The victorian ball von RyuAsuka (~La danse sous les étoiles~) ================================================================================ Kapitel 1: ~La danse sous les étoiles~ -------------------------------------- The victorian ball ~La danse sous les étoiles~ „Warum hab ich die Einladung nochmal angenommen?“ Gwendolyn Dalvin blickte etwas missmutig in den Spiegel und stellte fest, dass sie ihre Kleidung für den heutigen Abend immer noch nicht angezogen hatte. „Weil du einfach ZU nett bist, um ein Geburtstagsgeschenk einfach zurück zu weisen.“ Ihre Cousine, Elaine Dalvin, war hinter sie getreten und umarmte sie mit einem schelmischen Grinsen. Sie trug bereits ein prachtvolles, rotes Ballkleid, das, entsprechend dem Thema des heutigen Abends, im viktorianischen Stil gehalten war. „Ach was…!“, widersprach Gwen, löste sich aus der Umarmung ihrer Freundin und sah sie einen Moment lang musternd an. „Du siehst hübsch aus.“, meinte sie schließlich mit einem kurzen Lächeln und wandte sich anschließend dem Schrank zu, an dem ihr eigenes Kleid hing und darauf wartete, endlich angezogen zu werden. „Danke!“ Elaine lachte. „Und so… nett dein Anblick für den ein oder anderen Kerl auf diesem Ball im Moment auch sein würde – ich schätze, Regulus hätte gerne eine Begleitung mit einem hübschen Kleid wie deinem.“ Mit diesen Worten drehte sich die Gryffindor um und ging zur Türe hinaus. Gwendolyn sah ihrer Cousine einen Moment lang nach, ehe sie sich doch daran machte, ihr Kleid anzuziehen, das sie sich extra für diesen Anlass hatte zulegen müssen. Schließlich besaß nicht jeder einen ganzen Schrank voller Kleidung aus dem viktorianischen Zeitalter so wie Regulus Black. Zumindest glaubte sie, dass er fast ausschließlich nur solche Sachen in seinem dubiosen Zimmer aufbewahrte, denn nur sehr selten hatte sie ihn in ‘normaler‘ Alltagskleidung gesehen. Der Anblick, der sich ihr wenig später bot war, zugegebenermaßen, gewöhnungsbedürftig. Sie trug ein langes, fliederfarbenes Kleid, dessen Ärmel lediglich den oberen Teil ihrer Schulter bedeckten. Auf der rechten Seite befand sich auf ebendieser Höhe eine elegante Schleife, die sich nur sehr leicht im Farbton vom restlichen Kleid abhob. Dieses reichte auch nicht ganz bis zum Boden, sondern gab kurz davor den Blick auf einen weiteren Rock – dieser war weiß – frei. Der fliederfarbene Teil des Rockes zog sich nach links hin von beiden Seiten wieder etwas nach oben bis fast hin zur Hüfte. Von dort aus lief eine dezente Rüschenborte einmal um den ganzen Rock herum und sowohl der fliederfarbene wie auch der weiße Teil des Rockes warfen an deren unteren Enden breite Falten. Am Rücken war eine Schnürung angebracht, mit der man den oberen Teil des Kleides an die Beschaffenheit seines Körpers zurecht binden konnte. Zugegeben, das Kleid sah eigentlich ganz hübsch aus und auch die hier und dort vorhandenen, kleinen Sternchen, die nur dann funkelten, wenn Licht darauf fiel, machten daraus einen absoluten Traum und dennoch, die Ravenclaw war noch immer der Meinung, dass sie besser beraten gewesen wäre, wenn sie dieses Mal nicht zu nett gewesen wäre, um ein Geschenk abzulehnen. Aber jetzt war es ohnehin zu spät und sie würde sich damit abfinden müssen, dass Regulus sie als seine Ballbegleitung ausersehen hatte für heute Abend – warum auch immer sie diejenige war, die diese zweifelhafte Ehre erhalten hatte… Nachdem sie beschlossen hatte, die Haare offen zu lassen, machte sie sich schließlich auf den Weg nach unten, wo sie bereits die Stimmen von Elaine und Declan hörte, die wohl miteinander scherzten. „… meine Zwergenprinzessin.