Wetten dass... von CDBonnie (Schuljahr 5) ================================================================================ Kapitel 5: V ------------ Der November ging langsam in den Dezember über und der erste Schnee fiel leicht auf das Schloss und die Ländereien, der jedoch erst in der zweiten Woche des Monats liegen blieb. Die ersten Tage wurden mit Schneeballschlachten gefüllt und die Lehrer hatten mit nassen, durchgefrorenen Schülern zu kämpfen. Zwei Mal die Woche musste ich nun bei McGonagall zum Tanzunterricht, drei Mal die Woche hatte ich Quiddtichtrainig, wir wurden geradezu mit Hausaufgaben überhäuft, als würden wir in einem Monat schon unsere ZAGs schreiben und ich hatte mir einen Abend Nachsitzen bei Professor Flitwick eingehandelt. Sprich, die ersten Dezemberwochen waren prall gefüllt. Müde ließ ich mich auf das Sofa in der letzten Ecke des Gemeinschaftsraumes fallen. Völlig ohne Muskelspannung und mit geschlossenen Augen wartete ich darauf, dass ich einfach vor Müdigkeit kollabierte. Ich hörte Lily schreien und ignorierte es. James war wieder dazu übergegangen sie täglich um ein Date zu bitten. Ich atmete tief ein und neben mir sank das Polster in die Tiefe. „Hey Süße, morgen ist Vollmond, willst du mit?“ flüsterte Sirius. „Mhm.“ „War das ein Ja oder ein Lass mich in Ruhe?“ Ich streckte mich und öffnete ein Auge. „Ja.“ gähnte ich und ließ meinen Kopf an seine Schulter gleiten. „Was machst du da, Liebste?“ „Sitzen? Atmen? Deine Gesellschaft genießen?“ schlug ich vor und sah vor meinem inneren Auge das Funkeln in seinen Augen und sein schiefes Grinsen. „Das freut mich, aber ich muss gleich los.“ Wieder öffnete ich ein Auge und musterte ihn. „Und, wer ist die Unglückliche?“ „Eine Viertklässlerin aus Rawenclaw.“ Ich nickte. „Viel Spaß, ich gehe ins Bett.“ Freitag, mein letzter Block für den Tag. Zaubertränke. Slughorn fand es offenbar notwendig, dass die Viertklässler sahen, wie toll wir unsere Arbeit machten. Im Jahrgang unter uns war wohl irgendetwas schief gegangen. „In Ordnung. Die Viertklässler verteilen sich bitte an die Tische.“ Remus packte einige seiner Sachen zusammen, damit zwei Schüler zwischen uns passten. Am Tisch vor uns flirtete Sirius mit seinem Date vom letzten Abend. Was für ein Zufall, dass sie sich zu ihm und James gesetzt hatte. Ich verdrehte die Augen. Hinter mir entstand Unruhe. Lily, die neben Snape arbeitete, hatte offenbar eine Diskussion mit ihm, weil zwei Viertklässler sich zwischen sie setzten wollten. Snape war davon ganz offensichtlich nicht begeistert. Ich warf ein Stück meiner Affodillwurzel an Sirius Kopf. Etwas genervt drehte er sich um. Ich nickte nach Hinten und zeigte auf James. Sirius sprach seinen Partner an und der drehte sich in einer fließenden Bewegung um. Sirius lehnte sich nach hinten. „Das wird ihm sicher gefallen.“ meinte er halblaut. „Mr. Black, Miss Vulpes konzentrieren Sie sich. Was habe ich gerade gesagt?“ Sirius zuckte nur mit den Achseln. „Ich fürchte, ich habe den Schluss nicht mitbekommen, Sir. Snape redet so laut.“ versuchte ich mich heraus zu reden. „Miss Vulpes packen Sie ihre Zutaten zusammen und setzen Sie sich dort drüben hin. Mr. Potter, da Sie offenbar so fasziniert von Mr. Snape sind, tauschen Sie mit Miss Evans den Platz.“ Schock. Hatte Slughorn gerade James und Snape zusammen gesetzt? Wollte er den Klassenraum zerstören? „Das wird interessant.