Alles wird gut... Vielleicht von CDBonnie (Schuljahr 7 (Fortsetzung zu 'Wetten dass...')) ================================================================================ Kapitel 2: II ------------- Es war nicht schwer sie auszumachen. Lily schrie James an und so mussten wir nur dem Lärm folgen. Ziemlich am Ende des Zuges fanden wir das richtige Abteil. Ven und Alice saßen entspannt auf ihren Plätzen. „Date?“ fragte ich ohne zu grüßen, sowohl die blonde Sexbombe, als auch das braunhaarige Mädchen von nebenan nickten. Ich wollte mich auf meinen Stammplatz am Fenster setzen und sah, dass Sirius sich dort mit einem gemurmelten „Mädels.“ gemütlich gemacht hatte. Ich sah ihn abwartend an, er reagierte nicht. Ich schnalzte mit der Zunge. „Kleines, wenn du dich hier hin setzen möchtest, darfst du das gerne machen.“ Ich sah ihn missbilligend an. Sein Grinsen wurde breiter und er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Verflucht, warum konnte ich diesem Kerl nicht widerstehen? Ich machte die letzten zwei Schritte durch das Abteil und ließ mich auf seinem Schoß nieder. „Hör auf zu grinsen, Sirius.“ befahl ich. Er tat, als würde er salutieren und grinste noch breiter. „Lily?“ sie schien mich bis jetzt noch nicht wahrgenommen zu haben. Sie starrte James ununterbrochen an, als würde sie ihn jeden Moment umbringen. Mit meinem Fuß stieß ich sie an. Irritiert blinzelte sie und unterbrach ihren Blickkontakt. Verwirrt sah sie mich an. „Polly!“ sie warf sich auf mich und damit auch auf Sirius und umarmte mich. „Ich schätze, James wird es nicht gut heißen, wenn du mit Pey und mir etwas anfängst.“ Sirius hatte seinen Flirt Tonfall angeschlagen und zwinkerte meiner besten Freundin zu. Nicht einmal eine halbe Sekunde später war Lily zurück gewichen. „Sirius.“ grüßte sie weit weniger enthusiastisch. James dagegen begrüßte mich mit einer festen Umarmung und einem Kuss auf die Wange. „Alles klar, Pol, Sirius?“ Sirius nickte nur. „Wo sind Moony und Wurmschwanz?“ fragte Sirius und lenkte James damit von Lily ab. Ven und Alice unterhielten sich leise und ich rutschte von Sirius' Schoß, um mit Lily zu sprechen. Leise tauschten wir Neuigkeiten aus, die wir in unseren Briefen nicht erwähnt hatten und Lily erzählte mir, von James' neustem Ausrutscher. „Seit wann trägst du Ringe?“ fragte sie schließlich und musterte meine Hand. „Der ist nicht besonders hübsch.“ fügte sie noch hinzu und Sirius und James warfen ihr einen kalten Blick zu. „Noch nicht lange.“ sagte ich, als hätte es nichts zu bedeuten. „Tut mir sehr leid, dass dir mein Siegelring nicht gefällt, Evans.“ schnarrte Sirius. „Siegelring?“ Lily verstand nicht. Wie auch, sie lebte bei Muggeln. Venice jedoch zog scharf die Luft ein. „Ernsthaft?“ James nickte bestätigend. Lily und Alice schienen zu merken, dass ihnen etwas entging. „Was?“ fragten sie unisono. „Pol hat Sirius Siegelring angenommen!“ rief Ven glücklich, als wäre damit alles gesagt. James bemerkte, dass diese Erklärung nicht ausreichte. „Das bedeutet, dass sie verlobt sind.“ meinte er sachlich. Das Gekreische, das darauf folgte machte mich für den Rest des Tages fast taub. Sirius und James hielten sich die Ohren zu und ich fand mich in einer festen Umarmung. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte mit den anderen Mädchen zu Boden. Lily war die Erste, die wieder auf die Füße kam. Sie ging zu Sirius und nahm ihn in den Arm. „Glückwunsch.