Chained von Bettyna (In his arms) ================================================================================ Prolog: Face-to-face -------------------- Es war ein lauer Abend, doch die Gemüter einiger Bewohner dieser Stadt waren stark unterkühlt oder aber sehr erhitzt. Man konnte die Spannung auf seinem Gesicht nicht lesen, doch sein Bruder erkannte die etwas zu steife Körperhaltung sofort. Es gab nur wenige, die den Älteren genauso gut kannten, wie er es tat und deshalb wusste er, dass dieser Augenblick alles andere als ungerührt an ihm vorbei ging. Während sein Vater dachte, dass sein erster Sohn die Situation gleichgültig wie immer wahrnahm und dass es sich bei seinem anfänglichen Sträuben nur das typische Aufbäumen eines jungen Mannes gehandelt hatte, machte sich seine Mutter ein wenig Sorgen. Jetzt, da es so weit war, kamen ihr Gedanken der Reue. Ihr älterer Sohn war anders als alle anderen junge Männer in seinem Alter. Er war sehr reif, ruhig und ernst, äußerst vielbeschäftigt und lebte für seine Arbeit. Ihn nun auf so eine rücksichtslose Weise aus seinem gewohnten Alltag zu ziehen, war vielleicht nicht richtig. Er brauchte wahrscheinlich noch etwas mehr Zeit, bevor er sich binden konnte und wollte. Doch es war nun nicht mehr zu ändern. Sein Vater trat vor und öffnete die Tür, während sich der Rest der Familie unbehaglich im Flur drängte und trotzdem versuchte, ein würdevolles Bild abzugeben. Das erste Gesicht, das im Türrahmen auftauchte, gehörte zu einem Mann, der etwas im gleichen Alter wie der Hausherr war. Seine leicht braungebrannte, makellose Haut verriet, dass er kein Shinobi war, doch die aufmerksamen haselnussbraunen Augen, seine gerade Haltung und die gestrafften Schultern, und dazu der durchaus kostbare Kimono zeigten, dass er ein Mann von hohem Stande war. Eine in etwa gleichaltrige Frau, deren hellgraue Augen sofort hervorstachen, stand einen Schritt hinter dem Mann. Sie war groß, aber zierlich, auch sie eingehüllt in einen seidenen Kimono mit geschickt hochgestecktem schwarzen Haar. Sie teilte die Haarfarbe mit ihrem Mann, ebenso den etwas dunkleren Teint. Als sie lächelte, bildeten sich feine Linien um Augen und Mund, wodurch es leicht zu erraten war, dass ihr Gesicht oft ein Lächeln schmückte. „Konbanwa, Fugaku-san, Mikoto-san“, sprach der Mann, nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren und auch seine Miene nahm einen freundlichen Ausdruck an. Er und seine Frau deuteten eine Verbeugung an, die von den beiden angesprochenen Gastgebern prompt erwidert wurde. Der Anführer des Uchiha Clans, Fugaku, hatte sich gut auf dieses Treffen vorbereitet und auch seine Frau Mikoto wusste, was zu tun war, da sie als Hausherrin oft Besuch empfing. Dieser Abend war jedoch etwas besonderes und deshalb musste sie sich eingestehen, dass sie ein wenig nervös war. „Hien-san, Takara-san, willkommen. Tretet ein“, begrüßte Fugaku die Ankömmlinge und Mikoto machte eine einladende Geste, um die Gäste hereinzubitten. Hien nickte und kam der Aufforderung sofort nach. Auch seine Frau folgte ihm und als sie gemeinsam den Flur betraten, hatten sie freie Sicht auf den blitzblanken, traditionell dekorierten Eingangsbereich und auf die beiden Söhne der Uchiha Familie, die das ganze Geschehen bisher stumm beobachtet hatten. Es war nicht zu leugnen und auch kaum zu übersehen, dass die Personen sich abschätzend musterten. Nicht nur Mikoto und Fugaku hatten sich für den Anlass in ihre guten Gewänder gekleidet, auch die Brüder zeigten sich in ihren Kimonos. Sie trugen die im Clan üblichen Farben: Schwarz und dunkelblau, mit dem aufgesetzten Symbol der Familie, dem rot-weißen Fächer. Sasuke sah man an, dass er sich in seinem Aufzug nicht allzu wohl fühlte, da er bequeme, moderne Alltagskleidung bevorzugte. Itachi war seine Garderobe nicht unangenehm, doch er verschwendete in diesem Moment auch keinen Gedanken daran. Der Ältere der beider Brüder erwiderte Hiens Blick mit Gefasstheit und Ruhe, obwohl Sasuke, der etwas seitlich seines Bruders stand, sehen konnte, wie die Knöchel von Itachis geballter Hand noch ein wenig mehr hervortraten. „Itachi-san, es freut mich, dich kennenzulernen. Dich auch, Sasuke-san“, sprach Hien erneut. Er redete den Jüngeren an, damit sich dieser nicht übergangen fühlte, doch seine Aufmerksamkeit lag auf dem größeren, älteren jungen Mann. Für Itachi war das völlig vorhersehbar. Er kannte den Mann, hatte ihm aber nie viel Aufmerksamkeit zukommen lassen. Sein Name war Ofuda Hien. Er war ein Diplomat, ein Spezialist für Beziehungen zu anderen Shinobiländern. Manchmal fungierte er als Berater der Hokage in schwierigen politischen Fragen, da er viel reiste und als Abgesandter von Konohagakure oft in den anderen großen Hauptstädten zu Gast war. Ein Mann wie er brauchte auf seinen Reisen eine Eskorte von hoch spezialisierten und gut ausgebildeten Shinobi, die ihn schützten, denn oft waren die Besuche auf seinen langen Wegen nicht ungefährlich. Itachi hatte ihn nie begleiten müssen, denn als Kapitän einer ANBU-Einheit fiel dies nicht in sein Aufgabengebiet. Ein Seitenblick auf Sasuke zeigte ihm kein Erkennen auf dessen Gesicht, also kannte er den Mann wohl nicht. Doch das würde wohl auch nichts ändern, denn der Blick von Hien lag weiterhin mit forschendem Ausdruck nur auf ihm. „Konbanwa, Uchiha-san“, ertönte plötzlich noch eine weitere Stimme von der Tür und es wurde plötzlich jedem bewusst, dass noch eine Person vergessen worden war. Es war eine junge Frau in einem hellen Kimono mit zu einem Knoten hochgesteckten, schwarzen Haaren. Ihr Gesichtsausdruck unterschied sich nicht sehr von dem ihres Vaters, ernst und wachsam, was ihr einen abgeklärten, aber weichen Ausdruck verlieh, was wohl von ihrer Mutter stammte. Nur in ihren Augen, deren Farbe einer seltsamen Mischung der ihrer Eltern entsprach, spiegelte sich ihre innere Aufruhr. Doch das konnte ihr niemand übel nehmen. Sie verbeugte sich respektvoll vor den Uchiha Eheleuten und sah auf, um den Augen von Itachi zu begegnen. Ihr war er noch nie begegnet. Und doch hatte man ihm von ihr berichtet. Sie hieß Damasu und war 22 Jahre alt, zwei Jahre jünger als er. Als Kind hatte sie die Ninjaakademie besucht und mit dem Rang eines Genin einige einfache Missionen durchgeführt. Schließlich hatte ihr Vater sie in Wirtschaft und Politik unterrichtet und somit von der Laufbahn einer Kunoichi weg gelenkt. Da die Familie Ofuda in Midori no Geto wohnte, einem Dort nahe der Ostküste von Hi no Kuni, hatte sie nur wenig Kontakt zu anderen Shinobi, weswegen sie auch selber das Interesse am Kämpfen verlor und vor Ort im Hafen von Aonori ihr Geschick als Verwalterin von wertvollen Handelswaren bewies. Sie war sehr hübsch und hatte etwas betörendes an sich - diese Gedanken kamen Itachi nur allzu leicht. Sie war groß und schlank und wohl auch sehr intelligent, doch viel mehr als eine Zivilistin war sie nicht. Vielleicht hatte sie ein wenig mehr Zugang und Verständnis für die Welt eines Shinobi und das war gut, doch viel war es nicht. Mehr Zugeständnisse konnte er von seinem Vater nicht erwarten. Nie hätte er eine Kunoichi in Betracht gezogen. Es war eigentlich ein Wunder, dass er Itachis Wunsch, bei den ANBU zu bleiben und nicht zur Konoha Polizei zu wechseln, hingenommen hatte. Mehr Geduld konnte er sich also nicht erhoffen - außerdem war die ganze Sache schon beschlossen. Jetzt spürte er auch den fordernden Blick seines Vaters auf sich ruhen und sah sich schließlich zu einer Reaktion gezwungen. Mit geradem Rücken schob er sich an Hien und seinem Vater vorbei und streckte Damasu seine Hand hin, mit der Handfläche nach oben. „Damasu-san, ich freue mich, dich zu sehen“, sagte er, doch seine Worte erreichten nicht wirklich sein Gesicht, obwohl er keineswegs beabsichtigte, unhöflich oder verletzend zu sein. Doch er konnte nicht anders – und ein störrischer Teil von ihm wollte vielleicht auch nicht anders wirken. Doch die junge Frau schien all das kaum zu bemerken. Sie senkte ihren Kopf, als sie ihre Hand in seine legte. „Danke, Itachi-san. Es ehrt mich, hier zu sein“, antwortete sie und ihre klare Stimme erfüllte den Raum, obwohl auch ihr Ton nicht das versprach, was er eigentlich hätte ausdrücken sollen. Doch keiner von Beiden machte Anstalten wegzurennen, als hätten die Erwartungen der sie umgebenden Personen ihre Füße fest auf den Boden betoniert. Und der laue Abend, der so voll war von widersprüchlichen Gefühlen, besiegelte die Zusammenkunft von Uchiha Itachi und Ofuda Damasu, die damit den ersten Schritt zu Erfüllung der von ihren Eltern arrangierten Heirat taten. Kapitel 1: No turning back -------------------------- Das Haus war erfüllt von einem herrlichen Duft. Die lauen Temperaturen machten die Frühlingsnacht zu etwas ganz besonderem, sodass auch die meisten Fenster offen standen, um die angenehm frische Luft mit dem Geruch der langsam erblühenden Kirschblüten in die Räume zu lassen. Vorhänge wiegten sich sanft in der leichten Brise. Lampions im Garten und auf der Terrasse tauchten die Umgebung in ein fast mystisches Licht. Der schwache silberne Schein des halbvollen Mondes tat sein übriges dazu. Wie gern wäre Damasu dort draußen gewesen. Den Blick zu den Sternen heben, den Geräuschen der Nacht lauschen. Sie war ein Mensch, der die Natur liebte, doch kaum zuvor hatte die Stille und die Einsamkeit sie so angezogen. Dabei trug sie auf gewisse Weise Mitschuld an der Situation, in der sie sich befand und aus diesem Grunde versuchte die junge Frau, ruhig zu bleiben und das alles gar nicht so nah an sich herankommen zu lassen. Sie saß an dem reich gedeckten Tisch. Die Zubereitung der köstlich aussehenden Speisen musste Mikoto, der Hausherrin, schrecklich viel Arbeit gemacht haben. Doch sie wirkte sehr stolz auf ihr Werk, sicher nicht nur deswegen, da ihre Mutter bei jedem zweiten Bissen Lobesworte loswerden musste. Damasus Mutter war nie eine begabte Köchin gewesen, doch sie hatte auch nie eine große Familie zu versorgen gehabt. Takaras Eltern waren früh gestorben und ihre Schwiegereltern, Mutter und Vater von Hien, wohnten zusammen mit dessen Bruder in Kaminari no Kuni. Damasu war ihr einziges Kind und ihr Mann war höchstens eine Woche im Monat zu Hause. Die Familie Ofuda war nicht arm, so konnten sie es sich leisten regelmäßig mit Freunden oder Geschäftspartnern essen zu gehen. Doch anscheinend kam die Kunst diverser Spitzenköche nicht an diese mit Sorgfalt vorbereitete Hausmannskost heran. Doch nicht nur das Lob stimmte Mikoto erleichtert. Sie hatte wirklich Bedenken gehabt. Nein, nicht wegen des Abendessens, sondern wegen… allem anderen. Doch die Stimmung schien einigermaßen ausgeglichen zu sein. Dies traf vor allem auf Itachi zu. Er wirkte nicht ganz so verkrampft wie die beiden Male zuvor, als sie Besuch gehabt hatten. Seltsam, damals waren Fugaku und die anderen Väter noch in Verhandlungen gewesen. Diesmal war das Treffen jedoch verbindlich. War das etwa der Grund? Hatte ihr älterer Sohn sich seinem Schicksal etwa ergeben? Das sähe Itachi nicht ähnlich und schon beunruhigte dieser Gedanke Mikoto wieder. Ihr Mann war jedenfalls in seinem Element und auch Hien redete angeregt, doch mit höflicher Zurückhaltung. Es ging - wie konnte es anders sein - um Konohas politische Situation. Mikoto hörte schon gar nicht mehr hin, denn ihrer Meinung nach gab es an diesem Abend wichtigeres als die neuen Verträge, die die Godaime Hokage mit dem Mizukage geschlossen hatte. „Möchtest du noch etwas Nachschlag, Damasu-san?“, fragte Mikoto und lächelte der jungen Frau gutmütig zu. Diese musste sich bemühen, nicht so zu wirken, als wäre sie gerade vollkommen abgeschweift - das war ihr nämlich passiert. Sie blickte auf ihren Teller und sah, dass sie wohl wie mechanisch alles aufgegessen hatte. „Die Tempura sind wirklich ausgezeichnet“, antwortete sie und klang dabei sogar sehr aufrichtig, denn auch ihr schmeckte das Essen sehr gut, egal was der Anlass dafür war. Die Hausherrin ließ es sich daraufhin nicht nehmen, ihren Teller dankend wieder zu füllen. Damasu nickte und bemerkte, wie ihre Mutter sie ansah. Sie saß links neben ihr. Takara ahnte, dass ihre Tochter sich bemühte, stark zu wirken, trotz aller Versicherungen, es ginge ihr gut und sie würde schon zurechtkommen. Dabei war dies das erste Zusammentreffen. Niemand konnte bei so einem steifen, um Perfektion bemühten, übertrieben höflichen Anlass erkennen, wie der Alltag und die Persönlichkeiten dahinter waren. Auf Damasu lasteten wirklich eine schwere Bürde und hohe Erwartungen. Doch Takara wusste, dass sie tatsächlich einen festen Willen hatte und nicht leicht unterzukriegen war. Ermunternd legte sie unter dem Tisch ihr Hand auf das Knie ihrer Tochter und zwinkerte ihr kaum merklich zu. Auf alle Fälle hatte sie Mikoto bei einem kurzen Vorabtreffen als eine herzensgute Frau kennengelernt, so würde es wenigstens mit der Schwiegermutter keine Probleme geben. Ja, Schwiegermutter. Damasu sollte heiraten. Und nicht irgendjemanden. Der Bräutigam war Uchiha Itachi. Der Sohn des Anführers des Clans. Fugaku hatte es satt gehabt, dass die Zukunft der Familie immer noch kein festes Fundament hatte. Itachi war 24 Jahre alt. Das war kein Alter zum heiraten, doch das Oberhaupt der Uchiha hatte die Befürchtung, dass sein älterer Sohn eher mit seiner ANBU-Maske verschmelzen würde, als dass er selber eine standesgemäße Frau fand. Itachi ging niemals aus und in seiner Arbeit hatte er nur mit Kunoichi zu tun. Dass er eine Kunoichi heiratete, war ausgeschlossen. Wie sollte er eine Familie gründen, wenn seine Frau auch auf Missionen ging? Auch ein Mädchen aus dem Uchiha Clan war nicht geeignet für Itachi, da es wichtig war, die Geltung des Clans durch geschickte Verbindungen zu einflussreichen Familien zu vergrößern. Dies war schon bei zwei jungen Damen der Fall gewesen. Vermögendes Haus, die Väter hatten wichtige Posten inne, die Mütter waren gebildete Frauen. Itachi hatte sich, so besonnen und rational er meistens war, quergestellt. Nun, Fugaku musste zugeben, dass er seinem Sohn diese vehemente Ablehnung nicht ganz übel nehmen konnte. Die beiden jungen Damen waren verzogene, sprunghafte und bequeme Mädchen gewesen, die sich keinen Deut für den Clan und dessen lange Shinobitradition interessierten und dachten, sie könnten durch die Heirat mit einem zukünftigen Clanführer ein Lotterleben führen. Sie waren Vater und Sohn alles andere als sympathisch gewesen. Ofuda Damasu jedoch... Ihr Vater hatte als Vermittler in politischen Kreisen einen angesehenen Namen. Ihre Mutter hatte früher als Goldschmiedin gewirkt. Die Familie hatte sich durch viel Arbeit einen guten Ruf verdient. Damasu hatte als kleines Mädchen die Ninjaakademie besucht und war der Welt der Ninja daher nicht fremd. Auch sie hatte das Verhandlungstalent ihres Vaters, da sie als Zwischenhändlerin und Gutachterin für wertvolle Waren fungierte und dabei viel Verantwortung hatte. Sie arbeitete, hatte also eine realistische Vorstellung vom Leben. Sie war intelligent. Sie war hübsch. Mehr konnte ein junger Mann wie Itachi sich nicht wünschen, oder? Fugaku war jedenfalls dieser Meinung. So war die Verbindung schnell und endgültig zustande gekommen. Hien hatte schnell eingewilligt, da er seine Tochter auf diese Weise in guten und sicheren Händen sah. Das Uchihaoberhaupt konnte zufriedener nicht sein. Er verschwendete keinen Gedanken daran, dass sein Sohn damit nicht glücklich war. Itachi sah, wie Mutter und Tochter Ofuda eine Trost spendende Geste austauschten. Die junge Frau war hier völlig fremd, es ging ihr wohl nicht sehr gut, obwohl sie bemerkenswert gefasst aussah. Er saß rechts von ihr. Es war ein seltsames Gefühl, sich bewusst zu machen, dass diese Frau von nun an an seiner Seite leben sollte. Ein Ehepaar. Mann und Frau. Itachi bemühte sich, seine Hände nicht zu Fäusten zu ballen. Für einen Moment wallte unkontrollierbare Wut in ihm hoch. Er hatte nichts gegen die junge Frau an sich, denn sie konnte nichts dafür, dass sie nun hier saßen wie zwei drapierte Marionetten. Nein, sein Ärger galt jemand anderem. Wie konnte sein Vater über seinen Kopf hinweg entscheiden? Der Uchihaerbe war nicht bereit dafür, zu heiraten. Er hatte mehr Verantwortung und andere Pflichten, als sein Vater es sich vorstellen konnte. Missionen, die die Sicherheit Konohagakures aufrecht erhielten, Aufträge, deren Ausführung ein ruhiges Leben in dieser wunderschönen Stadt ermöglichten. Itachi war glücklich, wenn er seine Kräfte fordern konnte, wenn er in der Gegenwart seines besten Freundes Shisui war, wenn er mit seinem Bruder Zeit verbringen konnte. Er liebte es, für sich zu sein, sein eigener Herr zu sein, Zeit verstreichen lassen zu können, wie er wollte – und das sollte sich nicht ändern. Da war kein Platz für eine Frau. Er wusste nicht, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Wäre er ein bisschen mehr wie Sasuke... Der jüngere der Uchiha Brüder war wesentlich offener und weniger nachdenklich als Itachi. Und so war es ein wenig verwunderlich, dass Sasuke bisher kein Wort gesagt hatte. Hatte er vielleicht Angst, dass sein Vater auch für ihn eine Hochzeit arrangierten würde? Rührte er sich deshalb kein bisschen, um sich 'unsichtbar' zu machen? Nein, eigentlich brauchte er nichts zu befürchten. Er hatte nämlich schon eine Freundin. Sakura. Er kannte sie schon seit Kindertagen. Sie war ihm schon immer hinterher gelaufen. Nerviges, kleines, quietschendes Ding. Mit rosa Haaren. Wer hätte da gedacht, dass er sich im Laufe der Jahre an sie gewöhnt hatte und ihre Präsenz und Fürsorge zu schätzen lernte? Sie war ein beständiger Faktor in seinem Leben und neben seiner Mutter die wichtigste Frau in seinem Leben. Dass Sakura einen burschikosen, ehrgeizigen Charakter entwickelt hatte, trug dazu bei, dass er sie als ebenbürtig ansah – nicht, was seine Kraft und sein Können anging. Und trotzdem war sie bereits jetzt mit ihren jungen Jahren eine ausgesprochen talentierte Iryonin, ein Faktor, warum sein Vater die Beziehung zu ihr duldete. Kein Wunder, sie war ja auch mal Schülerin der Hokage gewesen... Außerdem war Sasuke nicht der Erstgeborene und würde nicht zum Oberhaupt des Clans werden. Es schüttelte ihn bei diesem Gedanken. So viel Verantwortung zu übernehmen, den Erwartungen von so vielen Menschen ausgeliefert und in einer Rolle gefangen zu sein, das war nichts für ihn. Er lebte lieber frei und tat, was er wollte. Deshalb tat ihm sein Bruder irgendwie Leid. Itachi hatte bisher nur wenig gegessen. Seine Kiefermuskeln waren angespannt. Er hatte nur das nötigste gesprochen. Und die hochtrabenden Reden ihres Vaters machten es nicht besser. Doch was tun? Dass der Abend in einer lockeren Feier enden würde, war ja von vornherein schon ausgeschlossen, aber ein wenig entspannter durfte es definitiv werden. „Damasu-san, du warst doch einmal Genin. Wer war damals dein Sensei?“, fragte Sasuke deshalb und klopfte sich jetzt schon gedanklich ob dieser genialen Frage auf die Schulter. Itachis Schultern entkrampften sich ein wenig. Damasus Gesicht ließ Erleichterung und etwas mehr Wohlbehagen erkennen. Anscheinend war ihr das Thema lieber als die Diskussionen über Politik oder ihr zukünftiges Leben in Konoha. Auch sein Vater und Hien verstummten. Takara schaute ein wenig verwirrt und auf Mikotos Lippen bildete sich ein leichtes Schmunzeln, da sie – ganz die Mutter – erkannte, was ihr jüngerer Sohn vorhatte. Sie war etwas überrascht, dass ausgerechnet Sasuke versuchte, die Atmosphäre zu retten, doch da Sakura bei diesem Abendessen leider wegen dieser wichtigen Familienangelegenheit nicht dabei sein durfte, langweilte er sich sicher schrecklich. „Es ist lange her, aber... Mein Sensei war Yakamashi Raiden“, antwortete sie und es war verwunderlich, welche Emotion die Erwähnung dieses Namens in ihren Augen wecken konnte, als machte allein die Erinnerung sie glücklich. Doch nicht nur an ihrer Attitüde änderte sich etwas. Itachi drehte seinen Kopf in ihre Richtung und sah sie wohl zum ersten Mal direkt an. Sasuke griff mit seiner Hand neben sein Glas, das er gerade hochheben wollte. Die Augen von Fugaku weiteten sich. „Dieser Mann nahm nur sehr selten Schüler“, bemerkte das Oberhaupt des Uchiha Clans und damit schien auch seine Neugier geweckt worden zu sein. Damasu konnte auf diese Aussage hin nur nicken. Dass sie auf einmal zum Mittelpunkt des Gesprächs geworden war, schien ihr nicht aufzufallen, oder es machte ihr nichts aus. „Ja, Raiden war meistens eher ein Einzelgänger. Doch er war damals schon sehr krank, als er beschloss, wieder einen Schüler zu nehmen und sein Wissen ein letztes Mal weiterzugeben. Ich habe es damals nicht verstanden, doch er meinte immer, er wollte noch etwas von sich hinterlassen. Dafür gab er sich wirklich sehr viel Mühe und war ein sehr geduldiger Lehrer. Er starb aber früh und leider-“, erklärte die junge Frau, doch ihre von Respekt und Verbundenheit reichen Worte wurden von ihrem Vater unterbrochen. „Leider konnte sie ihre Ausbildung dann nicht fortsetzen. Es war wohl eine Fügung des Schicksals, denn dadurch wurde ihr Interesse an Schmuckwerk und der Goldschmiede wieder geweckt, nicht wahr, Damasu-chan?