“ meinte ich zu Remus und raffte meine Sachen. Jetzt erst fiel mir auf, neben wem ich sitzen würde. Ein dümmlich grinsender Slytherin saß alleine an der Bank. Den konnte ich ignorieren, kein Problem, doch neben ihm stand der Viertklässler Regulus. Sirius' Bruder. Oh ja, das würde eine interessante Stunde werden. Ich begann die Zutaten vorzubereiten und versuchte auszublenden, dass Regulus, der verhasste Bruder meines besten Freundes, neben mir stand. „Und hat mein Bruder dich wegen des Balles schon gefragt?“ Mir entglitt das Röhrchen mit der Mondsteinessenz. „Miss Vulpes.“ warnte Slughorn. „'Tschuldigung.“ Ich reparierte das Fläschchen und starrte dann Regulus an. „Wie bitte?“ „Hat mein Bruder dich wegen des Balles schon gefragt?“ wiederholte er langsam, als wäre ich geistig zurück geblieben. „Nein, weshalb sollte er?“ „Ich hatte einfach den Eindruck, dass er dich mag.“ Regulus wedelte fahrig mir einer Hand. „Nein, wir sind nur Freunde.“ Etwas erstaunt sah er mich an. „Weißt du, er beobachtet uns gerade.“ Ich hob den Kopf und sah zu Sirius, seine Augen waren auf uns gerichtet. Als könne er unser Gespräch hören, wenn er nur lang genug herüber schaute. „Na und? Er sieht her. Vermutlich will er sicher gehen, dass du mir keinen Fluch aufhalst.“ hielt ich dagegen. „So etwas würde ich doch niemals machen, okay vielleicht schon. Aber doch nicht im Unterricht.“ entgegnete er und seine Mundwinkel zuckten kurz in einem Anflug eines Lächelns. „Ich glaube allerdings, dass er dich aus einem Grund beobachtet.“ „Der da wäre?“ „Sag du es mir.“ Diese Unterhaltung frustrierte mich, deshalb war ich nicht enttäuscht, dass Regulus das Thema fallen ließ. „Oh oh.“ murmelte er schließlich und beobachtete etwas vor uns. Ich folgte Regulus Blick. „Das ist nicht gut.“ ergänzte ich, als ich sah, dass Snape und James sich gegenüber standen. Ihre Nasen berührten sich fast und beide schienen vor Wut zu kochen. „James, lass das!“ zischte ich und lehnte mich über meinen Tisch. „James...“ Zu spät. Snape sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte und James vergaß einen Augenblick, dass er einen Zauberstab besaß und knallte ihm seine Faust ins Gesicht. Snape antwortete mit einem kleinen Zauber und James flog durch den Raum. Umgestoßene Kessel liefen aus und ein Zischen war zu hören, als ein unfertiger Trank den Boden verätzte. Slughorn schrie, Mädchen kreischten und es herrschte kurz Chaos, während alle den Kampf beobachteten. „Pol!“ Remus' Stimme ließ mich herumfahren. Remus war offenbar über seinen eigenen Tisch geklettert, denn er hielt Sirius fest und hatte dabei sichtliche Mühe. Smith aus unserer Quidditchmannschaft hatte sich ebenfalls auf Sirius gestürzt. „Scheiße!“ fluchte ich. Wenn Sirius sich von Remus und Smith losriss, würde es Tote geben und ich war mir sicher, das Snape dieser sein würde. „Mein Bruder braucht dich.“ murmelte Regulus mir zu und blieb seelenruhig an seinem Platz. Ich sprang auf den Tisch und dann auf den nächsten, um die Distanz möglichst schnell zu überbrücken. Neben Remus kam ich wieder auf den Boden. „Sicher hat Sluggy nichts dagegen, wenn wir gehen.“ meinte ich zu Remus und stieß Sirius an. „Sirius, wir gehen!“ sagte ich bestimmt. Lily begann inzwischen damit James und Snape mit Schildzaubern von einander fern zu halten und Slughorn schrie sich die Kehle wund. Ich drängte Sirius mit Remus' und Smiths Hilfe zur Tür und aus dem Klassenzimmer heraus. Im Flur drückten wir ihn an die kalte Steinwand. „Dieses verdammte Arschloch!“ fluchte er. „Ich werde ihn umbringen!“ Ich verdrehte die Augen und war äußerst froh darüber, dass Remus und Smith hinter mir standen und mir zur Hilfe kommen würden, wenn nötig. „Sirius beruhige dich.