Lehrstunden von Sen-San ================================================================================ Kapitel 6: Schwerttraining -------------------------- Der nächste Morgen begann sich anzukündigen. Heute sollte wohl alles wie üblich sein. Tatara gefiel das überhaupt nicht. Lieber hätte er noch einen Tag bei Nagi verbracht. Heute stieg er noch vollkommen müde aus dem Bett. Als er aus seinem Zimmer kam, schaute er flüchtig in das Zimmer seiner Schwester. Das Bett war leer. Leer? So etwas ist hat er ja noch nie gesehen. Ein leeres Bett stand in ihrem Zimmer. Er schenkte dem leeren Bett keine weitere Beachtung. Er ging in die Küche und sah dort seine Schwester am Tisch sitzen. Ein “Guten Morgen“ brachte er wieder hervor. Wie jeden Tag bekam er keine Antwort und er erwartete auch keine. Das Frühstück wurde sogleich serviert und das Frühstück begann. Kurz nachdem sie fertig waren kam auch schon Nagi. Heute aß er mit. Nachdem dieser fertig war, machte er sich mit den Geschwistern auf. Sie gingen wieder zu Kaku-ji und Sarasa winkte diesem fröhlich entgegen. Dann sagte sie den beiden “Tschüss“ und rannte zu Kaku-ji. Tatara war sichtlich verwundert. “Warum geht sie zu Kaku-ji-sama?“ fragte er unwissend zu Nagi. “Sie hat heute Training. Kaku-ji-sama will ihr heute zeigen wie man mit einem Schwert umgeht. Ab Morgen wirst du wieder mit Kaku-ji-sama trainieren. Aber heute musst du noch mit mir Vorlieb nehmen.“ “Wirklich? Toll.“ Freute sich der Junge Tatara. Während die beiden wieder zu Nagi gingen und dort ihren Unterricht vom vorigen tag wiederführten, kam Sarasa bei Kaku-ji an und schenkte ihm ein überglückliches Lächeln. “Nagi hat mir gestern zugeflüstert, dass du mich heute im Schwertkampf trainierst.“ “Das stimmt. Wir haben es gestern besprochen. Ab Morgen hast du wieder Unterricht bei ihm.“ “Das macht nichts. Es war eine schöne Abwechslung. Mir hat es gestern Spaß gemacht.“ Kaku-ji zog dann ein Schwert heraus. Er zeigte es seiner neugierigen Schülerin und belehrte sie. “Ein Schwert ist sehr scharf. Damit kannst du Menschen töten. Also sei sehr vorsichtig damit. Es soll nur zur Verteidigung dienen.“ Er hielt es ihr hin. “Sei vorsichtig. Es ist sehr schwer.“ Langsam nahm sie das Schwert ab und hielt es gekonnt vor sich. “So hält man es fest.“ meinte er. Kaku-ji zeigte ihr wie das Schwert zu halten ist. Sie machte es ihm nach und hielt es richtig. “Es wird schwer, Kaku-ji.“ “Es ist immerhin ein Schwert. Es ist aus Stahl. Und Stahl ist nun einmal schwer. Du musst deine Muskeln trainieren um es lange halten zu können.“ “Wir beginnen mit dem Abwehren eines Angriffes. Es ist das Wichtigste beim Kampf. Wenn dich jemand angreift musst du die Attacke abwehren können um einen Angriff zu starten.“ Kaku-ji machte einige Bewegungen und blieb dann stehen, ohne eine weitere Bewegung. Sarasa schaute ihn erstaunt und verblüfft an. “Das ist die Abwehrhaltung. Mit ihr kannst du so gut wie jeden Angriff abwehren und selbst zum Angriff übergehen.“ erklärte er nach Lehrmeisterart. “Du siehst aus wie ein Samurai.“ Lachte sie. “Samurai?“ dachte er mit erstaunten Augen. “Woher weiß sie von den Samurai? Hat Nagi ihr davon erzählt? Muss ja! Wer sonst könnte und würde ihr davon erzählen?“ dacht er weiter, “Du kennt die Samurai?“ fragte er dann. “Ja! Nagi hat mir von ihnen erzählt. Sie waren toll. So mutig und ehrenhaft. So will ich auch mal werden.“ verkündete sie fröhlich. Kaku-ji bemerkte es zwar nicht sofort, aber er begann etwas zu schmunzeln. Er selbst wusste, dass dies möglich wäre. Immerhin ist sie das Schicksalskind. Wie ein Samurai mit Mut, Ehre und Wissen würde sie Japan befreien. “Nun fangen wir richtig an. Komm her. Ich führe dich.“ meinte er. Sarasa kam zu ihm. Kaku-ji positionierte sich hinter sie und platzierte dann seine Hände auf ihre. Nun begann er seine und zugleich ihre Hände und Arme anzuheben und die gleichen Bewegungen zu machen wie er eben vorgeführt hatte. Sarasa war sehr konzentriert und achtete auf jede noch so kleine Bewegung. “So geht das nicht.