“, war alles, was sie vom Satz des ehemaligen Hufflepuffs hörte und sie konnte beobachten, wie ihre Cousine ihm sehr unladylike die Zunge rausstreckte. Hatte sie ihr nicht in den letzten Tagen extra einen ‘Crashkurs‘ gegeben wie sich eine Dame in solcher Kleidung und an solch einem Anlass verhielt? Und… war nicht Elaine diejenige gewesen, die sie EXTRA darum gebeten hatte? Gwendolyn seufzte und sah in Richtung Wohnzimmer und für die Dauer eines Herzschlages hielt sie, ohne es tatsächlich beabsichtigt zu haben, die Luft an. Regulus stand dort an die Seite des Türrahmens gelehnt und warf ihr einen anerkennenden Blick zu. Sein schulterlanges, schwarzes Haar hatte er ordentlich im Nacken zusammen gebunden und nur die ein oder andere Strähne hing in sein Gesicht und während er auf sie zutrat, bewegte sich sein knielanger, eleganter Gehrock ein wenig hin und her. Dieser wurde auf Brusthöhe von zwei silbernen Knöpfen zusammen gehalten, wie sie jetzt, da er vor ihr stand, entdeckte. Der jüngere der beiden Black Brüder lächelte und bot ihr seinen Arm an, damit sie sich auf den Weg machen konnten. Die Ravenclaw sah aus dem Augenwinkel heraus, dass Declan das Selbe bei Elaine tat und sie sich dieses Mal wirklich anstrengte, sich so elegant wie möglich bei ihrem Begleiter einzuhaken. Dieser grinste und zwinkerte ihr zu. Sie wünschte, sie hätte sich nur halb so gut mit Regulus verstanden, aber auf eine gewisse Art und Weise fühlte sie sich gerade geneigt zuzugeben, dass sie fand, dass dieser heute überaus… gut aussah. Natürlich konnte sie nicht sehen, wie die Ärmel seines Hemds aussahen, aber sie vermutete, dass diese ein klein wenig weiter sein mussten und seine braunen Stiefel passten – wie hätte es auch anders sein können? – hervorragend zu dem Rest seiner Kleidung. Die kleine Gruppe verließ den Grimmauldplace. Declan legte einen Arm um seine Begleiterin und wenig später waren sie verschwunden. Ihr Gegenüber schien einen Moment lang unentschlossen. Zwar waren sie schon das ein oder andere Mal Seit-an-Seit appariert, aber seit der kleinen Aktion am See war es als wüsste keiner von beiden mehr so recht, wie er mit dem jeweils anderen umgehen sollte. Aber schließlich kam er ihr ein klein wenig näher und schlang seinen Arm um ihre Taille. „Dein Kleid gefällt mir…“, flüsterte er an ihr Ohr, ehe sie beide ebenfalls apparierten und als sie ankamen, brauchte Gwendolyn ein paar Sekunden, ehe sie wieder klar denken konnte. Es war ihr ein einziges Rätsel, aber… seine Nähe, seine leise Stimme an ihrem Ohr… beides hatte eine etwas merkwürdige Wirkung auf sie, wenn sie bedachte, was sie beide vor gar nicht allzu langer Zeit dort am See getan hatten. „Alles in Ordnung?“, fragte er und Gwendolyn fand es etwas dreist, dass er dabei ein klein wenig erheitert klang. Sie nickte missmutig, hakte sich aber dennoch bei ihm ein, damit sie das Gebäude, das an ein riesiges Herrenhaus erinnerte, betreten konnten. Zwar hatte auf ihrer Einladung zum Ball nicht gestanden, an welchem Ort dieser stattfinden würde, aber sie vermutete, dass sie sich weit weg von England befanden. „Willkommen in Budapest.“, sagte er als sich die riesigen Türen zum Inneren des Schlosses öffneten. Sie betraten den Ballsaal, aus dem bereits Musik zu hören war. Die Decke des Saales war aus Glas, sodass man auch von Innen den Himmel, an dem bereits die ersten Sterne funkelten, sehen konnte. Gwendolyn warf einen flüchtigen Blick nach oben, aber nicht nur, um sich die durchsichtige Decke anzusehen, sondern auch die prunkvolle Ausstattung des Ballsaales. Dieser hatte zwei Stockwerke. Das, auf dem sie sich gerade befand und noch ein Zweites, auf das man sehen konnte, denn ringsherum war eine Art Balkon angebracht und auch dort standen viele Gäste mit ihren Begleitungen herum; unterhielten sich, lachten und stießen mit ihren Gläsern an. Am Geländer der Balkone waren goldene Verzierungen angebracht und an den Wänden standen auf weißen Sockeln die Nachbildungen von verschiedenen Fabelwesen. „Ist dies ein Ball nur für Hexen und Zauberer, die reinblütig sind?