Drogensucht - Bis(s) das Leid ein Ende hat von jennalynn (Wenn das Schicksal zuschlägt) ================================================================================ Kapitel 22: Morgen zu zweit --------------------------- Hey meine süßen… Ich wünsch euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel! ************** Bella POV Ich schlug verschlafen die Augen auf. Mein Bewusstsein war mit einem Schlag hellwach und folterte mich. Stöhnend rollte ich mich auf die Seite und zog die Decke über den Kopf. Aus meinen guten Vorsätzen gestern Abend war nichts geworden. Sie lösten sich in Luft auf, als ich in die Wanne stieg. Um es radikal auszudrücken,… ich hatte mir vor Angst beinahe in die Hosen geschissen. Ich war mit einem Schlag nicht mehr bereit gewesen das Zimmer zu verlassen. Dafür schwor ich mir, würde ich es den kommenden Tag nur zum Schlafen wieder betreten. Ich wollte HEUTE…ja ich WOLLTE den Tag mit der Familie verbringen, die sich so aufopferungsvoll um mich kümmerte. Carlisle kam mitten in der Nacht und brachte mir Heroin. Er war so freundlich wie immer. Er ließ kein Unbehagen durchsickern, dafür fühlte ich mich noch schlechter. Es war schlicht und einfach die pure Angst die mich an dieses Zimmer fesselte. Einer Angst der ich heute keine Beachtung mehr schenken wollte. Ich stand auf und huschte ins Bad. Ich wusste, würde ich länger als nötig im Zimmer bleiben, würde mein Entschluss erneut ins Wanken kommen. Also duschte ich mich schnell ab, putzte mir die Zähne, kämmte mir die Haare und schlüpfte in bequeme Kleidung. Ohne Halt, verließ ich mein Zimmer und stolzierte den Flur entlang. Kurz vor der Treppe hielt ich einen Moment inne, atmete tief durch, sammelte Mut und nahm langsam eine Stufe nach der anderen. Es war noch immer mitten in der Woche,… Donnerstag! Somit würde das Haus bis zum Nachmittag nicht voll besetzt sein. Rose, Jasper und Alice mussten zur Schule. Weniger Leute, gleich weniger Unbehagen. Ich hatte also bis zum Nachmittag Zeit, mich erst einmal mit den anderen vertraut zu machen. Als ich in die Küche trat war ich fest davon überzeugt, jeden der da sein sollte anzutreffen. So wie an meinem ersten Morgen hier. Überrascht blieb ich stehen, als ich nur Edward am Tisch sitzen sah. Er war über die Tageszeitung gebeugt. Wahrscheinlich hatte er mich gehört, denn er sah sofort auf. Auch er wirkte überrascht mich zu sehen. Ein unglaubliches Lächeln,… eins von denen die verboten gehörten,... bildete sich auf seinem Gesicht. Mein Herz setzte prompt im gleichen Moment aus. Sofort fiel sein Lächeln in sich zusammen und er sah mich geschockt an, als hätte er es gehört… Ich schüttelte leicht meinen Kopf. UNMÖGLICH! „Guten Morgen“, nuschelte ich und wippte nervös von einem Fuß auf dem anderen. Ich hatte den Eindruck gewonnen, das Edward und ich uns sehr nahe stehen,... warum auch immer. Und eigentlich fühlte ich mich immer sehr wohl in seiner Nähe. Eigentlich... Doch wie würde er JETZT, nach dem ich mich zwei Tage nicht habe blicken lassen über mich denken? „Morgen Bella“, seine Stimme klang weich und einladend. Er klopfte auf den Stuhl neben sich und lächelte wieder dieses wunderbare Lächeln. Ich verschnaufte erleichtert. Anscheinend war dieses etwas was uns mit dem anderen Verband noch immer da. Nur wusste ich nicht, ob ich tatsächlich so froh darüber sein sollte, wie ich war. Vorsichtig lief ich die paar Schritte zu ihm und setzte mich. Er klappte die Zeitung sofort zu und strahlte mich fröhlich an. Also war er froh mich zu sehen? „Frühstück?“ Ich verdrehte die Augen und er grinste. Carlisle war nicht anwesend, also übernahm er einfach die Rolle des Vaters. Unbeeindruckt und noch immer grinsend, stand er auf und schlenderte zu den Küchenschränken. „Eigentlich habe ich keinen Hunger aber da ich es mittlerweile besser weiß, werde ich nicht wiedersprechen.