“, sagte Hien und schickte seiner Tochter ein entschuldigendes Lächeln über den Tisch. Itachi fand sein Betragen seltsam. Er wirkte ein wenig unbehaglich und leicht nervös, versuchte dies aber mit versöhnlichen Gesten zu überspielen. „Das stimmt. Okaa-san hat früher selber Schmuck hergestellt und ich war als Mädchen fasziniert davon. Mir fehlt aber die Geduld für so feine handwerkliche Arbeiten, deshalb begann ich mich mit den Rohstoffen zu befassen, Edelmetall und Edelsteine“, fuhr die junge Frau fort, doch dieser Teil ihrer Geschichte klang nicht mehr ganz so enthusiastisch. Trotzdem hatte sie immer noch etwas zufriedenes an sich, als würde ihr die Arbeit Genugtuung bringen. „Meine Tochter hat ein gutes Auge für Qualität und auch für den Wert der Waren mit denen sie handelt. Wenn sie in Konoha Schmuck mit Aquamarinen aus Mizu no Kuni kaufen, dann sind die Steine hundertprozentig durch ihre Hände gegangen“, griff Takara die Geschichte auf und schien dabei sehr stolz auf Damasu zu sein. Ja, so schnell hatte sich das Thema wieder zu belanglosen Dingen gedreht. Damasu verstummte wieder, warf einen kurzen Blick auf ihren Vater und begann mit etwas weniger Appetit als vorhin von den Tempura zu essen, von denen ihr Mikoto vorhin gegeben hatte. Sasuke lehnte sich entnervt zurück und konnte endlich etwas trinken. Nur Itachi, der blieb wach. Denn irgendetwas irritierte ihn. Er konnte es nicht in Worte fassen, er wusste nur, dass es sich in diesem Raum befand. Und es kitzelte seine Nerven, weil es etwas war, was er noch nie wahrgenommen hatte... Das vertraute Lachen seiner Mutter, die auf eine Aussage von Takara reagierte, ließ ihn erkennen, dass er nur phantasierte. Es war die Situation, die ihm so ein seltsames Gefühl vermittelte. Seine Eltern hatten eine Heirat für ihn arrangiert. Gegen seinen Willen. In seinem Inneren war er wütend, aufgewühlt. Wahrscheinlich spürte er nur den eigenen Drang, dieser ganzen Situation zu entfliehen. Wenn er damals einfach... Nein, diese Erinnerung gehörte jetzt nicht hierher, denn es war absurd, darüber nachzudenken, was geschehen wäre, wenn er damals vor dem Ältestenrat und seinen eigenen Befürchtungen klein beigegeben hätte. Kurz spähte Itachi zu der jungen Frau neben ihm und es war ihm immer noch unmöglich, sich vorzustellen, wie seine Zukunft nun laufen würde – mit ihr. Vor ein paar Wochen hatte er noch Trainingseinheiten und Missionen geplant, Sparrings mit Shisui und seinem Bruder, ruhige Zeiten für sich allein. Was kam nun auf ihn zu? Hochzeitsvorbereitungen? Ein Platz im inneren Kreis des Clans, der ihn auf seine spätere Rolle als Oberhaupt vorbereiten sollte? Eine eigene Familie, mit allem was dazu gehörte? Er kam nicht umhin, über das alles nachzudenken. Und alles andere um ihn herum schien zu verschwimmen, als er immer weiter eintauchte in eine Welt, in der er von allem frei sein konnte. Doch trotzdem war er sich der Realität bewusst, weswegen er einfach nicht vergessen konnte, was gerade geschah. Als ob er rannte, rannte und rannte, und sich nicht von Fleck bewegte. Würde er auf diese Weise seine beherrschte Art beibehalten können? Er wusste es nicht und genau das, der Gedanke, dass er sich verändern könnte, machte ihm Angst. Kapitel 2: Dead end ------------------- Das konstante, rastlose Zirpen der Grillen schmeichelte dem Ohr, denn es gab der Nacht den typischen... Nacht-Charakter. Eine Tatsache, die überall gleich war, egal, an welchem Ort auf der Welt man sich befand. Und das war beruhigend für ihre aufgewühlte Seele. Damasu saß draußen auf dem Holzboden der Terrasse und ließ ihre Beine über den Rand der Veranda baumeln. Das Gästehaus lag nur ein paar Meter entfernt vom eigentlichen Wohnhaus, auf dem gleichen Grundstück. Dort waren sie und ihre Eltern untergebracht worden. Ihr Zimmer war wirklich sehr gemütlich eingerichtet, mit allem, was man sich nur wünschen konnte. Trotzdem fühlte sie sich in diesem Raum eingeengt und so, als würde sie nur schwer Luft bekommen. Doch Damasu konnte auch nicht schlafen. Erst musste sie irgendwie ihren Kopf frei bekommen. Frei von den vielen sich im Kreise drehenden Gedanken, die ihre mentale Verfassung schon eindeutig zu stark geschwächt hatten. Obwohl der Abend noch angenehm warm gewesen war, hatten die Temperaturen nun wieder um einige Grade abgenommen. Damasu hatte sich deshalb in einen schlichten, aber aus dickem Baumwollstoff gefertigten Kimono gehüllt und ihre strenge Frisur gelöst. Sie wollte einfach nicht mehr an die vergangenen Stunden erinnert werden – doch wie sollte ihr das gelingen in dieser fremden Umgebung, in der lächerlicherweise überall wo sie nur hinsah dieses rot-weiße Fächersymbol prangte? Das war der berüchtigte Stolz dieses Clans – und vielleicht war sie gerade deshalb nur so sarkastisch, weil sie hoffte, sich dadurch ein wenig von der ganzen Situation distanzieren zu können. Die junge Frau seufzte. Es war fast dunkel um sie herum. Kein Licht schimmerte mehr hinter den Fenstern, denn jeder schlief bereits um diese Uhrzeit. Sie blickte zum Himmel, an dem Wolken aufzogen und die Sterne verdeckten. Das passte zu ihrer Stimmung. Auch ihre Gedanken waren umwölkt und niedergeschmettert von diesem katastrophalen Treffen. Was hatte sie aber auch erwartet? Dass sie sich alle mit offenen Armen um den Hals fallen würden? Dass der Anblick ihres 'Zukünftigen' sie verzaubern würde? Damasu konnte nicht leugnen, dass Mikoto sehr nett war und sich bemüht hatte, dem Anlass die Förmlichkeit zu nehmen. Doch da hätte man die junge Frau schon mit Drogen und Alkohol abfüllen müssen, damit sie sich wohlgefühlt und Spaß gehabt hätte. Selbst Sasukes Versuch, die Stimmung zu kippen, war kläglich fehlgeschlagen. Ihr Vater hatte es mal wieder nicht ertragen können, dass sie von ihrer Vergangenheit als Kunoichi sprach. Sie kannte ihre Eltern gut, so gut, dass sie es eigentlich hatte vorhersehen müssen. Sie hatte geahnt, dass sie nicht 'Nein' sagen würden, sollte jemand um Hand die ihrer Tochter anhalten wollen. Vor allem, wenn es noch das Oberhaupt eines mächtigen und einflussreichen Clans war. Ihre Eltern wollten immer nur das Beste für sie und ihr Vater würde sie am liebsten einer festen, sicheren Bindung sehen. Er war hin und her gerissen zwischen dem Stolz eines Mannes dessen erwachsene Tochter sich ein eigenes, erfolgversprechendes Leben aufgebaut hatte und einem Vater, der nicht wahrhaben wollte, dass sein Kind sich durch die Schikanen des Lebens schlängeln musste und dabei jederzeit straucheln konnte. Genau aus dem zweiten Grund, hatte er der Heirat mit einem Shinobi zugestimmt. Er sollte sie beschützen und ihr ein behütetes Leben ermöglichen. Sie sollte sich dann mit ihm niederlassen und als Hausfrau ein gefahrloses Dasein verbringen. Das war alles, was für ihn zählte. Damasu war keine undankbare Person. Sie verstand die Motive ihres Vaters und wollte dabei nicht wissen, wie sie selber reagieren würde, wenn ihr Kind sich eines Tages abkapseln und auf eigenen Beinen stehen würde. Und doch nagte das Gefühl an ihr, ungerecht behandelt worden zu sein. Er kannte sie doch auch, oder? Vertraute er ihr denn nicht? Vertraute er ihr nicht, dass sie auf sich selber aufpassen und eigene, richtige Entscheidungen treffen konnte? Anscheinend nicht. Und deshalb machte er einen Deal und verheiratete sie mit Uchiha Itachi. Dieser Name. Er war wohl in allen Ecken der Welt bekannt. Auch wenn man sich nicht in der Welt der Shinobi auskannte, war dieser Name den Leuten ein Begriff. Bei anderen Menschen war es genauso. Jemand, der sich nicht für Sport interessierte, hatte trotzdem schon den Namen eines berühmten Weltrekordlers gehört. Oder es gab bekannte Musiker und Künstler. Oder Köche. Die Liste ließe sich endlos weiterführen, mit einem unterschied zu den Ninja: Sie waren Kämpfer für den Frieden ihres Landes. Berühmtheit war nicht sonderlich von Vorteil. Oft mussten sie verdeckt agieren, denn je bekannter und stärker sie waren, desto vehementer wurden sie von den Shinobi anderer Staaten gejagt, um diese Bedrohung auszumerzen. All das verkörperte Itachi. Er gehörte seit vielen Jahren zu den ANBU und die durch die Münder der tratschwilligen Zivilisten kursierenden Liste seiner Heldentaten war wohl endlos lang. Vielleicht hatte Damasu deshalb gedacht, er wäre ein extrovertierter Typ: Gesprächig, energisch, dominant und enthusiastisch. Sein Verhalten wies aber in genau die andere Richtung. Er war in sich gekehrt, still und kühl. Auch wirkte er von dieser ganzen Aktion genauso angetan wie sie... Ein wenig tröstlich war das schon, denn damit hatten sie schon mal eines gemeinsam. Ein schwaches Lächeln erschien auf ihren Lippen, während sie weiterhin nach oben sah und dabei beobachtete, wie die Sichel des Mondes immer wieder von Wolkenfetzen verhüllt wurde. Itachi sah gut aus, wirklich. Er hatte das Aussehen eines wahren Frauenschwarms. Doch es lag wohl in der Familie, denn sein Bruder Sasuke stand ihm in Nichts nach. Es wäre alles viel leichter, wenn man nicht mehr zum Glücklich sein brauchen würde. So einfach war es aber nicht. Vielleicht würde sie anders über Itachi urteilen, wenn sie ihm einfach so begegnet wäre, ohne Zwänge, wenn sie mehr von ihm wüsste, als seine Gesichte als Shinobi. Die arrangierte Heirat nagte an ihr, der Gedanke, sich einfach so geschlagen geben zu müssen. Doch sie war auch ein wenig Schuld an ihrer misslichen Lage. Hätte sie selber jemanden für sich gefunden, dann wäre ihr Vater wohl nicht auf die Idee gekommen, sie mit einem Anderen zu verheiraten. Ihre Priorität war in letzter Zeit jedoch… bei etwas anderem gelegen. Der Gedanke, sich zu binden, hatte in ihren Augen noch Zeit gehabt. Sie war erst 22 Jahre alt! Wie hätte sie ahnen können, dass ihr Vater so schnell Nägel mit Köpfen machte und ein festes Abkommen mit jemandem aushandelte? Die Nachricht hatte sie wie eine Faust in den Magen getroffen. So viele Dinge hatte sie vorgehabt, so viele sorgfältige Pläne geschmiedet. Und wofür das Ganze? Mit einem Händedruck der beiden Väter hatte sich alles in Luft aufgelöst. Ihr aus den Fugen geratenes Leben auf diese Weise zu betrachten ließ urplötzlich Tränen aus ihren Augenwinkeln quellen. Sie fühlte sich elend. Um ihre Zukunft betrogen. Gefangen in einer Rolle, die sie nicht spielen konnte. Angekettet an einem Ort, ohne Möglichkeit zu entfliehen. Schnell senkte Damasu ihren Kopf und drückte sich die Handballen auf ihre Augen. Nein, sie durfte das alles nicht so schwarz sehen. Sie würde von nun an in Konoha leben, der größten und schönsten Stadt von Hi no Kuni. Man lebte hier durchaus bequem. Es gab so viel zu sehen, so viele Menschen, viele Gebäude, Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten - bis zu einem gewissen Grade konnte man hier anonym bleiben. Sie war weit entfernt von ihren Eltern, die es bisher immer geschafft hatten, sie dann zu besuchen, wenn sie es nicht erwartete. Die Welt der Shinobi und die neue Umgebung, in der sie leben sollte, würde sie vielleicht abschrecken. Damasu konnte sich hier etwas Neues aufbauen. Mit Wachsamkeit und Geduld. Es würde nicht einfach werden, doch sie konnte es schaffen. Sie hatte schon so vieles gemeistert. Und sie konnte es wieder tun. Gab ihr die Stellung als zukünftige Frau des späteren Oberhaupt des Uchiha Clans nicht auch gewissen Freiheiten? Oder war sie dadurch erst recht wie in einen Käfig gesperrt? Egal, es gab immer irgendwelche Möglichkeiten und diese würden sich ihr schon irgendwie auftun. Es war eigentlich lustig, wie vehement sie versuchte, sich Mut zuzusprechen. Doch sie musste es tun, um nicht in Verzweiflung unterzugehen. Die einzige Person, mit der sie über ihre Sorgen und Ängste hätte sprechen können, befand sich in diesem Moment weit weg. Deshalb musste sie für sich selber stark sein. Diese Person würde an sie glauben - und das durfte sie nicht enttäuschen. Plötzlich hörte Damasu ein Geräusch und wandte ihren Kopf um. Eine schemenhafte Silhouette stand scheinbar reglos auf der anderen Seite des Gartens, die Hände in den Seitentaschen seines Kimonos vergraben. Fast war sie mit den Schatten der Umgebung verschmolzen, doch ein in der leichten Brise ächzender Ast hatte Damasus Aufmerksamkeit und ihren Blick zu der Gestalt gelenkt. Plötzlich riss ein Loch in die immer dichter werdende Wolkendecke und als das sanfte Licht auf das Gesicht dieser Person fiel, drehte es sich ihr zu. Es war Itachi und die junge Frau war darüber gar nicht mal so überrascht. Es wunderte sie nur, dass sie ihn nicht bemerkt hatte, als er nach draußen gekommen war. Oder hatte er etwa schon dort gestanden, als sie die Terrasse aufgesucht hatte? Seltsam, dass es sie Beide nach draußen zog, wo wenigstens der Anblick auf den unendlich weiten Himmel ihnen Freiheit versprach. Da bewegte Itachi sich plötzlich und kam auf sie zu. Damasu wusste nicht, ob sie es gut heißen sollte, ihm jetzt noch zu begegnen, wo ihre Gedanken doch schon unermüdlich die ganzen Sache durchkauten. Hatte er gesehen, wie sie fast ihre Fassung verloren und beinahe zu weinen begonnen hatte? Es war ihr mehr als unangenehm, denn nicht mal vor ihren Eltern hatte sie so eine Schwäche gezeigt. Was würde dann der zukünftige Ehemann von ihr denken? Dass sie eine schwache Heulsuse war? Es wurde ihr für einen Moment unangenehm heiß, denn sie hatte die Befürchtung, dass so ein Verhalten einen starken Mann gegenüber falsche Signale aussenden konnte. Sie konnte nichts dafür, aber ihre gefalteten Hände verkrampften sich in ihrem Schoß und ihr Herz schlug unangenehm gegen ihre Brust. Itachi war sich nicht sicher, ob er wirklich zu ihr gehen sollte, denn er spürte ihr sofortiges Unbehagen. Hielt sie ihn wohlmöglich für einen Wolf im Schafspelz? Das wollte er aber nicht. Er wollte nicht, dass er für jemanden gehalten wurde, der er nicht war. Viele Menschen in der Stadt und im ganzen Land hatten ein falsches Bild von ihm. Und wer, wenn nicht er, konnte das ändern. Wenigstens sie sollte wissen, dass auch er ein Opfer dieser ganzen Angelegenheit war. Er wollte schon etwas sagen, doch kaum war er etwas näher zu ihr gekommen, ging erstrahlte im Wohnhaus plötzlich Licht aus dem Erdgeschoss. Itachi wusste, dass sein Vater es nicht gutheißen würde, wenn er ihn hier mit Damasu sah, auch, wenn sie noch kein Wort miteinander gesprochen hatten – falls es überhaupt sein Vater war, der so spät in der Nacht nach dem Rechten sehen wollte. Egal, diesem Moment rüttelte Itachi jedoch auf. „Sollte mein Vater je zu aufdringlich werden, zögere nicht, mir davon zu berichten“, raunte er der jungen Frau zu, drehte sich wieder um und war so schnell verschwunden, dass ihre Augen ihm nicht folgen konnten. Damasus anfänglichen Bedenken wandelten sich ebenso rasch in Erstaunen und Verwunderung, einerseits wegen seiner kaum zu sehenden Bewegungen, andererseits wegen seinem Rat, der so unvermittelt gekommen war, dass sich ihr der Sinn nicht gleich erschloss. Doch sie hatte vorerst keine Zeit, darüber nachzudenken, denn auch sie hatte das Licht aufgeschreckt. Ihr Kopf war für einen Moment leer, denn ihr kam keine Erklärung in den Sinn, die sie hätte vorbringen können, wenn jemand sie hier draußen sitzen sah. So wartete sie einige unendlich wirkende Sekunden lang, bis etwas geschah, doch so abrupt, wie die Lichter angegangen waren, erloschen sie auch wieder. Es hatte sich wohl nur jemand etwas zu trinken geholt, oder nach etwas gesehen. Mit einem langen tonlosen Seufzer ließ Damasu ihre angehaltene Luft heraus. Es dauerte ein wenig, bis sie wieder ihren Ruhepuls fand. Es wäre alles so viel einfacher, wenn... Nein, das durfte sie nicht in Betracht ziehen, wenn sie wollte, dass die Situation weiter in einigermaßen geregelten Bahnen verlief. Doch etwas machte sie stutzig, und das war Itachis Aussage. Deutete sie seine Worte richtig und ging sie richtig in der Annahme, dass er sie warnen wollte? Vor seinem Vater? Obwohl sie schon gedanklich über Itachi geurteilt hatte, hatte sie sich eigentlich vorgenommen, so etwas nicht zu tun. Sie kannte die Familie nicht, in die sie einheiraten sollte, und sie sollte anderen Stimmen, die ihr etwas über den Clan erzählen wollten, keinen Glauben schenken. Doch das war nicht einfach. Besonders, wenn die Gedanken eines Menschen ihre eigenen Wege gingen. Bei Damasu war es so. Sie grübelte viel. Und genau deshalb hatte sie schon während des Abendessens nachgedacht. Natürlich war ihr das Oberhaupt der Uchihas aufgefallen, Uchiha Fugaku. Schon seine Gesichtszüge strahlten seine Strenge und Entschlossenheit aus. Er wirkte, anders als seine Frau Mikoto, hart und verschlagen. Konnte er tatsächlich versuchen, ihr... Ja, was denn? Ihm war der Clan so wichtig, dass er sie vielleicht zu Dingen zwingen konnte, die sie so schnell nicht tun wollte? Würde er ihr unangenehme Fragen über ihr bisheriges Leben stellen? Würde er sie beobachten lassen, damit sie nichts tat, was sich für die Frau des zukünftigen Clanoberhaupts nicht ziemte? In einem Ruck stand Damasu von ihrem Platz auf. Egal, ob ihre Befürchtungen stimmten, oder nicht, sie würde sich nicht einsperren lassen. Tief atmete sie ein und aus. Sie musste endlich etwas gegen die nagenden Gedanken tun, bevor sie völlig verrückt wurde. Sie sollte wirklich nicht hier draußen in der kühlen Luft sitzen. Deshalb ging sie so leise wie möglich zu ihrem Zimmer zurück. Sie hob ihre Reisetasche vom Boden auf ihr Bett und kramte darin herum, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Jetzt war sie froh darüber, dass sie das Döschen mit den Beruhigungspillen eingepackt hatte. Vielleicht würde ihr das helfen, zu schlafen und für einige Stunden zu vergessen, was auf sie zukommen könnte. Sie ließ sich ein Glas Wasser ein und schluckte zwei Pillen. Dann setzte sie sich hin und wartete, dass der gewünschte Effekt sich einstellte und sie in einen traumlosen Schlaf sinken konnte... Kapitel 3: Maple tree --------------------- Damasu blinzelte gegen die Sonne und hielt sich eine Hand über die Augen, um nicht allzu sehr geblendet zu werden. Sie stand auf der Terrasse, fast an der selben Stelle, an der sie in der Nacht zuvor gesessen und gegrübelt hatte. Es war bereits spät am Morgen und helles Licht flutete den Innenhof des Anwesens. Und obwohl der junge Tag so friedlich wirkte, sah es im Inneren einiger Personen immer noch nach einem Schlachtfeld der Gefühle aus. Begonnen hatte es beim Frühstück. Damasu hatte – dank der Pillen – gut geruht und konnte nicht über einen leichten Schlaf klagen, doch trotzdem fühlte sie sich matt. Die Anstrengung, nach außen hin gefasst und interessiert zu wirken, hatte sie sofort wieder geschlaucht. Und obwohl es erst der allererste Morgen war, den sie hier auf dem Gelände des Uchiha Clans, im Hause des Oberhauptes verbrachte, wusste sie bereits, dass sie diese steifen Grüße und das förmliche Gerede in den Wahnsinn treiben würden, sollte sie die gleiche Prozedur drei Mal an jedem Tag – Frühstück, Mittag und Abendessen – durchmachen müssen. Die Hoffnung, dass es sich wahrscheinlich ändern würde, wenn man sich besser kennen lernte, schien ihr mit ihren düsteren Gedanken weit weit weg zu sein. Einen Lichtblick gab es zumindest, jedenfalls für den Moment, denn: Fugaku war nicht anwesend. „Sie müssen meinen Mann entschuldigen. Er wurde zu einer dringenden Besprechung in sein Büro gerufen. Als Oberhaupt muss er den Vorsitz halten“, erklärte Mikoto mit einem entwaffnenden Lächeln und zauberte wieder, wie am Abend zuvor, jede Menge Köstlichkeiten auf die liebevoll dekorierte Tafel. Damasu hatte diesmal etwas mehr Zeit und Muse, die Gastgeberin zu betrachten. Alles was sie tat, wirkte völlig aufrichtig. Obwohl für jeden sichtbar war, dass sie sich gerade jetzt besonders viel Mühe gab, war es auch völlig klar, dass sie selbst an einem gewöhnlichen, vielleicht etwas stressigen Morgen im Alltag der Uchiha Familie, das beste Essen auftischte und immer wie selbstverständlich eine frisch im Garten geschnittene Blume auf den Tisch stellte. Mikoto hatte fortwährend ein warmes Lächeln auf dem Lippen, wodurch man sich einfach behaglich fühlen musste. Und das tat Damasu auch, vor allem, weil sie den Blick der strengen Miene von Uchiha Fugaku nicht auf sich spürte. Von Neugier getrieben spähte sie zu Itachi hinüber, der wie gestern Abend zu ihrer rechten Seite saß, als wäre die Sitzordnung, die während der Dauer des Aufenthalts ihrer Gäste eingehalten werden sollte, von seinen Eltern von vornherein festgelegt worden. Jedenfalls wirkte der junge Mann mit den langen schwarzen Haaren, die er zusammengebunden trug, ziemlich ausgeschlafen, obwohl er gestern mindestens so lange wie Damasu wach gewesen war. Er hatte sie zwar am Morgen gegrüßt, doch nicht länger als nötig angesehen, als hätte er in der Nacht nicht versucht, mit ihr zu reden. Damasu dachte immer noch über seine Worte nach, konnte mit sich jedoch nicht ins Reine darüber kommen. Sie hörte ihre Mutter begeistert in die Hände klatschen. Ihre Eltern waren an diesem Morgen fitter, als sie erwartet hatte. Fitter und lockerer. Takara schien sich gerade von Mikoto erzählen zu lassen, welches Geschäft oder welche Sehenswürdigkeit sie unbedingt besuchen sollte. Auch Hien hörte gebannt zu. Er war zwar schon sehr oft in Konohagakure gewesen, doch immer nur zu geschäftlichen Anlässen. Er wirkte entzückt darüber, den Besuch diesmal auch mit den angenehmen Dingen des Lebens zu verbringen. Das hieß also, dass ihre Eltern den ganzen Tag unterwegs sein würden. Damasu bemühte sich, dass ihre Gedanken keine Gelegenheit bekamen, sich auf diesen Punkt zu versteifen und griff – mit der Hoffnung, dass etwas Süßes ihre sinkende Stimmung retten würde – nach einer Schüssel, die mit Mitarashi Dango auf Spießen gefüllt war. Sie streifte mit ihren Hand den Arm von Itachi, der wohl ebenfalls gerade zum süßen Teil des Frühstücks übergehen wollte. Er drehte seinen Kopf zu ihr, sah sie ausdruckslos an und ein wenig schrak Damasu davor zurück, weil sie diese Leere in seinen Zügen beängstigend fand. Erst nach einigen Momenten klärten sich seine dunklen Augen, als hätte er gerade noch an etwas anderes, ernsteres gedacht und er blickt zu der Schüssel, die er bereits in der Hand hielt, und dann zu Damasu zurück. Ein fragender Ausdruck war auf sein Gesicht gekehrt. „Möchtest du etwas davon, Damasu-san?“, fragte er und die netten, aber distanzierten Worte gaben ihr erneut das Gefühl von Unbehagen zurück. „Ja, danke, Itachi-san“, sprach sie, doch ihr Stimme hörte sich rau an, als hätte sie an diesem Morgen noch nichts getrunken. Sie legte ihre Hand wieder auf ihren Schoß und wartete, bis Itachi ihr zwei Spieße auf den Teller gelegt hatte. Sie nickte noch einmal, nippte zuerst an ihrem Tee und probierte dann eines der kleinen Zuckerklößchen. Der süße Geschmack explodierte regelrecht auf ihrer Zunge, doch ihre Empfindungen darüber blieben stumpf. Irgendwie hatte ihr die Szene gerade den Appetit verdorben. „Sasuke-san, du arbeitest doch auch bei der Polizei von Konoha?