Das Leben spielt nie fair! von Chou-Yoru ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel Zehn ------------------------ Kapitel Zehn Er sah wie im Zeitraffer, dass Kakarott sich nach vorne beugte, die Hand, die auf seinem Mund ruhte, verschwand und sich ein Schwall Blut vor seinen Füßen breit machte, überhaupt nicht realisierte, was geschah. Die Würgegeräusche hörten sich weit entfernt an, wie in Watte gehüllt, genauso wie das Husten, weil er die rote Pfütze betrachtete. Einige Blutspritzer waren auf seinen nackten Füßen gelandet, die er allerdings nicht wirklich wahrnahm, nun wieder langsam hoch sah, in ein aschfahles Gesicht, welches ihn anblickte, als könne er das selbst nicht ganz glauben. Er stand immer noch gebeugt da, eine Hand an seinen Magen haltend, die andere mit dem Handrücken an seinem Kinn, atmete unregelmäßig, aber starrte ihn hilfesuchend an. Noch einmal würgte er, ein Gemisch aus Blut und Speichel zog sich wie ein zähflüssiger Faden der Gravitation entgegen zu Boden und normalerweise störte sich Vegeta an so einem Bild nicht, aber momentan würde er sich gern selbst vorbeugen und seinem Magen die gewünschte Aufmerksamkeit schenken. Das war zu viel, einfach nur zu viel und ganz besonders für einen einzigen Tag, von dem er endlich gehofft hatte, dass es für heute gut war, aber dem war anscheinend nicht so. Warum hasste ihn das Schicksal so sehr, warum? Goku blieb vorn über gebeugt, stützte sich mit den Händen an seinen Knien ab, versuchte seine Atmung und seinen Magen irgendwie unter Kontrolle zu halten, was ihm schwerer fiel, als es eigentlich sollte. Es war sowieso nichts mehr so, wie es eigentlich sein sollte, sein Körper war nicht mehr so, wie er sein sollte und er fühlte, wie er sich Stück um Stück zerstörte, wie sein Inneres sich zersetzte. Kalter Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet, langsam fing er an sich zu fragen, durch welche Hölle er noch gehen sollte, bevor es endlich ein Ende fand, denn ansonsten war er nicht nur für das Leben gezeichnet, sondern würde die Spuren auch mit ins Jenseits nehmen. Aber für den Moment schien es vorbei zu sein und langsam begab er sich wieder in eine aufrechte Stellung, atmete tief durch, um das letzte flaue Gefühl aus seinem Magen zu verbannen. Der metallische Nachgeschmack auf seiner Zunge hatte sich jetzt schon in sein Hirn gebrannt und eigentlich wäre das nichts Neues gewesen, wenn es in einem Kampf der Fall gewesen wäre. So aber erinnerte es ihn schlichtweg an seinen bevorstehenden Tod, der einfach nicht aufzuhalten war, an jede bisher dagewesene schmerzvolle Erfahrung, die er in den letzten Tagen erdulden musste. Seine Augen suchten die des Älteren auf, nur um fast schuldbewusst kurz noch einmal wegzuschauen, auf das, was er angerichtet hatte, um im nächsten Augenblick wieder in diese starren Augen zu sehen, die Bände sprachen, die sich jeden Tag mehr und mehr mit Gefühlen füllten, die er nie für möglich gehalten hatte zu sehen. Angst. Sorge. Zumindest nicht für ihn und schon gar nicht in solch einer Intensität, dass es ihm buchstäblich das Herz aus der Brust riss. In seinen Augen loderte aber noch etwas Anderes, etwas, was ihm mehr Bestürzung durch seine Venen fließen ließ, als die Tatsache, dass er abtreten musste. Verletzbarkeit und das unaufhaltsame Widerstreben der Gesamtsituation. Keiner von ihnen wusste damit umzugehen und es war das erste Mal, dass Goku es so offen in seinen Augen sehen konnte, es lesen konnte wie ein Buch, das sonst mit sieben Siegeln verschlossen gewesen war. „Wenn du gehen willst, ich würde es verstehen.