“ Leise in sich hineinlachend, öffnete er einen der Hängeschränke. Er stellte sich auf die Zehnspitzen, weil er anscheinend etwas ganz hinten im Schrank ins Auge gefasst hat und streckte sich danach aus. Dann hielt er mitten in der Bewegung inne und warf mir einen fragenden Blick über die linke Schulter zu. „Magst du überhaupt Müsli?“ Ich hatte Schwierigkeiten mich zu konzentrieren. Während er sich streckte ist,... für mich ziemlich unvorteilhaft,… sein Shirt am Rücken etwas hochgerutscht und offenbarte einen Streifen perfekter, heller Haut. Seine Jeans saß verboten tief in der Hüfte und der Rand seiner Unterhose lugte hervor. Ich schluckte. „Bella?“ Mein Blick schnellte hoch in sein belustigtes Gesicht und mir schoss es die Hitze in die Wangen. „Was… oh verdammt, ja Müsli ist perfekt… danke.“ Gott wie peinlich. Ich klatschte mir gegen die Stirn, als er sich wieder dem Inhalt des Schrankes widmete. Was ist los mit mir? Seit wann interessiere ich mich für so etwas? Ich hatte Jake beinahe täglich nackt gesehen und bei Edward bringt mich ein Stück entblößter Rücken so durcheinander. Wie lange war der letzte Druck her? Schnell schob ich alles weit nach hinten meiner selbst um möglichst nie mehr darauf zurück zu kommen. Warum werde ich eigentlich ständig bedient? „Ich kann mir auch selbst etwas zu Essen machen“, meinte ich kleinlaut. Er angelte eine Schale aus dem Schrank, ließ sich zurück auf die Fersen sinken und stellte diese auf die Anrichte. „Ich bin mir sicher, dass du es kannst aber ich mach das gern für dich.“ Oh man,… was hat nun wieder DAS zu bedeuten? Auch den nächsten Ansturm Fragen schob ich zurück. Ich hatte die Schnauze gehörig voll mir über jede Kleinigkeit Gedanken zu machen. Ich hatte noch während ich gestern in der Wanne lag… und mir dabei eine plausible Erklärung für meinen feigen Rückzug zurechtlegte,… entschlossen weniger auf meinen Verstand sondern mehr auf meinen Bauch zu hören. Der hatte mich eigentlich noch nie im Stich gelassen. Ich hasste das Denken, man hat ja in den letzten beiden Tagen gesehen welchen Erfolg es bringt. Lieber beobachtete ich Edward dabei, wie er seelenruhig eine Banane klein schnitt. Seine langen Finger schmiegten sich perfekt um das Messer. Er hob seinen Blick und fand sofort meinen. Ohne den Blickkontakt zu beenden, schnippelte er weiter. Auch ich war nicht fähig weg zu sehen. Seine Augen hypnotisierten mich einmal mehr und in meiner Brustgegend zeichnete sich urplötzlich ein leichter Druck ab. Keineswegs ein unangenehmer, aber einer, den ich so noch nicht erlebt hatte. Ich wollte mehr als alles andere,… gut vielleicht so sehr wie Dope,… wissen was es ist was Edward in mir weckt. Und ich beschloss ihn bald zu fragen, wenn ich nicht selbst auf eine Antwort kam. Lange würde ich mit dieser Ungewissheit nicht leben können und eins war mir klar,... er fühlte es auch. Das Flimmern in seinem Blick war die Bestätigung. „Weintrauben?“ „Bitte...“, nuschelte ich verlegen. Er vollendete sein Werk und kam freudestrahlend zu mir zurück. Mit einer eleganten Bewegung schob er die Schüssel samt Löffel zu mir und zwinkerte verschwörerisch, während er sich auf seinen Stuhl schwang. Wie vor dem Kopf gestoßen starrte ich ihn mit offenem Mund an. Wer war er und was hat er mit dem stillen Edward gemacht? Hatte ich die Zeit hier nicht bei vollem Bewusstsein erlebt? Ich dachte, Edward wäre einer der ruhigsten Personen in diesem Haus oder hatte er sich etwa so sehr zurückgehalten? Aber wieso,... irgendwie gefiel mir diese Art an ihm noch besser. Mit diesem Verhalten kann ich wesentlich besser umgehen. Leute neigen oft dazu sich in ihrem Verhalten zu verstellen, wenn