“, wollte Hien plötzlich wissen. Ja, der jüngere Uchiha Bruder, der auch an der Tafel saß, wirkte im Gegensatz zu den Anderen verschlafen und missmutig. Damasus Vater zielte mit der Frage auf den Umstand, dass Fugaku bei einer Besprechung anwesend sein musste, Sasuke jedoch in Seelenruhe frühstücken konnte. „Ich habe diese Woche Urlaub. Hauptsächlich, um hier zur deeskala- meiner Mutter ein wenig zur Hand zu gehen. Meine Freundin Sakura hat sich auch frei genommen. Wir unternehmen vielleicht etwas.“, antwortet er und vergrub sein Gesicht sofort in seinem Teller, um das Essen in sich hinein zu schaufeln, als hätte er ein schwarzes Loch in seinem Magen. Hatte er etwas anderes sagen wollen? Niemand schien es so recht bemerkt zu haben, außer Itachi, der seinen Bruder für ein paar Sekunden merkwürdig ansah und dann erst sein Frühstück etwas eiliger als davor fortsetzte. Nach dem Frühstück waren Damasus Eltern sofort aufgebrochen. Sie bummelten sicher gerade gemütlich in der Stadt herum und genossen das schöne Wetter. Ja, die Wolken, die gestern Nacht noch den Himmel überzogen hatten, waren verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Somit war die einzigen Verbündeten, die die Stimmung mit ihr geteilt hatten, verschwunden. Die junge Frau konnte nicht gegen den schweren Seufzer ankämpfen, der über ihre Lippen floss. Sie war dankbar für den ruhigen Moment, in dem sie sich sammeln konnte – doch schon gleich darauf hörte sie jemanden kommen. Die Person war noch nicht zu sehen, doch Damasu wusste bereits, wer es war. Deshalb drehte sie sich schon um, als Mikoto um die Ecke spaziert kam. „Oh, Damasu-san, hier bist du. Genki desu ka?“, fragte sie mit einem leicht überraschten Lächeln nach dem Wohlbefinden der jungen Frau. Es war das Muttergefühl von Mikoto, das sie aus ihrer Küche heraus getrieben hatte. Sie war eigentlich noch mit dem Abwasch und den ersten Vorbereitungen für ein etwas einfacheres Mittagessen beschäftigt gewesen. Da das Ehepaar Ofuda jedoch erst am Abend von ihrem Ausflug zurück sein würden, brauchte sie keine allzu üppige Mahlzeit vorzubereiten. Und gerade aus diesem Grund hatte sie auch mehr Zeit, um sich anderen, in ihren Augen um einiges wichtigeren Dingen zu widmen. Für Itachi, ihren Sohn, konnte sie wohl nichts mehr tun. Sie wusste, dass man auf ihn so viel einreden konnte, wie man wollte, man quasselte sich nur die Lippen fusselig. Er hatte einfach seinen eigenen Kopf. Doch da war sie, diese stille, anmutige junge Frau, die die Zukunft des Uchiha Clans sichern sollte. Ihre hellen Augen waren aufmerksam und doch von einer blassen Apathie verschleiert, als würde sie sich in sich zurückziehen wollen, so viel, wie es ihre Situation erlaubte. Doch es war egal, wie robust ihr Wille und ihr Durchhaltevermögen war, Damasu würde schnell jemanden brauchen, dem sie sich anvertrauen konnte, sonst würden all die Erwartungen, die man an sie hatte, sie in die Knie zwingen. „Es ist in Ordnung, danke, Mikoto-san“, antwortete die junge Frau und nur diese wenigen einfachen Worte rangen der Hausherrin einiges an Respekt ab. Sie hätte so viele andere Möglichkeiten gehabt, auf die Frage zu antworten. Danke, sehr gut. Alles Bestens. Ich kann nicht klagen. Oder ähnliches. Nein, sie sagte, es wäre in Ordnung. Das besagte nicht, dass es ihr gut ging, sondern nur, dass sie sich so fühlte, wie es den Umständen entsprach. Wahrscheinlich war nicht alles schön für sie, es war aber auch keine Katastrophe. Und genau das erbrachte ihr Mikotos Anerkennung. Gleichzeitig war sie über diese Reaktion auch froh, denn das zeigte, dass Damasu ein ehrlicher, emotionaler und auch empathischer Mensch war. Sie verstand es, auf ihre eigenen Empfindungen zu hören und sie anderen so mitzuteilen, damit sie auch damit umgehen konnten. Mikoto konnte das. Ihr Lächeln wurde eine Spur intensiver, als sie sich bei der jungen Frau einhakte und sie damit zu einem Rundgang über das Anwesen bewegte. „Weißt du, ich kam vor vielen Jahren hier genau so unvermittelt an, wie du jetzt. Sieh mal da, der alte Ahornbaum. Es gibt alte Aufzeichnungen, die besagen, dass er schon hundert Jahre alt ist. Ich habe ihn damals mit den gleichen Augen und Gefühlen wie du gesehen. Er war mir fremd. Jetzt liebe ich diesen Platz. Komm“, erzählte Mikoto und führte Damasu zu einer schmalen Bank, die man am Fuße des mächtigen alten Stammes aufgestellt hatte. Das glatte, abgewetzte Holz kündete davon, das hier schon viele Menschen gesessen hatten und machte den Ort zu etwas besonderem. Damasu war Mikoto erst etwas zögerlich gefolgt, obwohl sie keine Wahl gehabt hatte, doch die kurze Geschichte hatte wirklich etwas in ihr berührt. Sie hatte sich nicht in der Frau des Oberhauptes des Clans getäuscht und diese Gewissheit formte ein Lächeln auf ihrem Mund. Und als Mikoto sah, dass dieser Ausdruck auch die Augen der jungen Frau erreichte, da wurde ihr eins klar: Damasu war, soweit man es jetzt beurteilen konnte, wirklich die nahezu perfekte Partnerin für Itachi, auch, wenn den Beiden das im Moment sicher noch nicht bewusst war. Doch die beiden Frauen waren nicht die einzigen, die sich draußen aufhielten. Gerade als Shisui ankam, auf den Itachi am Tor zum Anwesen gewartet hatte, tauchten Mikoto und Damasu hinter ein paar Büschen auf, gingen den vorderen Teil des Gartens entlang und steuerten auf die Bank unter dem alten Baum zu. Itachi hätte sicherlich woanders gestanden, wenn er gewusst hätte, dass seine Mutter die jung Frau gleich dorthin führen würde. „Ah, ist sie das?“, fragte der Ältere der Beiden. Er war neugierig, deshalb musterte er die junge Frau, die dafür gesorgt hatte, dass Itachi in den letzten Tagen so untypisch fahrig gewirkt hatte. Auch jetzt transpirierte er eine abgespannte Aura um sich herum, der er wahrscheinlich nur nachgab, weil er sich mit Shisui traf, der sich sein bester Freund nennen durfte. „Ohayou, Shisui“, erwiderte Itachi mit trockenem Unterton, trotz der fehlenden Begrüßung des Anderen, doch dieser schien seine Aufmerksamkeit in diesem Moment jemand völlig anderem zu schenken. Da war die eher unscheinbare Mikoto, die ihre einfache alltägliche Kleidung trug, die aus einem dunkelgrauen Kleid und einer hellen, langen Schürze bestand. Es war wohl praktisch bei den Hausarbeiten, bei denen sie sich niemandem präsentieren musste. Neben ihr saß aber eine weitere Person, die einen schlicht gemusterten, halblangen Yukata trug. Sie war schlank, ihre Haut war eindeutig gebräunter, ihr schwarzes Haar zu einem schnellen, vielleicht etwas schlampigen Dutt gebunden. Shisui sah sie nur im Profil, doch auch so konnte er ihre feinen Züge erkennen. Sie lauschte Mikoto mit einem sanften Schmunzeln. Ihre Haltung wirkte entspannt. Fazit: Das hätte er nicht erwartet. „Itachi, ich muss sagen, ihr Zwei werdet mal wirklich hübsche Uchiha Babys produzieren“, sagte er mit einem neckischen Grinsen und erntete dafür von seinem Freund einen Blick, der jeden Anderen hätte panisch davonrennen lassen. Shisui hatte bewusst einen wunden Punkt getroffen – typisch, er kannte ihn eben zu gut – und das war Itachi auch irgendwie klar. Er hatte es vermieden, daran zu denken, doch war nicht das eigentliche Ziel von Fugaku, dass sein Sohn schnellstens einen männlichen Erben zeugen sollte? Itachi war sein erster Sohn und die Tradition verlangte, dass er einmal Clanoberhaupt werden sollte. Doch eigentlich war Itachi dafür völlig ungeeignet. Gut, er war der Anführer einer ANBU Einheit, doch das war etwas ganz anderes. Fugaku konnte seinen Sohn, den er in jungen Jahren schon zu Höchstleistungen angetrieben hatte, jedoch nicht mehr formen. Er hatte seine eigenen Ansichten von Wohl dieser großen Clanfamilie und hoffte, seinen Enkel noch auf die richtige Bahn lenken zu können. Itachi ballte seine Hände zu Fäusten. Natürlich konnte er nicht die Gedanken seines Vaters lesen, doch er war sich über seine Motive sicher. Und das machte ihn wütend. Shisui bemerkte den Konflikt, den er in dem Jüngeren ausgelöst hatte. Besänftigend legte er seine Hand auf seine Schulter. „Gomen nasai, Itachi. Aber mach dir nicht so viele Sorgen. Sieh sie dir doch an – wie heißt sie nochmal? Sie wirkt nicht wie ein elitäre Drachen, sonst würde deine Mutter sich nicht so gut mit ihr verstehen. Ich glaube auch nicht, dass sie als Gebärmaschine enden möchte. Und außerdem ist sie wirklich hübsch!“, endete Shisui mit einem Zwinkern, obwohl er die Worte davor ernst und aufrichtig gesprochen hatte. Er verstand, dass Itachi sich viele Gedanken machte, doch er sinnierte viel zu viel darüber. Was wäre wenn, was konnte man in dieser oder jener Situation tun, all dieser Kram war unnötig, denn wer wusste schon, wie sich später alles entwickeln würde? Klar, jeder der auch nur ein wenig Umgang mit Itachi hatte, der wusste, dass er ein Perfektionist war und sich immer auf alles vorbereitete, was nur auf ihn zukommen konnte. Vielleicht fühlte er auch so etwas wie Hilflosigkeit, weil er diesmal nicht die Fäden in der Hand hielt. Itachi nahm seinem Freund die Neckereien nicht wirklich übel. Er schüttelte nur den Kopf - und wirkte dabei noch eine Spur nachdenklicher als davor. Es waren nicht Shisuis Worte, die ihn erneut zum denken anregten, es war etwas, das ihm schon die ganze Zeit durch den Kopf ging. „Da ist etwas Eigenartiges an ihr. Ich kann es nicht erfassen, doch es ist da, eindeutig“, sprach Itachi leise und sah zaudernd hinüber zu der Frau, die er heiraten sollte. Shisui konnte nicht verhindern, zweiflerisch die Augenbrauen zu heben. Ging es dem Jüngeren wirklich gut? War die Situation am Ende doch zu viel für ihn? Er wandte seinen Blick ebenfalls erneut zu den Frauen hin und versuchte auch, etwas ungewöhnliches zu erfühlen, doch beim besten Willen konnte er nichts feststellen. Er seufzte schließlich und zuckte mit den Schultern. „Egal, was es ist, ich denke, du bist jetzt wirklich mal reif für eine harte Trainingseinheit! Komm, das bringt dich schon auf andere Gedanken“, schlug der Ältere der Beiden vor und bewegte Itachi zum Gehen. Sie hatten sich den Übungsplatz nicht umsonst für heute reserviert. Und während Shisui schon überlegte, welche Herausforderungen er aus dem Ärmel schütteln sollte, war Itachi sich nicht sicher, ob er vergessen sollte, was ihn schon seit dem Abend ihres ersten Treffens beschäftigte… Kapitel 4: Crushed ------------------ Die Straßen von Konoha waren voller Menschen, wie jeden Tag, an dem alle ihrer Arbeit nachgingen. Eine Person hatte jedoch frei und war auf dem Weg in ein besonderes Viertel der Stadt. Sakura wollte sich mit Sasuke treffen und er hatte ihr gesagt, sie solle ihn zu Hause abholen. Die junge Frau war alles andere als scharf darauf, gerade jetzt diesen Ort aufzusuchen und konnte auch nicht verstehen, warum Sasuke sie heute früh angerufen und zu sich bestellt hatte. Eigentlich hatte sie ja nichts dagegen, hin und wieder ein paar Stunden auf dem Gelände des Uchiha Clans zu verbringen, denn Sasukes Mutter war wirklich sehr nett, mit Itachi kam sie auch recht gut klar und auch mit Shisui, der oft im Haus anzutreffen war, konnte man immer mal nette Späße machen. Doch ein Mitglied der Familie gab der eigentlich ganz angenehmen Atmosphäre im Haus einen Dämpfer. Sasukes Vater Fugaku war ein ziemlich schwieriger Mensch. Jedes Mal, wenn Sakura da war, weil Mikoto sie beispielsweise zum Essen eingeladen hatte, dann starrte er sie komisch an. Irgendwann stellte er dann mindestens eine seltsame, bohrende, unpassende Frage. Alles nur, um sie zu durchleuchten. Oder einzuschüchtern. Oder aber er hatte Angst, dass sie die Gene für rosa Haare in den Clan einbringen wollte… Sakura lachte schnaubend auf und fuhr sich mit einer Hand durch die exotisch gefärbten Strähnen, die ihr schon immer schiefe Blicke beschert hatten. Fugaku brauchte sich jedenfalls nicht zu sorgen, denn sie hatte noch nicht vor, so schnell zu heiraten. Vielleicht irgendwann einmal, sollte Sasuke sich in fünf bis zehn Jahren immer noch gut benehmen. Jedenfalls hatte er sich gerade keine Pluspunkte verdient, da er sie ausgerechnet heute bei ihm daheim sehen wollte. Doch das alles waren nur dumme Gedanken. Sasuke konnte nichts dafür. Er wollte sich wahrscheinlich auch irgendwie ablenken. Der Glückspilz der Woche hieß nämlich eindeutig Itachi. Sakura tat er ziemlich Leid, seinem Bruder wohl ebenfalls. Einfach so mit einer Fremden verheiratet zu werden, das war hart, vor allem für jemanden, der eher ein Einzelgänger war. Und wenn man dazu noch bedachte, dass Fugaku die Frau ausgewählt hatte, dann konnte sich ja nichts Gutes dabei ergeben. Sakura würde die 'Auserwählte' wahrscheinlich gleich treffen. Es passte ihr nicht, in diese komplizierte Sache hineingezogen zu werden. Sie hatte doch Urlaub! Erholung und Entspannung! Sie wollte die Zeit sicher nicht mit schwierigen Familienangelegenheiten verbringen - mit Leuten, die sie doch kaum richtig kannte! Für einen kurzen Moment verharrte sie vor dem großen Eingangstor, das den Einlass zum Uchiha Viertel markierte. Doch es hatte keinen Sinn, den Besuch herauszuzögern. Je früher sie kam, desto besser standen die Chancen, dass Fugaku noch nicht aus seinem Büro zurückgekehrt war. So machte sich Sakura eilig auf und der Weg war auch nicht weit, da sich das Haus des Clanoberhaupts recht nah am Anfang der Hauptstraße befand. Sasuke war – nicht da. Normalerweise wartete er am Gartentor auf sie. Vor allem, da er wusste, dass sie sich nicht ganz so wohl fühlte, wenn sie hier alleine war. Doch vielleicht hatte sie sich auch zu sehr beeilt. Kurz blickte sie zurück zur Straße und wunderte sich einmal mehr über die schiere Menge an Uchihas, die man hier antraf. Außerhalb des Viertels waren sie ziemlich auffällig, doch innerhalb der Mauern erkannte man erst die wahre Größe des Clans. Nicht nur, was die Anzahl der Mitglieder, die fast autark vom Rest der Stadt mit eigenen Geschäften und Läden lebte, betraf. Auch die Häuser waren wirklich ansehnliche Prachtbauten. Die Straße war gepflegt und von stattlichen Bäumen gesäumt, Zäune und Mauern waren in tadellosem Zustand und die Farben Rot und Weiß zusammen mit dem Clansymbol gaben dem ganzen noch den letzten herrschaftlichen Schliff. Das Gelände war wie eine Stadt in der Stadt – und voll mit dunkelhaarigen Menschen. Auch auf dem Grundstück, das Sasuke bewohnte, war immer etwas los, da andere Mitglieder des Clans oft hierher kamen, um irgendwelche Angelegenheiten mit dem Oberhaupt zu besprechen. Gerade stand eine schlanke, schwarzhaarige Frau auf dem Rasen vor der Terrasse und schien... zu meditieren? Sakura fand das zwar seltsam, wunderte sich aber nicht zu sehr, und sie beschloss, ins Haus zu gehen und Sasuke zu suchen. Doch kaum hatte sie einen Schritt gemacht, da drehte sich die Frau um und Sakura sah ihre Augen. Schließlich traf sie die Erkenntnis: Das war keine Uchiha – noch nicht. Damasu kannte die hübsche Rosahaarige nicht, doch sie wusste genug über Konoha, dass sie sich zusammenreimen konnte, wer sie war. Denn mit so einer Haarfarbe war man bekannt, vor allem, wenn man sich Schülerin der Godaime Hokage nannte. Doch gerade durch diese Tönung ihrer Haare und in Kombination mit ihrer hellen Haut und ihren stechend grünen Augen hatte sie etwas Lebendiges und Fröhliches an sich, sodass man davon beinahe nur vom Anblick angesteckt wurde. Die Schwarzhaarige war allerdings ein wenig verwundert darüber, dass sie sie hier traf. Sie war wieder in den Garten gegangen, da sie drinnen in ihrem Gästezimmer einfach nichts mit sich anzufangen wusste. Sie hatte ja auch nichts zu tun. Schlafen konnte sie nicht. Lesen wollte sie nicht. Aus dem Fenster zu starren war dumm, wenn sie mit einem Schritt auch draußen sein konnte. So war sie hier gelandet. Das Gespräch, dass sie vor ein paar Stunden mit Mikoto geführt hatte, war zwar nicht wirklich tiefgründiger Natur gewesen, doch es hatte sie innerlich ein wenig entkrampft. Die Mutter von Itachi – und dessen war sie sich nun uneingeschränkt sicher – war eine wirklich sanftmütige Person, der sie absolut vertrauen konnte. Sie hatten die ernsten Themen zwar nur geschrammt, doch Damasu hatte erfahren, dass er ihr in jungen Jahren ebenso ergangen war. Arrangierte Heirat, fremde Umgebung, strenge Erwartungen. Sie hatte sie vertröstet, dass es sich bei ihr zum Guten gewendet hatte. Mit einem fast mädchenhaften Kichern, hatte sie erzählt, dass sie ihren Mann liebte, obwohl das einige Menschen nicht wirklich nachvollziehen konnten. Damasu sollte einfach nur so bleiben, wie sie war, dann würde sich schon alles einrenken. „Konnichi wa. Ähm… Ich suche Sasuke“, begrüßte Sakura die Andere und war ein wenig unschlüssig, wie sie sich verhalten sollte. Obwohl sie sie anscheinend bei der Meditation gestört hatte, wirkte sie kein bisschen überrascht über ihr Kommen. „Sasuke begleitet Mikoto bei einigen Besorgungen. Du hast ihn um eine Viertelstunde verpasst“, antwortete Damasu wahrheitsgemäß und beobachtete, wie die Rosahaarige verärgert den Mund verzog und zu schimpfen begann. „Ano baka! Dass er sich das nicht mal merken kann! Na ja, da hab ich wohl Pech gehabt… Und… Du bist wohl…“, fuhr Sakura vorsichtig fort, da sie der Anderen nicht zu Nahe treten wollte. Sasuke hatte ihr erzählt, was sein Vater geplant und auch schon in die Tat umgesetzt hatte. Dass es aber so schnell ging und die Frau schon da war... Doch deren Lippen formten sich zu einem leichten Schmunzeln. Sie war noch nicht vielen neuen Leuten begegnet, doch sie konnte sich schon vorstellen, dass sich viele ihr gegenüber so verhalten würden. Noch machte es ihr nichts aus. Die Rosahaarige schien jedoch schon so ungefähr zu wissen, mit wem sie es zu tun hatte, sonst hätte sie nicht derart gefragt. „Ja, das bin ich wohl. Ich heiße Ofuda Damasu. Zukünftig mal Uchiha. Nun, das sagt wohl alles…“, antwortet sie und fasste sich mit einer Hand in den Nacken, eine etwas hilflose Geste, die ihren Gemütszustand nur zu gut ausdrückte. Sakura war überrascht darüber, da sie eigentlich eine hochnäsige Frau erwartet hatte, die nur danach lechzte, in eine wohlhabende Familie einzuheiraten. Doch die Schwarzhaarige mit den hellen, wachen Augen strahlte genau das Gegenteil aus. Zwar wirkte sie, unterstrichen von ihren Worten, nicht gerade euphorisch, was ihre Situation betraf, doch ihre allgemeine Ausstrahlung wirkte positiv. Und dabei war sie, wie Sasuke erzählt hatte, nur eine Zivilistin. „Ich bin Haruno Sakura. Sasukes Freundin. Du bist gerade allein hier, oder?“, fragte sie mit zurückgewonnenem Elan. Eine von Sakuras Stärken war es, Menschen schnell einschätzen zu können. Das war bei ihrem Beruf als Ärztin sehr wichtig, denn sie musste sich nicht nur auf ihre heilenden Fähigkeiten verlassen, sie musste auch mit ihren Patienten umgehen und erkennen können, wie sie sich fühlten. Damasu schien eine starke Person zu sein, die trotz der Situation gefasst bleiben konnte. Das gefiel Sakura. Sie wollte sich zwar nicht vorstellen, wie sie reagieren würde, sollten ihre Eltern sie mit einem Fremden verkuppeln, doch sie konnte sich denken, dass es hart war, seine Fassung würdevoll zu wahren. „Ja, alle sind unterwegs“, meinte die Schwarzhaarige nur und war nun ihrerseits ein wenig unschlüssig, was sie tun sollte. Sie konnte schlecht eigenmächtig handeln und Sakura ins Haus einladen, da sie ja selber erst seit gestern hier war. Doch sie wollte die Rosahaarige kennenlernen, denn als Sasukes Freundin hatte sie wohl schon einiges in diesem Haushalt miterleben dürfen. „Dann leiste ich Dir ein bisschen Gesellschaft, bis Sasuke wieder da ist. Es kann hier manchmal ziemlich trist sein“, nahm Sakura ihr die Entscheidung ab und kam auf sie zu. Sie zeigte auf die Terrasse, einerseits weil sie sich selber setzen wollte, andererseits weil es dumm war, herumzustehen und noch länger so zu tun, als müsste man sich gegenseitig mit Samthandschuhen anfassen. Damasu nickte jedenfalls und nahm an Sakuras Seite platz. Sie fand die Stimmungsänderung der Rosahaarigen recht amüsant: Erst hatte sie sich unverblümt über Sasuke aufgeregt, dann war sie in Damasus Anwesenheit ganz kleinlaut geworden und jetzt, nachdem sie ein paar Worte gewechselt hatten, war ihr Verhalten schon fast kumpelhaft. Sakuras Gemüt war wohl ziemlich temperamentvoll, wenn es sich so schnell änderte, doch gleichzeitig trug sie ihr Herz auf der Zunge, sodass all das aus ihr heraus brach, was sie gerade dachte. Mit solchen Menschen kam Damasu recht gut klar, da sie immer wusste, woran sie war... „Es ist nicht wirklich trist – jedenfalls empfinde ich es gerade nicht so. Mir wäre lieber schrecklich langweilig, als diese furchtbare Anspannung zu spüren... Ich hoffe ich langweile Dich jetzt nicht“, sprudelte es plötzlich aus Damasu hervor, denn es war ganz anders, hier mit jemandem zu sitzen, der ungefähr in ihrem Alter war und ihre Situation wohl gut verstehen konnte. Mikoto hatte zwar gesagt, dass sie auch einmal so wie Damasu gefühlt hatte, doch das war etwas anderes. Die Zeiten hatten sich geändert. Die Sicht- und Denkweise der Menschen war um einiges Liberaler geworden. Wo gab es heutzutage noch arrangierte Hochzeiten? Wo gab es heute noch diese absurden Überlegungen über gute Partien und vorteilhafte Verbindungen? Außerdem war die Konstellation zu Mikotos Hochzeit sicher anders gewesen. War Fugakus Vater ebenfalls ein strenger Clanführer gewesen? War Fugaku selber ein geheimnisvoller Mann und überaus mächtiger und berüchtigter Shinobi gewesen, wie Itachi? Damasu verlor für einen Moment wieder die Fassung über sich und ließ sich in Gedanken gehen. Sakura merkte das. „Nein, nein, mach Dir keine Sorgen! Alles ist neu für Dich, da braucht man jemanden zum Reden“, beteuerte die Rosahaarige, obwohl sie jetzt schon sah, wie sich ihre eigentlichen Urlaubspläne in Luft auflösten. