Um Himmels Willen! von ReWeJuIs ================================================================================ Kapitel 4: Die Arbeit beginnt ----------------------------- So, jetzt stehe ich hier, und weiß nicht was ich tun soll. Ich kann überhaupt nicht in Worte fassen, wie zuwider mir allein der Gedanke daran ist, dass ich jetzt Light suchen, und dann für Gott weiß wie lange auf ihn aufpassen soll. Außerdem habe ich auch gar keine Ahnung wie diese Hilfe oder was auch immer da von mir verlangt wird aussehen soll, da ich mich ihm ja anscheinend nicht zeigen darf, und ich schätze mal, dass ich auch nicht mit ihm reden darf, also wie stellen die da oben sich das vor? Naja, mir wird schon was einfallen, zur Not… tja… keine Ahnung, irgendetwas werde ich tun, jetzt muss ich den Mistkerl erst mal finden. Diese Gegend kommt mir nicht im Mindesten bekannt vor, aber ich habe schon eine Idee. Mit neu geschöpftem Selbstvertrauen marschiere ich los, auf der Suche nach einer Telefonzelle. Es dauert nicht mal lange bis ich eine gefunden habe, allerdings muss ich feststellen, dass mein Plan wohl schwieriger umzusetzen sein wird, als ich mir das zu Anfang gedacht habe. Das Telefonbuch auf das ich nämlich spekuliert habe, ist zu meinem Leidwesen komplett zerrissen und wenn ich das richtig sehe, an einigen Stellen sogar angekokelt, ich hoffe, bei der Nächsten habe ich mehr Glück! Ungefähr sechs Telefonzellen später und kurz vor einem Nervenzusammenbruch finde ich endlich ein Telefonhäuschen, mit einem intakten Telefonbuch. Zu meinem Glück ist sogar die Beleuchtung in dem engen Kasten ausgefallen, was mir das Lesen zwar etwas erschwert, aber so bemerkt wenigstens niemand, dass das klobige riesige Ding von einem Telefonbuch auf einmal in der Luft schwebt, und sich die Seiten wie von Geisterhand selbst umblättern, was bin ich doch für ein Glückspilz. Es dauert nicht lange bis ich die Adresse gefunden habe die ich brauche, und da gleich neben der Zelle ein großer Stadtplan hängt, habe ich auch schnell die Straße gefunden zu der ich muss. Ich überlege kurz ob ich zu Fuß gehen, oder lieber fliegen soll, weil ich etwas Angst habe aus der Vogelperspektive die Orientierung zu verlieren, aber als ich dann grob überschlage, dass ich zu Fuß von hier aus geschätzte zwei Stunden zu Lights Haus brauchen würde, entscheide ich mich dann doch fürs Fliegen. Flügel an und ausklappen funktioniert mittlerweile richtig gut, ich bin richtig stolz auf mich und so spreize ich meine Schwingen, gehe etwas in die Knie und springe mit einem kräftigen Satz in die Luft. Ich komme immerhin gute zwei Meter hoch, allerdings habe ich mich mit dem ersten Flügelschlag dummerweise wieder nach unten gedrückt und bin nun zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit auf meinem Arsch gelandet. Das. Mach. Keinen. Spaß! Aber ich kann mir ungefähr denken was ich falsch gemacht habe und so stehe ich auf, balle meine Hände entschlossen zu Fäusten, gehe nochmal in die Knie und stoße mich ein zweites Mal fest ab und diesmal, Halleluja, funktioniert es! Es fühlt sich noch etwas unkoordiniert an wie ich da so durch die Luft eiere, aber das ist auch kein Wunder, wenn man sich selbst nicht sehen kann, ich habe vorhin geschlagene drei Mal am Telefonbuch vorbeigelangt bis ich es zu fassen bekommen habe, diese Sache mit der Unsichtbarkeit sollte man