“, wollte die Ravenclaw wissen und warf ihrem Begleiter dabei einen schiefen Blick zu. Sie konnte sich vorstellen, dass die meisten Anwesenden aus reichen Familien stammten. Sogenannte ‘Reinblüterbälle‘ gab es schließlich zur Genüge. Regulus sah mit einem etwas amüsierten Blick auf Gwendolyn. „Es mag den Anschein haben, aber, du bist hier, Elaine und ihr Hufflepufffreund sind hier…“, ließ er den Satz unvollendet und deutete nach vorn auf die Tanzfläche. So sicher, wie auf diese Nacht irgendwann ein Tag folgen würde, an dem sie sich ein weiteres Mal fragen würde, wieso sie überhaupt mitgegangen war, würde sie wohl niemals die Vollendung seines Satzes erfahren, also ließ sie es bleiben, danach zu fragen, sondern folgte lediglich seinem Blick. War dies sein Ernst? Sie sollte allen Ernstes mit ihm tanzen? Gerade mit IHM? Natürlich, sie war seine Begleitung am heutigen Abend, aber trotzdem… Schloss das denn auch mit ein, dass sie dies tun musste? Sie erhaschte einen kurzen Blick auf ein rotes Kleid, das ihr bekannt vorkam und war sich sicher, dass ihre Cousine da gerade mit Declan tanzte. Gwendolyn gestattete sich ein kurzes, zufriedenes Grinsen – ihr Tanzunterricht bei Elaine war wohl doch nicht ganz spurlos an dieser vorbei gezogen! „Du siehst amüsiert aus.“, stellte Regulus schließlich fest und sorgte so dafür, dass sich die Ravenclaw darauf besinnen musste, mit wem sie hier war. „Mach dir da mal keine Gedanken drum.“, erwiderte sie lediglich und machte anschließend einen Schritt nach vorne, um ihren Begleiter daran zu erinnern, dass er sie gerade mehr oder weniger ebenfalls zum Tanzen aufgefordert hatte. Regulus lachte leise und führte sie dann auf die Tanzfläche, auf der er Gwendolyn, die gerade äußerst bezaubernd wirkte, wie er fand, einmal um die eigene Achse drehte, ehe sie beide damit begannen sich zu den Klängen des Walzers, der gerade gespielt wurde, zu bewegen. Der jüngere der beiden Black Brüder drehte die junge Frau einmal nach außen und dann so zu sich, dass sie kurz mit dem Rücken zu ihm stand. „Dein Werk?“, fragte er leise an ihr Ohr – Gwendolyns empfindliche Nackenhaare stellen sich dabei auf – und nickte dabei in Richtung Elaine, ehe er seine Tanzpartnerin wieder in die normale Position zurück brachte, damit sie weiter der Musik folgen konnten. „Bist du überrascht, dass ich es ihr beibringen konnte?“, fragte sie, verwirrt darüber, wieso ihn das überhaupt interessierte. Regulus zog sie zu sich, sodass sie beide für einen Moment die erforderliche Tanzhaltung des Walzers aufgeben mussten. „Mitnichten – ich bin mir sicher, du bist eine talentierte Lehrmeisterin.“, hauchte er gerade so laut, dass sie es hören konnte. Ein Schauer floss ihren Rücken hinab, als sein warmer Atem dabei ihre Lippen streifte. Gwendolyn räusperte sich und brachte wieder ein wenig mehr Abstand zwischen sich und ihren Gegenüber, der wohl irgendwie ganz genau zu wissen schien, was er da bei ihr auslöste. Sie hätte ihn am liebsten für seine dreiste Art ihr gegenüber ins Gesicht geschlagen, aber sie war nicht ihre Cousine und sie wusste sich auf solch einem Ball durchaus zu benehmen. Also brachte sie den Tanz genauso zu Ende wie sie ihn begonnen hatte. Elegant, gekonnt – sie würde sich Regulus gegenüber ganz gewiss keinen Patzer erlauben! Er führte sie zu einem Abschnitt des Buffets, von dem er sich sicher war, dass er Speisen bereit hielt, die die Ravenclaw mochte. „Entschuldige mich bitte einen Augenblick…“, sagte er, streifte ihre Hand mit einem galanten Handkuss und verschwand schon bald zwischen den vielen Menschen. Gwendolyn starrte ihm mit einem bösen Blick, den er ganz einfach spüren musste, hinterher, ehe sie sich dem vielfältigen Essen zuwandte, das sich direkt vor ihr befand. Es verging eine Weile, ehe das Orchester des heutigen Abends ein etwas flotteres Lied zu spielen begann und ehe sie sich versah, lagen die Hände ihrer Cousine an ihrer Hüfte, die sie zu sich mit einem schalkhaften Grinsen herum drehte. „Es wird Zeit, dass du dich auch mal amüsierst!