Drogensucht - Bis(s) das Leid ein Ende hat von jennalynn (Wenn das Schicksal zuschlägt) ================================================================================ Kapitel 28: Diagnose -------------------- Einen schönen Wochenanfang wünsch ich euch und natürlich viel Spaß mit dem neuen Kapitel. ************* Bella POV Irgendetwas hatten sie alle mitbekommen. Ich wusste nicht wie und ich wusste nicht was. Nur, dass es so sein musste. Denn als ich mein ernüchterndes Bad beendet, meine hoffnungslos ruinierten Haare trocken geföhnt und meine Kleider wieder angezogen hatte, machte ich mich sofort auf den Weg nach unten. Sie alle hatten mich wie die Hauptattraktion eines Theaterstückes angestarrt als ich zur Tür rein bin. Danach hatte sie schnell wieder weggesehen und jegliche Aktivitäten wieder aufgenommen. Mein erster Impuls war sofort Flucht gewesen. Doch dann reckte ich die Schultern und schritt erhobenen Hauptes durch den Raum, um mich in einen freien Fernsehsessel plumpsen zu lassen. Vielleicht war Carlisle kurz unten bei ihnen gewesen, während ich in der Badewanne lag um ihnen von meinem kleinen Nervenzusammenbruch zu berichten. Zuzutrauen wäre es ihm. Und nun saß ich hier, eine geschlagene Stunde und versuchte das Mysterium, das Edward Cullen darstellte zu verstehen. Er hatte mir immer wieder Seitenblicke zugeworfen und dabei unruhig mit seinen Fingern gespielt. Er war nervös. Und das schlimmste…seine Nervosität, machte auch mich nervös. Wir waren so gleich, wie wir wieder verschieden waren. Und zu meinem Ärger, verstand ich noch immer nicht warum. Es schien mir fast endlos zu dauern bis Carlisle kam. Als er dann endlich da war, konnte ich mich ein wenig entspannen. Jetzt würde der routinierte Plan weitergehen und mich aus dieser Blase des Schweigens befreien, aus der ich alleine nicht entfliehen konnte. Als ich sah, wie auch die übrigen anwesenden die Schultern entspannten, schlich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Ich war also nicht allein gewesen. Das beruhigte mich ein wenig. „Ich bin fertig…kommst du mit nach oben?“ Weshalb? „Spielt es eine Rolle wo du die Bombe platzen lässt? Früher oder später wird es ja eh jeder hier anwesende erfahren…“, er wollte gerade etwas erwidern ich stoppte ihn mit der Hand. „…komm jetzt nicht mit deiner ärztlichen Schweigepflicht. Ich glaub dir kein Wort!“ Er schmunzelte. „Wie du willst“, seine Miene würde gleich darauf wieder härter und stöhnend ließ ich den Kopf zurückfallen. Na das würde ja ein angenehmes Gespräch werden. War ich körperlich also tatsächlich schon so abgefuckt? Ich wog kurz meine Möglichkeiten ab aber schnell wurde mir klar, dass ich das hier jetzt einfach über mich ergehen lassen musste. Also setzte ich mich wieder auf. Fühlte mich aber sofort ein wenig in die Enge getrieben als mich alle ansahen. Carlisle hatte sich an die kleine Kommode zwischen Wohnbereich und Küche gelehnt. Mit einem Zettel in der Hand, der wie eine todbringende Waffe auf mich wirkte. Sofort spielte sich in meinem Hirn die Titelmelodie aus dem Filmklassiker „Der weiße Hai“ ab. Mir entwich ein Grunzen und alle Anwesenden warfen mir Messerscharfe Blicke zu bei denen ich mich gleich einige Zentimeter tiefer ins Polster drückte. Du liebes bisschen… „Wo fange ich an“, murmelte er, den Blick auf seinen Zettel gehaftet und klang dabei ehrlich überfordert. Es gab auch wirklich keine angemessene Art, die Heroinabhängigkeit von jemanden zu thematisieren. Also wartete ich einfach, bis er den Anfang gefunden hatte. Meine Aufmerksamkeit schien bei dieser Sache enorm wichtig zu sein, also tat ich mein bestes ein interessiertes Gesicht aufzusetzen. Denn ich hatte nun wirklich keine Lust auf ein weiteres `Wie kann dir deine Gesundheit so scheiß egal sein´ Gespräch. „Also…“, er strich sich über die Stirn. „…erst das offensichtliche.