Confusion, confession, truth von BlueBird_RX580 ================================================================================ Prolog: Encounter of a different kind ------------------------------------- Ich war heidenfroh dass meine Eltern mir, der mit der Macht der Dunkelheit am wenigsten umgehen konnte, beigebracht hatten, wie man einen Korridor der Finsternis öffnete. Darüber war ich wirklich mehr als heidenfroh, denn ich konnte nicht mehr in meiner Heimatwelt bleiben. Der Korridor sah im Inneren komisch aus, fand ich. Grau und Weiß – aber damit konnte ich mich nicht lange beschäftigen, da ich mich darauf konzentrieren musste, dass ich nicht beim nächsten Schritt hinfiel. Dass ich in meiner menschlichen Gestalt meine Schwanzflosse einbüßen musste war mir bewusste gewesen. Nur dass das Laufen so schwierig war, damit hatte ich nicht gerechnet. Jedoch nutzte ich die Zeit im Korridor um mir selbst das Laufen beizubringen, was mir auch zum größten Teil gelang. Es dauerte etwas bis ich eine andere Welt betreten konnte, da ich dauernd über meine eigenen Füße gestolpert war. Und sanft war ich auch nicht in der neuen Welt angekommen – ich war direkt in die neue Welt gestolpert und der Länge nach auf etwas Grünem gelandet. Als ich es mir genauer ansah wusste ich erst nicht, auf was ich da gefallen war. Aber als ich etwas nachgedacht hatte fiel mir ein dass meine Eltern schon ein paar Mal davon erzählt hatten – sie hatten es ‚Gras‘ genannt. Sie hatten es auch genau beschrieben. Aber dem Seegras, zwischen dem ich gelebt hatte, sah es nicht ähnlich. Ich fragte mich was meine Eltern und meine Brüder wohl dazu sagen würden, wurde sogleich traurig und kauerte mich auf dem Gras zusammen. Ich war allein aus meiner Heimat verschwunden, und konnte nicht mal meinen Bruder mitnehmen. Das machte mich unwahrscheinlich traurig und trieb mir sogar Tränen in die Augen, die mir in dieser Welt sogar über die Wangen liefen. So lag ich nun. Weinend, schluchzend, vollkommen ungeschützt und allein in einer Welt die ich nicht kannte. Ich wollte nicht einmal meinen Blick heben um zu sehen welche Tageszeit herrschte. Und wie die Zeit verging merkte ich ebenso wenig, wie die Kälte um mich herum. Ich bekam nicht mit, wie die Nacht schwand und langsam die Sonne den Himmel erhellte. Als ich heute Morgen aufgewacht war, war ich ganz hibbelig. Ich hatte am Abend zuvor schon Probleme gehabt einzuschlafen, weil ich so nervös war wegen dem nächsten Morgen. Ich hatte mir etwas ganz spezielles für meine Mum ausgedacht, da sie Geburtstag hatte. Kaum hatte ich also meine Augen geöffnet sprang ich schon halb aus dem Bett – wobei ich fast auf die Nase geflogen wäre, da sich meine Beine in meine Bettdecke verheddert hatten – und rannte zur Tür. Erst da realisierte ich, dass ich leise sein sollte, wenn ich mein Vorhaben umsetzen wollte. Also ging ich unsere Treppe auf Zehenspitzen runter und versuchte so leise zu sein wie ich nur konnte. Natürlich musste die unterste Treppenstufe ganz laut knarren und ich kniff die Augen zusammen. Leise betete ich, dass weder meine Mum noch mein Dad aufwachten. Ich zählte leise bis Zehn und öffnete meine Augen langsam wieder und… nichts geschah. Ich hörte keine Tür aufgehen und auch keine Schritte. Ein erleichterter Seufzer glitt mir über die Lippen und ich ging zur Tür. Davor schnappte ich noch den Korb meiner Mutter, den ich mir gestern Abend extra noch zu Recht gelegt hatte und ging aus dem Haus. Ich schloss die Tür ganz leise hinter mir und wartete wieder 5 Sekunden lang ob denn irgendwer aufgewacht war. Als ich jedoch immer noch nichts hörte, fing ich an zu rennen. Ein leichtes Lachen glitt dabei über meine Lippen, da ich ganz stolz auf mich war aus dem Haus geschlichen zu sein ohne das mich jemand gehört hatte. Meine Aufregung hatte sich auch langsam gelegt und ich rannte in Richtung Bäcker. Ich wollte meiner Mum zum Geburtstag ihr Frühstück vorbereiten und es ihr dann zum Bett bringen. Ich hoffte, dass es ihr gefallen würde. In Gedanken ging ich noch einmal alle Zutaten durch die ich kaufen musste. Als ich die Tür zum Laden öffnete signalisierte das eine kleine Glocke und mein Blick huschte zu ihr rauf. Ich war schon oft hier, aber die hellen Töne der Glocke weckten immer wieder auf neue meine Neugier. „Guten Morgen“, begrüßte mich gleich der alte Mann hinter dem Tresen und ich ging mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zu. „Guten Morgen“, begrüßte ich ihn genauso freundlich zurück und listete ihm dann meine Zutaten auf. Nachdem ich sie alle bekommen hatte zahlte ich und verstaute sie in meinem Korb. Als ich jedoch raus ging spürte ich plötzlich einen Tropfen auf meiner Nase. Verwirrt hob ich meinen Blick an und sah in den wolkenverhangenen Himmel. „Oh…“, gab ich nur leise von mir. Ich nahm meine Beine wieder in die Hand und fing an zu rennen, da ich nicht wollte, dass die Esswaren nass wurden. Ich bog gerade um eine Ecke als ich verwirrt stehen blieb. Ich ignorierte den Regen, der nun fast schon in Strömen regnete und ging langsam auf die kauernde Person zu. „H-hallo…?“, gab ich leise von mir und blieb vor dem nackten Jungen stehen. Was hatte er hier draußen zu suchen, ganz allein und dann auch noch ohne Kleider? Ich stellte meinen Korb neben mir auf die Straße ab und bückte mich zu dem blonden Jungen hinunter. Sanft und fast ein bisschen zaghaft legte ich eine Hand auf die Schulter des anderen. „A-alles okay?“, fragte ich wieder leise nach, da ich, jetzt wo ich näher bei ihm war, sogar das leise Schluchzen hören konnte. „Wenn du… wenn du willst kannst du mit zu mir kommen um dich abzutrocknen und etwas Trockenes anzuziehen.“, bot ich ihm leise an, da ich nicht wirklich wusste was ich sagen sollte. Ich biss mir etwas nervös auf die Unterlippe, da ich eigentlich so schnell wie möglich nach Hause sollte, aber ich konnte den Jungen doch nicht einfach hier im Regen liegen lassen. Ich schob den Gedanken beiseite das meine Mum wohl nicht so begeistert von der Idee wäre, das ich jemand Fremdes mitnahm, aber darum könnte ich mir später immer noch Gedanken machen. „Komm mit, ja? Du erkältest dich hier draußen doch nur noch.