“, sagte sie und zog ihre Cousine mit sich auf die Tanzfläche. Die beiden Mädchen hatten auch auf den Bällen von Hogwarts miteinander getanzt, ob es den Lehrern nun gepasst hatte, oder nicht. Ohne Zweifel hatte Elaine damals bei Weitem nicht so gut tanzen können wie jetzt und dennoch hatte sie meistens geführt; es war eine unausgesprochene Abmachung zwischen den beiden Mädchen und auch jetzt wirbelte die Gryffindor ihre Gegenüber über den Boden. Fröhlich lachend, kehrten sie schließlich zurück zum Bankett und grinsten sich an. „Ehrlich, Elaine, mit dir zu tanzen ist viel lustiger als mit ‘Mister Dubios‘.“, gestand sie. Darüber musste ihre Cousine lachen und stieß Gwendolyn kurz danach spielerisch in deren Seite.„Wenn man vom Teufel spricht…“ Regulus kam auf die beiden zu und Gwendolyn war sich sicher, dass sein Gesichtsausdruck gerade eben noch nicht ganz so freundlich gewesen war wie jetzt, da er vor ihnen stand. „Hi Elaine!“, grüßte er die Gryffindor. „Declan vermisst dich schon – ich würde ihn nicht allzu lange warten lassen.“ Damit deutete er in Richtung eines Tisches, auf dem viele verschiedene Getränke angeboten wurden. „Muss ich jetzt Mitleid haben?“, scherzte sie, grinste und kehrte dann doch zu ihrem Begleiter zurück. „Ihr beide habt da gerade für ein paar äußerst verwunderte Blicke gesorgt.“, teilte Regulus ihr mit, doch Gwendolyn zeigte sich davon unbeeindruckt. „Ist mir eigentlich ziemlich egal!“ Mit diesen Worten wandte sie sich um und ließ ihren Blick zu den tanzenden Paaren wanden. Die meisten der anwesenden Damen strahlten ihre jeweilige Begleitung vergnügt an, während sie sich zum Takt der Musik drehten. Sie selbst konnte nicht einschätzen wie ihr Gesichtsausdruck ausgesehen hatte als sie mit ihrer eigenen Begleitung getanzt hatte, aber falls dieser unfreundlich gewesen war, so ließ sich Regulus, der vollkommen schweigend - wie meistens – und ihrem Blick folgend, neben ihr stand, nichts davon anmerken. Bevor sie alle hier her gekommen waren, hatte Gwendolyn erwartet, dass der heutige Abend ihr endlos lange und langweilig vorkommen würde. Doch stattdessen hatte sie irgendwann sogar Gefallen daran gefunden, denn Regulus war nicht der einzige Mann, dem aufgefallen war, dass sie tanzen konnte und obwohl dieser niemals Anstalten machte, einen jungen Mann davon abzuhalten, sie zum Tanzen aufzufordern, so schien er dennoch jedes mal erfreut, wenn sie zurück kehrte. Die Zeit verging. Elaine hatte ihre Cousine noch des Öfteren mit sich auf die Tanzfläche gezogen und sie auch das ein oder andere Mal an Declan weiter gereicht. Währenddessen hatte sich die Gryffindor entweder Regulus, oder einen anderen, gutaussehenden, jungen Mann geschnappt, um mit diesem zu tanzen, ehe sich die Vier an dem Tisch wiedertrafen, an dem die Getränke ausgegeben wurden. „Bald wird der letzte Walzer des Abends gespielt.“, stellte der ehemalige Slytherin fest und stellte sein Weinglas neben sich. „Wieso geht ihr beide nicht schon mal auf die Tanzfläche?“, schlug er vor und meinte damit Elaine und Declan. „Gwendolyn, ich würde dir gerne etwas zeigen.“ Regulus bot der Angesprochenen seinen Arm an und Elaine schubste ihre Cousine ein wenig in diese Richtung. „Also dann, wir sehen uns nachher.