Wild Beasts von jakey-lynn (Träume nicht dein Leben, leb' deinen Traum! - Für die Freiheit lohnt es sich zu kämpfen!) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 - Can't be tamed oder Misstrauen inbegriffen ----------------------------------------------------------------- Hey! Hier das ertse Kapitel! Viel Spaß ^^ Piece (Y) Jakey ;D _____________________________________________________________________________ Kapitel 1 - Can't be tamed oder Misstrauen inbegriffen Alles begann an einem stinknormalen Mittwochmorgen, mitten im Schuljahr. Genau genommen war es Anfang Jänner, nach den Winterferien. Ich gehe in eine bekannte High-School namens Cameroon High. Sie liegt mitten in der West Ohio Avenue auf einer Art Insel, die von einem gewaltigen See gesäumt ist, in Lakewood, einer Stadt des Bundesstaats Colorado. Für mich war es immer eine 1 Stundenfahrt bis zur Schule. Seit dem Kindergarten war sie meine zweite Heimat. Mein ganzes bisheriges Leben war ich im Heim aufgewachsen, das außerhalb der Stadt am Land gelegen war. Schon damals mieden mich die anderen Kinder und Erwachsene. Woran das genau lag, wusste ich nicht. Mittlerweile habe ich eine Körpergröße von 1,60m, eine Körbchengröße von 80c, einen schmalen, schlanken Körper mit wohlgeformten Po, schmaler Taille, breitem Becken und beachtliche Bauchmuskeln. Meine Armmuskeln sind nicht sonderlich ausgeprägt, dennoch sind sie leicht sichtbar. Oftmals wurde ich wegen meiner geringen Größe unterschätzt. Doch absolut niemand sollte das je wagen. Ich bin extrem sportlich und wendig, wie ein Raubtier. Meine Sprungkraft ist enorm und erlaubt mir so manch waghalsigen Sprung. Ich habe feuerrote, mittellange Haare, die stufig geschnitten sind, mit langen Stirnfransen, die leicht meine schrägen, giftgrünen Augen verdecken, und bis zur Mitte meines Rückens reichen würden. Allerdings sind sie am Hinterkopf auf eine Länge von ca. 15cm gekürzt, die an eine Art Kamm erinnern. Deshalb verdecken meine Haare gerade mal meine Ohren, ehe sie in dicken, langen, schnurgeraden Strähnen vorne meine Schultern entlang liegen und bis zur Mitte meines Brustkorbs reichen. Durch das stechende Grün meiner Augen, fürchten sich viele bereits schon vom Weiten vor mir. Dabei hatten die Meisten es noch nicht gesehen, wenn es vor Rage wie Feuer zu lodern begann, sobald man mich reizte. Meine Markenzeichen sind breite Stachel-Nieten-Armbänder, die ich auf beiden Handgelenken trage und schwarze Kopfhörer mit feuerroten Verzierungen. Außerdem trage ich eine silberne Halskette, an der ein Amulett hängt auf dem „You & Me “ steht. Diese ist mein ganzer Stolz. Niemals habe ich sie abgelegt. Sie ist alles, was mir Kraft, Mut und Hoffnung gibt. Wenn wir schon bei Kleidung sind: Ich trage leidenschaftlich gerne schwarze, feuerrote, türkise und grüne Klamotten. Am liebsten eine Baggy-Bermudas in schwarz, ein weißes Long-Shirt und darüber ein giftgrünes Tank-Top, das am Rücken drei schwarze Krallenspuren aufgedruckt hat. Zu diesem Outfit befinden sich immer pechschwarze Skaterschuhe an meinen Füßen, die giftgrüne Schuhbänder und Verzierungen drauf haben. Nun könnt ihr euch vorstellen, wie ich so aussehe. Was mein Zuhause betrifft, so bewohne ich ein kleines Häuschen in Waldnähe und besitze ein Fahrrad. Da es recht günstig ist, kann ich es mir mit dem Geld, das ich in der Tierhandlung, verdiene leisten. Neben der Schule jobbe ich dort, um mir Essen, Klamotten, Schulsachen und Miete bezahlen zu können. Absolut niemand weiß darüber Bescheid. Es gab ja niemanden, dem ich es überhaupt erzählen könnte. Immerhin hatte ich keine Familie und keine Freunde. Deshalb ist mein Deckname auch „Wolfy“, da ich eine einsame Wölfin bin. Ich würde immer ein Rudelführer sein und mich niemals auch nur irgendwem unterwerfen. Wie ihr mittlerweile erkannt habt, bin ich eine junge Frau von 18 Jahren. Mein Name ist Kate. Zu meinen Hobbys zählen Radfahren, Basketball spielen, schwimmen, Karate, Geschichten schreiben, zeichnen, singen und Gitarre spielen. Obwohl viele mich als arrogant und herzlos beschreiben würden, so bin ich genau das Gegenteil. Dieses Verhalten ist meine Maske, die ich mir im Laufe meines Lebens auferlegt habe. Niemand sollte mein wahres Gesicht sehen. Ich wollte nicht schwach wirken und ausgenutzt werden, wie so oft schon. Mein Wesen ist ruhig, überlegt, freundlich, liebevoll und verletzlich. Wenn ich mich selber beschreibe klingt das schon fast unmöglich. Schließlich habe ich bisher keiner Menschenseele, außer meinem Vorgesetzten und den Tieren, die ich über alles liebe, meine wahre Seite gezeigt. Ich wirke immer unnahbar, aufbrausend und gefährlich. Allerdings nur, wenn mir jemand zu nahe tritt oder ich mich bedroht fühle. Doch selbst in der Schule behalte ich dieses Wesen bei. Oftmals nennen mich alle „Beasty“. Wahrscheinlich aufgrund meines Raubtierherzens. Jetzt bin ich völlig abgeschweift, indem ich von mir erzählt hab. Aber ihr sollt doch auch ein Bild von mir haben. Nun ja: Vorhang auf. ~(For those who don't know me I can get