“, drängte ich ihn leise und zog die Jacke aus, die ich mir in der Früh schnell übergeworfen hatte und legte sie ihm sanft auf die Schultern. Etwas Weiches legte sich über meine Schultern, und ich zuckte heftig zusammen. Ein erstickter Laut kam mir dabei auch über die Lippen. Erst jetzt hob ich zögernd meinen Blick und sah wer mir da etwas über die Schultern gehangen hatte – ein schwarzhaariger Junge mit goldenen Augen. Ich schätzte ihn als etwas älter als mich ein, so zwischen acht und zehn Jahren vielleicht. Und was er mir da umgelegt hatte wusste ich nicht, aber es war schön weich. Ich wusste nicht wie ich es nennen sollte, aber erst dadurch spürte ich wie kalt mir doch geworden war. Ich musste sicherlich am ganzen Leib zittern – und wenn ich das tat, dann spürte ich es durch die Kälte nicht. Und auch erst jetzt fiel mir auf, dass es weitaus heller war. Ich war wirklich so sehr mit weinen beschäftigt gewesen, dass ich nicht mitbekommen hatte wie es langsam Tag wurde – kein Wunder, ich hatte immerhin nicht einmal bemerkt dass es noch Nacht war, als ich hier angekommen war. Vorsichtung und langsam löste ich mich aus meiner verkrampften Pose, und stützte mich auf meinen zittrigen Armen ab, dem Blick auf das Grün unter mir gerichtet. Ich traute mich nicht wirklich zu dem Jungen, der vor mir hockte, aufzuschauen. Ich wusste immerhin nicht was er dachte. Außerdem schämte ich mich dafür, dass er mich hier so vorgefunden hatte. Genauso brachte ich auch kein einziges Wort heraus, mit dem ich mich bei ihm hätte bedanken können. Ich war momentan einfach nur vollkommen neben der Spur, verwirrt und vollkommen erschöpft. Als ich ihm meine Jacke auf die Schulter legte, spürte ich nun auch wie sehr er unter mir zitterte. Wie lange er wohl schon hier im Regen lag? Ihm musste sicherlich kalt sein, immerhin wurde es erst langsam Frühling. Ich kümmerte mich nicht weiter darum ob der andere mir irgendeine Antwort gab oder nicht, er würde jetzt einfach mitkommen, immerhin konnte er hier draußen nicht bleiben. Er würde sonst noch erfrieren! Behutsam nahm ich seine Hand in meine, die immer noch stark zitterte und sah ihn zart lächelnd an. „Keine Angst, ich tu dir nichts.“, sagte ich leise und griff mit meiner anderen Hand nach dem Korb. „Folg mir einfach, gut?“, ich versuchte nicht allzu angsteinflößend zu wirken – wobei ich nicht glaubte, dass ich das war. Ich verschränkte sachte meine Finger mit denen des Blonden und machte mich auf den Heimweg – langsam sodass er nicht hinfiel. „Ich bin übrigens Alexander, aber nenn mich Alec ja?“, stellte ich mich nach einer Weile der Stille vor und blickte über meine Schulter zu dem stummen Jungen. „Und ehm… wie darf ich dich nennen?“, hakte ich dann nach, da ich keine Erwiderung auf meine Worte bekam. Ein leiser Seufzer schlich sich über meine Lippen als ich trotzdem keine Antwort von ihm bekam. „Na ist ja nicht so schlimm, du kannst ihn mir ja später noch verraten. Das tust du doch, ja?“, fragte ich sanft nach und lächelte ihn wieder an. Als wir dann endlich vor meiner Haustür ankamen öffnete ich sie ohne mich weiter darum zu kümmern ob meine Mum oder mein Dad schon wach waren. Drinnen stelle ich den Korb auf den Boden und ließ auch seine Hand los. „Warte hier, ja? Ich hol dir ein Handtuch und was zum Anziehen.“, sagte ich ihm und verschwand dann auch schon hinter der nächsten Ecke. Ich kam kurz darauf mit einem Handtuch und einem Shirt und Hosen wieder, wobei ich mir selbst auch etwas Trockenes angezogen hatte. Ich reichte ihm das Handtuch, aber er nahm es nicht an. Ich legte den Kopf leicht schief und wartete noch ein wenig aber… es geschah immer noch nichts. „Kennst du das nicht?“, fragte ich etwas verwirrt nach und rubbelte ihm die Haare mit dem Tuch jetzt trocken. Die Kleider hatte ich kurz auf den Boden runterfallen lassen. Als ich seine Haare fertig gerubbelt hatte, stockte ich erst kurz, aber es schien nicht, als ob der Blonde selbst weiter machen würde, also ging ich zu seinen Armen weiter runter und trocknete ihn ganz ab. Immerhin sollten die neuen Klamotten von ihm nicht gleich wieder nass werden, sonst würde es ja nichts bringen. Als ich damit fertig war ließ ich nun das Tuch auf den Boden fallen und griff nach dem Shirt. „Arme hoch“, sagte ich mit einem sanften Lächeln und wartete bis er etwas tat, aber es kam immer noch nichts. Ich biss mir erst einmal etwas nervös auf die Unterlippe da ich nicht wirklich wusste was ich machen sollte, griff dann aber einfach nach seinen Armen und streckte sie in die Höhe, zog ihm dann das Shirt über und tat das gleiche mit der Hose. „So ist doch schon besser nicht?“, erwiderte ich mit einem Lächeln und kam mir langsam vor als würde ich Selbstgespräch führen. „Dir ist doch sicherlich noch kalt oder? Ich kann dir einen Tee machen, das wärmt dich dann auch von innen.“, da ich mit keiner Antwort rechnete, nahm ich wieder sanft seine Hand und zog ihn mit mir mit in die Küche. Als der schwarzhaarige Junge mich auf die Beine hochzog hatte ich erst gefährlich geschwankt, da das Gehen noch ziemlich ungewohnt und unangenehm für mich war. Auf dem Weg, den wir gingen, hatte er sich mir auch vorgestellt, doch ich habe kein Wort herausbekommen. Und auch jetzt tat ich das noch nicht. Mit den Sachen, die er mir da angezogen hatte, fühlte ich mich überhaupt nicht wohl. Sie fühlten sich komisch auf der Haut an, so fand ich. Allerdings musste ich wohl oder übel eine Weile damit leben müssen, das wusste ich jetzt schon. Ich konnte es mir aber nicht verkneifen, an den Sachen herum zu zuppeln, während der andere Junge mich hinter sich her zog. Währenddessen sah ich mich vorsichtig um. Die Einrichtung fand ich wirklich schön, das musste ich zugeben. Nur wo war ich hier? Das war eine Sache die ich zu gern gewusst hätte. Aber ich verkniff mir weiterhin jedes Wort. Als wir in der Küche angekommen waren hatte ich meinen Blick wieder gesenkt und fragte mich was der Junge mit ‚Tee‘ gemeint hatte. Das Wort sagte mir zumindest nichts. Also setzte ich mich auf einen Stuhl, nachdem der Junge meine Hand wieder losgelassen hatte, und überlegte ob meine Eltern irgendwann mal das Wort ‚Tee‘ benutzt und oder erklärt hatten – was sie nicht gemacht hatten. Jedoch trieb die Erinnerung an meine Eltern mir auch wieder die Tränen in die Augen, und ich fing wieder an zu schluchzen. Das hatte gerade auf dem Weg zu diesem Haus aufgehört, und nun ging es wieder los. Dieses Mal machte ich mir allerdings die Mühe und wischte die Tränen aus meinem Gesicht. „Hngh.“, schluchzte ich leise, und hob nun auch meine kalten Füße auf den Stuhl. Man konnte meinen dass ich mich wieder zusammenkauerte. Im Grunde genommen war das aber nur ein typisches Zeichen dafür wie müde ich doch war. Ich hatte fast zwei Nächte nicht mehr geschlafen, aus Angst dass meinem Bruder etwas passieren könnte. Und nun hatte ich eine vollkommen fremde Welt um mich herum und hatte dazu auch noch einen Nervenzusammenbruch gehabt. Die Erinnerung an meine Eltern brachte dazu auch gleich die Erinnerung an meinen ältesten Bruder wieder ans Tageslicht, und bescherte mir einen erneuten Nervenzusammenbruch, wie ich fürchtete. Ich versuchte aber angestrengt diesen unter meine Kontrolle zu bekommen, damit ich nicht noch vom Stuhl fiel. Allerdings wollte mir das nicht gelingen. Stattdessen wurde mein Schluchzen immer lauter, und mein Weinen bitterlicher. Was ich wollte war meine Familie! Und ich wollte mit ihr wieder in meiner Heimat leben! Ich wusste aber dass sich dieser Wunsch nicht erfüllen ließ. Und somit ließen sich meine Tränen nicht mehr stoppen. Ich weinte weiter, ließ mich nicht beruhigen. Lange brauchte es nicht, bis die Eltern des schwarzhaarigen Jungen dazukamen und sich erkunden