Der Fluch der Meerjungfrau von irish_shamrock (Die Gier und ihre verheerenden Folgen) ================================================================================ Kapitel 8: Von tiefen Gefühlen und gierenden Fängen --------------------------------------------------- Der Fluch der Meerjungfrau ›Die Gier und ihre verheerenden Folgen‹ Kapitel Acht ≈ Vᴏɴ ᴛɪᴇғᴇɴ Gᴇғüʜʟᴇɴ ᴜɴᴅ ɢɪᴇʀᴇɴᴅᴇɴ Fäɴɢᴇɴ ≈ Ratlosigkeit machte sich auf den Gesichtern der Strohhut-Piraten breit. Als der Smutje mich freigab und ich zurück ins Becken rutschte, war Sanji mit schnellen Schritten den anderen entgegengeeilt, um ihnen Bericht zu erstatten. Zu meinem Verdruss dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis die gesamte Mannschaft eintraf und mich mit Neugierde, Furcht und Anspannung betrachtete. Erst nach der Erläuterung Sanjis hin, wagte es Robin, nach meinen Wangen zu haschen. Ihre warmen Finger streiften meine Haut und waren mir längst nicht so angenehm, wie es die Berührung des Kochs gewesen war. Dennoch, Robins gerunzelte Stirn offenbarte jenes Entsetzen, das ich bereits erwartet hatte. »Nami – was zum?«, ähnlich den Worten Sanjis, spie auch die Archäologin jene Frage aus. Robin erhob sich aus der hockenden Position in der sie verharrt hatte und blickte von einem Mitglied der Crew zum anderen. Einzig der Smutje vermied es, sie anzusehen. »Robin, was?« Es war Ruffy, der allmählich zu erfassen schien, was vor sich ging. »Berührt sie!«, sagte Robin und ich riss die Augen auf. »Wangen, Stirn ... aber seid ruhig und hört zu!« Abrupt wurde an mir gezerrt. Erst Franky, der mir seine Pranke aufs Haupt drückte. Ihm folgte Brook, der mich mit einem skeletierten Finger an der Schulter traf. Beide schwiegen, lauschten und wichen dann zurück. »Unglaublich«, entkam es dem Schiffszimmermann, während ich trotzig und beleidigt zu Robin aufsah. »Ist ja gruselig!«, hörte ich den Musikanten sagen, verdrehte aber sogleich die Augen, denn wohl nichts war schauriger, als ein sprechendes Skelett mit Geige und Zylinder! Den beiden Neulingen schlossen sich Lysop und auch Chopper an. Der Kanonier etwas grob und ungelenk, doch unser Arzt bemühte sich um Sanftheit. Ähnlich Frankys Tat patschte Ruffy mitten in meinem Gesicht umher, während sich Zorro damit begnügte, unter wachsamen Augen des Smutjes, nach meinem Oberarm zu greifen. »Und jetzt?«, fragte Ruffy in die Runde. »Wir sperren sie weg, bis der Fluch gebrochen ist!«, schlug Zorro vor und beinahe war ich versucht, ihm zuzustimmen. »Wir können Nami nicht wegsperren«, sagte Robin entschieden und auch Sanji hatte bereits seine Stimme erhoben, versiegelte dann aber seine Lippen. »Ich werde noch einmal an Land gehen und die Bewohner befragen.« »Ich komme mit!«, entkam es dem Smutje entschieden, doch die hochgewachsene Frau schüttelte den Kopf. Kurz schien Robin zu überlegen, doch dann deutete sie auf Zorro und Lysop, die, ob nun gewollt oder nicht, teil ihres Vorhabens sein mussten. »Wieso ausgerechnet die zwei?«, fragte ich und sah zu Robin auf. »Was Zorro nicht hört, schnappt Lysop auf, und was einen entgeht, erfasst der andere.« Mit einem Zwinkern wandte sie sich zum Gehen. »Sehr schlau«, merkte Franky an und tippelte abermals grübelnd mit dem nackten, linken Fuß auf den Dielen herum. »Sie gleicht ihre Schwächen aus.« Schweigend sah ich dem Trio nach und hoffte auf das Beste. Ein grummelnder Laut entwich meiner Kehle, da Ruffy erneut versuchte, mir im Gesicht umher zugrabbeln. »Ruff- ... Ruffy, lass das!«, zischte ich, wich seinen Fingern aus und glitt vor ihm davon. »Ups«, vernahmen wir noch, eher der Kapitän kopfüber ins Becken plumpste. »Ich habe doch gesagt, du sollst das lassen!«, entkam es mir fauchend, als ich den Gummi-Kerl an Franky übergab. »Wie wäre es mit Ohrenschützern?«, schlug Ruffy vor, zwar noch immer vor Nässe triefend, doch mit einem wachsamen Ausdruck auf dem Gesicht. Zur Verdeutlichung klopfte er gegen die eigenen Lauscher, umso die bauschig-flauschigen Wärmer anzudeuten. »Das sieht bescheuert aus!