Der Weiße Phönix von Pokerface (Wichtelgeschichte für Decken-Diebin) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Amala eilte durch die Gänge des Seraills. Jedes Mal, wenn ihr jemand in einem der Flure begegnete, senkte die junge Frau den Blick und versuchte, so untertänig wie möglich auszusehen. Auf gar keinen Fall wollte sie auch nur irgendwie auffallen. Sie hatte bereits die unsagbare Ehre erhalten, in den Flügel des Prinzen eingeladen zu werden, das Letzte, was sie wollte, war irgendjemandem auf die Füße zu treten und dadurch wieder ihre Palastrechte zu verlieren. Schweren Herzens war Amala gezwungen gewesen, den Tempel der Muttergöttin Abhirati zu verlassen. Seit Wochen verfolgten die Frau Träume von einer dunklen Gestalt mit dem Körper eines Menschen und dem Kopf eines Vogels. In ihren Träumen betete sie dieses Wesen an und eine magische Anziehung erfüllte sie jedes Mal, wenn sie den roten Edelstein sah, der auf der Spitze eines gewundenen, knorrigen Stabes saß und sie warm anleuchtete. Danach war Amala stets schweißgebadet aufgewacht. Das ganze Schauspiel ging fast einen Mondlauf so, bevor die Frau sich schließlich an die Leiterin des Tempels wandte. Sie hörte der Frau stumm zu und Amala konnte sich noch genau daran erinnern, wie das Gesicht der alten Frau immer düsterer und düsterer wurde, je mehr ihre Erzählung voran schritt. Schließlich hatte sie nach dem Ende bedauernd den Kopf geschüttelt und sie zum Gehen aufgefordert, während sie sich mit den Ältesten des Tempels beriet. Amala zog sich wie befohlen zurück, nur um ein paar Stunden später die Nachricht zu erhalten, dass sie den Tempel verlassen musste. Zu einer solchen turbulenten Zeit konnten sie sich keine negative Energie leisten, die Abhirati womöglich erzürnen würde. Um nichts in der Welt wollten sie den Phönixprinzen bei seiner Queste behindern. Und somit wäre es das Beste, wenn Amala dem Tempel den Rücken zukehrte. Doch man hätte bereits für sie gesorgt, ließ der Bote verkünden, und zwar wäre sie als Frau mit der Ausbildung einer Priesterin für den Harem des Prinzen sehr wertvoll. So geschah es, dass man Amala in den königlichen Seraill begleitete und sie in die Obhut des Harem gab. Fünf Monde war das jetzt her und die Frau hatte den Phönixprinzen kein einziges Mal gesehen. Doch das sollte sich heute ändern. Das weiße Gewand wehte um ihre Arme und Beine, als die frühere Priesterin um eine Ecke bog und ihren Schritt beschleunigte, als sie den letzten Gang zum Zimmer des Prinzen hinauf eilte. Von Weitem konnte sie schon zwei der Vier Krieger sehen, die vor der Türe Wache standen. Vor den braungebrannten, in Orange gehüllten Kriegern blieb Amala stehen und verbeugte sich tief. »Ich bin die Heilerin, nach der gerufen wurde.« Emirs Haut stand in Flammen. Das weiße Licht war schon lange erloschen und seither brannte jeder Teil seines Körpers, während er durch eine endlose Schwärze trieb. Doch ab und an wurde das Feuer, das selbst den Phönixprinzen zu verbrennen vermochte, von kühlen Händen vertrieben. Emir genoss diese Berührung, sie erinnerte ihn an die weiße Frau, der er immer wieder in seinen Träumen begegnete. Von Zeit zu Zeit hörte er auch ferne Stimmen, die manchmal zu ihm, meistens aber über ihn sprachen. Wenn er sich dann aufgebahr, hielt ihn etwas zurück, während die kühlen Hände ihn beruhigten. Wie viel Zeit vergangen war, konnte Emir nicht sagen, doch irgendwann, als jede Stelle seines Körpers von den heilenden Händen berührt worden war, flogen die Lider des