nicht unterschätzen! Als ich dann eine bequeme Flughöhe erreicht habe, von der aus ich zwar immer noch die Straßennamen lesen kann, aber nicht ständig Gefahr laufe mit irgendwelchen Straßenschildern zu kollidieren – das würde mir zu meinem Glück noch fehlen, wenn ich mich selbst mit einem Stoppschild K. O. schlage -, flattere ich schließlich los, meinem verhassten Ziel entgegen. Ich habe mich erstaunlich gut zurechtgefunden und stehe jetzt, nach kaum einer halben Stunde Flug, etwas ratlos vor dem Haus der Yagamis. Die ganze Zeit über habe ich mir überlegt was ich wohl mache, wenn Light nach dem Vorfall – 'nach meinem Tod' zu sagen zieht mich irgendwie runter – nicht wieder nach Hause gegangen wäre, denn hätte er sich direkt mit Misa eine Wohnung genommen, hätte ich wirklich ein Problem gehabt. Aber so wie es aussieht hat mich das Glück, oder Pech, oder Schicksal wohl noch nicht verlassen, denn soweit ich sehen kann, brennt Licht in Lights Zimmer. Anscheinend haben er und sein Vater sich irgendetwas einfallen lassen, warum Light doch wieder nach Hause zurückgekommen ist, seine Mutter wird sich bestimmt sehr gefreut haben. Irritiert schüttle ich meinen Kopf. Was sind das für Gedanken? Das geht mich alles nichts an! Viel wichtiger ist jetzt, wie komme ich da rein? Mit einem Satz erhebe ich mich wieder in die Luft und schwinge mich zu Lights kleinem Balkon hinauf, vielleicht ist die Türe dazu ja offen. Tja, das war’s dann wohl mit dem Glück, die Tür ist, wie ich es insgeheim schon erwartet habe, zu. Unschlüssig stehe ich da und glotze in das nur vom spärlichen Licht von Lights Schreibtischlampe erhellte Zimmer. Fast hätte ich den jungen Mann übersehen, der neben dem Tisch auf dem Boden sitzt und seinen Kopf in den Händen vergraben hat. Was ist denn mit ihm? Ich hätte eigentlich erwartet, dass er hier jetzt mindestens eine Woche durchfeiert, immerhin hat er mich besiegt, aber so wirklich glücklich sieht er mir nicht aus! Recht so! Leiden soll er! Autsch! Schon wieder ein Krampf, aber nicht so schlimm wie der Letzte. So was Blödes… Tja nun, wie soll ich jetzt da reinkommen? Beyond hat doch gesagt, dass das mit dem durch Wände gehen so einfach ist wie unsichtbar machen? Das müsste ich doch locker hinkriegen? Schließlich habe ich auch diese Flügelsache spielend gemeistert! Naja mehr oder weniger… aber das weiß ja keiner! Entschlossen mache ich einen Schritt auf die Balkontür zu und bleibe direkt davor stehen. Ich stelle mir einfach vor, dass ich ohne Widerstand hindurchgehen kann, das dürfte doch total einfach sein! Hm… Und wenn es nicht klappt? Was mache ich dann? Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist. Konzentriert schließe ich meine Augen. Ich bin nicht da und ich kann durch diese Tür, ich bin nicht da und ich kann durch diese Tür, ich bin nicht da und- DOOOOONGGGG!!!!! Verdammte Scheiße! Stöhnend halte ich mir meine Stirn. So ein verfluchter Mist! Mann tut das weh! „Ist da wer?“, höre ich Lights Stimme leise durch das Glas, er hat seinen Kopf gehoben und blickt etwas verwirrt in meine Richtung. Schlagartig vergesse ich den Schmerz auf meiner Stirn und kontrolliere hastig, ob ich auch immer noch unsichtbar bin. Erleichtert atme ich aus als ich feststelle, dass ich meine Hände glücklicherweise nicht sehen kann, das wäre es jetzt noch gewesen! „Hallo? Ist da jemand?