Der Weg zu dir von RuffysKreationen (Kapitel 13: "Ich liebe dich") ================================================================================ Kapitel 13: Ich liebe dich -------------------------- Vivi brachte uns nach dem Frühstück in den Thronsaal, wo ihr Vater bereits auf uns wartete. Er lächelte zufrieden, als wir auf ihn zukamen. Einige Wachen stellten sich hinter uns auf, auch Igaram, Peruh und Chaka waren anwesend. „Schön, euch alle munter zu sehen“, begann Kobra. „Wir alle sind euch wirklich sehr dankbar. Ohne euch wäre Alabasta ins Chaos gestürzt. Wer weiß, was noch geschehen wäre.“ Seine Stimme wurde ernst, Vivi griff automatisch nach meiner Hand. Sie stand die ganze Zeit neben mir. „Natürlich möchte ich mich für euren wagemutigen Einsatz erkenntlich zeigen“, fuhr er fort und schaute jeden von uns nacheinander an. „Ihr dürft jeden Wunsch äußern.“ Oh nein… „Yohohoho! Wenn ihr das so sagt“, begann Brook, doch ich trat so fest es ging auf seinen Fuß. „Aua! Was sollte das?!“, schrie er aufgebracht. Kobra sah uns verwirrt an. „Seinen Wunsch willst du bestimmt nicht hören, Papa“, klärte Vivi ihn auf. „Okay, ich halte mich zurück“, sagte Brook betrübt. „Nun denn, wie kann ich mich erkenntlich zeigen? Es muss doch etwas geben, was ihr euch wünscht?“, fragte Kobra erneut. Wir schwiegen. „Was ist mit dir, Lina?“, fragte er nun das kleine Mädchen neben Brook. „Ich?“, fragte sie schüchtern. „Nun ja, ich wünsche mir eigentlich…nur…eine Familie…“ Natürlich wünschte sie sich das. In so jungen Jahren auf sich allein gestellt zu sein, war überhaupt nicht schön. Kobra schien überrascht über ihre Antwort. Bevor es noch schlimmer wurde… „Wir fühlen uns wirklich geehrt, dass du unsere Wünsche erfüllen willst, aber das ist nicht möglich. Niemand kann sie uns erfüllen“, erklärte ich. „Wir sind Vivi’s Freunde. Es war selbstverständlich, dass wir ihr helfen. Und das werden wir auch immer wieder tun.“ „Meinen Wunsch könnte man erfüllen“, schmollte Brook und ich verpasste ihm einen kräftigen Stoß in die Rippen. „So ist das also“, murmelte Kobra vor sich hin, richtete aber seinen Blick sofort auf uns. „Mich wundert es sehr, dass nicht die ganze Strohhutbande aufgetaucht ist. Hat das einen bestimmten Grund?“ Super, Schwierigkeiten direkt vor mir! Warum starrten mich jetzt alle hilfesuchend an? „Ganz einfach…“, begann ich und suchte nach einer Ausrede. „Als wir die Neuigkeiten über Alabasta gehört haben, hat Ruffy beschlossen, nur Brook und mich zur Hilfe zu schicken. Es wäre viel zu gefährlich geworden, wenn sich der Piratenkönig hier aufhalten würde.“ „Das ist natürlich sehr schade, aber wahrscheinlich die beste Möglichkeit“, gab Kobra zu und schien mit meiner Antwort zufrieden zu sein. Hatte er eigentlich gemerkt, dass Vivi meine Hand nicht losließ? Wenn nicht, war er sehr dämlich… „Farquard’s Leichnam und seine Gefolgsleute werden bald der Marine übergeben. Wir werden natürlich dafür sorgen, dass euch nichts geschieht“, versicherte uns Kobra, aber diese Bemerkung schien mir nur nebenbei gesagt worden zu sein. Er wusste sicherlich, dass wir unter Schutz der Weltregierung standen. „Mein Vater wurde hinterhältig mit Keimen infiziert“, erklärte Vivi, als wir den Thronsaal verlassen hatten. Brook und Lina waren nach draußen gegangen, wo sich die Stadtbewohner bereits versammelt hatten. „Deswegen ist das alles erst so weit gekommen. Aber zum Glück bist du aufgetaucht…“ Mein Herz hüpfte vor Freude. Ich sollte es ihr jetzt sagen! Genau hier. Tja, wäre auch zu schön gewesen… „Prinzessin Vivi! Die Menschen sind versammelt. Sie erwarten eure Rede“, störte natürlich Peruh. „Gut, komm, lass uns gehen!