a bit crazy Have to get my way, yep 24 hours a day 'Cause I'm hot like that)~ Gelangweilt saß ich in der 3. Stunde. Mathematik, um genau zu sein. Dieses Fach lag mir überhaupt nicht. Mit Zahlen und den dazugehörigen Formeln konnte ich noch nie was anfangen. Leider musste ich diesen Gegenstand belegen, so wie jeder andere auch. Müde ließ ich ein leises Seufzen los, während ich brav mitschrieb und daneben irgendwelche Kritzeleien von Fabelwesen machte. Den dicken, haarlosen Klumpen von Lehrer mit Brille, der auf den Namen Mr. Kelso hörte, lauschte ich nur mit halben Ohr. Da interessierte ich mich viel mehr für die Wolken, die auf dem strahlend blauem Himmel zu sehen waren. Schon immer faszinierten sie mich. Mit Freuden versuchte ich immer Figuren oder Tiere darin zu erkennen. Ein kleines, angedeutetes Lächeln machte sich in meinem Gesicht breit. Plötzlich wurde die Klassentür aufgerissen und kein Geringerer als unser Direktor Mr. Shoore trat ein. Das brachte mich dazu meine Augen von den Wolken zu nehmen, wie die anderen aufzustehen und zumindest mit kleinem Interesse zu ihm zu schauen. Schließlich kam es nicht gerade oft vor, dass unser werter Direktor uns mit seiner Anwesenheit beglückte. Dieser riesige Kasten von Mann erweckte doch ein enormes Erscheinen, was viele in Angst und Schrecken versetzen würde. Ich hatte mich all die Jahre hindurch schon an ihn gewöhnt. Immerhin war er so was wie ein „Freund“(?) von mir. Respekt hatte ich schon vor ihm, allerdings eher auf normaler Basis, nicht auf Direktor-Schüler-Ebene. »Vielleicht wird es jetzt spannend. Endlich kommt mal bisschen Action in dieses öde Fach hinein«, dachte ich bei mir und konnte mir ein freches Schmunzeln nicht verkneifen. „Bitte setzt euch“, erhob sich die tiefe, grollende Stimme Mr. Shoores. Auf Anhieb taten wir was er von uns verlangte. „Ich möchte euch eure beiden neuen Mitschüler vorstellen, die das weitere Schuljahr mit euch verbringen werden. Heißt sie willkommen und seid nett zu ihnen.“ »Pff, na, klar«, dachte ich sarkastisch und verdrehte die Augen. Nach diesen Worten holte er die Neuankömmlinge herein und verschwand wieder. Nun war meine Neugier doch erweckt worden. Als die Neuen die Klasse betraten, war sofortige Stille im Raum. Kurz huschten meine giftgrünen Augen zu beider Seiten, ehe sie wieder bei den jungen Männer hielten. »Wahnsinn! So still war es nicht mehr seit dem allerersten Schultag«, schoss es mir amüsiert durch den Kopf. Wo bleiben meine Manieren? Ich erkläre euch nun, wie die beiden aussehen. Der Eine war so um die 1,85m groß, hatte schwarze, etwas längere, gerade Haare, die ihm ins Gesicht hingen, hatte beträchtliche Muskeln, obgleich er sehr schlank war, pechschwarze Augen und eine, schon alte, Narbe unter seinem linken. Er trug ein feuerrotes T-Shirt, an dem vorne ein strahlend weißes „D“ prangte, am linken Handgelenk ein schlichtes, schwarzes Lederband, eine schwarze Bermudas, ebenso schwarze Skaterschuhe und einen Strohhut mit rotem Band am Kopf. Außerdem lag ein verschmitztes, freundliches Lächeln in seinem Gesicht. Der Andere war einen Kopf größer als der Strohhutjunge. Ihn schätzte ich auf die 1,90-1,95m. Er hatte schwarze Haare, die ihm zu beiden Seiten ins Gesicht fielen und bis in den Nacken gingen. Irgendwie erweckten sie den Anschein, als wären sie stachelig, da sie in verschiedene Richtungen abstanden und wie ein Kamm aussahen. Einige Sommersprossen zierten seine Wangen, die mir auf Anhieb gefielen. Sie passten zu seinem Erscheinungsbild. Der junge Mann trug ein giftgrünes Hemd mit Streifenmuster, das er bis zum Beginn seiner Brust aufgeknöpft hatte, eine rote Kette, die aus Kugeln bestand, am linken Ellbogen einen orangen Ellbogenschützer, am selben Handgelenk eine blaue, kugelförmige Uhr, eine schwarze Bermudas, die er mit einem orangen Gürtel festhielt, der an der rechten Seite eine Schlaufe bildete und eine „A“-Gürtelschnalle hatte, schwarze Springerstiefel und einen orangen Cowboy-Hut, auf dem Kopf, mit zwei blauen Ansteckern drauf, wo auf dem einen ein trauriges und auf dem anderen ein lachendes Gesicht zu sehen war, und eine lange Schnur, an der das Zeichen eines Bisonschädels hing, hatte. An seinem linken Oberarm fiel mir ein schwarzes Tattoo auf, das „A(S)CE“ bedeutete und vertikal ausgerichtet war. Sein Körper wirkte äußerst muskulös und kräftig, obgleich er schlank war. Irgendwas war geheimnisvoll an diesem Kerl. Ob es sein Lächeln oder doch nur seine nachtschwarzen Augen waren, konnte ich nicht genau sagen. Dennoch erweckten die beiden Fremden eine freundliche, gar unheimliche Ausstrahlung. Um ehrlich zu sein, waren sie mir sympathisch. Sie hatten irgendwas chaotisches an sich. Ich konnte nicht leugnen, dass mir das gefiel. Mein Lächeln allein sprach für sich. „Würdet ihr euch bitte der Klasse vorstellen?