Der Fluch der Meerjungfrau von irish_shamrock (Die Gier und ihre verheerenden Folgen) ================================================================================ Kapitel 3: Vom Schrecken erfasst -------------------------------- Der Fluch der Meerjungfrau ›Die Gier und ihre verheerenden Folgen‹ Kapitel Drei ≈ Vᴏᴍ Sᴄʜʀᴇᴄᴋᴇɴ ᴇʀғᴀssᴛ ≈ Ein Fluch?« Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie Lorenor Zorro allein bei dem Wort Fluch die Augen verdrehte, einen schnaubenden Ton von sich gab und seelenruhig in seinem Vorhaben, ein Nickercken zu machen, fortfuhr. Das Stimmengewirr meiner Kameraden drang bis in die Kajüte vor, in der ich noch immer wie erstarrt saß und in der mich der Smutje noch immer in seinen Armen hielt, ohne aufdringlich zu sein, oder, wie üblich, in Heulkrämpfen zu verfallen, sobald Robin oder mir etwas zustieß. »Robin versucht gerade ihnen zu erklären, was mit dir passiert ist.« Seinen Atem hätte sich der Schiffskoch wahrlich sparen können, schoss es mir bitter durch den Kopf. Natürlich probierte die Archäologin nach Leibeskräften, ihren stumpfsinnigen Kameraden meine Situation so begreiflich wie möglich zu machen, auch wenn ich selbst nicht genau verstand, was mit mir geschehen war. Ich erzählte dem Koch von den Ereignissen, an die ich mich zu erinnern vermochte und bat ihn, Robin von all dem zu berichten. Sanji lauschte meinen Ausführungen, auch wenn jene von hysterischen Aufschreien und Anfällen die eine oder andere Unterbrechung erfuhren. Ich erzählte ihm von der alten Frau, meiner ersten Begegnung mit ihr vor der Bar, erläuterte die Legende, die die Bewohner mir zugetragen hatten und vertraute ihm an, dass ich mich vom Schiff gestohlen hatte, um der Sage auf den Grund zu gehen. »Diese verbitterte, alte Schachtel!«, zischte er zustimmend und ich kam nicht umhin, ein wenig über seine Worte zu schmunzeln. Wieso gerade er es war, der neben mir saß, mir zuhörte und versuchte, aus meinem Geplapper die notwendigen Schlüsse zu ziehen, sollte ich erst später begreifen. Doch aus einem Gefühl der Vertrautheit heraus, das mich überkam, hatte ich für richtig erachtet, ihm alles, was mir bekannt war, zu beichten. Es war zwar nicht das letzte Mal, dass ich zitternd nach Luft rang, aber Sanji schien bereits zu ahnen, dass meine Anfälle bald ein Ende haben würden. Er gab mich frei, und doch hielt ich meine Hände gegen meinen Kopf gepresst und biss mir auf die Lippen. Der Smutje erhob sich von dem Bett und begann nachdenklich in unserer Kajüte umher zu marschieren. »Ich komme gleich wieder«, meinte Sanji, nachdem er gefühlte Kilometer in den Teppich getrampelt hatte. Die Tür wurde geöffnet und leise wieder geschlossen. Ich saß allein auf meinem Bett und versuchte angestrengt, ein paar Fetzen an Gesprochenem zu erlauschen. Es war vergebens, denn dieses schrille, kreischende Kichern der alten Hexe fesselte meine Gedanken und schien sie in die Truhe zu werfen, aus der ich dieses dämlich vor sich hin schimmernde Krönchen geholt hatte. Abermals unterlag ich der Versuchung, die Tiara vom Kopf zu heben und seufzte enttäuscht auf. Mein Kopf schmerzte, dröhnte gar und Tränen stiegen mir in die Augen. Atme ganz ruhig!, bemüht, mich selbst zu kontrollieren, schüttelte ich dennoch mein Haupt. All die Anstrengungen waren null und nichtig. Doch dann, ganz plötzlich und aus heiterem Himmel, begann sich etwas in mir zu regen. Mir graute es, denn solch eine Empfindung war mir fremd. Ein Beben nahm meinen Körper in Beschlag, fast unterlag ich dem Drang, mich zu übergeben und wollte mich zeitgleich vom Bett fallen lassen, um Schutz zu suchen. Etwas geschah mit mir und niemand kam um mir zu helfen. Leises Gemurmel drang an meine Ohren. Ich wusste kaum noch, wo ich mich befand, als ich, allem Anschein nach, wieder Bewusstsein erlangte. »Sie ist vom Bett gefallen?