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Sasuke und sie nirgendwo hin fahren würden. Doch gleichzeitig schien es auf einmal auch nicht mehr so wichtig zu sein, an seine eigenen Bedürfnisse zu denken. Der letzte Satz von Sakura gab Damasu wieder das richtige Stichwort. „Ja, durch Reden wären so viele Dinge einfacher. Aber meistens wird immer nur 'erwartet'. Die Blicke hier machen mich wahnsinnig. Mein Vater, Fugaku, auch Itachi. Und die Worte. Du heiratest. Du ziehst um. Lernst bald deinen zukünftigen Ehemann kennen. Wenn man doch nur reden würde, wenn man seine eigenen Bedürfnisse offenbaren dürfte, aber das zählt wohl kaum...“, sprach die Schwarzhaarige mit im Schoß gefalteten Händen und zu Boden gerichtetem Blick. Ihre Zerrissenheit zwischen geduldiger Akzeptanz und verzweifelter Auswegsuche war nicht gesund. Das war ihr bewusst. Auch Sakura fühlte mit, da sie wusste, dass bei den Uchiha Argumente nicht viel wert waren. Sie wusste jedoch nicht, was sie Damasu entgegnen konnte, um sie zu trösten. Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten, durchzuhalten, ohne mental durchzudrehen: Entweder man verhärtete so sehr, dass einem alles egal war und man einfach hinnahm, was geschah, oder... „Hast Du denn schon mit Itachi gesprochen?“, fragte Sakura schließlich und sprach damit das aus, was sie als zweite, eindeutig bessere Lösung in Betracht zog. Der Ältere der Uchiha Brüder würde ihr Ehemann sein, theoretisch war sie nur ihm verpflichtet. Wenn sie sich irgendwie arrangieren konnten, dann… Damasu unterbrach Sakuras Gedanken mit einem Seufzer und gleichzeitig einem Kopfschütteln. „Nein, noch nicht. Die Gelegenheit gab es noch nicht. Witzig, oder? Eigentlich sollte es doch Vorrang haben, dass ich den Mann, den ich heiraten werde, kennen lerne. Doch es läuft wohl nicht so wie ich denke. Aber ich sollte wirklich mit ihm sprechen. Da hast du - oh“, stockte die Schwarzhaarige und verkrampfte sich. Plötzlich durchlief es sie heiß und sie biss sich auf die Unterlippe, während sie unwillkürlich den Blick hob und zum Gartentor starrte. Sakura war verdattert über die seltsame Reaktion, doch als sie sah, wer da durch das Tor kam, konnte sie Damasus Schrecken gut nachvollziehen. „Okaeri, Uchiha-san“, grüßte die Schwarzhaarige den älteren Mann mit einem höflichen Nicken, als er näher kam. Auch Sakura murmelte rasch eine Begrüßung und wunderte sie, wie schnell Damasu umschalten konnte, zwischen ihrem recht verbittertem Gespräch zu dieser aufmerksamen Distanziertheit, die man als sehr höflich empfinden konnte. „Konnichi wa, Damasu-san, Sakura. Ich sehe, ihr habt euch bereits miteinander bekannt gemacht“, erwiderte Fugaku, doch man merkte ihm nicht an, ob er dies guthieß oder nicht. In seinen dunklen Augen lag der gleiche Ausdruck, Determination und eine Art herrischer Stolz, der er schon bei ihrem ersten Treffen zur Schau gestellt hatte, stellte Damasu fest und genau diese Ausstrahlung verärgerte und beängstigte sie gleichzeitig. Sakura war ebenfalls ein wenig verunsichert, da sie Fugaku in ihrer Gegenwart anders kannte, zwar auch streng und immer mit einem leicht missbilligenden Blick, doch dieser besondere Fanatismus, mit dem er Damasu betrachtete, war ihr nicht ganz geheuer. Er schien wohl wirklich zu denken, dass er nun, da er die zukünftige Frau für Itachi bestimmt hatte, die Zukunft seines Clans direkt und gefestigt vor sich sah - oder so ähnlich. Irgendwie war das gruselig und Sakura hatte noch mehr Mitleid mit der Schwarzhaarigen. Als die Augen von Fugaku jedoch auf sie trafen, wusste sie, dass sie trotz der netten Grußworte hier nun nicht mehr willkommen war. „Nun, ich muss leider wieder gehen. Kannst Du Sasuke bitte sagen, dass er mich anrufen soll, wenn er zurück ist? Jaa, mata ne“, verabschiedete die Rosahaarige sich eilig, nicht ohne Damasu in Gedanken viel Glück zu wünschen. Diese sah ihr ein wenig ernüchtert nach. Natürlich würde Sakura nicht bleiben, um ihr beizustehen. Nicht in einem Gespräche, welches sie genauso scheuen würde. Doch Damasu erinnerte sich an Mikotos Worte: Sie sollte bleiben, wie sie war. Vielleicht konnte sie damit etwas bewirken. Doch nun, da sie und Fugaku alleine waren, nahm er das Sagen sogleich an sich, während er seiner Schwiegertochter in spe bedeutete, mit ihm ins Haus zu kommen. Damasu hatte keine andere Wahl, deshalb stand sie auf und folgte dem Clanoberhaupt. Er führte sie in die behaglich eingerichtete Küche, die mit einer langen Arbeitszeile und einem kleinen Tisch mit vier Stühlen der wohl am wenigsten repräsentative Raum des ganzen Hauses war. Hier aß die Familie wohl, wenn sie nur unter sich war. Es herrschte eine durchdachte, saubere Unordnung, die sich Mikoto zum System gemacht hatte und die dem Raum etwas 'normales' verlieh. Fast hätte Damasu bei dem Anblick vergessen, mit wem sie hier war. „Trinkst Du eine Tasse Tee mit mir?“, wollte Fugaku wissen, doch er wartete gar nicht ihre Antwort ab, sondern stellte bereits zwei Tassen auf den Tresen. „Ja, gerne“, antwortete Damasu trotzdem und beobachtete, wie er Wasser auf dem Herd erhitzte und danach Teeblätter auf die Tassen verteilte. Er tat das alles, als könnte er es auch im Schlaf vollbringen. Wahrscheinlich war es seine Gewohnheit, sich Tee aufzusetzen, wenn er von der Arbeit nach Hause kam und seine Frau nicht in der Nähe war. „Setz dich. Erzähl mir, wie gefällt es Dir hier?“, fragte das Oberhaupt des Uchiha Clans nach und verlieh der Situation damit die Atmosphäre eines Verhörs. Zwar war er diesmal bemüht, seine Stimme neugierig klingen zu lassen, die entsprechende Mimik konnte er dazu jedoch nicht zeigen. Das Lächeln, das Damasu ihm zurückgab, forderte von der jungen Frau auch viel Mühe. „Das Anwesen ist wirklich beeindruckend. Und es ist schön ruhig hier. Das hätte ich nicht gedacht, denn Konohagakure ist ja eine große Stadt“, erklärte sie ihm, während sie auf einem der Stühle platz nahm. Das entsprach der Wahrheit, doch bezog sich kaum auf das, was Fugaku wirklich wissen wollte. Aber dessen war sich Damasu bewusst. Sie war bereit, auszutesten, wie dick das Eis war, auf das sie sich hinaus bewegen sollte und dafür musste sie erst einige Risiken eingehen. Doch entweder hatte der Mann ihre ausweichende Antwort nicht bemerkt oder er ignorierte es gekonnt. „Das ist gut, wenn dir die Ruhe wichtig ist. Hier wirst du genug davon finden. Dann fühlst du dich also wohl. Wunderbar“, schloss er daraus und hatte Damasus Aussage schließlich so gedreht, dass sie ihm passte und das sie auch nicht mehr widersprechen konnte, ohne ihn damit zu beleidigen. Das war schlau, das musste Damasu zugeben. Sie hatte nicht gedacht, dass er wirklich die Kontrolle über alles an sich ziehen konnte. Das gab ihren Plänen einen harten Dämpfer und sie schürzte ihre Lippen, als ihr dennoch ein Einfall kam und sie verfolgte, wie Fugaku sich umdrehte, um die Tür eines Schrankes zu öffnen und von dort eine Dose mit Keksen herauszuholen. „Das Wasser“, sagte sie und als der Clanführer nach dem Kessel sehen wollte, begann dieser, pfeifend das Kochen des Wassers anzukündigen. Genau rechtzeitig, äußerst punktgenau. Fugaku nahm dies ohne besondere Regung zur Kenntnis. Er nahm den Wasserbehälter vom Herd und füllte damit die Tassen. Mit dem dampfenden Getränk kam er zum Tisch, stellte es ab, kehrte dann noch einmal um, um die Kekse zu holen und setzte sich schließlich der jungen Frau gegenüber hin. „Nun, ich will offen mit Dir reden. Als Frau eines Uchihas wirst Du andere Aufgaben haben, als du bisher immer gewohnt warst. Ich denke, dass Du gut mit meiner Frau zurecht kommst, deswegen wird sie Dir alles erklären, was Du zu tun haben wirst“, begann Fugaku und versetzte nur mit diesen wenigen Worten einen festen Schlag in die Magengegend. Was hatte sie da gerade gehört? Sie musste sich räuspern, um überhaupt ihre Stimme wiederzufinden. Sie straffte ihren Rücken im Versuch, ihre Würde zu bewahren und selbstsicher zu wirken. „Uchiha-san, das wird wohl nicht nötig sein. Dadurch, dass ich schon einige Zeit in einer eigenen Wohnung gelebt habe, weiß ich, wie man einen Haushalt führt. Und wenn Sie wollen, dass ich repräsentative Aufgaben übernehmen soll, dann bin ich darin auch geübt. Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen.“, antwortete sie und bemühte sich um einen entspannten Ton. Doch ihre Worte schienen den Mann nicht zu beeindrucken. „Es tut mir Leid, aber anscheinend wurdest Du bisher nicht genügend darüber aufgeklärt, wie Dein Leben verlaufen wird, wenn Du einmal den Namen Uchiha trägst“, entgegnete er wiederum. Es war zermürbend, wie ruhig er war, während er ihr starr in die Augen sah und sie keinen Moment unbeobachtet ließ. Damasu konnte sich schon denken, was er meinte, doch sie wollte es nicht wahrhaben. Ihre schlimmsten Gedanken würden sich bewahrheiten und sie konnte das unterschwellige Zittern, das von ihrem Inneren ausging, nicht unterdrücken. „Verzeihen Sie, ich will nicht widersprechen, doch warum sollte der 'Verlauf meines Lebens' so anders sein? Ich bin mir sicher, dass ich alles bewältigen kann, egal-“, begann sie zu reden, um Fugaku klar zu machen, dass sie sich zutraute, jeglichen Anforderungen gerecht zu werden - auf ihre Weise! Doch es interessierte ihn nicht. „Du wirst nicht nur eine einfache Uchiha sein. Itachi wird einmal die ganze Verantwortung über den Clan übernehmen. Du wirst an seiner Seite stehen und als Frau des Oberhaupts alle Aufgaben des Alltags übernehmen, damit 'sein' Leben von nichts Anderem abgelenkt wird, als von seinen wichtigen Ämtern, diesen Clan zu leiten, zu stärken und zu Großem zu führen. Du wirst eine perfekte Hausfrau sein, die ihrem Mann alles recht macht. Du wirst euer Kinder im Sinne des Clans erziehen. Du wirst auf alles verzichten, was nicht zum Wohle Deiner neuen Familie dient. Auch auf Deine Arbeit, die du bisher ausgeübt hast“, diktierte Fugaku der jungen Frau mit einem beinahe drohenden Ton und sah dabei, wie ihre Augen bei jedem weiteren Satz größer wurden. Ja, Damasu fühlte den goldenen Käfig regelrecht auf sich herabstürzen. Dabei waren die Forderungen nach der bedingungslosen Hingabe für die Familie gar nicht so unerwartet in einer so traditionsorientierten Familie. Der letzte Punkt jedoch, der ließ sie aus allen Wolken fallen. In ihrer Kehle bildete sich ein Kloß, der ihr sogar die Luft zum Atmen nahm. Für einen Moment verspürte sie so etwas wie Panik, ein unangenehmes Kribbeln wie von Elektrizität auf ihrer Haut, das ihre Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Ob sich der Schock auch in ihrem Gesicht spiegelte, daran konnte sie gar nicht denken, so sehr hatte Fugaku sie mit der Enthüllung seiner wahren Absicht erschüttert. „Aber... An meiner Arbeit soll es doch wirklich nicht liegen. Meine Tätigkeit als Händlerin ist nicht sehr anstrengend und ich kann die Buchhaltung teilweise auch sehr gut von zu Hause erledigen. Außerdem kann ich so einen Teil des Unterhalts verdienen-“, versuchte Damasu zu argumentieren und auch eine sinnvolle Begründung für ihre Meinung anzuführen. Doch erneut hatte sie keine Chance, denn Fugagu winkte mit einer bestimmten Geste ab. „Der Clan ist sehr wohlhabend, Damasu-san. Es ist sehr lobenswert, dass Du Dir wegen des Geldes Sorgen machst, aber das ist nicht nötig“, sprach er und diesmal klang es, als wollte er sie verhöhnen. Natürlich machte sie sich über die Finanzierung ihres weiteren Daseins keine Sorgen. Doch schon wieder hatte Fugaku ihr die Worte im Mund umgedreht und sie merkte ihm diesmal an, dass er es ganz bewusst getan hatte. Plötzlich fühlte sich die junge Frau wie eine gereizte Löwin, die vor den Gitterstäben ihres Geheges hin und her streifte. Es lagen ihr Bemerkungen auf der Zunge, die sie lieber ganz schnell vergessen wollte, bevor sie noch über ihre Lippen kamen. Das war nur ein Traum, oder? Nein, leider nicht, dafür war das sie überkommende Gefühl der Übelkeit viel zu stark. Er konnte das doch nicht von ihr verlangen! Er konnte sie doch nicht zwingen, ein Hausmütterchen zu werden! Davon war nie die Rede gewesen. Wenn er während der Verhandlungen mit ihrem Vater nur eine Andeutung in diese Richtung gemacht hätte, dann wären ihre Eltern doch nie auf diese Abmachung eingegangen – oder doch? Damasu fühlte, wie sie erbleichte. Ihr wurde ganz flau. Das Holz des Tisches knackte, weil sie sich unwillkürlich an der Tischplatte festhielt und nach Halt suchend mit ihren Händen zudrückte. „Und, hast Du schon eine Vorstellung, wie viele Kinder Du einmal haben möchtest? Zwei, oder drei? Oder vielleicht sogar vier?“, fuhr Fugaku fort, nun wiederum in einem harmlosen Plauderton. Doch er hatte die junge Frau schon völlig aus der Fassung gebracht. „Was? Ich...“, stammelte sie in dem zum Scheitern verurteilten Versuch, nicht in Tränen auszubrechen. Sie fühlte es schon in sich hochsteigen, ein verzweifeltes Schluchzen, das sie völlig brechen würde. Sie konnte so nicht leben. Sie brauchte ihre Arbeit, um sich wenigstens etwas ablenken zu können, um wenigstens für ein paar Stunden in der Woche von hier zu fliehen und das tun zu können, was sie wollte. Ohne beobachtende Babysitter. Darauf beruhte ihr ganzer Plan. Ja, sie würde heiraten, wenn sie diese Momente für sich behalten konnte. Doch auch das glitt ihr nun aus den Fingern. „Otou-san, genug“, ertönte plötzlich eine Stimme aus der Küchentür. Der scharfe Ton schnitt wie eine Klinge durch die dicke Luft des Raumes und vertrieb die Dunkelheit, die sich auf Damasu hinab gesenkt hatte. Es war Itachi und sie drehte sich zu ihm um. Da stand er, mit gerunzelter Stirn und kalten Augen. Seine Haare waren zerzaust, seine Hose starrte vor Dreck. Er verströmte den männlich markanten Geruch von Schweiß, Adrenalin und frischer, feuchter Erde. Er war wohl gerade vom Training zurückgekehrt. Die Erleichterung über sein Erscheinen verstärkte Damasus Übelkeit noch einmal, denn das Gefühl war so übermächtig, dass sie beinahe wirklich nachgab. Doch sie holte schnell tief Luft und biss sich fest auf die Innenseite ihrer Wange, um durch den Schmerz wieder die Kontrolle über sich zu erlangen. Sie wagte es nicht, sich wieder zu Fugaku zurück zu drehen und sah deshalb nur Itachi, der mit seinem abgeneigten Blick eine unmissverständliche Nachricht an seinen Vater sandte. „Komm mit mir“, sagte er schließlich zu der jungen Frau und richtete seine Augen auf sie. Es dauerte keine Sekunde, da war Damasu bereits mit der federleichten Empfindung der Linderung ihres Schreckens aufgestanden und ging mit eiligen Schritten und einem tief verbundenen Nicken zu ihm hinüber. Auch er drehte sich weg und wies mit ausgestrecktem Arm den Flur entlang. Das war Damasu nur recht und sie setzten sich gemeinsam in Bewegung. Egal, wohin sie ihm folgen sollte, jeder Ort war ihr lieber als noch einen Moment länger Fugakus Anwesenheit ertragen zu müssen. Kapitel 5: Approach ------------------- Das heiße Wasser der Dusche prasselte noch für eine weitere Minute auf seinen Rücken, dann stellte er den Wasserstrahl ab. Mit seinen Händen drückte er die Feuchtigkeit aus seinen Haaren und griff nach dem Handtuch, dass er sich über die Tür der Duschkabine gelegt hatte. Schnell trocknete er sich ab, stieg hinaus in die wesentlich kühlere Luft des Badezimmers und zog sich die bereitgelegte, frische Kleidung an. Er beeilte sich, denn er wusste, dass jemand auf ihn wartete. Itachi ging den Korridor entlang, doch nach ein paar Schritten blieb er stehen. Die Präsenz seines Vaters war verschwunden. Jedenfalls war er nicht mehr im Haus. Wahrscheinlich bereitete er mit ein paar anderen Clanmitglieder das allwöchentliche Treffen des engeren Kreises vor. Der engere Kreis war eine Auswahl an Personen aus dem Clan, die durch ihren Rang oder ihre Erfahrung etwas zum Wohle des Clans beisteuern konnten. Sie setzten sich einmal in der Woche zusammen, um zu besprechen, ob es etwas besonderes zu entscheiden oder zu tun gab. Sie diskutierten über die Beschlüsse und Verträge, die die Hokage verfasst hatte. Bewerteten Konohas politische Lage und alles, was die Elite des Clans hätte besser machen können. Ja, sein Vater und die anderen Ältesten der Uchiha würden selber viel zu gerne an oberster Stelle mitmischen. Es gab eine Zeit, da waren ihre Bestrebungen wirklich an einem kritischen Punkt angelangt. Das war von ungefähr elf Jahren gewesen. Was die Wogen des aufbegehrenden Clans damals geglättet hatte, wusste Itachi selber nicht ganz genau. Doch es war ganz froh darüber, dass es noch nie wirklich zu einem Putsch gekommen war – wie er sich selber in so einer Situation verhalten hätte, darüber wollte er nicht nachdenken. Und nun mischte sich Fugaku wieder in etwas ein. Itachi war gerade zur Haustür hereingekommen, da hatte er erst gespürt, wie sein Vater und Damasu in der Küche zusammen saßen. Er hatte sofort ein ungutes Gefühl bekommen, weil niemand sonst im Haus anwesend gewesen war. Und Itachi kannte den Mann, der seine Aufgabe als Clanoberhaupt viel zu ernst nahm. Deshalb hatte er rasch nach dem Rechten gesehen – und war keine Sekunde zu früh gekommen. Damasus verkrampfte Haltung hatte für sich gesprochen, das Gesicht seines Vater ebenfalls. Und die vor Erleichterung funkelnden Augen der jungen Frau hatten ihm bestätigt, dass sie froh gewesen war, dass er dem Gespräch ein Ende bereitet hatte. Nun wartete sie auf ihn. Er hatte sie auf sein Zimmer gebracht, bevor er sich entschuldigt hatte und verschwunden war, um sich nach dem schweißtreibenden Training mit Shisui zu duschen. Das war dringend nötig gewesen. Damasu hatte beteuert, dass es ihr nichts ausmachen würde, ein wenig allein zu sein. So weit, so gut. Doch Itachi war alles andere als darauf vorbereitet, seinerseits nun mit der jungen Frau zu reden. Sicher, er hatte in den Tagen vor ihrer Ankunft Zeit genug gehabt, sich mit dem Gedanken zu beschäftigen, was er von seiner zukünftigen Lebensgefährtin erfahren wollte. Doch dies hier war kein Frage-Antwort-Spiel. Es hatte sich eine andere Situation ergeben. Genau das hatte Itachi befürchtet: Es würde zu einer unvorhersehbaren Angelegenheit mutieren. Er hatte es einfach nicht in der Hand und musste sich wohl oder übel darauf einlassen, obwohl es nur wenig schlimmeres für ihn gab, als nicht zu wissen, was als Nächstes geschehen würde. Nun durfte er jedoch nicht mehr so lang trödeln, weshalb er die letzten Meter bis zu seinem Zimmer eilig hinter sich brachte und den Raum betrat. Damasu fühlte sich aufgewühlt und erschöpft, als sie in dem weichen Sessel saß, den Itachi ihr angeboten hatte. Er hatte sie in sein Zimmer gebracht, einen großen, abgedunkelten Raum, in dem eine bemerkenswerte Ordnung und Geradlinigkeit der Einrichtung herrschte. Sie sah nicht viele persönlichen Gegenstände herumliegen, doch sie wollte auch nicht aufstehen, um nach etwas zu stöbern, das ihr mehr über den jungen Mann erzählen konnte. Ein wenig verlegen war sie schon, dass sie sich so urplötzlich in seinen privaten Räumen wiederfand, doch es gab ihr auch das Gefühl, dass sie hier sicher war. Es war seltsam, dass es ihr trotzdem wieder besser ging, obwohl sie nun ein anderes schwieriges Gespräch erwartete - zumindest dachte sie das. Itachi hatte sich bisher ziemlich verschlossen gezeigt. Schlimmer als vorhin konnte es zumindest nicht werden… Und da kam er auch schon zurück. Er hatte gesagt, dass er sich beeilen würde und daran hatte er sich auch gehalten. Er hatte sich in ein einfaches schwarzes längärmliges Shirt und schwarze Hosen gekleidet. Sein Haar fiel ihm noch feucht auf die Schultern. Er war groß und äußerst gut trainiert. Er hatte sowieso schon etwas mysteriöses an sich, doch seine dunklen Augen und das im Halbdunkel liegende Zimmer verstärkten diesen Eindruck noch. Er stand nur da und sagte nichts. Auch Damasu wusste nicht, was sie ihm entgegnen sollte, doch sie wusste, dass es an ihr war, die unausweichliche Unterhaltung zu beginnen. Deshalb fing sie ganz simpel an. „Danke, dass Du mich gestern gewarnt hast. Und dass Du mich von dort unten weggeholt hast. Ich…“, begann sie, geriet dann aber wieder ins Stocken. Sie hatte sich bedanken wollen, auch mit Worten. Das war einfach für sie. Alles andere fiel ihr schon wieder schwerer. Außerdem gefiel es ihr nicht, dass sie da saß, zusammengekauert wie eine Bittstellerin. Deswegen stand sie auf, um mit Itachi auf einer Augenhöhe zu sein. Ihre Stimme klang angenehm, leise, jedoch volltönend und mit einem gewissen Timbre, dem man gerne Beachtung schenkte. Itachi sah, wie Damasu aufstand und der Yukata wieder über ihre Knie rutschte. Lange, wohlgeformte Beine. Etwas, was Shisui wahrscheinlich eine anzügliche Bemerkung entlockt hätte. Itachi verspürte dadurch nur wieder etwas mehr Misstrauen. Er fühlte schon die ganze Zeit über etwas Seltsames an der jungen Frau und jetzt, da er ihr so nahe stand und sich sonst niemand in Reichweite befand, konnte er sich genauer darauf konzentrieren. Es lag definitiv an ihrer Aura. Er hatte es bisher schon mit vielen Menschen zu tun gehabt, doch so etwas war ihm noch nicht untergekommen. Schon seit gestern dachte er darüber nach, kam aber auf keinen grünen Zweig. Damasu fühlte, wie ihr Puls sich beschleunigte, als sie Itachis Blick auf sich spürte. Er regte sich immer noch nicht, doch musterte er sie dafür umso genauer. Was war los? Fand er etwas merkwürdig an ihr? Jedenfalls hielt sie die Stille zwischen ihnen kaum mehr aus. „Hast Du mitgehört, was dein Vater mir gesagt hat?“, fragte sie schließlich nach und beobachte, wie Itachi den Kopf schüttelte und sich gleichzeitig eine nasse Strähne aus dem Gesicht strich, als hätte er nicht gerade an etwas anderes gedacht. Dabei sah er sie weiter an und Damasu fühlte sich unwillkürlich an Fugakus pedantisches Mienenspiel erinnert. Obwohl sie Itachis Augen eigentlich standhalten wollte, konnte sie den Impuls nicht unterdrücken und drehte sich seitlich weg, um zwischen den zugezogenen Vorhängen hinaus in den Garten zu blicken. „Er hat mir erörtert, wie das Frauenbild in diesem Clan aussieht. Stumpfe, klischeehafte Rollenverteilung. Haushalt, Kindererziehung. Er will mir verbieten, dass ich arbeite! Ist das hier wirklich so? Was ist mit geborenen Uchiha Mädchen? Werden sie von Anfang an zu tüchtigen Hausfrauen erzogen?