“ Na dann los. „Du bist natürlich viel zu dünn. Dein Gewicht liegt irgendwo zwischen Lebensgefahr und starkes Untergewicht, vor allem bei deiner Lebensweise. Wenn du nicht endlich beginnst mehr zu essen, dann wirst du nicht mehr lange durchhalten! Und glaube mir, auch du kannst zunehmen. Vielleicht nicht viel und vielleicht auch nicht schnell aber du wirst es wenn du regelmäßige Mahlzeiten zu dir nimmst die auch angemessen für ein Mädchen deines Alters sind. Übelkeit hin oder her…irgendwann wirst du dich wieder an Nahrung gewöhnen und die Übelkeit wird verschwinden.“ War das jetzt so etwas wie eine Anordnung? Ich entscheid lieber nichts dazu zu äußern. Die Chance verstanden zu werden war gleich Null? Ich würde am Ende ja doch tun was ich für richtig hielt. „Du würdest dann auch sehen, dass deine Haare kräftiger werden würden…sie würden wieder zu wachsen beginnen. Auch deine Fingernägel würden mit der Zeit kräftiger werden. Die Blässe würde verschwinden…“ Er sagte noch irgendetwas aber ich hörte nicht mehr zu. Wollte er mich vielleicht verarschen? Woher war er sich dessen den so sicher? So wie sich das bei ihm anhörte, brauchte ich also nur Berge an Kalorien in mich rein schaufeln und wäre Monate später vollständig regeneriert. Von der Heroinsucht keine Spur mehr zu sehen oder wie sollte ich seine Analyse interpretieren? Das war einfach…ich schüttelte den Kopf. Wenn er denn der Auffassung war dann war er es eben. Ich wusste es besser. Als würde regelmäßiges Essen irgendetwas an meiner körperlichen Verfassung ändern. Vollkommender Blödsinn… „Du hast Karies!“ War er nun auch noch Zahnarzt geworden? Ich nickte, denn so abwegig war seine Diagnose nicht. „Ich gehe davon aus, dass deine Haut oft sehr stark juckt.“ Ich nickte auch auf diese Feststellung. Auch er nickte. Eigentlich sollte es ihm von Anfang an klar gewesen sein. Mein Körper war an vielen Stellen bis aufs Fleisch aufgekratzt. „Du hast einen hohen Anteil Histamin im Blut. Das löst diesen starken Juckreiz und die roten Flecken aus.“ Ich nickte wieder. Von der Seite hörte ich wen stöhnen. Höchstwahrscheinlich Edward! Ich sah nicht zu ihm. Ich wusste auch so, dass es ihn gehörig anpisste wie unbeeindruckt ich von diesem Gespräch war. „Momentan konnte ich keine akute Thrombose ausmachen. Aber die vielen die du bisher hattest, hatten viele Embolien zur Folge. Das ist gefährlich Bella. Eine verstopfte Vene ist niemals gut. Und wenn eine nicht gut ist dann sind mehrere schlecht…sehr schlecht… verstehst du?“ Ich nickte…eigentlich verstand ich überhaupt nicht, warum er so ein Gewese daraus machte. Ich wusste schon selbst das verstopfte Venen beschissen waren. Sie behinderten einen total. Und viele Möglichkeiten ließen sie einen auch nicht mehr. „Nun…“, er sah noch einmal auf seinen Zettel. „…die vielen Narben…und damit meine ich nicht nur die kleinen“, es war ein spitzer Blick der in meine Richtung gefeuert wurde. Ich hatte das Bedürfnis zusammenzuzucken. Dann unternahm ich den Fehler einmal durch die Runde zu blicken. Stöhnend ließ ich den Kopf zurückfallen. „Könntet ihr vielleicht mal aufhören mich anzustarren. Echt jetzt…was habt ihr den erwartete?