“ setzte ich an und legte meine Hand auf seine Schulter, er schlug sie weg. „Hast du gesehen, wie er Krone angesehen hat? Er wollte ihn umbringen!“ fuhr er mich an. „Ich hasse ihn!“ „Sirius, er ist es nicht wert.“ erwiderte ich leise. Sirius schlug mehrmals mit seiner Faust gegen die Wand, bis seine Knöchel blutig waren. „Sirius,“ setzte ich neu an. „James hatte ihm seinen Rücken zugedreht!“ schrie er mich an. „Dieser miese, kleine Schleimbeutel!“ Ich versuchte Sirius Handgelenk zu fassen, doch ich griff daneben. Seine Faust traf mich am Kinn. Mir wurde schwarz vor Augen und ich stolperte einen Schritt zurück. Remus hielt mich auf, bevor ich gegen die andere Wand stieß.„Pey!“ Sirius war einen Augenblick später neben mir. „Es tut mir leid, ich wollte nicht...“ „Schon gut.“ ächzte ich und schüttelte den Kopf. „Ich hasse ihn.“ wiederholte er leise. „Ich werde ihn umbringen.“ „Ich weiß, aber du kannst dir den Ärger nicht leisten.“ sagte ich ruhig. „Wie kommt es, dass du immer Recht hast?“ fragte er nach einer kurzen Pause „Ich bin einfach unglaublich.“ entgegnete ich. Er legte einen Arm um meine Schulter. „Alles in Ordnung?“ „Mir ging es schon schlechter.“ grinste ich. „So kenne ich mein Mädchen.“ Remus und Smith gingen wieder in den Unterricht, Sirius und ich gingen schon mal in die Große Halle. Remus und Peter würden unsere Sachen schon mitbringen. Als die Anderen zum Mittagessen hochkamen, war mein Kinn bereits geschwollen und blau geworden. Venice und Alice zogen zwar die Augenbrauen hoch, sagten aber nichts. Lily setzte sich möglichst weit von uns entfernt hin und James wirkte zerknirscht. Am Abend ging Remus, der deutlich gräulicher und kraftlos wirkte, in den Krankenflügel. Kurz darauf sprach James mich an. „Pol, kommst du mit in die Küche?“ Sirius und Peter standen hinter ihm. „Sie kann nicht mitkommen, wenn Remus...“ protestierte Peter und Sirius trat ihn vor das Schienbein. „Sicher. Ich hol mir ein Stück Erdbeerkuchen.“ Ich sprang über die Rückenlehne des Sessels und schloss mich den Jungs an. Peter wimmerte und murmelte etwas vor sich hin.„Peter, halt einfach die Klappe.“ knurrte Sirius. Wir schlichen über das Schlossgelände und gingen zur Peitschenden Weide. Peter verwandelte sich auf ein Zeichen hin in eine Ratte und berührte einen Knoten am Stamm. Sofort fielen die vorher durch die Luft schlagenden Äste herab und ein Geheimgang öffnete sich. „Wo führt der hin?“ fragte ich niemand bestimmten. „Wirst du schon sehen.“ Ich folgte James durch den dunklen Gang, bis er durch eine Falltür nach oben stieg. Ich zog mich auf die Holzdielen. „Ist das hier...“ meine Worte verstummten. „Die Heulende Hütte, jap.“ Sirius half gerade Peter durch das Loch am Boden und befestigte den Deckel. „Los wir gehen nach oben.“ „Moony, wir sind da.“ rief James und stieg die knarzende Holztreppe hoch. Ich folgte und als mich Remus sehen konnte, erstarrte er. „Was?“ weiter kam er nicht, ein Schmerzensschrei durchschnitt die Luft. „Alles klar, wir haben jetzt fünf Minuten, um durch den Gang zu kommen und auf der anderen Seite als Tiere auf ihn zu warten.“ erklärte Sirius und zog mich wieder nach unten. „Warum verwandeln wir uns nicht hier?“ „Weil James mit seinem Geweih nicht durch die Öffnung kommt.“ Ich stolperte hinter Sirius her, der mich am Handgelenk gepackt hinter sich herzog. Hinter uns gingen die Schreie in ein Heulen über. Peter fiel über eine Unebenheit und James zog ihn mit. Wir kletterten durch die Öffnung und sprangen aus der Reichweite des um sich schlagenden Baumes. „Alles klar. Verwandle dich jetzt.