahe ein bisschen maulig klang. „Dass der auch nicht mehr gut auf Sie zu sprechen ist, muss ich wohl nicht sagen.“ Karyu zuckte mit den Schultern, als wolle er ihm klarmachen, dass er für nichts konnte. Das stimmte im Grunde ja. Es war immerhin nie sein Plan gewesen für einen Mord angeklagt zu werden, den er nie begangen hatte. Da konnten einem schon einmal wüste Beleidigungen, die den Polizeipräsidenten als Wichser oder dämlichen Hund bezeichneten, herausrutschen. „Es ist ein Wunder, dass ich Sie vor einer Suspendierung bewahren konnte“, sagte Hayashima noch und nahm ab. „Okay“, sagte Karyu mehr zu sich selbst, als sein Vorgesetzter wie ein guter Schauspieler eine gut gelaunte Stimme zum Einsatz brachte und sein Handy fragte, womit er helfen könne. „Okay. Alles halb so wild. Erst einmal-“ Er betastete seine Hosentaschen, ließ dann Hayashima im Flur stehen und suchte seine Wagenschlüssel, die er in der Küche neben dem Herd fand. Er steckte sie fahrig ein, streichelte Ankouru, die um seine Beine strich, wüst über den Rücken und ging mit langen Schritten zurück in den Flur. Mit geübten Bewegungen zwängte er seine Füße wieder in seine Schuhe. Ihm fiel auf, dass der seinem vermeintlichen Partner das erste Mal in bunten Wollsocken unter die Augen getreten war, was ihn furchtbar ärgerte. Nicht, dass es ihn später in seiner Autorität einschränkte. Wenn der Junge tatsächlich zu etwas gut sein sollte und Karyu sich bereit erklärte ihn zu behalten. Auch wenn Hayashima eindeutig mit einem Befehl hergekommen war, nicht mit einer Bitte. Karyu griff nach dem Parka, schmiss ihn sich über den Arm und legte seine andere Hand auf Hayashimas Schulter, ehe er mit dem Ellenbogen die Klinke der Wohnungstür hinunterdrückte und es schaffte, sie irgendwie aufzuziehen. „Wenn du gelauscht hast, regnet es Tritte“, teilte er dem jungen Mann mit eiskaltem Blick mit. Er bildete sich ein, ihn unscheinbar schlucken zu sehen. „Sie verstehen sich wunderbar, Herr Präsident. Nein, wirklich. Machen Sie sich keine Gedanken. Matsumura war sehr angetan von der Idee.“ Karyus Augen verengten sich, und er blickte von Yoshida zu Hayashima, während er den Wohnungstürschlüssel aus seiner Jacke fummelte um abzuschließen. Sein Vorgesetzter ignorierte ihn. „Also gut.“ Karyu zog den Schlüssel wieder heraus und drehte sich zu dem Jungspund um, der sich wohl gerade noch verkniff die Hacken zusammenzuschlagen. „Wir wollen dich direkt einmal austesten. Das mit dem Krankenhaus ist keine schlechte Idee. Direkt hineinwerfen ist nie eine schlechte Idee.“ Sein Gegenüber räusperte sich und folgte Karyu, als der mit dem immer noch katzbuckelnden Hayashima am Arm Richtung Aufzug lief. „Und... inwiefern hat der Krankenhausbesuch mit dem Fall zu tun?“ Karyu warf ihm einen Blick über die Schulter zu und sah wieder nach vorne. „Das weiß ich nicht. Vielleicht alles. Vielleicht gar nichts. Das ist hoffentlich nur die Paranoia. Die schlägt bei dir auch noch zu, wenn du sie noch nicht hast. Ach, und Hayashima, Sie kommen auch mit. Tun Sie nicht so, ich weiß, dass Sie längst nicht mehr telefonieren. Was soll das eigentlich? Sie können den Kleinen dann direkt wieder mitnehmen, wenn ers versaut!“ „Was kann man bei dieser Sache genau versauen?“ Dieses Mal klang die Stimme hinter Karyu leicht verärgert. Er blieb stehen, drehte sich mit Hayashima am Arm um, der gerade sein Handy wieder in die Sakkotasche sinken ließ und sich imaginären Schweiß von der Stirn tupfte. „Das“, setzte Karyu schließlich an, „entscheide ich.“ Tsukasa „Und, äh, Sie sind sicher, dass ich Ihnen keinen Rollstuhl holen soll? Ich meine-“ „Alles bestens, Fushimasu. Bleiben Sie ruhig. Sie schwitzen ja.“ Tsukasa sah dabei zu, wie sein Kollege sich einmal flüchtig mit dem Kittelärmel über die Stirn wischte. Obwohl er sich über die letzten Stunden, die sie hier verbracht hatten, beruhigt hatte, schien er nun wieder nervös zu werden. „Ja. Ja, es ist sehr heiß für den März, finden Sie nicht?“ Tsukasa sparte es sich ihn darauf hinzuweisen, dass das Krankenhaus wunderbar klimatisiert wurde. Er seufzte einmal lautlos und zog sich gekonnt mit seinen Gehhilfen neben Fushimasu her. Die Menschenmassen teilten sich vor ihnen wie das rote Meer, und er wusste nicht genau ob es an seinem Handikap oder daran lag, dass die Leute sie erkannten. Schon während der letzten Stunden hatte er bemerkt, dass getuschelt wurde, sobald er vorüber kam um eine kleine Visite zu unternehmen, ständig mit Fushimasu an seiner Seite. Durch die Geiselnahme waren sie beide irgendwie berühmt geworden. Die Tatsache widerte Tsukasa aus unerklärlichen Gründen an. Am Ende des Ganges erkannte Tsukasa die Zimmertür, die ihr Ziel war. Und augenblicklich wurde auch ihm unwohl. Er hatte sich diesen Besuch extra aufgespart, weil er wusste, dass er dort wohl die meiste Zeit verbringen würde. Sogar nach Kaimah hatte er früher gesehen, der es zu seinem Ärger unverändert ging. Immerhin schien der Schock, den sie damals erlitten hatte, sie nicht nachhaltig zu beeinträchtigen. Neben sich hörte er Fushimasu in die Stille schlucken, als sie vor der Tür halt machten. Er legte seine Hand auf die Klinke und warf Tsukasa einen Blick zu, ganz so, als wolle er fragen ob er bereit sei. Er nickte kurz angebunden und bereitete sich auf alles Erdenkliche vor. Die Tür glitt lautlos und sanft nach innen auf. Eine eigenartige Ruhe empfing sie, durchsetzt vom regelmäßigen Gepiepe leiser Maschinen. Vor eines der beiden Fenster hatte man die dunkleblauen Vorhänge gezogen, deren Farbe ein seltsam beschwichtigendes Licht in dieses Zimmer der Intensivstation warfen. Direkt gegenüber der Tür entdeckte Tsukasa das Bett. Er umgriff die Stützen fester und humpelte darauf zu. Fushimasu schloss die Tür und folgte ihm in