“, sagte Vivi lächelnd und sah mich an. „Wolltest du etwas sagen?“ Ich schüttelte den Kopf und folgte ihr nach draußen. Ihre langen Haare wehten wunderschön mit jedem Schritt, den sie tat. Ihr rosafarbenes Kleid umspielte ihre Beine wunderbar. Wie lange durfte ich diesen Anblick noch sehen? Vivi ging entschlossen die Treppen ein wenig hinunter. Hunderte Menschen waren auf dem Platz vor dem Palast versammelt. Es war atemberaubend. Auch Lina und Brook schienen begeistert davon zu sein. Als die Menge Vivi erblickte, jubelten alle Menschen durcheinander. Vivi’s Blick war nun erleichtert. Sie winkte ihrem Volk zu und strahlte. Ich stellte mich zu meinen Begleitern, die, wie die Wachen auch, eher seitlich standen. „Ich habe gute Neuigkeiten für euch!“, rief Vivi mit fester Stimme in die Menge. „Farquard wird uns nicht mehr erpressen! Der Alptraum hat endlich ein Ende!“ Freudengeschrei, das immer lauter wurde, ging durch die Menschenmasse. Auch Freudentänze wurden aufgeführt. „Gestern wurden er und seine Männer von tapferen Kriegern besiegt. Diese Krieger wollen wir natürlich ehren! Zeigt euren ganzen Dank!“, fuhr Vivi fort und winkte uns zu sich. Die Menge jubelte weiter, auch als Lina, Brook und ich vortraten. Auch Peruh stand nun vorne und sprach: „Heute Abend werden wir ihnen zu Ehren ein großes Fest abhalten! Wir hatten uns schon auf eine Hochzeit vorbereitet, das können wir ja heute getrost opfern!“ Noch mehr Jubelschreie. Dass niemand dabei taub wurde… „Wow, wir sind Helden!“, freute sich Lina, als wir wieder in den Palast gingen. „Das ist so cool!“ „Yohohoho! Vielleicht kann ich heute Abend die eine oder andere Dame um etwas bitten“, freute sich auch Brook und erntete einen bösen Blick von mir, was ihn aber nicht zu stören schien. „Es ist so schön, wieder strahlende Gesichter zu sehen!“, sagte Vivi überglücklich. Ihre Augen funkelten förmlich vor Glück. Konnten sie uns endlich mal allein lassen? „Ah, da fällt mir was ein! Ich wollte König Kobra ja um etwas bitten“, sagte Brook plötzlich. „Keine Sorge, nicht das, was du denkst!“ Mit einem Grinsen verschwand er um die Ecke. Konnte sich nicht auch Lina erbarmen? „Und was tun wir jetzt?“, fragte sie auch gleich neugierig. „Jetzt gehen wir ins Waisenhaus. Da sind ganz viele Kinder, die sich schon darauf freuen, mit uns zu spielen“, antwortet Vivi und strich ihr über den Kopf. „Das klingt toll!“, freute sich Lina und schnappte sich auch gleich Vivi’s Hand. „Los geht’s!“ „Du kommst doch auch mit, oder?“, fragte mich Vivi. Mir blieb ja keine andere Wahl. Meinen linken Arm konnte ich ja wieder bewegen und solange mir kein Balg auf die Schulter sprang, konnte es ja nicht so schlimm werden. Tja, das dachte ich… Wir gingen die Hauptstraße entlang. Vivi und Lina gingen Hand in Hand, ich trottete eher hinterher. Noch mehr Kinder würde ich nicht ertragen. Nach einigen Abzweigungen waren wir auch schon da. Was ich sah, gefiel mir ganz und gar nicht. Eine Horde von Kindern rannte auf uns zu, sprang auf uns, benutzte uns als Klettergerüst! Nur Lina schien es zu gefallen, da sie natürlich mitmachte. Vivi störte sich überhaupt nicht daran. Sie ging so sanft mit den Kindern um, umarmte fast jeden einzelnen und lachte mit ihnen. Nachdem beschlossen wurde, ein Ballspiel zu spielen, herrschte auch einigermaßen Ruhe. Lina hatte