“, höre ich Light nun etwas lauter durch die geschlossene Balkontür, er ist in der Zwischenzeit aufgestanden und näher getreten. Forschend sucht er mit den Augen den kleinen Balkon ab, kann aber wohl nichts entdecken. Erst jetzt fällt mir auf, wie mitgenommen der junge Mann vor mir aussieht. Ich kann es in dem dusigen Licht nicht genau bestimmen, aber er scheint mir für seine Verhältnisse recht blass, ich frage mich, was mit ihm los ist?! Dann zuckt er mit den Schultern, seufzt einmal tief, wenn ich seine Körpersprache richtig deute, und wendet sich schließlich um, um zu seinem Schreibtisch zurückzugehen. Diesmal setzt er sich allerdings nicht daneben auf den Boden, sondern auf seinen Stuhl, zerlegt einen seiner Kugelschreiber in seine Einzelteile bis er dessen Mine in der Hand hält, öffnet die oberste Schublade rechts, senkt seine Hand mit der Mine darunter und im nächsten Moment hebt sich ein doppelter Boden und daraus entnimmt er in aller Seelenruhe ein schwarzes Notizbuch. Das ist doch nicht etwa?!? Der kann doch nicht?!? Also jetzt reicht’s! So wütend wie noch nie in meinem Leben zuvor schwinge ich mich mit einem Satz über das Geländer des Balkons, lasse mich in einer Mischung aus Fallen und Gleiten zu Boden sinken und renne – ja ich renne, auch wenn ich das wahrscheinlich seit meinem fünften Lebensjahr nicht mehr getan habe – um das Haus herum zur Haustür wo ich meinen Finger auf die Klingel lege und um elf Uhr Nachts die gesamte Familie Yagami aus dem Bett werfe, aber das ist mir gerade wirklich ziemlich egal, ich muss um jeden Preis verhindern, dass Light Namen in das verdammte Buch schreibt! Es dauert nicht lange, dann sehe ich wie auch im Rest des Hauses die Lichter angehen und keine Minute später wird die Tür geöffnet und Soichiro Yagami steht in einen dunkelgrauen Morgenmantel gehüllt, etwas zerzaust im Türrahmen und guckt verständnislos nach draußen. „Hallo?“, ruft er in die Nach hinaus, der soll lieber mal einen Schritt zur Seite gehen, damit ich mich an ihm vorbeischieben kann, aber da ist nichts zu machen, der Herr Oberinspektor steht da wie festgewachsen und klammert sich an den Türgriff, als würde sein Leben davon abhängen, eine äußerst lästige Angewohnheit! Aber ich habe schon eine Idee. Langsam bücke ich mich, hebe einen der Dekosteine vom Boden auf und werfe ihn ein paar Meter weit. Beim Geräusch des aufprallenden Steins zuckt der Hausherr erschrocken zusammen und macht schon fast automatisch ein paar Schritte nach vorne, drückt sich dabei an die Wand und hat schon eine Hand an seiner Seite, wo sich normalerweise seine Dienstwaffe befinden müsste. Leider habe ich nicht die Zeit mich darüber zu amüsieren, wie sich Lights Vater an einen unschuldigen Stein heranschleicht, und so drehe ich mich zur Seite, damit ich den Mann nicht versehentlich mit einem meiner Flügel streife – ich hab die Dinger einfach noch nicht lange genug und null Ahnung, wo sie anfangen und schon gar nicht wo sie enden wenn ich sie selbst nicht sehen kann -, schiebe mich ins Haus und stürze die schmale Treppe gleich rechts hinauf. Immer noch außer mir packe ich den Türgriff und reiße die Tür auf, wobei mir irgendwie gar nicht auffällt, dass ich den Griff gleich beim ersten Mal erwische, weil ich meine Hand auf einmal wieder sehen kann. „Finger weg von dem Buch Light!“ TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)