einem respektvollem Abstand, der eigentlich gar nicht nötig war. Tsukasa hielt neben der Kopfseite des Bettes und betrachtete Yagasumo. Seine Augen wanderten von seinem blassen Gesicht an seinem Körper hinunter bis zu seinen Füßen, dann wieder zurück nach oben. Die Decke hatte man ihm über der Brust unter die Arme geklemmt, die links und rechts gerade ausgestreckt lagen. In einer Beuge steckte eine Kanüle, und sie beide waren von angeklebten Drähten gepflastert. Er konnte sich kaum vorstellen, dass er monatelang geglaubt hatte, dass dieser Mann, der gerade mit gelösten Zügen und beinahe friedlich dalag und schlief, die Schuld an seinem ganzen Unglück trug. Ein Schmirgeln auf dem Boden erklang, als Fushimasu für sie beide Stühle heranrollte. Tsukasa nickte dankbar, ließ sich nieder und klemmte sich seine Gehhilfen zwischen die Beine. „Es ist ein Wunder, dass er überlebt hat“, teilte ihm sein Kollege mit gedämpfter Stimme mit. Er nickte wieder und erinnerte sich daran, was Fushimasu ihm alles berichtet hatte. Ohne Yagasumo und ihn wäre Tsukasa tot gewesen. Er begann leicht zu zittern und umklammerte die Griffe seiner Krücken so krampfhaft, dass ihm die Knöchel weiß hervortraten. „Haben Sie eine Ahnung, wann er aufwachen könnte?“ Als er das fragte, schien Fushimasu neben ihm den Atem anzuhalten. Er warf seinem Kollegen aus den Augenwinkeln einen Blick zu und wartete ab. Doch es folgte eine ganze Weile keine Antwort. „Sehen Sie, Doktor Oota“, begann er schließlich nach einer endlosen Zeit, „es-... ich denke-... erst einmal steht die Frage zur Debatte ob er aufwacht.“ Tsukasas Klammergriff wurde fester. Irgendwie hatte er zwar mit so einer Reaktion gerechnet, doch jetzt wo es ausgesprochen war breitete sich ein ekelhafter, kupferner Geschmack in seinem Mund aus. Fünf Kugeln hatten Yagasumos Körper durchschlagen. Das Koma, in dem er lag, war nicht mehr als der verzweifelte Versuch, sein Ableben herauszuzögern. „Ich wünschte, ich könnte mich bedanken.“ Ich wünschte, Karyu könnte sich bedanken. „Ich auch, Doktor Oota. Ohne seine Hilfe hätte ich es nicht hinausgeschafft.“ „Was ist mit seiner Familie?“ „Seine Frau kommt ihn jeden Tag für zwei Stunden besuchen. Die Kinder bringt sie an den Wochenenden mit. Ich-... ich denke, sie- naja. Sie weiß es bereits.“ Was genau sie wusste musste er Tsukasa nicht erklären. Seine Augen legten sich wieder auf Yagasumos Gesicht. Er erinnerte sich daran, wie er ihm unter Tränen seine aussichtslose Lage erklärt hatte. Welche Wahl hatte er gehabt? Entweder ein unbekannter Polizist oder seine Familie. „Wie geht es ihnen?“ „Mir? Äh. Immer noch gut.“ „Seiner Familie.“ „Oh.“ Fushimasu machte ein peinlich berührtes Gesicht. „Den Umständen entsprechend. Allerdings war seine Frau gestern und vorgestern nicht hier. Hat wahrscheinlich ziemlich viel um die Ohren.“ Tsukasa nickte abwesend und hielt es ganz plötzlich für notwendig, Yagasumos Hand zu nehmen. Mit aller Vorsicht klaubte er die fahlen, leblosen Finger seiner Linken auf und umschloss sie. „Ich wünschte, man könnte Menschen in den Kopf sehen“, meinte er nach einer endlosen Stille. „Dann wäre das alles so nie passiert.“ „Dann wäre vieles nicht passiert, Doktor Oota.“ Er schien ein wenig zu überlegen. „Auch Gutes nicht.“ Danach sagte für die nächste Stunde keiner von beiden etwas, und ihre stumme Wache wurde von nichts anderem als den monotonen Tönen einer Intensivstation begleitet. Hizumi Hizumi kämpfte sich mit so viel Autorität wie er aufbringen konnte von der Rückbank von Matsumuras Wagen, während der und Hayashima bereits auf dem Parkplatz standen und sich aufgeregt miteinander unterhielten. Vielleicht stritten sie auch. Das konnte er noch nicht genau einschätzen. Mit einem Räuspern strich er sich die Jacke glatt und langte einmal unter seinen linken Arm um zu überprüfen, ob seine Dienstwaffe noch da war, wo er sie brauchte. Matsumura drehte sich ihm mit schmalen Augen zu, hielt seinen Autoschlüssel hoch und ließ mit einem Klick die Schlösser zuschnappen, ohne Hizumi aus den Augen zu lassen. „Verzeihung, wenn ich das anmerken muss“, traute der sich zu sagen, „aber Sie schauen, als hätte ich gerade Ihre Reifen zerstochen und Ihnen mein Werkzeug den Hintern hochgeschoben.“ Diese Reaktion schien Matsumura zu überraschen. Er hob seine Augenbrauen und musterte Hizumi ausgiebig, während er die Schlüssel verstaute. Bei seinen Bewegungen konnte Hizumi für einen kurzen Moment das Halfter seiner eigenen Waffe unter dem Parka aufblitzen sehen. „Du solltest dir erstmal die Postion erarbeiten, in der du so mit mir reden darfst, Grünschnabel.“ Er zeigte Hizumi ins Gesicht, sodass sein Zeigefinger dicht vor seiner Nase schwebte. Er wanderte zu seinem Kinn. „Das da ist übrigens kein Bart. Das sind drei Schamhaare.“ Hizumi starrte ihn an und wurde blass, während Matsumura sich schon von ihm abgewandt hatte und mit Hayashima voraus in Richtung Krankenhauseingang marschierte. Vollkommen verdattert folgte er ihnen und meinte zu hören, wie ihr Vorgesetzter Matsumura aufforderte 'auf Ihren Partner zu warten, verdammt noch mal!' Matsumura drosselte das Tempo minimal und Hizumi holte auf. Beinahe gleichzeitig warfen sie sich einen bösen Blick zu und auf einmal war er gar nicht mehr so wild darauf mit diesem Typen zusammenzuarbeiten. Er hatte ja nie die Erwartung gehabt, dass er ihn mit Engelsgesang und Umarmungen empfangen würde. Er hatte lediglich damit gerechnet, respektvoll behandelt zu werden. Aber darauf schien er wohl als letztes hoffen zu können. Er nahm sich noch vor, Hayashima zu fragen, wieso zur Hölle Matsumura nichts von Hizumi gewusste hatte, ehe sie ins Gebäude strömten und sich zwischen Passanten und Angestellten hindurch schlängelten. Am Ende des Foyers bremste Matsumura auf einmal ab. Sein Blick glitt suchend durch die Menge, während Hizumi und Hayshima fragend dabei zusahen. Schließlich hielt er auf eine Gruppe von drei Sondereinsatzkommandopolizisten zu, die in der Nähe der Rezeption standen und sich unterhielten. Hizumi rümpfte die Nase und sah dabei zu, wie er vor ihnen stehen blieb und knapp mit der Hand grüßte. Alle drei nahmen auf einmal Haltung an und salutierten. Hizumi war sich eigentlich sicher gewesen, dass der Kerl Polizist und kein Feldwebel war. „Sie sollten ihm das verzeihen“, erklang es auf einmal von der Seite. Hizumi wandte seinen Kopf Hayashima zu und erinnerte sich an sein Vorhaben, ihn zu fragen, wieso er so eine Überraschung für Matsumura gewesen war. „Vielleicht würde er mir nicht so ans Bein pissen, wenn Sie ihm vorher von mir erzählt hätten.