« Lysop schien misstrauisch, denn seine Stimme war mit Argwohn durchsetzt. »Sie hat gekrampft. Seht doch, sie zittert immer noch!« Es war Chopper, der die Crew über meinen Zustand in Kenntnis setzte. »Warum nimmt sie nicht endlich diese bescheuerte Krone vom Kopf?!« Dies konnte eindeutig nur aus Zorros Mund gekommen sein, denn die Erwiderung, die ich vernahm, war protestierend und beschützend zugleich und entfloh niemand geringerem als dem Smutje. »Was hast du gesagt? Sie hätte dieses verfluchte Teil ja längst runtergenommen, aber es geht nicht runter du, Hirni!«, fauchte Sanji augenblicklich. Etwas zog plötzlich an meinen Haaren, sodass mir ein murrender Laut entfloh. »Oh, hey Leute, Nami ist wach!« So überschwänglich konnte nur Ruffy reagieren und ich sollte mit meiner Vermutung Recht behalten. »Du Idiot!«, donnerten Lysop und Sanji synchron und lautes Gepolter mischte sich unter das entstandene Stimmengewirr. Wie an einem Seil zog mich etwas empor und als ich die Augen aufschlug, starrte ich in die ratlos dreinblickenden Gesichter der Strohhut-Bande. »Nami?« Ich wandte mein Haupt nach links und starrte die Knopfaugen des Rentiers, das mich, mit einem Stethoskop um den Hals, prüfend betrachtete. »Erschreck nicht! Du hattest Krampfanfälle, und dein Körper wurde etwas in Mitleidenschaft gezogen.« Dumpf drang die Prognose meines Zustandes zu meinem Gehirn vor. Ich verstand nicht einmal die Hälfte von dem, was unser Schiffsarzt mir klar zumachen versuchte. »Nami«, begann Chopper erneut, schluckte einmal tief und atmete genauso schwer wieder aus, »bitte, werde jetzt nicht hysterisch!« Sein Gesuch ging mit dem Schweigen der Mannschaft einher. Wieder begriff ich rein gar nichts. Mein Schädel drohte zu platzen, ich brauchte Luft und würde sie in einem überfüllten Raum nicht bekommen. Reflexartig schlug ich die Bettdecke zurück, mit der man mich bedeckt hatte, setzte einen Fuß auf den Boden und wollte einen Schritt tun, als meine Beine sich strikt weigerten, ihre Arbeit zu verrichten. Ich fiel vornüber und wäre beinahe mit dem gesamten Gewicht meines Körpers auf den Boden gefallen, hätte mich Franky nicht aufgefangen. »Oh oh!« Ein warnender Ausruf, der meinem erschrockenen Gesicht wohl alle Ehre machte. »Nami du ...«, legte Ruffy nach, als er mit seiner Warnung viel zu spät kam. »Wieso?«, fragte ich mit großen Augen an Franky gewandt, dem der Mund offen stehen blieb. Mein Versuch, mich empor zustemmen, mich hoch- und fortzudrücken, misslang. Ich war verwirrt, irritiert und fühlte mich so hilflos. Warum reagierten meine Beine nicht auf die Befehle, die mein Gehirn ihnen gab? Wut schäumte in mir hoch. Plötzlich schluckte auch der Cyborg ebenso schwer, wie Chopper es getan hatte. »Nami!«, meinte Franky und klang beinahe verängstigt. Zögerlich wagte ich es, in die Gesichter meiner Mannschaft zu blicken. Ich schaute in jedes Antlitz, in ein Augenpaar nach dem anderen, ehe ich an mir hinunter sah und ein gellender Schrei das Schiff, unsere Thousand Sunny, zum Beben brachte. »Ich bin ein Fisch!