“ schüttelte er den Kopf. “Warum nicht?“ hinterfragte eine verwunderte Sarasa. “Deine Atmung ist falsch. Du atmest zu schnell und zu unregelmäßig. Das muss ich dir erst beibringen bevor wir richtig anfangen können.“ Und schon setzten sich die beiden in den warmen, weichen Wüstensand. Sarasa saß Kaku-ji gegenüber. Er schloss seine Augen und holte tief Luft. Sarasa tat das selbe. Dann atmete er kurz und ruckartig aus. Sarasa tat wieder das gleiche wie ihr Lehrer. Nach etwa einer Stunde hatte sie den Dreh raus und konnte es von allein. “Du darfst die Atmung nie vergessen. Egal wie stressig oder beängstigend eine Situation ist. Einen Moment nicht aufpassen kann dich in einem richtigen Kampf das Leben kosten.“ mahnte er. Nun nahm er ein Schwert in die Hand und übergab es an Sarasa. Sie nahm es und er stellt sich wieder hinter sie. Nun konnte der richtige Unterricht beginnen. Die Zeit verflog nur so. Es kam den beiden vor als wäre es nur ein Augenblinzeln. Aber in Wirklichkeit waren es vier Stunden. Kaku-ji hatte bei einem Training noch nie so viel Spaß. Zugegen überraschte es ihn selbst ein wenig. “So fühlt sich als Nagi immer, wenn er sie unterrichtet.“ überlegte er während sie noch trainierten. Innerhalb der 4 Stunden konnte sie schon viele Schritte allein durchführen. Sarasas Mutter kam vorbei und brachte ihnen etwas zu Essen. “Ihr seid nicht gekommen. Daher dachte ich, ich bringe euch etwas. Ich sollt ja nicht verhungern.“ Zugegeben verspürten die beiden just ein Hungergefühl in ihrer Magengegend. Leicht erröteten sie. Vielleicht hatte die Frau das Magenknurren gehört. Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht der Essensbringerin aus. “Vielen Dank, Mama.“ bedankte sich die kleine Sarasa. Keine Viertelstunde später was das Essen weg und die zwei Trainierenden satt. Sarasas Mutter ging wieder und das Training wurde fortgesetzt. Da Sarasa schon gut mit dem Schwert umgehen konnte, beschloss Kaku-ji jetzt einen Trainingskampf zu veranstalten. Er erklärte ihr, dass sie nun miteinander kämpfen. Es ist eine reale Situation. Zwar geht es nicht ums überleben, aber es ist eine reale Situation. Beide stellten sich in Ausgangsposition. Ein “LOS!“ aus Kaku-jis Mund verlautete den Beginn des Kampfes. Sarasa, mit einem für sie zu großen Schwert, stürmte auf Kaku-ji zu. Sie erhob das Schwert über ihren Kopf und warf es nach vorn in Richtung Kaku-ji. Dieser allerdings hatte schon eine lange Erfahrung im Bereich des Kampfes aufzuweisen und wehrte dadurch den Schlag leicht und sicher ab. Das Klirren der Klingen aufeinander war bis weit in die Wüste hinein zu hören. Im Dorf selbstverständlich auch. Noch einige schnell Male hintereinander passierte dies und die Dörfler wurden neugierig. Kurze Zeit später stand die Hälfte des Dorfes an dessen südlichen Ende und schaute dem Trainingskampf zu. Sie sahen wie Sarasa einige male hintereinander aus verschiedenen Richtungen mit dem Schwert auf Kaku-ji einschlug. Der allerdings wehrte immer gekonnt ab. Dann aber griff Kaku-ji an. Alle im Dorf wussten, dass er der Beste Kämpfer im Dorf war aber das Erstaunen war groß. Sarasa wehrte diese Attacke ab. Und ein schnell folgender Gegenschlag brachte die Menge zum verstummen. Selbst Kaku-ji war etwas überrascht. Allerdings lies er sich davon nicht irritieren und konnte im letzten Moment abwehren. Der Kampf wurde immer intensiver. Mit jeder Minuten wurden die Schläge schneller und stärker. Nun kamen auch Nagi und Tatara um sich zu informieren warum hier so viel los ist. Im Gegensatz zu Nagi konnte Tatara sehen. Er sah natürlich was dort vorging und seine Augen wurden immer größer vor Bewunderung. Seine Schwester kämpfte gegen Kaku-ji-sama, und das gar nicht mal so schlecht. Für den ersten Trainingstag war sie hervorragend. Nagi fragte Tatara was dort vorginge. Tatara erklärte es ihm und Nagi war beeindruckt vom Erfolg. Zwar konnte er nichts sehen aber er spürte die Energie, die von den beiden ausging. Alle starrten die zwei regelrecht an. Erst eine ganze Weile später als Sarasa schon völlig außer Atem war, bemerkten sie ihre Zuschauer. Alle starrten unterdessen weiter. Verwundert sahen sich Kaku-ji und Sarasa an. Unverständnis spiegelte sich ihn ihren Augen. Tatara war der erste und einzigste, der auf Sarasa zurannte, nachdem er sich aus der dicht zusammenstehenden Masse befreit hatte. “Du warst super ! Das war zwar dein erster Tag aber so gut hab ich noch niemanden kämpfen sehen. Einfach klasse!