“ „Donnerwetter, Sie arbeiten keine halbe Stunde miteinander und jetzt fangen Sie schon an wie er zu reden.“ Hayashima musterte ihn, als würde er sich fragen, ob das alles eine gute Idee gewesen war. „Verzeihen Sie.“ „Nun ja, sehen Sie, das war so ziemlich die einzige Möglichkeit dass er Sie nimmt. Hätte er schon etwas gewusst, dann hätte er vermutlich mein Büro in die Luft gejagt. Und Sie mit. Er ist mehr der Einzelgänger, aus gegeben Umständen.“ Gegebene Umstände. Hizumi hob etwas zweifelnd eine Braue und sah wieder zu seinem Partner hinüber, der noch ein paar Worte wechselte, sich verabschiedete und zu ihnen zurückkam. „Da lang“, sagte er knapp und hielt auf das Treppenhaus zu. Mit riesigen Schritten, durch die er ab und zu sogar drei Stufen auf einmal nahm, erklomm er die erste Treppe mit Hizumi und Hayashima im Schlepptau. „Wo genau gehen wir hin?“, fragte Ersterer. „Zu meinem Freund“, kam es so knapp wie zuvor. Hizumi dachte sich, dass er im Augenblick mit diesem Freund auf keinen Fall tauschen wollen würde. Matsumuras Blick nach zu urteilen erwartetet den Schlimmeres, als ihn selbst. Es folgten noch drei weitere Treppen, und Matsumura und Hayashima redeten wieder durcheinander, während Hizumi sich lieber im Hintergrund hielt. Er befürchtete beinahe, sonst eine Faust abzubekommen, mit denen zu Hauf gestikuliert wurde. Als sie auf der obersten Etage ankamen, begrüßte sie ein großes und dezentes Schild mit der Aufschrift Intensivstation. Hizumi hob die Augenbrauen, doch Matsumura lief unbeirrt den Gang zu ihrer linken entlang ohne nach links und rechts zu sehen. Einige der Leute wichen ihm aus. Entweder, weil er mit so einer rasanten Geschwindigkeit an ihnen vorbei fegte, oder weil sie ihn erkannten. Auf nicht wenigen Gesichtern konnte Hizumi ein gewisses Erstaunen über Matsumuras Anwesenheit ausmachen. Er wurde nicht einmal langsamer, als er sich mit voller Wucht an die Rezeption der Etage schwang und mit kurzen Sätzen erfahren wollte, wo Kenji Oota sich zur Zeit aufhielt. Die Krankenschwester sah alle drei mit bleichem Gesicht an, sagte ihnen eine Zimmernummer und zeigte den Gang weiter hinunter. Als es weiterging machte Hizumi größere Schritte, sodass er bald wieder neben Matsumura lief. Er bemerkte ihn, warf ihm einen flüchtigen Blick zu, sagte er aber nichts. Vermutlich hielt er es im Augenblick für besser, Hizumi mit eiskalter Ignoranz zu strafen, statt ihm irgendwelche herablassenden Kommentare an den Kopf zu werfen. Hizumi grunzte leise und bekam allmählich den Tunnelblick, je länger dieser Gang wurde. Die Menschenmenge teilte sich weiterhin vor ihnen und schmolz dahinter mit einem Geflüster wieder zusammen. Er fragte sich, in was genau er gerade hineingeriet. Endlich hielten sie an. Es handelte sich tatsächlich um das Zimmer am Ende des Ganges, und Hizumi fiel urplötzlich dieser dämliche Hinter-Indien-Witz ein. Doch er hielt vorerst lieber seine Klappe. Matsumura atmete neben ihm ein paar Mal durch, was mehr wie ein wütendes oder angespanntes Schnaufen klang, Hayashima schaute ein wenig unglücklich, als hadere er noch immer mit seiner Entscheidung, sie beide zu Partnern gemacht zu haben und ehe Hizumi auch irgendetwas tun konnte, außer eben seine Klappe zu halten, ging die Tür auf. Eine totale Stille machte sich breit. Vor ihnen waren zwei junge Männer aufgetaucht. Dem einen klemmten Krücken unter den Armen, und der andere, der noch immer die Klinke der Tür hinuntergedrückt hielt, schob sich die Brille das Nasenbein herauf, bevor man zusehen konnte, wie sein Bluthaushalt in den Keller sank. Er begann ein wenig zu zittern, dann hielt er sich mit seiner anderen Hand auf an der Tür fest, ehe er möglichst unauffällig hinter dem Rücken des anderen verschwand. Erst jetzt fiel Hizumi auf, dass er Matsumura angsterfüllt anstarrte. „Karyu.“ Das war vom Verletzten gekommen. Es war mehr eine erstaunte und unsichere Feststellung, als eine Art Begrüßung. Die Augen des Mannes flogen über Matsumura hinweg, dann streifte sein Blick flüchtig Hayashima und Hizumi. Letzterer kombinierte, dass es sich um Matsumuras Freund handeln musste. Kenji Oota. Matsumura schnaufte einmal und Hizumi bereitete sich beinahe darauf vor, dass er eine Art Wutanfall bekommen würde. Doch er streckte lediglich seinen Zeigefinger aus und zeigte auf den Mann, der hinter Oota stand. „Sie“, sagte er dann bedrohlich ruhig. „Seien Sie froh, dass ich Ihnen nicht den Kopf wegballer.“ „Es war meine Idee, Karyu.“ „Und du glaubst die war besser, als mit einer Krücke unter dem Arm staubzusaugen?“ Hizumi schaute dämlich und warf Hayashima einen fragenden Blick zu. In dessen Augen blitzte es kurz belustigt auf. Oota bekam kurz schmale Augen, dann sah er ein wenig verzweifelt aus. Er schaute wieder zu Hayashima und Hizumi und begrüßte ersteren. „Verzeihung“, sagte er dann. „Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Kenji Oota.