Prinzen auf. Ihm entgegen blickten zwei große, braune Augen, die in einem weichen, runden Gesicht saßen, das verunsichert auf ihn herab sah. Der Weiße Phönix! Kaum hatte er sie angesehen, wurde ihm klar, dass das die Frau aus seinen Träumen war. Bis auf Haut und Haar war die Frau in weiß gehüllt und ihre Berührung fühlte sich an wie das Licht, das ihn umgeben hatte. Als sich Emir diesmal aufrichtete, hielt ihn niemand zurück. Er hob seine Hand und nahm sachte eine ihrer dunkelbraunen Locken zwischen die Finger. Erst da bemerkte er, dass sein ganzer Unterarm bandagiert war. Doch statt den Rest seines Körpers zu inspizieren, sah er noch immer die Frau vor ihm an, die verunsichert an Ort und Stelle verharrte. Eine tiefe Röte zierte bereits ihre Wangen, doch wagte sie es nicht, sich zu bewegen. Wie allen Frauen in seinem Harem hatte man ihr wohl beigebracht, den Phönixprinzen tun zu lassen, wie er wollte. Doch vor ihm stand der Weiße Phönix, der für seinen Sieg sorgen würde. Wie war es möglich, dass sie die ganze Zeit vor ihm gewesen war? Hätte Abhirati ihn doch nur früher erleuchtet, wäre ihr Volk bereits von dieser Gefahr befreit! Doch der Gedanke streifte ihn nur kurz, zu sehr war Emir von der Schönheit der Frau vor ihm fasziniert. »Mein Prinz!«, hörte er hinter sich und Antar trat vor ihn. Emir ließ die Hand sinken und die in weiß gehüllte Frau wich sofort zurück in Richtung Tür. »Bleib hier«, sagte der Prinz leise und sie blieb wie angewurzelt stehen. »Ich stehe tief in eurer Schuld«, wandte er sich an den ältesten seiner Krieger. »Wie lange war ich weg?« »Mehr als einen halben Mondlauf«, antwortete Antar und reichte Emir die Hände, als dieser sich aufzurichten versuchte. »Der Einfluss der Dunklen Göttin muss bereits sehr stark sein, wenn sie sogar unsere Augen täuschen konnte.« Die Muskeln in Armen und Bauch zitterten und schmerzten, als Emir aufrecht saß, doch das war nichts im Vergleich zum Schmerz, der ihn in der Dunkelheit verfolgt hatte. Dieser Schmerz sprach von Heilung. Die Fasern seines Körpers hatten sich wieder zusammen gesetzt und wollten bewegt werden. Es würde seine Zeit in Anspruch nehmen, bis der Prinz wieder bei vollen Kräften war, doch das war etwas, womit sich sein Kopf noch gar nicht beschäftigte. »Ich danke dir, Antar«, sagte der Prinz schließlich und mit einer Verbeugung zog der Krieger sich aus dem Gemach zurück. Einige Sekunden vergingen, in denen Emir nur den Atem der Frau hinter ihm hören konnte. »Tritt vor mich«, sagte er schließlich und ein Rascheln erfüllte den Raum, als sie sich vor ihn stellte, den Blick noch immer zu Boden gerichtet. Ihre Gewandung war die einer Priesterin, obwohl sie die Kette trug, die jedes Mädchen seines Harems bekam. »Wie lautet dein Name?«, fragte der Phönixprinz und hob mit seinen Fingern ihr Gesicht, sodass er ihr in die Augen sehen konnte. »Amala«, antwortete sie ihm und versuchte instinktiv, wieder den Kopf zu senken. Doch Emirs Griff war zu stark, so blieb ihr nichts anderes, als den Blick des Phönixprinzen zu erwidern. Dir fehlen die Augen des Weißen Phönix, hallte es in seinem Kopf, während er ihr ins Gesicht blickte. »Und wie kommt es, dass eine Priesterin meiner Mutter in meinem Harem dient, Amala?