sofort neue Freunde gefunden und war auch mit Eifer im Spiel dabei. Vivi setzte sich zu mir auf die Bank, die auf dem Hof des Waisenhauses stand. „Es ist schön, die Kinder so glücklich zu sehen“, seufzte sie und beobachtete das Spiel. War jetzt die perfekte Gelegenheit, meine Liebe zu gestehen? Tja, das dachte ich… Die Leiterin des Heimes setzte sich zu uns und bedankte sich für den Besuch. „Es ist selten, dass sich königliche Leute direkt unter das Volk mischen. Ich habe schon in einigen anderen Ländern gelebt, aber nur hier spüre ich die Liebe zum Volk“, sagte die dicke Frau. „Und vor allem habe ich noch nie neben einem echten Helden gesessen.“ Sie lachte und warf mir einen Blick zu, der fast einen Würgereiz auslöste. Vivi hatte das wohl gesehen und kicherte vor sich hin. „Sag mal, Zorro, wieso ist Lina bei dir?“, fragte Vivi und auch die Heimleiterin schien Interesse an der Antwort zu haben. „Es war ehr Zufall. Brook und ich haben ihre Heimatstadt vor Piraten gerettet“, erklärte ich. „Als der Kampf mit ihnen rum war, hat sie mich gebeten, sie mitzunehmen. Die Bewohner der Stadt meinten, sie hätte keine Eltern und wollte schon immer aufs Meer hinausfahren. Naja, so hat sie sich uns angeschlossen.“ „Armes Ding“, sagte die dicke Frau traurig. „So jung und schon ganz allein auf der Welt. Ich kann sie gerne hier im Haus aufnehmen.“ „Nein, das können wir ihr nicht antun“, sagte Vivi. „Sie hat den Wunsch geäußert, eine Familie zu haben. Da kommt ein großes Waisenhaus nicht so recht in Frage.“ Nein, das hatte sie doch wohl nicht wirklich gesagt? Würde ich das Kind niemals loswerden? „Oh, das ist natürlich eine andere Sache“, stimmte die Leiterin zu. „Ob wir hier auch eine Familie für sie finden werden? Schließlich ist mein Waisenhaus nicht umsonst so groß. Ich kann nur wenige Kinder vermitteln.“ „Das musst du auch gar nicht“, kicherte Vivi. Ich spürte ihren Blick auf mir ruhen. Nein, warum tat sie mir das an? „Es wäre besser, wenn sie bei den Leuten bleibt, die sie schon kennt.“ Sie stand auf und streckte ein wenig ihre Beine. „Ich gehe noch ein wenig mit den Kindern spielen.“ Mit einem Lächeln ging sie auf das Spielfeld zu. „Du liegst ihr sehr am Herzen“, ertönte die Stimme der Frau neben mir. „Prinzessin Vivi hat in den letzten Tagen sehr viel durchmachen müssen. Es ist schön, ihr Lächeln wiederzusehen. Leider weiß man nicht, ob es auch wirklich echt ist oder nur eine Fassade.“ „Sie kann ihre wahren Gefühle sehr gut verbergen“, stimmte ich zu. „Naja, und vielleicht hat sie auch recht mit Lina. Natürlich hätte sie hier viele Freunde, aber das ersetzt nicht die tiefe Geborgenheit einer Familie.“ „Du bist ohne Eltern aufgewachsen, stimmt’s?“, fragte sie nun. Ich nickte nur. „Hihi, ihr werdet eine wunderbare Familie“, lachte sie und ging nun auch zu den spielenden Kindern. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sich Vivi eine eigene Familie wünschte. Sie liebte die Kinder und wollte mit Sicherheit auch eigene haben. Nach dem, was Farquard ihr angetan hatte, würde sie sicherlich sehr zurückhaltend mit diesem Wunsch sein. Und trotzdem lächelte sie. Es war ihr wahres Lächeln. Ihr Alptraum war vorbei und das wusste sie. Ich musste doch endlich mal eine Gelegenheit finden, ihr meine Gefühle zu offenbaren. Als wir damals auf der Insel gestrandet waren, hatte sie mich nicht aussprechen lassen. Doch sie fühlte genauso wie ich. Ich würde noch wahnsinnig werden, wenn ich es ihr nicht bald sagte! Die Sonne wanderte weiter zum Westen und würde bald untergehen. Die Stadtbewohner bauten Reihen von Tischen und Bänken auf dem Palastvorplatz auf. Die waren ganz schön in Feierlaune. „Yohohoho! Und das alles nur, weil wir sie gerettet haben!