“ Er streckte Hizumi die Hand hin und er drückte sie ihm. Das schien Matsumuras bessere Hälfte zu sein. „Hiroshi Yoshida. Ich- äh. Ich bin der Partner Ihres Freundes.“ Ootas Blick wanderte wieder zu Matsumura, dieses Mal eher erstaunt. Hinter seinem Rücken kam ein Arm hervor, der Hizumi hingestreckt wurde. „Ichio Fushimasu.“ Etwas verwirrt schüttelte Hizumi auch dessen Hand. „Freut mich.“ „Ich wusste gar nicht, dass du einen Partner bekommen solltest“, sagte wieder Oota. „Der lag anscheinend als Werbegeschenk meinen Lizenzen bei.“ Matsumura machte eine wegwerfende Geste. „Aber darum geht es nicht. Was machst du hier? Wieso hast du nichts gesagt? Ich habe beinahe einen Herzinfarkt bekommen!“ Hizumi fiel auf, dass Matsumura mit ihm viel sanfter redete, auch wenn sein Ton immer noch wütend war. In Ootas Augen spiegelte sich ein Wirrwarr aus Erklärungsnöten, bis er schließlich seufzte. „Ich musste hierherkommen. Okay?“ „Okay? Okay?“ Matsumuras Augen weiteten sich, und ganz kurz sah er sogar ein bisschen verrückt aus. „Kannst du mir bitte sagen, was genau daran okay ist, ohne ein einziges Wort abzuhauen?!“ „Wenn ich etwas gesagt hätte, dann-“ „Scheiße ja, und wie ich es verhindert hätte!“ „Yoshitaka!“ Hizumi zuckte zusammen, da er nicht damit gerechnet hatte, dass dieser Mann vor ihm es bewerkstelligte, diesen Büffel nur mit seinem Namen zum Schweigen zu bringen. Er traute sich, Matsumura einen Blick von der Seite zuzuwerfen und erkannte, dass er mit aller Mühe sämtliche Dinge hinunter würgte, die er soeben hatten sagen wollen. Oder auch brüllen. Man wusste ja nie. Ootas Augenbrauen hatten sich zusammengezogen und er blickte alle der Reihe nach an, ehe er wieder seufzte. Hizumi vermutete, dass ihm dieser Polizistenauflauf peinlich war. Oder vielleicht auch nur die Tatsache, dass sein Freund ihn vor versammelter Mannschaft für etwas zusammenstauchen wollte, was eigentlich wie eine ziemlich harmlose Ausgangssituation klang. „Ich muss mich für sein Verhalten bei Ihnen beiden entschuldigen. Ach, was sage ich da.“ Sein Blick wanderte kurz zu Fushimasu, der sich gerade hinter seinem Rücken hervorgetraut hatte. „Bei Ihnen dreien. Er ist nicht immer so, wissen Sie.“ Die letzten Worte hatte er an Hizumi gerichtet, der ihn aus Höflichkeit freundlich anlächelte, aber erneut lieber nichts sagte. Der Hüne neben ihm schien ohnehin kurz vor einer Explosion zu stehen. Oota schien dasselbe zu bemerken. Er streckte eine Hand aus und legte sie Matsumura in einer beschwichtigenden Geste auf den Arm. „Würdest du bitte noch einmal mit mir reingehen? Dann können wir das auch in Ruhe klären.“ Hizumi sah, wie Fushimasu sich mit einem zweifelnden Blick erneut die Brille die Nase hoch und sich selbst endgültig an Oota vorbei nach draußen schob. In der nun freien Lücke erkannte er ein Bett, in dem offensichtlich jemand lag. Beklemmung kam in ihm auf. Matsumura nickte. Mit zwei kleinen, aber schweren Schritten ging er näher an seinen Freund heran, ohne noch einmal nach Hizumi oder Hayashima zu sehen. Ersterer war sich sicher, dass auch er jemanden im Bett hatte liegen sehen. Seinem Blick nach zu urteilen schien er blitzschnell eins und eins zusammengezählt zu haben, zu etwas, von dem Hizumi keine Ahnung hatte. Oder zu wenig. Oota deutete eine leichte Verbeugung an, und erst jetzt fielen Hizumi seine tiefen Augenringe auf. „Wenn Sie uns einen Moment entschuldigen würden?“ Mit diesen Worten schloss er die Tür. Fushimasu stellte sich neben Hizumi, während Hayashima sein Handy hervorfummelte, das in seinem Sakko vor sich hin vibrierte. Er entfernte sich mit ein paar kurzen Worten und versicherte jemanden mit gedämpfter, einem Intensivstationsgang angemessener Stimme, dass Hizumi und Matsumura wie Faust aufs Auge zusammenpassten. „Wie lange kennen Sie Herrn Matsumura schon?“, fragte auf einmal Fushimasu. Hizumi warf einen Blick auf sein Smartphone und antwortete: „Seit einundvierzig Minuten.“ Kapitel 3: 3 ------------ Hizumi „Ich gehe einfach davon aus, Sie sagen mir immer noch nicht, wo wir gerade hinfahren. Auch wenn ich weiterhin freundlich frage.“ Matsumura machte sich nicht einmal die Mühe, Hizumi einen Blick zuzuwerfen. Stattdessen bremste er an einer Kreuzung viel zu scharf ab, was beide in ihren Gurten nach vorne schmiss. Als der Wagen wieder anfuhr, verpasste sein neuer Partner Hizumi mit einem einzigen, unglücklichen Gesichtsausdruck eine Art optische Ohrfeige. „Ich dachte eigentlich, du würdest merken, dass ich keine Lust aufs Reden habe. Spätestens nach der zweiten, unbeantworteten Frage. Lernt man das heutzutage nicht mehr bei der Polizeiausbildung?“ Hizumis Mund verzog sich, und er hielt sich davon ab Matsumura darauf hinzuweisen, dass sie beinahe gleich alt waren. Doch er befand es als klüger aus dem Fenster zu sehen und den Verkehrsstrom zu beobachten. Irgendwann hatte Matsumura den Polizeifunk eingeschaltet und drehte mit missmutigem Blick am Empfang herum. Zwischen dem Knacken und Rauschen drangen immer wieder stückchenweise Meldungen der Streife zu ihnen durch. Meistens ging es um Betrunkene, die zum Ausnüchtern mitgenommen wurden, ein paar Mal auch um irgendwelche öffentlichen Prügeleien zwischen Halbstarken. Und irgendwo in Südtokyo hatte man ein ertrunkenes Kleinkind aus einem Zierteich gefischt. Hizumi schüttelte sich einmal unmerklich und widmete sich wieder den Fahrzeugen, die sich gemeinsam mit ihnen durch die Stadt schlängelten. Mit einem Fluchen zog Matsumura den Wagen halb auf den Gehweg, als er bereits bei der dritten Blockumrundung keinen Parkplatz fand. Er warf Hizumi einen warnenden Blick zu, während er ruckartig die Handbremse anzog und ausstieg. Aber der hätte es sich sowieso erspart, irgendetwas dazu zu sagen. Es war davon auszugehen, dass er ohnehin nur irgendwelche