wollten was los war, und wo der Junge – Alec hatte er sich glaub ich genannt – mich aufgegabelt hatte. Mein Schluchzen wurde mit der Zeit leiser, und mein Weinen schwächer. Ich fühlte mich völlig schwer, und vor allem schlapp. Das Weinen hatte meinen Körper so ausgelaugt, dass mir schließlich schwarz vor Augen wurde und ich seitlich vom Stuhl kippte. Der blonde Junge schwieg immer noch eisern was ich einfach als ein „Ja“ wertete. Ein Tee würde ihm sicherlich gut tun. Ich führte ihn also in unsere Küche und platzierte ihn auf einen der Stühle. Danach kletterte ich auf die kleine Fläche neben dem Spülbecken um an den Schrank darüber zu gelangen. „Uwah“, gab ich leise von mir als ich fast mit der Tasse in der Hand abgerutscht wäre, konnte mich dann aber noch in letzter Sekunde mit einem Sprung retten. „Puh…“, gab ich daher nur leise von mir. Ich blickte noch einmal zu dem Blonden, der saß aber immer noch recht stumm auf dem Stuhl. Ich fing dann an im Schrank neben dem Kühlschrank zu kramen. Was für einen Tee er wohl mochte? Da es wohl nicht viel bringen würde wenn ich ihn fragen würde, entschied ich mich einfach für meinen Lieblingstee, den würde er sicherlich auch mögen. Ich kramte dann nach einem Topf und setzte das Wasser auf, tat den Teebeutel in die Tasse und noch ein bisschen Honig dazu, damit er etwas Süßer wurde. Gerade als ich mich zu dem Blonden umwenden wollte, weil ich ihm sagen wollte das der Tee gleich fertig war, sah ich wie er die Beine wieder an sich gezogen hatte und auch wieder angefangen hatte zu schluchzen. Ich stand etwas unschlüssig da und war mir nicht sicher was ich tun sollte. Zu ihm gehen oder ihn doch lieber in Ruhe lassen? Aber er war doch noch so klein! Wo seine Eltern wohl waren? Wieso hatten sie ihn überhaupt alleine gelassen? Bevor ich mich selbst weiter mit Fragen bombardieren konnte, auf die ich momentan keine Antworten bekommen konnte, ging ich zu dem Blonden rüber. Sanft legte ich eine Hand auf seinen Rücken und strich leicht rauf und runter. „Es ist ja alles gut. Sssht.“, versuchte ich ihn mit leisen Worten zu beruhigen aber es brachte nicht viel. Ich wusste nicht ob ich ihn einfach in den Arm nehmen sollte, oder ob ihn das wohl verschrecken würde, als ich plötzlich Schritte die Treppe runter hörte. „Was macht denn der Korb hier?“, hörte ich die verwunderte Stimme meine Mutter die dann gleich auch schon in die Küche kam. „Alec was soll-“, doch sie unterbrach sich selbst als sie mich bei dem blonden Jungen sah. Einen Moment blieb sie noch verwundert in der Tür stehen, doch dann hörte man ein leises zischen und wir wandten beide den Blick zum Herd, wo das Wasser überkochte und das Wasser laut zischend auf der Platte verdampfte. Mit ein paar Schritten war sie auch schon beim Herd, schob den Topf weiter nach hinten und machte die Platte aus. Danach kam sie auf uns beiden zu, warf mir erst einen leicht fragenden Blick zu, wandte sich dann aber an den Jungen. Doch bevor sie etwas sagen konnte, kippte dieser auf die Seite und sie konnte ihn gerade noch so auffangen. Etwas verwirrt fing sie ihn auf und legte dann eine Hand auf seine Stirn. „Alec, Schatz, kannst du deinen Vater Mal holen? Der Kleine muss ins Bett und sich ausruhen, ja?“, ich konnte genau aus ihrer Stimme heraushören, das sie wegen dieser Sache noch einmal später mit mir reden wollte. Ich nickte nur kurz und rannte dann aus der Küche zu Dad. Kapitel 1: Morning to breath ---------------------------- Als ich wieder zu mir kam wusste ich nicht mehr wo ich war, oder was passiert war. Ich sah an eine beigefarbene Zimmerdecke. Und ich fühlte, wie ich unter einer weichen Decke lag. Mein Kopf war auf einem ebenso weichen Kissen gebettet. Was ich fühlte, war eine geradezu beißende Müdigkeit, die mich wieder in ihre Umarmung ziehen wollte – so hätte es meine Mama gesagt. Sie hatte immer gesagt, dass wenn die Müdigkeit mich wieder in ihre Umarmung schließen will, ich einfach nachgeben sollte. Es würde nichts bringen, wenn ich dagegen ankämpfte. Ich hatte oft genug ausgetestet, ob sie damit Recht hatte. Was ich herausgefunden hatte war, dass sie Recht behalten hatte. Aus diesem Grund gab ich mich der Müdigkeit hin. Dieses Mal freiwillig. In dem Traum, der mich daraufhin heimsuchte, war ich in einem Labyrinth gefangen, aus dem ich nicht mehr raus kam. Ich irrte herum, lief immer abwechselnd zweimal nach links, und einmal nach rechts – wie es mir meine Eltern immer beigebracht hatten. Dieses Labyrinth schien aber vollkommen anders zu sein, als die die ich kennengelernt hatte. Und das ließ mich die Panik in mir hochkommen. Ich war allein in diesem Labyrinth. Ich sah mich hektisch um, sah aber niemanden. Nicht meine Mama. Nicht meinen Papa. Und auch meine beiden älteren Brüder. Die Panik in mir wurde immer größer, bis sie langsam zur bloßen Trauer wurde. Ich war traurig. Traurig darüber, dass ich sie nicht finden konnte. Dass mir niemand aus diesem Labyrinth half. Ich blieb stehen und sah mich mit Tränen in den Augen um. Wo sollte ich langgehen? Rechts? Links? Geradeaus? Ich wusste es nicht, und ich würde es auch nicht alleine herausfinden. Das war der Punkt wo ich die Verzweiflung in mir spürte, die mich zu Boden gehen ließ. Ich zog die Beine wieder an mich heran, wie ich es immer tat wenn ich verzweifelt war. Da saß ich nun. Allein, verzweifelt, und wieder weinend, weil ich meine Familie nicht finden konnte. Wie oft ich schon in diesem Labyrinth gewesen war, wusste ich nicht. Aber das erste Mal dass ich hier gelandet war, war zu dem Zeitpunkt an dem mein Bruder und ich unsere Eltern verloren hatten. Seitdem hatte ich aber auch nicht mehr mitgezählt, wie oft ich in diesem Labyrinth verzweifelt war. Plötzlich hörte ich etwas, was danach klang, als würde etwas schnell durch Wasser schwimmen. Es hörte sich an wie ein gedämpftes…Zischen? Ich stockte und hob meinen Blick um mich umzusehen. Ich sah geradeaus, von wo ich das Geräusch gehört hatte. Sehen konnte ich dort nichts. Aber es war doch von dort gekommen! Wieder lässt mich das Geräusch aufhorchen. Dieses Mal konnte ich es rechts von mir hören, und ich ließ meinen Blick dorthin schnellen. Wieder konnte ich nichts sehen. Aber es kam doch von dort…oder? Ein drittes Mal dasselbe Geräusch. Ich ließ meinen Kopf nach links schnellen, doch dort sah ich wieder nichts. Was sollte das? Das Geräusch verwirrte mich zunehmend, als ich es dann auch noch hinter mir hörte. Ich drehte mich herum und sah…wieder nichts. Was sollte das?!? Das ärgerte mich jetzt einerseits, flößte mich aber gleichzeitig auch eine gewisse Angst ein. Ich kannte dieses Labyrinth zwar, allerdings sahen hier alle Gänge gleich aus. Und außerdem war ich dieses Mal auch das erste Mal als Mensch hier und wusste auch nicht wie lange ich schon hier war. Das waren zwei Tatsachen, die mich noch mehr beunruhigten. Sonst war ich doch immer nur als Meermensch hier gewesen und wusste auch wie lange! Und normal war dieses Labyrinth auch immer unter Wasser. Also was sollte das? Was machte dieses Geräusch, von einem durch das Wasser schnellenden Hai da, wo es kein Wasser gab? Ich hatte zwar schon viele merkwürdige Träume, aber der hier toppte jeden. „Was soll das?