“, lachte Brook. „Es ist toll, ein Held zu sein!“, schwärmte Lina. Sie sollten sich nicht zu sehr daran gewöhnen. „Kriegt euch wieder ein“, ermahnte ich die Beiden. Vivi war nach dem Waisenhausbesuch verschwunden, um die Vorbereitungen für das Fest zu kontrollieren. Alles war hektisch und durcheinander. „Wie ich das alles hasse“, brummte ich. War ja schön und gut, dass sie sich freuten, aber warum mussten wir unbedingt dabei sein? Rummeckern half ja sowieso nicht. Ich hoffte nur, dass sie genug Alkohol hatten, damit ich das alles ertragen konnte. Ich hatte immer noch keine Gelegenheit, mit Vivi allein zu sein. Das Schicksal konnte mich wirklich nicht leiden. Ständig funkte jemand dazwischen, egal ob Peruh, die Frau von Waisenhaus oder Brook und Lina. Wenigstens einmal konnten sie doch mal Rücksicht nehmen! „Da bist du ja, Zorro!“ Ich drehte mich zu der Stimme um und sah dem Arzt direkt ins Gesicht. „Ich muss noch deinen Verband wechseln. Nach dem Fest werde ich mit Sicherheit nicht mehr in der Lage dazu sein“, lachte er. Oh, wie ich das hasste… Er zerrte mich zum Krankenzimmer, wo er bereits neuen Verband, Tupfer und Desinfektionsmittel bereitgestellt hatte. „Die Wunde verheilt sehr gut“, murmelte er vor sich hin und tupfte alles Mögliche darauf. Das Brennen wurde immer unangenehmer. Danach zückte Dr. Oho den Verband und schon war alles vorbei. Zum Glück. In einem unbeobachteten Moment würde der Verband sehr schnell verschwinden. Mit dem hatte man einfach keine Bewegungsfreiheit. „Darf ich reinkommen?“ Vivi lugte durch die Tür. „Ja, wir sind fertig“, antwortete Dr. Oho und packte seine Sachen zusammen. „So, das Fest wartet!“ Mit diesen Worten verschwand er aus dem Zimmer. Endlich allein? Ich traute dem Frieden nicht. „Hier, frische Kleidung“, sagte Vivi und reichte mir ein Hemd und eine Hose. „Heute herrscht wirklich Ausnahmezustand in ganz Alabasta. Überall wird gefeiert.“ Sie starrte aus dem Fenster, während ich mir die Hose anzog. „Ist doch verständlich“, bemerkte ich und widmete mich dem kurzärmeligen blauen Hemd. Kam ich mit meiner Schulter rein? Eine falsche Bewegung und es schmerzte… Vivi seufzte. Sie drehte sich zu mir um und beobachtete, welche Probleme ich hatte. Kichernd kam sie zu mir und nahm mir das Hemd aus der Hand. „Wie ein kleines Kind“, flötete sie und half mir mit den Ärmeln. „Das ist nur eine Ausnahme“, brummte ich zurück. Sie knöpfte mir sogar noch das Hemd zu. War jetzt die richtige Gelegenheit? „Ich habe dich sehr vermisst“, gab Vivi zu und schaute zu mir auf, ihre Hände ruhten an meinem Kragen. „Ich dich auch“, sagte ich leise und legte meine Arme um sie. Endlich spürte ich wieder ihre Nähe. Diesmal zitterte sie nicht wie Espenlaub. Sie war völlig entspannt und glücklich. „Wirst du dein Versprechen auch wirklich halten und für immer bei mir bleiben?“, fragte sie etwas schüchtern. „Natürlich“, antwortete ich auch gleich. Unsere Gesichter kamen sich immer näher… „Prinzessin Vivi!“ Natürlich… Peruh platzte in das Zimmer und blieb erschrocken stehen. „Verzeihung!“, sagte er und verneigte sich. Irgendwie war heute der Wurm drin. „Euer Vater wartet bereits auf euch. Das Fest muss eröffnet werden.