“, bat Mr. Kelso die Typen freundlich und wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. „Ich heiße Ruffy D Monkey und bin 19 Jahre alt. Ich spiele leidenschaftlich gern Basketball, spiele E-Gitarre und mache Takewando“, begann der Strohhutjunge zu erzählen. Seine Stimme war tief hatte aber einen fröhlichen, freundlichen Unterton, der sie ein wenig heller erklingen ließ. „Ich bin Ace D Puma und 21 Jahre alt. Dieser kleine Knallkopf da neben mir ist mein kleiner Bruder. Ich spiele so wie er leidenschaftlich gerne Basketball, spiele Schlagzeug, E-Gitarre, E-Bass und Keyboard und trainiere Kick-Boxen.“ Als dieser Ace zu sprechen begann, fuhr mir ein wohliger Schauer den Rücken hinunter. Ich mochte den Klang seiner tiefen Bariton-Stimme. Er musste jemand sein, der im Ernstfall auch mal hart zuschlug. Dennoch erweckte er einen ruhigen, inneren Kern. Sein geheimnisvolles Grinsen allein machte ihn zu was Besonderem. Abwartend blickten die Schwarzhaarigen zu Mr. Kelso. „Setzt euch doch gleich neben Kate und folgt dem Unterricht so gut es geht“, erklärte der Mathe-Lehrer und deutete in meine Richtung. »War ja klar, dass die sich neben mich setzen müssen. Woanders ist ja nichts frei. Toll, ich umringt von zwei, mir, unbekannten Gestalten. Das kann ja heiter werden«, schoss es mir durch den Kopf. Wenig später saß Ruffy auf meiner linken und Ace auf meiner rechten Seite. Das war das allererste Mal, das überhaupt irgendwer neben mir einen Platz hatte. Die ganzen restlichen Schuljahre hindurch war ich immer allein gewesen und nun hatte ich gleich ZWEI an der Backe! Na ja, ich würde ihnen eine Chance geben. Insofern mein gut behütetes Image das zuließ. „Hey, ich bin Ruffy“, stellte sich mein linker Sitznachbar nochmal bei mir freundlich vor und hielt mir seine rechte Hand hin, woraufhin sein älterer Bruder genervt aufseufzte, mit den Augen rollte und dabei ein amüsiertes Grinsen im Gesicht trug. Anscheinend tat der Strohhutjunge das öfters. „Ich bin Kate“, erwiderte ich, für meine Verhältnisse, recht gutherzig und erfasste seine Hand. Ich war überrascht. Sie fühlte sich warm und angenehm in meiner zierlichen an. Leicht verstärkte sich sein Druck, woraufhin ich ihm ein herausforderndes Grinsen schenkte und ebenfalls fester zupackte. Mit dieser Geste entlockte ich ihm ein freudiges Kichern. „Du hast es drauf, Kate“, sprach er beeindruckt. Schließlich lösten wir uns voneinander, ehe sich nun mein rechter Nachbar an mich wandte. „Ace“, gab er knapp von sich und lächelte mir leicht zu. „Kate.“ Als sich unsere Hände umfassten, lief ein wohliges Kribbeln meinen Arm hoch. Auf einmal hatte ich das starke Gefühl beschützt zu werden. Dennoch schien von ihm eine enorme Hitze auszugehen, die aber natürlichen Ursprungs herrührte. Meine giftgrünen Augen glitten von unseren Händen hinauf, bis sie seine nachtschwarzen trafen. Der dunkle Ton zog mich magisch an. Die Welt um uns herum schien still zu stehen. Ich hörte und sah nichts mehr, außer seinen Augen. Mein Herz schlug plötzlich schneller. In meinem Magen breitete sich ein komisches Gefühl aus. Es war so überschwänglich wie das, wenn ich durch die Luft sprang. Erst der laute und äußerst schrille Ton der Pausenglocke, holte uns aus unserer Starre, erlaubte es uns eilig die Hand des anderen loszulassen und verlegen wegzuschauen. Für kurze Zeit stand ich neben mir. Eine leichte Hitze an meinen Wangen, war alles, was ich registrierte. Schnell räumte ich meine Sachen zusammen, um in einer fließenden Bewegung meine schwarz-grüne Tasche zu schultern, aufzuspringen und die Klasse zu verlassen. Verwirrt rannte ich durch die Gänge zu meinem Spind, um mir meine Italienisch-Bücher und die dazugehörige Mappe zu schnappen und meinen Weg zum diesbezüglichen Raum aufzusuchen. Ace hingegen starrte immer noch vor sich hin, hörte seinen Bruder nicht, der versuchte mit ihm zu reden. Die Wangen des Sommersprossigen hatten einen satten Rotschimmer angenommen. Ihm war es überaus peinlich, was da zwischen ihm und mir abgegangen war. Aus heiterem Himmel traf ihn ein harter Faustschlag Ruffys, der ihn endlich in die Realität zurückrief. „Alter, was ist los mit dir?“ „Nichts, wir müssen zur nächsten Stunde“, gab Ace ernst von sich, nahm sich seine grün-türkise Tasche und ging voraus. Ein verwirrter Ruffy folgte ihm. So ganz war ihm das Verhalten seines Bruders nicht geheuer. Viel mehr wurde er daraus einfach nicht schlau. Der Weg der Brüder trennte sich, da der Strohhutjunge statt Italienisch Spanisch genommen hatte. Der Ältere versprach dem anderen vor der Cafeteria zu warten. Gedankenverloren schlenderte Ace durch die Gänge der Schule. Er bemerkte die feindseligen Blicke, die ihm zugeworfen wurden, nicht. Viel zu sehr wurmte ihn sein Verhalten in der Mathe-Stunde. Was war da nur mit ihm geschehen? Schließlich musste er einsehen, dass er sich verirrt hatte. Gerade als er nach links abbiegen wollte, kam ich um die Ecke. Erschrocken prallten wir aneinander. Bevor ich jedoch den Boden berührte, hatte mich Ace aufgefangen und aufrecht hingestellt. Kurzzeitig wollte ich ihn anfauchen, was ihm denn einfiele, mich umzurennen, entschied mich dann aber doch dagegen. „Danke“, murmelte ich und versuchte ihm nicht in die Augen zu sehen. „Kein Problem, ich hätte aufpassen sollen“, erwiderte er. „Suchst du was?