“, informierte sie sie und ließ sich eine Sekunde später von Declan zur Tanzfläche führen. Gwendolyn hakte sich zwar bei dem ihr dargebotenen Arm ein, war allerdings nicht ganz sicher über die Absicht des jungen Mannes neben ihr. Ohne etwas zu sagen, führte dieser sie nach draußen auf eine Außenanlage an der Nordseite des Herrenhauses. Zuerst betraten sie eine Terrasse, doch dies schien nicht Regulus‘ Ziel zu sein, denn er führte sie die Treppe hinab, die sich zu beiden Seiten der kleinen Erhöhung befand. Der mit vielen, teuren Steinen gepflasterte Weg führte in eine riesige Gartenanlage, von der das Mädchen sicher war, dass sie unzählige, verschiedene Blumenarten enthalten musste. Aber, dass sie sich da getäuscht hatte, begriff sie nur wenige Augenblicke später und sekundenlang konnte sie den Blick nicht abwenden von dem Meer aus Orchideen, das links und rechts neben dem Weg wuchs. „War es das, was du mir zeigen wolltest?“, fragte sie und ihre Stimme klang dabei beinahe andächtig. „Auch…“, antwortete Regulus und der geheimnisvolle Unterton in seinen Worten sorgte dafür, dass sie ihm ihren Blick zuwandte. Er nahm ihren Arm, hakte ihn bei sich unter und zog sie noch ein Stückchen weiter, bis der Weg zu einem kleinen, runden Platz führte, der wohl dessen Ende darstellte. „Sieht mal nach oben.“ Die Ravenclaw, die noch immer überaus überwältigt war von dem Anblick, der sich ihr gegenüber geboten hatte, gehorchte zumindest dieses eine Mal, ohne seine Anweisung in Frage zu stellen. Sie hielt den Atem an. Der Sternenhimmel über dem Jardin du Luxembourg in Paris war schon beeindruckend gewesen, doch hier waren weit und breit keine Laternen zu sehen, die den Weg ein wenig erhellten und auch das Licht des Herrenhauses, das ihr verraten hatte, um welche Blumen es sich in diesem Garten handelte, lag nun zu weit entfernt von ihnen, um etwas vom Licht der vielen, Milliarden Sterne über ihnen zu stehlen. Ihr Blick hing gebannt am Himmel, sodass sie erst dann bemerkte, dass Regulus sich ihr genähert hatte, als dieser seine rechte Hand an ihre Hüfte legte und mit seiner Linken ihre Rechte ergriff. „Du willst tanzen? Hier? Ohne Musik?“, fragte sie etwas verwundert. Irgendetwas lief gerade mächtig schief. Nicht, dass sie sich vor ihrem Gegenüber fürchtete, oder etwas dergleichen, aber ihm hier draußen wieder einmal so nahe zu sein, sollte kein Anlass sein, der sie dazu brachte, ihn gewähren zu lassen. Allerdings fiel ihr auch nicht ein, wie sie von ihm zurückweichen sollte, ohne dabei unhöflich zu wirken. Sie seufzte – Elaine hatte Recht; sie war wohl tatsächlich zu nett und anständig für so etwas… „Es ist der letzte Walzer. Wir sollten ihn tanzen, oder was denkst du?“, sagte er vollkommen ruhig und so als würden sie beide mitten im Saal stehen und nicht in einer dubiosen Gartenanlage, fernab allem anderen. „Schließ deine Augen…“ Oh, oh, oh. Seine Stimme war leise und sie wusste auch, wieso – seine Lippen waren ihrem rechten Ohr gefährlich nahe gekommen. Zum dritten Mal an diesem Abend floss ein Schauer ihren Rücken hinab. „Wieso…?“ Er lachte an ihr Ohr und richtete sich dann wieder auf. „Oh, Gwen. Tu es doch einfach.“, wies er sie an, woraufhin sie zuerst fast trotzig ihr Kinn hob, ehe sie seiner Aufforderung leise seufzend nachkam. Sie beide begannen zu tanzen und plötzlich glaubte sie zu hören, welche Musik gerade im Ballsaal gespielt wurde. Überrascht wollte sie ihre Augen öffnen, doch das leise „Lass sie geschlossen.