“ Er sah das leichte Zucken, sah das Flackern in jenen sonst so stolzen Augen und er wusste, dass er darüber nachdachte, dass sich der Vorschlag nur zu willkommen in seine Gehirnströme fraß und ihn wirklich in Erwägung zog. Er konnte es ihm nicht einmal verübeln und eigentlich bewies Vegeta sehr viel mehr Stärke, als er es selbst tat. Früher wäre der Ältere sofort verschwunden, es hätte ihn einen Dreck gekümmert, was aus ihm geworden wäre, aber mittlerweile sah es in dem Prinzen ganz anders aus. Und er musste sich eingestehen, dass er viel mehr Courage besaß, als er selbst je aufbringen könnte. Doch alles, was Vegeta tat, war leicht den Kopf zu drehen, ihn so minimal zu schütteln, dass er es kaum mehr wahrnahm, konnte nicht verhindern, dass sich sein Herz in eine Richtung bewegte, die dankbarer nicht sein konnte und auch genauso schuldbewusst, weil er genau sehen konnte, was es anrichtete. Dabei wollte er das alles gar nicht, er konnte nur rein gar nichts dagegen unternehmen, auch wenn er selbst merkte, dass seine Launen wechselten, als würde man einen Schalter umlegen, er merkte es und konnte dennoch nichts dagegen tun, es überfiel ihn einfach, ganz zu schweigen von den anderen Dingen, die er weder kontrollieren, noch aushalten konnte. Und Vegeta wollte wirklich bleiben und sich das antun? Er würde selbst gehen, wenn es ihm möglich wäre, er könnte das nicht länger ertragen, dazu war er einfach nicht fähig. Goku konnte durchaus sagen, dass er das Verhalten des Älteren absolut bewunderte, auch wenn es ihn ebenfalls in den Abgrund riss, aber er stand zu den Dingen, die er angefangen hatte, er kämpfte bis zum bitteren Ende um das, was ihm wichtig war, eine Eigenschaft, die er nie so intensiv besessen hatte. Er schluckte den bitteren Geschmack, der sich sowohl durch die Erkenntnis, als auch durch die Magensäure auf seiner Zunge manifestiert hatte, hinunter. Ihm ging es alles andere als gut und trotzdem versuchte er ein Lächeln auf seine Lippen zu legen, das mehr wie ein verzerrtes Bild seiner selbst aussah, es regelrecht fühlte und seine Hand sich ganz automatisch in sein Oberteil krallte. Die Übelkeit war noch nicht ganz vorbei und dass er im wahrsten Sinne des Wortes Blut gespuckt hatte, machte ihm ernsthafte Sorgen. Sorgen, die eh schon da waren, sich jetzt nur um das Tausendfache verstärkt zu haben schienen. Kein schönes Gefühl. Vegeta drehte sich nach endlosen Sekunden einfach herum, konnte sehen, dass jener nicht wusste, was und ob er ihm überhaupt etwas sagen sollte und schließlich einfach weiter ging. Nein, er konnte ihm diese Reaktion genauso wenig verübeln und er atmete noch einmal tief durch um ihm letztendlich zu folgen, nicht ohne das Gefühl, als würde sich sein Magen erneut herum drehen wollen. Ein bitteres Lächeln schlich sich auf seine Züge, als er spürte, wie sich jeder Stritt wie eine Achterbahnfahrt anfühlte und es war eigentlich ein Wunder, dass er keine wirklichen Schmerzen verspürt hatte, abgesehen von dem anstrengenden Auftakt seines Körpers. Er könnte glatt noch einmal loslachen, es klang so absurd, dass die zwei stärksten Saiyajins nichts gegen so ein dummes Zeug ausrichten konnten und er wurde eines Besseren belehrt, dass sich nicht alles mit Kraft lösen ließ. Der Zug war abgefahren, als er sich zu jener Zeit unbesiegbar gefühlt hatte. Als sie kurz darauf auch wieder am Haus ankamen, drehte sich der Ältere noch einmal zu ihm herum, woraufhin Goku stehen blieb und ihn fragend ansah. Dass er seine Hand noch immer an seinem Magen hielt, bemerkte er nicht mehr, aber die stumme Frage, die Vegeta im Gesicht geschrieben stand, machte ihn darauf wieder aufmerksam. „Ich bin mir nicht sicher, ob es ganz vorbei ist.