Beyond von ReWeJuIs ================================================================================ Kapitel 3: Die Bitte -------------------- Langsam legt sich seine anfängliche Nervosität. Das tut sie immer. Am schlimmsten ist es, kurz bevor er Beyond zum ersten Mal sieht, danach dauert es ein Bisschen, aber meistens beruhigt sich sein Körper sehr schnell wieder und er findet zu seinem gewohnt selbstbewussten Auftreten zurück. Er denkt nicht, dass der Andere weiß, wie sehr er ihn immer wieder aus der Fassung bringt, aber sicher ist er sich da nicht. Seine Atemzüge bewusst flach haltend mustert er seinen Gefangenen und verspürt wie jedes Mal überwältigendes Mitleid für ihn. Er würde ihn so gerne gehen lassen, würde so gern seinen Versprechungen von Besserung und Neuanfängen glauben, würde ihm so gerne die Reue die er ihm ein ums andere Mal vorspielt abkaufen, aber er weiß es einfach besser. Beyond Birthday ist ein berechnender Bastard, der jede Schwäche seinerseits ausnutzen würde, um ihm zu entkommen und was danach geschehen würde, das wissen nur die Götter. Mit einem tiefen Seufzen macht er sich daran, die Folie von dem Teller zu entfernen. Eigentlich hätte er sich das Einpacken auch gleich von vornherein sparen können, aber so sieht es einfach viel schöner aus und als er das Lächeln gesehen hatte, dass beim Anblick der Plätzchen über Beyonds Gesicht gehuscht war, hatte sein Herz einen kleinen Salto geschlagen. „Hier, mach den Mund auf.“, fordert er den Gefesselten auf und hält ihm eine der Süßigkeiten unter die Nase. Eine Blume. Gehorsam öffnet Beyond seinen Mund, hält aber die ganze Zeit über seinen Blick gefangen; fast wäre ihm der Teller aus der Hand gefallen, hätte er sich nicht in letzter Sekunde daran erinnert, dass er diesen festhalten, und dafür das einzelne Plätzchen loslassen muss und nicht umgekehrt. „Und?“, will er dann wissen und sieht dabei zu wie Beyond andächtig kaut, wobei dieser ihn nicht auch nur für eine Sekunde aus den Augen lässt. Als der junge Mann vor ihm nach einer Minute noch immer nichts gesagt hat wird er unruhig. Zweifel überkommen ihn. War das Rezept falsch? War die Marmelade ranzig? Hatten er und Watari Zucker mit Salz verwechselt? Warum sagt er nichts? „Nicht gut?“, hakt er vorsichtig nach und windet sich unter dem intensiven Blick Beyonds, man könnte fast meinen das wäre Absicht! „Doch.“, kommt schließlich die ersehnte Antwort und L fällt ein wahrer Felsbrocken von seinem Herzen. „Das schmeckt wirklich ganz ausgezeichnet! Und die hast wirklich du für mich gemacht?“, will er dann wissen und lächelt sein schönstes Beyond-Lächeln, das außer L noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat. Dieses Lächeln geht ihm durch und durch, krabbelt in jede seiner Zellen, kriecht in jeden noch so kleinen Teil seines Körpers und wärmt ihn. „Um ehrlich zu sein, Watari hat die meiste Arbeit gemacht aber ich habe mitgeholfen.“ Bei den letzten Worten kann er nicht verhindern, dass sich ein Hauch von Stolz in seine Stimme schleicht und plötzlich sieht er den kleinen Mello im Geiste vor sich stehen und denkt, dass sie sich eigentlich doch gar nicht so unähnlich sind. „Trotzdem danke. Kann ich noch einen haben?“ „Natürlich, die sind alle für dich!“, sagt L und lässt in seiner Begeisterung ein zweites Mal fast den Teller fallen, so sehr freut er sich über das Interesse und die Bestätigung des Andern. Woher dieses überschwängliche Glücksgefühl kommt, darüber will er lieber nicht nachdenken. Selig steht er da und füttert seinen Gefangenen mit den Keksen, sieht ihm dabei zu wie dieser immer wieder genießerisch die Augen schließt und leise Laute des Genusses von sich gibt, nur um ihm danach wieder fest in die Augen zu blicken und ihm das Herz zu wärmen, war er doch der Einzige der das vermochte. Der Teller lehrt sich ziemlich schnell und es dauert nicht lange, bis nur noch ein einziges Herz-Plätzchen übrig ist. Mit ruhiger Hand hält er es Beyond an die Lippen und wartet darauf, dass der seinen Mund öffnet. Mit gebanntem Blick sieht er dabei zu, wie der Andere sich ein Stück, so weit wie seine Fesseln es zulassen, nach vorne beugt, seine Lippen teilt und sie um den Keks schließt, inklusive seines Daumens und Zeigefingers mit denen er den Keks hält. Ein Feuerwerk explodiert in seinen Fingerspitzen, rast hell leuchtend durch seinen Körper und setzt ihn in Brand, bis die Flammen in seinem Inneren hoch auflodern. Er spürt wie er rot anläuft als Beyonds Zunge hauchzart seine Haut streift, seine Kopfhaut beginnt zu kribbeln und seine Beine scheinen auf einmal nur noch aus Gummi zu bestehen. Es kostet ihn all seine Selbstbeherrschung ruhig zu bleiben, nicht zurückzuzucken und so zu tun, als würde ihn das alles nicht berühren, als wäre es das normalste auf der Welt, wenn ein überführter Serienkiller an seinen Fingern leckt und ihn damit an den Rand des Wahnsinns treibt. „Beyond, du stinkst!