“ „Ja, ich wollte zu meiner nächsten Stunde, aber ich glaube, ich bin irgendwo falsch abgebogen“, erklärte der Sommersprossige verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Was ist denn deine nächste Stunde?“ „Italienisch. Weißt du wo der Raum ist?“ „Ich führe dich hin. Das ist sowieso mein Weg“, teilte ich ihm knapp mit und deutete ihm mir zu folgen. Eigentlich tat ich so was nie, aber der Neuling tat mir irgendwie leid, weil er sich in dieser riesigen Schule überhaupt nicht auskannte. Während wir schweigend nebeneinander herliefen, spürte ich bereits die feindlichen Blicke der Schüler. ~(Every guy, everywhere Just gives me mad attention Like I'm under inspection I always get a ten 'Cause I'm built like that)~ Anfangs tat ich so, wie wenn ich ihnen keine Aufmerksamkeit schenken würde. Allerdings machte mich eine Unterhaltung wahnsinnig wütend. „Wie kann man sich nur mit so einem Monster abgeben?“ „Hast du den richtig angesehen? Der schaut aus, als würde er direkt von den Höhlenmenschen abstammen.“ „Ja, total. Kein Wunder, das sich so was Niedriges, wie der, auch noch mit dieser Furie von Weib abgibt.“ »Was zu viel ist, ist zu viel!«, schoss es mir durch den Kopf, ehe ich mich knurrend den drei Jungs zuwandte. In einer schnellen Bewegung hatte ich meine Tasche fallen gelassen und stürzte mich auf sie. „Wagt es nie wieder so über ihn zu reden!“, fauchte ich sie wütend zusammen, während meine linke Faust den ersten, der gesprochen hatte, auf den Boden beförderte. Seine Kumpanen versuchten ihn sofort zu verteidigen, indem sie nun auf mich losgingen. Wild grollend wich ich ihren Hieben aus und teilte viele Schläge und Tritte aus. Allerdings endete es so wie fast immer. Etliche Kratzer und Schrammen bedeckten meine Unter- und Oberarme. ~(I go through guys like money Flying out their hands They try to change me But they realize they can't And every tomorrow is a day I never planned If you're gonna be my man understand)~ Zornig funkelte ich die drei Typen mit meinen giftgrünen Augen an. Gerade als der Größte und Kräftigste von ihnen auf mich losstürmte und ich mich bereit machte, wurde er mit einer einzigen Handbewegung daran gehindert. Überrascht riss ich die Augen auf. Ace war in meinen Kampf eingeschritten und verschränkte brutal den rechten Arm des Angreifers hinter dessen Rücken. „Schämst du dich nicht, dich an einem Mädchen zu vergreifen?“ „Sie hat angefangen“, versuchte sich der Angesprochene unter Schmerzen herauszureden. „Das glaube ich nicht. Entschuldige dich für dein Verhalten. Ansonsten breche ich dir den Arm.“ Ace' Stimme hatte einen bedrohlichen Klang erhalten. Mit ihm war nicht zu spaßen, was seine Augen auch deutlich widerspiegelten. Mit einem Ruck drehte er den Typ herum, sodass er mich ansehen konnte. „Tut mir leid“, winselte der Junge. „Gut, sollten du und deine Freunde dich noch ein Mal an ihr vergreifen, kriegt ihr es mit mir zu tun, kapiert?“ „Klar doch.“ Brutal stieß Ace den anderen von sich, warf den dreien wütende Blicke zu, legte mir sanft eine Hand an den Rücken, drehte mich mit sich von dem Schauspiel weg und setzte mit mir unseren Weg zum Italienisch-Raum fort. Noch immer irritiert über das kürzlich Geschehene ließ ich mich mitführen. Mein Herz raste in meiner Brust. »Soll ich wütend oder dankbar sein, dass er sich in meinen Kampf eingemischt hat? Wieso hat er das getan?«, fragte ich mich unschlüssig. „Alles in Ordnung bei dir?“, riss mich seine tiefe Bariton-Stimme aus meinen Gedanken. Sofort blickte ich zu ihm auf. Ein wehleidiger, besorgter Ausdruck beherrschte sein Gesicht. „Klar“, erwiderte ich kühl. „Du hättest dich nicht einmischen müssen.“ „Ich wollte dir nur helfen. Ich hasse Männer, die Frauen schlagen. Was haben sie überhaupt geredet, dass dich das so wütend gemacht hat?“, meinte er sanft. „Nichts von Bedeutung“, gab ich ihm zu verstehen und starrte stur geradeaus. Kaum das ich diese Worte aussprach, verschwand seine Hand von meinem Rücken, was in mir eine Art Leere verursachte. „Kriege ich meine Tasche wieder?“, fragte ich ein wenig ruhiger. Unauffällig musterte mich Ace von oben bis unten. Ihm waren die vielen Narben an meinen Ober- und Unterarmen aufgefallen, die sich in einem hellen Weiß-Ton gut von meiner Haut abhoben. Zwar würde er es nicht zugeben, aber es gefiel ihm überhaupt nicht, dass ich so zugerichtet war. Trotzdem reichte er mir beiläufig meine Tasche, die ich mir sofort umlegte. Nicht ein Mal hatte ich die Miene verzogen. Solche Kratzer und Schrammen gehörten für mich schon zum Alltag dazu. Deshalb taten sie nicht mehr weh. „Ich halte sehr viel aus“, erklärte ich ihm nun milder gestimmt. Mir war selbst der betrübte Ton in meiner Stimme entgangen. Auch der trübselige Blick, der sich in meine Augen geschlichen hatte, war für mich nicht sichtbar. Ace hingegen war dies sehr wohl aufgefallen. Allerdings gab er keinen Mucks von sich. Solche Situationen waren ihm irgendwie neu. Außerdem wurde er aus meinem Verhalten nicht