“ „Jaa, ist ja gut“, sagte Vivi enttäuscht und löste sich von mir. Peruh verschwand wieder aus dem Zimmer und Vivi sah mich an. „Tut mir Leid. Wenn das Fest vorbei ist, werden wir die Zeit zusammen verbringen“, sagte sie entschuldigend und hauchte mir einen kleinen Kuss auf die Lippen. So zart und weich… Auf dem Weg nach draußen erklärte sie mir, dass sie Peruh ein wenig von uns erzählt hatte. Hätte er nichts gewusst, hätte er sich mit Sicherheit zwischen uns geworfen, mich erstochen oder sonstwas getan… Kobra wartete bereits ungeduldig auf Vivi, die schnell zu ihm eilte. Auch sie hatte sich umgezogen und trug ein weißes Sommerkleidchen. Stand ihr sehr gut. „Es ist schön, euch alle wohlauf zu sehen!“, rief Kobra in die Menge, als Vivi neben ihm zum Stehen kam. „Nun ist der Alptraum vorbei. Es ist einiges vorgefallen, was unverzeihlich ist, aber das wollen wir ruhen lassen, denn Farquard ist tot! Freuen wir uns über unsere wiedererlangte Freiheit!“ „Lasst das Fest beginnen!“, rief Vivi. Brook und einige andere Musiker begannen auch gleich, auf ihren Instrumenten zu spielen. Die Menschen tanzten alle durcheinander. Vivi und ich setzten uns an einer der Tischreihen. Es gab Essen in Hülle und Fülle. Das waren wohl die ganzen Vorräte, die für die Hochzeit gedacht waren. „Was für eine Erleichterung“, seufzte Vivi und tat sich etwas von dem Essen auf den Teller. „Keine Hochzeit!“ „Da solltest du dich nicht zu früh freuen“, ertönte Kobra’s Stimme hinter uns. „Du bist schon 19 Jahre alt und immer noch nicht verlobt. Das gehört sich nicht für eine Prinzessin.“ Wünschten sich deshalb die kleinen Mädchen, eine Prinzessin zu sein? Krankes Volk… Kleines Mädchen…wo war eigentlich Lina abgeblieben? Das fing ja gut an! Ich hatte das Kind verloren! Ob gut oder schlecht war jetzt erstmal Nebensache. Mein Blick streifte durch die Menge. Warum war sie auch so klein? „Was ist?“, fragte Vivi. „Ich habe das Gör verloren…“, gab ich zu. „Weit kann sie ja nicht sein. Sie hängt an dir und würde nicht abhauen“, kicherte sie. „Keine Sorge.“ Der Abend schritt fort und die Langeweile wurde größer. Vivi unterhielt sich dauernd mit verschiedenen Leuten. Ob sie Lust hatte, mit mir zu tanzen? Sie mochte das schließlich. Endlich war sie in keinem Gespräch mehr verwickelt. „He, Vivi. Möchtest du tanzen?“, fragte ich sie und sie nickte sofort überglücklich. Wir mischten uns unter das Volk und fanden schnell in den Rhythmus hinein. „Endlich keine nervigen Fragen, die ich beantwortet muss“, sagte Vivi erleichtert. „Wirklich nervig, wenn sich alle Leute mit einem unterhalten wollen.“ „Du bist die Prinzessin, was erwartest du?“, lachte ich. „Ein wenig mehr Abstand…aber es ist schön, dass alle so ausgelassen feiern.“ Wenn jetzt nicht die perfekte Gelegenheit war, wusste ich auch nicht mehr. Ich sollte aufhören, so viel zu denken… „Vivi, ich wollte dir schon die ganze Zeit etwas sagen“, traute ich mich endlich. Sie sah zu mir auf, leicht fragend und sanft lächelnd. „Dauernd wurden wir gestört, aber jetzt ist der perfekte Zeitpunkt. Ich-„ „Partnertausch!“ Plötzlich wurde mir Vivi aus meinen Armen gerissen und die dicke Frau vom Waisenhaus stand vor mir. „Hallo, du Held!“, begrüßte sie mich und tanzte munter weiter. Welt, was hatte ich dir angetan?! „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Mirabelle. Nenn mich ruhig Miri.“ Sie zwinkerte mir zu. Ihre Haare waren kinnlang und gewellt, die Haarfarbe lag irgendwo zwischen blond und hellbraun. Und wo war Vivi? Ich suchte sie in der Menge, während alle durcheinander tanzten. Endlich sah ich sie auch. War das Corsa, mit dem sie da tanzte? „Sei doch nicht so schüchtern“, seufzte Mirabelle. „Unterhalte dich doch ein wenig mit mir!