“ Er fühlte sich allgemein immer seltsamer, den ganzen Tag hatte er nicht wirklich die Kontrolle über sich und seine Gedanken gehabt, sie spielten ihm einfach nur zu und ohne wirklich zu überlegen, tat er einfach etwas. Er wusste immer noch nicht, wie er plötzlich im Schlafzimmer sein konnte, er konnte sich nicht daran erinnern, da hoch gegangen zu sein, er musste einen Aussetzer oder so etwas gehabt haben. Dabei war er im guten Glauben gewesen, dass der Tag vielleicht doch nicht so verkorkst war, wie der davor. Er hob seinen Arm in sein Sichtfeld, drehte die Hand langsam, um zu sehen, inwieweit es sich ausgebreitet hatte, es war schon wieder größer geworden und er hatte es nicht einmal mitbekommen, schluckte, als er mit der anderen Hand seinen Oberarm berührte, dort, wo es bereits angekommen war. „Ich… versteh das nicht.“ Es war nur ein Hauch, ein brüchiger kleiner Windhauch, der dennoch so niederschmetternd war. Er wollte das nicht mehr, sah, wie seine Hand anfing zu zittern und sie daraufhin zur Faust ballte, so fest, dass sich seine Nägel in dieses Grauen gruben. Er rechnete schon fest damit, dass irgendein seltsames Zeug aus seiner Handfläche kam, aber es war nur Blut, stinknormales rotes verdammtes Blut, welches über sein Handgelenk lief. Seine Knöchel traten schon weiß hervor, seine Muskeln spannten sich in diesem Arm zum bersten an, spürte Zorn in sich aufsteigen. Sekundenbruchteile später setzte er sich einfach in Bewegung, ließ Vegeta da stehen, der ihm einfach nur hinterher sah, nicht wusste, was er denken sollte, ihn einfach nur beobachtet hatte, eine Gefühlsebene in dem Jüngeren betrachten konnte, die einfach nur noch ein ständiger Wechsel war. Ein Krachen ließ ihn kurz aufschrecken, aus seinen Gedanken fahren, als er auf die halb rausgerissene Tür starrte, die wohl nun endgültig auf den Sperrmüll konnte, wenn das so weiter ging, war das Haus auch bald ein kompletter Haufen Schrott. Innerlich seufzend setzte er sich selbst in Bewegung, fand Kakarott in der Küche wieder, der auf einem der Stühle saß, den Kopf auf dem Tisch liegen hatte, der wiederum in seinen Armen vergraben lag. Ein Bild der Verzweiflung, wenn er das leichte Beben seiner Schultern bedachte und wusste, was es zu bedeuten hatte. In all den Jahren hatte er ihn nie so derart… gebrochen erlebt, hatte in den letzten Tagen Tränen gesehen, die einfach nicht zu ihm passen wollten und er konnte in dieser aussichtslosen Situation nicht einmal etwas tun, weder gut zusprechen, noch ihm auf irgendeine andere Art vermitteln, dass alles wieder gut werden würde, denn das würde es nicht. Er konnte ihm nicht einmal mehr sagen, dass er damit aufhören sollte, dass er seinen Mann stehen sollte, es würde einfach nichts bringen, weil er es genauso gut einer Wand erzählen könnte. Alles was er tat, war rückwärts wieder aus der Küche zu gehen, das Bad aufzusuchen und die Spuren von draußen zu beseitigen und ein paar Gedanken zu ordnen, die sich ja doch immer und immer wieder überschlugen. Dennoch war das Rauschen des Wassers gerade Balsam für seine Seele, seinen Geist, der sich gerade nichts sehnlicher wünschte, als all das vergessen zu können, stützte sich mit beiden Händen an den Fliesen ab und ließ das Wasser auf seinen Nacken prasseln. Kakarott überraschte ihn jedes Mal mit neuen seltsamen Spielchen, er wusste wirklich nicht mehr, worauf er sich noch einstellen sollte, worauf er sich vielleicht noch gefasst machen musste. Er verlor selbst schon den Verstand, egal wie viel er schon gesehen hatte in all den Jahren, das hier war einfach etwas