schlau. Meine Stimmung wechselte sehr schnell. Kurz spürte ich, wie die Hand des Sommersprossigen über meinen Rücken strich. „Das wird schon“, murmelte er. Ich antwortete nichts. Einzig und allein ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen. Seine Berührung munterte mich auf. ~(I can't be tamed I can't be tamed I can't be blamed I can't, can't I can't, can't be tamed I can't be changed I can't be tamed I can't be, I can't be tamed)~ Schließlich kamen wir bei unserer nächsten Stunde an. Wieder saßen wir nebeneinander. Dieses Mal aber so nahe, das wir uns beinahe berührten. Dennoch war es uns beiden nicht unangenehm. Die meiste Zeit hindurch schrieben wir fleißig mit, ohne uns auch nur anzusehen. Von unserem Lehrer Mr. Gordon bekamen wir die Aufgabe mit unserem Nachbar einen Dialog zusammenzustellen. Worüber der handelte, blieb uns überlassen. Ace und ich wandten uns einander zu. Wir entschieden uns, uns über uns selbst zu unterhalten. Sprich, was unsere Hobbys, unser Lieblingsessen und so weiter war. Der Sommersprossige würde alles aufschreiben. Dabei fiel mir auf, dass er eine relativ schmale, dominante Schrift hatte, die sowohl in kleinen, als auch großen Blockbuchstaben gegliedert war. Außerdem besaß er eine hervorragende Aussprache. Meine war mindestens genauso gut wie seine. Wir hatten irrsinnig großen Gefallen daran diesen italienischen Dialog zu führen. Hin und wieder ließen wir auch witzige Sprüche los, die uns zum Lachen brachten. Da wurde mir bewusst, dass ich sein Lachen ebenfalls mochte. Es klang zwar tief, aber dennoch heiter. Irgendwie war das komisch für mich, aber ich fing an Ace richtig gern zu haben. Ich erfuhr von ihm, dass er wahnsinnig viel essen konnte, ebenso wie sein Bruder, das er ausnahmslos jede Speise mochte, selbst sehr gut kochen konnte, für Ruffy und sich selbst sorgte, vorher in New York gelebt hatte, Lieder schrieb, zeichnete, Tiere liebte, seine Lieblingsfarben grün, schwarz, feuerrot, türkis und weiß waren und gerne zum Strand fahren würde. Von mir erzählte ich, was ich für Speisen leiden und nicht leiden konnte, dass ich gar nicht kochen konnte, für mich selbst sorgte, immer schon in Colorado gewohnt hatte, ebenfalls Lieder, aber auch Geschichten, schrieb, zeichnete und Tiere liebte, dieselben Farben mochte, wie er und auch gerne mal zum Strand fahren wollte. Dabei unterhielten wir uns auch über die verschiedensten Tierarten, Themen, über die wir schrieben und zeichneten und beschlossen zusammen ein Mal ans Meer zu fahren. Wir merkten schnell, dass wir viele Gemeinsamkeiten teilten, unter anderem auch denselben Musikgeschmack. Als es zur Mittagspause läutete, blickten wir uns ein wenig enttäuscht an, da wir nun aufhören mussten. Jedoch warf mir Ace ein freudiges Schmunzeln zu, das mich dazu brachte ebenfalls meine Mundwinkel nach oben zu schieben. Da trat ein zufriedener Ausdruck in sein Gesicht. „Du solltest öfters lächeln. Das steht dir viel besser, als diese ernste Miene“, teilte er mir gutgelaunt mit. „Findest du?“, fragte ich unsicher, hatte ich nun doch noch nie ein Kompliment bekommen. „Ja, auf jeden Fall“, bekräftigte er seine Aussage mit einem zuversichtlichen Nicken. „Danke, das hat noch nie jemand zu mir gesagt“, gab ich zu und sah ehrlich zu ihm auf. Überrascht legte er seinen Kopf schief. „Dann werde ich dir das so oft, wie nur möglich sagen. Ich mag dein Lächeln“, schmunzelte Ace mir zu. Ich spürte, wie ich leicht rot wurde. „Danke, deines mag ich aber auch“, gab ich ihm verlegen zu verstehen, sodass sich nun auf seinen Wangen ein rötlicher Schimmer ausbreitete. „Danke“, murmelte der Sommersprossige peinlich berührt. Plötzlich verschwand sein beschämter Ausdruck. „Ich hab Hunger.“ Seine Feststellung ließ mich kichern. „Dann komm. Wir haben jetzt Mittag.“ Auffordernd deutete ich ihm mit meinem Kopf, dass er mir folgen sollte. Bereitwillig erschien der Hutträger an meiner Seite. Während wir hinauf in den 3. Stock gingen, um zur riesigen Cafeteria zu kommen, schritten wir eng nebeneinander her. In seiner Anwesenheit fühlte ich mich wohl. Obwohl wir nicht viel miteinander redeten, war es dennoch nicht unangenehm. Ich mochte seine ruhige Art und seine tiefe Bariton-Stimme. In seiner Nähe konnte ich ich selbst sein und musste mich nicht verstellen, obwohl ich ihm nicht besonders viel von mir preisgab. Irgendwann auf unserem Weg, legte Ace seinen linken Arm um meine Schultern. Auf unerklärliche Weise fand ich diese Geste sehr behaglich. Meinen rechten schlang ich um seinen Oberkörper und schmiegte mich reflexartig näher an seine Brust. Sofort spürte ich seine wohlige Wärme. Mir kam es vor, als wäre er eine lebendige Flamme, die aber niemals zu heiß wurde, sodass man sich verbrannte. Ein zufriedenes Lächeln lag auf meinen Lippen. Dicht an meinem rechten Ohr, hörte ich sein Herz schlagen. Sein Klang faszinierte mich. Er war stark und sanft gleichzeitig. »Was für ein schönes Geräusch. Genauso herrlich wie das Schnurren einer Katze«, dachte ich beglückt und schloss für kurze Zeit