« Ein belustigtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als Amala sichtlich errötete. »Ich wurde aus dem Orden ausgeschlossen, Majestät. Mit meinen ausgeprägten, heilerischen Fähigkeiten wurde mir jedoch ein Platz an Eurem Hof angeboten«, sagte sie so leise, dass er sie kaum verstand. Überrascht zog Emir eine Augenbraue hoch. Sie wurde ausgeschlossen? Ihm fielen keine Gründe ein, warum man aus dem Orden verbannt wurde, ohne komplett entehrt zu werden. Abhirati selbst musste sie aus ihrem Dienst entlassen haben, damit sie ihren Weg zu ihm fand. Die Augen des Weißen Phönix ... »Auch dir schulde ich meinen Dank«, sagte er schließlich und zog seine Hand zurück. »Deine heilenden Hände haben mich durch die endlose Schwärze geführt. Einen großen Teil meiner Genesung verdanke ich dir.« »Ich bin Eurer Majestät Dank schuldig für seine Gnade«, begann die Frau, wurde aber mit einem Sch von Emir unterbrochen. »Und du sollst nicht ohne Belohnung meine Seite verlassen. Sprich bei Tensun vor und schick ihn zu mir. Sage ihm, ich will, dass deine Kammer näher zu mir gelegt wird, damit du ab jetzt als meine Haupthetäre wirken kannst.« Als der Prinz geendet hatte, verneigte Amala sich tief und huschte aus seiner Kammer, warf ihm am Schluss jedoch noch einen schnellen, ängstlichen Blick zu. Die Türe fiel zu und Emir ließ sich zurück in sein Bett aus Kissen sinken. Der Weiße Phönix ... Die Gestalt in seinen Träumen war so unnahbar gewesen und hatte so edel gewirkt, niemals hätte er geglaubt, dass er den Phönix in seinem Harem finden würde. Eigentlich hatte er sich die ganze Suche wirklich schwerer vorgestellt. »Abhirati, gütige Mutter, ich danke dir für deine Wegweisung«, murmelte er leise. Jetzt hatte sie ihm auch noch bei seiner Prüfung so sehr unter die Arme gegriffen, Emir nahm das als Zeichen, dass sie ihn wirklich auf dem Thron sehen wollte. Amala sah sich in ihren neuen Gemächern um und fühlte sich noch immer überwältigt von den Geschehnissen der vergangenen Tage. Wie aufgetragen hatte sie Tensun aufgesucht, der sie in ihre Kammer geschickt hatte, die sie sich mit vier anderen Hetären teilte, um sie ihre Habseligkeiten zu sammeln. Keine Stunde später wurde sie abgeholt und in das neue Gemach geführt, das sie diesmal für sich alleine hatte. Es lag im gleichen Flügel wie die privaten Gemächer des Prinzen und wenn es auch nur den Bruchteil von der Größe der königlichen Gemächer hatte, so war die Heilerin überwältigt von dem Luxus, den ihr Prinz ihr geschenkt hatte. Der Boden war mit einem prunkvollen Teppich bedeckt, sodass Amalas Füße keinen Kontakt mit dem kühlen Steinboden hatten. Das war eines der vielen, ungewohnten Gefühle in diesem Raum. Das Bett war mit feiner Seide überzogen und auch die Kissen waren mit weichen Kaschmirüberzügen versehen. Und alles war in den Farben des Phönix gehalten: Gold und Orange. Was Amala jetzt machen sollte, war ihr jedoch nicht klar. In ihrer Rolle als normale Konkurbine hatte sie sich bereits verloren gefühlt, aber sie war so weit unten in den Rängen eingestiegen, dass der Phönixprinz sie noch nie bemerkt hatte. Stattdessen hatte man für sie Arbeit im Palast gefunden, stets gab es jemanden zu heilen und manchmal durfte sie sogar dem Hohen Priester in den palasteigenen Messen unterstützen. Das waren die Momente, in denen Amala sich wieder wie sich selbst fühlte. Doch jetzt würde so etwas nicht mehr vorkommen, denn jetzt war sie dem Prinzen ins Auge gefallen. Nicht mehr lange bis er sie in seine Gemächer holen würde, um mehr zu tun, als nur seine Bandagen zu wechseln. Bei dem Gedanken wurde der Frau abwechselnd warm und kalt. Sie war Priesterin, das war das einzige, was sie jemals gemacht hatte. Wie sollte sie ihrem Prinzen dienen, wenn sie ihren Körper doch der Göttin versprochen hatte. Dieses