“, fragte ich dann leise die Luft um mich herum, als könnte sie mir antworten. Ich fand schade dass sie das nicht tun konnte, denn einen Moment nach meiner Frage hörte ich das Geräusch direkt über mir. Ich hob den Kopf schnell an, und meine Augen weiteten sich vor Schreck. Was ich da über mir sah war kein Hai. Es war etwas anderes. Etwas mit vielen Armen, die gerade auf mich zu schnellten. Ich konnte mich nicht bewegen… „AAAAAH!“, schrie ich laut, rollte mich dabei auf die Seite und fiel aus dem Bett, in das ich gelegt wurde. Der Boden war zwar hart, aber er holte mich aus diesem Labyrinth raus. Trotzdem war ich von dem, was mir dieses Mal dort passiert war, viel zu erschrocken. Ich schaffte es aber mich aufzusetzen…wenigstens etwas. Ich lehnte mich an das Bett, was nun hinter mir stand, zog die Beine wieder an mich ran und fing wieder an zu weinen. Dieser Traum hatte mich zu sehr erschreckt. Ich musste mich wohl im ersten Stock sein, denn Sekunden später waren Schritte vor der angelehnten Tür zu hören – scheinbar eilte jemand die Treppe schnell hoch - und kurz darauf schwang auch schon die Zimmertür auf. „Was-?“, hörte ich eine erschrockene Frauenstimme. Ich hob schluchzend den Kopf etwas an, und sah eine hübsche, braunhaarige Frau, die mich besorgt ansah. Dann kam sie zu mir, ging vor mir in die Hocke und nahm mich in den Arm. „Ssssh, ganz ruhig. Es wird alles wieder gut.“, hörte ich sie ruhig sagen, und spürte wie sie mir sanft über den Kopf strich. Das einzige, was ich daraufhin nur machen konnte, war, dass ich mich an sie lehnte und meine Finger in ihrem Oberteil vergrub. Auf ihre Worte erwiderte ich nichts, sondern weinte mich nur bei ihr aus. Nachdem ich Dad geholt hatte, wechselte dieser einen stummen Blick mit meiner Mum aus und trug dann den Blonden rauf in unser Gästezimmer. Ich bin ihm bis zur Tür gefolgt, da hatte mich Mum aber aufgehalten und mir gesagt ich solle schauen das ich mich anziehe und dann zur Schule gehe. Ich ließ ein leises Grummeln hören, da ich viel lieber da geblieben wäre, nickte dann aber Ergebens. Die Tage verstrichen langsam einen nach dem anderen, ich sah immer wieder sobald ich zu Hause war nach dem Jungen, aber dieser schlief tief und fest. Langsam wurde ich etwas nervös, weil es nicht mehr so aussah als würde er aufwachen und selbst meine Mum war schon kurz davor ihn zu einem Arzt zu bringen, da sie nicht mehr wirklich weiter wusste. Zu Beginn hatte sie immer wieder gesagt, er bräuchte nur Zeit, aber ich merkte wie sie selbst von Tag zu Tag immer nervöser wurde. An den ersten Abenden war ich immer bei ihm im Zimmer, hatte ihm meine Lieblings Geschichten vorgelesen – ich hatte Mal gehört, das es viel half wenn man mit Schlafenden redete und hoffte ihm so zu vermitteln das er ruhig aufwachen konnte – und bin auch die ersten zwei Nächte bei ihm eingeschlafen. Am dritten Abend hatte mich meine Mum davor ins Bett geschickt, mir jedoch versprochen neben dem Jungen zu wachen – davor wäre ich nämlich nicht aus dem Zimmer gegangen. Dieses Ritual zog sich die folgenden Abende immer fort. Es war die siebte Nacht, als ich durch einen lauten Schrei mitten aus meinem Schlaf gerissen wurde. Etwas verwirrt öffnete ich die Augen und tastete in der Dunkelheit nach meinem Lichtschalter. Ich kniff meine Augen zusammen als das grelle Licht plötzlich anging, öffnete sie dann aber langsam wieder und stieg aus dem Bett. Ich hörte die schnellen Schritte meiner Mum, die die Treppen rauf rannte und ging zu meiner Tür. Ich sah gerade noch wie sie in das Zimmer des blonden Jungen ging und tapste ebenfalls in die Richtung. War er endlich aufgewacht? Trotzt meiner Neugier blieb ich etwas schüchtern am Türrahmen stehen und spähte so in das Zimmer. Meine Mum hatte das Licht nicht angemacht, so wurde der Raum nur von dem Flurlicht erhellt, doch ich konnte genau sehen wie sie den blonden fest an sich drückte um ihn zu beruhigen. Ich stand immer noch etwas unschlüssig, was ich machen sollte, am Türrahmen als ich plötzlich eine Hand auf meinem Rücken spürte. „Geh wieder zurück ins Bett.“, hörte ich die sanfte Stimme meines Dads der mich langsam wieder in die Richtung meines Zimmers schob. „Aber-!“, fing ich gleich an zu protestieren. Ich wollte jetzt nicht gehen, jetzt wo er endlich wach war! „Nichts aber“, eine gewisse Stränge hatte sich in die Stimme meines Vaters gemischt und ich biss mir noch unschlüssiger als zuvor auf die Unterlippe. Ich blickte noch einmal kurz in den Raum rein, aber Mum hatte den Jungen immer noch an sich gedrückt, der trotzt all ihrer Versuche bitterlich weinte. Danach huschte mein Blick zu meinem Vater hoch, der mich immer noch sachte in die Richtung meines Zimmers schob. Ich seufzte Ergebens und gab dann auf. „Ich geh ja schon…“, gab ich nichtsdestotrotz ziemlich beleidig von mir, stiefelte aber mit gesenktem Kopf in Richtung meines Zimmers. Es dauerte eine ziemlich lange Zeit bis ich endlich einschlafen konnte – zwischendrin war ich der Versuchung nah, einfach aus meinem Zimmer zu schleichen und zu dem blonden Jungen zu gehen – aber nach einer Zeit überrannte mich dann doch der Schlaf und ließ mich wieder in die zarte Welt der Träume eintauchen. Es dauerte lange bis ich mich wieder beruhigt hatte. Wie lange es genau gedauert hatte wusste ich nicht, aber hinter dem komischen hölzernen Ding, was das Fenster verdeckte, konnte ich ein paar Sonnenstrahlen hindurchscheinen sehen. Danach mussten mir wieder die Augen zugefallen sein, weil das heftige Weinen meinen Körper erneut geschwächt hatte. Als ich die Augen wieder öffnete blinzelte ich verschlafen. Ich spürte wie meine Augen wehtaten, was wohl von den vielen Tränen kam - unter Wasser hatte ich dieses Problem nicht so derbe, das konnte ich mit Sicherheit sagen. Dazu spürte ich auch noch, wie die Haut um meine Augen herum leicht gereizt war – es Problem was unter Wasser auch nicht ganz so schlimm war. Nachdem ich mich gestreckt hatte und mich aufsetzen wollte, da merkte ich dass ich wieder in dem Bett lag, aus dem ich in der Nacht gefallen war. Nachdem ich wieder eingeschlafen war, hatte ich einen traumlosen Schlaf – zum Glück. Als ich mich dann vollständig aufgesetzt hatte blickte ich mich in dem Zimmer um. Es war ein schön eingerichtetes Zimmer, und für die Verhältnisse aus denen ich kam doch recht groß. So einen großen Raum war ich überhaupt nicht gewohnt, und wurde somit auch gleich wieder vollkommen unsicher. Also entschloss ich mich aus dem Bett zu klettern und auf wackligen Beinen auf die Zimmertür zuzutapsen. Ich musste mich stark konzentrieren, damit ich nicht hinfiel. Ich wusste nämlich dass ich dann wieder anfangen würde zu weinen – ich wusste dass ich eine Heulsuse