völlig anderes und er gestand sich ein, dass Gefühle zwar schön waren, aber umso grausamer, wenn man sich zu sehr band. In all der Zeit hatte er genau das vermeiden wollen, jetzt machte er sich fertig, weil sie ihn einfach überrannt hatten, sich in sein Herz festgesetzt hatten, regelrecht Blut geleckt hatten, aus denen er nie wieder rauskommen würde. Einmal und man hatte den Scheiß auf ewig an der Backe. Seufzend ließ er den Kopf noch weiter hängen, ließ das heiße Wasser weiter in seinen Nacken prasseln, als er etwas Kaltes an seiner Schulter spürte und herum fuhr, sich erschreckte, aber fast im selben Augenblick wieder zur Ruhe kam. Wieso um alles in der Welt kam er jetzt nur noch angeschlichen und erschreckte ihn damit fast zu Tode?! Er hatte ihn nicht einmal kommen hören, weil er schon wieder nur in seinen Gedanken versunken war, die sich ja doch nur um Kakarott drehten, jede verdammte Sekunde und alles andere vergaß, weil ihn das viel zu sehr einnahm. Und dennoch konnte er nicht einmal wirklich wütend darüber sein, besonders nicht, wenn er in dieses trübe Gesicht sah, nicht, wenn er in diese rotgeweinten Augen sah, ein völliger Kontrast zu seinem Gesicht. Er sah mehr als nur scheiße aus und dennoch baten diese Augen um Einlass, wollten alles andere verdrängen, was – wie Vegeta deutlich erkannte – ihm nicht gelang und die Angst ihn genauso ansprang, wie Kakarott es in diesem Moment am liebsten tun würde. Er zuckte seinen Kopf in einer leichten Geste zur Seite, bedeutete ihm damit, dass er eintreten durfte, beobachtete, wie verdammt vorsichtig sein Partner einen Fuß vor den anderen setzte, unter dem Strahl stehen blieb und den Boden anstarrte. Das wirkte auf ihn fast schon apathisch, wenn er in seinem Gesicht nicht erneute Regungen sehen würde, die eindeutig Anzeichen erneuten Heulens waren. Nein, er konnte und wollte das nicht schon wieder sehen, er war doch nicht umsonst nach oben geflüchtet. „Kakarott. Sieh mich an.“ Nichts, er kämpfte weiter mit seinen Gefühlen, folgte nicht der Aufforderung, fühlte sich dafür nicht stark genug, nur wurde er daraufhin an der Schulter gepackt und fand sich keine Sekunde später mit dem Rücken an den Fliesen wieder, wurde aus finsteren und dennoch sorgenvollen Augen bedacht. Das Bild sah ein wenig verzerrt aus, weil der Wasserstrahl sie trennte und nahm den Blick erneut von ihm. „Ich kann mich nicht mehr richtig kontrollieren. Es funktioniert einfach nichts mehr.“ Er stützte sich leicht mit den Händen an den Fliesen hinter sich ab, seufzte und schloss seine Augen. „Mein Ende naht, ich spüre es.“ Es war, als würde er von einer fremden Macht beherrscht werden, aber letztendlich konnte er es sich nur so erklären, dass er einfach nur vergaß, dass er nicht mehr ganz realisierte, was er tat und dachte, auch wenn es nur Momente waren. Wer wusste schon, was in seinem Körper alles schon zerstört war. Vegeta sah ihn einfach nur an, emotionslos. Eigentlich hatte er ihm was sagen wollen, aber er ließ es nun doch, es gab darauf einfach nichts zu sagen, es waren vollendete Tatsachen, vor die sie gestellt wurden, an denen sie nichts weiter dran machen konnten. Aber er konnte etwas anderes machen, er konnte ein letztes Mal dieses Häufchen Elend etwas aufmuntern, konnte ein letztes Mal vergessen lassen, dass es für sie keine Zukunft mehr gab, konnte die verdammte Zeit still stehen lassen und griff in einer einzigen verzweifelten Bewegung nach Kakarott, hörte den unmissverständlichen Laut der Hingabe, als sich ihre Lippen in perfekter Harmonie trafen und den Kuss von heute Mittag weiter ausweiteten… ----------------------------- Brummend zog sich Vegeta die Decke über den Kopf, drehte sich gleichzeitig von der Sonne weg und schickte Flüche in den Himmel. Es war noch viel zu früh nach seinem Geschmack jetzt aus dem kuscheligen Bett zu kriechen, tastete ganz automatisch nach vorne, suchte nach Kakarott, nur war da nichts. Blinzelnd öffnete er seine Augen, musste feststellen, dass er nicht im Bett lag und setzte sich auf, ließ seine Sinne schweifen und spürte seinen Partner unten. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es noch sehr früh war, nichts Ungewöhnliches, hielt seine Hand über seine Augen und vertrieb den Schlaf aus ihnen. Einige Augenblicke später schwang er die Beine aus dem Bett, merkte erst jetzt, dass er noch nackt war und dachte an gestern Abend, grinste breit, als ihn die Erinnerung schüttelte. Allerdings verschwand das Grinsen schneller, als es gekommen war, er war ja nur so verzweifelt über ihn hergefallen, weil er all das vergessen wollte, nur schlug die Bombe auch schon wieder ein, das Gefühl der Hilflosigkeit kehrte in seinen Körper zurück und ließ jene schöne Nacht verbleichen. Es wäre zu schön gewesen, wenn er es damit verbannen hätte können, aber das war auch alles nur Wunschdenken, also stand er auf, zog sich eine Shorts über und öffnete die Tür. Sogleich stieg ihm ein unverwechselbarer Duft von Frühstücksbrötchen in die Nase, den er so tief einsog, dass ihm beinahe schwindelig wurde. Wann hatte er das letzte Mal eigentlich etwas gegessen? In diesem ganzen Durcheinander hatte er da keinen Gedanken dran verschwendet. Er ging die Treppe hinunter, sah sofort, dass Kakarott die Haustür sporadisch gerichtet hatte und ging weiter zur Küche, hörte seine Stimme, die ziemlich bebend klang und stieß vorsichtig die Tür einen Spalt auf, nur um zu sehen, dass Kakarott aufgeregt durch die Küche stiefelte und das Telefon am Ohr hatte. Fast hätte er gedacht, er führe Selbstgespräche, zumindest war das nicht ganz auszuschließen gewesen, umso beruhigter war er schon, dass er es nicht tat, nur fragte er sich schon, mit wem er so hitzig sprach. „Was ist daran so schwer, es ihnen auszurichten? Ich habe doch schon gesagt, ich kann nicht vorbei kommen, geht das in deinen Schädel nicht rein?!“ Eine kurze Pause, in welcher sich Kakarott an die Küchenzeile stellte, die Augen verdrehte und er nur zu genau beobachten konnte, dass er den Hörer am liebsten zerquetschen wollte. „Man, dann verreck doch, blöde Gans!“ Er knallte das Telefon auf die Arbeitsplatte, welches sofort in tausend Teile zersprang, legte sich die Hand an die Stirn, seufzte und starrte zu Boden, sah aber leicht erschrocken auf, als die Tür ganz aufging. „Morgen, Geta. Ich hab ein paar Brötchen gebacken.“ Vegetas Blick ging zum Tisch, ein Paar, war leicht untertrieben und mit einer hochgezogenen Augenbraue bedachte er wieder seinen Partner. „Ich konnte nicht schlafen.“ Er nahm sich die Schürze ab, legte sie zur Seite und kam auf seinen Prinzen zu, gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Ein Blick zum kaputten Telefon stellte auch schon die nächste Frage, auf die Goku zuerst nur seufzte und Vegeta etwas zum Tisch schob. „Ich wollte meinen Kindern ausrichten lassen, wie lieb ich sie habe, aber Chichi wollte, dass ich zu ihnen gehe.