Versprechen erlosch nicht einfach, nur weil sie aus der Priesterschaft verbannt wurde. Doch Amala sah ein, dass sie keine Wahl hatte. Sie war jetzt Eigentum seiner Majestät und wenn er ihre Unschuld haben wollte, hatte sie dankbar zo sein, so wie es ihr beigebracht wurde. In ihrer Verzweiflung hatte die junge Frau bei den erfahreneren Konkurbinen um Rat gesucht, doch ihre Bitten blieben ungehört. Viel zu groß war der Neid um die Gunst des Prinzen. Auch die Frau, die von Amala als die liebste Liebhaberin abgelöst wurde, verzog bei dem unerfahrenen Mädchen missbilligend das Gesicht. Sie hatte versucht, ihre Situation zu erzählen, dass sie den Prinzen nur geheilt und niemals die Absicht hatte, jemandem den Rang abzulaufen, doch im ganzen Harem stieß sie nur auf taube Ohren. Abhirati hat mich verlassen ... Der Gedanke ließ Amalas Herz schwer werden vor Kummer. Und trotzdem ging sie in die Knie, um ein Gebet an die Muttergöttin zu richten. »Goldener Phönix, helft mir, Eurem Sohn bei seiner Prüfung beizustehen, gebt mir die Weisheit, ihm sinnvoll zu dienen und den Mut, Eurem eigenen Fleisch und Blut gegenüberzustehen«, flüsterte sie leise und wippte dabei im Takt ihrer Worte vor und zurück, ihr Gesicht von ihren Händen bedeckt. Auch wenn die Mutter sie verstoßen hatte, so war sie die Einzige, deren Hilfe sie erflehen konnte, und so verharrte sie in dieser Position und wiederholte ihre Worte, bis ihre Knie schmerzten und ihre Stimme ganz rau war, in der schmalen Hoffnung, die Gnade der Mutter zu bekommen. Emir stand vor dem weiten Fenster in seinem Schlafgemach und streckte sich ausgiebig. Noch am selben Tag nachdem er aufgewacht war, hatte er mit dem Bewegungstraining seines Körpers begonnen, um so schnell wie möglich wieder an der Grenze seines Könnens zu agieren. Seine gnädige Mutter hatte den Weißen Phönix ja direkt in seine Kammer geschickt, so musste er nicht mehr tun, als herausfinden, wie er von ihr die Augen bekam, von denen ihm die Vision erzählt hatte. Und der Prinz hatte schon eine vage Vorstellung, wie er ihre Kraft bekommen würde. Er hätte nur nicht damit gerechnet, dass ihm das auch noch so viel Freude bereiten würde, wenigstens eine kleine Herausforderung hatte er sich erwartet. Ihr macht es mir zu einfach, Mutter, sagte er sich in Gedanken und ein Lächeln stahl sich dabei auf seine Lippen. Einige Male ließ Emir noch seine Schultern kreisen, dann drehte er sich vom Fenster weg. Einige Schritte vor ihm stand Amala, die neuste Errungenschaft in seinem Harem (wobei Emir zugeben musste, dass er nicht wusste, wie neu sie wirklich war. Zugegebenermaßen könnte sie schon Jahre in seinem Harem dienen, ohne dass es ihm jemals aufgefallen wäre.) und die anziehendste Frau, die er je in seinen Bettgemächern gehabt hatte. Tensun hatte er angewiesen, Amalas Garderobe nur mit weißen Kleidungsstücken auszustatten. Ihr Kleid war heute wesentlich reizvoller als die Priesterroben, die sie das letzte Mal angehabt hatte. Es war zu beiden Seiten tief ausgeschnitten, vorne bis zum Bauchnabel und hinten bis knapp über das Becken, und der seidige Stoff schmiegte sich so eng an ihren Körper, als wäre er ein Teil der Haut. Ihre Brüste wölbten sich anzüglich unter dem Kleid und Emir war fasziniert. Nie hätte er sich vorgestellt, dass eine Priesterin so einen sinnlichen Körper besitzen konnte. Die braunen Augen hatte Amala niedergeschlagen, ihre vollen, schwarzen Haare fielen in Einem über ihre zierliche Schulter, und im Schein des Feuers vermischt mit dem der