“ Ein mehrfaches Stöhnen ließ mich aufblicken. Sie sahen einen Ticken weicher aus. Da war jetzt Mitgefühl in ihren Blicken und eine unausgesprochene Bitte. Aber auch sowas wie Interesse und ich wusste, dass dieser Abend nicht nur mit Carlisle Diagnose enden würde. Ich seufzte leise. Ich hatte nicht das Bedürfnis mich mitzuteilen…jetzt nicht…aber ich spürte das es unumgänglich war. Ich gab mit einem Blick durch die Runde zu verstehen, das ich bereit dazu wäre einige Fragen zu beantworten. Es musste ein eindeutiger Blick gewesen sein, denn als ich bei Carlisle ankam zeichnete sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen ab. Er kam auch sofort ums Sofa rum um sich neben seine Frau zu setzen. Mir direkt gegenüber und voller Zuversicht. Sie…erwarteten einfach zu viel von mir… „Also gut…ich könnte jetzt mit Fachbegriffen um mich werfen aber das tue ich nicht. Du solltest nur noch wissen, dass du weder Hepatitis noch HIV hast...“ Gott war ich froh, dass er das Narbenthema nicht wieder aufgriff. „Ich weiß.“ „Du weißt?“ Er hob eine Augenbraue. „Ich hab nie die Spritzen von anderen Fixern benutzt…außer. Da…da gab es immer nur zwei andere und die waren gesund.“ „Gut…“, ihm brannte noch mehr auf der Zunge, doch er ließ es unausgesprochen. „Hattest du schon einmal eine Gelbsucht?“ Ich nickte. „Deine Leber ist angegriffen, auch deine Lunge. Die Verstopfung unter der du leidest ist `normal´…“, er malte das letzte mit Gänsefüßchen in die Luft. Wobei ich mich fragte, woher er wusste, dass ich unter Verstopfung litt. „Heroin greift den Magen und Darmtrakt an.“ Auch da nickte ich wieder. Ich meine…was sollte ich auch anderes tun? Er warf einen weiteren Blick auf seinen Zettel. Hatte er nicht gerade eben noch gesagt, dass ich nur noch wissen musste…was alles? „Okay gut…dein Blutspiegel hat deutlich abgenommen. Auch DAS ist nicht gut…“, er unterstrich seine Worte mit einem eindeutigen Blick. „Weißt du noch, wann deine Periode ausblieb?“ Und woher bitte wusste er nun das wieder? „Keine Ahnung…irgendwann war sie einfach weg und kam nie wieder.“ „Du könntest unfruchtbar werden oder bereits sein.“ Und ich wusste wirklich angenehmere Gesprächsthemen. Ich schnaufte etwas zu laut. Er verstand richtig und beendete das Thema. „Dass du unter Atemdepression leidest, weißt du wahrscheinlich selber.“ Ich nickte wieder. „Du weißt auch, dass du immer noch der Gefahr einer Heroinüberdosis ausgesetzt bist. Nur weil du des längeren konsumierst, besteht noch immer die Gefahr. Und sie wird auch immer weiterbestehen. Auch wenn dein Körper größere Mengen an Heroin toleriert, ist die Grenze zwischen einer Stofftoleranz und einer möglichen Vergiftung leicht zu überschreiten. Denn zum einen musst du die Heroinmenge und auch die Konsumhäufigkeit auf Dauer ständig steigern, was ganz einfach die Gefahr einer Heroinvergiftung über kurz oder lang erhöht.“ „Ich weiß das…ich, ich hatte schon einmal eine Heroinvergiftung.“ „Ach…“, nicht nur er sah entsetzt bei diesem Geständnis aus. „…und wie war es?“ „Angenehm mit Sicherheit nicht. Viel hab ich auch nicht mitbekommen. Ich war Bewusstlos und wohl blau angelaufen. Als ich zu mir kam, hatte ich Atemprobleme und musste mich mehrmals übergeben.