“ Sie folgte meinem Blick und fand Vivi und Corsa zusammen tanzen. „Ah, verstehe, du bist eifersüchtig“, sagte sie wie selbstverständlich. „Nein“, brummte ich. Kobra war inzwischen einige Stufen nach oben gestiegen und hatte den Partnertausch veranlasst. Na klar, das war Absicht. „Hört mir zu!“, rief er nun und die Musik erstarb. Alle drehten sich zu den Palaststufen, auf denen sich der König befand. „Ich denke, es ist allen bewusst, dass Prinzessin Vivi baldmöglichst heiraten muss.“ Das meinte er doch nicht ernst, oder? „Vivi, Corsa, kommt doch bitte zu mir“, bat er das Tanzpaar. „Oh, das ist wirklich süß“, pfiff Mira. „In aller Öffentlichkeit!“ Bitte nicht… Sie standen neben Kobra, der stolz lächelte. Corsa nickte und wandte sich Vivi zu. Sie wich allerdings einen Schritt zurück. „Nein, das ist nicht euer Ernst!“, rief sie aufgebracht. Ich bahnte mir langsam einen Weg nach vorne. „Natürlich ist das unser Ernst!“, sagte Kobra ruhig. „Wir kennen uns schon so lange Vivi“, begann Corsa. „Und heute möchte ich diesen Schritt wagen!“ Natürlich, erst war sie einem notgeilen Käsefresser entkommen und jetzt sollte sie den nächsten heiraten müssen. War ihr eigener Wille nichts wert? Corsa kniete sich hin und nahm Vivi’s Hand. „Prinzessin Vivi, wollt ihr-„ „Stopp!“, rief ich dazwischen. Super Aktion, und jetzt? Verwirrt sah er mich an, als ich auf sie zukam. „Geht das alles nicht ein bisschen zu schnell?“, fragte ich und versuchte so, mich rauszureden. „Wieso mischst du dich ein?“, fragte Kobra aufgebracht. Gut, darauf konnte ich nicht antworten, wäre auch zu peinlich in aller Öffentlichkeit gewesen. „Gegenfrage: Warum tust du ihr das an?“, fragte ich knapp. Kobra sah mich verwirrt an. Mein Herz raste vor Aufregung. Ich verfluchte mich, dass ich nie gründlich nachdachte, bevor ich etwas tat. „Vivi kennt ihre Pflichten als Prinzessin. Ich tue ihr gar nichts an. Außerdem spricht nichts gegen eine Hochzeit mit jemandem, den sie seit ihrer Kindheit kennt!“, konterte er. Mist, Punkt für ihn. „Trotzdem will ich selbst entscheiden!“, mischte sich Vivi ein. „Natürlich kenne ich Corsa schon sehr lang. Du kannst ruhig wieder aufstehen.“ Corsa stand wieder auf und ließ ihre Hand los. „Aber ich liebe ihn nicht! Bei einer Hochzeit sollte doch Liebe im Spiel sein, oder nicht? Gerade jetzt merke ich, dass diese alten Traditionen zu Nichts zu gebrauchen sind!“ Es musste von unten sehr spannend ausgesehen haben, worüber wir diskutierten. Die Menschen waren ruhig und ich spürte ihre Blicke in meinem Rücken. „Ich bin mir sicher, dass du deine Frau geliebt hast, Kobra. Warum soll Vivi dann unglücklich in einer Ehe sein?“, hakte ich nach. Kobra musterte mich skeptisch. „Warum mischst du dich überhaupt ein, Pirat?“, fragte er misstrauisch. Jetzt oder nie…es war ja nur ganz Arbana, das zusah, wie ich mich zum Deppen machte. „Na, was denkst du?“, fragte ich ihn kühl. Es herrschte Schweigen. Sehr langes Schweigen. Langsam hörte man die Menschen miteinander flüstern. „Verstehe“, sagte Kobra nun. „Du willst mir meine Tochter wegnehmen. Du willst sie mit Sicherheit auf euer Schiff zurückholen! Deshalb hat euch der Strohhut geschickt!“ Das Flüstern der Menge wurde lauter. Hm…Kobra’s Idee klang gar nicht so schlecht. Auf diese Art müsste ich ihn nicht ertragen. Eine große Meinung schien er sowieso nicht von mir zu haben. „Glaubst du das?