«, knurrte Sanji, als das Oberhaupt unserer Crew, kaum, dass er den Vorschlag äußerte, von dannen rauschte und mit dem weichen Material zurückkam. »Wenn es funktioniert«, schmollte Ruffy. »Lysop hätte es gefallen!« »Der ist ja auch für jeden Blödsinn zu haben«, erwiderte der Smutje bissig. Irritiert sah ich zu meinen Kameraden auf, nahm aber dennoch die Schoner entgegen. Zwar dämpften diese die Lautstärke und ebenso das Rufen, doch noch immer vernahm ich deutlich die drängenden Worte des Meeres. Ich schüttelte den Kopf, übergab die Ohrenschützer wieder unserem Kapitän und seufzte. »Noch drei Tage«, murmelte Chopper gedankenverloren, während er einen Huf unter sein Kinn schob. Noch drei Tage, echote es in meinen Ohren. »Sanji«, mahnte ich und sah mit verstimmte Miene zu ihm herüber. Der Smutje war nicht von meiner Seite gewichen, seit er der Crew das Abendessen bereitgestellt hatte. »Du musst etwas essen, und schlafen. Du kannst doch nicht die ganze Nacht hier draußen bleiben!« Der Smutje überging meine Worte, und blieb, wo er war. Sanji hatte sich vor dem Gitter niedergelassen, die Beine angezogen und die Arme um die Knie geschlungen, während er mich aufmerksam betrachtete. Robin und die Jungs waren noch immer nicht wieder an Bord. Vermutlich würden sie auch die ganze Nacht fortbleiben und den Worten der Insulaner lauschen, sollten diese noch ein paar nützliche Details preisgeben. Ein schwerer Seufzer verließ meine Lippen, ehe ich den Kopf schüttelte. Wieder sah ich zu dem jungen Mann auf, der sich erneut eine Zigarette anzündete. Die Dritte, innerhalb der letzten zehn Minuten, so zumindest meine Vermutung. Tief holte ich Luft, während ich mich auf den Koch zubewegte. Sanji vernahm das Platschen, das ich verursachte und wirkte verdutzt. Meine Hand hob sich aus dem Nass und griff behutsam nach seinen Fingern. »Geh schlafen!«, forderte ich flüsternd. Ich wollte nicht, dass er sich sorgte, doch meinen Willen würde ich nicht bekommen, denn der Smtuje schüttelte den Kopf. Die Wärme, die mich erfasste, zauberte mir einen roten Schimmer auf die kühlen, blassen Wangen. »Nami.« Die Stille zwischen uns zerbrach durch den erstaunten Ausspruch meines Namens. Ein flüchtiges Lächeln verweilte auf meinen Lippen, als ich in Sanjis fragendes Gesicht blickte. Sein Griff um meine Finger war behutsam, er gab mir Halt, dennoch haschte ich nach dem Metall der Luke, und erlag dem Versuch, mich aus dem Bassin empor zu heben. Schnell fasste Sanji nach meinem Körper und bugsierte mich, so vorsichtig es ihm möglich war, auf das Gatter. Als er das Wort an mich richten wollte, unterbrach ich seine unausgesprochene Frage, indem ich ihm einen Finger auf die Lippen legte. Ich wollte nichts hören, zumindest nichts, das einem Vorwurf gleichkam, oder vor Besorgnis triefte. Die wirren Stimmen, und das drängende Rufen raubten mir schon zu genüge den Verstand. Auch wenn ich dem Smutje das Sprechen verbot, konnte ich dennoch genug Worte in seinem Gesicht finden, die mich für mein plötzliches Verhalten rügten. Lang ertrug ich es nicht an der Luft. Ohne meinen neuen »Lebensraum« würde es mir alsbald elend zumute sein. Wahrlich wäre ich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Würde japsen, keuchen und nach Wasser gieren. Nach Meer und mehr ... Wieder fuhr mir der Schreck in die Glieder, denn noch immer hallte, wütete und lechzte jenes Verlangen nach mir. Das kühle Nass würde mich willkommen heißen, mich umhüllen wie einen Kokon, mir Kraft und Schutz schenken. Doch etwas in mir weigerte sich, Erbarmen zu zeigen. Ich würde und wollte nicht aufgeben, denn meine Freunde würden alles daran setzen, mich aus dieser misslichen Lage zu befreien. All meine Hoffnung ruhte auf Robin und den Jungs ... und Sanji. Noch immer verweilte mein Finger auf seinen Lippen, doch berührte ich jene sensiblen Stellen kaum. Die Wärme, die sein Körper verströmte, drohte mich zu versengen, gar auszutrocknen. Hart schluckte ich, denn ich wollte ihm nicht zeigen, welch Kraft es mich kostete, an Land und an seiner Seite zu sein. Ich erschrak, als ich seine Hände bemerkte, die sich um mein Gesicht schmiegten. Eingehüllt war ich in seiner Stärke, seiner Wärme und ihn. Sanft fuhren seine Finger über meine Haut. »Geh wieder ins Wasser!