untergehenden Sonnen, glänzte ihre Haut bronzefarben. Während sein Blick immer wieder über Amala glitt, spürte er in seinen Lenden bereits ein Feuer erwachen. Der Phönixprinz trat vor sie und legte eine Hand unter ihr Kinn, um ihren Blick zu heben. Sie wirkte verunsichert, als wüsste sie nicht, was als nächstes passieren würde, und aus irgendeinem Grund machte ihn das nur noch wilder. Er würde sie haben. Das musste ihr genauso bewusst sein wie ihm, und auch, dass es der Göttin Willen war. Aus keinem anderen Grund hätte sie den Weißen Phönix in seinen Harem geführt. Emir wollte keine Zeit mehr verschwenden. Er legte seine zweite Hand auf ihre Hüfte und küsste sie. Unter seinen Händen spürte er sie zittern, doch seinen Kuss spürte er nur kaum erwidert. Wollte sie etwa mit ihm spielen? Doch dem Phönixprinzen war nicht danach. Alles, was er wollte, waren die Augen des Weißen Phönix, um Calebs Scharade ein für allemal ein Ende zu setzen. Seine Hand tastete sich über ihren Rücken und als er die Fäden fand, die Amalas Kleid zusammen hielten, löste er mit zwei kurzen Griffen den Knoten. Raschelnd glitt der Stoff zu Boden und Emir konnte ihren Körper in seiner vollen Pracht bewundern. So eine zarte Gestalt wäre an die Priesterschaft verschwendet. In seinem Harem hatte sie es doch viel besser. Doch trotz ihres weiblichen Körpers, der sich nur zaghaft an ihn schmiegte, fühlte Emir etwas Seltsames in sich vorgehen. Verlangen für diese Frau durchflutete ihn, und dennoch regte sich ... nichts. Der Prinz ließ seine Hände forschend über ihren Körper gleiten, umfasste ihre Brüste und kniff in ihre dunkle Brustwarze. Ein Keuchen kam von Amalas Lippen, aber ansonsten blieb sie steif wie zuvor, also suchten Emirs Hände weiter nach einem Punkt, der seine Lust entfachen würde. Wollte sie denn gar nicht von ihrem Prinzen beglückt werden? Noch nie war es ihm untergekommen, dass sich eines seiner Mädchen nicht sofort auf ihn stürzte, wenn er nur die Hand ausstreckte. Er spürte das Feuer, die Begierde, und trotzdem wollte es nicht kommen. Mit einem Ruck wandte Emir sich von der Frau ab und setzte sich auf den Rand seines Bettes. »Entkleide mich«, sagte er mit einem Schnippen. Amala, noch immer stumm und mit einem roten Hauch auf den dunklen Wangen, kniete sich nieder und begann eher ungeschickt, den Gürtel zu lösen, um ihm dann die Hose abzustreifen. Doch kaum hatte sie diese Aufgabe erledigt, senkte sie wieder ihren Blick und verharrte in dieser Situation. Gnädige Mutter, dachte sich der Prinz und hielt das Ganze immer noch für ein Spiel. Sie wollte ihn verrückt machen, diese Priesterin, saß sie vor ihm in all ihrer anmutigen Schönheit und tat nichts, um seiner Lust Linderung zu verschaffen. »Befriedige mich mit dem Mund«, sagte der Prinz schließlich, Als sie unbeweglich vor ihm verharrte. Einen Moment sah er ihr in die Augen, die groß und verschüchtert zu ihm hinauf starrten, dann lehnte er sich zurück und gab sich der Hoffnung hin, ihre Berührung würde ihn entfachen. Doch egal wie lange er ihre weichen, feuchten Lippen auf seinem Glied spürte, es blieb weich, was hart werden sollte und als das so weiter ging, schrie der Phönixprinz wütend auf und stieß Amala von sich. Die Frau stieß selbst einen leisen Schrei aus, als sie auf dem harten Boden landete und versuchte mit einer Hand, ihre Blöße zu bedecken. »Hat man dir nicht beigebracht, einen Mann zu befriedigen? Was für armen Kerlen bist du bitte beigelegen?!