“ Ich konzentrierte mich und einen Wimpernschlag später war ich nur noch halb so groß. Sirius zwinkerte mir zu, dann stand ein schwarzer, zottiger Hund an seiner Stelle. Ich musste feststellen, dass Sirius als Hund etwa eine Handbreit größer war, als ich in meiner Tierform. Ein lautes Heulen schnitt durch die Luft und ein riesiger, grauer Wolf sprang durch die Öffnung. Wild blickte er sich um und wollte gerade auf das Schloss zuspringen, als Sirius und James ihn Richtung Wald trieben. Peter saß in Sirius' Fell und ich sprang einfach hinter ihnen her. Ohne meine Gestalt je im Spiegel gesehen zu haben, gab mir das, was ich von mir sah, also meine Pfoten, einen recht guten Eindruck. Schwarze Pranken trommelten auf den Boden, die Krallen gaben mir bei abrupten Richtungswechseln, die durch Fluchtversuche des Werwolfes verursacht wurden, halt. hatte James gesagt. Mir fiel nur eine Raubkatze in schwarz ein. Ein Panther. Die Nacht im verbotenen Wald zu verbringen war ungeahnt unterhaltsam. Regelmäßig brachten wir Remus davon ab in die Richtung des Schlosses zu rennen. Aus der Ferne konnte ich das Greifengehege und einige Zentauren sehen. Kurz bevor die Nacht zu Ende ging näherten wir uns wieder der Weide und Remus verschwand durch den Gang. Wir verwandelten uns zurück und gingen schweigend zum Schloss hoch. Sirius und James hatten ein paar Kratzer an Armen und Beinen, sonst war nichts passiert. Peter ging direkt ins Bett. Wir lümmelten uns in die Sessel am Feuer des Gemeinschaftsraumes und taten, als warteten wir, dass die Anderen aufwachten. Als ein paar Erstklässler zu hören waren, begann James laut zu reden. „Tatze, das ist ein Foul!“ meinte er leidenschaftlich. „Von wegen, dass wäre nur ein kleiner Rempler, ich sage ja nicht, dass man den Gegner vom Besen schmeißen soll.“ entgegnete er. Offenbar war das ein eingeübtes Ritual. „Tüpfel, sag ihm, dass es ein Foul ist!“ Ich brauchte einen Moment bis ich begriff, dass James mich mit Tüpfel meinte. „Ich denke, es kommt darauf an, wie man es ausführt.“ meinte ich abwesend. „Es ist ein Foul!“ rief James. „Nein.“ hielt Sirius dagegen. „Okay, wechseln wir das Thema.“ schlug ich vor, als die Erstklässler sich an die Arbeitstische setzten. Ich beugte mich zu James. „Tüpfel?“ flüsterte ich. „Was denn, Panther haben bei richtigen Lichtverhältnissen Flecken und als offizielles Mitglied der Rumtreiber, brauchst du natürlich einen Decknamen.“ zweifelnd sah ich an. „Lasst uns Frühstücken gehen und dann besuchen wir Remus im Krankenflügel.“ Sirius zog uns auf die Füße. Ich ging gerade an einer der alten Rüstungen vorbei, da öffnete sich vor uns eine Tür. „Ah, Miss Vulpes, Mr. Black und Mr. Potter. Sehr gut. Denken Sie bitte daran, dass Sie nach dem Frühstück mit mir zu Professor Dumbledore kommen, damit Sie abreisen können.“ McGonagall sah uns an, als hätte sie uns gerade ein Geschenk gemacht. „Ähm, sicher.“ brachte ich mühsam heraus. „Das war es dann wohl mit unserem Besuch bei Remus, den blöden Ball hatte ich ganz vergessen.“ murmelte James. „Ich auch.“ gaben Sirius und ich zu. Beim Frühstück waren wir recht schweigsam. „Wisst ihr, es wäre echt praktisch, wenn man immer wüsste, wo sich die Lehrer gerade befinden.“ meinte ich. „McGonagall hat mich beinahe zu Tode erschreckt, als sie wie ein Geist plötzlich auftauchte.“ Eine halbe Stunde später standen wir wieder einmal vor dem Wasserspeier, der Dumbledores Büro bewachte. „Kürbissaft.“ befahl unsere Hauslehrerin und der Wasserspeier gab die Treppe frei. Sie klopfte kurz und öffnete dann die Tür am oberen Absatz. „Ah, ich habe Sie schon erwartet.