meine Augen. Ace entging mein Ausdruck nicht im Geringsten. Obwohl ich doch um vieles kleiner war, als er selbst, war er überaus angetan von meiner Stärke, die ich vor einer Stunde noch gegen die drei Typen aufgebracht hatte. Umso überraschter war er jetzt, da ich so dicht an ihn gekuschelt war und noch dazu Gefallen daran fand. Er wusste selbst nicht, warum er mir den Arm umgelegt hatte, aber empfand es für richtig und wundervoll. Sanft zog er mich näher an sich und strich über meine Schulter. Als wir jedoch bei der Cafeteria ankamen, lösten wir uns voneinander. Eigentlich wollte ich weiterhin seinem Herzschlag lauschen, seine Wärme spüren und seinen Körper dicht an meinem wissen. Nun kam es mir vor, wie wenn wir Kilometer voneinander entfernt waren. Ich vermisste seine Nähe schon jetzt, das wurde mir in dieser einen Sekunde schmerzlich bewusst. Plötzlich ärgerte ich mich über meine eigenen Gefühle. Niemals wollte ich mich doch auf jemanden einlassen. Vor allem dann nicht, wenn ich denjenigen nicht kannte. Wie sollte ich Ace vertrauen, wenn ich doch fast gar nichts über ihn wusste? Wie war ich nur auf diese bescheuerte Idee gekommen Nähe und Zuneigung zuzulassen? Auf einmal wollte ich nur mehr weg. Einfach ganz woanders sein. „Ich gehe essen“, brachte ich beinahe knurrend über die Lippen, ehe ich schnell an ihm vorbeirauschte und mich ins Gedrängel eingliederte, um mein Essen zu besorgen. Ace blickte mir verwirrt und leicht verstört hinter her. Hatte er was Falsches gesagt? Hatte er mich verärgert? Er wusste es nicht. Schon wieder war er durch meinen schlagartigen Stimmungswechsel irritiert. „Ace!“, rief plötzlich jemand hinter ihm. Sofort wandte sich der Gerufene um und entdeckte Ruffy, der auf ihn zukam. „Hey, Kleiner“, begrüßte ihn der Ältere. „Nenne mich nicht immer so! Wartest du schon lange?“ „Nein, eigentlich nicht. Du bist relativ schnell hier gewesen, für deine Verhältnisse.“ „Du aber auch.“ „Ich hatte eine Begleitung“, gab der Sommersprossige nachdenklich von sich und blickte in die Cafeteria, konnte mich jedoch nirgends mehr ausmachen. „Hattest? Wieso, was war? Wer war es? Kenne ich sie?“ „Du stellst aber viele Fragen. Ja, du kennst sie. Es war Kate. Wir hatten zusammen Italienisch. Keine Ahnung, was auf einmal mit ihr los war. Sie hat mich schon fast angeknurrt, dass sie essen geht und ist abgezischt. Ich werde aus ihr einfach nicht schlau. Seit ich sie kennengelernt hab, hab ich 5 verschiedene Gesichter, Gesten und Interaktionen von ihr mitbekommen. Das verwirrt mich.“ „Gehen wir mal Essen fassen und du erzählst mir alles.“ Der 21-Jährige willigte ein, obwohl er bezweifelte, dass sein jüngerer Quälgeist ihm bei seinem Problem helfen könnte. Nach kurzer Zeit hatten beide ihre Mahlzeiten vor sich stehen. „Dann fange mal an“, gab Ruffy seinem älteren Bruder den Startschuss. Die beiden hatten sich einen eigenen Tisch gesucht. Außerdem würde sich sowieso niemand zu ihnen setzen. Der Strohhutjunge fing zu essen an. „Weißt du, ich hab mich vom Mathe-Raum weg ein wenig verlaufen. Als ich um die Ecke gehen wollte, war plötzlich Kate vor mir. Ich hab sie gerade noch auffangen können, ehe sie eine Begegnung mit dem Boden gemacht hätte. Für kurze Zeit dachte ich, dass sie mir ins Gesicht springt. Allerdings hat sie sich nur bedankt. Ich hab ihr erklärt, dass ich den Weg nicht fand, weshalb sie mich hingeführt hat, da sie genau denselben Kurs hat. Unterwegs haben irgendwelche Typen wahrscheinlich über sie und mich gesprochen. Ich hab nicht genau zugehört, weil mich so was eh nicht interessiert. Kate ist auf einmal fuchsteufelswild geworden, hat ihre Tasche fallen lassen und hat mit den Worten „Wagt es nie wieder so über ihn zu reden!“ einen von ihnen mit einem linken Faustschlag auf den Boden befördert. Woah, hat die 'ne Power, sag ich dir. Das war ...“ *Klatsch* Ace' Kopf war in dessen Teller, direkt in sein Essen gefallen, während seine rechte Hand, die die Gabel festhielt, aufrecht aufgestellt war. Ein paar Schüler wandten sich nach ihm um, tauschten Teils entsetzte Teils verwirrte Blicke und tuschelten aufgeregt. Ruffy hingegen lachte und aß seelenruhig weiter. Sein Bruder lag nach wie vor in seinem Teller. Schließlich erbarmte er sich und zog ihn aus seinem Essen. „Ace, aufwachen, wir haben erst Mittag!“ Immer wieder verpasste der Jüngere seinem Bruder eine Ohrfeige, ehe dieser benommen die Augen öffnete. Suchend blickte er sich um. „Bin ich wieder eingepennt?“ „Ja.“ „Oh“, gab der Sommersprossige von sich, wischte sich das Gesicht ab und aß weiter. Ruffy beobachtete ihn auffordernd mit schief gelegtem Kopf. „Ist was?“, fragte Ace mit vollem Mund. „Du bist mitten in deiner Erzählung eingeschlafen.