“, ist das Erste was ihm einfällt um den Anderen dazu zu bringen von ihm abzulassen, er selbst ist gerade einfach nicht fähig seine Hand aus eigener Kraft zurückzuziehen. Grinsend zieht Beyond sich von ihm zurück und leckt sich noch einmal über seine schön geschwungenen Lippen bevor er antwortet. „Ich weiß. Könnte daran liegen, dass mein Körper schon seit einer Woche kein Wasser mehr gesehen hat.“ L kann den leisen Vorwurf der in diesen Worten mitschwingt durchaus hören, hat diesen sogar erwartet. Es ist für ihn einfacher mit Beyond umzugehen, wenn der mit ihm unzufrieden ist, denn zu viel Nähe und Zutraulichkeit wirken sich äußerst negativ auf seine Denkfähigkeit aus und das kann er sich einfach nicht leisten wenn er hier unten bei ihm ist. „Na dann los, machen wir dich mal frisch!“ Baden mit Beyond ist immer wieder ein Erlebnis. Er traut sich nicht ihm die Fesseln komplett abzunehmen, kann ihm so auch nicht sein Shirt ausziehen, das mittlerweile wirklich schlimm aussieht; die wöchentlichen Waschungen schaffen es einfach nicht den Stoff wirklich zu säubern und er kann sich lebhaft vorstellen, wie unangenehm sich das auf der Haut mittlerweile anfühlen muss, gleiches gilt natürlich auch für die dunkle, mittlerweile schmutzstarrende Hose, aber er kann es nun mal nicht ändern, Beyond kann man einfach nicht trauen. Mit einem Seufzen bückt er sich und öffnet die Fesseln um Beyonds Fußgelenke mit dem Schlüssel um seinen Hals. Heute schließt er sie zum ersten Mal komplett auf und lässt dem Anderen so mehr Bewegungsfreiheit, als er sie in den letzten sechs Monaten erfahren hat. „Huh? Wie komme ich denn zu der Ehre?“, will der dann auch prompt mit einem freundlichen Grinsen im Gesicht wissen und schüttelt seine Füße im Wechsel aus, genießt offensichtlich die neugewonnene Freiheit. Den Grund für seine plötzliche Großzügigkeit kennt L selbst nicht und so schweigt er, während er schon mal voran ins Bad geht und darauf wartet, dass Beyond ihm folgt der gerade mit schnellen, weit ausgreifenden Schritten durchs Zimmer läuft und sich anscheinend seines Lebens freut. Wie schön… „Kommst du?“, fragt L schließlich und betritt das kleine Badezimmer wo er direkt auf die große Wanne zusteuert und das warme Wasser aufdreht. „Ach noch einen Augenblick! Das fühlt sich gerade so toll an!“, kommt es aus dem großen Zimmer und L zuckt wie unter einem Stromschlag zusammen als es plötzlich laut kracht und er hören kann, wie das Leben eines der Einrichtungsgegenstände gerade beendet wird. „Puuuh! Das habe ich gebraucht!“ Langsam geht er zurück zu seinem Gefangenen nicht sicher, ob er wirklich wissen will was der Auslöser für dessen Ausbruch und Freude ist. Über das ganze Gesicht strahlend steht Beyond barfuß wie er ist in einem Scherbenhaufen, denn mehr ist von der schön bemalten Vase, die zur Dekoration auf einem kleinen Tisch gestanden hat, nicht mehr übrig. „Die war teuer.“ Mehr fällt ihm dazu nicht ein muss er sich doch insgeheim eingestehen, dass er noch zehn weitere dieser Vasen opfern würde, um Beyond nur einmal so herrlich ehrlich und losgelöst lächeln zu sehen. „Na komm jetzt, aber pass auf die Scherben auf, damit du dich nicht schneidest!“ „Ach und wenn, das war es mir wert!“, antwortet der Andere und hüpft mit kleinen Sprüngen zu ihm herüber. „Wie stehen meine Chancen auf ein richtiges Bad mein Lieber?“, haucht er, als er nur Zentimeter vor ihm zum Stehen kommt und sich schon fast unverschämt nahe vor L stellt. „Was meinst du?“, fragt der junge Detektiv unsicher, obwohl er genau weiß, was damit gemeint ist. „Ich will mich endlich richtig waschen.“, flüstert Beyond und zieht einen Schmollmund. „Bitte…“ L´s Herz ist kurz davor ihm aus der Brust zu hüpfen. Die Nähe des Anderen setzt ihm diesmal noch mehr zu als sonst und er kann es nicht verhindern, dass sich kleine verräterische Gedanken in seinem Kopf bilden wie: Was soll schon groß passieren? Er kann ja doch nicht raus. Und außerdem wird alles überwacht, mir kann nichts geschehen und er würde mir nie wehtun. Oder? TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)