Drohungen geerntet hätte. Oder einfach ignoriert wurde. Er stieg ebenfalls aus und versuchte so auszusehen, als würde er nicht bemerken, wie Matsumura noch einmal die Fahrertür aufriss und die Warnblinkanlage einstellte. Dann nickte er knapp dem Wohnkomplex zu und machte sich auf den Weg. Hizumi legte den Kopf in den Nacken und blickte das Gebäude hinauf, während er ihm folgte. Anscheinend befanden sie sich in irgendeiner Art Neureichen-Viertel. Von Osttokyo hatte er so gut wie keine Ahnung, da seine Arbeit ihn meistens im Westen beschäftigt hatte. Es erstaunte ihn ein wenig, dass es nach vierundzwanzig Jahren immer noch Orte gab, die er noch gar nicht kannte. Als er wieder hinabsah, standen sie vor der Eingangstür in den vordersten Komplex. Matsumura studierte die Klingelschilder, rieb sich das Kinn und drückte schließlich weiter oben auf den Namen Yagasumo. Nichts geschah. In gleichmäßigen Abständen klingelte er noch vier weitere Male. Hizumi rümpfte die Nase, machte ein paar Schritte rückwärts und versuchte die Etage abzuzählen, in die sein Kollege so offensichtlich wollte. Die Fenster die er sehen konnte waren allesamt unbeleuchtet, auch wenn das nicht besonders viel zu sagen hatte. Immerhin dämmerte es erst ein wenig. Gerade als er anmerken wollte, dass wohl niemand zuhause war, zog Matsumura mit einem lauten Ratschen seinen Unterarm über die Klingelschilder. Nach ein paar Sekunden summte es. Mit einem barschen Nicken in Richtung Treppenhaus drückte er mit der Schulter die Tür auf und trat ein. Hizumi folgte ihm mit einem Hechtsprung, kurz bevor sie wieder zu fiel. Er presste die Augen zusammen, als der Bewegungsmelder das grelle Licht einschaltete. Matsumura und er lauschten eine Weile, hörten aber nichts. Wer auch immer ihnen geöffnet hatte, machte sich wohl nichts aus ihrem Besuch. „Der Fahrstuhl.“ Ohne ein weiteres Wort drückten sie sich in hinein, ehe Matsumura den 11. Stock wählte. Mit einem Ruckeln setzte sich die Kabine in Bewegung und Hizumi sah starr zu der Anzeige mit den Etagenzahlen empor, bis sie an ihrem Ziel wieder ausgespuckt wurden. Sein Kollege begann sofort damit, die vier Klingelschilder zu inspizieren und klingelte schließlich beim letzten. Hizumi gesellte sich zu ihm, lauschte in die Stille hinein. Innerlich zählte er die Sekunden, bis er Matsumura unterbreiten sollte, dass anscheinend wirklich niemand da war. Der klingelte wieder. Dann klopfte er. Nach einem hastigen Blick auf die Uhr räusperte er sich laut, und nahm Haltung an. „Frau Yagasumo! Wenn Sie zuhause sind, machen Sie auf. Polizei!“ Hizumi sah an seinem Blick, dass er nie auf eine Reaktion gehofft hatte und das alles bloß zu Formalitäten gehörte. Mit einem leisen Seufzen rieb er sich den Nacken. „Wäre es nicht besser wenn wir morgen-“ „Runter auf die Knie.“ Hizumi starrte ihn an. "Was?" „Schau durch den Türspalt und sag mir, ob du was siehst.“ „Ob ich was- Wieso machen Sie das nicht selbst?!“ „Du bist kleiner als ich. Na los!“ Hizumi überlegte kurz fieberhaft, ob es sich lohnte, das auszudiskutieren oder es einfach zu machen. Er entschied sich resignierend für Letzteres, kniete sich hin und rutsche so weit es ging an die Tür heran. Mit schmalen Augen versuchte er irgendetwas zu erkennen. „Alles dunkel.“ Er atmete tief durch und hielt inne. Dann holte er nochmal so tief Luft er konnte. „Lernt man heutzutage bei der Polizei Türen aufzuschnuppern?“ Er ignorierte den sarkastischen Kommentar seines Kollegen und versuchte herauszufiltern, was genau er da roch. Es erinnerte an eine Mischung aus Moder und rohem Fleisch. „Kommen Sie mal runter! Riechen Sie das auch?“ Er blickte auf, sah wie Matsumura ihn mit gerunzelter Stirn betrachtete und sich schließlich neben ihm auf den Boden kauerte. Wie Hizumi zuvor holte er am Türspalt tief Luft. Dann sprang er auf, zog seine Dienstwaffe und machte sich daran die Tür einzutreten. Das laute Krachen schien das ganze Treppenhaus zu erschüttern. Hizumi erhob sich ebenfalls, noch überrumpelt von dieser plötzlichen Aktion. Er konnte spüren, wie ihn Adrenalin zu durchfließen begann, fischte ebenfalls seine Waffe hervor und drehte sich um, als hinter ihm Wohnungstüren aufgingen. Eine wüste Mischung aus Fragen, aufgeregten Rufen und Schimpfereien wallte ihm entgegen. Es knirschte, als Matsumura ein letztes Mal gegen die Tür trat, einen Satz zurück machte und die Waffe in Anschlag brachte. Ein paar der Rufe wurden zu erschrockenen Schreien. Hizumi fasste sich an die Stirn und hob beschwichtigend die Hände, senkte dann aber lieber die, in der er die Pistole hielt. „Hören Sie, es ist alles-“ „Was tun Sie da? Sind Sie Einbrecher?!“ „Wir sind von der Polizei.“ „Wieso treten Sie fremde Türen ein?!“ „Wir haben den Verdacht, dass in dieser Wohnung-“ „Ich will Ihre Marke sehen!“ Hizumi sah über die Schulter zu Karyu, der ihn verstimmt beobachtete. Mit einem Mach-Hin Blick. Ruppig pfriemelte er seine Marke aus der Jackentasche und hielt sie gut sichtbar in die Höhe. „Bitte bewahren Sie Ruhe, okay? Wir haben alles unter Kontrolle!“ Die aufkommende Diskussion unter den Leuten nutzte er dazu, sich zu Matsumura zu gesellen, der die Augen verdrehte. „Okay? Okay? Bewahren Sie Ruhe, OKAY?“ „Können Sie mich einmal in Ihrem Leben in Ruhe lassen?“ „Gehen wir einfach rein“, wisperte Matsumura abschätzig. „ Augen auf, Grünschnabel!“ Er wartete nicht einmal ab, bis Hizumi bereit war. Schon nach ein paar Sekunden hatte ihn die Dunkelheit im Wohnungsflur verschluckt. Als Hizumi ihm folgte, schlug ihm sofort ein widerlicher Geruch entgegen, noch schlimmer, als er nach der Probe am Türspalt hätte vermuten können. Nur mit Mühe hielt er sich davon ab sein Gesicht unter dem Jackenkragen zu verbergen, holte auf und sicherte gemeinsam mit Matsumura den Eingangsbereich. „Gut. Du gehst links rum. Ich rechts. Keiner macht hier Licht an. Wenn du angefallen wirst wird geschossen, aber möglichst so, dass keiner stirbt. Verstanden?