“ „Mein Gott…das ist doch einfach...“ Edward fluchte leise weiter vor sich hin. Ich ignorierte ihn. Wohlwissend, dass es mich verletzen würde. Wohlwissend, dass ich ihn damit verletzte. Es war grausam sein Leid mit anzusehen. Es war grausam, der Grund dafür zu sein. Ich war einfach nicht gut für ihm! „Bist du dann endlich fertig?“ Ich warf Carlisle einen bittenden Blick zu. „Gleich da ist noch…deine Nasenscheidewand ist angegriffen, man erkennt ganz deutlich kleine Löcher. Deine Schleimhaut ist vollständig ausgetrocknet. Wann…“, und er haderte mit sich selber. Es war wohl wirklich an der Zeit mich zu öffnen. Ich war es dieser Familie ganz einfach schuldig. Sie interessierten sich für mich als würde ich zu ihnen gehören. Sie…scheiße ja, sie wollten mir nur helfen. Und ich…ich war immer noch unentschlossen. Unentschlossen ob ich wirklich Hilfe wollte. Von Tag zu Tag wollte ich mehr zu ihnen gehören. Aber ich wusste auch was das für mich bedeuten würde. Und ich wusste einfach nicht…NEIN, konnte einfach nicht den Mut aufbringen dazu bereit zu sein. Da war dieser unglaublich schöne Junge zu dem ich einfach gehören wollte. Mein Gott ja ich wollte SEIN sein. So wie ich mir sehnlichst wünschte das er MEIN sein wollte. Ich…ich liebte ihn. Bedingungslos und unwiderruflich. Das war mir schon so lange klar. Vielleicht schon seit unserer ersten Begegnung. Ich hatte mich so lang gegen diese Einsicht gewehrt. Hatte einen Kampf mit mir ausgefochten, den ich von Anfang an nicht gewinnen konnte. Aber was sollte ich jetzt tun…wenn, wenn er mich nicht wollte dann…und es war falsch. Ich würde sein Leben zerstören. Ich zerstörte andauernd Leben. Er, bedeutet Zukunft! Etwas das ich schon so lange nicht mehr wollte. Wofür ich alles tat um es niemals zu erlangen. Und jetzt? Ich fing lautlos an zu weinen. Niemand sagte etwas…sie warteten. Ich war mir sicher, jeder einzelne von ihnen erahnte meinen inneren Konflikt. Und wenn ich einfach nur ein bisschen reden würde? Es versuchen würde? Um zu sehen was es mir bringt. Sollte es ein Reinfall werden, könnte ich ja immer noch zur Nadel greifen um es im Keim zu ersticken. Es, es müsste ja nichts tiefgründiges sein. Nur ein bisschen über mein Leben. Nicht darüber, wie ich zu diesem Leben kam. Das könnte ich nicht…niemals! Ich sah einen jeden von ihnen in die Augen. Und schnell war mir klar, dass sie von mir auch nicht erwarteten über den Grund dieser Sucht zu berichten. Sie…sie wollten mich einfach nur ein wenig besser kennenlernen. Ich zog die Nase hoch. Alice reichte mir ein Taschentuch, das ich dankend nahm. Dann blickte ich wieder zu Carlisle. „Du kannst fragen und ich…ich werde antworten.“ Er lächelte und ich, ich lächelte aufrichtig zurück. Obwohl ein kalter Schauer über meinen Rücken rieselte. Ich sah zu Edward. Hatte er jemals so stolz ausgesehen? Ich musste dringend mit ihm sprechen. Wir waren beide dabei uns in irgendetwas absurdem zu verrennen. Bei mir mag es egal sein…ich war halb Tod und schon lange nicht mehr zurechnungsfähig. Heroin vögelte des öfteren mit meinem Verstand und da wunderte es mich eigentlich nicht, dass ich so etwas wie LIEBE für jemanden empfinden konnte, denn ich eigentlich gar nicht kannte. Aber was auch immer da mit Edwards Verstand vögelte, dem musste Einhalt geboten werden. Denn es durfte einfach nicht die Oberhand gewinnen. „Seit wann nimmst du Drogen, Bella?