“ rief er ihr entgegen. Dann erreichte er sie und schloss sie sofort in seine Arme. Sarasa stand wie eine Säule da. Ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben, warum er sich so freute. Nun kam auch Nagi zu ihnen. Er allerdings ging an die Geschwister vorbei und blieb vor Kaku-ji stehen. “Ist sie gut?“ fragte der Langhaarige direkt. “Ja. Sehr gut sogar. Es ist zwar ihr erster Trainingstag aber sie hat mehr gelernt als alle anderen an ihrem ersten Tag. Sie kann es weit bringen.“ erklärte der kampferprobte Kaku-ji. “Hm. Braucht sie noch mehr Training?“ “Nein. Sie muss nur öfters Probekämpfe machen um ihre Technik zu verbessern. Beibringen kann ich ihr nichts mehr.“ “Das aus deinem Mund zu hören ist eine echte Seltenheit. Sarasa ist ein echtes Wunderkind. Sie kann es schaffen.“ “Ja. Aber sie muss noch viel lernen.“ Nagi nickte zustimmend. Dann wandte er sich zu Sarasa und Tatara. Er ging auf sie zu und legte seine Hand auf ihre Schulter. Etwas auf ihrer hand spürend, drehte sie sich um und erblickte den Mann. Dazu allerdings musste sie den Kopf anheben, da er um einiges größer war als sie. “Kaku-ji-sama hat mir erzählt du hast schnell gelernt und dich gut geschlagen. Ich bin sehr stolz auf dich, Sarasa.“ “Ich auch! Ich wusste meine Schwester ist klug. Und jetzt weiß ich auch, dass sie sehr schnell lernt. Wir könnten ja mal einen Probekampf machen.“ grinste Tatara. “Nein!“ widersprach eine laute kräftige Stimme. Es war die ihres Vaters. “Ich will nicht, dass ihr gegeneinander kämpft. Auch nicht zum Spaß! Habt ihr verstanden?“ sagte er zu seinen Kindern, während er auf sie zuging. “Ja, haben wir.“ Sagten die Zwillinge mit kläglicher, schüchterner Stimme. Alle Dorfbewohner schauten ihn unverständlich an. Sie sahen nicht ein, warum die zwei nicht miteinander trainieren sollten. Nagi, Kaku-ji und seine Frau aber verstanden genau. Er wollte nicht, dass sie sehen wie stark der andere jeweils ist. Es könnte sonst zu einer Rivalität führen, die nicht mehr gesund ist. Es ist schon schwer genug für Sarasa, immer hinter ihrem Bruder zu stehen. Sie solle nicht gegen ihn verlieren und daraufhin vielleicht Hass für ihn empfinden. Auch als sie ihn traurig und mit Rehaugen ansahen, blieb er hart und behielt seinen ernsten Gesichtsausdruck. Eigentlich hätte er sie gern angelächelt und erklärt, dass es ihm Leid tat aber seine Meinung nicht ändern würde. Doch das sah im nicht ähnlich. Immer war er der Ernste, der nie lachte. Es war eben seine Art die Dinge so anzupacken. Nagi aber nahm die zwei und duckte sich zu ihnen herunter. “Er meint es nur gut mit euch. Eines Tages werdet ihr das verstehen.“ lächelte er die beiden an. Der tag war nun für alle zu Ende. Fast alle. Sarasa hatte ihr Training beendet. Sie war mit ihren Eltern zu Hause. Nachdem es dunkel wurde, dauerte es nicht mehr lange und Tatara wurde von Nagi nach hause gebracht. Die nächsten Tage und Monate vergingen rasend schnell und alles war wieder beim alten. Sarasa lernte fast jeden tag bei Nagi und Tatara bekam seinen täglichen Unterricht bei Kaku-ji mit gelegentlichem Unterricht bei dem Weisen des Dorfes. So verrannen die Monate und Jahre. Einige der Jahren gingen ins Land bzw. in die Wüste und Tatara bekam an seinem 12. Geburtstag das Schwert Byakko ausgehändigt. Noch ahnte niemand welche Wellen ab diesem Tag das Schicksal schlagen würde. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)