“ „Ja.“ Mehr brachte er nicht hervor, in der Angst seinem Kollegen sonst auf die Schuhe zu kotzen. Wie auf Zehenspitzen schwärmten sie in entgegen gesetzte Richtungen aus. Hizumis Weg führte ihn als erstes in die Küche, und er blieb angespannt an die Wand gepresst stehen, während er den Raum im Dunkeln nach etwas Auffälligem absuchte. Nach einer schieren Ewigkeit traute er sich tief durch den Mund einzuatmen und verbarg ein plötzliches Husten in der Armbeuge. Er lauschte konzentriert, stellte aber erleichtert fest, dass sich nichts tat. Die Küche zu inspizieren nahm nicht viel Zeit in Anspruch, und schon nach ein paar Minuten schob er sich an der Wand entlang zur Tür, die ihm gegenüber lag und in ein angrenzendes Zimmer führte. Er presste seinen Rücken an den Türrahmen und beugte sich mit vor sich ausgestreckter Waffe in den Raum. Als er merkte, dass der Geruch strenger wurde, konnte er sich nur mit Mühe davon abhalten den Lichtschalter zu suchen, um sich endlich ein klares Bild machen zu können. Konzentriert ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Das einzige Licht, das ihn dabei unterstützte, war eine Mischung aus Dämmerung und einem Meer aus Großstadtlichtern, das immer größer wurde. Er hielt inne, als seine Augen ein Klavier erreichten, das in der hintersten Ecke des Zimmers stand. Der Hocker davor war nicht leer. Ein eiskalter Schauer durchfuhr ihn, und er konnte sekundenlang nur auf diesen eigenartigen Sack starren, der allem Anschein nach darauf lag. So sehr er sich auch anstrengte, dieses Objekt aus sicherer Ferne zu identifizieren, es funktionierte nicht. Okay, dachte er sich und atmete einmal tief durch, um zur Ruhe zu kommen. Okay, okay, okay. Mit der Pistole im Anschlag durchmaß er das Zimmer mit langen, leisen Schritten. Und als er direkt hinter dem Klavier stand und dieses Etwas auf dem Sitz sich nicht gerührt hatte überkam ihn eine Erkenntnis zu der ihn der fürchterliche Gestank, der von hier ausging, schon längst hätte bringen müssen. Hizumi wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte schon einmal eine Leiche gefunden, vor etwa einem Jahr, aber das war ein Obdachloser gewesen, der sich offensichtlich zu Tode getrunken hatte. Diese Person hier war weder heimatlos noch stank sie nach Alkohol. Und als Hizumi seinen Kopf leicht hin und her bewegte, glänzten dunkle Flecken auf den Klaviertasten. Links und rechts von dem Kopf, der auf sie hinunter gesackt war. Vorsichtig streckte er eine Hand aus und legte sie auf eine der Schultern. Der Stoff der Kleidung war nass und warm, er nahm an, vom ausströmenden Blut. Und auch wenn er wusste, dass er es womöglich bereuen würde, ging er in die Hocke und inspizierte den Kopf genauer, der auf der Seite lag und in die Leere starrte. Ein Mädchen, vielleicht zwölf Jahre alt. Ohne große Erwartungen legte er zwei Finger an die Halsschlagader. Nichts. Ein ferner Fluch hielt ihn davon ab, sich zu eingehend mit dem zu beschäftigen, was er sah. Völlig erschrocken fuhr er hoch und zielte mit der Waffe in die Richtung, aus der er gekommen war. Unsicher, ob Matsumura Hilfe benötigte oder sich mit sich selbst stritt, verharrte er. Doch dann fiel ihm auf, dass man außer seiner Stimme nichts hören konnte. Allem Anschein nach also ein falscher Alarm. Hizumi zog die Waffe wieder zurück, warf noch einen Blick auf das tote Mädchen und wandte sich leichenblass von ihr ab, um die Durchsuchung fortzuführen. Doch er merkte, dass er nicht ganz bei sich war, als er das Anschlusszimmer betrat. Immerhin hatte er nicht erwartet, an seinem ersten Tag mit Matsumura direkt mit Leichen zu tun zu bekommen. In diesem Raum sah er sofort, dass es ein Kinderzimmer sein musste. Direkt unter dem Fenster stand ein mit Plüschtieren überfülltes Bett, schwach angestrahlt von einer Lichtquelle, nach der Hizumi erst suchen musste. Er fand sie hinter einem kleinen Spielzeugregal, als er einen großen Schritt in das Zimmer tat: ein Nachtlicht. Es dauerte nicht lang, bis er sämtliche Ecken abgesichert hatte und feststellen durfte, dass von hier wohl keine Gefahr für ihn ausging. Allerdings hatte er längst bemerkt, dass der Leichengeruch auch von hierher kam. Als ihm nichts anderes mehr übrig blieb, als das Bett in Augenschein zu nehmen, atmete einmal tief durch. Ganz plötzlich wünschte er sich, sein neuer Kollege wäre hier und würde ihm diese Aufgabe abnehmen. Aber Matsumura kam nicht. Hizumi hörte ihn am anderen Ende der Wohnung irgendwelche Schubläden oder Schränke untersuchen. Und da wurde ihm klar, dass Du gehst links rum nicht einschloss, dass ihm hier unter die Arme gegriffen wurde. Mit spitzen Fingern griff er in die Masse aus Kuscheltieren und schob sie umher, nahm sie schließlich vom Bett und ließ sie neben sich zu Boden fallen. Ein übler Geruch umwehte ihn dabei, und manchmal platschte es, wenn die Sachen auf dem Laminat aufkamen. Nur mit Mühe konnte er sich dazu bringen nach unten zu schauen um im Schein des kleinen Lichtes blutige Spritzspuren rund um die Tiere zu erkennen. Er wusste nicht wieso, aber das was er sah, spornte ihn an. Schließlich legte er die Waffe beiseite und zog sich beidhändig die Sicht frei. Was immer hier passiert war, er wollte alles schnellstmöglich hinter sich bringen. Als er hinter einem Teddybären auf einmal in etwas Festes fasste, zuckte er erschrocken mit seiner Hand zurück. Ein Schaudern durchfuhr seinen Körper, er wischte sich instinktiv die Handfläche an der Hose ab und starrte in die dunkle Ritze, als würde er erwarten, dass etwas hervorgekrochen käme. Ihm wurde jedoch schnell klar, dass das wohl nicht passierte. Er überlegte fieberhaft. Schließlich klaubte er seine Waffe wieder auf, tat ein paar Schritte rückwärts und tastete blind nach dem Lichtschalter, den er irgendwo neben der Tür vermutete. Bei dieser Sache konnte er sich unmöglich ohne Beleuchtung ein Bild von der Lage machen. Die Lampe flackerte ein wenig, als sie anging. Und als Hizumi auf das Bett sah, wünschte er sich, er hätte nicht nach dem Schalter gesucht. „Was habe ich über das Licht gesagt?!