“ Ihr Lächeln war ehrlich. „Ich schätze, das macht uns jetzt praktisch zu Schwagern.“ Befremdet sah er sie an. „Was?“ „Ich bin Pollys beste Freundin, wie eine Schwester, demnach bist du jetzt mein Schwager.“ „Oh nein, ich frage eine und bekomme zwei?“ Sirius sah nicht halb so belustigt aus, wie er klang. „Polly, ich muss schnell die Vertrauensschüler einweisen und dann will ich alles hören!“ Sie sprang auf. „Warte, Lily!“ James rannte ihr hinterher. „Warum geht James mit?“ fragte Sirius. „Alpha, hast du seine Briefe nicht ordentlich gelesen? Er ist ebenfalls Schulsprecher.“ „WAS?!“ Ven, Alice und Sirius sahen mich geschockt an. „Wird ein interessantes Jahr, meint ihr nicht?“ grinste ich und ließ mich wieder auf Sirius nieder. Gemütlich saßen wir im Abteil, Remus und Peter gesellten sich zu uns. Ich konnte gar nicht sagen, wie froh ich war, dass ich kein Vertrauensschüler mehr war. Im letzten Jahr hatte McGonagall mich ermahnt meinen Pflichten gründlicher nachzukommen und das war wirklich anstrengend, wenn für den eigenen Freund die Regeln nicht existent waren. Auf Grund dessen, war es in unserer Beziehung öfters zu Spannungen gekommen. Das wir so gut harmonierten lag daran, dass wir uns ähnlich waren, leider war das auch der Grund, weshalb wir uns regelmäßig stritten. In diesen Zeiten hielt ich mich an Lily, die sowieso viel über Sirius und James fluchte. Dieses Jahr würde sie jede Menge zu fluchen haben. Um meinen Gedankengang zu Ende zu führen, trotz unserer Streitigkeiten war ich durch einen fast unlösbaren Vertrag mit ihm verlobt und irgendwie gefiel mir die Sicherheit, dass allein dadurch unsere Beziehung in keinerlei Gefahr war. Ich legte meine Füße auf den Sitzplatz gegenüber und ließ meinen Kopf gegen Sirius' Brust fallen. „Wecke mich bitte, wenn der Wagen kommt.“ Ich schloss die Augen und döste. „Das geht nicht! Du kannst nicht einfach entscheiden, dass es einen Ball geben wird! Dumbledore wird es nicht erlauben!“ Lilys schrille Stimme weckte mich noch bevor der Wagen mit den Süßigkeiten vorbei kam. „Was sollte Dumbledore dagegen haben?“ James klang sehr viel ruhiger. Klar, Lily schrie also musste James in der Nähe sein. Wie kam es, dass er immer genau den Nerv traf, um sie hoch gehen zu lassen? Außer mir schaffte das keiner und ich versuchte krampfhaft diese Knöpfe nicht zu drücken. James schien sie ganz automatisch zu finden und zu betätigen. Ich stöhnte und machte Platz für Lily, die genervt auf den Sitz mir gegenüber fiel. „Haut ab.“ fuhr sie die Jungs an. Überrascht sahen alle sie an. Lily war nicht unhöflich, James war da die Ausnahme. Sirius sah mich fragend an und ich nickte. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und stand auf. „Kommt Jungs, schauen wir mal ob wir ein paar Slytherins finden.“ Kaum war die Abteiltür geschlossen begann Lily zu zetern. Zu sagen, es war anstrengend, wäre eine Untertreibung gewesen. Die Rothaarige schrie und tobte, dann begann sie zu flehen, wir müssten ihr helfen und schließlich versank sie in Selbstmitleid und begann zu wimmern. Es war furchtbar anzusehen, wie die starke Lily zu einem Häufchen Elend wurde. Ich schickte Alice mit etwas Geld los, um Schokofrösche zu besorgen und setzte mich neben Lily auf den Boden, Ven war auf ihrer anderen Seite. Wir rieben ihr tröstend den Rücken und sprachen leise davon, dass alles gut werden würde. „Warum ist er nur so ein Arsch?