sie es mit jemanden wie mir zu tun haben. Entweder um ihrer Bestürzung Ausdruck zu verleihen oder eben ihre Verachtung. Edward, sowie ein Großteil seiner Familie,... eigentlich allen bis auf Carlisle... Emmett vielleicht auch,... neigen zu ersteres. Bei den beiden anderen, war ich mir sicher von Anfang an ihren waren Gesichtern gegenüber gestanden zu haben. Jetzt war ich umso erleichterter, dass auch Edward zu sich selbst zurückgefunden hat. Ich war noch immer ein ganz gewöhnliches Mädchen,... mit einem ungewöhnlichen und ungesunden Lebensstil,... aber das machte mich zu keiner Sensation. Wenn das hier funktionieren soll, dann müssen alle mir gegenüber normal und offen sein, ansonsten werde auch ich Probleme haben mich zu öffnen. Ich schob mir einen Löffel in den Mund, kaute und stöhnte entzückt. Er kicherte, sofort schob ich mir einen weiteren in den Mund, obwohl ich die erste Ladung noch nicht einmal geschluckt hatte. „Ich habe ein bisschen Zimt ran getan. Ich habe gehofft, du würdest es mögen.“ „Es ist die absolute Geschmacksexplosion“, murmelte ich kauend. Zufrieden grinsend lehnte er sich in seinen Stuhl zurück und beobachtete mich. „Ich hab schon ewig kein Müsli mehr gegessen. Meine Mutter aß das jeden Morgen wenn Dad Frühschicht hatte. Als ich an Schokopops nichts mehr abgewinnen konnte, machte sie mich mit dem Geschmack von Müsli vertraut.“ Ich wusste nicht warum ich ihm das erzähle, aber ich hatte das Bedürfnis etwas preiszugeben. Etwas, was nicht ganz so schmerzt, was nicht ganz so belastet und das, obwohl ich seit Stunden nichts mehr genommen habe. Nichts, was die Bilder in meinem Unterbewusstsein zurückdrängen würde. Bilder aus glücklichen Zeiten! Ich müsste bescheuert sein, jetzt mit ihm über meine Vergangenheit zu sprechen. Schnell aß ich einen weiteren Bissen und konzentrierte mich dabei aufs kauen nur nicht auf das, was meine Worte geradeeben in meinem inneren auslösten. „Und wenn dein Dad keine Frühschicht hatte?“ Edward stellte eine harmlose Frage und ich atmete erleichtert durch. Er nutzte die Situation nicht aus, um auf den Grund meines Lebensstils einzugehen. Ein weiterer Pluspunkt. Ich sah hinunter auf mein Essen und rührte mit dem Löffel ein wenig darin herum, während sich ein kleines Lächeln auf meine Züge legte. „Dann gab es richtig Frühstück, mit Speck und Eiern,... frischen Brötchen, manchmal Pfannkuchen. Allerdings machte Mum die nicht sehr oft, weil die Küche hinterher vollgesaut mit Ahornsirup war. Mein kleiner Bruder, er…“ Ich schluckte und seufzte, schob die Schüssel weg und sah aus dem Fenster. Versucht mit aller Gewalt die Tränen zu verhindern, die auf meiner Netzhaut bereits brannten. Er verhielt sich ruhig, ließ mir somit Zeit mich zu sammeln. Als es mir tatsächlich früher gelang, als ich je für möglich gehalten hatte, sah ich zu ihm und lächelte leicht. „Magst du nichts mehr essen?“ Ich schüttelte den Kopf, froh das er das Gespräch nicht wieder aufgriff. „Ich finde, du solltest noch etwas essen. Die Schüssel ist nicht mal bis zur Hälfte leer.“ „Edward bitte,… ich weiß schon wie viel ich vertrage und wie viel nicht.“ „Du isst wie ein Spatz,… ich glaube nicht, dass dir das tatsächlich reicht. Es muss dir nicht unangenehm sein hier zu essen, wirklich nicht.“ „Das ist es nicht,… es ist nur“, ich machte eine ausschweifende Handbewegung. Wie sollte ich es ihm erklären? „Ich bin es nicht gewohnt viel und regelmäßig zu essen. Es gab Tage an denen ich überhaupt nichts aß und an anderen aß ich wieder mehr als ich sollte. Ich musste nehmen was da war. Aber umso länger du abhängig bist, umso weniger verträgst du. Ich habe oft kotzend in einer Ecke gestanden, weil ich überfressen war oder weil ich es ganz einfach nicht vertragen habe. Hier esse ich täglich und das mehrmals. Manchmal ist mir abends so schlecht, dass ich Probleme habe einzuschlafen. Wenn ich noch mehr zu den Mahlzeiten essen würde, dann müsste ich mich definitiv übergeben,… verstehst du?