«, rief er wütend und sah vorwurfsvoll auf sie herab. »Majestät ... Mein ganzes Leben habe ich im Tempel Eurer gnädigen Mutter verbracht, meinen Leib und Geist ihrem Dienst verschrieben. Ich bin noch unberührt, mein Prinz, bitte vergebt mir.« Sie kniete sich hin und brachte ihr Gesicht so nahe an den Boden, dass ihre Stirn den kalten Stein berührte, um demütig seine Vergebung zu erflehen. Unberührt? Der Phönixprinz zog eine Augenbraue in die Höhe. Hatte man sie in seinen Harem geschickt, um ihn zu schmähen? Wahrscheinlich war dies das dunkle Treiben Hurairas, die ihr einen falschen Weißen Phönix unterjubeln wollte, um ihm zu spotten. »Geh mir aus den Augen«, murmelte er leise, dennoch zuckte Amala zusammen, als hätte er sie gerade geschlagen. »Verzeiht mir, mein Prinz, ich will Euch dienen ... « »Raus!«, schrie Emir und ließ dabei die Wände erzittern. Von Furcht vor dem Zorn des Prinzen gepackt, stand die junge Frau auf und flüchtete nackt wie sie war aus dem Zimmer. Wärme umgab den Phönixprinzen und er fühlte seinen ganzen Körper entspannen. Er schwebte in der Leere und spürte wieder das weiße, prophetische Licht um ihn. Es pulsierte und drängte sich unter seine geschlossenen Augenlider. Doch Emir wollte die Augen nicht öffnen, hier war alles in Ordnung und er war nicht der Phönixprinz und kein Jünger Hurairas wartete auf ihn. Hier war er nur ein Mann, kein Prinz. Keine Prüfung, kein Versagen ... Trotzdem drängte das Licht weiterhin und schließlich spürte er einen Druck auf seiner Wange, dann flog sein Kopf schmerzhaft zur Seite. »Du bist stark im Körper aber schwach im Geiste, junger Prinz«, sagte die ihm bekannte, weiße Gestalt. Ihre Hand war ausgestreckt und nur eine Fingerbreit von ihm entfernt. »Der Weiße Phönix wird nicht erobert, man bittet um seinen Segen und es steht ihm frei, ihn dir zu gewähren.« »Ich bin der Phönixprinz Emir, entsprungen aus dem Schoß der Göttin selbst. Ich bitte niemanden um irgendetwas!« Die Hand der Wesenheit streifte sacht seine Wange, doch traf es ihn wie einen Schlag. Wieder riss es seinen Kopf nach hinten und er fühlte sich benommen. Jegliche Linderung, die ihm das Licht einmal verschaffen hatte, war verschwunden. Stattdessen umgab ihn jetzt eine Aura des Zorns. Was war mit dem wunderschönen Wesen geschehen, das ihn durch die Dunkelheit begleitet hatte? »Du solltest aufpassen, dein Stolz wird dich noch deine goldenen Federn kosten, Phönixprinz. Du hast den Weißen Phönix gefunden, das war der einfache Teil. Die Augen zu bekommen, das ist eine Aufgabe des Geistes, der Körper wurde bereits jemand anderem versprochen und dieses Versprechen ist nicht gewaltsam zu brechen.« Langsam kam die zierliche Hand wieder näher und Emir zuckte bereits, doch diesmal war die Berührung so sanft wie er sie von früher in Erinnerung hatte. »Benutz deinen Kopf, Phönix, sonst wird Huraira über dich triumphieren.« »Wirklich?« Amalas Herz begann wild zu pochen, als der Bote ihr die Nachricht überbrachte. Der Prinz verlangte ihre Anwesenheit in seinen Gemächern ... Nach dem, was sich das letzte Mal abgespielt hatte, hätte Amala niemals eine zweite Einladung erwartet. Was der Prinz wohl für Ansprüche an dieses Treffen haben mochte? Wollte er sie als seine Hetäre loswerden, so hätte er sicherlich nicht nach ihr schicken lassen. Wahrscheinlich wäre in diesem Fall eher Tensun zu ihr gekommen. Dass er sie wirklich wiedersehen wollte, musste etwas Gutes bedeuten. Das hoffte Amala zumindest mit ganzem Herzen. Mit einer wackeligen Verbeugung bedankte sie sich und versprach, sich gleich auf den Weg zu