war, und versuchte daran auch etwas zu ändern. Dazu kam auch noch, dass ich selbst noch vollkommen müde war. Ich versuchte aber trotzdem die Tür ohne größeren Schaden zu erreichen, und schaffte es auch. Vorsichtig öffnete ich die Tür, um dann auch einen leeren Flur zu sehen. War ich allein? Nein, das glaubte ich nicht… Zumindest hoffte ich dass ich nicht alleine war. Ich kannte diese Leute zwar nicht, aber irgendwie konnte ich spüren dass ich ihnen vertrauen sollte. Jedoch war ich da genauso verunsichert, wie bei der Tatsache dass ich in diesem großen Raum aufgewacht war. Gehörten diese Leute etwa zu den Adligen ihrer Welt? Ich wusste es nicht. Genauso wenig wie ich wusste, was ich jetzt machen sollte. Ich wachte am nächsten Morgen ganz von alleine auf und gähnte erst einmal ausgiebig. Ich fuhr mir mit der Hand über die Augen, danach streckte ich mich einmal und tapste aus dem Bett. Ich blieb vor dem Zimmer des Jungen stehen. Fieberhaft überlegte ich ob ich wohl einen Blick reinwerfen dürfte, seufzte dann jedoch ganz leise auf und verwarf den Gedanken. Ich wollte ihn nicht wecken, weswegen ich die Treppenstufen auch ganz leise runter ging. Im Flur konnte ich schon das leise und vertraute Gemurmel des Radios hören, das meine Mum jeden Morgen anmachte. „Guten Morgen.“, begrüßte ich sie lächelnd und ein strahlen schlich sich in meine Augen. Ich hatte zwar schon den leckeren Duft von Waffeln im Gang gerochen, aber normalerweise bekam ich diese höchstens zu meinem Geburtstag, - in ihren Augen war zu viel Zucker in den Dingern – weswegen ich meinem Geruchssinn nicht ganz getraut hatte. Dad war wohl schon zur Arbeit aufgebrochen, da ich ihn nicht in der Küche entdecken konnte, was jedoch kein Wunder war. Meistens musste er schon mitten in der Nacht gehen, da irgendein Notfall in der Firma war… Manchmal wunderte ich mich, was sie wohl ohne meinen Dad machen würden. „Morgen Schatz.“, begrüßte sie mich mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und goss noch ein wenig Honig auf ein paar Waffeln. „Magst du unserem Gast etwas zum Frühstück raufbringen?“, während der Frage stellte sie auch noch ein Glas Milch auf ein Tablett und ging mit diesem auf mich zu. Ich nickte nur kräftig – somit hatte ich eine Ausrede warum ich in das Zimmer des Jungen gehen konnte. Ich nahm das Tablett entgegen und tapste mit diesem wieder die Stufen hoch. Ich überlegte mir schon, was ich zu dem Jungen sagen konnte als ich plötzlich verwirrt auf der vorletzten Stufe stehen blieb. Ein leises „Oh“ entwich meinen Lippen und ich sah den blonden Jungen verblüfft an. Schnell legte sich das aber wieder und ich lächelte ihn an. „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“, fragte ich ihn gleich höflich und ging nun die letzte Stufe auch noch hoch. „Du hast sicher einen Bärenhunger, was? Magst du mit runter kommen und in der Küche essen?“, während meiner Frage, nahm ich das Tablette in eine Hand und reichte ihm die andere hin. Ich hatte bemerkt, dass er sich etwas an dem Türrahmen festgehalten hatte und wollte immerhin nicht, dass er gleich wieder hinfiel. „Komm, da können wir gemeinsam essen, ja?“, hängte ich noch dran, als ich merkte wie er zögerte. Ich hielt mich nicht nur an dem Türrahmen fest, ich krallte mich fast schon daran fest. Einerseits weil ich das Gleichgewicht über Wasser nicht so gut halten konnte, andererseits weil ich doch zugeben musste, dass ich wegen meines dummen Gleichgewichtssinns noch erhebliche Angst hatte. Wenn ich mich an meinen Traum zurück erinnerte war das kein Wunder… Und wenn ich mir den Abstand von der Zimmertür bis zur Treppe ansah, dann wurde mir wirklich flau in der Magengegend. Es waren zwar nur ein paar Schritte, aber dennoch waren es für mich doch sehr viele. Mit eingeschüchtertem Blick sah ich zu dem schwarzhaarigen Jungen, der mir seine Hand entgegenhielt. Das Lächeln, was er mir zeigte, zeigte eher weniger Erfolg – eingeschüchtert war ich nach wie vor. Dennoch nickte ich auf sein Angebot zögerlich, und löste erst meine linke Hand von dem Türrahmen, dann den Rechten. Ich hielt beide Hände an die Wand, damit ich ein wenig Halt bekam falls ich stolpern sollte. Ich erreichte den Jungen mit den goldenen Augen aber ohne Probleme. Als ich bei dem Jungen angekommen war, fiel mir auf dass er bestimmt zehn Zentimeter größer war als ich. Das hielt mich aber nicht davon ab meine rechte Hand in seine ausgestreckte zu legen – ich fragte mich, wie alt er wohl war. Als ich die Treppe hinuntersah spürte ich, wie sich langsam Panik in mir breit machte. Und das musste mir auch ins Gesicht geschrieben stehen, denn ich merkte wie der Junge neben mir meine Hand leicht drückte. Als ich zu ihm sah lächelte er nur sein freundliches Lächeln und balancierte das Tablett in seiner anderen Hand weiterhin. Mein Blick wanderte wieder die Treppe hinunter, und ich musste leicht schlucken. Kurz darauf setzten wir uns dann auch in Bewegung – ich mich am Geländer und an dem schwarzhaarigen Jungen festhaltend, und der Junge mich an der Hand festhaltend und weiterhin das Tablett balancierend. Ohne Probleme kamen wir im Erdgeschoss an, was mir ein erleichtertes, leises Seufzen entlockte. Kurz darauf führte der schwarzhaarige Junge mich dann auch schon in die Küche, wo ich dann auch die Frau von heute Nacht wiedertraf. Sie schien die Mutter des Jungen zu sein – er sah ihr zumindest sehr ähnlich. „Ah, guten Morgen.“, begrüßte sie uns lächelnd – so nahm ich es zumindest an. Mit einem leichten Seitenblick zu dem Goldäugigen neben mir sah ich, dass er mich ebenfalls anlächelte. Augenblicklich spürte ich, wie meine Wangen heiß wurden, und senkte den Blick zum Fußboden. Gleichzeitig drückte ich die Hand des Jungen etwas mehr, was ich aber nicht mitbekam. Ich wartete geduldig bis der Junge seinen Mut zusammengefasst hatte und zu mir kam. Ich war schon am Überlegen ob ich ein wenig auf ihn zu gehen sollte, aber ich wollte auch nicht, dass er dachte, ich würde ihm nichts zutrauen. Also wartete ich lieber am Treppenabsatz bis er bei mir war. Ich griff dann sanft nach seiner Hand und drückte diese auch sachte als ich merkte, dass ihm die Stufen wohl angst machten. Ich war am Überlegen ob ich wohl etwas sagen sollte, hielt mich aber zurück. Ich wollte nicht dass sich der Blonde irgendwie unwohl fühlte. Ab und zu blickte ich zu dem Tablett, da ich es nicht fallen lassen wollte, achtete aber auch darauf, dass der Junge nicht stolperte. Unten angekommen war ich selbst sogar etwas froh dass nichts passiert war. Ich führte ihn dann in die Küche, wo meine Mum uns beide noch einmal begrüßte – der Junge jedoch blieb weiterhin still. Ob er wohl nicht sprechen konnte? Aber er hatte gestern Nacht doch geschrien. Vielleicht verstand er aber auch einfach unsere Sprache nicht. Ich würde ihn gerne fragen, aber wenn letzteres der Grund ist würde er wohl nicht Mal die Frage verstehen. Stattdessen stellte ich das Essen auf den Tisch und führte den Blonden auch dorthin. „Bedien‘ dich ruhig, ich hoffe du magst so was. Alexander liebt zumindest diese überzuckerten Sachen.