«, kreischte ich in Panik und wusste kaum, wie mir geschah. Mein Drang, Halt zu finden, ging in lautem Gejaule unter. Allem Anschein nach hatte ich um mich geschlagen und Lysop und Brook in arge Bedrängnis gebracht. Zumindest sahen sie sehr ernüchtert drein, doch die Beulen und blauen Flecken verrieten ihr Übriges. »Nein, kein Fisch, eher eine Meerjungfrau«, versuchte Chopper zu erklären und ich vernahm nur die gesäuselten Freudenschreie des Kochs, der schwebend durch die Kajüte glitt und dessen Gesicht eine Röte umspielte, wie man sie beinahe alltäglich zu sehen bekam. »Eine Meeeerjungfrau!« Sanji faltete die Hände wie zum Gebet und wurde prompt von Zorro in die Schranken verwiesen. »Wow, cool. Genau wie Oma Cocolo!«, jubelte Ruffy und lachte lautschallend. »Sei still!«, drohte Lysop und schlug ihm auf den Gummikopf. Während all dies geschah, blickte ich an mir herunter. Man hatte mich wieder auf das Bett bugsiert und nun lachte mir das Ausmaß meiner Gier entgegen. Die Krone war verflucht und ebenjener Bann lag nun auf mir. Auf meinen Armen befanden sich vereinzelte, silbrig-leuchtende Fischschuppen, und mein Unterleib zierte nun eine glänzende, gräulich-schimmernde Flosse. Das Gefühl, welches mich plötzlich überkam, als ich probierte mich zu bewegen, war eigenartig und mit Worten beinahe nicht zu beschreiben. Es war, als würden Schenkel, Waden und Füße in einen Schlauch gepresst. Ein beengendes Empfinden, meine Bewegungsfreiheit war eindeutig mehr als eingeschränkt! Es hielt mich noch immer gefangen und doch war da noch etwas anderes, etwas Neues, das drängte und dürstete! »Wasser!«, keuchte ich und stützte mich mit den Armen auf dem Laken ab. An meine Ohren drang nur Gestolper, Tür auf- und wieder zuschlagen und dann hielt man mir bereits ein Glas kristallklares Wasser vor die Nase. Doch das Nass in dem Becher verlangte ich nicht, und es verlangte auch nicht nach mir. Ich blickte auf und sah in angespannte Gesichter. Zögernd nahm ich dennoch das Gefäß entgegen, trank und reichte es zurück. »Besser?«, wollte Chopper wissen, und da ich ihn nicht enttäuschen wollte, nickte ich knapp. »Etwas, ja. Vielen Dank.« Mein Lächeln war gezwungen und doch schien es zu wirken. Wieder meldete sich das Verlangen in mir und ich wurde unruhig und nervös. »Wasser?«, fragte jemand und ich nickte abermals, doch hielt ich plötzlich inne. »Salz!«, sagte ich leise und schüttelte den Kopf über meine Worte. Wieder lautes Gepolter, dann trat Ruffy vor mir und grinste. Er reichte mir den Becher und tat etwas, dass ihm erneut Schelte einbrachte. Ich hielt das Glas in den Händen, blickte argwöhnisch und bestaunte den Versuch des Kapitäns, mittels Salzstreuer ein paar Kristalle in das Wasser fallen zu lassen. »Du Vollidiot!« Nun war es Zorro, dem das Spektakel wohl die Hutschnur überspannte. Erneut kassierte Ruffy Kopfnüsse. »Aber sie wollte doch Salz haben!« Der Kapitän zog schmollend eine Schnute und versuchte, sein Vorhaben zu rechtfertigen. »Ja, Salzwasser, und kein Salz aus dem Streuer. Dein Gummischädel ist genauso löchrig!«, blaffte Sanji wütend, da auch ihm das Verhalten unseres Anführers nicht zu behagen schien. »Wir könnten ... ach nein«, fuhr Brook mit seinen Worten dazwischen, stoppte jedoch, da ihm sein eigener Gedanke wohl zu abwegig erschien. »Brook?« Robin bat ihn dennoch fortzufahren. »Nun, wir könnten Nami doch ins Wasser werfen«, schlug er vor und erlitt, ebenso wie Ruffy, beinahe ein Schädelhirntrauma von den Schlägen, die man an ihn austeilte. »Spinnst du? Nami ins Wasser zu werfen. Bei euch sind wohl die Sicherungen durchgebrannt!« Der Smutje war ganz außer sich und schnaufte wie ein wilder Stier. »Eine Überganglösung wäre auch das Galeriebad oder das Aquarium in der Bar«, schlug Robin in ruhigem, diplomatischem Ton vor. »Oder wirklich das Meer.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)