“ Das plötzliche Zischen hätte ihn unter anderen Umständen vielleicht mehr erschreckt. Matsumura machte neben ihm einen langen Schritt in den Raum und holte Luft, um dem noch etwas hinzuzufügen. Doch dann fiel auch sein Blick auf die abgetrennten Gliedmaßen im Bett. Eine erstickte Stille legte sich über sie. Irgendwann landete nur für den Bruchteil einer Sekunde eine Hand auf Hizumis Schulter. Vielleicht etwas, womit sein Kollege Mitgefühl ausdrücken wollte, falls er so etwas wirklich besaß. Er sah dabei zu, wie Matsumura vor dem Bett in die Hocke ging, einen Blick unter die Decke und unter eins der Kissen warf. Hizumi war dankbar, dass er nicht sehen konnte, was genau er da fand. Es dauerte ein wenig, bis er sich sammeln und neben Matsumura stellen konnte, der sich gerade wieder aufrichtete und prüfend seine blutigen Fingerspitzen aneinander rieb. Man konnte ihm nicht ansehen, was er dachte. „Ruf die Spurensicherung“, sagte er schließlich. „Ihre Mutter hängt im Bad.“ Dass Hängt im Bad präzise bedeutete, dass diese Frau sich dort mit einem an der Deckenlampenverankerung befestigten, stabilen Kabel stranguliert hatte, erfuhr Hizumi später vollkommen ungewollt von zwei Forensikern, deren Arbeitsenthusiasmus ihn erschütterte. Als er eine Gelegenheit sah, sich davonzustehlen ohne dass sie es bemerkten, schlängelte er sich durch die Personentrauben, die sich innerhalb von nur einer Viertelstunde in der Wohnung eingefunden hatten. Die Wohnungstür stand weit offen, draußen im Flur immer noch die aufgebrachten Nachbarn und in deren Mitte Matsumura, der mit einem unglaublichen Pokerface einen nach dem anderen mit knappen und ausweichenden Antworten abspeiste. Hizumi hielt auf ihn zu, schlüpfte unter dem Absperrband hindurch und genoss es, dass es hier draußen weit weniger stank. „Da bist du ja.“ Matsumura schüttelte eine Hand ab, mit der offensichtlich jemand versuchte, sich Gehör zu verschaffen. „Dann kannst du ja jetzt deine Polizeiqualitäten sprechen lassen.“ „Aber-“ „Aber mich nicht an. Es reicht mir schon, dass ich heute neben dem Sondereinsatzkommando anscheinend auch noch zur Streife, zur Kripo und bald noch zur Forensik gehöre, wenn die da drinnen mich entdecken und ausquetschen. Du bist doch frisch von der Streife gekommen, oder etwa nicht?“ Er vollführte eine ausladende Geste in die Menschenmenge, die wie ein wilder Hühnerhaufen durcheinander redete. „Sie gehören jetzt dir. Ich warte unten im Wagen. Das hier ist erstmal nicht mehr meine Angelegenheit.“ „Sondern meine?“ „Bis du mit denen fertig bist.“ Mit diesen Worten schlängelte er sich an den Leuten vorbei und verschwand in Richtung Treppe, wo er einer Gruppe der Spurensicherung auswich, die gerade ihre Ausrüstung nach oben schleppte. Dann war er verschwunden. Hizumi schätzte, dass er sich noch beinahe eine halbe Stunde den zahlreichen Fragen aussetzen musste, bis endlich und auch nur langsam Ruhe einkehrte. Die ersten Leute hatte er bereits dazu bewegen können, den Tatort zu verlassen, und irgendwann mussten ihm die beiden Forensiker, die so begeistert vom Kabelgalgen erzählt hatten, ihm dabei helfen, das Feld ganz zu räumen. „Ich hoffe Sie sind nicht sauer, dass wir Sie damit belagern aber wissen Sie, das ist seit Wochen das spannendste mit dem wir zu tun bekommen! Und außerdem müssen wir es ja früher oder später ohnehin an Sie weitergeben. Ich meine, Sie sind dann doch zuständig hierfür, oder nicht? Jetzt ganz ehrlich, ich habe die Typen aus der Ballistik schon beneidet, dass-“ „Misao, halt die Luft an. Der Kollege ist ja kalkweiß im Gesicht!“ Hizumi hatte sich schon denken können, kalkweiß im Gesicht zu sein. Aber jetzt, wo es jemand aussprach, war es ihm irgendwie peinlich. Mit müdem Blick schob er zusammen mit der Frau, deren Name offensichtlich Misao war, die letzten Leute in Richtung Treppenhaus. Als er auf sie hinab sah, hob sie ihre Augenbrauen. „Wow. Sie sehen ja wirklich scheiße aus!“ „Danke.“ „Oh, also, das sollte keine Beleidigung sein, wissen S-“ Ihr Kollege zog sie am Arm beiseite und flüsterte irgendwas. Immerhin er schien zu wissen, wann das Maß voll war. Schließlich räusperte er sich und drehte sich zu Hizumi um. „Gehen Sie ruhig nach hause und duschen Sie sich kalt ab oder so etwas. Wir schmeißen den Laden schon.“ „Danke.“ Hizumi überlegte kurz. „Ich weiß nicht- also. Ich bin im Sondereinsatzkommando.“ „Na, wenn das kein Sondereinsatz war! Drei Leich-“ „Man könnte denken sie hat ihr Feingefühl verloren, aber sie ist eben etwas abgebrüht, wissen Sie?“ Hizumi nickte mechanisch und warf einen sehnsüchtigen Blick zum Aufzug. „Den sollten Sie lieber nicht nehmen, da fahren wir Ausrüstung auf und ab, die zu sperrig für die Treppe ist.“ „Schon klar.“ Er gähnte. „Was ich sagen wollte: Leiten Sie alles an die Kriminalpolizei. Ich habe damit nichts am Hut. Oder-... naja. Ein Befund wäre schön.“ „Gehen Sie ins Bett, Mann. Wir werden Ihnen schon keine Leichenteile auf den Schreibtisch knallen.“ Hizumi kam nicht umhin sich das bildlich vorzustellen und erschauderte bei der Erinnerung an den Anblick im Kinderzimmer. Er war ganz plötzlich froh, über dieses Thema nicht so daherreden zu können. „Ja. Wie auch immer. Gute Nacht.