“, fragte Damasu und brauste mit jedem Wort mehr auf. Sie konnte nicht anders. Auf der einen Seite war sie eingeschüchtert wie ein kleines Kind, auf der anderen Seite wollte sie nicht einfach alles mit sich machen lassen. Sie wandte sich wieder zu Itachi um und als sie dessen ruhige Züge sah, atmete sie tief ein, um die Luft mit einem tiefen Seufzer aus ihren Lungen zu entlassen. „Gomen, das war nicht so gemeint“, hauchte sie leise und ließ sich wieder in den Sessel fallen, da ihr diese geschwungene Rede plötzlich peinlich war. Itachi war ihr zukünftiger Ehemann, sie sollte sich also zusammenreißen. Etwas verwundert registrierte sie, wie Itachi sich plötzlich neben sie setzte und blickte in der Hoffnung auf, dass er nun reden würde. Ihre Reaktion gerade verriet ihm viel über sie. Damasu war ein rechtschaffener, ehrlicher Mensch und doch machte sie sich selber etwas vor, weil sie wohl freiwillig zu dieser Heirat zugestimmt hatte. Ruhe und Selbstbeherrschung waren ihre Stärken, doch die Situation schwächte diese Fähigkeiten. Sie suchte Zuflucht in bissigen Bemerkungen, die sie schnell wieder bereute. Dies zeugte von einer gewissen Verzweiflung, die an ihr nagte. Den Forderungen zufolge, die sein Vater ihr vor einigen Minuten dargelegt hatte, konnte man es ihr nicht verübeln. „Der Clan hat tatsächlich ausgeprägte patriarchalische Züge. Wahrscheinlich sind viele sogar chauvinistisch. Die alte Generation ist teilweise immer noch der Meinung, dass Frauen unter Shinobi nichts zu suchen haben. Deshalb gehen auch erst wenigen Mädchen aus dem Clan in die Ninjaakademie oder dürfen Genin werden“, erklärte Itachi sachlich, doch seine Mundwinkel verrieten, dass er diese Meinung nicht teilte. Damasu empfand dies als beruhigend, doch war das Wissen alleine kein Lösungsansatz für sie. „Und ich? Ich führe eine bürgerliche Tätigkeit aus. Ich nehme keinem Mann eine besondere Stellung weg. Ich verschandle meinen Körper nicht, den ich zum Kinderkriegen benutzen soll. Dein Vater hat mir übrigens-“ „-vier Kinder angedichtet. Das habe ich noch aufgeschnappt“, führte Itachi Damasus Satz fort und verursachte damit ein kurzes Schweigen zwischen ihnen. Er hatte also doch noch etwas gehört. War das etwa nichts Neues für ihn und konnte er es deshalb so schnell aufsagen? Seltsamerweise stieg in Damasus Kehle ein leises Lachen auf und sie konnte es auch nicht unterdrücken. Sie fasste sich mit ihre Hand an die Stirn und massierte mit Daumen und Mittelfinger ihre Schläfen. Dabei schmunzelte sie immer noch. Das war wohl eine Reaktion ihres Körpers auf die ungewohnte emotionale Belastung, doch es tat ihr gut. Sie hatte schon länger nicht mehr gelacht und nun brach es gerade in Itachis Anwesenheit heraus. Er musste sie für völlig abgedreht halten. „Ist es nicht komisch? Wir sitzen hier und reden über meine Emanzipation und harte Fakten der Clangeschichte. Das ist nicht fair. Du bist ebenfalls betroffen. Und außerdem wissen wir kaum etwas über einander“, sagte die junge Frau mit einem schwindenden, aber immer noch gegenwärtigen Lächeln zu Itachi. Auch er erlaubte es sich plötzlich, sie nicht nur als die von seinem Vater auserwählte Frau zu sehen, sondern als eigenständige Person. Ihr Gemüt hatte so viele Facetten und alle, die er gerade in diesen paar Minuten erlebt hatte, waren aufrichtig und nicht gekünstelt. Ihr Verhalten sprach deutlich von viel emotionaler Intelligenz und Rationalität. Doch sie wusste sich auch anzupassen. Ihr Gesicht hatte wohl von Natur aus einen sinnlichen Ausdruck. Und sie würde seine Frau sein. Es hätte ihn auch ganz anders treffen können, wie ihm die beiden vorherigen, von seinem Vater ausgewählten Kandidatinnen deutlich gemacht hatten. Deshalb war er ganz froh, dass es nun so gekommen war – auch wenn es nicht seine Stärke war, einfach so drauf los zu plaudern und ihr von sich zu erzählen. „Mein Angebot steht weiterhin. Sollte mein Vater wieder etwas von Dir wollen, erzähle es mir. Was Deine Arbeit anbelangt, ich denke nicht, dass Du etwas dagegen tun kannst. Ich weiß, dass die Forderung, alles aufzugeben, viel zu übertrieben und ungerecht ist. Doch Du musst es erst einmal so hinnehmen. Mein Vater wird jetzt nicht davon abrücken. Später vielleicht, wenn sich die Wogen glätten“, erläuterte er mit einer beiläufigen Geste seiner Hand, um Damasus Frage von vorhin noch zu beantworten. Sie merkte, wie Itachi dem persönlichen Gespräch ein wenig auswich, doch zu wissen, dass er auf ihrer Seite stand und nicht dieselben Ansichten wie sein Vater vertrat, das tat gut. Wahrscheinlich wäre er sowieso eher froh darüber, wenn sie ihrem Beruf nachging und nicht dauernd in seiner Nähe war... Doch diese Hintergedanken waren – ob Itachi sie nun wirklich hegte oder nicht – nur ehrlicher Natur und Damasu konnte das auch nachvollziehen. Es kränkte sie deswegen in keinem Fall. Als Erwiderung auf seine Worte ließ sie jedoch erneut ein Seufzen hören. „Dann werde ich mich wohl fügen müssen, wenn ich bis dahin nicht vor Langeweile umkomme... Und Dein Vater hat Dir die 'vier Kinder' auch schon nahe gelegt?“, versuchte sie, das Gespräch wieder auf eine gemeinsame Basis zu lenken. Itachi verzog ein wenig das Gesicht. Es war nicht gerade das Thema, welches er unbedingt anschneiden wollte, doch er musste ihr wohl ein wenig entgegenkommen. Außerdem erschien er ihm recht harmlos, sich mit ihr darüber auseinanderzusetzen. „Er will wohl eine Horde Enkel um sich sehen, wenn er in den Ruhestand geht. Dabei konnte er selber nie gut mit Kindern umgehen. Für Sasuke und mich war er früher nur da, um unsere schulischen Leistungen und unser Training zu kontrollieren und uns zu noch mehr Leistung zu drängen. Unsere Mutter hat uns eigentlich ganz allein erzogen und nun wundert er sich, dass wir ganz andere Wege gehen wollen. Wahrscheinlich drängt er Dich deshalb so in die Hausfrauenrolle. Doch nicht jeder Mann hier ist wie er. Also... Ich habe jedenfalls noch keine Vorstellung, wie groß meine Familie werden soll“, sprach er schließlich und stockte bei seinem letzten Satz kaum merklich. Auch schaute er weg, schien jedoch keinen festen Punkt zu fixieren. Das Bild, welches er dadurch an Damasu vermittelte, kam wunderlicherweise ihrer eigenen Vorstellung ziemlich nahe. Strenger Vater, von der Mutter behütete, komplizierte Kindheit. Für den Sohn eines Eliteshinobi nicht leicht. Eigentlich einfach zu erraten, dass in Itachis Vorstellung bisher kein Platz für ein Familienleben war. Dieser kleine Einblick in seine Welt ließ sie bereits einige Dinge nachvollziehen. Der junge Frau brannte plötzlich ein Teil ihrer eigenen Geschichte auf der Seele, als hatte sie das Bedürfnis, erzählt zu werden. Doch Damasu hütete ihre Zunge. Sie hatte sich geschworen, dass niemand davon erfahren sollte und daran wollte sie auch festhalten, so schwer es auch für sie war. Doch es war auch besser so, sonst würde sich die Situation sicher noch um einiges verkomplizieren... Deshalb fasste sie einen Entschluss und räusperte sich leise, woraufhin Itachi wieder zu ihr sah. „Ich hatte eigentlich daran gedacht, Karriere zu machen und durch die Länder zu reisen. Nun wird das hier alles zu meiner neuen Herausforderung… Ich bitte dich, hilf mir das Ganze zu überstehen. Ich habe vorhin mit Sakura geredet und bemerkt, dass ich alleine nicht genügend Durchsetzungsvermögen habe, gerade wegen deinem Vater. Ich werde dich nicht stören oder nerven. Wir sind doch beide nicht auf diese Heirat vorbereitet, aber wir können trotzdem das Beste daraus machen. Es ist wie auf einer Mission mit unbekanntem Ziel, nicht wahr?“, bat sie und Itachi fand es sofort ein wenig sonderbar, dass sie ausgerechnet den Vergleich mit einer Mission heranzog. Doch sie hatte zweifelsohne recht damit. Auf einer ungewissen Reise brauchte man jemanden, dem man vertrauen konnte. Man musste sich miteinander abstimmen, weil man eine lange Zeit zusammen verbringen würde. Es konnten Gefahren auf einen zukommen, von denen man nichts ahnte. Und vielleicht musste man sich sogar füreinander aufopfern, wenn es nötig war und sonst der Erfolg der Mission gefährdet war. So lief es tatsächlich, doch trotzdem war es bizarr, ihre Situation einer meistens wesentlich brisanteren Mission gegenüber zu stellen. „Itachi, bist Du da? Ist Damasu bei Dir?“, ertönte plötzlich die Stimme von Mikoto aus dem Flur. Gleichzeitig sahen die Beiden sich an, doch sagten kein Wort. Itachis Mutter war wohl vom Einkaufen zurückgekehrt. So viel Zeit war also schon vergangen. „Takara und Hien sind zurück. Es gibt Abendessen in einer Stunde“, fuhr sie unberührt fort, als wusste sie auch so, dass die beiden jungen Menschen zusammen saßen. Sie blickten sich immer noch stumm an. Damasu erwartete eigentlich eine Antwort, aber sie hatte schon gemerkt, dass Itachi seine Worte nicht verschwendete. Sie musste den Impuls unterdrücken, sich zu schütteln, da sein intensiver Blick ihr eine Gänsehaut verursachte. Plötzlich war es ihr nicht mehr wichtig, zu hören, ob er ihr etwas zu entgegnen hatte. Er hatte ihr Anliegen gehört, das reichte für den Moment. Deshalb brach sie schließlich den Augenkontakt ab und stand auf. „Ich werde mich noch ein wenig ausruhen… Danke noch einmal, für vorhin“, sprach die junge Frau und verließ mit kontrolliert langsamen Schritten das Zimmer, damit ihr Verschwinden nicht wie eine Flucht wirkte. Ohne stehenzubleiben - und glücklicherweise ohne jemandem zu begegnen - ging sie aus dem Haus zu ihrem Gästequartier, wo sie sich auch erst einmal unter die Dusche stellte, denn es war ihr auf einmal wahnsinnig heiß… -- Das Abendessen verlief in derselben steifen Atmosphäre, die schon die ganze Zeit vorherrschend war. Damasus Eltern erzählten von ihrem Tag in der Stadt. Sie waren begeistert, dass es hier trotz der vielen Gebäude und Einwohner so Grün war. Der Ausblick vom Hokagefelsen, den sie bestiegen hatten, war atemberaubend gewesen. Sie hatten einen alten Geschäftskollegen von Hien getroffen und waren mit ihm Essen gegangen. Die Gaststätten hatten vorzügliches Essen - natürlich übertraf nichts Mikotos Kochkünste… Und schon ging das Gespräch in die nächste Runde der Lobeshymnen. Damasu konzentrierte sich ausschließlich auf ihren Teller. Fugaku hatte sie bisher gekonnt ignoriert, ihren Eltern schenkte sie ebenfalls nicht viel Beachtung. Nur mit Sasuke hatte sie ein paar Worte gewechselt, um ihm von Sakuras Besuch zu erzählen. Er hatte tatsächlich ihre Verabredung vergessen und fluchte unterdrückt. Und Itachi: Dessen Gesicht war wieder wie blank. Doch die junge Frau wollte gar nicht daran denken. Der Tag neigte sich dem Ende zu und sie sehnte sich danach, unter ihrer Bettdecke zu verschwinden und alles um sich herum auszublenden. Doch sie musste noch ein wenig durchhalten. Als das Essen beendet war und niemand etwas von ihr zu wollen schien, machte sich Damasu so unauffällig es ging auf den Weg in ihr Zimmer. Doch sie traf ihre Eltern, die den Abend noch im Freien genießen wollten und auf einer steinernen Bank im hinteren Hof des Grundstücks saßen. Sie blickten auf, als ihr Tochter vorbei kam. „Damasu-chan, du warst so still am Tisch. Hattest du auch einen schönen Tag?“, fragte ihre Mutter und breitete ihre Arme aus, als wollte sie ihre Tochter einladen, dass sie doch bei ihnen Platz nehmen sollte. Die eine Seite von Damasu wünsche sich, bei ihrer Mutter zu sein und mit ihr über ihre Bedenken reden zu können, doch die andere, stärkere Seite sah nur ihren Vater. Er betrachtete sie mit einem Lächeln, doch dieses Lächeln war nicht so offen, wie es noch vor ihrer Ankunft hier gewesen war. Etwas hatte sich an ihm verändert. Und Damasu glaubte zu wissen, was das war. Diese Erkenntnis hatte sie heute Mittag erlangt und genau das hatte ein Gefühl in ihr entfacht, welches sie ihrem Vater gegenüber nie empfunden hatte: Verdruss. Fugaku hatte ihr mit seinen Reden eines klar gemacht: Ihr Vater wusste etwas über sie, von dem sie geglaubt hatte, sie könnte es immer für sich behalten. Und deshalb hatte er alles in die Wege geleitet, damit sich das änderte. Dafür war der Uchiha Clan, mit seinen mittelalterlichen Ansichten über die Rolle einer Frau, wie geschaffen. „Das werde ich Dir nicht so schnell verzeihen, Otou-san“, sagte sie deshalb nur mit harter Miene und harschem Tonfall, ohne auf die aufrichtige Frage ihrer Mutter einzugehen, und drehte sich auf dem Absatz um, um einen anderen Weg zu ihrem Zimmer einzuschlagen. ~~~ Nur eine kleine Anmerkung von mir: Ich fahre in den Urlaub, also kann das nächste Kapitel dauern ;) Kapitel 6: Changes ------------------ Als Itachi ein paar Tage später von einer Besprechung im ANBU Hauptquartier nach Hause zurückkehrte, bemerkte er die vielen Handwerker, die ihm unterwegs auf dem Uchiha-Gelände begegneten. Es war ein ungewöhnlicher Anblick, in diesem Teil der Stadt so viele Leute zu sehen, die nicht zum Clan gehörten. Außerdem wusste er nichts davon, dass irgendwo größere Bauarbeiten vorgenommen werden sollten. Itachi hatte im Moment Urlaub unter Vorbehalt. Es war für einen ANBU nicht selbstverständlich, sich einfach so frei zu nehmen, vor allen, wenn man auch noch der Captain eines Teams war. Einige Absprachen waren also nötig gewesen. Die anderen Mitglieder seines Squads hatten nichts gegen ein paar Ruhetage einzuwenden gehabt. Trotzdem mussten sie immer darauf gefasst sein, zum Dienst beordert zu werden, jedoch nur in sehr großen Notfällen. Ein ANBU war ein Shinobi im Dienste der Stadt und musste sich allzeit in Bereitschaft befinden, deshalb war es noch um einiges schwieriger, die Genehmigung für eine Auslandsreise zu bekommen, der keine Mission zugrunde lag. Eigentlich waren diese Bedingungen ziemlich streng und keineswegs mit den Anforderungen eines Gewerkschaftlers zu vereinbaren, doch die Mitglieder der ANBU waren auch keine normalen Arbeiter, die einem geregelten Tagesablauf nachgingen. Und apropos… Irgendwie war die Information, dass es im Uchiha Clan bald eine große Hochzeit geben würde, durchgesickert. Clanhochzeiten waren immer eine großes Spektakel, weil sie recht selten vorkamen. Das Interesse der Bevölkerung war groß daran, denn die Traditionen, die die Clans sich bewahrt hatten, waren in der modernen Zeit bei normalen Familien schon längst verloren gegangen, hatten aber immer noch einen besonderen Reiz. Clanhochzeiten spiegelten Prunk und Macht wieder. Viele dachten an holde Prinzen und schöne Prinzessinnen, als würden sie im Märchen leben. Doch die Realität war um einiges bitterer, wie Itachi gerade selber erfahren musste. Deshalb kam ihm die ablenkende Frage, wo denn Baumaßnahmen von Nöten waren, recht gelegen. Doch es ging noch weiter: Vor dem Tor zum Grundstück des Familienhauses stapelten sich Eimer, Bretter, Werkzeugkästen, Planen, Pinsel und diverses schweres Gerät. Itachi konnte einen verwirrten Gesichtsausdruck nicht unterdrücken. Sollte das Wohnhaus etwa renoviert werden? Nein, ein Blick sagte ihm, dass dort alles beim Alten war. Aber der plötzlich losratternde Lärm eines Presslufthammers präsentierte ihm schnell den Ort des Geschehens: Das Gästehaus. Gestern Abend waren Hien und Takara, Damasus Eltern, abgereist. Mikoto hatte zu diesem Anlass noch einmal ein besonderes Abendessen gezaubert, doch die Stimmung war trotz der köstlichen Speisen ziemlich gedrückt gewesen. Nicht, weil der Abschied traurige Gefühle bei Eltern und Tochter hervorgerufen hätte. Damasu hatte ihrem Vater die kalte Schulter gezeigt, um das Sprichwort einmal bildlich zu verdeutlichen. Hien hatte sich deshalb auch recht abweisend präsentiert. Takara hatte deshalb ziemlich deprimiert gewirkt. Die Verabschiedung an sich war auch eher kühl gewesen. Mutter und Tochter hatten sich fest für einige Sekunden umarmt und noch ein paar liebevolle Worte gewechselt. Ihrem Vater hatte Damasu jedoch nur zugenickt, nicht ohne ihn mit einem intensiven Blick zu traktieren, sodass er nach ein paar Minuten von selber weggesehen hatte. Diese Szene hatte wirklich etwas sehr seltsames ausgestrahlt, doch niemand hatte etwas dazu gesagt. Nun war Damasu alleine hier - und musste ihren bisherigen Wohnraum wieder aufgeben. Itachi stand da und beobachtete, wie ein Teil des bisherigen Fundaments der Terrasse von einem Bauarbeiter mit der lärmenden Maschine abgerissen wurde. Auch die Fenster waren bereits herausgenommen worden und zwei Männer waren damit beschäftigt, eine große Öffnung in eine Mauer zu schlagen. An einer anderen Stelle wurden bisher verlegte Pflastersteine aus dem Boden entfernt und zu einem Haufen gestapelt. Der schwarzhaarige junge Mann konnte das alte Gästehaus beinahe nicht mehr erkennen. Doch er verstand immer noch nicht, was hier vor sich ging. Er konnte spüren, dass seine Mutter zu Hause war. Sein Vater hatte bei der Polizei zu tun, da es gestern Nacht einen Raubüberfall auf ein Bankhaus gegeben hatte, bei dem die Täter viel Geld erbeutet hatten. Die Stadt war in Aufruhr, da das Gebäude eigentlich rund um die Uhr von Spezial-Jounin bewacht wurde. Man vermutete deshalb, dass es einen Maulwurf in der Wachtruppe gab, weswegen alle Shinobi momentan verhört wurden. Und die Suche nach dem Diebesgut war auch eine komplizierte Angelegenheit, sodass Fugaku fest eingespannt war. Sasuke war, weil er gerade Urlaub hatte, glücklicherweise verschont. Er hasste diese Art von Arbeit, die mehr Papierkram als handfeste Aufgaben mit sich brachte. Ein wenig bequem war der Jüngere der Uchiha Brüder durch die Patrouillen, die er zur Wahrung der Sicherheit der Stadt durchführte, schon geworden. Er trainierte zwar oft mit seinem besten Freund Naruto und schloss sich auch hin und wieder Itachi und Shisui an, doch von seiner Bestform war er weit entfernt. Aber er konnte nicht anders. Fugaku würde nie dulden, dass auch noch sein zweiter Sohn dem Dienst bei der Polizei von Konoha entsagte. Wenigstens eines seiner Kinder sollte ihm in diesem Metier nachfolgen, wo doch die Polizei ein wichtiger Baustein des großen Ansehens der Uchiha in der Stadt war... Jedenfalls war Sasuke gerade rechtzeitig mit Sakura für einen Kurztrip zu einem beliebten Kurort im Nordwesten von Hi no Kuni aufgebrochen, um dem neusten Kriminalfall und einem möglichen Entzugs seines Urlaubs zu entgehen. Mit nun zwei Gästen und einem Familienmitglied weniger im Haus, konnte Mikoto auch wieder etwas durchatmen und sich auch ihren anderen alltäglichen Aufgaben widmen. Sie hatte den Garten ziemlich vernachlässigt und auch die anderen Zimmer, die nicht repräsentativ für Gäste waren, wie die Schlaf- und Arbeitszimmer, wollten auch wieder gereinigt werden. Im Moment war sie dabei, dem Staub im Lesezimmer zu Leibe zu rücken, denn sie hatte das Sofa ausgezogen, mit frischer Bettwäsche ausgestattet und den Raum so in ein Gästezimmer verwandelt. Itachi traf sie, als sie gerade wieder ein paar Bücher in ein Regal räumte, welches sie gründlich abgewischt hatte. Sie sah lächelnd zu ihrem älteren Sohn, als wäre sie schon darauf gefasst, gleich mit Fragen gelöchert zu werden. "Konnichi wa, Itachi. Wie war Dein Tag?", fragte sie ihn, obwohl es nur so eine Floskel war, die ihr automatisch über die Lippen kam, weil sie wusste, dass der große, schlanke junge Mann nie viel von seiner Arbeit erzählte. Er war einerseits nicht wirklich gesprächig, doch andererseits durfte er eigentlich auch keine Details über seine Tätigkeiten ausplaudern. Deswegen mochte er seine Aufgaben wohl so sehr... "Nichts Neues, Okaa-san. Aber warum wird das Gästehaus renoviert? Ich habe Vater nicht davon reden hören", wollte er wiederum wissen. Itachi redete nie viel um den heißen Brei herum, das führte er seiner Mutter wieder einmal deutlich vor Augen. Doch das war eben ihr Sohn. Sie wusste, dass er sich viele Gedanken machte, auch um sie, nur gingen gerade die für ihn völlig überraschenden Bauarbeiten an ihrem Nebenhaus vor. Das nahm sie ihm nie übel. Anstatt zu antworten legte sie jedoch das Staubtuch weg und ging mit ihm wieder nach draußen. Die Handwerker waren wirklich mit Fleiß an der Sache, als ob sie einen straffen Zeitplan vor sich hatten. Mikoto sah ihrem Sohn an, dass er langsam etwas ungeduldig wurde. Er war in letzter Zeit wirklich ein wenig schneller aus der Fassung zu bringen. Ohne Zweifel lag das an der ganzen Situation und mit ihrer Antwort würde sie es Itachi auch nicht leichter machen. "Weißt du, eigentlich sollte es ja eine Überraschung sein, aber bei dem Krach ist das schlecht umsetzbar. Da hätten wir Dich schon irgendwohin wegschicken müssen… Dein Vater hat beschlossen, das Gästehaus zu einem neuen Haus für Dich und Deine Familie umzubauen. In unserem alten Haus würde es sicher sehr eng für so viele Personen werden… Ach Itachi, schau nicht so", sagte Mikoto und musste sogar ein wenig lachen. Trotzdem legte sie ihrem Sohn in einer verständnisvollen Geste ihre Hand auf die Schulter und tätschelte diese. Die Beiden dachten weitestgehend das Gleiche. Das, was wie ein überaus großzügiges Geschenk wirkte, war hinterrücks die sicherste Methode, Itachi und Damasu möglichst in der Nähe zu behalten. Das Platz-Argument war natürlich schlüssig, doch es wäre kein Problem, ein anderes Haus oder eine andere Wohnung zu beziehen. Niemals war der Aufwand, ein ganzes Gebäude, welches bisher tadellos seine Aufgabe erfüllt hatte, dafür komplett auf den Kopf zu stellen und umzubauen. Doch Itachi wusste, dass sein Vater ihm bisher sowieso schon ungewöhnlich viele Freiheiten gelassen hatte. Diese Hochzeitsgeschichte hatte Fugaku nun aber völlig an sich gerissen und ließ sich dabei auch nicht in die Karten schauen. Dass sein Vater irgendwann eine Heirat arrangiert hätte, das hatte Itachi gewusst. Dass er nun aber so knallhart nach seinem eigenen Ermessen handelte, erstaunte den jungen Mann