“ freundlich lächelnd kam Dumbledore auf uns zu. Es war ein merkwürdiges Gefühl in diesem Büro zu sein und zu wissen, das man nichts angestellt hatte. Naja, nichts, wobei man erwischt worden war. „In Ordnung, ich habe bereits dafür gesorgt, dass die Schule für eine Stunde an das Flohnetzwerk angeschlossen wurde. Ich gehe davon aus, dass Sie alle bereits damit gereist sind?“ Wir nickten stumm. „Wunderbar. Dann beginnen wir.“ Er führte uns zu dem riesigen Kamin und hielt uns eine Schale mit dem grün schimmernden Flohpulver hin. Ich nahm eine Prise heraus und stellte mich in die nun grünen Flammen. „Oxford, Fairfax Avenue 18.“ erklärte ich. Ich stolperte aus dem Kamin im Wohnzimmer meiner Eltern und klopfte mir den Ruß ab. „Mum? Dad?“ rief ich und wartete. „Oben, Schätzchen.“ Ich blies die Wangen auf und stieg die breite Treppe ins erste Obergeschoss. Im Ankleidezimmer stand meine Mutter bereits auf einem Schemel und eine Schneiderin wirbelte um sie herum. „Stell dich bitte ebenfalls schon mal hin.“ Ich legte den Schuluniformmantel ab und zog die Schuhe aus, dann stellte ich mich neben meiner Mutter auf. „Worum geht es bei dem Ball?“ fragte ich desinteressiert. „Das verrate ich dir nicht.“ lächelte sie. Mit schief gelegtem Kopf ließ ich die Messungen über mich ergehen und lauschte dem Tratsch, den die Schneiderin zu berichten hatte. „Welche Farbe hätten Sie gerne?“ fragte die Schneiderin mich unvermittelt und hielt mir eine Palette mit Stoffen unter die Nase. Beinahe wäre ich von dem Hocker gefallen. „Ähm... Wie wäre es mit dem Violetten und die Applikationen in grün?“ Unsicher sah ich zu meiner Mutter, schließlich hatte ich keine Ahnung worum es bei dem Ball ging. „Den violetten Stoff finde ich hinreißend.“ stimmte sie zu. „Aber wir kombinieren ihn doch besser mit einem Perlweiß.“ Die Schneiderin nickte und verschwand. Am Abend waren meine Haare kunstvoll hochgesteckt worden und fielen in lockigen Kaskaden über meinen Rücken. Ein dezentes Make-up betonte meine Augen. Mein Ballkleid war klassisch. Eine trägerlose Korsage, wie ich fand, etwas zu eng geschnürt, ging an meiner Taille in einen weiten Rock über, welcher durch die Reifröcke weich schwang. Der Stoff war mehrfach gerafft worden und ließ so einen etwas altmodischeren Eindruck entstehen. Weiße Stickereien zogen sich von der Korsage über meine linke Taille. Ein silbernes Kollier mit kleinen Smaragden hing um meinen Hals. Dazu hatte ich passend ein Armband angelegt. Meine Mutter kam etwas schlichter daher. Ihr schwarzes Kleid, war eher unauffällig, jedoch raffiniert geschnitten, sodass man ihre fabelhafte Figur sehen konnte. Mein Vater ging in seinem üblichen Festumhang gekleidet. In der Eingangshalle bot mein Vater mir und meiner Mutter je einen Arm und apparierte sobald wir uns bei ihm eingehackt hatten. Ich hasste es. Meine Mutter sagte, wenn man selbst bestimmt wohin man appariert ist es nicht so schlimm, aber ich konnte das kaum glauben. Wir befanden uns vor einer weißen Villa. Hohe Säulen stützten das vorstehende Dach über dem Eingang. Ich sah mich kurz um und musste feststellen, dass die Einfahrt viel mit einem Park gemein hatte.. Galant führte mein Vater uns zum Eingang und erledigte die ganzen Formalitäten. Ein blonder Junge führte uns zu einem runden Tisch, an dem zehn Leute Platz finden würden. Beim Anblick des Saals musste ich meiner Mutter Respekt zollen. Alles war in weiß und sattem blau gehalten. Die Tische waren mit ausgefallenen Blumengestecken und Silber gedeckt. Die Kronleuchter, die von der Decke hingen, strahlten