Alles wird gut... Vielleicht von CDBonnie (Schuljahr 7 (Fortsetzung zu 'Wetten dass...')) ================================================================================ Kapitel 9: IX ------------- Aufgeregt lief Alice auf und ab. „Aber die Schuhe...“ „Passen perfekt zum Kleid.“ wiederholte Ven zum vierten Mal, inzwischen deutlich genervt. „Die Maske...“ „Alice, setze dich hin!“ fuhr ich sie an. „Du machst mich wahnsinnig.“ Ich stieg in mein pastellgelbes, schulterfreies Kleid. Schwarze Rosen waren in den Tüll eingenäht. Im Brustbereich waren es viele, nach unten hin wurden es weniger, auf Höhe der Knie war die letzte Rose. Unterhalb meiner Brust war das Kleid durch zehn Zentimeter breite, schwarze Seide akzentuiert. Von dort an ging das Kleid in einer A-Linie leicht auseinander. Meine Haare ließ ich in leichten Wellen fließen und meine Maske verdeckte nur wenig von meinem Gesicht. Von der Nasenspitze zog sie sich nach oben zu meinen Schläfen und von dort an meinen Augenbrauen entlang. Mit Hilfe eines kleinen Zaubers befestigte Lily die Maske für mich. Als Schmuck trug ich ausschließlich den Siegelring am Finger. Lily hatte sich ein grünes Kleid an, welches bis zur Mitte ihres Oberschenkels geschlitzt war. Ven trug Mitternachtsblau und der Ausschnitt sowohl vorne, als auch am Rücken war bemerkenswert. Ich wunderte mich, dass so wenig Stoff als Kleid durchging. Alice ging in einem rotem Samtkleid zum Ball, die längere Schleppe hätte ich unpraktisch gefunden, doch es sah wirklich toll aus. Die Anderen befestigten ihre Masken und wir sahen uns noch einmal gegenseitig an. Ich verstaute meinen Zauberstab in meinem Kleid und Ven grinste. „Erwartest du einen Angriff?“ „Man kann nie wissen.“ meinte ich gelassen. „Ich frage mich, wie Sirius reagiert, wenn er das Kleid öffnet und deinen Zauberstab zwischen deinen Brüsten findet.“ „Ven, Sirius wird das Kleid nicht öffnen.“ „Klar.“ Lily und Ven brachen in Gekicher aus. Ich verdrehte die Augen und schlüpfte in meine Schuhe. „Können wir?“ Zusammen mit den anderen Mädels ging ich die Treppe runter. Alice hüpfte aufgeregt. Im Gemeinschaftsraum hielten sich fast ausschließlich Siebt- und Sechstklässler auf, da die unteren Stufen größtenteils nach Hause gefahren waren. Es war nicht besonders schwer Sirius zu finden. Obwohl fast alle Jungs einen schlichten schwarzen Festumhang trugen, stachen die Rumtreiber heraus. Sirius hatte sein Hemd nicht ganz zugeknöpft und die Krawatte sehr lose um seinen Hals hängen, eine schwarze Seidenmaske verdeckte etwas mehr von seinem Gesicht, als meine es tat. James stand neben seinem besten Freund. Seine Krawatte hatte er nicht einmal in Reichweite. Seine Maske war in einem Rot, das mich sehr an die Haare einer meiner Freundinnen erinnerte. Remus war akkurat gekleidet. Eine hellgraue Maske verdeckte sein Gesicht fast gänzlich und Peter sah aus, als hätte er alles eine Nummer zu groß gekauft. „Die Ladys retten unseren Abend.“ verkündete James laut, als wir aus dem Treppenaufgang traten. „Wie sollen wir das verstehen?“ lachte Ven und drehte sich. „Schaut euch um, alles tristes schwarz.“ theatralisch zeigte James auf die anderen Jungs. Sirius fuhr sich durch die Haare. „Ist gut, Krone. Ich schätze, sie haben es verstanden.“ Ich machte einen Schritt auf ihn zu. „Darling, du siehst fantastisch aus.“ murmelte er, als er mir einen Kuss auf die Wange gab. „Danke.“ lächelte ich und griff nach seinem Arm. Alice verließ unsere Runde und ging zusammen mit ihrem Frank aus dem Gemeinschaftsraum. „Wir sehen uns unten.“ meinte Ven und verschwand ebenfalls. Gemeinsam mit Lily und den Jungs suchte ich mir einen Weg nach unten in die Große Halle. In dem riesigen Portal blieb ich stehen und staunte über die Veränderungen. Die Halle war hell erleuchtet. Kristalle hingen von der Decke und gaben das Licht in all seinen Facetten wieder. Der Boden war nicht länger aus Stein, edelstes Parkett schimmerte. Einige wenige Tische standen im hinteren Bereich und die Erhöhung, auf der normalerweise die Lehrer saßen, war mit einem Orchester bestückt, welches ruhige Musik spielte. Die ganze Halle war in weiß und einem blassen violett geschmückt, selbst die Hausbanner waren in diese Farben getaucht. „Lily?