“, sagte meine Mum zu ihm als sie merkte, dass er nichts anrührte. Ich selbst sah noch einmal zu ihm hin, nahm mir dann jedoch selbst etwas von den Waffeln, da sie am besten schmeckten wenn sie noch warm waren. „Schatz, du musst dich beeilen wenn du noch in die Schule willst“, sagte meine Mum nach wenigen bissen zu mir und ich gab ein leises Grummeln von mir. Ich wollte jetzt nicht mehr in die Schule – nicht jetzt wo der Junge endlich wach war. Es war viel interessanter hier zu sein, aber der strenge Blick meiner Mutter ließ mich die letzten Bissen der Waffel in den Mund stopfen und ich schluckte sie runter ohne sie vorher richtig gekaut zu haben. Ich hoffte nur meine Mum würde jetzt öfter solches Zeug machen – aber irgendwie bezweifelte ich das. „Ich muss jetzt leider weg, aber ich kommt später wieder, okay? Hab keine Angst.“, sagte ich leise flüsternd zu dem Blonden und rannte dann jedoch auch schon aus der Küche. Ich war wirklich verdammt spät dran und die Woche war ich schon oft genug verspätet in die Stunde gekommen. Außerdem hatte ich keine Lust auf eine erneute Rede meiner Lehrerin, warum man pünktlich sein sollte. Kapitel 2: Playtime ------------------- Nachdem der schwarzhaarige Junge gegangen war – ich sollte mir seinen Namen wirklich merken – hatte seine Mutter vorsichtig versucht mich zum Sprechen zu bringen. Dies misslang ihr allerdings kläglich. Stattdessen gab sie mir ein paar Kleider ihres Sohnes, und half mir auch beim Anziehen – sie waren ihm schon zu klein, was ich daran merkte dass sie mir passten. Da ich in meiner Welt bisher kaum etwas mit solcher Kleidung - abgesehen von Tüchern – zu tun hatte, wusste ich auch nicht wie man sie sich richtig anzog. Da war ich der Frau wirklich dankbar, dass sie mir beim Anziehen half. Im Laufe des Vormittags gab die Mutter des Jungen es auf mich zum Sprechen zu bewegen. „Möchtest du vielleicht etwas malen?“, fragte sie mich stattdessen, und ich nickte. Also hatte sie mir ein paar Blatt Papier und einige bunte Stifte gegeben, und gemeint dass ich mich dafür ins Wohnzimmer setzen konnte – zu welchem sie mich dann auch führte. Ich hatte mich an den Wohnzimmertisch gekniet und angefangen verschiedenste Dinge zu malen – am meisten beanspruchte ich blau, grün und ein helles braun. Ich malte schon eine Weile an einem Bild – auf dem wollte ich die Unterwasserwelt festhalten – als die Frau mir dann wieder eine Frage stellte. „Sag mal, wo sind eigentlich deine Eltern?“, fragte sie. Als Antwort darauf hörte ich auf zu malen und senkte den Blick wieder. Sie merkte dass sie einen ‚wunden Punkt‘ bei mir erwischt hatte, und stellte sofort eine andere Frage. „Du hast wirklich Talent.“, meinte sie dann, sodass ich zu ihr aufsah. Sie lächelte mich freundlich an. „Kannst du denn auch deine Eltern malen?“, fragte sie kurz darauf, und ich antwortete mit einem leichten Nicken. „Wirklich? Das ist ja toll! Kannst du sie mir vielleicht mal malen?“, fragte sie mich dann mit begeisterter Stimme. Kurz darauf horchte sie auf und sah zum Flur – die Haustür war aufgegangen, und wurde soeben wieder geschlossen. Den darauf folgenden Ruf „Ich bin wieder da.“, nahm ich schon nicht mehr war. Ich war schon damit beschäftigt damit ein Bild von meinen Eltern zu malen. Meine Mutter hatte schulterlange, hellblonde Haare und einen langen Pony. Ihre Augen hatten die Farbe des blauen Meeresgrundes. Ihre Schwanzflosse war in weichen Blautönen gehalten – der Farbverlauf war von hellblau zu dunkelblau, von den Hüften bis zur Flosse. Dazu war ihre Hautfarbe auch sehr hell – fast weiß sogar! Außerdem trug sie auch immer eine Kette mit einem türkisen Edelstein, der, wie sie meinte, ihre magischen Fähigkeiten unterstützte. Und mein Vater hatte lange, leuchtendweiße Haare mit einem Pony der ihm in etwas längeren Strähnen ins Gesicht fiel, und Augen, deren gelb – oder goldgelb, wie es meine Mutter genannt hatte – selbst in der Nacht zu leuchten schien. Er war dazu auch ‚gut gebaut‘, wie ich es von anderen öfters gehört hatte. Und er hatte eine schwarze Bemalung, die seinen ganzen Rücken bedeckte, und sich auch in weißen Linien über seine hellblaue Schwanzflosse zog. Dabei hatte er auch immer ein Dolch bei sich, deren Klinge in den Griff überzugehen schien. Auf dem Ende des Griffs war eine kleine, meeresblaue Kugel befestigt. Die selbe Kugel, nur etwas kleiner, befand sich auch auf seinem Ring, den er immer trug. Komisch fand ich es immer, dass er diesen Dolch immer nur als eine Art Zauberstab benutzt hatte, obwohl solche Dolche doch eigentlich für was anderes da waren – für was wusste ich allerdings nicht. Das alles malte ich wie üblich, in etwas eckiger Form. Als ich mit dem Bild meiner Eltern fertig war, und mich aufsah…war ich allein. Leicht verwirrt sah ich mich in dem großen Raum um, konnte aber nur feststellen dass ich tatsächlich alleine war. Aber wieso? Dann fiel mir wieder ein, dass ja jemand ins Haus gekommen war. Also stand ich mit immer noch wackligen Beinen auf, und ging zur Wohnzimmertür, an deren Rahmen ich mich wieder etwas festklammerte, um in den Flur zu sehen. Ich zählte jede einzelne Sekunde an diesem Tag. Tick-tack, tick-tack, doch die Zeit schien mich heute extra ärgern zu wollen, denn sie verging überhaupt nicht. Meine Lehrerin war da auch nicht gerade sehr hilfreich, da sie von einem verdammt öden Thema ihren Monolog vor der Klasse abhielt. Ich bettete meinen Kopf auf meine Hände und blickte aus dem Fenster. Warum musste ich heute hier sitzen? Ich mochte Schule normalerweise – sie war lustig und ich konnte mich mit meinen Freunden treffen, aber heute… heute nervte sie mich einfach nur und ich wünschte mir der Tag wäre endlich vorbei. „Alexander, vielleicht kannst du uns ja weiterhelfen.“, wandte sich meine Lehrerin dann plötzlich an mich. Verwirrt hob ich meinen Kopf hoch und gab ein leises „Eh?“ von mir. Die blonde Frau schüttelte nur leicht den Kopf. „Anstatt dich von deinen Tagträumen irgendwohin verführen zu lassen, solltest du aufpassen, denn das ist Stoff der nächsten Klausur.“, ermahnte sie mich streng. Ich nickte nur leicht und gab ein „Entschuldigen Sie“ von mir, worauf hin sie mich nur noch Mal kurz strafend ansah – das war der typische Blick: Ich geb‘ dir noch eine Chance – und wandte sich dann wieder der ganzen Klasse zu. Ich versuchte mein Bestes zu geben um aufzupassen, aber es ging einfach nicht. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu dem Jungen ab der nun endlich aufgewacht war. Ich wollt ihn so vieles Fragen – vor allem wieso er ganz allein im Regen draußen lag – aber stattdessen saß ich hier. Ich konnte ein leicht genervt klingenden Seufzer nicht unterdrücke, weswegen mich meine Lehrerin wieder scharf ansah. Ich senkte meinen Kopf leicht und fing an in mein Heft zu schreiben, wobei es eher Gekritzel war als irgendwelche Wörter. Als endlich die Schulglocke läutete, hätte ich fast einen Jubelschrie von mir gegeben, konnte mich jedoch noch in letzter Sekunde zurückhalten – ich glaubte es hätte nicht mehr viel gefehlt und meine Lehrerin hätte meine Mutter angerufen. Ich stürmte stattdessen fast schon aus dem Klassenzimmer, wäre dabei beinahe mit ein paar anderen Leuten zusammenstoßen, entschuldigte mich hastig bei denen und rannte dann weiter. Ich nahm die Abkürzung durch den Park, wobei ich fast in den Teich geflogen wäre, als ich versucht hatte über diesen zu springen, kam jedoch noch trocken auf der anderen Seite an und rannte weiter. Zuhause blieb ich erst einmal fünf Sekunden vor der Tür stehen und atmete einmal tief durch. Meine Mum sollte natürlich nicht mitbekommen wie sehr ich mich beeilt hatte nach Hause zu kommen. Nachdem ich meinen Atem wieder etwas unter Kontrolle hatte öffnete ich die Tür und rief ein lautes „Bin wieder daaahaaa~“. Ich schmiss meine Schultasche von mir, die etwas unsanft in einer Ecke landete und bekam deswegen einen warnenden Blick von meiner Mum. „Und wie war die Schule?“, fragte sie mich dennoch mit einem sanften lächeln. Ich zog nur eine Grimasse, ging dann jedoch auf sie zu und umarmte sie. „Können wir raus spielen gehen?“, fragte ich sie dann nachdem ich sie wieder losgelassen hatte. „Hast du keine Hausaufgaben auf?“, fragte sie mich etwas misstrauisch. „….. Nein.“, gab ich nach ein wenig zögern von mir. Natürlich hatte ich welche auf, aber ich hatte mich den ganzen Tag schon darauf gefreut endlich nach Hause zu kommen, da wollte ich nicht erst wieder mit den Aufgaben anfangen. „Sicher?“, sie sah mich wissend an und ich ließ meinen Blick leicht zur Seite schweifen. Ich vernahm ein leises Seufzen von ihr. „Eine Stunde, dann seid ihr wieder da. Dann gibt’s Mittagessen und danach machst du erst deine Aufgaben, verstanden?“, sagte sie, wobei ich ihr am Ende gar nicht mehr richtig zugehört hatte, da ich sie noch einmal stürmisch umarmt hatte und dann auf den Blonden zugegangen war, der schon eine Weile am Türrahmen stand. „Komm wir gehen zum Spielplatz. Der wird dir sicherlich gefallen!“, gab ich begeistert von mir, griff nach seiner Hand und zog ihn mit mir. „Bis später Mum!“, rief ich noch einmal in ihre Richtung und ging dann mit dem Jungen gemeinsam aus dem Haus. „Weißt du eigentlich was ein Spielplatz ist?“, fragte ich dann nach, da ich seinen etwas fragenden Blick in der Wohnung bemerkt hatte. „Da gibt’s viele Sachen. Klettergerüste, Rutschen, Schaukeln, es wird dir sicherlich gefallen.“, versuchte ich es ihm irgendwie zu erklären, wobei ich kaum glaubte das ich das sonderlich gut hinbekam. „Sag Mal, magst du mir deinen Namen eigentlich Mal verraten?“, hakte ich etwas neugierig nach, während ich den kleinen Weg entlang ging der zum Spielplatz im Park führte. Ich hatte mich erschreckt, als der Junge mich an der Hand genommen und einfach mit sich mitgezogen hatte. Allerdings war ich so überrascht über diese Aktion, dass ich mich hatte freiwillig mitziehen lassen. Wovon der Schwarzhaarige sprach wusste ich nicht – und anfangen konnte ich damit auch nichts. Eher sah ich mir die Umgebung um uns herum an, durch die wir gingen, damit wir zu diesem ‚Spielplatz‘ gelangen konnten. Mit leicht erschrockenem Blick sah ich dann doch wieder zu dem Jungen, als er nach meinem Namen fragte. Kurz öffnete ich meinen Mund einen kleinen Spalt weit, um etwas zu sagen. Jedoch schloss ich ihn auch sogleich wieder, und blickte stumm und mit leicht beschämten Blick zur Seite. Wieso ich jetzt kein Wort herausbekam wusste ich nicht. Aber irgendwie spürte ich dass es mir unangenehm werden würde, wenn der andere meine Stimme hörte. Schon als ich mit meinem Bruder mal in der Nähe von der Stadt Atlantica gespielt hatte, hatten wir auch einige Male andere Kinder getroffen. Mein Bruder und ich hatten dieselben Stimmen. Sie waren, laut unserer Mutter, hell und glockenklar – wir hatten uns fast angehört wie Mädchen. Aber irgendwie hatten sie immer nur mich wegen ihr ausgelacht. Das musste wahrscheinlich der Grund für dieses Unwohlsein gewesen sein. Aber genauer wusste ich es momentan auch nicht. Schnell schüttelte ich hastig den Kopf und kniff dabei meine Augen zusammen, um ein paar Momente darauf einen enttäuschten Blick auf mir zu sehen. Erneut beschämt sah ich wieder auf den Boden. Ich würde ihm ja gerne meinen Namen sagen…aber diese Angst… „Ist ja nicht schlimm. Du musst ihn mir nicht sofort sagen.“, hörte ich dann von ihm und hob den Blick wieder leicht. Er lächelte wieder… „Ich kann warten!“ Meinte er das ernst? Er konnte darauf warten, dass ich mich ihm vorstellte? Das klang für mich komisch… Aber wenn er meint, dass er warten konnte… Er wand seinen Blick wieder geradeaus und fing fast schon an zu jubeln – was in meinen Ohren zumindest danach klang. „Wir sind gleich da~.“, verkündete er, was mich dazu brachte ebenfalls nach vorn zu sehen. Mit dem was dort stand konnte ich gar nichts anfangen. Als wir nur noch wenige Schritte vom Spielplatz weg waren, nahm ich einfach die Hand des Jungen in meine und rannte dann mit ihm gemeinsam los. Ich achtete natürlich darauf das ich den anderen keineswegs zu sehr mitzerrte – immerhin wusste ich ja nicht wie schnell er rennen konnte, aber ich wollte ihm unbedingt zeigen was für ein Spaß es war sich auf einem Spielplatz aufzuhalten, da er das allem Anschein nach ja nicht kannte. Ich überlegte mir während dem Rennen wo wir als erstes hingehen sollten, was dem Blonden wohl am besten gefallen würde, aber ich konnte mich nicht wirklich entscheiden, weswegen ich am Rande des Spielplatzes einfach stehen blieb und zu dem Jungen sah. „Was magst du denn ausprobieren?“, hakte ich neugierig nach und wartete wohl etwas vergebens auf eine Antwort. „Mhhhhh~“, ließ ich dann nur hören und sah wieder zu all den Geräten. „Gehen wir dort hin, ja?“, ich zeigte dabei auf die Rutsche wo gerade einige Kinder hinunterglitten. Da ich die Hand des Blonden noch nicht losgelassen hatte, zog ich ihn wieder mit mir mit, da er nicht wirklich etwas mit der Rutsche anzufangen zu können schien. Dort angekommen ließ ich seine Hand diesmal aber los und deutete auf die paar Stufen die er hochklettern musste. „Keine Angst, es ist nicht hoch.“, versicherte ich ihm mit einem sanften Lächeln und wartete bis er raufgeklettert war. Ich ging dann ans Ende der Rutsche und sah immer noch breit Lächelnd zu ihm hoch. „Na komm, einfach drauf setzen und dann runter gleiten lassen. Das macht Spaß, vertrau mir!“, versuchte ich ihm etwas Mut zu machen. „Ich fang dich hier unten auch auf falls du zu weit rutscht, ja?“, allem Anschein nach hab ich ihm doch ein wenig Mut zugesprochen, denn er setzte sich etwas zögernd hin und rutschte dann runter. Wie ich ihm versprochen hatte wartete ich unten auf ihm und ergriff seine Hände dann bevor er zu weit rutschte. „Na, das war doch lustig oder?