ein warmes Licht ab und brachen es in verschiedenste Farbvariationen. Die Tische waren am Rande einer riesigen Tanzfläche aufgestellt und eine Band spielte leise Musik. Mein Vater rückte erst meiner Mutter und dann mir den Stuhl zurecht und setzte sich dann zwischen uns. Der Saal füllte sich und leises Gemurmel erhob sich. Die Potters setzten sich zu uns an den Tisch und ich atmete erleichtert auf. James saß mir fast gegenüber und zwinkerte mir zur Begrüßung kurz zu. Neben mir nahm eine Dame ganz in rot Platz. „Gut siehst du aus.“ formte James mit dem Mund und ich nickte dankend. Ich zeigte auf meine Haare und sah ihn fragend an. „James schaute mich etwas leidend an. „Mum.“ erklärte er lautlos. Ich erlaubte mir kurz zu grinsen. James' Haare lagen eng an seinen Kopf an und wirkten als wäre er gerade aus dem Wasserbecken gestiegen. „Sirius?“ fragte er noch immer ohne einen Ton zu sagen. Gesehen hatte ich ihn noch nicht, deshalb zuckte ich mit den Schultern. Ich hatte allerdings schon einige Rawnclaws und ziemlich viele Slytherins gesehen. Meine Eltern erhoben sich und bedeuteten mir ihnen zu folgen. Ich zog eine Grimasse, über die James grinste, und ging auf meinen hohen Schuhen neben meinem Vater her. Meine Mutter stand in der Mitte der Tanzfläche, ich stand mit meinem Vater hinter ihr. „Guten Abend.“ grüßte sie die Gäste. „Ich freue mich...“ Ich blendete die Worte aus und sah mich unauffällig um. Ich entdeckte mehr meiner Mitschüler, als ich gedacht hatte. Mein Vater stieß mich an und ich sah überrascht hoch. Er nickte und ich fasste es als Zeichen auf, dass meine Mutter mich zu sich gerufen hatte. Mit einem einzigen langen Schritt kam ich neben meiner Mutter zum Stehen und lächelte, wie ich es in unzähligen Benimmstunden gelernt hatte. „Selbstverständlich können Sie jederzeit Essen und Trinken bekommen, doch nun möchte ich den Ball gerne eröffnen. Da ich selbst leider keine gute Tänzerin bin und Ihnen und mir die Blamage ersparen möchte, wird meine Tochter Polaris Peyton den ersten Tanz eröffnen. Als ihr Partner wurde mir ein junger Herr aus einer der ältesten Familien angeboten und herzlich gerne habe ich dieses Angebot angenommen. Walburga du hast mir damit einen großen Gefallen getan. Ich möchte nun den jungen Sirius Orion Black zu mir bitten.“ Ich hätte lachen mögen. Hatten Jasper und Vater mir nicht gesagt, ich solle mich von Sirius fernhalten? Sirius kam in seinem schwarzen Festumhang auf mich zu und schenkte mir ein freundliches, aber unverbindliches Lächeln. Davon etwas befremdet sah ich ihn skeptisch an. Formvollendet verbeugte Sirius sich und ich konzentrierte mich bei meinem Knicks darauf die Balance zu halten. Sirius ergriff meine Hand und drehte mich mit einer schwungvollen Bewegung in seine Arme. Währenddessen führte mein Vater meine Mutter vom Parkett. Die Musik begann zu spielen und nachdem wir einige Sekunden gewartet hatten, zählte Sirius mit seinem Daumen an meiner Hüfte ein und wir begannen zu tanzen. Nach jeder Drehung, die Sirius mich machen ließ zog er mich ein kleines Stückchen näher an sich. „Du siehst wirklich hübsch aus.“ flüsterte er. „Wie? Kein Süße, kein Darling, kein Liebste?“ flüsterte ich zurück. „Ich musste versprechen mich der Tochter der Gastgeberin gegenüber höflich und vollkommen korrekt zu verhalten.“ gab er leise zurück. „Wirklich?