“ brachte sie mit zitternder Stimme hervor. „Warum liebe ich diesen arroganten Kerl?“ Sie weinte und sah dabei auf den Boden. Ven und ich sahen uns alarmiert an. War Lily klar, was sie gerade gesagt hatte? Ihr Schluchzen verstummte. Die grünen Augen weit aufgerissen sah sie uns an. „Wenn ihr auch nur einen Ton darüber verliert...“ Ich hob abwehrend die Hände. „Kein Sterbenswörtchen.“ Ven nickte heftig. Innerlich jubelte ich und tanzte durch den Zug. Ich hatte so Recht gehabt. Ich liebte es Recht zu haben! Recht haben war toll, aber es war nur halb so schön, wenn man es niemandem sagen konnte. Alice kam kurz darauf mit den Schokofröschen wieder und wir machten uns darüber her. Es dauerte nicht lange und Sirius streckte seinen Kopf durch die Tür. „Krise abgewandt?“ fragte er fast schüchtern. Ich nickte und bedeutete ihm rein zu kommen. Ich warf ihm und den anderen Jungs jeweils einen Frosch zu und strafte James mit einem 'Halt-Abstand' Blick. Sirius entging das ebenfalls nicht und er verwickelte seinen Kumpel in ein Gespräch. Die Fahrt war ruhig. Sirius und Remus hielten James beschäftigt und Lily schlief etwas erschöpft von ihrem Gefühlsausbruch ein. „Und Jungs, was habt ihr als euren letzten Streich zum Beginn des Schuljahres geplant?“ „Das werden wir dir nicht erzählen.“ Ven sah etwas enttäuscht aus. Ich war es. Ich warf mich auf James und sah ihn mit großen Hundeaugen an. „Biiittee!“ Sirius knurrte, Remus, James und Ven lachten. „Nein, Liebling.“ grinste er und warf meinem Verlobten einen schnellen Blick zu. Ich ließ meinen Kopf nach hinten fallen und konnte Sirius auf dem Kopf stehend sehen. „Mr. Everything. Alles klar bei dir?“ „Sicher, wenn du dich nicht meinem besten Freund an den Hals werfen würdest, wäre es allerdings eine Erleichterung.“ antwortete er durch zusammen gebissene Zähne. Er war ja so heiß, wenn er eifersüchtig war. „Eifersüchtig?“ fragte Venice schmunzelnd. „Ich meine, da sie deinen Siegelring trägt, ist es nicht so, als könnte sie einfach die Verlobung lösen. Oder hast ihr mit dem Tode gedroht? Mir fällt nämlich kein anderer Grund, als die Angst um das eigene Leben, ein den Vertrag zu brechen.“ Das war der Moment in dem Lily entschied wieder unter uns zu weilen. „Was?“ Geschockt sah sie mich an. „Warte, du kannst, selbst wenn du wolltest, die Verlobung nicht lösen?“ „Sagen wir, es ist etwas kompliziert, was an der Art unserer Verlobung liegt, genauer gesagt an dem Vertrag, den ich akzeptiert habe, als ich den Ring annahm.“ Unruhig wand ich mich. James räusperte sich. „Ich nehme an, wenn du jetzt nicht zu deinem Geliebten gehst, werde ich in zwei Sekunden tot sein.“ Ich sah zu Sirius. Seine Augen waren silbern und auf den Punkt fixiert, wo mein Hintern auf James Körper traf. Er beobachtete jede meiner Bewegungen. Ich schoss in die Höhe, als mir klar wurde, weshalb sowohl Sirius als auch James so angespannt waren. „Sorry.