“ Er drehte sich um, hörte noch wildes Geflüster, aber achtete nicht darauf. Wie von allein trugen ihn seine Beine bis ins Erdgeschoss hinab und ehe er sich versah, stand er vor dem Gebäude, das vollkommen friedlich in den Nachthimmel ragte. Mit missmutigem Blick zog er sich den Reißverschluss der Jacke bis zum Kinn und stolperte in Richtung Wagen. Als er an ihm ankam, fiel ihm urplötzlich ein, dass er jeden Grund hatte, sauer auf Matsumura zu sein. Das da oben wäre alles schneller gegangen, wenn er sich nicht einfach mit einem Befehl verdrückt hätte. Vielleicht nutzte er es ja aus, Hizumi auf eine gewisse Art einzuarbeiten. Er nahm sich fest vor, beim Einsteigen irgendetwas zu sagen, auf das selbst diesem Mann kein Konter einfiel. Für diesen Abend brauchte er wenigstens die Genugtuung, ihn einmal nach Worten ringen zu sehen. Mehr wollte er ja nicht. Das war schon ein geringer Preis für diesen ersten Tag. Seine Gehirnzellen gerieten während der letzten Meter auf Hochtouren, er zog die Beifahrertür auf und stieg ein. Luftholend wandte er sich Matsumura zu- und hielt sie an, als er sah wie der mit vollkommen verzerrtem Gesicht und glasigen Augen die Straße hinunter starrte. Seine Kiefer hatte er so stark aufeinander gepresst, dass sie sich deutlich abzeichneten. Er schien nicht einmal bemerkt zu haben, dass Hizumi dazu gestiegen war. Mit einer Mischung aus Überraschung und Verwirrtheit schluckte er seinen mutigen Kommentar wieder herunter und schnallte sich an, ohne seinen Kollegen aus den Augen zu lassen. „Geht es Ihnen gut?“, fragte er nach einer endlosen Stille. Keine Reaktion. Karyu Karyu hörte, wie Hayashimas Handy zu vibrieren begann, ehe die Tür hinter ihm zufiel. Das leise Klicken verschluckte sämtliche Geräusche vom Gang, und jetzt nahm er erstmalig die ratternden Maschinen wahr. Er drehte sich zu ihnen um, und für einen kurzen Moment kam Panik in ihm auf. Dieselben Geräte hatten vor Monaten auch ihn am Leben erhalten. Tsukasa hatte sich auf einen der Hocker am Bett gesetzt und bedeutete Karyu mit einem sanften Klopfer auf das Polster neben ihm, auch Platz zu nehmen. Er tat wie ihm geheißen und war verblüfft, dass er sich nicht traute in das Gesicht des Mannes zu sehen, der vor ihm lag. „Er wird nicht mehr aufwachen.“ Karyu war dankbar, dass Tsukasa nicht zu denen gehörte, die lange um etwas herum redeten. Zumindest nicht, was seinen Beruf anbelangte. Und auch wenn das eine sehr überrumpelnde Art und Weise war, hatte er die Angewohnheit in solchen Situationen mit einer furchtbar beruhigenden Stimme zu reden. „Ich wollte, dass du ihn noch einmal siehst, bevor er stirbt. Verstehst du das?“ „Ja.“ „Er hat es nicht verdient.“ „Ich weiß.“ Karyu dachte daran, wie viel Verachtung er immer für Yagasumo empfunden hatte. Wer konnte es ihm verübeln? Er hatte ihm, wenn auch ungewollt, nur Ärger bereitet. Und am Ende dafür gesorgt, dass er es rechtzeitig schaffen konnte, Tsukasa vor diesem verrückten Katashi zu retten. Fushimasu hatte Karyu gegenüber ein paar Andeutungen gemacht, kurz nachdem das alles geschehen war. Wie es ihm gelungen war, vor den Geiselnehmern zu fliehen. Er war leichenblass dabei geworden, doch Karyu war der Ereignisse viel zu müde, um zu verstehen, was er da hörte. Erst jetzt holte ihn alles tatsächlich ein. Er zuckte zusammen, als Tsukasa seine Hand nahm und in die seinen einschloss. Seine Augen hielten sich krampfhaft auf der weißen Bettdecke, aber er wusste, dass er angesehen wurde. „Ich habe eine Bitte.“ Tsukasa stieß seinen Atem langsam hervor und schwieg eine Weile. Als Karyu schließlich seinen Blick hob, sah er nachdenklich aus. „Ja?“ „Yagasumo hat das alles nur getan, um seine Frau und seine Kinder zu schützen. Er wollte uns nie etwas Böses.“ „Ich weiß.“ Karyu fuhr sich mit der freien Hand einmal übers Gesicht. Sie hatten bereits einmal darüber geredet, doch da war noch nie die Rede davon gewesen, dass dieser Mann hier sterben würde. „Ich weiß.“ „Sie haben ihn jetzt eine Weile nicht besucht. Vielleicht habe ich mir bloß angewöhnt schnell argwöhnisch zu werden, aber könntest vielleicht bei ihnen nach dem Rechten sehen? Ich denke wir sind es ihnen schuldig, dass wir uns um sie kümmern.“ Für einen kurzen Moment huschte ein Lächeln über Tsukasas Lippen. „Ich würde es selbst tun, aber du hast mir deutlich gesagt, dass ich noch immer eine Art Pflegefall bin.“ Es beruhigte Karyu, etwas Schelmisches in seinen Augen zu sehen. Und für einen kurzen Augenblick konnte er sich auch vorstellen, dass sie in seiner Wohnung auf dem Sofa saßen, nicht an einer Art Totengelage. Er streckte seine Hand nach Tsukasas Haaren aus und strich darüber hinweg. Schließlich seufzte er leise. „Ich fahre gleich vorbei. Und wenn ich nachhause komme, will ich, dass du dann schon da bist. Genug Arbeit für heute.“ „Versprochen.“ Tsukasa beugte sich vor und küsste ihn. „Danke. Wirklich.“ Als er sich wieder zurücklehnen wollte, hielt Karyu ihn davon ab. Den fragenden Blick ignorierend rahmte er Tsukasas Gesicht mit den Händen ein und legte erneut seine Lippen auf seinen Mund. Nach schier endloser Zeit löste er sich von ihm und kämpfte sich beinahe schwerfällig auf die Beine. Und trotz aller Vorsicht fiel in diesem Moment sein Blick auf das fahle Gesicht von Yagasumo. Ein Knoten bildete sich in seinem Magen. „Gut. Ich gehe jetzt.“ „Karyu?“ „Mhm?“ „Es wird alles gut. Irgendwann ist alles wieder gut.“ Karyu musterte Tsukasa eine Weile. Auch wenn sein Freund es vielleicht nicht darauf anlegte, konnte er in seinen Augen wieder diesen Ehrgeiz erkennen, mit dem er auch einmal ihn am Leben erhalten hatte. Vielleicht konnten sie Yagasumo nicht mehr helfen, aber Karyu wurde klar, dass sie noch immer eine Chance hatten, das Beste aus allem zu machen. Er lächelte flüchtig. „Ja, das wird es.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)