machen. Zuerst aber wollte sie sich für einen Besuch beim Prinzen entsprechend zurecht machen. Diesmal kleidete Amala sich in etwas verhüllendere Kleider, was bei der ihr zur Verfügung gestellten Garderobe gar nicht so einfach war. Ihre Gedanken rasten dabei ununterbrochen. Was der Prinz wohl diesmal von ihr wollte? Freude, ihrem Prinzen wieder dienen zu dürfen, und Furcht, abermals zu versagen, erfüllten sie zum gleichen Maße und jeder Schritt, der sie näher an die Kammer des Prinzen brachte, ließ ihre Nervosität steigen, sodass ihre Knie kaum mehr vermochten, ihr Gewicht zu halten. Bei der Wache vor der Türe meldete sie sich an und wurde einige Momente später Eintritt gewährt. Wieder stand der Prinz am Fenster, blickte diesmal aber bereits in ihre Richtung. »Majestät ... «, hauchte sie und wollte sich verbeugen, merkte aber, wie die Angst ihre Beine so weich gemacht hatte, dass sie den Tritt verlor und fiel. Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle und sie glaubte, den harten Boden bereits zu spüren, doch überraschenderweise landete sie sanft. In zwei großen Schritten hatte der Phönixprinz den Raum durchquert und hielt sie in seinen Armen. Die plötzliche Berührung mit Emir ließ die junge Frau wieder erzittern und vorsichtig auf dem Prinzen gestützt brachte er sie zu einem Stuhl in der Nähe. Jetzt hatte sie sich bereits das zweite Mal vor ihm in Verlegenheit gebracht! Die Furcht, wie er reagieren könnte, ließ ihr wieder ganz schwindelig werden, doch Amala biss die Zähne zusammen und versuchte durchzuatmen. »Ich bitte vielmals um Vergebung, mein Prinz«, sagte sie schließlich leise und ließ den Blick zu Boden sinken. Einen Moment spürte sie noch eine Hand des Prinzen auf ihrem Oberarm, dann entfernte er sich und setzte sich auf den Stuhl gegenüber. Erst jetzt bemerkte Amala die reich gedeckte Tafel, die sich zwischen ihnen befand. Sofort als er sich gesetzt hatte, kamen zwei Bedienstete herbei und füllten ihre Gläser mit Wein. »Trink einen Schluck und beruhige dich erst einmal«, sagte Emir und entließ mit einem Nicken die Bediensteten wieder. Sofort leistete die Frau seinem Befehl Gehorsam und nahm einen tiefen Schluck aus dem Becher. Süßer, dicker Rotwein floss ihre Kehle hinab und im nächsten Moment fühlte sie sich tatsächlich ein wenig ruhiger. »Du brauchst dich nicht zu fürchten«, sagte der Prinz schließlich und griff dabei zu seinem eigenen Glas. »Ich ... hatte nicht vor, so harsch mit dir umzugehen. Schließlich habe ich dir meine Genesung zu verdanken.« Schweigen kehrte ein und gab Amala das Gefühl, dass sie etwas sagen sollte. »Ihr braucht Euch für nichts zu entschuldigen, Majestät«, war das Erste, was ihr in den Sinn kam. »Ich bin hier, um Euch zu dienen.« »Ich habe mich auch nicht entschuldigt«, antwortete er knapp und kühl, was in der Frau wieder ein leichtes Zittern verursachte. Schnell setzte sie ihr Glas wieder an die Lippen und nahm einen großen Schluck. »Diesmal möchte ich aber nur mit dir reden.« Mit diesen Worten stand Emir auf, hob seinen Stuhl auf und setzte sich dann wieder direkt vor Amala. »So sieh mich an und lass uns eine Weile lang vergessen, dass ich der Phönixprinz bin.« Bei der Aufforderung hob Amala ihren Blick. Ohne seinerseits den Augenkontakt zu unterbrechen, griff der Prinz zum Tisch und nahm sich einige lose Trauben von einem der vielen Teller. »Der Grund, warum ich so viel Interesse an dir habe, ist eine Prophezeiung. Während der Zeit meiner Genesung sprach eine Stimme zu mir, sie erzählte mir vom Weißen Phönix. Seinen Segen muss ich erbitten, um den Krähenkönig zu besiegen. Und ich weiß, dass du dieser Phönix bist, auch wenn du es vielleicht selbst noch nicht weißt.