“ Er nickte nachdenklich, runzelte die Stirn und ließ sein Blick zu meiner Schüssel schweifen. „Ich denke nicht das die Übelkeit der einzige Grund ist warum du schlecht einschlafen kannst…“, er sah auf und Traurigkeit spiegelte sich in seinen Augen wieder. „…ich höre dich jede Nacht weinen.“ „Oh…“, bestürzt senkte ich den Blick. Natürlich,… sein Zimmer ist direkt neben meinem. „Wenn ich dir irgendwie helfen kann dann…“ Ich schüttelte den Kopf. Ich war verlegen und mein schlechtes Gewissen schaltete sich ein. Was ich nicht wollte war Edward vom schlafen abhalten. „Ich muss da alleine durch.“ Er presste die Lippen zusammen. War sichtlich nicht erfreut darüber. Doch er beließ es dabei. „Wo sind eigentlich die anderen drei?“ Um meiner Frage Ausdruck zu verleihen, sah ich mich suchend um. „Mum ist einkaufen und Emmett begleitet sie. Sie wollten nach Seattle, im örtlichen Supermarkt gibt es für Mums Geschmack zu wenig Auswahl. Sie werden wohl erst am Nachmittag zurück sein.“ Ich nickte verstehend. „Und Carlisle?“ Edward rollte die Augen. „Im Krankenhaus“, ich runzelte die Stirn. „Ich dachte er hätte Urlaub?“ „Das hält ihn nicht davon ab“, beteuerte er und rollte erneut mit den Augen. Ich kicherte. „Dann sind wir allein?“ Er nickte und schlagartig viel mir das Atmen schwer. Panik erfasste mich, die er alarmiert zur Kenntnis nahm. „Bella,… alles in Ordnung?“ „Wenn… wenn Carlisle im Krankenhaus ist, wer gibt mir dann...“, ich schnappte nach Luft. Er legte sofort beruhigend seine Hand auf meine. Augenblicklich ging es mir besser. Sein Blick war eindringlich. „Ich werde dir geben was du brauchst. Beruhig dich… Dad hat alles in seinem Arbeitszimmer vorbereitet.“ „Oh… gut“, ich wischte mir erleichtert über die Stirn. Es hatte sich doch tatsächlich Angstschweiß auf dieser gebildet. Edward wirkte noch immer erschrocken. Vielleicht war es nicht richtig von Carlisle, seinem jüngsten eine solche Last auf die Schultern zu legen. Doch warum bekam ich den Gedanken nicht los, dass es für Edward alles andere als eine Last ist? Und das er viel reifer ist, als er eigentlich in seinem Alter sein sollte? „Könnte ich dann jetzt was haben?“, fragte ich vorsichtig. Edward sah missbilligend auf meine fast volle Schüssel Müsli, erhob sich dann aber und nickte. Froh über seine unkomplizierte Art schlenderte ich hinter ihm her. „Oben in seinem Arbeitszimmer oder soll ich es in dein Zimmer bringen?“ „Nun,… wenn du mir die Wahl lässt, dann gern in meinem Zimmer. Nur ungern betrete ich erneut diesen Freak Raum.“ Lachend nahm er die nächste Treppe, während ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete und schnell hinein schlüpfte. Mein Zimmer,... wie unreal sich das anhört. Ich setzte mich an den Bettrand, spielte mit meinen Fingern und wartete voller Vorfreude auf Edward. Und… das war nicht einmal gelogen, ich freute mich wirklich auf Edward,... nicht nur auf das Zeug das er mitbringen würde, obwohl das natürlich einen großen Anteil meiner Freude bezog, aber allein Edwards Anwesenheit war in vieler Hinsicht wie eine Droge. Eine berauschende und verzehrende Droge… Er kam zurück, balancierte das kleine Tablett auf seiner rechten Hand und schloss hinter sich die Tür. Ich verkniff mir ein schmunzeln. So selbstverständlich… „Oder soll ich gehen?“, fragte er keine Sekunde später unsicher und blieb stehen wo er war. Ich klopfte,...wie er vorhin,… neben mich und lächelnd kam er näher. „Wenn es dich nicht stört das sehen zu müssen. Ich habe keine Probleme damit… ehrlich gesagt, freue ich mich über Gesellschaft.