“ „Ach so. Das war echt beeindruckend, was dieses Mädel so drauf hat. Sie hat sich allein gegen diese Idioten gewehrt. Als der Kräftigste von ihnen auf sie los ist, hab ich eingegriffen, ihm den Arm verdreht und gefragt, ob er sich nicht schämt, dass er sie attackiert. Er meinte, dass sie angefangen hätte. Daraufhin hab ich ihn aufgefordert sich bei ihr zu entschuldigen oder ihm den Arm breche, wenn er es nicht tut. Auf einmal hat er reden können. Ich hab sie gewarnt, dass sie sich besser nicht mehr an ihr vergreifen, ansonsten würden sie es mit mir zu tun kriegen. Kate hat mehrere Kratzer und Schrammen davongetragen. Als ich sie gefragt hab, ob bei ihr alles in Ordnung ist, hat sie es nur bejaht und gemeint, dass ich mich nicht hätte einmischen müssen. Ich hab ihr erklärt, dass ich ihr nur helfen wollte und es nicht leiden kann, wenn Männer Frauen schlagen. Außerdem hab ich sie gefragt, was die Typen geredet haben. Sie hat auf einmal finster geguckt und gemeint, dass es nichts von Bedeutung war. Irgendwie hat mich ihre Antwort gekränkt, weil sie vielleicht gelogen hat, ich mir aber nicht sicher war. Kate wollte ihre Tasche wieder und hat nebenbei gesagt, dass sie viel aushält. Dabei ist sie traurig geworden. Ich hab versucht sie aufzumuntern, indem ich ihr über den Rücken streiche, immerhin sind mir ihre zahlreichen Narben nicht entgangen. In Italienisch war sie wie ausgewechselt. Wir haben uns gut unterhalten können und haben sogar hin und wieder Scherze gemacht. Da hat sie gemeint, dass sie mein Lächeln mag. Schließlich sind wir rauf zur Cafeteria gegangen. Als ich ihr meinen Arm umgelegt hab, hat sie sich direkt an mich gekuschelt und schien sogar Gefallen daran zu finden. Nachdem wir hier angekommen sind, haben wir uns voneinander gelöst. Auf einmal knurrt sie mich an, dass sie essen geht und verschwindet. Ich hab keine Ahnung, was ich von alldem halten soll. Das Einzige, was ich weiß ist, dass sie keinerlei Freunde hat, vermutlich nur Feinde. Ruffy, bitte rede nicht mit ihr darüber. Sage ihr nicht, dass ich mit dir darüber gesprochen hab. Das könnte sie sehr wütend machen.“ Der Jüngere hatte seine Arme am Tisch verschränkt, seinen Kopf auf diese gelegt und die ganze Zeit aufmerksam zugehört. „Keine Sorge, ich verrate nichts. Dennoch würde ich gerne versuchen mich mit ihr anzufreunden. Vielleicht braucht sie wen. Anscheinend ist sie keine Nähe oder dergleichen gewöhnt, weshalb sie so reagiert.“ „Wahrscheinlich hast du Recht.“ Unauffällig ließen die Brüder ihre Blicke schweifen, ehe sie mich entdeckten, wie ich alleine an einem Tisch saß und irgendwas auf einen Zettel kritzelte. In Wirklichkeit zeichnete ich einen Drachen. Schon immer hatte ich mir gewünscht Flügel zu besitzen, um mich frei durch die Luft und die ganze Welt bewegen zu können. Allerdings würde mir das auf Lebenszeit verwehrt sein. Plötzlich horchte ich auf. Meine Muskeln spannten sich an. Es war also wieder so weit. Schnell packte ich meine Zeichensachen ein, schnappte meine Tasche und verließ eilig die Cafeteria. Ich spürte, wie sich ein harter, zorniger Ausdruck in meine giftgrünen Augen legte. Die Schule kannte ich bereits wie meine Westentasche. Mir war jeder Winkel, jeder Spind, jeder Raum und absolut jeder Geheimgang bekannt. Dennoch ging es mir gehörig gegen den Strich, dass sich diese Zicken immer in irgendwas einmischen mussten, was sie absolut nichts anging. Ich rede hier von Brittany, Jannett und Jasmin. Oh, wie ich diese Tussen doch verabscheute! Immer wieder geriet ich mit denen aneinander. Sie waren diejenigen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten mir mein Leben zu erschweren. Aber nicht mit mir! Im Korridor des 6. Stocks blieb ich stehen. „Was wollt ihr?!“, fauchte ich schon vom Weiten. „Na, du Missgeburt! Hast du dich auch wieder damit vergnügt unsere Freunde blöd anzumachen?“, begann Brittany, die einen Kopf größer als ich ist, blonde Haare hat und einige Speckringe an ihrem Körper besitzt. Außerdem war sie die Anführerin der Gang. „Sie haben sich in Angelegenheiten eingemischt, die sie nichts angehen“, entgegnete ich kalt. „Deshalb musste dein Freund also eingreifen? Bist du schon so verweichlicht, dass du dich hinter anderen verstecken musst?“ Ein wütendes Knurren drang aus meiner Kehle hervor. „Er ist nicht mein Freund. Ich muss mich hinter niemanden verstecken!“ „Dir ist die Strafe bewusst, nicht wahr, Beasty?“ Natürlich kannte ich sie! Da musste sie mich nicht daran erinnern. Aus heiterem Himmel traf mich der Absatz ihres Stöckelschuhs im Magen. Als ich mich wehren wollte, spürte ich wieder, wie meine Arme und Beine blockiert waren. Schon wieder brauchte sie Verstärkung. Wie sollte es denn anders sein? ~(If there is a question about my intentions, I'll tell ya' I'm not here to sell ya' Or tell you to go to hell (I'm not a brat like that) I'm like a puzzle But all of my pieces are jagged If you can understand this We can make some magic I'm on like that)~ Nachdem meine Bestrafung endlich ein Ende gefunden hatte, war die Gang verschwunden und ich blieb allein zurück. Blut rann aus meinem Mundwinkel, meine Lippe war aufgesprungen, neue Kratzspuren zogen sich über meine Unterarme und meine rechte Wange und etliche Blutergüsse müssten sich bereits unter meinen Klamotten zeigen. Die Schmerzen so gut es ging unterdrückend, hievte ich mich vom Boden weg, nahm