“ Ich streckte die Finger meiner Hand, die auf seiner Schulter lag, und streichelte leicht an seinem Hals entlang. Sirius' Schulter zuckte kurz, doch außer eines Lächelns bekam ich sonst keine Reaktion. Die Musik klang aus und ein letztes Mal ließ Sirius mich eine Drehung vollführen, bevor er sich erneut verbeugte und mich zu meinem Platz begleitete. Er fixierte kurz James und ging dann zurück zu seinem eigenen Platz. James tat als würde er pfeifen und ich schenkte ihm einen fast bösen Blick. Ich konnte ihn nicht wirklich böse anschauen, schließlich hätte meine Mutter mich dann später zu Hause dafür umgebracht. Ich bestellte mir nichts zu essen. Ich war mir sicher, sollte ich auch nur den kleinsten Bissen essen, würde das Kleid mich ersticken. Bald schon war die Tanzfläche gefüllt und die Tische wie leer gefegt. Ich saß mit James in einer Ecke und beobachtete das Treiben vor uns. James kommentierte, was er sah. „Polaris, würdest du bitte nicht nur mit James sprechen?“ forderte mein Vater. Ich sah ihn unter meinen verlängerten Wimpern her an. „Natürlich Vater.“ Ich ging langsam durch die Massen. „Sieh mal einer wen wir hier haben.“ schnarrte eine Stimme rechts von mir. „Wenn das nicht Muttis Liebling ist.“ grinste Lucius Malfoy. „Guten Abend, Lucius.“ sagte ich zynisch und wollte weiter gehen. Er packte mich am Oberarm. „Nicht so schnell.“ Kalt lächelte er mich an. „Du willst mich doch nicht einfach stehen lassen, das wäre furchtbar unhöflich.“ Ich biss die Zähne zusammen und antwortete nicht. „Es ist wohl noch unhöflicher eine Dame daran zu hindern ihren Pflichten nachzukommen, Malfoy.“ Sirius löste bestimmt Lucius' Finger von meinem Arm. „Black, musst du deine kleine Hure beschützen?“ fragte der Blonde gehässig. „Mr. Malfoy, benehmen Sie sich.“ Mr. Potter stand nun ebenfalls bei uns. „Polaris, würdest du mir die Ehre dieses Tanzes gewähren?“ Ich nickte huldvoll und ließ mich dann auf die Tanzfläche führen. „Alles in Ordnung?“ fragte er mich freundlich. „Sicher, Mr. Potter. Mit Lucius komme ich klar.“ „Und mit Sirius?“ Ich lachte. „Sirius ist der beste Freund ihres Sohnes, Sie sollten etwas mehr Vertrauen zu ihm haben.“ „Er ist ein Black.“ stellte Mr. Potter trocken fest. Mr. Potter war ein Schulfreund meines Vaters. „Wie ist es derzeit in Hogwarts? James erzählt nicht viel.“ Was sollte er schon erzählen, dass er einmal mehr die Regeln übertreten hatte? „Es ist etwas stressig. Auf Grund der ZAGs werden wir mit Arbeiten überhäuft und das Quidditchtraining kommt noch hinzu. Der Tanzunterricht ist nach diesem Ball wieder vom Stundenplan gestrichen.“ „Und natürlich kommt noch das Nachsitzen hinzu, nicht wahr?“ Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Aber nicht doch, Mr. Potter.“ Es war längst dunkel. Ich ging zu einer der Terrassentüren und sah hinaus in den erleuchteten Garten. Hier und da sah ich ein Pärchen über die Anlage spazieren. Der Himmel war so dunkelblau, dass er fast schwarz wirkte. Trotz der Innenbeleuchtung konnte ich die Sterne sehen und den schmaler werdenden Mond. Eine einzige helle Wolke schob sich langsam über das Firmament und streute kurz nebeliges Licht, als sie den Mond verdeckte. Ich legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, die kalte Luft strich über meine Haut und hinterließ eine Gänsehaut. Ich verharrte so in der Tür und genoss den Trubel hinter mir ebenso wie die Ruhe vor mir. Ehe ich mich versah wurde ich nach draußen gezogen. Erschrocken öffnete ich die Augen und wollte gerade schreien, als ich die Unheil verkündenden Augen Sirius' erblickte. Tadelnd sah ich ihn an. „Man erschrickt eine Dame nicht.“ wies ich ihn zurecht. „Verzeiht, MyLady. Ich wusste nicht, wie ich mich einer solch vorbildlichen Dame hätte bemerkbar machen sollen.