“ Seine Gesellschaft! „Und ich habe keine Probleme es mit anzusehen.“ Er log,… grinsend nickte ich gespielt überzeugt. Er fuhr sich ertappt durchs Haar, erwiderte dann aber mein Grinsen. Zaghaft streckte ich die Hand nach dem Tablett aus und zog es näher an mich heran, schwang dann meine Beine aufs Bett um mich im Schneidersitz direkt davor zu setzen… Edward direkt gegenüber. Ich überflog einmal schnell den Inhalt. Ein Feuerzeug fehlte,... ich sah mich suchend nach dem einen um, welches Carlisle mir zusammen mit den Kippen gebracht hatte. Als würde Edward genau wissen was in meinem Kopf vor sich geht, reckte er sich etwas und angelte das kleine blaue Scheißerchen von meinem Nachttisch. Lächelnd reichte er es mir. „Warum eigentlich Wasser und Zitronensaft?“ Seine Frage überraschte mich. Ich unterbrach mein Tun und sah auf. Neugierde schwang in seinem Blick mit. Was mich irgendwie genauso irritierte, wie der ruhige Ton in dem er sprach. „Ähmm… Heroin ist nicht wasserlöslich, deswegen braucht man noch eine Säure dazu. Zitronensaft oder Ascorbinsäure eignen sich am besten dafür,… Ascorbinsäure ist eigentlich besser“, ich zuckte die Schultern und er hob fragend eine Augenbraue. Seufzend wandte ich mich wieder dem Tablett zu, wickelte das Faltbriefchen auf und fuhr mit meiner Erklärung fort. „Im Zitronensaft könnten Stückchen drin sein…Fruchtstückchen und die könnten eine schwere Infektion auslösen.“ Ich sah auf, direkt in sein erschrockenes Gesicht und wünschte mir sofort den Teil mit der geeignetsten Säure nicht erwähnt zu haben. „Warum um Himmels Willen benutzt du dann Zitronensaft?“ „Es ist leichter zu beschaffen als Ascorbinsäure. Jedenfalls für die von uns, die auf der Straße leben. Manche Dealer bieten es sogar zum Kauf für wenig Geld an. Jemand wie ich sollte sich nicht lange in Geschäften rumtreiben und dort die Regale nach der besten Säure durchsuchen. Zitronensaft ist wesentlich leichter zu finden,... außerdem…“ „Außerdem?“ „…es ist am gebräuchlichsten.“ Er sah ehrlich bestürzt aus. Ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln, während ich den Löffel über die Flamme des Feuerzeuges hielt. „Ich werde es Dad sagen… mich wundert, dass er dir Zitronensaft gibt, er muss es doch besser wissen.“ Argwohn schwang in seiner Stimme mit. Mein Finger rutschte vom Feuerzeug ab und die Flamme erlosch. Mein Gott,… Kopfschüttelnd betätigte ich das Feuerzeug erneut. „Er weiß es bestimmt. Ich denke,... er möchte mich nicht überfordern und mir einen Teil meiner Gewohnheiten lassen.“ „Ja, das könnte sein“, murmelte Edward mürrisch. Ich verkniff mir ein schmunzeln. „Es ist unwichtig Edward,... ob nun Zitrone oder Ascorbin, den größten Schaden richtet das Aitsch an.“ Er sagte nichts mehr dazu. Nach einem kurzen Blick auf ihn, schnappte ich mir die Spritze und zog den Inhalt durch die Nadel. Er beobachtete jeden meiner Handgriffe. Als ich mein linkes Hosenbein hochschob, schnappte er leise nach Luft. Ich ging nicht darauf ein. Seit zwei Tagen benutzte ich die Vene oberhalb meines Knöchels. Danach sah sie auch aus. Ich hatte gestern Nacht zwei Mal daneben gestochen. Ich war einfach zu aufgebracht,... wütend auf mich selbst und meinem feigen Rückzieher. Ein gut zehn Zentimeter großer runder blauer Fleck war das Ergebnis. Noch war die Vene allerdings in Ordnung, also verschwendete ich keinen weiteren Gedanken und stach zu. Stöhnend schloss ich die Augen. Mein Rücken drückte sich durch die Wucht der Empfindungen durch, mein Körper bebte leicht. Es war unglaublich… Edward POV Die dünne Nadel steckte in diesem gigantischen Bluterguss. Ich konnte den Blick nicht von dieser Stelle nehmen. Tat das denn nicht weh? Wahrscheinlich spürte sie diese Art von Schmerz nicht mehr. Als die Sonne aufging, hätte