meine Tasche und machte mich auf den Weg zur nächsten Stunde. Die Mittagspause war schon längst vorbei. Mir war bewusst, dass ich zu spät kam. Damit hatte ich mich aber schon abgefunden. Die Lehrer würden eh nichts sagen. Den Schülern war es egal. Also konnte ich einfach reingehen, mich auf meinen Platz fallen lassen und nur zuhören. Ich platzte in den Biologie-Unterricht. Wie ich bereits vorhergesehen hatte, sagte und tat niemand was, bis ich bei meinem altbekannten Sitz ankam. Erst da fiel mir wieder ein, dass ich zwischen Ruffy und Ace saß, die beide die Einzigen waren, die überhaupt normal mit mir redeten. Ich würdigte sie keines Anblicks. Ihre musternden Blicke entgingen mir nicht im Geringsten. Dennoch würde ich nicht reden. Innerlich verfluchte ich mich dafür, dass ich so naiv gewesen war und tatsächlich mit ihnen gesprochen hatte. „Ist alles okay?“, fragte Ace neben mir und streckte seine Hand nach mir aus. „Fass mich nicht an“, stieß ich aus zusammengebissenen Zähnen hervor, ohne meine Augen von meinen Notizen abzuwenden. Ohne es zu wollen, tat es mir weh, ihn so anzufahren. Wo ich schon mal Gefühle zugelassen hatte, konnte ich nun nicht mehr verhindern, dass ich ihn mochte. Trotzdem musste ich durchhalten. Nur mehr eine Stunde und ich war befreit. Angestrengt versuchte ich mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Dennoch wollte ich Ace' Nähe spüren. Ich konnte seinen Herzschlag hören und fühlen. Es zerstörte mich von innen. Ich musste ihn und auch Ruffy von mir stoßen. Ansonsten würde ich große Schwierigkeiten bekommen. Trotz meiner Drohung legte der Sommersprossige seine linke Hand behutsam an meine rechte. Leicht fuhr sein Daumen über meine Haut. Tatsächlich entspannte ich mich ein wenig. Aus den Augenwinkeln blickte ich zu ihm. Ich erkannte wieder diesen wehleidigen, besorgten Ausdruck. Mir war bewusst, dass er es nur gut meinte. Er wollte mir nur helfen. Allerdings würde er das nicht schaffen. Ich musste alleine klar kommen. ~(I wanna fly I wanna drive I wanna go I wanna be apart of something I don't know And if you try to hold me back I might explode Baby, by now you should know)~ Die letzte Schulstunde des heutigen Tages verging träge. Als dennoch endlich die Glocke ertönte, schnappte ich meine Tasche und rannte eilig davon, ohne einen Rückblick zu riskieren. Am Hintereingang der Schule stieg ich auf mein Rad und raste zur Tierhandlung. Ich begrüßte freundlich meinen Vorgesetzten Mr. Tenur, schlüpfte in meine Dienstkleidung und machte mich daran die Tiere zu füttern. Endlich ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf. Stumme Tränen rannen meine Wangen hinunter. Der Tag hatte mich geschafft. Ich war erledigt, wollte nur mehr nach Hause und alles vergessen. Mir war alles zuwider. Wieso konnte ich nicht „normal“ sein? Warum konnte mich denn niemand so mögen, wie ich war? Die Tiere in diesem Heimzoogeschäft waren alles, was ich hatte. Obwohl jeden Tag mindestens eines von ihnen einen Besitzer oder eine Besitzerin bekam, freute ich mich dennoch für jedes einzelne. Immerhin bekamen sie ein Zuhause und wurden geliebt. Ein Wunsch, der mir bis jetzt nie erfüllt wurde. Wie gerne hätte ich zumindest eines mit zu mir genommen. Aber wer sollte sich um es kümmern, wenn ich den ganzen Tag in der Schule saß und danach arbeiten ging? Zum Glück fragte Mr. Tenur nie nach, wenn ich mit mehreren Verletzungen erschien. Er war eigentlich ein netter, angenehmer Gesell. Zwar war er nicht mehr der Jüngste, hatte aber dennoch Frau und Kinder. Ich war ihm dankbar, dass er mir diesen Job gegeben hatte. Immerhin war dieser alles, was mich am Leben erhielt. Pünktlich um 18.00 Uhr war Dienstschluss und ich durfte nach Hause. Trotz der herannahenden Dunkelheit fuhr ich langsam und genoss einfach den Wind, der mir durch die Haare strich. Allmählich ließ ich die Stadt hinter mir. Die Häuser wurden spärlicher und die Wiesen und Felder weiter. Beim Spielplatz hielt ich an. Er war gerade mal 5 Minuten mit dem Rad von meinem Haus entfernt. Sorgsam schloss ich mein Rad ab, wanderte ein kurzes Stück den Hügel hinauf und setzte mich auf die Schaukel. Sachte ließ ich mich vor und zurück schwingen. Zu viel mehr waren meine müden, strapazierten Muskeln nicht mehr im Stande. Betrübt ließ ich meine Gedanken schweifen. Obwohl ich mich verzweifelt wehrte, glitten sie immer wieder zu Ace. Ich sah sein Gesicht direkt vor mir, wie er mir zulächelte. Dabei zierten es immer Grübchen. Seine nachtschwarzen Augen strahlten mir freundlich entgegen. Die wohltuende Wärme und behagliche Nähe seines Körpers. All das hatte sich in meinem Kopf festgesetzt. Ja, ich vermisste ihn. Keine Ahnung wieso, aber ich tat es. Mein Blick glitt in den Himmel. Dort oben strahlten ein paar Sterne. Einer von ihnen leuchtete besonders kräftig und schien mir zuzuzwinkern. „Ace?“, fragte ich ihn. „Tut mir leid“, wisperte ich, während sich eine Träne meine Wange hinab stahl und ein trauriges Lächeln meine Lippen prägte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)