“ Sie hatte einfach nicht verstanden, dass er das nicht konnte, nicht durfte, die Gefahr war zu groß, dass er sie damit auch noch infizierte. Gut, er hatte ihr den Grund nicht genannt, nur dass es absolut wichtig war und trotzdem stellte sie sich quer. Er wäre ja auch zu ihnen gegangen, nur allzu gerne würde er sie ein letztes Mal sehen, sie drücken und sich verabschieden, so aber musste er sich wohl oder übel gedulden, bis er sie wieder sehen konnte. Normalerweise hätte er auch nie so mit ihr gesprochen, aber da er eh nichts mehr zu verlieren hatte und ihn die Frau einfach nur noch aufgeregt hatte, konnte er gar nicht mehr anders reagieren, das Fass war eindeutig zu voll und am überlaufen. In all den Jahren war sie es gewesen, die ihn immer nur blöd angemacht hatte und auch wenn sie sich nichts drauf geben hatte wollen, hatte er dennoch dieses kurze Zögern gespürt, als sie auch schon wieder in den Hörer gebrüllt hatte. Sicher, sie war noch immer sauer, weil er sich von ihr getrennt hatte, weshalb er auch eigentlich noch nicht wieder mit ihr sprechen wollte und er hatte auch genau gewusst warum. Jetzt war es auch egal, sollte sie an ihrer Wut ersticken und denken, was sie wollte. Vegeta verstand, setzte sich wortlos an den Tisch und machte sich über die selbst gebackenen Brötchen her, was Goku ein kleines Lächeln ins Gesicht zauberte, kurz darauf aber bitter zu Boden schaute. Es war sozusagen ein kleines Dankeschön für letzte Nacht, die er mehr als nur genossen hatte, er hatte für die Zeit endlich mal wieder vergessen können. Aber kaum, dass sie im Bett waren, kehrte alles zu ihm zurück, hatte es unmöglich gemacht, neben seinem Partner zu schlafen, war durch das Haus getigert, bis er in den frühen Morgenstunden angefangen hatte zu backen. Es war eine gute Ablenkung gewesen, auch wenn er jetzt furchtbar müde war und wahrscheinlich noch beschissener aussah, aber er hatte weiteren Alpträumen entgehen können und wenn er sich nicht irrte, war er von diesem Grauen in der Nacht auch verschont geblieben. Ein Blick auf seinen Arm bestätigte es ihm eigentlich nur, er sah noch genauso aus wie gestern Abend, allerdings konnte er davon ausgehen, dass im Laufe des Tages wieder etwas sein würde und wenn er es vermeiden könnte, würde er alles dafür tun. Seufzend sah er weiter seinem Partner zu, er selbst hatte keinen Appetit und es hatte auch keinen Sinn, irgendwem etwas vorzumachen, der Kleinere durchschaute ihn sowieso, also konnte er es auch gleich ganz bleiben lassen. Vegeta wäre der Letzte, der ihn zu irgendwas zwingen würde, wenn sie eh wussten, dass es nichts bringen und nicht gut sein würde und gab sich für den Augenblick damit zufrieden, ihm zuzuschauen. Wie gern würde er die Zeit mit ihm genießen, wie gern würde er da weiter machen, wo sie gestern Nacht aufgehört hatten, wie gern würde er noch Jahre mit ihm verbringen… All seine Wünsche und Hoffnungen waren zunichte gemacht, dabei wäre dieser Wunsch nicht einmal abwegig gewesen, auch wenn es vor ein paar Tagen nicht so ausgesehen hatte. Tief in sich drinnen spürte er, dass sie füreinander bestimmt waren und trotzdem verbot es irgendeine höhere Macht oder was wusste er schon, warum es wieder nicht so klappte, wie es eigentlich sollte. Wenn er tot war, vielleicht könnte er ja doch mal mit Enma reden, vielleicht war auch nicht alles verloren und es gab eine Möglichkeit, ihn wieder zu sehen. Vielleicht gönnte er ihnen noch mal ein paar Stunden, bevor Vegetas Seele gereinigt wurde, vielleicht sollte er einfach an einen Hoffnungsschimmer glauben, dass Enma so gnädig war und ihn ins Paradies Einzug erhalten ließ, egal wie lang die Liste seiner Sünden war. Aber irgendwo wusste er auch, dass die guten Taten der letzten Jahre nicht all das Schlechte aufwiegen konnten, dazu war es einfach zu viel gewesen und trotz allem wollte er an ein kleines Wunder glauben. Er schloss seine Augen, lehnte seinen Kopf an der Wand an, gab sich der Erschöpfung hin, welche ihn fast zusammensacken