«, orderte er, ehe Sanji seine Stirn gegen die meine sinken ließ. »Ich will nicht, dass es dir schlecht geht!« Behutsam griff ich nach seinen Händen, Sanji jedoch behielt seine langen, geschmeidigen Glieder noch immer an Ort und Stelle. Sein Atem ging ruhig und er verharrte in Stille. Um von mir abzulassen, müsste er sich regen, doch der Smutje tat nichts dergleichen. Abermals musste ich den Drang niederkämpfen, die salzigen Perlen nicht hervortreten zu lassen, die sich als schwerer Kloß in meinem Halse zusammenrotteten. Sanji tat mir gut. Ein Sehnen, das stärker war, als das Drängen dem Rufen des Meeres zu folgen, wallte in mir auf und drohte auf mich niederzugehen. Mein Herz ... Es schlug wild in meiner Brust. Die Sehnsucht, die mich erfasste ... Worte, die jenes Gefühl beschrieben, fand ich nicht. Schmerzlich rief ich mir meine Situation ins Gedächtnis. Es durfte nicht sein. Nicht mit ihm... Sein warmer Atem streichelte meine Haut, und oh... das schlagende Instrument, das mich am Leben hielt, setzte für einen Schlag aus. Sanft und behutsam drückte Sanji seinen Mund auf meine Lippen und ich ließ es geschehen. Tränen drangen vorwitzig aus meinen Augenwinkeln ... fielen schweigend, ehe mich ein Zittern erfasste und ich nach Luft verlangte, um diese tief in meine Lungen zu ziehen. Doch das Einzige, das ich schmeckte, war Sanji ... »Du gehörst mir!« Abrupt riss ich die Augen auf und mich von den Lippen des Smutjes los. Etwas, das ich nicht sah, zog mich fort, weg von ihm. All das geschah so schnell, dass mich seine rettenden Finger nicht mehr erreichten. Die dunkle Stimme zerrte an mir, drohte und umschmeichelte mich gleichermaßen. Ich wollte nicht gehen, wollte nicht fort, doch das Meer, der Fluch, forderten ihren Tribut. Erstickt schnappte ich nach Luft, als mich die finstere Macht gegen die Reling presste und mir den Atem nahm. Haltsuchend klammerte ich mich an das Schiffsgeländer, hörte, dass Sanji, ganz außer sich und verzweifelter Panik, meinen Namen schrie. Ich wusste kaum, wie mir geschah, als mich jenes düstere Verlangen über die Brüstung zog. »Sanji«, rief ich und sah ihn holpernden Schrittes auf mich zu kommen. Wieder wich mein Name von seinen Lippen, sein Blick war von Furcht gepackt, von Sorge durchtränkt und Zornes geschwängert. Der Smutje hechtete mir nach, doch hielt ihn die Reling zurück. Das Letzte, was ich sah, war Sanjis entsetzter, erschrockener Ausdruck auf dem Gesicht, ehe er begriff, dass es kein Entkommen gab. Das Stampfen und Getrampel von eiligen Schritten ließ den jungen Koch herumfahren, denn der Tumult war den übrigen Strohhut-Piraten nicht verborgen geblieben. Ein erneuter, verzweifelter Ausruf meines Namens wich von seinen Lippen, doch gelangten seine Worte nicht an meine Ohren, das Meer hatte mich bereits in seinen eisigen Fängen. In Wut versuchte ich, mich zu befreien, wollte nach oben, an die Oberfläche. Ich gierte nach dem Himmel, nach Luft und meinen Freunden. Mein Blick verschwamm, ob Tränen oder Wasser, salzig waren beide, es machte keinen Unterschied. Doch da, ganz plötzlich, ein Einbruch im Gefüge von wildem Wasser. Jemand fiel, versank wie ein Stein und doch schien ihm eine Leichtigkeit inne, die das eilige Winden wie einen Tanz wirken ließ. »Sanji.« Erleichterung erfasste mich, nahm mein Herz und umhüllte es schützend. Doch er würde für seinen Edelmut zahlen. Das Meer hatte mich in seiner Gewalt und mein Retter drohte sein Ende in den tiefsten Tiefen zu finden. Flink und schnell schwamm der Smutje auf mich zu, hoffend, mich ergreifen zu können, doch je näher er mir kam, desto energischer zog es mich fort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)