sehr. Gleichzeitig wusste er, dass er es sich sparen konnte, wütend zu werden. Es wäre lächerlich, diese 'Überraschung' zurückzuweisen. Eigentlich sollte er ja zufrieden sein, seine eigenen vier Wände zu bekommen. Fugaku hätte auch beschließen können, sein Arbeitszimmer auszulagern und die Raumaufteilung zu ändern - und somit ihn und Damasu noch näher an die Familie zu binden. So würden sie wenigstens einen Rückzugsort haben… "Was wird nun aus dem Gästehaus?", fragte Itachi stattdessen nach, ohne weiter auf die Renovierung einzugehen. Seine Mutter hob den Arm und zeigte mit einem Finger auf ein Haus, das sich schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite befand. "Uruchi wird sich darum kümmern. Ihr Haus ist groß genug und sie und Teyaki haben kein Problem damit, sich hin und wieder neben ihrer Bäckerei auch ein paar Gäste zu bewirten", erklärte Mikoto. Das ältere Ehepaar, von dem sie gerade gesprochen hatte, war nicht nur bei den Uchiha bekannt für ihre Backkunst. Die Konditorei, die sie gemeinsam führten, war ganz besonders bei den Kindern beliebt, da Uruchi immer irgendwelche Süßigkeiten verteilte. Itachi und Sasuke hatten das Geschäft früher auch immer sehr gerne besucht. Doch das laute Dröhnen eines Schlagbohrers lenkte die Gedanken wieder auf die gegenwärtige Situation zurück. "Ihr dürft natürlich mitbestimmten, wie das Haus ausgestattet werden soll. Böden oder Wandfarbe, oder was Euch noch so einfällt. Nun, da müssen Damasu und Du Euch zusammen setzen", meinte Mikoto und sprach damit etwas an, was Itachi erneut ins Grübeln versetzte. Er und die junge Frau hatten seit dem Gespräch in seinem Zimmer kaum mehr als ein paar Worte miteinander gesprochen. Er hatte nicht das Gefühl, dass sie ihm aus dem weg ging, weil sie doch gerade damals so inständig in ihrem Gespräch argumentiert hatte. Doch er erkannte, dass sie sich ein wenig zurückgezogen hatte, als ob sie... vorsichtiger sein wollte. Itachi war gut darin, andere Menschen einzuschätzen und außerdem kannte er diese Reaktion von sich selber. Es musste etwas zwischen ihr und ihrem Vater vorgefallen sein, denn würde man sich nicht wenigstens etwas herzlicher voneinander verabschieden, wenn das Verhältnis zueinander besser war? Diese untrüglichen Parallelen zwischen Damasu und Hien und Itachi und Fugaku verwirrten den jungen Mann ein wenig. Sie verstand ihn wahrscheinlich mehr, als es bei zwei Personen möglich war, die sich erst seit ein paar Tagen kannten. Umso schwieriger war es daher für Itachi, sich ihr gegenüber offen zu geben. Und da war auch immer noch die Sache mit ihrer seltsamen Aura... "Damasu ist übrigens in die Stadt gegangen. Sie wollte sich ein wenig umsehen", fuhr Mikoto fort, als sie merkte, dass ihr Sohn in Gedanken schwelgte. Das ließ den jungen Mann aufhorchen. War Damasu wirklich alleine losgegangen? Wollte sie sich wirklich einfach nur umsehen? Hieß das, dass sie sich schließlich doch ihrem Schicksal ergeben hatte? Wahrscheinlich hatte seine Mutter es völlig unbedarft erlaubt, dass sie diese Zeit für sich nutzen konnte. Sein Vater hätte sicher nicht geduldet, wenn seine künftige Schwiegertochter ohne Aufsicht Konoha erkundete. Woher Itachi das wusste? Es war einfach nicht schwer zu erraten. Fugakus Vorhaben, die junge Frau schnell in den Clan zu integrieren, hatte keinen Platz für irgendwelche Ablenkungen, die sie sich selber suchte und wodurch sie wohlmöglich noch auf dumme Gedanken kam. Genau das hatte er ihr auch schon deutlich gemacht, in einem Gespräch, aus dem Itachi sie gerettet hatte, bevor er ihr noch unangenehmere Fragen stellen konnte. Aber noch war Fugaku unwissend und unvorsichtig. Wenn er herausfinden würde, dass Damasu alleine durch die Stadt streifte, würde er das Haus bewachen lassen. Plötzlich schreckte Itachi ein wenig auf, als seine Mutter ihn mit dem Ellenbogen in die Seite stach. Als er sie ein wenig verwundert ansah, nickte sie mit dem Kopf nach vorne, um den jungen Mann darauf aufmerksam zu machen, dass jemand die Straße entlang kam. „Da ist sie auch schon wieder. Sie hat versprochen, um diese Zeit wieder zurück zu sein.“, erklärte Mikoto und zwinkerte ihrem Sohn zu. Und tatsächlich, da war eine schwarzhaarige junge Frau, die mit eiligen Schritten auf das Haus zusteuerte. Eigentlich war sie nicht besonders auffällig, da sie in diesem Viertel, in dem die Uchiha mit den typischen schwarzen Haaren lebten, deswegen kaum herausstach. Und doch, da war etwas besonderes an Damasu, etwas, das Itachi nicht verleugnen konnte. Er dachte schon dauernd an diese Besonderheit, die anscheinend nur er spüren konnte. Nicht einmal Sasuke merkte etwas und auch Shisui tat seine Bedenken mit einem Kopfschütteln ab. Hatte er diese Gedanken nur, weil seine Aufmerksamkeit zwangsläufig um sie kreiste? Oder war die Gewissheit, dass sie seine Ehefrau sein würde, schon so weit zu ihm durchgedrungen, dass er auch er begann, sich damit abzufinden? Als Damasu durch das Gartentor kam, begegneten sich ihr und Itachis Blick. Sie trug dunkelbraune Stoffhosen und ein weißes Shirt mit weitem, rundem Halsausschnitt – und sie lächelte. Das Lächeln wirkte ein wenig abwesend, als würde sie in diesem Moment noch an etwas anderes denken, doch das Lächeln war eindeutig da und es drückte Zufriedenheit und inneren Frieden aus. Itachi hatte diesen Ausdruck in ihren Zügen zuvor noch nie gesehen, seitdem sie und ihre Eltern hier angekommen waren. Der Blick aus ihren hellen Augen war durchdringend. Sie wirkten lebendig. Bei ihrer hitzigen Rede in seinem Zimmer hatten sie auch schon gefunkelt, doch nicht so. Als sie letztendlich vor Itachi und seiner Mutter zum stehen kam, entspannten sich ihre vollen Lippen wieder ein wenig, sodass ein ernster Schatten ihre Miene veränderte. Trotzdem, irgendetwas hatte ihre ganze Attitüde verändert. Und dieses Etwas machte Itachi neugieriger denn je. „Konnichi wa. Die Arbeiten gehen ja wirklich sehr rasch voran“, bemerkte die junge Frau, nachdem sie ihren Blick auf das ehemalige Gästehaus geworfen hatte. Sie musste wohl schon sehr früh mitbekommen haben, dass sich etwas verändern würde. Wahrscheinlich hatte Itachis Mutter ihr schon einiges darüber erzählt, denn sie nickte nur bestätigend. Es konnte auch so gewesen sein, dass sie Damasu geweckt hatte, damit sie ihre Sachen packte und noch vor den Handwerkern ein neues Quartier beziehen konnte. "Allerdings! Fugaku möchte gerne, dass Du Dich hier schnell wohlfühlst. Du darfst Dein – Euer – eigenes Haus so einrichten, wie Du willst!", sagte Mikoto mit Begeisterung und es schien, als würde sie glauben, dass ihr Mann wirklich aus ehrlichen Motiven so handelte. Für Itachi war das auch nichts Neues, weil er wusste, dass sie immer hinter ihm stand, bei allem was er tat. Trotzdem hatte sie wohl doch erkannt, dass sie etwas tun musste, um Damasu ein wenig zu schützen, sonst hätte sie ihr nicht dem Bummel in die Stadt erlaubt, um ihr etwas Ablenkung zu gönnen. "Wie praktisch, ich bin vorhin schon an einem Geschäft für Gardinenstoffe vorbeigekommen", entgegnete Damasu darauf und zupfte mit ihren Händen abwesend am Saum ihres Shirts. Itachi entging ihr leicht sarkastischer Ton nicht. Sie stand der ganzen Sache wohl auch eher skeptisch gegenüber. Die ganze Angelegenheit sollte wohl eher ein Ablenkungsmanöver darstellen. Doch er sah die junge Frau mit den Schultern zucken, als ob sie sich der Herausforderung stellen wollte. Sie wechselten noch ein paar Worte, dann zog Damasu sich in ihr improvisiertes Gästequartier zurück. Als sie ihnen den Rücken zudrehte, erhaschte Itachi einen Blick auf ihre mit Schlamm verkrusteten Schuhsohlen. Entweder sie hielt nicht viel auf die Sauberkeit ihres Schuhwerks, oder sie hatte die gepflasterten Straßen von Konohagakure für einen Besonderen Ausflug verlassen... --- Meine Kreativität ist noch im Urlaub, befürchte ich... Für Rechtschreibfehler entschuldige ich mich, ich werd das Kapitel sicher nochmal durch gehen! Zufrieden bin ich irgendwie nicht so, aber ich will's endlich veröffentlicht haben xD Hoffe, ihr mögt es trotzdem! Kapitel 7: Secrets in the dark ------------------------------ Das sonst recht ruhige Leben innerhalb der Mauern des Uchiha Viertels wurde bald mit einem Schlag um einiges geschäftiger. Fugaku machte Nägel mit Köpfen und setzte den Termin für die geplante Hochzeit fest. In zweieinhalb Wochen sollte es soweit sein, wenn der Frühling seine Kraft entfaltete und die Kirschblüte in voller Pracht stand - und damit die beste Kulisse für eine ausschweifende Feier bot. Die Ankündigung des konkreten Datums löste eine große Hektik aus, denn der Zeitpunkt war sehr knapp gewählt und es bedurfte noch sehr viel Vorbereitung für dieses große Ereignis. Zwei Personen trafen die Neuigkeiten besonders hart. Damasu fand sich wieder in einem Strudel voller widersprüchlicher Gefühle. Die Aufmerksamkeit, die ihr plötzlich zuteil wurde, war beängstigend. Nicht nur die vielen Mitglieder des Uchiha Clans wollten sie kennen lernen, auch andere Bewohner der Stadt wollten Bekanntschaft mit ihr machen, wann immer sie sich zeigte. Eigentlich war sie ausschließlich mit Mikoto unterwegs, um Einkäufe zu tätigen, doch trotzdem fühlte sie die neugierigen Blicke auf sich wie spitze Nadeln. Das Innere des alten Gästehauses und nun ihr neues eigenes Heim war schon fertig gestellt worden und wartete nur darauf, wie eine richtige Wohnung eingerichtet zu werden. Nur die Fassade und die Terrasse waren noch im Bau, doch nichtsdestotrotz konnte man das Haus schon bewohnen. So war Damasu natürlich damit beschäftigt, einen kompletten Hausstand quasi von Null weg aufzubauen. Doch wie sollte sie Möbel und die alltäglichen Dinge des Lebens aussuchen, wenn sie den Mann, mit dem sie in diesen neuen Räumen wohnen sollte, noch kaum kannte? Es war ein einziges Dilemma, da plötzlich kaum mehr Zeit war, alles nur ansatzweise zu erledigen, bis die Hochzeit ausgerichtet wurde. Eigentlich musste sie sich mit Itachi zusammensetzen, um Kataloge zu wälzen oder Einrichtungshäuser zu durchstreifen, um die richtigen Dinge zu finden. Doch anscheinend sollte sie sich sie ganz alleine darum kümmern. Aber es erschien ihr unmöglich, auch nur einen Kissenbezug auszusuchen, ohne zu wissen, ob die Farbe auch ihrem zukünftigen Ehemann zusagen würde. Ja, Damasu machte sich diese Gedanken, denn sie respektierte auch die Wünsche des jungen Mannes, obwohl sie einander bisher alles andere als Nahe waren. Sie würde auch nicht an einem Ort wohnen müssen, an dem es von Gegenständen und Mustern wimmelte, die ihr überhaupt nicht zusagten. In ihrem Gespräch mit Itachi hatte sie ihn darum gebeten, sie zu unterstützen, denn sie waren zwei junge Menschen, die wussten, dass das, was auf sie zukam nicht rückgängig gemacht werden konnte und dass sie sich miteinander arrangieren mussten. Doch das war alles nicht so leicht zu bewältigen. Itachi hatte dem allen zwar schweigend zugestimmt, doch auch ihm schien die Zeit davonzurennen. Als bald verheirateter Mann, mit der zukünftigen höchsten Stellung im Clan, sollte er mehr in die Familienpolitik eingebunden werden. Er wusste, dass Fugaku diesen Schritt so lange wie möglich hinausgezögert hatte, da er seinen Sohn noch nicht in der Lage sah, diese Führungsposition zu übernehmen, doch war auch er den Weisungen der anderen Clanmitglieder unterworfen. Diese hatten dafür gestimmt, den Spross des Clanoberhaupt schon früh wie möglich in die Führung und die Strukturen der Familienleitung einzubinden, um ihm eine gewisse Loyalität zu lehren. Dazu gehörten die regelmäßigen gemeinsamen Treffen und weitere geheime Aktionen, die die Uchiha manchmal durchführten. Yashiro, ein weiteres hohes Mitglied der Polizei von Konoha, legte ihm sogar nahe, von der Position eines ANBU Captains zurückzutreten, um mehr Zeit zu haben. Er konnte als zukünftiges Oberhaupt nicht mehr nur im Dienste der Hokage stehen und dauernd außerhalb des Landes unterwegs sein. Diese fast drohend wirkende Forderung wollte Itachi mit seinem Vorgesetzten abklären, denn niemals wollte er seine Unabhängigkeit, die er durch seinen Beruf hatte, verlieren. Dies alles bereitete ihm einiges Kopfzerbrechen. Er liebte seinen Frieden, den er sich mit seiner Stellung als aktiver Shinobi geschaffen hatte. Doch er wusste gleichzeitig Bescheid, dass sein Clan von einer rebellischen Natur beherrscht wurde, die ihren Ursprung in der Gründung von Konohagakure hatte. Damals hatte es der Clan nicht geschafft, einen Kage zu stellen. Darauf wollten sie es nie beruhen lassen, auch jetzt nicht, wo Hi no Kuni doch einen angesehenen Staat mit großer wirtschaftlicher und militärischer Kraft darstellte. Es ging dem Clan immer nur um Macht und wie sie mehr davon erlangen konnten. Itachi sollte nun ein Teil dieser aufstrebenden Gemeinschaft werden und seinen Teil dazu beitragen. Schon einmal, vor vielen Jahren, war der damals bereits seiner ganzen Kindheit beraubte Junge, vor einer schwierigen Entscheidung zwischen Frieden und Familie gestanden, hatte sich aber zum Glück nicht für eines entschließen müssen. Passierte nun etwa eine Neuauflage der damaligen Geschehnisse? Gerade deshalb war ihm nichts unwichtiger als die Frage nach Teppichen fürs Wohnzimmer oder der Art der Bettwäsche. Er glaubte nur zu gerne, dass auch Damasu nichts ferner lag, als die Auswahl der Arbeitsplatte für die Küche, doch sie hatte nicht diese anderen Sorgen und sonst auch kaum etwas Anderes zu tun - oder? Als ob die neuen Gegebenheiten und Anforderungen nicht genug waren, driftete seine Aufmerksamkeit immer wieder zu der schwarzhaarigen jungen Frau zurück, zu ihrem seligen Lächeln, zu den nicht zu ihrem tadellosen Äußeren passenden, schlammigen Sandalen. Dieser eine Eindruck von ihr, ihre betörende Gesichtszüge und ihr für einen Moment völlig ausgeglichenes Wesen, hatten ihn - zumindest von einer Sache - komplett überzeugt: Sie verbarg etwas vor ihm, seinen und ihren Eltern. Und obwohl er eigentlich keine Zeit hatte, um sich selber von dem ganzen Trubel um ihn herum zu erholen, stand eines fest: Er würde der Sache auf den Grund gehen. Nur zwei Tage später bekam er die Gelegenheit. Es war bereits Nacht, spät genug, sodass jeder normale Bürger bereits in tiefem Schlaf lag. Auch Itachi hatte sich hingelegt. Sein Tag war anstrengend gewesen, da sein Vater und Yashiro ihn in das geheime Archiv des Uchiha Clans gebracht hatten, wo er sich stundenlang Vorträge über die Geschichte der Familie anhören und selber Dokumente durchlesen musste. Er wurde mit einem Schweigegelübde belegt, durch welches ihm aufgetragen wurde, über die hier aufbewahrten Akten weder mit seiner Mutter, seinem Bruder und seiner baldigen Frau, noch mit irgendeinem Außenstehenden zu reden, selbst nicht mit der Hokage. Die ganze Prozedur hatte schier ewig gedauert, doch Itachi hatte es über sich ergehen lassen. Umso erschöpfter fühlte er sich am Ende des Tages, mehr sogar als nach einem anstrengenden Training. Ein Geräusch weckte ihn auf. Er hatte einen relativ leichten Schlaf, denn auf Missionen musste man immer wach genug sein, um sich im Ernstfall gegen einen Gegner zu verteidigen. Es schien ihm auch der Mond direkt ins Gesicht, wodurch er sich nicht sicher war, ob der Laut nicht nur durch das zufällige Knacken einiger Dielenbretter verursacht worden war. Doch ein paar Sekunden später hörte er es wieder und sofort war ihm einiges klar: Draußen war jemand auf dem Gang. An sich nichts besonderes, wenn ein Familienmitglied für ein Glas Wasser in die Küche ging, oder Sasuke sich aus dem Haus schlich, um sich zu später Stunde noch mit Sakura zu treffen. Doch diesmal war es anders. Zusammen mit dem Geräusch nahm Itachi die besondere Aura war, die ihn so sehr beschäftigte. Er wunderte sich fast selber, dass er sie so schnell erkannte, als hätte sich seine Wahrnehmung vollkommen auf sie eingestellt. Er wartete, bis die Geräusche sicher vertönt waren, erst dann wagte er sich aus dem Bett. Er hatte eigentlich Glück, denn Damasu wohnte vorübergehend im Lesezimmer, wo Mikoto ihr ein bequemes Nachtlager eingerichtet hatte, bis das neue Haus bezugsfertig war. Nur so hatte er ihre Schritte vernehmen können. Itachi schälte sich aus seiner Bettdecke, griff nach seiner Kleidung, die er sorgfältig auf einem Stuhl zusammengelegt hatte - und stockte. War es wirklich gerechtfertigt, dass er der jungen Frau nachspionierte? Beruhte sein Verdacht, dass sie etwas Ungewöhnliches ausstrahlte, überhaupt auf irgendwelchen Tatsachen? Denn nur er spürte etwas und die Anderen nicht, also lag es da nicht nahe, dass er Unrecht hatte? Vielleicht sah Damasu zu dieser Nachtzeit die einzige Möglichkeit, sich ungestört bewegen zu können und für sich alleine zu sein... Itachi ließ von seinen Anziehsachen ab und trat an das Zimmerfenster. Von dort konnte er nur die Grundstücksseite und den hinten liegenden Gemüsegarten einsehen. Nahm ihn die ganze Situation wirklich so mit, dass er nicht mehr auf seine Sinne vertrauen konnte? Eigentlich war er eine Person, die sich so sehr auf sich selbst verließ, dass es keine Situation gab, in der er an sich zweifelte. Er kannte seine Fähigkeiten und wusste deshalb, was er sich zumuten konnte und wie er reagieren musste. Eigentlich war das momentan nicht anders. Von ihm wurde verlangt, eine fremde Frau zu heiraten, doch er sah sich in der Lage, auch diese neue Gegebenheit weitestgehend auszublenden. Er würde sich bemühen, gesittet mit ihr umgehen, wenn es sich nicht vermeiden ließ, und er würde alle geforderten Anlässe mit ihr durchstehen. Abseits dessen würde er sich aber weiter seinem eigenen Leben widmen und sich nicht davon abbringen lassen, egal, wie stark sein Vater ihn in eine andere Richtung lenken wollte. Doch ganz so einfach, wie Itachi es sich vorgestellt hatte, war es nicht. Er konnte einige Sachen einfach nicht ausblenden. Er hätte Damasu einfach weiter der Ausfragerei seines Vaters überlassen können. Er hätte sich selber eine Mission suchen und diese als Notfall deklarieren können, ohne, dass seine Eltern die Wahrheit erfahren würden. Auf diese Weise hätte er den ganzen Hochzeitsvorbereitungen und den Clanangelegenheiten entfliehen können. Aber nein, er ließ das alles über sich ergehen und fühlte sich mitgerissen von einer Art von Empfindungen, die er nicht beschreiben konnte, weil er so etwas zuvor noch nie gespürt hatte. Und nun stand er mitten in der Nacht am Fenster und grübelte sinnlos vor sich her. Er hatte die Tür nicht gehört, doch Damasus Aura war weg. Dass die Bodendielen knarzten hatte sie wohl nicht gewusst. Wie auch? Tagsüber achtete man eigentlich kaum darauf, weil es so viele andere Geräusche gab, die diesen Laut übertönten. In der Nacht, wenn alles ruhig war, klangen sie dafür umso lauter. Die Uchiha Brüder, die ja schon von Kindesbeinen an hier lebten, wussten dafür umso besser, welches Brett die verräterischen Töne von sich gab und konnten diese deshalb meiden. Doch trotzdem kam es hin und wieder mal vor, dass der gesamte Boden zu einem ächzenden Minenfeld wurde, wenn draußen eine hohe Luftfeuchtigkeit herrschte... Plötzlich begriff Itachi, dass er durch seine endlosen Gedanken Damasus Spur verloren hatte. Und das machte ihn richtig wach. Fast wäre er seiner neuerlichen Schwäche, durch die er so vieles mit sich machen ließ, erlegen. Deshalb kehre er schnell zu seiner Kleidung zurück, zog sich um und verließ sein Zimmer auf dem leisen Weg. Er wollte doch nur wissen, was die junge Frau zu dieser Uhrzeit draußen tat, mehr nicht. Wenn er sie gefunden hatte, würde er sie wieder in Ruhe lassen. Der schwarzhaarige junge Mann sprintete hinaus auf den Hof und landete durch einem kräftigen Sprung auf dem Dach des Nachbarhauses. Von dort aus bahnte er sich seinen Weg bis zur Mauer, die das Uchiha Viertel vom Rest der Stadt abteilte. Er benutzte bewusst nicht die Straße, da er sich im Klaren war, dass Konohagakure nur auf den ersten Blick tief zu schlafen schien. Die Stadt war gut bewacht und es gab immer ein Augenpaar, dass zur Überwachung der Gegend abgestellt war. Es waren meistens Chunin und manchmal auch Jounin, die diese unliebsame Schicht erhielten. Es ging dabei eher nicht darum, irgendwelche Gegner ausfindig zu machen, sondern stadtinternen Reibereien vorzubeugen. Und nicht selten waren auch Mitglieder der Polizei von Konoha für die Patrouillen abgestellt. So musste Itachi trotz seiner feinen Sinne vorsichtig sein. Und wie wollte Damasu sich aber durch Konoha bewegen, wenn sie die meisten Straßen und Schleichwege noch nicht kannte? Während Itachi noch im Schatten einer Hausecke stand, lag seine gesamte Konzentration bei der Suche nach Damasu. Es wimmelte hier nur so von Signaturen mit dem Level von normalen Zivilisten, die in ihren Häusern waren. Außerdem wusste er nicht, wie weit die junge Frau schon gekommen war, während er nachgedacht hatte. Eines konnte er sich aber denken: Sie war bestimmt zu den weniger besiedelten Teilen der Stadt unterwegs, dorthin, wo sich Sport- und Trainingsplätze befanden. Diese Orte grenzten an einen kleinen Wald, der wiederum in eine hübsche Fluss- und Seelandschaft überging, wo die Bewohner von Konohagakure bei schönem Wetter gerne ihre freie Zeit verbrachten. Dort war man ungestört. Das war selbst für eine Fremde nicht schwer zu erraten. Er bewegte sich deshalb kontinuierlich weiter in die von ihm vorhergesagte Richtung – und hatte Glück. Er fühlte eine Präsenz, die sich mit konstanter Geschwindigkeit von ihm weg bewegte und konnte sie bald der jungen Frau zuordnen. Doch nur wegen Damasus besonderer Aura. Tatsächlich war sie sehr weit voran gekommen. Sie bewegte sich scheinbar direkt auf ihr Ziel zu. So unterdrückte Itachi vorsichtshalber sein Chakra und machte sich auf, sie mit gebührendem Abstand zu verfolgen. Dabei entging ihm nicht, dass sie zweimal einen Bogen schlug, dort, wo er im Verborgenen einen wachhabenden Shinobi ausmachen konnte. Das war ungewöhnlich, denn so viel Zufall gab es definitiv nicht. Allein die Möglichkeiten, die sich daraus in