ließ, sich aber rechtzeitig fing und auch seine Augen mehr unfokussiert durch den Raum schweifen ließ. An Vegeta blieb er letztendlich hängen, sah die Haltung, die bereit war, jeden Moment aufzuspringen und zu ihm zu eilen, wenn es notwenig war. Ein erneutes kleines Lächeln legte sich in sein Gesicht, als sich seine Augen hinter den Lidern verdrehten und er nun doch zu Boden sackte, nicht mehr spürte, dass der Ältere bei ihm war und versuchte, ihn wach zu bekommen. Jener hockte vor ihm, atmete tief durch und beruhigte sein zu wild klopfendes Herz. Er hatte echt gedacht, dass es das jetzt gewesen war, dass das flackern seiner Aura das erste Anzeichen war, aber wie Vegeta jetzt erkennen konnte, war er einfach nur fertig mit der Welt, brauchte den Schlaf, egal was das wieder mit sich bringen würde, es war ja doch nicht aufzuhalten. Er hob ihn einfach nur hoch und hatte Kakarotts Arme wie automatisch um seinen Hals geschlungen, brachte ihn nach oben und legte ihn zu Bett, setzte sich aber selbst dazu und musterte sein Gesicht. Dieses leichte Lächeln war noch immer nicht von seinen Lippen gewichen und eigentlich sah er gerade ziemlich friedlich aus, wenn die Situation nicht so ernst wäre, hätte er sich vielleicht selbst zu einen kleinen Lächeln durchringen können, so aber sah er ihn einfach nur besorgt an. Er wollte sich schon wieder erheben, als er plötzlich am Arm gegriffen wurde, Kakarott ihn aus großen Augen anstarrte, die völlig leer zu sein schienen, ihm dennoch den Arm abquetschte und sich gleichzeitig fragte, woher er diese verdammte Kraft gerade nahm. Das war allerdings nicht das, was ihn beunruhigte, sondern vielmehr die Tatsache, dass der Jüngere mit einem Satz aufgesprungen war, ihn damit zu Boden und gegen die Kommode befördert hatte, sich jetzt schon neue Kopfschmerzen ankündigten und es im nächsten Moment poltern hörte. Er schluckte, denn im Endeffekt konnte das gerade nur eines bedeuten, weil in dem verdammten Flur nichts weiter war, als die Treppe und da jetzt Stille herrschte, ließ es nur noch einen Schluss zu. Ein Seufzen verkneifend, stand er wieder auf, musste nachsehen, ob soweit alles in Ordnung war, auch wenn er genau wusste, dass seit Tagen nichts in Ordnung war und sich unweigerlich der Gedanke einschlich, Kakarott habe sich eventuell das Genick gebrochen und alles wäre vorbei. Aber bei ihrem derzeitigen Glück, glaubte er nicht mehr daran, glaubte vielmehr daran, dass ihnen bis zum bitteren Ende nichts erspart bleiben würde. Warum einfach, wenn das Schicksal lieber beschlossen hatte, ihnen übel mitzuspielen? Wann war es denn mal anders gewesen? Nie! Und wenn, waren es wirklich nur kleine Ausnahmen gewesen, die er an einer Hand abzählen konnte. Er trat auf den Flur, reckte seinen Kopf leicht nach vorne, nahm die drei Schritte bis zur ersten Stufe und zog eine Augenbraue hinauf. Kakarott war nicht da und auch seine Aura konnte er nirgends spüren, ließ in ihm eine mehr als beunruhigende Welle der Angst aufsteigen. Ein Lufthauch strich an seinem Nacken vorbei, zitterte ungewollt und ließ all seine feinen Härchen aufstellen, drehte sich langsam herum und blickte in zwei tief schwarze Seen, die den puren Wahnsinn in sich trugen. Er sah nur noch, wie ihn diese Manie ansprang, reagierte aus einem Instinkt heraus, streckte seine Hand nach vorne und schloss einen Blast auf ihn ab, welchen den Jüngeren zurück ins Schlafzimmer beförderte und alles, was er spüren konnte, war sein rasendes Herz und seine zittrige Atmung. -------------------- *räusper* Bis zum nächsten Mal! :) LG Chou Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)