“ murmelte ich und setzte mich auf meinen Platz am Fenster. Sirius stand auf und verließ das Abteil, ich konnte ihm nicht hinterher gehen. Ich schaffte es nicht einmal ihm hinterher zu sehen. Manchmal war ich wirklich eine furchtbare Freundin/Verlobte. Die Anspannung hielt bis zum Ende der Zugfahrt an. Wir fuhren in getrennten Kutschen und ich konnte fast schon hören, wie die Gerüchte sich ausbreiteten. Ich biss mir auf die Lippe und starrte aus dem Fenster. Meine Freundinnen versuchten mit mir zu sprechen. Ich ignorierte sie. In der Großen Halle setzten sich die Rumtreiber ungewöhnlich weit von uns entfernt hin. Ich fühlte einen Stich in meinem Herzen, als Sirius mich kurz ansah und dann mit einer Fünftklässlerin zu flirten begann. Ich gebe zu, ich war selbst Schuld. Aber ich hatte ihn ja nicht absichtlich gedemütigt. Er dagegen tat genau das. Ich schnalzte mit der Zunge und versuchte mich abzulenken. Ich verfolgte zum ersten Mal die Auswahl der neuen Schüler und klatschte begeistert Beifall für jene, die Gryffindor zugeteilt wurden. Ich lauschte beinahe andächtig Dumbledores Rede und konzentrierte mich dann auf das Festmahl vor mir. Wann immer ich Sirius einen Blick zuwarf, flirtete er mit der Blonden neben ihm. James und Remus schienen sich nicht sicher, was sie machen sollten und beobachteten mich. Innerlich zerriss es mir das Herz Sirius so zu sehen. Aber ich riss mich zusammen und dachte an die Jahre des Benimmunterrichts. Keine Emotionen. Nichts durfte sich auf dem Gesicht abzeichnen. Nicht nur die Slytherins konnten kalt sein. Ich hatte jahrelang geübt und ich hatte es perfektioniert. Ich nutzte es nur nie. Mein Gesicht war bar jeder Emotion. Das perfekte Abbild einer jungen, reinblütigen Hexe innerhalb der Gesellschaft. Vielleicht hätte ich doch nach Slytherin gehört? „Pol?“ Lily sprach mich leise an. Mit einem arroganten Ausdruck drehte ich mich zu ihr. „Vielleicht sollten wir schon mal gehen?“ fragte sie unsicher. Ich setzte ein furchtbar falsches Lächeln auf. „Aber warum denn?“ fragte ich freundlich. Meine Freundinnen schluckten und sahen sich kurz an. „Ich amüsiere mich köstlich.“ Jedem in unserer Nähe musste auffallen, dass ich log. Doch keiner traute sich etwas zu sagen. Ich behielt die Maske den ganzen Abend aufrecht. Sobald ich den Gryffindorturm betrat zog ich mich in unseren Schlafsaal zurück. Ich schloss die Vorhänge um mein Bett und weinte still. Irgendwann hörte ich Lily, Ven und Alice herein kommen, doch ich tat, als würde ich schlafen und reagierte nicht. Am nächsten Morgen verschlief ich. Offenbar hatten sich die Mädels nicht getraut mich zu wecken. Ich hängte den Ring an die Kette, die ich Ende des fünften Schuljahres von Sirius bekommen hatte. Ich durfte den Ring nicht länger als ein, zwei Stunden von meiner Haut entfernen, doch am Finger konnte ich ihn heute nicht tragen. Ich konnte das Gewicht einfach nicht ertragen, und die Blicke, die dazu gehörten, erst recht nicht. Ich machte mich ohne Eile fertig. Ich war schon zu spät, warum beeilen? Ich ließ die Maske auf meinem Gesicht entstehen und schritt langsam durch die Gänge. Da ich nicht beim Frühstück gewesen war, hatte ich keine Ahnung, wie mein Stundenplan aussah. Ich musste also zu McGonagall. Wenig später klopfte ich an ihre Tür und wurde herein gebeten. „Miss Vulpes, Sie starten etwas spät in den Tag, ich hoffe, das wird nicht zu Gewohnheit.“ Sie musterte mich. „Nein, Professor. Natürlich nicht.“ Kein Lächeln meinerseits. Keine Ausrede. Sie sah mich skeptisch an. „Nun denn, hier ist ihr Stundenplan. Ich empfehle, dass Sie Professor Flitwick aufsuchen und sich entschuldigen, dass Sie seinen Unterricht verpasst haben.