“ Ich war etwas abgelenkt von Edward und hatte somit gar nicht mitbekommen das Carlisle mit seinem Verhör beginnen wollte. „Drogen? Nicht Heroin?“ „Nein Drogen…“, beharrte er. „…weißt du noch ungefähr wann du angefangen hast?“ „Das ist nicht schwer…“, ich verzog das Gesicht. Wie könnte ich das jemals vergessen? „Der 13.09.1999…mein 12 Geburtstag.“ Ich zuckte stark zusammen als ich etwas aus dem Augenwinkel aufspringen sah. Edward stand steif vor dem Sofa und starte mich an. Ich wusste nicht wie ich seinen Blick deuten sollte, aber er tat weh. „Was ist nur in deinem Kopf vorgegangen…“, zischte er. „…das ist…“ „Edward“, fuhr Carlisle ihn an. Und mir, mir schossen erneut Tränen in die Augen. Ich hielt den Blick zu ihm dennoch aufrecht. Er sollte ruhig sehen was sein Verhalten anrichtete. Unter diesen Umständen würde ich kein Wort mehr sagen und sie sollten sich hüten es von mir zu verlangen. Ich stand ebenfalls auf…zittrig und traurig. Denn ich hatte gehofft…vielleicht auch erwartet, dass wenigstens Edward sowas wie Ruhe ausstrahlen würde um es mir leichter zu machen. Deswegen konnte ich meine Enttäuschung auch nicht verbergen. Als ich im Begriff war aus dem Raum zu gehen, regte er sich wieder. Er streckte einen Arm in meine Richtung und seine Statur fiel in sich zusammen. „Bella nicht…warte, bitte es…es tut mir leid.“ Das reichte nicht. Er hatte mich enttäuscht! Ich schüttelte den Kopf und ging. „NEIN…warte, Bella“ Er hielt mich fest. WIE? Ich starrte auf mein Handgelenk das von seiner Hand umschlossen war. Dann sah ich auf in sein Gesicht. WIE konnte er so schnell bei mir sein? „Bleib…“, hauchte er so schwach, das ich Schwierigkeiten hatte ihn zu verstehen. „…ich hätte nicht so…“, er fand kein Wort für sein Verhalten. „…es hat mich geschockt. Himmel du, du warst so verdammt Jung.“ Ich nickte. Ja…ich war Jung. Jung und kaputt…aber was wusste er schon? Seine Augen hypnotisierten mich…mal wieder! „Bitte mach…mach jetzt nicht den Fehler nachzudenken. Rede einfach weiter. Ich hatte mich kurz nicht unter Kontrolle. Es…ist nicht leicht für mich. Lass es mich bitte einfach nur verstehen.“ Er war so unglaublich schön! Dass ich mal wieder weinte spürte ich erst, als er mir sanft die Tränen wegstrich. Bei der Berührung schloss ich die Augen. „Was für Drogen?“ Fragte er. Ich blinzelte. „Pillen.“ „Extasy?“ Die Frage kam von Carlisle. Ich wandte meinen Kopf in seine Richtung. Edwards Blick hatte mich etwas benommen. „Auch.“ Antwortete ich und bemerkte erst das Edwards mich bereits wieder zum Sessel gezogen hatte, als er mich sanft auf diesen drückte. Er selbst hockte sich neben mich. Behielt dabei meine Hand in seiner und sah zu mir auf. „Es war ein Geburtstag mit Pillen die glücklich machten. Es tat so gut! Nach all den Wochen, konnte ich endlich wieder so etwas wie Glück fühlen. Mir war von diesem Tag an klar, dass ich darauf nicht mehr verzichten wollte. Nicht mehr drauf verzichten konnte.“ „Aber du hast doch da noch nicht auf der Straße gelebt?“ Emmett hatte bei dieser Frage eine Augenbraue hochgezogen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein…da noch nicht. Aber, aber schon bald darauf.