Bezug auf Damasus Eigenheit eröffneten, ließen Itachis Spannung drastisch steigen. Er unterließ es aber, sich wieder Gedanken darüber zu machen, da er die Befürchtung hatte, sie sonst wieder aus den Augen zu verlieren. Nach ein paar Minuten gelangte er an einen ihm nur allzu bekannten Ort. Es waren die Trainingsplätze, die Geninteams für ihre ersten Übungsstunden nutzten, die aber auch gerne von Shinobi mit höheren Rängen genutzt wurden, um zum Spaß Schaukämpfe auszutragen oder um neue Techniken auszuprobieren. Er hatte hier früher oft mit Shisui trainiert, als er noch nicht zu den ANBU beigetreten war, und gelegentlich hatte er diese Plätze auch genutzt, um Sasuke als Kind etwas beizubringen. In den letzten Jahren hatte es ihn hier kaum mehr hin verschlagen. Itachi sah plötzlich einen leuchtend bunten Kimono zwischen den niedrigen Büschen und Baumstämmen verschwinden, als sich Damasu einen Weg in den Wald bahnte, weg von dem offen einsehbaren Gelände. Obwohl der Mond so hell schien, konnte er ihr Gesicht nicht erkennen, doch ihr Körper wirkte verkrampft und sie bewegte sich hastig. Suchte sie also doch nur Zuflucht in einem Stück unberührter Natur? Noch vor eine halben Stunde hätte er es geglaubt, jetzt nicht mehr. Er verließ sein Versteck hinter ein paar Zaunpfählen und tauchte gleich darauf ebenfalls zwischen den Bäumen in den Wald ein. Das dichte Blattwerk ließ es auf einmal stockdunkel werden. Es bedurfte Itachi jedoch nur den Bruchteil einer Sekunde, um sein Sharingan zu aktivieren, wodurch er nun nicht mehr nur die schemenhaften Stämme wahrnahm, sondern auch das schwach gelblich schimmernde Chakra der junge Frau. Sie hatte ihr Tempo um einiges verlangsamt, wahrscheinlich damit sie nicht über Wurzeln oder heruntergefallene Äste stolperte. Itachi ging hinter ihr her, ohne ein Geräusch zu verursachen, doch auch Damasu bewegte sich fast lautlos fort. Ohne seine Fähigkeit, Chakra detektieren zu können und ohne das Sharingan, dass Chakra sichtbar machen konnte, hätte er sicherlich keine Chance, sie zu finden. Doch noch lag der Vorteil auf seiner Seite. Da stoppte Damasu. Itachi kannte den Wald einigermaßen gut und wusste deshalb, dass er immer wieder mit Lichtungen durchzogen war. Perfekte Orte, um ein Picknick zu machen, alleine zu sein - oder für sich zu trainieren. Er schlich sich so nah er es wagte an sie heran. Einen großen Busch nutzte er als Sichtschutz: Er selber konnte die junge Frau gut erkennen, sie würde ihn in der Dunkelheit aber nicht entdecken. Hier würde er warten, bis… Einfach warten. Und da stand sie. Sie hatte eine eher kleine Lichtung erreicht, die nicht besonders gut vom Mondlicht erhellt wurde. Mit dem Gesicht hatte sie sich einem großen Baum mit glatter Rinde zugewandt und die Stirn angelehnt. Ihre Arme hatte sie über ihrem Kopf verschränkt, eine Geste, die Erschöpfung ausdrückte. Vielleicht wollte sie auch alles um sich herum ausblenden, auch wenn es sehr dunkel um sie herum war. Möglicherweise vermittelte ihr diese Haltung auch Schutz durch ihre eigene Umarmung. Egal, was es war, sie verharrte so für einige Minuten. Und dann ging es ganz schnell. Mit einem entschlossenen Ruck stieß Damasu sich von ihrem Platz ab, knotete den Obi ihres Kimonos auf und streifte ihn von ihren Schultern. Zum Vorschein kam ein knappes schwarzes Outfit aus Top und Shorts, und ein sorgfältig bandagierter Oberschenkel. Gleichzeitig flammte ihre Aura hell auf. Die junge Frau trat in die Mitte der Lichtung und reckte ihre Arme mit einem wohligen Seufzer in die Luft, warf ihren Kopf nach hinten und bog ihr Rückgrat durch, als hätte sie sich schon lange nicht mehr ausgiebig gestreckt. Sie begann sich zu dehnen und sich aufzuwärmen. Ein leises, freudiges Lachen klang durch die Dunkelheit und hinterließ ein ganz anderes Bild von der jungen Frau.  Itachi war wie vor den Kopf gestoßen. Ihre Aura flackerte in einem so intensiven Ton, sodass sie einiges an Chakra in sich haben musste. Sie hatte es entfesselt, um zu trainieren, hier, in aller Heimlichkeit. Wenn keiner sie überwachen würde. Wenn niemand bemerken würde, dass sie nicht da war. Itachi hatte durchaus erwartet, etwas überraschendes zu sehen, aber er fühlte sich regelrecht sprachlos. Damasu war ihm als einfache Zivilistin vorgestellt worden, die einmal als kleines Kind die Ninjaakademie besucht hatte, mehr nicht. Sie sollte an seiner Seite den Platz als brave Hausfrau und Mutter seiner Kinder einnehmen. Doch was sah er hier? Eine Kunoichi! Sie hatte das Shinobi-Dasein keineswegs aufgegeben, wie sie behauptet hatte. Warum? Warum verbarg sie es? Tausend Fragen liefen dem jungen Mann durch den Kopf, während er beobachtete, wie Damasu begann, auf der Stelle mit ihren Füßen auf und ab zu wippen, wie sie immer mehr Schwung mitnahm, wie sie hochsprang, zuerst leicht federnd, dann mit immer mehr Kraft, wie sie mit ihren Fäusten ausholte und harte Schläge in die Luft verteilte, wie sie ihre Beine zu festen Tritten hervorschnellen ließ und somit ihren imaginären Gegner so lange traktierte, bis sie sich selber Einhalt gebieten musste, um Luft zu holen und sich nicht gleich zu überanstrengen. Itachi musste kurz den Blick abwenden, um wieder einen klaren Kopf zu erlangen. Wenn sein Vater das sehen würde, würde er toben vor Wut. Er hatte sich täuschen lassen. Die Frau seines Sohnes sollte keine Kunoichi sein, weil dies nicht mit seinen Anforderungen an Itachis neue Familie konform ging. Hien und Takara waren überzeugend, da selber wohl völlig unwissend gewesen. Und Damasu hatte sich gedacht, ihr Geheimnis für sich behalten zu können. Plötzlich machte so Vieles einen Sinn: Damasus aufbrausende Worte über Fugakus Bestreben, sie zu einer 'Gefangenen' zu machen, ihre Bemerkung über die gemeinsame 'Mission' und ihre veränderte Art nach ihrem ersten selbstständigen Ausflug vor ein paar Tagen. Ihre Motive lagen für Itachi zwar immer noch komplett im Dunkeln, doch nun konnte er ihr Entsetzen verstehen, welches die Aussicht, nicht einmal mehr ihrem Beruf nachgehen zu dürfen, in ihr ausgelöst hatte. Nur noch auf dem Uchiha Gelände bleiben zu müssen, verringerte die Möglichkeit, dass sie ungestört das tun konnte, was sie hier gerade praktizierte: Ein hartes Ausdauertraining. Und sie machte weiter. Ihre Hiebe zerschnitten die Luft mit Präzision und kontrollierter Kraft. Ihre körperliche Form war sehr gut, das machte Itachis Sharingan zweifelsohne sichtbar. Und etwas an ihren Bewegungen war besonders. Sie drehte und wandte sich in einer geschmeidigen Art, als würde sie wirklich mit einem Gegner kämpfen. Sie richtete ihre Schläge gegen den Baum, an dem sie vorhin gelehnt hatte, doch sie berührte ihn nie. Trotzdem waren ihre Aktionen nie Ziellos, denn sie gingen scheinbar nie ins Leere. Ihr Taijutsu war wirklich ausgesprochen stimmig, denn nichts Anderes wandte sie hier gerade an. Jede weitere Technik wäre mitten in der Nacht innerhalb des Stadtgebiets viel zu auffällig gewesen. Da bückte Damasu sich zur Seite und holte für einen Kick aus, der weit nach oben reichte und erwischte mit ihrem Fuß einen niedrig hängenden Ast, sodass beinahe die gesamte Baumkrone erzitterte. Auf einmal regnete es Blätter, die Damasu einem Wirbelwind gleich als neue Angriffspunkte verwendete und eines nach dem anderen mit Hieben und Tritten bedachte. Sie erwischte unglaublich Viele und das erstaunte Itachi wirklich. Vor allem konnte er es nicht glauben, nicht bemerkt zu haben, dass sie eine Kunoichi war. Man sah es Menschen definitiv an, wenn sie regelmäßig trainierten. Doch Damasu hatte sich auf ihre Rolle wohl gründlich vorbereitet. Sie hatte nicht nur ihr Chakra unterdrückt, sondern auch immer solche Kleidung getragen, dass ihre Statur nicht zur Geltung kam. Ja, erst jetzt fiel ihm auf, dass sie meistens nur Kimonos getragen hatte, die eine gute verhüllende Wirkung hatten. Sonst wäre selbst seinem Vater aufgefallen, dass etwas an ihrer Geschichte nicht stimmte, egal, wie sehr sie deren Richtigkeit beteuerte. Denn sie war tatsächlich nur allzu gut gebaut... Schon für einige Zeit kauerte Itachi in seinem Versteck auf dem Boden, ohne sich zu rühren. Hatte er sich nicht vorgenommen zu gehen, wenn er heraus fand, was das Ziel von Damasus nächtlichem Ausflug war? Ja, das hatte er, doch er konnte sich nicht losreißen. Zu faszinierend war sie Szene vor ihm und die Gedanken, die darum kreisten. Die junge Frau war also tatsächlich ein gut ausgebildeter Shinobi. Auf dem Level eines Chuunin, vielleicht sogar schon eines Jounin. Sie hatte sich dem Wunsch ihres Vaters, das Kämpfen aufzugeben, nicht gefügt, sondern im Verborgenen mit ihrer Ausbildung weitergemacht. Damals hatte sie ihren Willen durchgesetzt, warum tat sie es dann jetzt nicht? Warum ließ sie sich in eine Ehe zwingen, die sie bestimmt nicht wollte? Es musste einen Grund geben, genauso wie es einen Grund dafür gab, ihre Fähigkeiten zu verstecken. Mit diesem Können wäre sie sicher eine hoch honorierte Kunoichi geworden, das war an ihren gekonnten Bewegungen leicht zu erkennen. Irgendwann bemerkte Itachi, dass er unwillkürlich die Luft angehalten haben musste, während er die junge Frau beobachtet hatte. Er atmete wieder in einem kräftigen Stoß aus. Doch er sah, wie Damasu plötzlich herum fuhr und genau in seine Richtung sah. Da war ein Kunai in ihrer Hand, das vorhin noch nicht dagewesen war. Ihre Muskeln waren angespannt, doch da schreckte sie mit einem unterdrückten Aufschrei hoch und stolperte einen Schritt zurück. Itachi schoss von einer Sekunde auf die Andere das Adrenalin durch die Adern. Sie hatte ihn entdeckt! Es war ihm schleierhaft, wie sie ihn hatte aufspüren können, da er doch sein Chakra unterdrückt und jede Bewegung vermieden hatte. Für einen Moment rang er mit sich, ob er verschwinden oder sich stellen sollte. Doch da sie ihn schon wahrgenommen hatte, war es sinnlos so zu tun, als wäre nichts geschehen. Also stand er auf und gab seine Deckung preis. "Du? A- aber wie...", murmelte sie, als sie ihn erblickte und biss sich auf die Unterlippe. Sie starrte wie gebannt in seine Augen, die ihr das Sharingan zeigten. Ahnte sie etwa bereits jetzt, dass sie die Fähigkeiten des Uchiha unterschätzt hatte? Befürchtete sie schon, jeder hätte mitbekommen, dass sie etwas zu verheimlichen hatte? Sie begann leicht zu zittern und verkrampfte wieder, als Itachi ein paar Schritte auf sie zu kam. "Nein, bleib wo du bist! Ich... ich wollte nur... Chikushou...", stammelte die junge Frau fluchend und schlug sich eine Hand vor die bebenden Lippen. Sie wirkte wie aufgelöst, wieder ganz anders als gerade eben, als sie voller Selbstvertrauen und Freude ihre Übungen durchgeführt hatte. Itachi konnte ihr Gesicht nur schwach erkennen, doch der Ausdruck der Zerrissenheit, den er immer wieder mal auf ihren hübschen Zügen erkannt hatte, war diesmal überdeutlich. Auch sie überlegte scheinbar fieberhaft, ob sie sich stellen oder doch lieber flüchten sollte. Doch er hatte alles gesehen, was es zu sehen gab. Das wurde ihr wohl auch klar, denn sie ließ plötzlich den Kopf und die Schultern hängen. "Damasu", sagte Itachi, denn er wollte ihr klar machen, dass sie von ihm nichts zu befürchten hatte. Er würde sie sicherlich nicht verraten, wenn sie es nicht wollte. Doch sie reagierte nicht auf ihn. "Damasu", wiederholte er deshalb etwas nachdrücklicher, sodass sie wieder aufsah. Ihre Augen glitzerten selbst im schwachen Licht verräterisch, doch ihre Lippen kräuselten sich zu einem selbstironischen Lächeln. Es verlieh ihrem Gesicht trotzdem einen ganz besonderen, anzüglichen Ausdruck, der in Itachi ein seltsames Gefühl auslöste. "Also gut, nun weißt du es, ich bin immer noch eine Kunoichi, aber Eines sollst du wissen: Alles andere über mich ist wahr, nur diese eine-", begann die junge Frau zu reden, doch sie verstummte, weil Itachi nur seinen Kopf schüttelte. Das war ihm in diesem Moment nicht wichtig. Er hatte etwas anderes im Sinn und er wusste, dass es ihn nicht loslassen würde. "Kämpfe mit mir. Dann verrate ich nichts", forderte er. Er hatte gesehen, dass sie Fähigkeiten besaß, die er sich nicht erklären konnte, genauso wie die Aura, die sie umgab. Er wollte es wissen und wollte ebenfalls nicht warten. Es packte ihn einfach, so wie ihn diese gewisse abnormale Aufregung befiel, wenn er eine neue komplizierte Technik lernte, wenn er sich auf einer schwierigen Mission befand, wenn er einen starken Gegner vor sich hatte, wenn sein Können bis aufs Letzte gefordert wurde. Es war widersinnig, in einer gefährlichen Situation so etwas wie Begeisterung zu spüren, doch es war nicht das Kämpfen an sich, sondern der Reiz des Unbekannten. Und dies hier traf genau zu. Damasu und das neue Leben, dass er einschlagen sollte, waren eine Herausforderung. Er war gezwungen worden, sich damit auseinanderzusetzen, doch es hatte ihm nicht den gleichen Antrieb gegeben wie das Austesten seiner eigenen körperlichen Fertigkeiten. Aber es hatte sich nun schlagartig gewendet. Ja, die junge Frau war eine Kunoichi und es interessierte ihn, was sie wirklich konnte. Damasu Augen weiteten sich merklich, als sie Itachis Worte vernahm. Unglauben spiegelte sich in ihren Augen und sie zögerte. Es war leicht zu erkennen, dass sie aufgrund des Vorschlags mit sich rang. Doch für ihn zählte nur, dass sie schließlich knapp nickte. Wahrscheinlich war es ihr sehr wichtig, dass sonst niemand mehr ihr Geheimnis teilte. Itachi würde es für sich behalten, denn vorerst sollte wirklich niemand etwas davon erfahren, wenn sie es so wollte. Der junge Mann machte sich für einen Angriff bereit. Um keine Zeit zu verlieren, würde er den ersten Schritt tun, da er damit rechnen musste, dass sie ihn nur mit Vorsicht attackieren würde. Da Damasu gleich erkannte, was Itachi vor hatte, nahm sie eine abwehrende Haltung ein. Kurz musterten sie einander - schon schnellte Itachis Bein auf sie zu. Doch sie wich nicht aus. Mit ihren beiden Händen packte sie seine Wade und sprang gleichzeitig in die Luft. Sie wirbelte ihren Körper herum und riss ihn damit gleichzeitig von den Füßen. Doch Itachi fand sein Gleichgewicht schnell wieder und hob seine Hände, um ihre auf ihn zu schnellende Faust abzublocken. Gleichzeitig warf er sich nach vorne, um sie zu rammen, doch sie konnte ihm entkommen, indem sie sich am Boden abrollte und dann seitlich davon sprang. Plötzlich sah es so aus, als hätte Damasu jede Zurückhaltung abgeworfen und das war auch gut so. Sie sprangen aufeinander zu und bombardierten sich gegenseitig mit Schlägen und Tritten. Damasu landete keine einzigen Treffer, weil er ihre Bewegungen durch sein Sharingan vorhersehen konnte, doch auch Itachi konnte sein Ziel nicht finden. Die junge Frau wich ihm immer wieder aus, als konnte auch sie seine Manöver erahnen. Doch das war kaum möglich. Sie besaß das Doujutsu nicht. Gab es etwa eine andere Technik, die... Itachi fühlte, wie ein scharfer Lufthauch seinem Kinn entlang schrammte und wusste, dass er gerade so einem harten Haken entgangen war. Er ließ sich nach hinten fallen, stieß sich wieder vom Boden ab und machte einen Rückwärtssalto, um wieder etwas Abstand zu Damasu zu gewinnen. Die junge Frau atmete schwer, aber kontrolliert ein und aus. Ihr Können war bemerkenswert und die Tatsache, dass sie so schnell und effektiv ausweichen konnte, dass selbst das Sharingan nicht ganz mithalten konnte. Außerdem musste er seine gesamte Konzentration aufbringen, um ihren Angriffen auszuweichen. Er wusste nicht, wann er gegen so einen Gegner gekämpft hatte, der ihn in Punkto Schnelligkeit beinahe ebenbürtig war. Doch ein Manko hatte sie und das war offensichtlich: Sie musste bereits jetzt stark nach Luft holen und war schon sehr erschöpft. Ihre Kondition war schlecht, doch es wunderte Itachi nicht, dass es so war, wenn sie nur sporadisch und heimlich trainieren konnte. Sie würde deshalb nicht mehr lange gegen ihn bestehen, auch, wenn er wie gerade eben nur einen kleinen Teil seiner vollen Kräfte einsetzte. Doch er sah die Wut, die sich plötzlich in Damasus Gesicht abzeichnete. Er wusste nicht, was sie gerade dachte, doch die Situation musste wohl sehr frustrierend für sie sein. Er hatte ihr Geheimnis entdeckt und führte sie nun vor, ohne sich selber dabei wirklich anzustrengen. Dies schien ihre wieder einiges an Energie zu geben, denn sie formte plötzlich Handzeichen, so schnell, dass Itachi sie kaum erkennen konnte. Er fühlte, dass etwas auf ihn zuraste, doch bevor er sich überhaupt Gedanken darüber machen konnte, was es war, erfasste es ihn und schleuderte ihn in die Luft. Er hörte Damasus wilden Triumphschrei, der jäh abbrach, als sich die Gestalt, die in die Luft gehoben wurde, plötzlich in duzenden, davonfliegenden Krähen auflöste. Dafür schoss der richtige Itachi, der sich vorhin gerade noch durch einen Klon ersetzen konnte, von hinten auf die junge Frau zu. Aber er sah wie sie sich rührte und aus der Hüfte einen Satz Shuriken in seine Richtung jagte, ohne sich auch nur nach ihm umzudrehen. Nur ein Luftsprung rettete ihn vor den scharfen Schneiden. Damasu warf einen Blick über ihre Schulter und als ihre Augen sich trafen, aktivierte Itachi aus einem Reflex heraus eines seiner Genjutsu. Fast im selben Moment brach die junge Frau auf der Stelle zusammen und fiel auf den mit Gras bewachsenen Boden. Itachi nahm wieder eine aufrechte Position ein und wartete, bis sein Herzschlag wieder seine normale Frequenz erreicht hatte. Das Genjutsu hatte er sofort wieder gelöst, doch Damasus Erschöpfung hatte sie selber in einen tiefen Schlaf geschickt, sodass sie sich nicht rührte. Das gerade geschehene hatte fast etwas Unwirkliches an sich, doch es war kein Traum. Obwohl Itachi sich nur wenig angestrengt hatte, weil er sichergehen wollte, die junge Frau nicht zu verletzen, hatte er sie nicht einmal treffen können. Damit war seine anfängliche Neugier kaum befriedigt, da schon wieder ein neues Rätsel dazugekommen war. Doch er hatte ein andermal Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Er tat ein paar Schritte nach rechts und hob Damasus Kimono auf, den er ihr anschließend über den Körper legte. Dann nahm er sie hoch auf seine Arme, um sie zu tragen und begann mit dem Rückweg nach Hause. Er würde es schon schaffen, unbemerkt durch die Stadt zu kommen. Wie sich der nächste Tag gestalten würde, war dafür umso ungewisser... --- Tja, ich schon wieder ;) Erst die gute Nachricht: Das Kapitel war super schnell fertig und auch schön lang! Ich hoffe, ihr mochtet es, genauso wie ich :3 Jetzt aber die schlechte Nachricht: Das nächste Update steht erst mal in den Sternen. Ich trete ab Oktober meine Doktorandenstelle an und es kommt wohl vieee~l Arbeit auf mich zu! Ich hab noch keine Ahnung, wie es laufen wird und wieviel Zeit ich dann für meine FF habe. Ich hab das nächste Kapitel zwar schon angefangen und werde sehen, wie weit ich in den nächsten Tagen noch komme, aber versprechen kann ich nichts. Daher hoffe ich, dass ihr ein bisschen Geduld mit mir habt, wenn in den nächsten Wochen erst mal tote Hose ist... ;____; Kapitel 8: Silk and Sorrow -------------------------- Heyho! Es gibt ein neues Kapitel! Den Großteil davon habe ich schon geschieben, bevor ich meine Stelle bekommen habe und gestern hab ich den Rest verfasst. Hoffentlich gefällt es euch, es kommen nämlich viele Infos und neue Wörter vor. Ich habe viel dazu recherchiert, trotzdem ist es nicht zu 100% sicher, dass alles stimmt! Aber genug geredet! Viel Spaß beim lesen! --- Als Damasu am nächsten Morgen zu sich kam und sich unter der warmen Bettdecke noch ein wenig auf die Seite drehen wollte, erwachte wie aus dem Nichts ein weißglühender Kopfschmerz hinter ihrer Stirn. Mit einem ungehemmten Stöhnen wälzte sie sich wieder auf den Rücken und presste ihre Finger gegen ihre Schläfen, um sich ein wenig Linderung zu verschaffen. Doch es half nichts. Das Gefühl eines heißen Drahtes, der sich durch ihr Gehirn schob, blieb und wuchs sogar noch mehr zu einem marternden Hämmern. Wie betäubt verharrte sie in ihrer liegenden Position, weil die Pein in ihrem Kopf jeden Gedanken an etwas anderes verdrängte. Plötzlich hörte sie, wie die Tür zu ihrem Zimmer aufging, und jemand vorsichtig ihren Namen sagte. Sie konnte die Stimme nicht zuordnen, da der Migräneanfall nicht nur ihre Gedanken blockierte, sondern auch ihre Wahrnehmung lahmlegte. "Kopfschmerzen. Schlecht", würgte sie heraus, um ihren Zustand mitzuteilen, da sich ihr plötzlich zu allem Übel noch der Magen umdrehte. Schritte drangen an ihr Ohr und die Welt begann sich zu drehen, als sie jemand an den Schultern fasste und ihr ein weiteres Kissen in den Nacken stopfte, damit sie ein wenig aufrechter saß. Eine fürsorgliche Hand legte sich auf ihre Stirn, verharrte dort kurz, um ihre Temperatur zu fühlen. Wieder hörte sie die Person ein paar Worte sagen und fühlte, wie sie sich wieder entfernte. Es benötigte Damasus ganze Willenskraft, normal ein- und auszuatmen und der Übelkeit nicht nachzugeben. Ihre Fingen bohrten sich beinahe in ihren Schädel - und langsam schien der Druck von Innen wieder nachzulassen. Tief zog die junge Frau Luft durch ihre Nase ein und ließ sie wieder durch ihren Mund heraus. Ein paar Mal wiederholte sie diese Übung und wagte schließlich, ihre Augen zu öffnen. Es war noch dunkel im Zimmer, doch die Vorhänge waren zugezogen und dafür war sie sehr dankbar. Jedenfalls konnte sie so im gedämpften Licht sehen, wie wieder jemand zu hereinkam. Es war Mikoto. "Ohayô gozaimasu, Damasu-san… Hier", grüßte sie leise und reichte ihr eine Tasse Tee. Die Flüssigkeit roch nach Pfefferminze und war auch nicht mehr allzu heiß, weswegen die junge Frau langsam einen Schluck zu sich nahm. Mikoto lächelte und schob sich einen Stuhl heran, um sich dort an die Seite des Bettes hinzusetzen. "Wie geht es dir? Ich bin gekommen, um nach dir zu sehen, weil es schon fast Mittag ist und du noch nicht aufgestanden warst. Hoffentlich bekommst du keine Erkältung. Fieber hast du jedenfalls keines", sprach die Frau des Clanführers