“ Ich nickte und ging. Ich wartete auf das Klingeln und ging in den Klassenraum. Alle Augen waren auf mich gerichtet. „Entschuldigen Sie, Professor?“ Flitwick sah auf. „Miss Vulpes.“ Er war verstimmt. Normalerweise hätte ich gegrinst. Er sah einfach zu merkwürdig aus. Ich behielt meine Maske bei und lächelte falsch. „Es tut mir leid, dass ich Ihren Unterricht versäumt habe. Könnten Sie mir sagen, was ich nachzuarbeiten habe?“ Erstaunt sah Flitwick mich an. „Natürlich.“ Ich folgte ihm in sein Büro. Etwas später kam ich wieder raus. Lily wartete auf mich. „Morgen.“ grüßte ich ohne, dass man irgendwelche Schlüsse daraus auf mein Befinden schließen konnte. Sie musterte mich kurz. „Was soll das?“ fragte sie schließlich laut. Laut genug, dass sich einige nach uns umdrehten, während wir zu Verteidigung gegen die dunklen Künste gingen. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Ich konnte beinahe den Dampf aus ihren Ohren kommen sehen. Oh ja, Lillian Evans war angepisst. Ihre Hände wurden zu Fäusten. „Du weißt genau, was ich meine. Wo ist der Ring? Warum sprichst du nicht mit Sirius?“ fauchte sie mich an. Ich zeigte keine Reaktion. „Ich trage den Ring an einer Kette.“ meinte ich gelassen. „Was Sirius angeht, ich wüsste nicht, was ich derzeit mit ihm zu besprechen hätte.“ Ich glaube, Lily hatte niemals zuvor mit meinem Verhalten ein solches Problem gehabt. Sie hatte sich konsequent beschwert, weil ich die Regeln gebrochen hatte und mit den Rumtreibern befreundet war. Aber zum ersten Mal sah sie in mir eine kleine Slytherin, entschuldigt meine Wortwahl, Schlampe. Ein kaltes Biest, das sich nicht um die Welt um sich herum kümmerte. Ven, Sirius und James dagegen hatten diese Fassade bereits auf diversen Festen gesehen. Doch niemals hatte ich mich derart benommen, wenn ich nicht in dieser speziellen Gesellschaft war. James sah aus, als hätte ich ihn geschlagen. Mein Blick verweilte nicht einmal eine halbe Sekunde auf ihm und Sirius. Sirius schien nicht einmal zu bemerken, dass ich mich verändert hatte. Remus sah mich irritiert an und Ven sah ziemlich besorgt aus, Alice dagegen schien befremdet von meinem Verhalten. Beim Mittagessen erntete ich anerkennende Blicke vom Slytherintisch. Und so komisch es klingt, irgendwie tat mir die Anerkennung, auch wenn sie von dieser Seite kam, gut. Remus versuchte ein Gespräch mit mir zu beginnen, doch ich antwortete kurz angebunden, kalt und ohne Interesse. James machte einen Scherz, doch nicht einmal der kleinste Hinweis auf ein Lächeln zeigte sich auf meinem Gesicht. Ven erzählte mir den neusten Tratsch, doch ich lächelte nur mechanisch. Lily versuchte mich zu reizen, ich dachte an die vielen Abende, die ich geübt hatte, und ließ mich nicht aus der Ruhe bringen. Alice beobachtete und sagte nichts. Sirius schenkte mir keinen einzigen Blick. In Zaubertränke setzte ich mich neben Narzissa. Früher war ich ziemlich gut mit ihr befreundet gewesen, bevor wir nach Hogwarts kamen. Ich sah ihren Tischnachbarn an und der Slytherin schrumpfte unter meinem Blick, bis er sich einen neuen Platz suchte. „Zissy.“ meinte ich knapp. „Pol.