“ Der Sarkasmus in seiner Stimme strafte seine perfekten Manieren Lügen. „Würdet Ihr mir die Ehre erweisen und mit mir einen kleinen Spaziergang durch den Garten machen?“ Ich tat, als müsste ich überlegen. „Ich fürchte, meine Pflichten..:“ „Werden es nur kurz zulassen?“ Ich streckte ihm die Zunge heraus. „MyLady, das war unerhört.“ Wir gingen langsam auf dem hellen Kieswegen und näherten uns dem Mittelpunkt des Gartens. In den dunkleren Ecken küssten sich Paare und... Ich wollte lieber nicht wissen, was noch. Ich setzte mich auf den breiten Rand des Brunnens und ließ die Füße baumeln. „Bei Merlin, die Schuhe bringen mich um.“ seufzte ich. Sirius setzte sich ebenfalls und jetzt hatte er auch wieder sein schiefes Grinsen im Gesicht. „Und wie gefällt dir der Ball?“ „Die Gästeliste ist nicht so mein Fall.“ Es dauerte nicht lang und James fand uns. „Na ihr Turteltauben.“ „Haha.“ „Kalt?“ fragte James, als er mich ansah. Ich atmete tief ein. Ich hatte noch nicht geantwortet, da hatten James und Sirius mir ihre Umhänge umgelegt. „Zu freundlich.“ James und Sirius begannen sich zu unterhalten, ich starrte in den Sternenhimmel. „James?“ eine helle Stimme rief. „Mist, ihr habt mich nicht gesehen.“ Krone verschwand hinter dem Brunnen in einer Hecke. Eine brünette Slytherin mit dunklen Augen kam in einem bronzenen Kleid auf uns zu. „Habt ihr James gesehen?“ Sirius schüttelte den Kopf. „Aber ich stehe dir gerne zur Verfügung, Schnucki.“ Ich erhob mich. „Wir sehen uns morgen, Sirius.“ „Pey, du musst nicht...“ „Keine Sorge, meine Mutter würde es sicher nicht gutheißen, wenn ich länger fort bliebe.“ Mein Vater suchte bereits nach mir, der Ball war noch im vollem Gange. „Polaris, wo bist du gewesen?“ „Ich habe frische Luft geschnappt.“ „Alleine?“ „Nein Vater, James und Sirius haben mich begleitet.“ „Bitte kümmere dich um die Gäste.“ Es wurde ein langer Abend. Am liebsten hätte ich einen Freudentanz vollführt, als außer den Potters niemand mehr anwesend war. Zu sechst standen wir an der Bar. „Vier Champagner und zwei Butterbier.“ bestellte meine Mutter und reichte uns die Getränke. „Auf einen gelungenen Abend.“ James Mutter hob ihr Glas. Sie war eine hübsche Frau mit braunen Haaren und dunklen Augen. Sie war schlank und sah deutlich jünger aus, als sie tatsächlich war. „Auf einen gelungenen Abend.“ antworteten wir und tranken. „Habt ihr schon für Weihnachten etwas vor?“ fragte mein Vater. „Nun, James wollte in Hogwarts bleiben, wir werden wahrscheinlich zu Esmeraldas Eltern fahren.“ „Ihr könnt zu uns kommen. Polaris hat sicher nichts dagegen, sich mit Calla ein Zimmer zu teilen.“ „Dad! Ich wollte doch auch in Hogwarts bleiben!“ „Und ich sagte, das geht nicht. Jaspers Verlobungsfeier ist zwischen Weihnachten und Neujahr.“ „Aber wäre es nicht besser, wenn Calla einen Raum für sich hätte? Ich meine, das ist eine wichtige Zeit, oder?“ James klang als würde er laut überlegen. „Polaris kann nicht in Hogwarts bleiben.“ erklärte meine Mutter. „Wäre schon blöd, wenn Pol der armen Calla die Show stiehlt. Calla ist hübsch, aber wenn Polly da auftaucht...“ Er lies den Rest des Satzes in der Luft hängen. Meine Mutter sah mich besorgt an. Mein Vater konzentrierte sich, um nicht zu lachen. Auch Mr. Potter hatte damit so seine Schwierigkeiten. „Polaris, Schätzchen. Wenn du unbedingt darauf bestehst, darfst du in Hogwarts bleiben.“ „Vielen Dank, Mutter.“ „Nun denn,“ begann mein Vater. „es ist spät, wir sollten alle etwas schlafen. James und Polaris müssen schließlich früh zurück zur Schule.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)