“ fragte ich. „Ja.“ „Das sieht einfach fantastisch aus! Erinnere mich daran, sollte ich mal ein Fest planen, dass du die Dekoration übernimmst.“ Ich ließ meinen Blick noch einmal schweifen. „Kein Problem.“ lächelte sie und führte unsere Gruppe in den Saal. Ich sah nur wenige männliche Wesen, die nicht in schwarz gekleidet waren. Die Weibchen dagegen, schillerten in allen nur denkbaren Farben. Ich erkannte sogar eine, die in einem pinken Kleid erschienen war, welches noch knapper als Vens ausgefallen war. Sirius hatte die Große Halle mit mir kaum betreten, da wirbelte er mich mit einer schnellen Drehung in seine Arme und nahm den langsamen Takt der Musik auf. Tanzend kamen wir auf der noch leeren Tanzfläche an. Ich lächelte ihn an und ließ mich führen. Alice tauchte kurz darauf mir Frank auf der Tanzfläche auf. „Ihr habt uns unseren großen Auftritt gestohlen.“ Ich drehte den Kopf und sah James ungläubig an. Er grinste unverhohlen über meine Überraschung und ließ meine beste Freundin eine Drehung vollführen. „Lily!“ brachte ich nur heraus bevor die Musik sich veränderte und Sirius fließend in das neue Schrittmuster verfiel. Der Abend war einfach nur als gelungen zu bezeichnen. Ich amüsierte mich mit meinen Freunden, lachte über Scherze und Schüler, welche sich auf der Tanzfläche blamierten, und genoss die Nähe meines Verlobten. Alles schien perfekt und etwas lässiger als die Bälle, auf denen ich sonst anzutreffen war. Ich tanzte mit Sirius, James, Remus und einmal sogar mit Dumbledore. Wäre die Zeit an diesem Abend stehen geblieben, ich hätte nichts dagegen gehabt. Doch sie blieb nicht stehen. Das Böse kommt uns immer präsenter vor, weil wir uns durch unseren Schmerz nicht an das Gute erinnern können. Würde das Böse eine Pause machen, könnte das Gute zu Atem kommen und uns etwas verschnaufen lassen, vielleicht würde es sogar die Oberhand erhalten. Doch diese Tage waren für uns vergangen. Obwohl wir diesen Abend so genossen, die Welt und ihre Geschehnisse holten uns am nächsten Morgen ein. Das Gute bleibt so immer nur ein kurzer Augenblick, an den wir denken. Am Morgen wachte ich völlig erschöpft auf. Ein lautes Räuspern zog meine Aufmerksamkeit auf sich. „Guten Morgen.“ James verkniff sich, wenig erfolgreich, ein Lächeln. „Morgen.“ antwortete ich und sah ihn fragend an. „Ich denke, du möchtest aus diesem Zimmer verschwinden.“ gab er mir zur Antwort. Ich legte den Kopf schief. „Möchte ich das?“ „Ja, Tüpfel.“ Ich sah mich kurz um. Der Schlafsaal der Jungs, ich war schon öfter hier gewesen. Warum sollte ich jetzt gehen? Mein Blick wanderte erneut durch das Zimmer. Dann runzelte ich die Stirn. Remus und Peter waren nicht hier. Außer James, Sirius und mir, war niemand hier. Auch Sirius' Schrankkoffer konnte ich nirgends entdecken. „Krone, wo bin ich?“ „Schlafraum der Fünftklässler.“ antwortete er. „Warum?“ „Sirius wollte... Moony und Wurmschwanz nicht stören.“ „Was ist mit dir?“ „Ich war im Schlafsaal der Drittklässler.“ „Will ich wissen warum?“ „Ich denke nicht.“ Ich nickte. „Na dann, du hast nicht zufällig etwas, das ich überziehen könnte?“ James zog lächelnd einen Pullover hervor, der mir bis zur Hälfte meiner Oberschenkel reichen würde, und warf ihn mir zu. Ich richtete mich auf und spürte sofort, wie sich Sirius' Griff festigte. Ich löste die Finger von meiner Haut und zog mir den Pullover über den Kopf. „Na dann, wir sehen uns am Frühstückstisch, Krone.“ Ich schwang meine Beine aus dem Bett, griff nach meinem Zauberstab und meinem Kleid und verließ den mir unbekannten Schlafsaal. Als ich den Schlafsaal betrat, in dem ich fast sieben Jahre gelebt hatte, wurde ich von hysterischem Kreischen willkommen geheißen. „Wo bist du gewesen?“ grinste Alice und hatte in diesem Moment nichts von der grauen Maus, die sie sonst war. „Im Bett?“ versuchte ich scheinheilig. „In welchem?