Lehrstunden von Sen-San ================================================================================ Kapitel 5: aussprechen ---------------------- Nach dem Abendessen sollten Tatara und Sarasa wie gewöhnlich ins Bett gehen. Sarasa ging vor und Tatara blieb noch etwas in der Küche. “Ich möchte mit Sarasa reden.“ Sagte er auf einmal. Seine Eltern sahen sich verwundert an und gaben folgendes zurück “Dann mach das bitte.“ “Nein. Ich meine unter vier Augen. Wo uns keiner sehen und hören kann. Ich möchte auf dem großen Hügel mit ihr sprechen.“ Seine Eltern waren sprachlos. Nie hätten sie gedacht, dass ihr Sohn so etwas sagen könnte. Dann allerdings sahen sie einander an und verstanden. Sie wendeten sich wieder ihrem Sohn zu. “Dann geh mit ihr dort hin. Aber bleibt nicht zu lange dort.“ Sagte der Vater mit Verständnis. Diese Antwort erfreute Tatara und er rannte zu seiner Schwester ins Zimmer. Er nahm ihre rechte Hand und zog sie nach draußen, zu, großen Hügel. “Was ist denn los?“ fragte sie und zog ihre hand aus seinem Griff. “Ich will mit dir reden.“ erwiderte er entschlossen. “Darum hast du mich hierher geschleift? Wäre es denn nicht auch zu hause gegangen?“ “Nein. Ich wollte allein mit dir sprechen. Und hier hört sicher niemand zu.“ “Also gut. Worum geht es?“ “Sarasa. Bist du stolz auf mich?“ fragte er direkt. “Was? Wie kommst du jetzt darauf? Es sollte dir doch egal sein, ob ich stolz auf dich bin oder nicht.“ “Das ist es mir aber nicht.“ “Und warum?“ “Weil du meine Schwester bist. Deine Meinung ist mir wichtiger als alle anderen.“ machte er klar. “Warum? Ich bin doch nur deine Schwester. Die Meinung der anderen sollte dir wichtiger sein. Warum also ausgerechnet meine?“ “Weil ich dich am liebsten habe. Wir sind Geschwister. Außerdem bin ich stolz auf dich.“ “Auf mich? Warum bist du das? Ich bin doch nichts Besonderes.“ “Doch! Das bist du! Du bist so schlau und sagst immer deine Meinung. Auch vor Mama und Papa. Außerdem weiß ich jetzt wie schwer du es hast, immer hören zu müssen, dass du dir ein Beispiel an mir nehmen solltest.“ “Warum weißt du das auf einmal? Ich kann mir das nicht vorstellen.“ “Nagi-sama hat das Gleiche zu mir gesagt. Ich solle mir ein Beispiel an dir nehmen, weil du keine Angst im Dunkeln hast. Das hat mich ziemlich hart getroffen. Ich dachte immer es sei nicht so schlimm aber es selbst gesagt zu bekommen, ist viel schwerer als es zu sagen. Oder es zu hören.“ “Ach so.“ “Ja. Du bist etwas besonderes. Mir ist es wichtig, was du von mir hältst. Keine andere Meinung ist mir so wichtig.“ “Du bist das Schicksalskind. Jeder ist stolz auf dich. “ “Das will ich aber nicht wissen. Ich will wissen ob DU stolz auf mich bist. Du verhältst dich mir gegenüber nicht wie die andren im Dorf. Du lobst mich nie. Du freust dich nicht wenn ich etwas gut gemacht habe. Darum habe ich das Gefühl du magst mich gar nicht.“ “Das ist nicht wahr! Du bist mein Bruder. Du bist mir sehr wichtig. Es ist nur, dass alle immer auf dich fixiert sind und mich nie beachten. Wenn ich etwas gut mache lobt mich keiner. Das ist sehr deprimierend. Ich wünschte, mir würde man nur halb soviel Aufmerksamkeit schenken wie dir.“ “Aber es ist nicht so toll. Alle erwarten von mir immer, dass ich mich gut und richtig benehme. Ich kann nicht solche Dinge sagen wie du. Von dir wird nichts verlangt. Alle Augen sehen mich an und erwarten eine weise Entscheidung. Aber sie sehen nicht, das ich erst 8 Jahre bin. Ich bin noch ein Kind! Ich kann nicht immer die richtige Entscheidung treffen. Das ist hart für mich.“ “Stimmt. Du hast eine große Last. Du kannst mir wirklich Leid tun. Es tut mir Leid, dass ich das nicht erkannt habe.“ Sagte sie im traurigen Ton. “Das ist schon O.K. Wir sind eben noch Kinder. Aber gerade darum will ich, das du stolz auf mich bist. Ich will das richtige tun, dass du auf mich stolz sein kannst.“ “Ich bin deine Schwester. Ich bin immer stolz auf dich. Egal was du tust. Egal ob du dich richtig oder falsch verhältst. Egal ob du dich wie ein Kind benimmst oder wie ein Erwachsener.“ “Danke, Sarasa. Es ist gut zu wissen, dass du so denkst. Ich bin immer stolz auf meine Schwester. Egal was sie macht. Ich bin immer bei dir. Vergiss das bitte nicht.“ Er umarmte sie und Sarasa erwiderte die Umarmung. “Lass uns nach hause gehen, Tatara.“ “Noch nicht. Ich will dir noch danken.“ “Danken? Wofür?“ “Das du Nagi-sama überredet hast, mir die Sternenbilder zu zeigen. Jetzt weiß ich auch was an ihm so besonders ist.“ Sarasa lächelte. “Das habe ich doch gern getan.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann nahm sie seinen rechten Arm und zog ihn weiter auf den Hügel. “Zeig mir deinen Erfolg. Du hast dir doch sicher einiges gemerkt.“ “Ja. Nagi-sama ist ein wirklich guter Lehrer.“ Dann hob Tatara seinen Arm und zeigte ihr einige Sternenbilder. Selbstverständlich wusste sie bereits alles, was er ihr erzählte. Aber sie tat überrascht. Tatara wusste zwar, dass sie es wusste und nur so tat, aber es gab ihm ein gutes Gefühl. Sie verbrachten noch einige Zeit dort und dann gingen sie wieder ins Dorf zurück. Nun war es wirklich zeit schlafen zu gehen. Zu Hause angekommen gingen sie in ihre Zimmer und schliefen schnell ein. Einige zeit später kamen die Eltern in ihre Zimmer und sahen, dass beide einen zufriedenen Schlaf hatten. “Sie haben sich ausgesprochen.“ Meinte der Vater zufrieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)