« Wieder zog Stille ein und Amala wusste nicht genau, was sie ihm sagen sollte. Ein Weißer Phönix sollte sie sein? Das war kein Gott, der ihr bekannt war, keine der Geschichten erzählte von einem Weißen Phönix ... »Das ist sehr schmeichelhaft, mein Prinz, aber ich weiß nicht, was Ihr meinen könntet. In meiner Ausbildung zur Priesterin ist mir noch nie die Gestalt des Weißen Phönix begegnet«, murmelte sie schließlich leise. »Ich wurde aus der Priesterschaft entlassen und bete seitdem jeden Tag um die Gnade der Götter.« Noch nie war es Amala so schwer gefallen, jemandem in die Augen zu sehen, aber wie Emir es verlangt hatte, hatte sie keine Sekunde den Blick gesenkt. In ihrer ganzen Karriere als Priesterin hatte sie sich niemals so ... eingeschüchtert gefühlt wie von ihrem Prinzen. Nicht nur waren seine gold-orangenen Augen ehrfurchtseinflössend, sie hatten auch etwas absolut hypnotisierendes an sich, das der Frau einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Obwohl sie ihren Prinzen verehrte wie jeder andere auch, hatte sie in diesem Moment das irrationale Gefühl, dass er ihr Ende bedeuten würde. »Ich weiß nicht, was der Weiße Phönix ist oder wie du seine Kraft erlangen kannst, aber ich weiß, dass du mit meiner Hilfe diese Fähigkeit in dir entdecken kannst, damit du mir dann wieder helfen kannst. Wir müssen nur den richtigen Weg finden.« Das stimmt nicht, dachte sich Amala. Das konnte gar nicht sein, sie war verstoßen und nicht mehr als eine der vielen Konkurbinen des Prinzen; und nicht einmal in dieser Beziehung konnte sie ihm dienen. Doch wollte sie ihrem Prinzen glauben schenken, war sie doch mit einer bedingungslosen Liebe zum Phönixprinzen aufgebracht worden. Zweifel war ein Gefühl, das in ihrem Herzen keinen Platz finden wollte. »Ich ...«, begann sie, unterbrach sich aber gleich wieder, als sie ihre Worte überdachte. »Sprich ohne Furcht zu mir, Amala«, sagte Emir, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Es wird dir nichts passieren.« Amala schluckte, setzte aber fort. »Ich verstehe nicht, was Ihr von mir wollen könntet«, sagte sie. »Ich bin nur eine einfache Dienerin und ich fürchte mich davor, dass ich Euch nicht dienen kann, wie Ihr es wünscht.« Nach ihren Worten verfiel der Prinz in Schweigen und sah sie dabei nur an. »Du fühlst also nichts? Keine Kraft oder etwas dergleichen?«, fragte er schließlich, als sie fast schon glaubte, sie habe ihn doch verärgert. Sie antwortete ihm mit einem Kopfschütteln. »Gut, das ist dann wohl ein weiterer Teil meiner Prüfung. Das ändert aber nichts an meinem Vorhaben, dich kennenzulernen.«  Amala wusste nicht genau, was er mit diesem Satz meinte, doch ihr war viel wichtiger, dass der Prinz sie nicht wieder verstoßen wollte. Mit einem Wink holte er einige Diener zu sich, die sogleich begannen, ein Festmahl aufzustellen, während der Phönixprinz sie mit allerlei Fragen löcherte. Anfangs antwortete Amala ihm stets schüchtern, doch mit der Zeit, die verging und dem Wein, der floss, lockerte sich die Zunge der Frau so weit, dass sie sich zum Schluss fast völlig ungezwungen mit Emir zu reden traute. Und als der Abend sein Ende fand, verabschiedete sich lediglich mit einem kurzen, warmen Kuss, den Amala auf dem ganzen Weg zurück zu ihrem Gemach auf ihren Lippen spürte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)