“ Edward neben mir stöhnte. Ich senkte den Blick. Es war mir unangenehm. Noch niemals zuvor war es mir so unangenehm gewesen über meinen Zustand zu erzählen. Diese Familie veränderte mich. Ob ich es gut oder schlecht finden sollte wusste ich nicht. „Aber du hast auch Kokain genommen…eine längere Zeit sogar! Das würde den Zustand deiner Nase erklären“ Stellte Carlisle fest und ich nickte wieder. „Kurz nachdem ich auf der Straße gelandet war. Wir…ICH habe viel gekokst. Zwischendurch immer mal wieder Pillen oder Shit aber hauptsächlich Koks. Später haben wir dann angefangen Aitsch durch die Nase zu ziehen. Nicht lange…wir hatten schon bald die Gelegenheit bekommen uns den ersten Schuss zu setzen.“ „Wir“, murmelte Edward. Ich ging nicht darauf ein. „Und wann war das in etwa?“ Edward spannte sich bei dieser Frage von Carlisle an. Er drückte meine Hand fester. Ich sah vorsichtshalber nicht zu ihm. „Ein gutes Jahr später.“ „Mit 13“, schoss es aus Edward. Er war bereits wieder auf den Beinen. Meine Hand ließ er einfach los. Ich seufzte. Auch Carlisle seufzte. Ob nun wegen meiner Antwort oder Edwards Reaktion konnte ich nicht sagen. „Als ob das irgendeine Rolle spielt“, schnappte ich und stand ebenfalls auf. Er griff gleich wieder nach meiner Hand, doch ich schüttelte ihn ab. Ich hatte nicht vor zu gehen. Leise ging ich zur Fensterfront. Draußen war es bereits dunkel geworden. Ich erkannte nur noch die Umrisse der Bäume und spürte die brennenden Blicke der anderen auf meinem Rücken. Ich war froh, dass sich der Rest so gut es ging aus diesem Gespräch raushielt. Ihre Anwesenheit war schon erdrückend genug. Edward allein reichte um mich zu kränken. Warum wollte er unbedingt dinge über mich erfahren mit denen er nicht umgehen konnte? Warum wollte er mich überhaupt kennenlernen? Anscheinend kotze ihn mein Verhalten, mein Leben, meine Einstellung…was auch immer…so dermaßen an, das er sich nicht einmal zurückhalten konnte um seinen Ärger Luft zu machen. „Es wundert mich…“, setzte Carlisle an. Ich würde mich nicht umdrehen. Er sollte einfach weiterreden. Er wartete noch einen Moment, dann fuhr er fort. „…ich hatte nicht mit 13 gerechnet.“ Ich nickte wieder. Natürlich hatte er das nicht. „Wenn man monatelang mit einer zu geringen Dosis leben muss…“, ich ließ den Satz offen. Es musste auch so Antwort genug für ihn sein. „Ist das auf Dauer nicht furchtbar anstrengend?“ „Schmerzhaft“, korrigierte ich. Ich drehte mich zu ihnen. Edward stand noch immer wie angewurzelt neben dem Sessel. Ich sah in seine Augen. „Ich hätte anschaffen müssen um an meiner Lage irgendetwas zu ändern.“ Erst zuckte er zusammen, dann wurde sein Blick weicher…beinahe zärtlich. Es erleichterte ihn ungemein, dass ich das niemals getan hatte. „Mit 13…“, platzte es nun auch geschockt aus Esme. „Kind, du hattest diese Alternative doch wohl nie in Betracht gezogen?“ Ich sah kurz zu ihr, dann gleich wieder zu Edward. Ich hatte das Gefühl, das dieses Gespräch hier nur uns beiden etwas anging. Carlisle war der Vermittler…war es von Anfang an nur gewesen. Ich sagte nichts und das musste Antwort genug für Edward gewesen sein. Er nickte leicht…er konnte verstehen, dass ich mit dem Gedanken gespielt hatte. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Esme sich eine Hand auf den Mund legte. Ich hätte auch Lügen können. Aber warum? Es war ja nur ein Gedanke. Nein…nicht ganz richtig. Ich hätte es getan wenn Jake es nicht verhindert hätte. Aber so viel Wahrheit mussten sie nicht wissen. „Es ist keine große Sache dort draußen. Da…da gibt es eine Menge Kinder die sich täglich verkaufen. Ich war eher die Aufnahme der Regel.