“ erwiderte sie ebenso. Ich wusste, dass ich damit nicht nur Sirius vor den Kopf stieß, auch meine anderen Freunde würden diese Aktion nicht verstehen. Es war mir egal. Innerlich zerriss es mich vor Schmerz, dass Sirius nicht einmal Anstalten machte mich anzusehen oder von Narzissa wegzuziehen. Stumm brauten wir unsere Tränke. Selten war ich so genau gewesen, was die Befolgung der Instruktionen anging. „Ich hörte, du bist mit Black verlobt.“ Keine Frage. Ich nickte. Natürlich hatte sie es gehört. Sie trug den Siegelring von Lucius Malfoy und war Sirius' Cousine. „Anscheinend hält seine Mutter mich für eine angemessene Wahl.“ meinte ich kühl. Ein kurzes Zucken verriet ihre Erheiterung. „Nun, ihr schient euch ziemlich nah. Was ist denn los?“ Ich konnte nicht sagen, ob sie wirklich interessiert war. Vor langer Zeit hatte ich aufgegeben, durch ihre Fassade dringen zu wollen. Ich zuckte arrogant mit den Schultern. „Er ist ein Black, er kann machen, was er will.“ Als würde das alles erklären. Sicher, selbst wenn er mich betrügen würde, könnte ich die Verlobung nicht lösen. Narzissa wusste das so gut wie ich. Ebenso wie ich wusste, dass Lucius sie mehr als einmal betrogen hatte. Es war Teil dieser Reinblut-Geschichte. Wir mussten kuschen und die Männer durften alles, außer unser Leben zu bedrohen. Und Merlin wusste, sie nutzten diese Privilegien weidlich aus. „Schön zu sehen, dass du dich an deinen Platz erinnerst.“ meinte Zissy, als wir dem Raum verließen. Ich kam aus dem Kerker, als ich am Ärmel ergriffen und durch eine Tür gezogen wurde. „Was soll das?“ James sah mich zornig an. „Potter?“ fragte ich kalt und sah ihn nicht einmal im mindesten überrascht an. „Pol, lass es! Ich hasse dieses Getue und du auch. Weshalb tust du das?“ „Potter, ich wüsste nicht, was dich mein Benehmen angeht.“ schnarrte ich. Ich konnte sehen, dass er mich schütteln, wenn nicht gar schlagen, wollte. „Pol, nur dass du es weißt, du tust uns allen damit weh.“ „Es tut mir leid, Potter. Aber ich sehe nicht, worin das Problem liegt. Ich verhalte mich ganz so, wie es von mir erwartet wird. Ebenso wie Sirius sich ganz dementsprechend verhält.“ Ich ging. Ich ließ meinen Freund einfach stehen. Es schmerzte mich seine Miene zu sehen. Ich konnte es nicht ertragen. Ebenso wie ich Sirius' Verhalten nicht ertragen konnte. Ich ging in den Gemeinschaftsraum und zog mich in mein Bett zurück. Nicht einmal zum Essen ging ich runter. Ich weinte mich erneut in den Schlaf und dieses Mal, schlief ich wirklich, als die Mädels hoch kamen. Die nächsten Tage wurde ich zu einem Schatten meiner Selbst. Nach Außen hin war ich inzwischen die perfekte Slytherin, im Innern zerbrach ich immer weiter in kleinere Stücke. Sirius flirtete mit andern Mädchen, ich sah ihn sogar eine Andere küssen und es schien ihn nicht im Geringsten zu stören, dass ich den Gang entlang kam. Kurz biss ich die Zähne zusammen, dann wurde mein Gesicht wieder die ruhige Maske, die ich mir seit mehr als einer Woche auferlegt hatte. Inzwischen fiel mir auf, dass sich die Rumtreiber von Sirius distanzierten. James und Remus sahen mich sorgenvoll an, doch zu mehr sahen sie sich wohl nicht in der Lage. Sirius schien zwar wütend über die Reaktion seiner Freunde, sagte aber nichts dazu. Noch zwei Wochen später, es wurde langsam Oktober, nahm die Spaltung der Freunde einen Höhepunkt an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)