“, fragte ich ihn gleich neugierig. Da es ihm doch langsam anfing zu gefallen, zeigte ich ihm alles auf dem Spielplatz bis wir am Ende zu den Schaukeln kamen – meinem Lieblingsplatz. „Setz dich drauf.“, sagte ich dem Jungen mit einem breiten Lächeln während ich darauf wartete das er sich etwas zögern drauf setzte. „Da hältst du dich fest.“, ich nahm eine Hand von ihm und legte es an das Seil. „Bereit?“ Als der Junge nickte legte ich meine Hände sachte auf den Rücken des anderen und schubste ihn dann leicht, damit die Schaukel ins Schwingen kam. Nachdem der Junge eine gewisse Höhe hatte, eilte ich zu einer eigenen Schaukel und stieß mich etwas vom Boden ab damit ich von allein Schwung bekam. Ich erklärte ihm dann noch dass er mit den Beinen arbeiten musste um allein auch Höhe gewinnen zu können – dabei hatte ich natürlich ganz die Zeit vergessen. Ich wäre fast vor Schreck von der Schaukel gefangen, wenn sich nicht die Hände von hinten um mich geschlossen hatten. „Hat deine Mutter nicht gesagt nur eine Stunde?“, hörte ich die amüsierte Stimme meines Vaters. „Oh…“, gab ich nur leise von mir. „Ich hab die Zeit ganz aus den Augen gelassen….. ´Tschuldigung“, murmelte ich leise. „Ist ja nicht schlimm, aber es gibt Abendessen also kommt.“, sagte mein Dad in einem sanften Ton und ließ mich wieder los, nachdem er mich von der Schaukel runter gehoben hatte. Danach ging er zu dem blonden Jungen und hielt dessen Schaukel auch an. Ich zupfte dann leicht an dem Oberteil von meinem Vater damit er sich zu mir runter beugte. „Nimmst du mich hoch?“, fragte ich leise und hoffte dass er mich auf seine Schulter hochnahm. Mein Dad wollte erst was sagen, sah dann aber meinen Blick und hob mich dann einfach hoch. Ich ließ ein Lachen hören und hielt mich ein bisschen an dem Haar von ihm fest. Ich beugte mich dann wieder etwas runter und flüsterte ihm leise etwas ins Ohr. Er blickte nach meinen Worten erst zu mir hoch, woraufhin ich ein leises „Bitte“ hören ließ. Danach ging er auf den kleinen Jungen zu und hob ihn dann auch einfach auf seine Arme hoch. Jetzt strahlte ich noch mehr und ließ uns von meinem Vater nach Hause bringen. Mit all diesen komischen Gestellen, die hier in der Gegend standen konnte ich nichts mit anfangen – selbst dann nicht, nachdem mir der schwarzhaarige Junge gezeigt hatte, dass es eigentlich so etwas Ähnliches wie überdimensionale Spielzeuge waren… Nachdem er mich aber auf dieses komische Teil gesetzt hatte, mit dem man dieser hellblauen Oberfläche dort oben näher kommen konnte, fühlte sich dies doch recht komisch an. Ich kannte hier immerhin gar nichts, und wirklich Spaß empfinden konnte ich auch nicht – allerdings zwang ich mich zu einem leichten Lächeln, damit es nicht so aussah als sei ich dem Jungen nicht dankbar für seine Mühe. Ich war es wirklich, doch ich musste hier erst einmal alles kennenlernen, was ich kennenlernen konnte und durfte. Ich hielt mich so an diesen Seilen fest, dass mir nach kurzer Zeit die Finger und Handflächen wehtaten. Fragte sich nur: Wie sollte ich anhalten? Ich kannte dieses merkwürdige Ding nicht, auf dem wir beide saßen nicht einmal beim Namen! Und die Bewegungen, die mir der andere vormachte, wollten bei mir auch nicht klappen… Diese Menschen hatten schon komische Dinge bei sich stehen, das musste ich zugeben. Als ich zu dem Jungen rüber sah, wurde er von hinten gepackt, und unterhielt sich auch mit dem Mann. Ich schätzte mal, dass das vielleicht sei Vater sein könnte – mein Vater hatte genauso jung ausgesehen wie er. Auf diesen Gedanken hin schluckte ich schwer, gab mir aber auch Mühe dies nicht zu laut zu tun – was auch klappte. Als der Mann mit den langen, schwarzen Haaren das Ding anhielt auf dem ich saß, sprang ich auch sogleich von diesem. Ein wenig zog ich mir die Kleidung dann gerade, die ja immerhin nicht meine war. Dann wanderte mein Blick wieder zu dem Jungen und seinem Vater, der den Kleinen gerade auf seine Schultern gehievt hatte, und seinen Sohn ansah. Ich ahnte nichts Gutes, als der Junge etwas Leises flüsterte… „KYAA!“, entwich mir dann, als ich dann auch hochgenommen wurde. Ohne dass ich etwas dagegen machen konnte breitete sich tierische Panik in meinem Inneren aus, und ich fing wie wild an zu zappeln – so lange bis ich wieder runter gelassen wurde. Ich hörte mein Herz in meinen Ohren schlagen, hielt mir diese kurz zu und schüttelte den Kopf – was scheinbar auch die unausgesprochene Frage des großen Mannes beantwortete. „Willst du lieber laufen?“, hörte ich seine sanfte Stimme nur ganz dumpf in meinen Ohren, sah entschuldigend zu ihm auf und nickte leicht. Erst dann ließ ich meine Hände wieder sinken, da das Pochen meines Herzens in meinen Ohren nachgelassen hatte. Dann sah ich, wie der Vater des Jungen mir eine Hand hinhielt. Ich zögerte, wagte noch einen Blick zu dem schwarzhaarigen Jungen hinauf, der meinen Blick erwiderte und mir lächelnd zunickte. Daraufhin wand ich meinen Blick wieder auf die große Hand vor mir, und legte meine Kleine schließlich in sie. Der Mann hatte wirklich große Hände! Wenn man unsere Hände verglich, dann wirkte meine, als sei sie von einem verwandelten Guppy, und die des Mannes wie die eines verwandelten Paletten-Doktorfisches. Und dieser Unterschied war wirklich groß – vor allem wenn man es übertreiben wollte. So gingen wir drei dann zurück zu dem Zuhause der anderen beiden. Auf dem Weg sah ich mich noch einmal um, damit ich mir diesen Weg genau einprägen konnte. Das sollte doch sicher einfacher sein, als sich die Wege in meiner Heimat zu merken. Das einzige, was mich ein wenig irritierte waren die vielen verschiedenen Farben… Als die beiden dann mit mir fast bei dem Haus waren, in dem sie lebten, ließ ich die Hand des großen Mannes los, da er anscheinend etwas aus seiner Tasche holen musste – also ließ ich ihn. Dann musste er seinen Sohn immerhin nicht absetzen. Als die Tür offen war folgte ich den beiden anderen auch sogleich rein, und wollte die Tür schließen. Allerdings musste ich feststellen dass ich doch wirklich sehr klein war. War das in meiner Heimat denn auch so gewesen??? Ich erschrak wieder, dieses Mal allerdings nur leicht, als ich sah wie der schwarzhaarige Mann die Tür an meiner Stelle schloss, und mich kurz darauf amüsiert anlächelte. Ich spürte wie meine Wangen warm wurden, und fragte mich was das wohl auslöste. Vielleicht weil die Leute in dieser Familie so nett zu mir waren, wo ich in meiner Heimatwelt doch so schlechte Erfahrungen mit anderen gemacht hatte? Daran lag es bestimmt! Eines stand aber auf jeden Fall fest! Damit ich dieser Familie nicht zu sehr zur Last fiel, würde ich in ihrem Haushalt helfen – egal ob ich mich etwas zu sagen traute, oder nicht! Ich würde mich nützlich machen! Das Lächeln des Mannes wurde mit einem Mal viel wärmer, und ließ meine Wangen noch mehr glühen. Dies ließ mich dann doch schnell den Kopf senken, ohne auch nur einen Laut von mir zu geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)