“ „Mein Gott“, wisperte Esme. Vielleicht verschlossen sie ihre Augen vor der Realität. Wobei der Doc nicht den Eindruck machte überrascht von meiner Aussage zu sein. Er hatte schon viel Leid gesehen. „Straßenkinder…“, begann ich um auch den letzten dieser Runde die Fuck Realität nahe zu bringen. „…es gibt sie überall auf der Welt. Auf die Straße getrieben durch…Schicksalsschläge. Jedes dieser Kinder hat seine eigene Geschichte. Und doch, Enden sie alle gleich…“, ich sah auf meinen von Einstichen gezeichneten Arm. „…Und werden zusammen zu einer. Zu UNSERER Geschichte, die Geschichte der verlorenen Kinder.“ „Dann denkst du, dass irgendwann alle diese Kinder an der Nadel enden?“ Fragte Carlisle. „Früher oder Später“, ich zuckte mit den Schultern. „Nicht unbedingt an der Nadel. Aber an anderen Drogen oder dem Alkohol…“ „…Vielleicht 95 Prozent aller. Und die übrigen 5 Prozent werden wahrscheinlich vorher gefunden und wieder eingefangen.“ „Du meinst sie haben Hilfe bekommen.“ „HILFE“, sagte ich ungläubig. „NEIN…Wenn sie von Leuten gefunden werden, vor denen sie einst weggelaufen sind. Wie können es dann Leute sein die ihnen helfen könnten? Wenn sie ihnen helfen könnten, wären sie nie auf der Straße gelandet!“ Ich sah wie es anfing zu rattern in ihren Köpfen und war zufrieden mit mir. „War es bei dir auch ein Schicksalsschlag der dich dazu trieb?“ Ich antwortete Edward nicht. Das Gespräch fing an in eine Richtung einzulenken die es zu vermeiden galt. Also drehte ich mich und sah lieber wieder aus dem Fenster. Hinein in die schwarze Nacht. Vor einer Woche hatte mich der Anblick eines dunklen Waldes noch beruhigt. Jetzt hatte er plötzlich etwas mystisches an sich das mich beunruhigte. „Oder die Suche nach dem Tod?“ Er zischte diese Frage. Ich fing an zu lächeln. Er hatte den heutigen Morgen nicht vergessen als ich vollgekotzt auf dem Boden im Bad saß. Während ich weiter aus dem Fenster sah und nicht antwortete, hörte ich wen mit den Zähnen knirschen und einen anderen…Moment mal…FAUCHEN? Schnell drehte ich mich um und sah gerade noch, wie sich Edward und Carlisle ein Blickduell lieferten ehe beide schnell zu mir sahen. Hatten sie sich gerade angefaucht? War ich jetzt schon vollkommen bescheuert? Mir war ja schon länger klar, dass Edward ein brodelndes Temperament hatte. Wir würden also sicher noch öfter aneinander geraten wenn er es nicht in den Griff bekommen würde. Verliebt sein hin oder her. Denn ICH hatte meines definitiv nicht im Griff. Seine Stimmung schlug öfter um als meine. Vor nicht mal einer halben Stunde hatte er sich für seinen Ausrutscher noch entschuldigt. Jetzt war er bereits wieder dabei einen neuen zu begehen. Sollte mir nur recht sein. Ich hatte keine Lust auf die Fortsetzung dieses Gespräches. „Nichts ist schlimmer als der Tod.“ Er betonte diese 6 Wörter mit einer solchen Intensität, dass er mich damit beinahe überzeugt hätte. „Du hast ja keine Ahnung.“ Betonte ich genauso intensiv und ging. Ich ging einfach…ohne mich ein weiteres Mal umzusehen. Noch auf der Treppe spürte ich, dass dieses Gespräch Konsequenzen für mich haben würde. ************** Das war es auch schon wieder. Was haltet ihr davon? Bella öffnet sich…fällt aber immer wieder in ihr altes, zickiges und uneinsichtiges Verhalten zurück. Was natürlich völlig normal ist und Edward…tja, er scheint ebenfalls in sein uneinsichtiges Verhalten zurückzufallen. ^.^ Bis bald… GGGLG Alex Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)