“ ihres Gegenüber hielt sie davon ab. Was war das nur für eine seltsame Magie? Denn, Magie musste ganz eindeutig im Spiel sein, waren sie doch viel zu weit entfernt, um die Musik tatsächlich hören zu können. Dies hier war, zugegebenermaßen eine ungewohnte Situation für sie. Nicht nur, dass sie hier wieder einmal vollkommen allein in der Dunkelheit mit Regulus war – sie musste ihm die uneingeschränkte Führung überlassen. Nicht nur, weil ein Walzer dies nun einmal erforderte, nein, sie hatte ihre Augen geschlossen und musste deshalb darauf vertrauen, dass ihr Begleiter genau wusste, was er tat und dieser Aspekt fiel ihr am schwersten. Hatte sie ihn und seine Absichten doch noch nie richtig einschätzen können. Aber Zauber dieser Nacht, der Ort, an dem sie sich befanden und sie Musik, die überall zu sein schien, hielten sie derart gefangen, dass sie Regulus gewähren ließ. Der junge Mann, in dessen Armen sie sich gerade befand, drehte sie nach außen und schließlich wieder so zu sich, dass er ihren Nacken flüchtig mit seinen Lippen berühren konnte, ehe er weitertanzte als hätte er dies eben nicht getan. Sie drehten sich ein paar Mal um die eigene Achse, Regulus schickte sie fort – natürlich hielt er dabei immer ihre rechte Hand fest -, zog sie wieder zu sich, drehte sie erneut ein; Gwendolyn erschien es, als wäre der Boden zu ihrer beider Füßen schlichtweg nicht mehr existent, oder gar nötig und als die Musik schließlich verklang und sie ihre Augen wieder öffnete, war ihr schwindlig und dies ganz bestimmt nicht nur von den Drehungen. Etwas atemlos blickte sie ihn das Gesicht des ehemaligen Slytherins, nicht sicher wissend, was sie nun von all dem halten sollte. „Ich schätze, ich bringe dich besser zurück, sonst denken deine Freunde noch, ich hätte dich entführt.“, meinte Regulus lächelnd. Die Ravenclaw hätte ihm nur zu gerne gesagt, dass er das doch in gewisser Hinsicht gerade getan hatte, aber stattdessen schwieg sie und ließ sich stattdessen von ihm zurück zum Ballsaal führen, wo sie bereits von Elaine und Declan erwartet wurden. „Wo wart ihr denn?“, wollte Elaine wissen, „Ihr habt den letzten Walzer verpasst!“ Sie grinste hintergründig. „Ich wünschte fast, ich hätte das…“, murmelte Gwendolyn und war sich nicht ganz sicher, ob sie wollte, dass ihre Cousine erfuhr, welchen eigenartigen letzten Walzer sie da gerade erlebt hatte. Elaine hob eine Augenbraue, fragte aber nicht weiter – ihre beste Freundin würde ihr spätestens am nächsten Tag ohnehin erzählen, wie sie das gemeint hatte. Der Ballsaal leerte sich und es dauerte auch nicht lange, bis auch Declan mit Elaine am Arm und Regulus voraus mit Gwendolyn dem Beispiel der anderen Gäste folgten. Letztere fühlte ihre Müdigkeit erst als sie zurück im Grimmauldplace waren, doch anstatt nach oben in ihr Zimmer zu gehen wie ihre Cousine, die Declan ganz einfach mit sich nahm, ging sie ins Wohnzimmer und ließ sich dort auf die äußerst einladende Couch fallen. Sie war sich sicher, dass sie heute keinen Schritt mehr machen konnte und wollte. Außerdem war ihr immer noch schwindlig und das gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie war sogar zu müde, um zu protestieren als Regulus sich neben sie setzte, denn es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie einfach einschlief und dabei ein wenig zur Seite kippte, sodass dem jungen Mann neben ihr nichts anderes übrig blieb als den Arm um ihre Schultern zu legen. Ein kurzes Grinsen huschte über Regulus‘ Lippen, gefolgt von einem Lächeln als er in das schlafende Gesicht der jungen Frau blickte. Spätestens am nächsten Morgen, wenn sie wach und ausgeschlafen war, würde sie sein wie immer und als aller erstes würde er ihr wohl die Frage beantworten müssen, wieso sie an seine Seite gekuschelt geschlafen hatte. Er lachte leise. Darauf eine passende Antwort zu geben würde sicherlich amüsant werden…! To be continued Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)