“ Vens Grinsen war so breit, dass ich fürchtete, ihr Gesicht würde zerspringen. „Wenn du es genau wissen willst, muss ich dich enttäuschen, in einem der Fünftklässler.“ „Und was hast du da gemacht?“ fragte Lily. „Was hast du den im Schlafsaal der Drittklässler gemacht?“ fragte ich statt zu antworten. Lily biss sich auf die Unterlippe. Ich ignorierte weitere Fragen und sah von meinem Bett aus zu, wie Alice und Ven Lily löcherten. Mein Hochgefühl wurde beim Frühstückstisch weggewischt. Professor Dumbledore und McGonagall kamen ernst auf mich zu und unterrichteten mich davon, dass ich am selbigen Tag abreisen würde. Gerne hätte ich meine Freunde bei mir gehabt, doch da Vater, Jas und Calla sich versteckten, war dies keine Option. Schweren Herzens verließ ich meine Freunde gegen Mittag. Obwohl ich mich freute meine Familie zu sehen, war die Stimmung gedrückt. Als müsste ich mich überzeugen, dass es ihnen gut ging, umarmte ich sie fester als nötig. Die Beerdigung fand im kleinsten Rahmen statt. Dumbledore, James' Eltern, meine Großeltern und unsere Familie waren alle Anwesenden. Dumbledore sprach einige Worte, dann entzündete mein Vater den Sarg, in dem meine Mutter ruhte. Wir blieben bis nicht das kleinste Stückchen übrig geblieben war und zogen uns dann zurück. „Emmett, Sie sollten sich einige Zeit zurück halten. Das selbe gilt für alle Anderen hier im Raum.“ begann Dumbledore. „Wir können es uns nicht leisten noch mehr zu verlieren. Wir müssen für einen offenen Krieg gewappnet sein und dafür brauchen wir jeden, der helfen will.“ „Auf mich können Sie zählen, Albus.“ meinte mein Vater mit ruhiger Stimme. „Auf uns auch.“ meldeten sich die Potters und meine Großeltern zu Wort. Dumbledore nickte. „Seid vorsichtig, traut niemandem und macht ein geheimes Zeichen aus. Ich werde mich melden, sobald wir anfangen.“ „Warum unternimmt das Ministerium nichts?“ fragte Mrs Potter und sah meinen Schulleiter durchdringend an. „Der Minister hat derzeit anderes im Kopf.“ antwortete Dumbledore wage. „Was ist wichtiger?“ mischte sich Jasper ein. „Mitglieder unserer Gemeinschaft werden ermordet, Muggel werden abgeschlachtet. Was könnte den Minister wichtigeres zu tun haben?“ Doch die blauen Augen Dumbledores blitzten nur wütend. „Es ist nicht an uns, den Minister zu verstehen oder ihm zu sagen, was er zu tun hat.“ Ich verbrachte noch zwei Tage meist in stummer Trauer mit meiner Familie. Wir saßen zusammen und schwiegen. Die Gegenwart der Anderen war ausreichend. Mein Vater war in der kurzen Zeit um Jahre gealtert, mein Bruder ernster geworden und Calla schien immer dünner zu werden. Ich beobachtete und schwieg. Am Abend meiner Abreise zog ich Jas zur Seite und wies ihn darauf hin, dass Calla kaum noch etwas aß. Er nickte stumm, umarmte mich und bevor ich wusste wie mir geschah, drückte er mir einen Portschlüssel in die Hand und ich war zurück in Hogwarts. Hogwarts erschien mir unwirklich. Die lachenden Schüler, die bunten Farben, einfach alles wirkte wie ein überzeichneter Film. Ich fand meine Freunde im Gemeinschaftsraum und konnte mich nur schwer dazu durchringen mich zu ihnen zu setzen. „Komm, Darling.“ Sirius hatte die Arme nach mir ausgestreckt und ich ließ mich an seiner Seite nieder. Keinen schien es zu stören, dass ich mich an diesem Abend nicht an den Gesprächen beteiligte. Sie leisteten mir Gesellschaft und gaben mir ein Gefühl der Sicherheit, welches ich noch niemals so stark wahrgenommen hatte. Der Tod meiner Mutter hatte mich erst jetzt erkennen lassen, wie geborgen ich mich bei meinen Freunden fühlte. Ich sah sie alle der Reihe nach an. Wer von Ihnen würde in ein paar Jahren noch zu unserer Runde gehören und wer wäre tot. In einem sinnlosen Kampf getötet, weil ein einzelner Mann meinte, er wäre besser als der Rest der Menschheit. Ich musterte unsere kleine Gruppe und unterdrückte ein Seufzen. Ich hatte mich entschieden. Ich würde kämpfen, ich würde versuchen meine Freunde zu schützen und ich würde alles dafür geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)