“ Ich sah Kobra an. „Gut, dann kommt hier die Auflösung: Ich habe Ruffy nicht gesagt, dass ich allein unterwegs sein werde. Ich bin nicht freiwillig ein Samurai der Meere geworden. Ich bin nicht umsonst den ganzen verdammten Weg bis hierher gegangen.“ Mann, das konnte jetzt nur noch schief gehen… Ich spürte, wie mich alle ansahen. Corsa eher wütend. Kobra auch nicht besser. Peruh sehr zuversichtlich. Ebenso wie Brook. Vivi erwartungsvoll. „Ich bin hier, weil“, begann ich und sah Vivi an. „Weil ich Vivi liebe. Und das wollte ich schon die ganze Zeit sagen. Ich liebe dich.“ Es war raus! Plötzlich war es ganz still geworden. Viel zu still. Vivi jedoch störte es nicht. Sie sprang mir in die Arme. Es war zwar nicht das Beste für meine Schulter gewesen, aber das war mir jetzt egal. Vivi hatte Freudentränen in den Augen. „Ich liebe dich auch“, sagte sie und küsste mich. Die Menschen applaudierten. War das gut oder schlecht? Mit Sicherheit würden sich die Wachen gleich auf mich stürzen. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“, fragte Kobra seufzend. Verwirrt drehte sich Vivi zu ihrem Vater um. „Du hast nichts dagegen?“, fragte sie zurück und ich verstand nur noch Bahnhof. Mir kam alles so unwirklich vor. Vielleicht war das alles auch nur ein Traum. „Wenn du glücklich bist, Vivi, dann bin ich es doch auch!“, lachte Kobra und umarmte überglücklich seine Tochter. „Yohohoho! Sehr gut gemacht“, ertönte Brook’s Stimme hinter mir. „Jetzt habe ich eine Familie!“, freute sich Lina und griff nach meiner Hand. Glücklich schaute sie zu mir auf. „Es tut mir leid, dass ich diese Show abziehen musste“, sagte Corsa verlegen. „König Kobra hat wohl von Anfang an gemerkt, dass zwischen dir und Vivi etwas läuft.“ Na herrlich… „Niemand von uns hätte es geschafft, sich Farquard zu widersetzen geschweige denn ihn auch noch zu besiegen! Du bist wirklich sehr stark“, gab er zu. Ich sagte nichts. Schweigen war Gold. Ich musste erstmal alles wirken lassen. War das alles wirklich geschehen? Das Fest wurde fortgeführt. Die Menschen waren begeistert von mir, sprachen mich dauernd an und ließen mich einfach nicht mehr in Ruhe. Die Nacht verging wie im Flug, die Sonne zeigte ihre ersten Sonnenstrahlen. Die Stadt war wie ausgestorben. Brook, Vivi und ich saßen noch an einer der Tischreihen. Lina schlief auf meinem Schoß. „Yohoho, an diese wunderschönen Damen hier könnte ich mich gewöhnen!“, lachte Brook. „Der Soul King ist wieder da!“ „Auch hier ist Belästigung strafbar“, bemerkte Vivi, die ihren Kopf an meine rechte Schulter gelehnt hatte. „Ich kann nicht glauben, dass du Mitglied in Ruffy’s Crew bist.“ „Das kann ich leider sehr gut glauben“, brummte ich. „Yohohohoho! Es war eine sehr lustige Begegnung“, erinnerte sich Brook. „Und Nami und der Kochlöffel haben ihre Aufgabe total verfehlt. Sie sollten Ruffy davon abhalten, irgendwelche Leute in die Crew einzuladen. Jetzt haben wir ein Skelett“, erklärte ich. „Ihr seid echt ein verrückter Haufen“, gähnte Vivi. „Endlich ist alles gut. So soll es für immer bleiben…“ Das sollte es. Es war so viel geschehen. Trotzdem kam ich an meinem Ziel an. Ich lernte neue Freunde, aber auch neue Feinde kennen. Vielleicht lernte ich auch mehr über mich. Die Reise um die Grand Line hatte mir nicht so viele Erkenntnisse gebracht wie die letzten Tage. Und warum kommen mir jetzt solche Gedanken? Achso, die Geschichte ist rum. So schnell kann es gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)