ich nicht damit gerechnet heute einen so gewaltigen Schritt voran zu kommen. Ich war überrascht, froh und entsetzt zugleich sie in der Küche stehen zu sehen. Hatte damit gerechnet, dass sie gleich wieder verschwinden würde, so wie sie es die letzten beiden Tage tat. Zu meiner Freude nahm sie mein Angebot an und setzte sich. Ich hatte sofort das Gefühl die Kluft überwunden zu haben die mich von ihr fernhielt. Sie war bereit für den nächsten Schritt. So bereit, dass ich jetzt auf ihrem Bett,… mitten in ihrer Privatsphäre… saß und ihr bei einem IHRER intimen Momente zusah. Die bloße Tatsache hier sein zu dürfen, erfasste mich mit Glücksgefühlen die unvergleichbar sind. Aber das was sie tat schmerzte so sehr, wie an dem Abend als Carlisle ihr vor unser aller Augen einen Druck setzte. Ich sollte darauf vorbereitet gewesen sein möchte man meinen, aber die Konfrontation mit ihrem zerstochenem, blauunterlaufendem Fuß entsetzte mich. Es zeigte mir nur zu deutlich die neue gewaltigere Kluft auf, die sich weit hinten unserer gemeinsamen Reise befand. Eine Kluft, der man nur mit unzerstörbaren Kräften gewachsen ist. Wird Bella diese Kräfte jemals erlangen? Meine allein werden niemals reichen. Wir würden bis zur Hälfte kommen und dann schreiend in die Tiefe stürzen,... gemeinsam. „Es ist nicht so schlimm wie es aussieht.“ Ihre süße Stimme riss mich aus meinen zermürbenden Gedanken. Nein,… natürlich nicht. Ich schnaubte und sah auf. Sie war von ihrem hoch runter gekommen,... ihre Augen waren zugequollen, ihre Pupillen kaum zu erkennen. Ihre Körperhaltung war entspannt und sie lächelte. Es würde viel Zeit brauchen um ihr begreiflich zu machen, dass sie auf dieses Zeug,… nach dem sie sich so sehr sehnt,... verzichten kann. Sehr viel Zeit… Sie zog die Nadel aus ihrem Fleisch. Ein kleiner Tropfen Blut bildete sich sofort an dieser Stelle. Blut, das mich glücklicherweise nicht ansprach. Ohne darüber nachzudenken ob es in ihrem Interesse war, lehnte ich mich erneut zu ihrem Nachttisch, griff nach der Packung Taschentücher, zog eines heraus und drückte es vorsichtig auf ihren Fuß. Ihr Atem stockte und sofort sah ich auf. Verblüfft starrte sie auf ihren Fuß, dann in mein Gesicht. Es war ein liebevolles schmunzeln, das mir einen warmen Schauer den Rücken hinab jagte. „Du musst das nicht tun“, stellte sie leise fest. „Ich weiß…“, ich seufzte. „…aber ich möchte es. Die Salbe die Dad dir gab. Wo hast du sie?“ Verlegen senkte sie den Blick, nestelte an der Spritze herum was mich völlig nervös machte. Ich nahm sie ihr aus der Hand und schmiss sie aufs Tablett. Sie sah auf, knabberte schuldbewusst an ihrer Unterlippe und mir wurde klar, dass sie sie nicht verwendet hatte. Ich unterdrückte ein Schnauben. Sie deutete auf den Nachttisch. „In der Schublade“, antwortete sie leise. Ich fand sie schnell. Denn sie war das einzige was sich dort drin befand. Einen kleinen vorwurfsvollen Blick konnte ich nicht verhindern, als ich die Tube öffnete und etwas davon auf meinen Finger gab. Ich massierte es vorsichtige auf die Stelle, die sie eben geschändet hatte. Schüchtern sah sie mir dabei zu. Anschließend, schraubte ich den Decken zu und hob die Salbe vor ihr Gesicht. „Versprich mir,... dass du sie ab sofort benutzen wirst.“ Ich ließ die ganze Intensität meiner karamellfarbenen Augen auf sie los. Sie konnte gar nicht anders als zu nicken. „Ich versprech es dir.“ ********************* Bella zeigt Einsicht und Edward Stärke. Hat die kleine Ansprache von Carlisle im letzten Kapitel also doch gefruchtet. Wichtig ist jetzt, dass Edward keinen Fehler begeht. Doch noch schlägt er sich doch ganz gut im Umgang mit ihr oder was meint ihr? Bis zum nächsten Mal… GGGLG Alex Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)