weiter. In ihrer Stimme war eine Spur Sorge zu hören. Es erinnerte Damasu ein wenig an ihre eigene Mutter, die früher auch immer sofort bei ihr gewesen war, wenn sie sich schlecht gefühlt hatte. Wahrscheinlich hatte sie Takaras enge Vertrautheit aber ein wenig verloren, nachdem sie so abweisend zu Hien, ihrem Vater gewesen war und dieser Gedanke betrübte die junge Frau sehr. Dass er jedoch hinter ihrem Rücken diese so einengende Verbindung zum Uchiha Clan geknüpft hatte, obwohl er wusste, wie sehr seine Tochter ihre Unabhängigkeit liebte, darüber würde sie nicht so schnell hinweg kommen. Deswegen war ihre Trauer über die Abwesenheit ihrer Mutter etwas gedämpft. Mikoto schien zu bemerkten, dass er der jungen Frau doch noch nicht allzu gut ging. "Soll ich dir etwas gegen die Schmerzen bringen?", fragte sie, doch Damasu verneinte. Sie merkte, wie das Pochen hinter ihren Schläfen nachließ und wollte deshalb keine überflüssige Mühe machen. Es lag ihr jedoch etwas anderes auf der Zunge. "Bitte, Mikoto-san, du musst mich nicht so formell anreden. Ich würde mich wohler fühlen, wenn alles nicht so... so..." Damasu fand im Moment die richtigen Worte nicht, doch Mikoto verstand sie auch so ganz gut. Die höflichen Namenszusätze, die man benutzte, um sich gegenseitig mit dem gebührenden Respekt anzusprechen, gaben der jungen Frau das Gefühl, ein Fremdkörper zu sein, den man hin und her schieben musste, damit er sich anpasste. Doch Genau das Gegenteil war der Fall. Sie würde sich nicht verbiegen lassen, deswegen sollten sie einander besser kennen lernen und auf diese Weise erfahren, wie man am Besten mit einander auskommen konnte. Mit Mikoto war das kein Problem, die beiden Frauen verstanden sich jetzt schon recht gut, trotzdem war eine vertrautere Anrede ein guter Weg, diese Bindung zu festigen. Damasus Bitte zauberte der Älteren wieder ein Lächeln ins Gesicht. "Gerne. Damasu, aber nur, wenn du bei mir dasselbe tust. Ich würde mich auch freuen, wenn wir die ganzen Förmlichkeiten außen vor lassen. Wir sind doch bald alle eine Familie!", sagte Mikoto und klang dabei sehr glücklich. Damasu nippte derweil weiter an ihrem Tee, denn sie spürte, dass die Wärme ihr gut tat, auch wenn es in ihrem Zimmer keineswegs kalt war. Vielleicht hatte sie sich gestern doch ein wenig verkühlt, als sie- "Ich lasse dich jetzt wieder alleine. Wenn du dich soweit gut fühlst, komm einfach zu mir, dann mache ich dir etwas Leichtes zu essen. Allzu viel Zeit haben wir aber nicht. Wir haben heute noch einen Termin bei der Schneiderin, wegen deines Shiromuku, erinnerst du dich? Jaa, mata ne", verabschiedete sich die Frau und verließ den Raum. Doch Damasus Hände begannen so sehr zu zittern, dass sie mit Sicherheit ihren Tee verschüttet hätte, wenn sie die Tasse noch voll gewesen wäre. Plötzlich brach die Erinnerung über ihr zusammen wie eine schäumende Welle und riss sie mit. Ihr war auf einmal schwindelig, aber es hatte nichts mehr mit den Kopfschmerzen zu tun. Gestern Abend. Das, wovor sie sich am meisten gefürchtet hatte, war eingetreten: Itachi hatte sie bei ihrem Training entdeckt. Es war erst das zweite Mal gewesen, dass sie sich in mit dieser besonderen Absicht weggeschlichen hatte. Das erste Mal hatte sie Mikoto erzählt, sie wolle in aller Ruhe ein wenig durch die Stadt bummeln, doch sie hatte die Zeit genutzt, um einen Ort zu finden, wo sie für sich alleine sein konnte. Damals hatte sie es nur gewagt, ein paar leichte Übungen zu machen, um danach nicht völlig zerzaust und verschwitzt zu sein. Es war damals schließlich mitten am Tage gewesen. Doch bereits die paar Übungen, die sie durchgeführt hatte, hatten eine Sehnsucht nach dem wohltuenden Fließen ihres Chakras in ihr geweckt, die sie kaum hatte bändigen können. Zwei Tage später hatte sie es schon nicht mehr ausgehalten - und hatte direkt einen Fehler gemacht. Sie wusste zwar nicht, wie sie sich verraten hatte, doch Itachi hatte sie verfolgt, sie gesehen und… Dann hatte er mit ihr gekämpft. Die Erinnerung an diese Minuten bescherten ihr eine Gänsehaut. Zum ersten Mal hatte sie das Sharingan gesehen und sofort gewusst, dass sie viel zu leichtgläubig gewesen war. Nicht nur wegen dem Doujutsu, das selber sehr furchteinflößend wirkte, sondern wegen Itachi. Sie hatte gedacht, er würde ihr nicht viel Beachtung schenken, weswegen sie so unbedarft zu ihrer nächtlichen Tour aufgebrochen war. Doch hinter seiner ruhigen, oft auch desinteressierten Attitüde verbarg sich wohl ein nur allzu wacher Geist. Er schien sich doch mehr für sie zu interessieren, als sie angenommen hatte. Das verwirrte sie ein wenig. Konnte er noch weiter hinter ihre Fassade sehen, als sie angenommen hatte? Damasu fühlte plötzlich die selbe Wut in sich aufsteigen wie gestern: Sie ärgerte sich darüber, so unvorsichtig gewesen zu sein. So viele Dinge hatten sich damit auf einen Schlag verkompliziert. Was wohl Itachi nun von ihr dachte? Welchen Eindruck hatte er nun von ihr, nachdem er herausgefunden hatte, dass sie keine einfache Zivilistin, sondern eine immer noch praktizierende Kunoichi war? Sie hatte ihn angelogen, auch wenn sie dabei nur ihre Fähigkeiten verheimlicht hatte. Alles andere entsprach der vollen Wahrheit, wie sie bereits versucht hatte, ihm klarzumachen. Sie arbeitete wirklich als Händlerin und Gutachterin für Wertgegenstände. Nur, dass sie nebenbei noch ein Hobby hatte, welches ihr Vater nicht dulden würde, wenn er davon wüsste. Nun, ob das wirklich so zutraf, wusste Damasu nicht genau. Doch Hien hatte ihren Verdacht nicht entkräftet, weshalb sie immer noch an seiner Ehrlichkeit zweifelte. Das war aber eigentlich ein ganz anderes Thema... Sie hoffte jedenfalls, dass der schwarzhaarige junge Mann sein Versprechen auch hielt und seine Entdeckung für sich behielt. Das war ihre einzigste Sorge. Auf jeden Fall würde sie mit ihm noch einmal darüber reden müssen. Der Kampf mit Itachi war das Aufregendste, was sie in den letzten Monaten erlebt hatte und ihr wurde immer noch heiß, wenn sie daran dachte. Eigentlich war ein Schlagabtausch mit ihm ein hoffnungsloses Unterfangen, da sie ihm weit unterlegen war. Auch sie konnte seine Stärke spüren und hatte die vielen Gerüchte über sein Können gehört. Dazu war sie selber alles andere als in bester Kondition und hatte ein miserables Trainingspensum. Sie war 'eingerostet', konnte man fast schon sagen. Nichtsdestotrotz fühlte sie sich nicht gedemütigt, es war eher eine Art von Privileg für sie, dass sie diese Situation erlebt hatte. Ihre besondere Gabe funktionierte schließlich immer noch einwandfrei, was auch der Grund war, dass sie hatte verhindern können, von Itachi grün und blau geschlagen zu werden... Wenn sie nur besser in Form gewesen wäre, dann... Doch diese Träume musste sie vergessen. Sie würde keine Chance haben, nur annähernd an sein Level heranzukommen, stellte sie zerknirscht fest. Sie hatte andere Dinge vor sich. Trainieren passte nicht in ihr neues Leben. Es gab andere Sachen, die sie zu erledigen hatte, dazu gehörte der Termin, der ihr heute noch bevorstand. Es ging um ihren Shiromuku. Das war der besondere Kimono, welchen sie zu ihrer Hochzeit tragen sollte. Damasu kannte sich zwar eher mit wertvollem Schmuck oder Kunstgegenständen aus, doch sie wusste, dass ein Gewand wie dieses zu den kostbarsten Kleidungsstücken einer Frau zählte, die ein Schneider herstellen konnte. Die ganze Robe bestand aus edelsten, schweren, gefütterten Seiden- und Brokatstoffen mit langen Ärmeln und aufwändigen Stickereien und Verzierungen. Man trug mehrere Lagen der exquisiten Gewebe übereinander, die am Boden auch noch mit einer Schleppe ausgestattet waren. Dazu gehörte ebenfalls ein aufwändiger Kopfschmuck. Alles in allem war das Gewand durch die verwendeten Materialien und die dazu benötigte Näharbeit so teuer, dass sich eine normale Braut so etwas nie leisten konnte. Doch der Uchiha Clan war keine gewöhnliche Familie, das war klar. Trotzdem konnte sich Damasu kaum vorstellen, dass etwas derartiges extra für sie angefertigt werden sollte. Dafür war viel zu wenig Zeit. Doch das würde sie dann schon sehen. Durch diesen konkreten Termine, wie den Besuch bei der Schneiderin, wurde der jungen Frau bewusst, wie kurz sie vor ihrer eigenen Hochzeit stand. Doch sie konnte nichts dafür, dass die Zeit förmlich an ihr vorbei rauschte, weil nicht sie diesen Ablauf bestimmte, sondern Fugaku. Mikoto konnte man ansehen, dass sie sich darauf freute, dass ihr Sohn heiratete und dass die Vorbereitungen sie mit großer Tatkraft erfüllten. Deshalb musste auch Damasu sich stark zeigen, alles Negative verdrängen und es nehmen, wie es kam. So hatte sie es sich von Anfang an vorgenommen. Also stand sie aus dem Bett auf, um sich anzuziehen und den Tag nicht nur liegend zu verschwenden. Jedenfalls waren ihre Kopfschmerzen auch fast verschwunden. Wahrscheinlich waren es nur Nachwirkungen von Itachis Genjutsu gewesen, denn das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, waren seine roten, sich drehenden Irriden... Als Damasu fertig war, verließ sie ihr Zimmer und suchte Mikoto auf, die in der Küche stand und gerade in einem Topf herum rührte. Sie fragte noch einmal nach, wie es der jungen Frau ging, dann tischte sie ihr eine Suppe auf. Viel redeten die Beiden nicht. Damasu hing immer noch ihren Gedanken nach. Sie konnte keine weitere Person im Haus ausmachen. Die anderen Familienmitglieder waren also schon wieder unterwegs. Es hatte bisher noch keine Gelegenheit gegeben, zu der sie alle zusammen gesessen waren, außer die gemeinsamen Abendessen, bei denen ihre Eltern noch da gewesen waren. Vielleicht war das auch gut so. Wie lange dies aber noch so blieb war fraglich. Denn auf eine Neuauflage des 'Gesprächs' mit Fugaku hatte sie überhaupt keine Lust. Irgendwann, nachdem Damasu ihr Essen beendet hatte, schien sie unerwarteten seelischen Beistand zu bekommen. Sakura gesellte sich zu ihnen. Mikoto hatte sie gebeten, sie zur Schneiderin zu begleiten. Damasu wusste zwar nicht, warum ihre Schwiegermutter in spe das getan hatte, doch sie war sehr dankbar dafür. Zwar kannte sie Sakura immer noch nicht allzu gut, doch alleine die Anwesenheit der jüngeren Kunoichi entspannte sie. Wahrscheinlich fühlte die Rosahaarige genau das Gegenteil, doch Damasu versuchte, ihr mit einem Lächeln zu zeigen, dass sie sich über ihre Gesellschaft freute. So machten sie sich zu Dritt auf dem Weg zu ihrem Termin. Das Dreiergespann zog einige Blicke auf sich, während sie durch die Straßen von Konoha schlenderten. Da es noch Mittagszeit war und viele Berufstätige bei diesem schönen frühlingshaften Wetter ihre Pause draußen verbrachten, befanden sich einige Personen mehr auf den Wegen als sonst. Mikoto war anzusehen, dass sie sich auf den Besuch bei der Schneiderin freute und Damasu und Sakura wechselten hin und wieder einen Blick, der zeigte, dass sie diesen Enthusiasmus nicht teilten. Dann erfuhren die beiden jungen Frauen den Grund für Mikotos gute Laune. "Es gibt heute für uns alle noch ein paar schöne Tomesode und Furisode für die große Feier. Für dich, Sakura, und für mich, damit wir schick aussehen und noch einen für dich, Damasu, damit du nach der Zeremonie in etwas bequemeres schlüpfen kannst!", erklärte sie und steckte die Rosahaarige mit ihrer Freude an. Tomesode und Furisode waren Kimonos, die nur auf besonderen Anlässen getragen wurden, weil auch sie aus sehr feinen Materialien bestanden. Sie unterschieden sich in der Form und der Länge der Ärmel und darin, ob verheiratete oder ledige Frauen sie trugen. Es war auch nicht selbstverständlich, dass man so ein Kleidungsstück besaß. Deshalb war die Gelegenheit umso aufregender. Doch Damasu fragte sich langsam wirklich, wie wohlhabend der Clan war, wenn er so eine fast verschwenderisch prunkvolle Hochzeit ausrichten wollte. Sie konnte sich aber nicht dagegen wehren, auch eine gewisse freudige Erwartung zu verspüren, da man solche edlen Kimonos erstens nicht oft zu Gesicht bekam und sie zweitens noch seltener selber anziehen durfte. Durch kontrolliertes Ein- und Ausatmen versuchte sie, dem Druck, der wegen der Hochzeit auf ihr lastete, auszublenden, damit sie nachher einfach nur die Anprobe genießen konnte. Doch es kam wieder anders als gedacht. Die gesamte Schneiderei - ein ganzes Haus beherbergte das Geschäft und die Arbeitsräume - schien ausschließlich für die Anfertigung der Kleidung für die Uchiha Hochzeit angemietet worden zu sein, denn alles, was Damasu sah, war mir den Kamon, den Familienwappen des Clans, bestickt. Außerdem tummelten sich nicht nur die Schneider und Schneiderinnen im großen Anproberaum, sondern auch einige Uchiha waren anwesend, um an sich maßnehmen oder sich Stoffe und Muster zeigen zu lassen. Als Mikoto mit den beiden jungen Frauen eintrat, drehten sich alle Köpfe zu ihnen - auch die von Fugaku, Itachi und Sasuke. Hier waren also die anderen Hausbewohner abgeblieben. Unwillkürlich musste Damasu schlucken. Itachis Blick lag etwas länger als nötig auf ihr und obwohl seine Augen schwarz waren, verursachte ihr diese besondere Aufmerksamkeit von ihm ein Kribbeln auf der Haut. Er wirkte entspannt, ganz im Gegenteil zu seinem Bruder Sasuke, der gerade einen dunkelgrauen Montsuki, einen formellen Männerkimono, angelegt bekam. Er hatte seine Arme zu beiden Seiten rechtwinklig in die Luft gehoben und ein Schneider maß gerade die Länge der Ärmel ab. Sasuke wirkte genervt von der ganzen Prozedur und seine Laune besserte sich nicht, als er seine Freundin Sakura bemerkte, die ihn mit einem neckischen Grinsen beobachtete. Itachi schien seine Anprobe bereits hinter sich zu haben, denn er war in seine alltägliche Kleidung gehüllt und hielt eine dicke Schachtel in den Händen, die wohl seine Robe beinhaltete. Auch der Hochzeitskimono des Bräutigams war immer sehr edel und aufwändig gestaltet. Damasu konnte es nicht verhindern, sich ihn in Montsuki, Hakama und Haori vorzustellen, doch das Bild verschwamm in ihrem Kopf, weil es sich wieder mit den Szenen des gestrigen Kampfes mischte. Letztendlich wandte sie sich ab und sah zu Sakura, die anfing zu kichern. "Schau, jetzt fängt Mikoto auch noch an, an Sasuke herumzuzupfen!", sagte sie und lenkte Damasus Aufmerksam doch wieder zurück zu der Männergruppe, zu der Mikoto sich hinzugesellt hatte. Sie wechselte ein paar Worte mit ihrem Mann, lächelte Itachi zu und sprach dann noch mit Sasuke, der ihr keine Antwort gab. Schließlich winkte sie einer weiteren Angestellten zu. Diese nickte eifrig und bat Mikoto mit einer Handbewegung, ihr zu folgen. Auch Sakura und Damasu sollten mit ihr kommen. So verließen sie den großen Raum und betraten ein Nebenzimmer, dessen Wände voll gestellt waren mit Regalen, in denen viele Schachteln lagerten, wie sie Itachi vorhin getragen hatte. Es trat plötzlich eine ältere Dame zu ihnen, die sich als die Leiterin dieses Betriebs vorstellte. Mikoto schien sie zu kennen, und da die beiden jungen Frauen hier neu waren, erklärte sie ihnen einige Details zu diesem Familienunternehmen, dass schon in der fünften Generation geführt wurde. Dann nach dieser langwierigen aber wohl unvermeidbaren Einführung ging es los. Damasu musste sich auch erst einmal ausmessen lassen. Obwohl die meisten Kimono die gleiche Größe hatten, die man durch die Schnürung mit dem Obi regulieren konnte, wurde für sie später ein passendes Untergewand aus leichter Seide, ein Juban, genäht. Es dauerte, bis die Prozedur vorüber war. Doch sie wurde enttäuscht, da sie den Shiromuku und den dazugehörigen weißen Furisode nicht zu Gesicht bekommen würde. Mikoto klärte sie auf. "Die Roben wurden hier in dieser Schneiderei vor vielen Jahren gewebt, als der Clan gegründet wurde. Unser Shiromuku ist einer der größten Schätze der Familie und wurde bisher von jeder Auserwählten des Oberhaupts zur Hochzeit getragen. Deshalb werden sie nur an diesen besonderen Tagen hervor geholt. So ist es Tradition. Deswegen wirst du den Kimono erst am Tag der Zeremonie sehen. Aber sei deswegen nicht enttäuscht! Du darfst dir dafür einen Furisode für die Feier aussuchen!", redete sie munter daher, als wäre es eine belanglose Sache. Doch die junge Frau hatte keine Zeit, weiter ernüchtert darüber zu sein. Dann, zur Anprobe der Furisode, bat man sie, sich zu entkleiden, damit sie ein Untergewand anziehen konnte. Es waren nur Frauen im Raum und es war auch nicht nötig, dass sie ihre Kleidung bis zum letzten Stück ablegte, trotzdem zögerte Damasu kurz. Sie hatte nicht daran gedacht, dass sie in so eine Situation kommen würde. Es war ihr grundsätzlich nicht peinlich, sich etwas freizügiger zu zeigen, nur… Sie besaß zwar im Moment keine wirklich gute Kondition, weil sie einfach nicht viel trainieren konnte, doch sie war eine Kunoichi und das sah man ihrem Körper auch an. Kimonos verhüllten sie perfekt und auch sonst fiel ihre Wahl immer auf eher umspielende Kleidung, was im Alltag nicht weiter auffiel. Nichtsdestotrotz hatte sie eine wohldefinierte Figur. Ihre Beine waren straff und ihr Bauch fein muskulös. Ihre Taille war schmal und ihre Arme durchaus kräftig. Sie war nicht einfach nur dünn und dies weckte die Befürchtung in ihr, dass man dies nur allzu leicht erkennen konnte. Damasu warf einen unauffälligen Blick zu Sakura und Mikoto, die gerade ein paar Gewänder begutachteten, die sie vielleicht später anprobieren würden. Nur die Dame, die ihr beim Anziehen helfen sollte, sah in ihre Richtung. Hoffentlich würde sie nichts sagen… "Ach, Sie sind wirklich sehr schlank. Das Untergewand muss unbedingt noch etwas enger genäht werden", sprach die Frau und wandte sich ab, um etwas zu notieren, woraufhin Damasu sich beeilte, den Juban zu schließen. Ihr blieb aber auch nichts erspart, dachte sie mit einem unterdrückten Seufzer. Doch da sie gleich einen Furisode nach dem Anderen anprobieren durfte, war die Aufmerksamkeit wenigstens wieder auf die Kleider gelenkt. Sakura und Mikoto gesellten sich zu ihr, um Ah's und Oh's und viele weitere Kommentare abzugeben. Ein Kimono war hübscher als der Andere, jeder auf seine Weise kostbar und ganz besonders. Plötzlich spürte Damasu einen Hauch von Hochmut in sich hochsteigen. Bisher hatte sie sich immer nur bescheiden gezeigt und sich zurückgezogen, wie ein ängstliches Häschen. Genau deshalb gab sie Fugaku auch das Gefühl, sie herumkommandieren zu können. Das hatte sie nicht nötig. Und gerade jetzt, da Itachi ihr Geheimnis kannte, musste sie nicht mehr das Unschuldslamm spielen. Deshalb wählte sie einen Furisode, der zwar farblich eher schlicht in drei Tönen gehalten war, aber mit besonders kunstvollen Stickereien ausgestattet war. Den Preis dafür bekam sie zwar nicht zu hören, doch der Stoff fühlte sich sehr teuer auf ihrer Haut an. Außerdem gefiel ihr dieses Gewand besonders gut. Die Mitgift, die ihr Vater dem Clan zur Hochzeit zahlen würde, sollte den Wert der Seide sicher aufwiegen… Somit war sie fertig mit der Anprobe. Die Schneiderin wandte sich Mikoto zu, die bereits ein großes Interesse an einem aushängenden Tomesode zeigte. Allein mit sich selber hatte Damasu nun Zeit, sich wieder anzuziehen. In Gedanken fragte sie sich, wie lange die Prozedur hier noch dauern würde. Sicherlich gab es noch weitere Dinge, die erledigt werden musste, denn zu der festlichen Hochzeitskleidung zählten noch viele weitere Accessoires, wie den Kopfschmuck oder die Kamon. Erneut schluckte sie ein abgespanntes Stöhnen herunter und öffnete das Band, das ihr Untergewand zusammenhielt. Plötzlich ging die Tür zum Raum auf. "Anou, sumimasen ga... Okaa-san, Otou-san möchte wissen-", entschuldigte Itachi sich für die Störung, doch seine Stimme verebbte gleich wieder, denn der Türspalt, der sein Gesicht zeigte, wies genau in Damasus Richtung, die gerade die Seiten ihres Juban links und rechts von sich auseinander hielt. Die junge Frau war im ersten Moment so erstaunt von den schwarzen Augen, die sich nicht abwandten, dass auch sie sich nicht bewegte. Sie trug quasi nur ihre Unterwäsche, doch hatte Itachi sie gestern nicht auch in ihrem knappen Trainingsoutfit gesehen? Sie zuckte erst zusammen und schlang Arme und Stoff um sich, als sie im Hintergrund ein paar empörte Stimmen hörten. Itachi zeigte keine Regung, öffnete die Tür jedoch etwas mehr und wandte seinen Blick zu seiner Mutter. "Ich will nicht stören, aber Otou-san möchte wissen, welche Farbe du für deinen Kimono gewählt hast, damit er seinen darauf abstimmen kann", überbrachte der junge Mann die Nachricht seines Vaters an seine Mutter mit völlig ruhiger Stimme. Damasus Puls hatte sich hingegen zu sehr beschleunigt, als dass sie sich darum kümmern wollte, dass Fugaku anscheinend Wert auf Partnerlook legte. Es überraschte sie allerdings schon, dass es Itachi nicht zu kümmern schien, wie er sie gerade erblickt hat. Wahrscheinlich wunderte ihn nach dem gestrigen Erlebnis gar nichts mehr – oder er hatte eine ausgezeichnete Beherrschung. Mikoto antwortete ihm barsch, da sie es anscheinend missbilligte, dass ihr älterer Sohn einfach so in die Anprobe hereinplatzte. Damasu hörte die Worte nicht, bemerkte dafür aber umso intensiver, dass sich Itachis Augen kaum von ihr lösten. Was er wohl dachte? Die Überlegungen dazu verursachte ihr feuchte Hände und sie drehte ihren Kopf zu Seite, um sich abzulenken. Ein leises Klicken ließ verlauten, dass sich die Tür wieder schloss. Die Frauen waren also wieder unter sich. "Perfektes Timing, was?" Sakura kam zu Damasu hinüber. Ein Schmunzeln erhellte das Gesicht der Rosahaarigen, als sie ihre ironisch angehauchten Worte sprach. Die Schwarzhaarige nickte dazu nur. "Zum Glück hat er mich nicht im Shiromuku gesehen", antwortete sie mit demselben Sarkasmus, als ob es ihr mehr ausgemacht hätte, sich Itachi in ihrer Hochzeitsrobe zu präsentieren. Unweigerlich malte sich jedoch aus, wie nun das wohl unvermeidbare Aufeinandertreffen verlaufen würde, denn sie hatten nach dem gestrigen Tag tatsächlich noch einiges zu besprechen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)